"Work-(Life-)Relationship-Balance". Das "Ausbalancieren" von Privatleben und Erwerbsarbeit von Personen in spätmodernen Zweierbeziehungen


Tesis de Máster, 2018

126 Páginas, Calificación: 1,30


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Wandel von Arbeit, Staat und Subjekt
2.1 Moderne Subjektivierung als Selbstführung - Wandel der Macht in der Moderne
2.2 Die ,Entgrenzung‘ von Erwerbsarbeit und Privatleben
2.2.1 Die Erosion tradierter Strukturen als Merkmal des Postfordismus
2.2.2 Ursachen und Folgen der ,Entgrenzung‘ von Erwerbsarbeit und Privatleben
2.2.3 Kritik am arbeitssoziologischen Subjektivierungs- und Entgrenzungsdiskurs

3. Das ,Ausbalancieren‘ von Freizeit und Erwerbsarbeit - neue Handlungsanforderungen zur Gestaltung des Verhältnisses der Sphären
3.1 Die Erosion tradierter Grenzen als Ursache gestiegener Handlungsanforderungen in der späten Moderne - ,Reflexivierung der Lebensführung
3.2 ,Work-Life-Balance‘ als gouvernementales Konzept: Lebensführung im Schnittpunkt von Selbst- und Fremdführung
3.3 Grenzen und Möglichkeiten zur Handlungsmacht hinsichtlich des ,Ausbalancierens‘

4. Soziologie der Zweierbeziehung
4.1 Einführung in den soziologischen Gegenstand der Zweierbeziehungen
4.2 Zum Wandel der Zweierbeziehung in der reflexiven Moderne
4.2.1 Das Aufkommen des romantischen Liebesideals
4.2.2 Die partnerschaftliche Liebe als neues diskursives Leitbild
4.3 Exkurs: Die Zweierbeziehung als ,Trägheitsmoment‘ im Wandel der Geschlechterverhältnisse
4.4 Familie und Zweierbeziehung als Herstellungsleistungen
4.4.1 Familie als Herstellungsleistung
4.4.2 Zweierbeziehung als Herstellungsleistung

5. ,Work-(Life-)Relationship-Balance‘ - Das ,Ausbalancieren‘ von Freizeit und Erwerbsarbeit in Zweierbeziehungen
5.1 Die Bedeutung der (partnerschaftlichen) Lebensführung für das ,Ausbalancieren‘
5.2 Personen in Doppelkarrierepartnerschaften als ArbeitskraftmanagerInnen
5.3 Forschungsfrage

6. Forschungsdesign
6.1 Konzeption des Leitfadens
6.2 Die Anwendung der Grounded Theory als Auswertungsmethode

7. Überblick über das Sample
7.1 Frau A
7.2 Frau B
7.3 Herr C
7.4 Herr D
7.5 Herr E

8. Ergebnisse
8.1 Typen des ,Ausbalancierens‘ von Freizeit und Erwerbsarbeit in Zweierbeziehungen
8.1.1 Typ I: ,Getrennte Unterschiede
8.1.2 Typ II: ,Vermischte Gleichheit
8.1.3 Typ III: ,Verbundene Elemente ähnlicher Logik‘ bzw. ,Hand in Hand‘
8.1.4 Zwischenfazit: Die Bedeutung von Zweierbeziehung für das ,Ausbalancieren‘ von Freizeit und Erwerbsarbeit
8.2 Grundelemente der Herstellung von Zweierbeziehung
8.3 Die strategische Synchronisation zweier ,Ausbalancierstrategien‘
8.3.1 Zentrale ,Synchronisationsstrategien'
8.3.2 Spezifische Strategien zur Synchronisation der ,Ausbalancierstrategien'
8.3.3 Die ,Synchronisationsstrategien' als Bestandteil des ,Balancierens‘
8.4 Exkurs: Die Herausbildung von ,Ausbalancierstrategien' als Ergebnis der Verschränkung zweier Lebensführungen
8.5 Fazit aus der Empirieauswertung

9. Diskussion

10. Fazit

Literatur

Die Transkriptionen der Interviews sind aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht in dieser Arbeit enthalten.

1. Einleitung

,Work-Life-Balance‘ (,WLB‘) als Begriff geht davon aus, dass Berufs- und Privatleben mitei­nander in Einklang gebracht werden müssen. Somit wird zum einen impliziert, dass zwischen beiden Bereichen Konfliktpotential herrscht und zum anderen, dass dieses durch Akte des ,Ba- lancierens‘ bewältigt werden könne. Worin genau diese bestehen und um welche Art von ,Ba- lance‘ es überhaupt geht, bleibt weitgehend offen und obliegt daher individueller Deutungsar­beit. Aktuell lässt sich nicht nur im Alltagsgebrauch, sondern auch in personalbetrieblichen Kontexten und wissenschaftlichen Debatten eine zunehmend häufiger werdende Verwendung des Begriffes verzeichnen (vgl. Hildebrandt 2004; Jurczyk 2004: 46ff.; Oechsle 2010: 234ff.). Gar wird er verstärkt als eine Art „Zauberwort“ (Jurczyk 2004: 43) gebraucht, als ob dessen Thematisierung bereits an sich die (Erwerbs-)Welt ein Stückchen besser machen und zur Lö­sung verschiedenster Problemlagen wie zeitlicher Unvereinbarkeit von Familie und Beruf, der Bewältigung von Zeit- und Leistungsdruck und des Erlebens von mentaler Ausgeglichenheit beitragen würde. Dass ein Konzept, das sich explizit dem ,Leben‘ sowie dessen Verhältnis zur Erwerbsarbeit widmet, überhaupt erforderlich wird und sich derart großer Beliebtheit erfreut, ist keineswegs selbstverständlich. Vielmehr wirft dies einige Fragen auf, die allesamt im We­sentlichen mit stark veränderten und gestiegenen Anforderungen an die Lebensführung in Ver­bindung stehen (vgl. Hildebrandt et al. 2000: 34; Hildebrandt 2004; Jurczyk 2004: 46ff.; Oechsle 2010: 234ff.). So resultieren gegenwärtig aus zahlreichen Erosionen tradierter Struk­turen neue Handlungsanforderungen zur Re-Strukturierung von Arbeits- und Lebenszusam­menhängen und damit auch ein verstärktes Erfordernis zur Selbstführung (vgl. Beck/Lau 2005: 109ff.; Hildebrandt et al. 2000; Jurczyk 2004: 43f.; Jurczyk et al. 2008: 14f.; 39-42; Ju- rczyk/Voß 1995: 386-389: Kleemann et al. 2003: 72; Voß 2007: 101). Besonders durch die ,Entgrenzung‘ von Freizeit und Erwerbsarbeit (vgl. Kratzer/Sauer 2005: 117) werden „zunehmend Anforderungen an die handelnden Subjekte gestellt [.], das Verhältnis von ,Arbeit‘ und ,Le- ben‘ auf individuelle Weise aktiv zu gestalten und dabei gegebenenfalls auf eine für sie passende Weise auch wieder Abgrenzungen vorzunehmen“ (Kleemann et al. 2003: 72).

Auch vor dem Hintergrund verbreiteter ,Erschöpfungstendenzen‘ (vgl. Ehrenberg 2004) gilt es, die eigene ,Arbeits- und Lebenskraft‘ (vgl. Jürgens 2009) durch ,gelungene‘ Selbstführung - herzustellen und zu erhalten (vgl. Hildebrandt 2004: 33; Hildebrandt et al. 2000: 34; Ju- rczyk/Voß 1995: 386-389). Angesichts der umfassenden Verinnerlichung der Norm der Nut­zenmaximierung mittels diverser neoliberaler Leitbilder (vgl. Bröckling 2007), vermehrt unab­schließbarer und überfordernder Anforderungen (vgl. ebd.: 289; Ehrenberg 2004: 248) sowie der zunehmenden ,Entgrenzung‘ von Privatleben und Erwerbsarbeit kann das ideologisch auf­geladene Konzept ,WLB‘ (vgl. Hildebrandt 2004: 33; Oechsle 2010: 239) diesbezüglich als sozial wirkmächtiges Schlüsselkonzept neoliberaler Subjektivierungsprozesse gelten: „Ziel des Balancierens ist die Erhaltung bzw. die Erhöhung von Lebensqualität [.]. Damit hat das Kon­zept auch immer eine normative Aufladung in Richtung des ,guten Lebens‘, eines Lebens im Gleichgewicht“ (Hildebrandt 2004: 33). Es birgt für das hier verfolgte Forschungsinteresse das Potenzial, dass nicht nur organisatorische Aspekte spätmoderner Lebenskonstellationen wie Zeitmangel oder die paarinterne Aufteilung von Sorge- und Hausarbeit thematisiert werden, wie dies bei der Debatte um die ,Vereinbarkeit' von Familie und Beruf in der Regel der Fall ist, sondern „auch Körper und Gesundheit, Freizeit, Hobbys und soziale Beziehungen [.] als Lebensbereiche“ (Oechsle 2010: 235), spezifische Subjektivierungsweisen (vgl. Paulus 2012: 224; 419) sowie damit die gesamte Lebensführung miteingeschlossen werden. Gleichermaßen wird durch die in dieser Arbeit aufgegriffene Verwendung des Begriffes des ,Ausbalancierens‘ auch der diskursive Wandel von der ,Vereinbarkeit‘ zur ,WLB‘ als Folge der Erweiterung von Handlungsanforderungen und eines verstärkten Erfordernisses und Anspruches zur Selbstfüh­rung im Zuge zahlreicher ,Entgrenzungen‘ ernst genommen (vgl. Hildebrandt 2004; Hilde­brandt et al. 2000: 34; Jurczyk 2004: 46ff.; Oechsle 2010: 234ff.; Kap 3.2).

Da die Herstellung und Beibehaltung einer ,Balance' zwischen ,Work' und ,Life' also als grundlegendes Motiv neoliberaler Selbstverwaltung gedeutet werden kann, betrachtet diese Forschungsarbeit Strategien des ,Ausbalancierens' von Freizeit und Erwerbsarbeit. Gleichzei­tig wird auch nach der Rolle privater Lebenskontexte beim Umgang mit dem neuartigen Ver­hältnis von Freizeit und Erwerbsarbeit gefragt. Diesbezüglich wird im bisherigen Forschungs­stand in der Regel vor allem Familie und die paarinterne Aufteilung von Sorgearbeit erforscht, wie beispielsweise anhand der häufigen Verwendung des Begriffes der ,Vereinbarkeit‘ von Fa­milie und Beruf (vgl. etwa Jurczyk 2004: 46ff.; Oechsle 2010: 235) oder auch des auf die ge­stiegenen Anforderungen zur Pflege familiärer Beziehungen verweisenden , doing family‘- Konzepts (vgl. dazu Jurczyk 2014; Jurczyk et al. 2008: 42; Jurczyk et al. 2014: 11ff.) deutlich wird. Dagegen setzt die hier vorliegende Arbeit einen anderen Fokus, da sie sich der Zweierbe­ziehung als einem „Prototyp der Vergemeinschaftung“ (Lenz 2009: 10) und einer wesentlichen Lebenskonstellation zahlreicher Subjekte widmet, die deren Handeln und Lebensweise nach­haltig prägt (vgl. ebd.: 36ff.). Ebenso wie Familie wird sie durch die Synchronisation von Le­bensführungen sowie durch die Konstruktion einer gemeinsamen Wirklichkeit (vgl. Lenz 2014) hergestellt und stellt somit eine Realität eigener Art dar, welche auf die Subjekte selbst zurück­wirkt (vgl. Lenz 2009: 36). Insofern wird die Lebenskonstellation der Zweierbeziehung also im Kontext spätmoderner Vergesellschaftung betrachtet. Ebenso werden die zahlreichen ,Entgren- zungsprozesse‘, insbesondere von Erwerbsarbeit und Freizeit, als Ursache neuer Handlungs­anforderungen nachgezeichnet. Im Zentrum steht dabei - vor allem in empirischer Hinsicht - die Frage nach Umgangsstrategien mit dem Verhältnis der Sphären. Die Forschungsfrage für die Empirie lauter daher wie folgt: „ Welche Strategien zur ,Ausbalancierung‘ von Erwerbsar­beit und Freizeit wenden spätmoderne Subjekte in Zweierbeziehungen an?“. Zur Untersuchung der Forschungsfrage wurden fünf leitfadengestützte Einzelinterviews erhoben, verschriftlicht und anhand der Grounded Theory ausgewertet.

Zum Zweck der Vorbereitung und Ergänzung des empirischen Teils wurde zunächst auf Basis theoretischer Erkenntnisse ermittelt, wie sich die ,Entgrenzung‘ der Lebensbereiche und der damit verknüpfte verstärkte Trend zur nutzenmaximierenden Selbstführung auf Praktiken des ,Balancierens' der Lebensbereiche auswirkt. Eine zentrale Erkenntnis besteht darin, dass ,All- tägliche Lebensführung‘, Zweierbeziehung und Familie vermehrt aktiv hergestellt werden müs­sen, woraus erhöhte und neue Anforderungen an die Lebensführung in der späten Moderne resultieren (vgl. Kap. 3.1; 4.4). Außerdem erweist sich die Herstellung einer individuell erlebten ,Balance‘ als höchst subjektive Angelegenheit, da sie stets über die (partnerschaftliche) Le­bensführung vermittelt ist (vgl. Kap. 5.1). In den sich anschließenden Passagen wird ein Über­blick über den Aufbau der Kapitel sowie die zentralen Ergebnisse geliefert.

Kapitelübersicht

Zu Beginn des theoretischen Teils wird zunächst dargelegt, inwiefern sich im Prozess der Mo­dernisierung ein Wandel der Macht vollzieht, da Macht individualisiert wird und in die Subjekte selbst eindringt, sodass neoliberale Regierung über die Schnittpunkte von Selbst- und Fremd­führung operiert. Anschließend werden zahlreiche daraus resultierende ,Entgrenzungsprozesse‘ als Teil einer Krise des Fordismus nachgezeichnet, wobei der Fokus auf die ,Entgrenzung‘ von Erwerbsarbeit und Freizeit gelegt wird. Diesbezüglich wird dargestellt, inwiefern neue Formen der Arbeitsorganisation zur tendenziellen Erosion von Produktion und Reproduktion, eines da­mit verknüpften Aufkommens eines neuen Typus von Arbeitskraft und eines grundlegenden Wandels der Subjektivierung qua Erwerbsarbeit führen.

Im nächsten Kapitel werden die Erosionen tradierter Grenzen als Merkmal des Zeitalters des Postfordismus anhand Becks Theorie reflexiver Modernisierung in der späten Moderne verortet bzw. mit dieser in Verbindung gebracht. Dabei wird erläutert, inwiefern aus der Auflösung tradierter Grenzen neue Handlungsanforderungen im Sinne des Erfordernisses verstärkter Selbstführung entstehen. Dies wird anhand des Konzepts ,Alltäglicher Lebensführung' sowie - darauf aufbauend - am Theorem ,reflexiver Lebensführung' dargelegt. Da sich die Theorie der reflexiven Modernisierung auch für die Analyse von Zweierbeziehungen als geeignet er­weist (vgl. Kap. 4.2), wird diese als leitende Perspektive verwendet, wobei die aus zahlreichen ,Entgrenzungen‘ tradierter Strukturen im Zeitalter des Postfordismus abgeleiteten Erkennt­nisse eines Wandels von Arbeit, Staat und Subjekt insofern auch der späten Moderne zugeord­net werden können, als auch diese wesentlich durch die Erosion tradierter Strukturen gekenn­zeichnet ist. Die Verwendung zweier unterschiedlicher Theoriestränge geht aus der Unvollstän­digkeit der Theorie reflexiver Modernisierung hinsichtlich des konkreten Wandels von Er­werbsarbeit und den dagegen vorherrschenden umfangreichen Beschreibungen als ,postfordis- tisch‘ bezeichneter ,Entgrenzungsprozesse‘ von Erwerbsarbeit hervor.

Die verstärkte Tendenz zur Selbstmobilisierung als Merkmal spätmoderner Subjektivierung drückt sich in einer diskursiven Verschiebung von Begriffen - wie jener von der ,Vereinbarkeit‘ zur ,WLB‘ - aus (vgl. Kap. 3.2). Des Weiteren wird angesichts der umfassenden Selbstmobili­sierung spätmoderner Subjekte die Frage nach Möglichkeiten und Grenzen der Handlungs­macht hinsichtlich der Gestaltung des Verhältnisses von Erwerbsarbeit und Freizeit aufgewor­fen (Kap. 3.3). Dabei werden Praktiken zur eigenmächtiger Begrenzung zwischen den Lebens­bereichen ebenso wie Selbstsorge als zentrale Möglichkeiten zur Handlungsmacht sowie gleichzeitig als elementare Bestandteile einer zunehmend erforderlichen ,reflexiven Lebens- führung‘ im Sinne eines ,nachhaltigen‘ Arbeitskraftmanagements rekonstruiert. Das Subjekt als ArbeitskraftmanagerIn muss damit auch in der privaten Sphäre nicht nur (Kurzzeit orien­tiert) selbstkontrolliert, -rationalisiert und -ökonomisiert handeln, indem es sich an gegebene Bedingungen anpasst, sondern angesichts zunehmend unabschließbarer Anforderungen und verstärkter ,Entgrenzung‘ zwischen den Sphären auch die langfristige Reproduktion persönli­cher Ressourcen durch eigensinnige Grenzziehungen zwischen den Lebensbereichen sowie häufig damit verknüpfte Formen von Selbstsorge ermöglichen. Im vierten Kapitel wird schließ­lich die Zweierbeziehung als soziologischer Gegenstand eingeführt (Kap. 4.1) sowie als ,Träg- heitsmoment‘ im Wandel der Geschlechterverhältnisse aufgezeigt (Kap. 4.3). Des Weiteren wird der Wandel von Zweierbeziehung in der Spätmoderne hinsichtlich eines Veränderungs­drucks vom Ideal der romantischen zur partnerschaftlichen Liebe nachgezeichnet (Kap. 4.2). Diesbezüglich wird dargestellt, inwiefern nicht nur Familie, sondern auch Zweierbeziehung in der späten Moderne zunehmend aktiver Herstellungsleistungen der Subjekte bedarf (Kap. 4.4). Diese Perspektive ist besonders anschlussfähig für die verfolgte Fragestellung, da sie auf die aktiven Verschränkungs- und Synchronisationsleistungen der Subjekte verweist. Die Frage nach der subjektiv erlebten ,Balance‘ von Erwerbsarbeit und Freizeit in Zweierbeziehungen wird im fünften Kapitel als ein Produkt der (partnerschaftlichen) Lebensführung beschrieben, insofern als aus subjektiven Deutungen - vor allem aus Beziehungskonzepten und Idealen zur Gestaltung des Verhältnisses von Freizeit und Erwerbsarbeit - Strategien zum ,Ausbalancieren‘ abgeleitet werden (Kap. 5.1), wobei die Frage nach einem möglichen Zusammenhang von ,Ba- lance-‘ und Beziehungskonzepten aufgeworfen wird. Aufgrund eines Mangels an Studien zu herkömmlichen Doppelverdienerpaaren werden zudem Personen in Doppelkarrierepartner­schaften als potentielle ArbeitskraftmanagerInnen untersucht (Kap. 5.2). Diese beiden Unter­kapitel verknüpfen die Frage nach Strategien des ,Ausbalancierens‘ mit der Thematik der Zwei­erbeziehung und erweisen sich daher insbesondere für die Ableitung der Forschungsfrage für die Empirie sowie für die empirische Auswertung dieser Arbeit als wertvoll, wie anschließend genauer dargestellt wird (Kap. 5.3).

Der empirische Teil der Arbeit setzt sich aus einer kurzen Erläuterung des Forschungsdesigns (Kap. 6), eines Überblicks über das Sample (Kap. 7) sowie der Ergebnisdarstellung der Daten­auswertung (Kap. 8) zusammen. Es wird erläutert, welche unterschiedliche Bedeutungen die Lebenskonstellation Zweierbeziehung für das ,Ausbalancieren‘ innehaben kann und wie sie auf unterschiedliche Art - nämlich mittels verschiedener ,Synchronisationsstrategien‘ - hergestellt wird. Diesbezüglich erscheinen die unterschiedlichen Ideale zur Gestaltung des Verhältnisses der Sphären als wesentlich, da sich ,Balance‘ als grundsätzlich offenes und selbst zu deutendes Konzept erweist und Handlungsmuster bzw. Umgangsstrategien (,Ausbalancierstrategien‘) erst aus diesem abgeleitet werden, was auf die Erosion tradierter Strukturen und einen Trend zur Selbstführung im Zuge reflexiver Modernisierung zurückzuführen ist. Auf Basis der (Nicht-) Festlegung wesentlicher Lebensbereiche und der daraus abgeleiteten ,Ausbalancierstrategien' werden deshalb drei Typen des ,Ausbalancierens' von Freizeit und Erwerbsarbeit differenziert. Ebenso zeigt sich ein tendenzieller Zusammenhang von ,Ausbalancierstrategien‘ und den je­weils verfolgten Beziehungskonzepten, indem etwa kollektivistisch orientierte Personen eher an einer ,Trennung‘ der Sphären festhalten. Die hier verfasste Arbeit verfolgt daher die These, dass Lebensführungsmuster und Beziehungskonzepte tendenziell zusammenhängen. Die im Zuge der Auswertung gebildeten Typen des ,Ausbalancierens‘ ebenso wie die These eines ten­denziellen Zusammenhangs von ,Ausbalancierstrategien‘ und Beziehungskonzepten werden im Zuge der Diskussion (Kap. 9) hinsichtlich der aus der Theorie abgeleiteten Erkenntnisse kon- textualisiert und abgeglichen. Dabei erweisen sich zum einem Selbstorganisation, -begrenzung und -sorge als zentrale Strategien des ,Ausbalancierens‘ der Sphären sowie als Ausdruck ver­stärkter Selbstführung, zum anderen wird (nochmals) erläutert, inwiefern sich auch in der Lite­ratur Hinweise eines derartigen tendenziellen Zusammenhanges von Lebensführungsmustern und Beziehungskonzepten finden lassen. Letztlich wird daraus ein Fazit gezogen (Kap. 10).

2. Wandel von Arbeit, Staat und Subjekt

Im Folgenden werden die Implikationen der Krise des Fordismus als einer Auflösung tradierter Grenzen hinsichtlich des Verhältnisses von privater und beruflicher Sphäre nachgezeichnet. Diesbezüglich wird aus einer weitgehend arbeitssoziologischen Perspektive gezeigt, inwiefern es zu einer ,Entgrenzung‘ von Erwerbsarbeit und Freizeit und damit zu einem grundlegenden Wandel moderner Subjektivierung kommt, obgleich die arbeitssoziologischen Diskurse auch kritisch beleuchtet werden. Dabei dient zunächst eine Analyse von Macht und Regierung in der Moderne als Basis der Darstellung dieses umfassenden Wandels.

2.1 Moderne Subjektivierung als Selbstführung - Wandel der Macht in der Moderne

Bevor die Ursachen und Folgen des Phänomens der Auflösung klarer Grenzen zwischen Pro­duktion und Reproduktion dargestellt werden, wird zunächst der grundlegende Wandel von Macht, Regierung und damit von Subjektivierung in der Moderne als dessen Wegbereiter dar­gelegt, insofern als er die Flexibilisierung, Subjektivierung und ,Entgrenzung‘ von Erwerbsar­beit erst ermöglicht hat.

Die Individualisierung von Macht als Ausgangspunkt

Den theoretischen Ausgangspunkt der folgenden Darstellungen stellt die (über die Verinnerli­chung von diskursiv verbreiteten Idealen wirksame) strategisch-produktive' Macht nach Foucault dar, welche auch an den von Norbert Elias beschriebenen Prozess der Zivilisation' erinnert, wie im Folgenden gezeigt wird.

Während zu Zeiten der Monarchie Macht lediglich eine hemmende und einschränkende Wir­kung besaß und daher zahlreiche Prozesse außerhalb des Machteinflusses lagen, war zur Ent­stehung kapitalistischer Strukturen eine neue Form der Macht erforderlich, welche nicht mehr ausschließlich in Form von Verboten wirksam wurde, sondern das Denken und Handeln der Subjekte ohne eine stetige Kontrolle von ,Außen' zu beeinflussen vermochte (vgl. Foucault 2005a: 227f.): „Statt einer globalen, auf die Masse zielenden Kontrolle bedurfte es einer Kon­trolle jedes Einzelnen in seiner Leiblichkeit und seinem gesamten Tun“ (ebd.: 227f.). Die neue Form der Macht, die sogenannte ,strategisch-produktive‘ Macht1, zeichnet sich durch ihre Om­nipräsenz aus, da sie in jeglichen sozialen Beziehungen zum Tragen kommt, in die Subjekte selbst eindringt und an Prozessen der Subjektwerdung maßgelblich beteiligt ist (vgl. Foucault 2005a; b). Indem diese neuen, omnipräsenten Machtbeziehungen „in dieselbe Richtung [.] wie der ökonomische Prozess“ (Foucault 1981: 228) arbeiten, verwandeln sie „die Gesellschaft in eine Produktionsmaschine“ (ebd.: 228).

Dabei werden sie über diskursiv vermittelte Normen handlungswirksam, da in Diskursen Wis­sen, Wahrheit und somit Wirklichkeit produziert und verbreitet wird und das Subjekt insofern stets in historisch kontingente Sinnordnungen eingebettet ist, welche seine Denk- und Hand­lungsmöglichkeiten festlegen (vgl. Bettinger 2007: 77-85; Foucault 1981): „Die Subjekte un­terwerfen sich dem Diskurs; die Macht bestimmt ihr Handeln; während sie sich frei wähnen, entfaltet der Diskurs seine disziplinierende und normalisierende Macht“ (Bettinger 2007: 85). Es handelt sich folglich im Zuge der Entstehung des Kapitalismus um einen Prozess der Indi­vidualisierung von Macht, da Macht nicht mehr ,von außen‘ wirkt, sondern über die Internali­sierung von Normen und diskursiven Leitbildern seitens der Subjekte operiert.

Ähnliches beschreibt auch Norbert Elias in seiner Theorie des Zivilisationsprozesses, indem er den von ihm festgestellten Prozess der Zivilisation auf einen Wandel des Handlungsmodus vom ,Fremdzwang‘ zum ,Zwang zum Selbstzwang' mittels „einer umfassenden Persönlichkeitsmo­dellierung, die auch die psychischen Tiefenstrukturen erreicht“ (Lemke 2001: 82) zurückführt: „Der Kontroll- und Überwachungsstruktur in der Gesellschaft entspricht die Kontrollapparatur, die sich im Seelenhaushalt des Individuums herausbildet. Diese wie jene sucht nun das ganze Verhalten [...] einer genauen Regelung zu unterwerfen“ (Elias 1976: 327f.). Somit ähnelt der von Elias diagnostizierte Zivilisationsprozess der Herausbildung der ,strategisch-produktiven' Macht nach Foucault2: Beide beschreiben eine Entwicklung der Fremd- zur Selbstkontrolle durch die Internalisierung von Normen und damit eine grundlegende Transformation und Indi­vidualisierung der Macht: „Das Leben gelangt in den Einflussbereich der Macht - [.] ohne Zweifel eine der wichtigsten (Veränderungen) in der Geschichte“ (Foucault 2005a: 232). Die Herausbildung des Kapitalismus bzw. der Zivilisation basiert also auf einer Verinnerlichung von Normen und Idealen und setzt somit nicht an Verboten, sondern an Subjektivierungsweisen an, wobei sich die Entstehung kapitalistischer Strukturen bzw. des Zivilisationsprozesses und die Individualisierung von Macht gegenseitig bedingen (vgl. auch Elias 1976: 327f.; Foucault 2005a: 227f.). Aus diesem Grund muss eine Analyse moderner Strukturen einerseits am Subjekt selbst, andererseits an der Wirksamkeit diskursiv verbreiteter Leitbilder des Neoliberalismus ansetzen. Ebenso wird das moderne Subjekt von gesellschaftlichen Strukturen, diskursiven Ide- alen und Denkschemata hervorgebracht, weshalb sich Subjektwerdung als grundlegend ambi­valenter Prozess gestaltet (vgl. Foucault 1987: 246f.) und das autonome Subjekt nach Foucault zu einer Illusion erklärt werden könne (vgl. Bettinger 2007: 77-85; Foucault 2005a).3 Denn um intelligibel, d. h. als gesellschaftliches Subjekt adressierbar und somit handlungsmächtig zu werden, müssen erst bestehende Normen und Kategorien angenommen werden (vgl. Villa 2003). So müssen sich jegliche Kritiken zwangsläufig derer Kategorien bedienen, die sie zu kritisieren versuchen (vgl. ebd.).

Gouvernementale Regierung und sozialstaatliche Aktivierung der Subjekte

Die eben beschriebene Annahme einer Individualisierung der Macht im Sinne einer Tendenz zur verstärkten Selbstführung als Basis moderner Subjektivierung wird im Folgenden durch die Konzepte gouvernementaler Regierung und sozialstaatlicher Aktivierung weiter vertieft. Wäh­rend die bereits betrachteten Macht- bzw. Herrschaftstechniken auf die Bestimmung der Hand­lungsweisen der Subjekte abzielen (vgl. Lemke 2001: 86), werden dabei auch die Selbsttechni­ken als elementarer Bestandteil moderner Subjektivierung beleuchtet.

Das in Foucaults Spätwerk entwickelte Konzept der Selbsttechniken bzw. der „Sorge um sich selbst“ (Foucault 1993: 28) richtet den „Fokus auf diese zielgerichtete und selbstbestimmte Einwirkung auf sich selbst“ (Klingovsky 2009: 113). So stellen die Selbsttechniken eine „Praxis der Selbstermächtigung“ (Alkemeyer 2009: 50) dar, indem sie es den Subjekten ermöglichen „mit eigenen Mitteln bestimmte Operationen mit ihren Körpern, mit ihren eigenen Seelen, mit ihrer eigenen Lebensführung zu vollziehen, und zwar so, daß sie sich selber transformieren [.] und einen bestimmten Zustand von Vollkommenheit, Glück, Reinheit, übernatürlicher Kraft erlangen“ (Foucault 1984: 35f.).

Da jedoch die ,strategisch-produktive‘ Macht, wie bereits erwähnt, omnipräsent ist, bestehen stets Schnittstellen zwischen den Technologien des Selbst und jenen der Macht, sodass das ge­genseitige „Produktionsverhältnis“ (Foucault 1978: 134) beider Technologien ausschlaggebend zur Analyse moderner Machtbeziehungen ist und die Selbsttechniken entsprechend der bereits dargestellten grundlegenden Ambivalenz jeglicher Subjektivierungsprozesse bisweilen auch als Optimierungsstrategien eingesetzt werden (vgl. Pesendorfer 2012: 4). Dennoch ist Selbstsorge nicht mit den Optimierungspraxen, „die Subjekte [...] ,anwenden' um sich den wechselnden gesellschaftlichen Anforderungen und Normen anzupassen“ (Lemke 2001: 86), gleichzusetzen: „Der verinnerlichte Optimierungs- und Normalisierungsdruck ist [.] nur die eine Seite der Medaille. Die angewandten Selbsttechniken können sich zwar niemals von gesellschaftlichen Regulierungen und Herr­schaftsverhältnissen befreien, aber sie können ein Gegengewicht bilden“ (Pesendorfer 2012: 4)

Damit können sie zum Erlangen von Handlungsmacht beitragen (vgl. Kap. 3.3). Durch diese im Neoliberalismus vorherrschende Verknüpfung der „Lenkung der Individuen durch andere mit der Weise ihrer Selbstführung“ (Michalitsch 2012: 114) entsteht eine neue Form der Re­gierung, die gouvernementale Regierung (vgl. Foucault 2004a; 2004b; Lemke 2006), welche „nicht durch Zwang charakterisiert ist, sondern einem beweglichen Gleichgewicht mit Ergän­zungen und Konflikten zwischen Herrschaftstechniken und Selbsttechnologien entspricht“ (Mi- chalitsch 2012: 114). Gouvernementalität kann also als eine spezifisch moderne Regierungs­form begriffen werden, welche über die Schnittpunkte von Selbst- und Fremdführung operiert, sodass Machtbeziehungen stets sowohl staatliches Handeln als auch Subjektiverungsprozesse miteinschließen. Somit erfolgt also eine (auch politisch gesteuerte) Aktivierung der Subjekte (vgl. Lessenich 2008), indem sich gemäß Elias‘ Theorie der hemmende „Fremdzwang repres­siver Sozialformationen mittels [.] politischer Steuerung unablässig [.] in ruhelosen Selbst­zwang verwandelt“ (Dörre et al. 2009: 296f.). Eine derartige umfassende Aktivierung des Sozi­alstaates im Sinne gouvernementaler Regierung besteht in einer „Ökonomisierung der Sozial­politik“ (Wimbauer 2012: 157), wodurch Arbeitsmarkt- und Familienpolitik zunehmend Hand in Hand gehen (vgl. Paulus 2012: 219) und „Aktivität, Flexibilität, Eigenverantwortung, Selbst­kontrolle, Selbstmobilisierung und aktivierte Selbstführung [.] als oberste Referenzfolie (gel­ten)“ (Wimbauer 2012: 156f.). Paulus beschreibt diese komplexe Verbindung von Familienpo­litik und neoliberaler Aktivierung mittels einer umfassenden Untersuchung der Initiative ,Work-Life-Balance als Motor für wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftliche Stabilität^ der deutschen Bundesregierung, in der er zeigt, dass „familienfreundliche Maßnahmen sich letztlich auch als Maßnahme zur Profitmaximierung“ (Paulus 2012: 219) erweisen (vgl. dazu Kap. 3.2). Insofern dient auch die gleichstellungspolitische Forcierung des ,Adult-Worker-Mo- dells‘ der produktivitätssteigernden Aktivierung der Subjekte, da Erwerbsarbeit aufgewertet und „noch mehr als bisher zur Grundlage von [.] finanziellen Ansprüchen sowie zur Referenzfolie legitimer Anerkennungsansprüche wird“ (Wimbauer 2012: 156).4 Dadurch wird auch die Nicht-Erwerbstätigkeit von Müttern zunehmend illegitim (Wimbauer 2012: 154; 2014: 244).5 Somit folgen gleichstellungspolitische Bestrebungen, Familien- und Arbeitsmarktpolitik mit der Forcierung des ,Adult-Worker-Modells‘ auch dem umfassenden neoliberalen Motiv der Ak­tivierung der Subjekte. Dieser Wandel „vom versorgenden zum aktivierenden Sozialstaat und vom [.] Ernährermodell hin zum adult worker-Modell“ (Wimbauer 2012: 156) ist für den Übergang vom Fordismus zum Postfordismus charakteristisch (vgl. Optiz 2004),6 da sich dieser durch grundlegende Entgrenzungen ‘ tradierter Strukturen kennzeichnet, wie im nächsten Un­terkapitel dargelegt wird.

2.2 Die ,Entgrenzung‘ von Erwerbsarbeit und Privatleben

Bevor auf die Ursachen und Folgen der ,Entgrenzung‘ von Erwerbsarbeit und Privatleben ein­gegangen wird, wird im Folgenden zunächst erläutert, inwiefern sich der gegenwärtig überwie­gend vorherrschende Postfordismus durch die ,Entgrenzung‘ tradierter Strukturen - insbeson­dere der strikten Trennung zwischen Erwerbsarbeit und Privatleben - kennzeichnet.

2.2.1 Die Erosion tradierter Strukturen als Merkmal des Postfordismus

Der Fordismus, welcher als Referenzfolie des Postfordismus gesehen werden muss, zeichnete sich neben einer tayloristischen Organisation von Erwerbsarbeit (vgl. Kratzer/Sauer 2007: 240) wesentlich durch das männliche Normalarbeitsverhältnis (NAV) (vgl. dazu Mückenberger 1985), die damit einhergehenden geschlechtsspezifisch verteilten Zuständigkeiten (vgl. Wim- bauer 2012: 119; 2014: 242) sowie die ebenso daraus resultierende starre „räumliche, zeitliche und soziale Abgrenzung von Familie und Freizeit gegenüber Erwerbsarbeit“ (Kratzer/Sauer 2007: 240) aus. Als gleichermaßen charakteristisch kann das „Zusammenspiel von betriebli­chen, tarifvertraglichen und gesetzlichen Regulierungen mit ausgebauten wohlfahrtsstaatlichen Sicherungen“ (ebd.: 240) betrachtet werden. Dagegen geht die etwa seit den neunziger Jahren zu beobachtende Entstehung des Postfordismus als eine Krise des Fordismus mit einer Ver­schiebung bzw. Auflösung tradierter Grenzen, einer „Reduzierung der staatlichen Sicherheits­systeme“ (Schmidt 2010: 137) bzw. einer Aktivierung der Subjekte durch die Sozialpolitik (vgl. Dörre et al. 2009; Paulus 2012; Wimbauer 2012: 156f.) und einer Erosion des NAV und der bisherigen Arbeitsorganisation (vgl. Wimbauer 2012: 120) einher. Letztere führt zu einer Zu­nahme der Prekarisierung von Beschäftigungsformen, die mehrheitlich Frauen (vgl. Schmidt 2008: 358f.) jedoch verstärkt auch Männer trifft und sich in breite Zonen der Gesellschaft er­streckt (vgl. dazu Castel 2000; Dörre 2005; Wimbauer 2012: 120f.).7

Gleichermaßen werden zahlreiche weitere Grenzverschiebungen und -auflösungen unter dem Stichwort der ,Entgrenzung‘ diskutiert. So ist von einer ,Entgrenzung‘ von Familie (vgl. Ju- rczyk et al. 2008: 20-27; 98ff.) und Geschlechterverhältnissen (vgl. ebd.: 27-38; 101-106) im Zuge der Pluralisierung der Lebensformen, der allmählichen Entwicklung zum ,Adult-Wor- ker‘-Modell und der Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit (vgl. Paulus 2012: 196) ebenso die Rede wie von einer ,Entgrenzung‘ von Erwerbsarbeit: „Lauteten die lange bewährten Reform­Vokabeln: Arbeitszeitverkürzung und Mitbestimmung, so sind die neuen fortschrittlichen' Re­form-Schlagworte: Individualisierung, De-Regulierung und Flexibilisierung“ (Schmidt 2010: 137). Zudem kann die „Wahrnehmung von Prozessen zunehmender ,Ineinanderschiebung' von Arbeit und Reproduktionszeit“ (ebd.: 141) - entsprechend einer zunehmenden ,Entgrenzung‘ von ,Arbeit‘ und ,Leben‘ (vgl. Gottschall/Voß 2005) - als ein zentrales Merkmal des Postfor- dismus betrachtet werden, da die Lebensbereiche Privatleben bzw. Familie und Erwerbsarbeit im Fordismus noch eindeutig zeitlich und räumlich getrennt waren (vgl. Jurczyk et al. 2008: 39f.; Wimbauer 2012: 123). Dabei gilt es anzumerken, dass sich diese für den Fordismus typi­sche starre Trennung der Lebensbereiche sowie die damit verknüpfte geschlechtliche Arbeits­teilung erst im Zuge des fortschreitenden Industriekapitalismus entwickelt hat und der „Repro­duktion des männlichen Familienernährers sowie der Produktion und Sozialisation der Kinder [.] diente“ (vgl. Jurczyk et al. 2008: 39f.). Ebenso bot sie einen [.] Schutzraum gegenüber dem unmittelbaren Zugriff von Betrieb und Markt“ (Jürgens 2009: 10). Aufgrund des Wandels von Geschlechterverhältnissen, staatlichen Strukturen und Formen der Arbeitsorganisation im Postfordismus beginnt diese starre Trennung der Lebensbereiche aufzubrechen: „Die Verhält­nisse zwischen ,Arbeit‘ und ,Leben‘ geraten ins Rutschen, wenn Familie bzw. ihre Leistungen als Ressource der Erwerbsarbeit prekär werden“ (Jurczyk et al. 2008: 312), wodurch die Frage nach der Reproduktion neu verhandelt werden muss (vgl. ebd.: 312; Kap. 3; 4.4.1). Vermeint­lich entstehende ,Reproduktionslücken‘ werden in der Regel durch individuelle kreative Lö­sungen kompensiert (vgl. ebd.: 312; Kap. 4.4.1), weshalb jedoch die Anforderungen an die Le­bensführung steigen, wie im nächsten Kapitel erläutert wird. Zunächst wird allerdings die ,Ent- grenzung‘ der Lebensbereiche aus arbeitssoziologischer Sicht genauer untersucht.

2.2.2 Ursachen und Folgen der ,Entgrenzung‘ von Erwerbsarbeit und Privatleben

In diesem Unterkapitel werden zunächst die arbeitsorganisationalen Ursachen der Auflösung klarer Grenzen zwischen Produktion und Reproduktion präsentiert sowie anschließend die da­raus resultierende Tendenz zur ,Optimierung‘ und ,Erschöpfung‘ der Subjekte als zentrale Fol- gen skizziert, wobei die Basis dieser Entwicklungen das bereits dargelegte Entstehen der pro­duktivitätssteigernden Macht nach Foucault darstellt (vgl. Foucault 1981; 1982; Kap. 2.1).

Die Flexibilisierung und Selbstorganisation von Erwerbsarbeit

Hinsichtlich der ,Entgrenzung‘ von Erwerbsarbeit unterscheiden Voß und Pongratz (1998) zwi­schen der zeitlichen Dimension, der räumlichen Dimension (in Form zunehmender Mobilitäts­anforderungen und Teleheimarbeit), der Organisationsebene, welche von einer Verlagerung betrieblicher Entscheidungsprozesse auf die Subjekte geprägt ist, der Sinn- und Motivationsdi­mension in Gestalt der zunehmenden Internalisierung betrieblicher Ziele und somit der Vermi­schung von betrieblichen und individuellen Interessen sowie der Ebene der Arbeitsinhalte, in­dem auch in Bereichen, in denen dies zuvor kaum der Fall war, vermehrt soziale und mentale Fähigkeiten gefordert werden (vgl. dazu auch Kratzer/Sauer 2005: 93; Voß 2007). Die von Voß und Pongratz (1998) unterschiedenen Entgrenzungsdimensionen von Erwerbsarbeit resultieren aus der Selbstorganisation und Flexibilisierung als neue Formen der Arbeitsorganisation (vgl. Kratzer/Sauer 2005: 106), da diese einen neuartigen

„Zugriff auf bislang nur begrenzt zugängliche Ressourcen und Potentiale von Arbeitskraft (ermöglichen): Das sind vor allem das Flexibilitäts- und Steuerungspotential der Subjekte sowie deren kommunikative Fähigkeiten und empathische Eigenschaften und die bislang gegen den Betrieb abgegrenzten zeitlichen, räumlichen und sozialen Ressourcen der Lebenswelt der Beschäftigten“ (ebd.: 93).

Sowohl bei der Flexibilisierung, als auch bei der Selbstorganisation handelt es sich also um „Prozesse einer Entgrenzung, weil sie als Rationalisierungsprinzip auf die Erosion der bislang konstitutiven Grenzziehungen zwischen Unternehmen und Lebenswelt sowie zwischen Person und Arbeitskraft Bezug nehmen“ (ebd.: 106). Während die Selbstorganisation von Arbeit zu einer ,Entgrenzung‘ in den Dimensionen Organisation, Sinn bzw. Motivation sowie Arbeitsin­halte bzw. Qualifikationen (vgl. Voß/Pongratz 1998) und damit zur ,Entgrenzung‘ von Person und Arbeitskraft (vgl. Kratzer/Sauer 2005: 106f.) sowie weitgehend zur Subjektivierung von Arbeit 8 als „ein sich historisch intensivierendes Wechselverhältnis zwischen dem einzelnen Subjekt und der Arbeit“ (Moldaschl/Voß 2003: 19) führt, resultiert aus der Flexibilisierung ins­besondere die ,Entgrenzung‘ von Arbeits- und Lebenswelt in zeitlicher und räumlicher Dimen­sion (vgl. Kratzer/Sauer 2005: 106f).9 In Kombination resultieren aus der Flexibilisierung und der Selbstorganisation bzw. der Subjektivierung von Erwerbsarbeit eine dem anzufügende Ent­grenzungsdimension, die ,Entgrenzung‘ von Freizeit und Erwerbsarbeit:

„Betriebliche Personalpolitik zielt darauf, soziale Kompetenzen und private Ressourcen [.] zu mobilisie­ren, dadurch [.] Rationalisierungspotenziale durch die Beschäftigten selbst ausschöpfen zu lassen; Auf­gaben aus dem Betrieb sollen notfalls auch am heimischen Arbeitsplatz und zeitlich flexibel bearbeitet wer­den“ (Jürgens 2009: 9), wodurch „die Trennung der Lebensbereiche [...] brüchig“ (ebd.: 9) wird.

Vermutlich aufgrund der für die Arbeitssoziologie typischen Fokussierung auf Erwerbsarbeit (vgl. dazu ebd.) ließen Voß und Pongratz also die ,Entgrenzung‘ von Erwerbsarbeit und Privat­leben (vgl. Gottschall/Voß 2005) als eine weitere Dimension ,entgrenzter‘ Erwerbsarbeit un­berücksichtigt. Diese geht aus den anderen hervor und wird in dieser Arbeit als wesentliches Element der Erosion tradierter Strukturen begriffen. Diesbezüglich gilt es anzumerken, dass „die unterschiedlichen Funktionslogiken der Lebensbereiche [.] aufrechterhalten“ (Jürgens 2005: 54) bleiben sowie die empirischen Erscheinungsformen der Flexibilisierung, Subjektivie- rung und ,Entgrenzung‘ von Erwerbsarbeit als Kennzeichen postfordistischer Arbeitsorganisa­tion nicht nur branchenspezifisch, sondern auch einzelfallabhängig ungleich verteilt sind und von durchaus fortbestehenden fordistischen Strukturen überlagert werden (vgl. Kratzer/Sauer 2005: 115ff.; Pongratz 2005), sodass sie ebenso wie das fordistische NAV lediglich als Ideal­typen angesehen werden können. Dennoch handelt es sich meines Erachtens um eine „generelle Entwicklungstendenz [.], in deren Folge Merkmale entgrenzter Arbeit zu allgemeinen Merk­malen von Arbeit werden“ (Kratzer/Sauer 2005: 114) (vgl. Jürgens 2009: 9).

Zudem gilt es zu beleuchten, warum Beschäftigte den neuartigen Zugriff auf die ganze Person durch veränderte Formen der Arbeitsorganisation überhaupt mittragen, wobei sich diesbezüg­lich das Konzept der doppelten Subjektivierung von Arbeit‘ (Kleemann et al. 2003) als wertvoll erweist: „Veränderte betriebliche Strukturen erhöhen den funktionalen Bedarf der Betriebe nach subjektiven Leistungen. [.] Individuen betreiben dagegen eine Subjektivierung der Ar­beit, wenn sie verstärkt subjektive Ansprüche an die Arbeit herantragen“ (ebd.: 62). Damit wird neben den betrieblichen Rationalisierungsstrategien auch konsequent die Subjektebene berück­sichtigt, insofern als die gestiegenen Selbstverwirklichungsansprüche der Beschäftigten in der

Erwerbssphäre im Sinne einer ,normativen Subjektivierung‘ (Baethge 1991) ebenfalls in den Blick geraten (vgl. ebd.: 9). In diesem Zusammenhang lohnt es sich das Aufkommen eines neuen Arbeitskrafttypus anzusehen.

Die ,Optimierung‘ und allmähliche ,Erschöpfung‘ des ,(arbeitskraft)unternehmerischen Selbst‘ Angesichts der im Zuge der Flexibilisierung und Subjektivierung von Arbeit erfolgten Verflüs­sigung von Arbeitsstrukturen mit dem Ziel der Kosteneinsparung nimmt die „abhängige Ar­beitskraft zunehmend ähnliche Eigenschaften [...] (an), wie der Sozialtypus des ,Unterneh- mers'“ (Voß 2007: 97), sodass der sogenannte Arbeitskraftunternehmer10 (AKU) (vgl. Voß/Pongratz 1998) den fordistischen Typus des ,verberuflichten Arbeitnehmers‘ allmählich weitgehend ablöst (vgl. Pongratz 2005; Voß/Pongratz 1998; Voß 2007).11 Er kennzeichnet sich durch eine „Tendenz zu gesteigerter Selbstkontrolle, Selbstökonomisierung und Selbstrationa­lisierung“ (Bröckling 2007: 49), da er sich die Strukturen, welche er zur Ausübung seiner Tä­tigkeit benötigt, stets selbst schaffen und verändern (ebd.: 98-101) und sich daher fortwährend „,selbst-organisieren'“ (Voß 2007: 101) muss.

Die von Bröckling diagnostizierte permanente Anrufung zur ,Selbstoptimierung' in Gestalt der Subjektivierungsfigur des unternehmerischen Selbst', welche ihren Ausdruck in neoliberalen Leitbildern wie der ,Ich-AG‘ findet, ist auch für den AKU als neuen Idealtypus von Arbeitskraft prägend (vgl. Bröckling 2007).12 So ist das Subjekt als AKU dazu angehalten, das gesamte Leben unter den allumfassenden Imperativ der Nutzenmaximierung zu stellen, indem im Zuge der unternehmerischen Anrufung - entsprechend der ,strategisch-produktiven‘ Macht - eine Verinnerlichung von neoliberalen Leitbildern erfolgt: „Keine Lebensäußerung, deren Nutzen nicht maximiert [.] werden könnte“ (ebd.: 283). Somit verschwimmen „[f]ür den Arbeits­kraftunternehmer [.] die Grenzen zwischen Erwerbstätigkeit und Freizeit, Berufs- und Privat­leben, und der Ökonomisierungsdruck erfasst alle Bereiche des Alltags“ (ebd.: 48). Dadurch bringt die stetige ,Optimierung‘ des unternehmerischen Selbst‘ bzw. des AKU nicht nur den durchwegs impulsiv und effizienzsteigernd handelnden „Typus des smarten Selbstoptimierers“ (Bröckling 2007: 289) hervor, sondern ebenso dessen Gegenstück, das ,erschöpfte Selbst'.

Ehrenberg, der in seiner ,Genealogie der Depression' die gesellschaftlichen Bedingungen für die Zunahme von Depressionen bzw. ,Erschöpfungszuständen' (vgl. dazu auch Hillert/Marwitz 2006; Kratzer 2012) untersucht, entlarvt die stetige Anforderung der ,Selbstoptimierung' als gesellschaftliche Ursache der „konstitutive(n) Überforderung“ (Bröckling 2007: 289):

„Gebremst wird die Kraft der unternehmerischen Anrufung zunächst durch die [.] konstitutive Überfor­derung: Das unternehmerische Selbst ist ein ,erschöpftes Selbst'. Weil die Anforderungen unabschließbar sind, [.] läuft [.] (der Einzelne) fortwährend Gefahr, ausgesondert zu werden“ (ebd.: 289).

Da das ,(arbeitskraft)unternehmerische‘ Subjekt angesichts der produktivitätssteigernden Machtwirkung „institutionell gezwungen (ist), um jeden Preis zu handeln und sich dabei auf seine inneren Antriebe zu stützen“ (Ehrenberg 2004: 261), steige die Wahrscheinlichkeit in einen ,Erschöpfungszustand‘ und damit einen Zustand der Hemmung zu verfallen, „um seine beständige Unruhe zu überwinden“ (ebd.: 248).13

Somit lässt sich festhalten, dass das ,unternehmerische Selbst‘ bzw. das Subjekt als AKU auf­grund der Anforderung ständiger Impulsivität infolge der produktivitätssteigernden Macht nach Foucault und der Unabschließbarkeit von Anforderungen (vgl. Bröckling 2007: 289) gleicher­maßen auch ein ,erschöpftes Selbst‘ (vgl. Ehrenberg 2004) darstellt. Es verliert auch seine Handlungsautonomie, indem es sich aufgrund eines Mangels an Handlungshemmungen nicht über Handlungsoptionen bewusst ist (vgl. Mead 1988: 56; Strübing 2005: 123), sondern sich von den einverleibten neoliberalen Idealen leiten lässt (vgl. Ehrenberg 2004: 277), sodass es „glaubt, der Autor seines eigenen Lebens zu sein, während [.] (es) doch Subjekt im doppelten Sinne ist: Souverän und Untertan bleibt“ (ebd.: 277).14 Aus diesem Grund stellt sich die Frage nach Handlungsmacht, weshalb das Vornehmen eigener Grenzziehungen und Praktiken der Selbstsorge als Formen der Handlungshemmung „immer wichtiger (werden) [.] (und) unter entgrenzten Lebensbedingungen eine neue Bedeutung (erlangen)“ (Jurczyk et al. 2008: 193) (vgl. ebd.: 41ff.; 198ff.; 316; Jürgens 2009: 249ff.; Paulus 2012: 419), wie im nächsten Kapitel dargestellt wird. Zunächst werden jedoch wesentliche Kritikpunkte an der arbeitssoziologi­schen Debatte zum AKU und damit der Subjektivierung, Flexibilisierung und ,Entgrenzung‘ von Arbeit präsentiert, welche sich für die folgenden Darstellungen als wertvoll erweisen.

2.2.3 Kritik am arbeitssoziologischen Subjektivierungs- und Entgrenzungsdiskurs

Insgesamt lassen sich gegen den arbeitssoziologischen Diskurs zur Subjektivierung, Flexibili­sierung und ,Entgrenzung‘ von Erwerbsarbeit diverse Kritikpunkte anbringen.

Neben der bereits erwähnten Gefahr zur Verallgemeinerung von Idealtypen lässt sich die be­griffliche „Dichotomisierung von Arbeit und Leben bei der Entgrenzungsdiskussion“ (Wim- bauer 2012: 128) kritisch beleuchten, weshalb beispielsweise Wimbauer in ihrer Analyse von Doppelkarrierepaaren stattdessen die „idealtypischen Handlungslogiken und -sphären Liebe und Arbeit“ (ebd.: 128) aufgreift und dabei feststellt, dass „sich angesichts von Subjektivie- rungs- und Entgrenzungstendenzen die idealtypischen Logiken der einen Sphäre in der je an­deren finden“ (ebd.: 128) (vgl. Kap. 5.2). Außerdem werden im Subjektivierungsdiskurs die ungleichen ,Selbstverwirklichungschancen‘ hinsichtlich der Kategorie Geschlecht15, der zu leistenden Familienarbeit, der Qualifikation und der ethnischen Zugehörigkeit weitgehend un­berücksichtigt gelassen (vgl. ebd.: 126-130; Kap. 5.2).

Das ArbeitskraftmanagerIn-Konzept als Erweiterung der Arbeitskraftunternehmer-These Vor allem aber lässt sich in den vorherrschenden arbeitssoziologischen Diskursen um Flexibi­lisierung, Subjektivierung und ,Entgrenzung‘ eine unausgesprochene Fokussierung auf Er­werbsarbeit und eine Vernachlässigung von Reproduktionshandeln (vgl. Jürgens 2005: 54f.; 2009) sowie damit einhergehend eine grundlegende Geschlechtsblindheit konstatieren, indem beispielsweise der Arbeitskraftunternehmer (AKU) als neuer Idealtypus von Arbeitskraft „ent­lang typischer Lebenssituationen von Männern konstruiert“ (Paulus 2012: 231) und damit im­plizit männlich gedacht wird. Voß und Weiß untersuchen deshalb das Konzept des AKU auf dessen geschlechtliche Dimensionen und stellen dabei fest, dass dieser „vielleicht tatsächlich eher weiblich (ist) - aber ganz sicher keine Mutter“ (Voß/W eiß 2005: 84).

Da Frauen aufgrund von Reproduktionsbedingten Doppelbelastungen eher selbstkontrolliert, -ökonomisiert und -rationalisiert handeln müssen, erweitern Winker und Carstensen (2004; 2007) das AKU-Konzept um die Reproduktionssphäre sowie eine geschlechtersensible Be­trachtung. Sie ersetzen den Begriff durch den des/der Arbeitskraftmanagements (AKM) und betonen Wechselwirkungen zwischen Produktions- und Reproduktionssphäre ebenso wie die erforderliche Koordination verschiedener Tätigkeiten und Lebensbereiche (vgl. Winker/Cars- tensen 2004: 175). Wesentlich für die Subjektivierungsweise der ArbeitskraftmanagerInnen sei eine Übertragung der Anforderungen aus der Produktionssphäre - Selbstkontrolle, -ökonomi­sierung, und -rationalisierung - in die Reproduktionssphäre 16, sodass die Reproduktionsarbeit entsprechend nutzenmaximiert, kontrolliert und geplant erfolgen soll (vgl. ebd.: 175-282): „Da­mit wird klar, dass Reproduktionsstrategien im Kapitalismus den ökonomischen Verwertungs­bedingungen der Arbeitskraft unterworfen sind“ (Winker 2007: 19). Dies klang zwar bereits im Konzept des AKU an (vgl. Kap. 2.2.2), allerdings fokussierte dieses weitgehend auf die Sphäre der Erwerbsarbeit und bezog das vor allem von Frauen erbrachte Reproduktionshandeln (vgl. Kap. 4.3) kaum mit ein, wie soeben dargelegt wurde. Da auch die Reproduktion des Selbst angesichts erhöhter Anforderungen und forcierter ,Entgrenzung‘ zwischen den Lebensberei­chen zunehmend ökonomisch, rational und kontrolliert erfolgen muss (vgl. Kap. 3.3), erscheint das AKM-Konzept zur Beschreibung gegenwärtiger Subjektivierungsprozesse - als geeigneter und wird daher in der weiteren Darstellung als Leitkonzept verwendet. Im nächsten Kapitel wird daher erläutert, inwiefern aus der ,Entgrenzung‘ von Produktion und Reproduktion neue Anforderungen an die Lebensführung resultieren und welche Möglichkeiten zur Handlungs­macht diesbezüglich bestehen. Dabei wird der Postfordismus als ein Zeitalter der Erosion tra­dierter Strukturen im Sinne der Theorie reflexiver Modernisierung in der Zweiten Moderne verortet bzw. mit dieser in Verbindung gebracht sowie - darauf aufbauend - das Erfordernis einer ,reflexiven Lebensführung‘ als Folge der in diesem Kapitel dargestellten diversen ,Ent- grenzungsprozesse‘ nachgezeichnet. Das Verwenden zweier unterschiedlicher Theoriestränge ist auf die Unvollständigkeit der Theorie reflexiver Modernisierung in Bezug auf den konkreten Wandel von Erwerbsarbeit und den dagegen vorherrschenden dezidierten Beschreibungen als ,postfordistisch‘ eingeordneter ,Entgrenzungsprozessen‘ zurückzuführen.

3. Das ,Ausbalancieren‘ von Freizeit und Erwerbsarbeit - neue Handlungsanforderungen zur Gestaltung des Verhältnisses der Sphären

3.1 Die Erosion tradierter Grenzen als Ursache gestiegener Handlungsanforderungen in der späten Moderne - ,Reflexivierung der Lebensführung

Im Folgenden wird erläutert, inwiefern es im Zuge zunehmend ,entgrenzter‘ Arbeits- und Le­bensstrukturen in der Zweiten Moderne zu einer Erweiterung der Handlungsanforderungen und zum Erfordernis einer ,reflexiven Lebensführung‘ kommt. Diesbezüglich wird der Postfor- dismus mit der Theorie reflexiver Modernisierung in Verbindung gebracht. Zudem dient das Konzept der , Alltäglichen Lebensführung‘ dabei als Grundlage.

Postfordismus und/oder Zweite Moderne?

Es wurde bereits dargelegt, dass sich der Postfordismus durch die Auflösung tradierter Grenzen auszeichnet. Da auch die Zweite bzw. späte Moderne wesentlich von einer Erosion tradierter Grenzen geprägt ist (vgl. Beck/Lau 2005: 110ff.), können der Postfordismus und die Theorie reflexiver Modernisierung miteinander verknüpft werden. So kann die Krise des Fordismus als eine Nebenfolge fortschreitender Modernisierung angesehen und somit der Postfordismus in der Zweiten Moderne verortet worden. Im Folgenden wird deshalb gezeigt, inwiefern aus den umfassenden ,Entgrenzungen‘ im Zuge fortschreitender Modernisierung eine Erweiterung der Handlungsanforderungen im Sinne einer ,Reflexivierung der Lebensführung‘ resultiert, indem zunächst die Theorie reflexiver Modernisierung erläutert wird.

Folgen der Erosion tradierter Grenzen in der späten Moderne

Die Theorie reflexiver Modernisierung unterscheidet zwei aufeinanderfolgende Modernen (vgl. Beck 1996; 2007; Beck/Lau 2005; Giddens 1988), wobei die fortschreitende Modernisierung auf ihre eigenen Grundlagen zurückzuwirken beginne und dadurch (unerwartete) Nebenfolgen mit sich bringen würde, mit deren Bewältigung die Zweite Moderne konfrontiert sei (vgl. Beck 1996; 2007; Beck/ Lau 2005). Als derartige Nebenfolgen können meines Erachtens die bereits dargestellte zunehmende ,Erschöpfung der Subjekte‘17 sowie die ,Entgrenzung‘ von ,Arbeit‘ und ,Leben' angesehen werden. Insgesamt führt das Zurückwirken auf die eigenen Grundlagen im Zuge reflexiver Modernisierung auch zur Erosion tradierter Grenzen (vgl. ebd.: 110ff.), sodass die beschriebenen postfordistischen ,Entgrenzungen‘ auch als zentrales Merkmal der Zweiten Moderne gelten können. Aus der umfassenden ,Entgrenzung‘ von Strukturen im Zuge fortschreitender Modernisierung resultiert eine Erweiterung von Handlungsräumen und -anfor- derungen18, insofern als „einerseits neue Spielräume des Handelns (entstehen), andererseits [.] zugleich systematisch die Anforderungen an die Konstruktion und Stabilisierung von handlungsleitenden Strukturen (steigen)“ (Jurczyk et al. 2008: 14f.) (vgl. Beck/Lau 2005: 109ff.). Dadurch bedarf die Lebensführung verstärkt aktiver Herstellungsleistungen: „Da Han­deln immer begrenzende [.] Strukturen braucht [.], zieht deren Erosion und Dynamisierung die Notwendigkeit aktiver neuer Strukturierung und damit ,selbst-verantwortlicher' oder ,selbst-organisierter‘ neuer Begrenzung nach sich“ (Jurczyk et al. 2008: 42).

Individuelle Restrukturierung von Freizeit und Erwerbsarbeit

Insbesondere durch das von der Flexibilisierung und Selbstorganisation von Erwerbsarbeit an­gestoßene Erodieren der Grenzen zwischen ,Arbeit‘ und ,Leben‘ (vgl. Kap. 2.2.2) werden Selbststrukturierungsleistungen und selbstgesetzte Grenzziehungen zwischen den Lebensberei­chen erforderlich (vgl. ebd.: 39-42; Jürgens 2009: 261), worin sich die bereits nachgezeichne­ten Anforderungen an das Subjekt als ArbeitskraftmanagerIn zur „Re-Strukturierung von Ar­beitszusammenhängen“ (Voß 2007: 101) wiederfinden. So werden „zunehmend Anforderungen an die handelnden Subjekte gestellt [...], das Verhältnis von ,Arbeit‘ und ,Le- ben‘ auf individuelle Weise aktiv zu gestalten und dabei gegebenenfalls auf eine für sie passende Weise auch wieder Abgrenzungen vorzunehmen“ (Kleemann et al. 2003: 72).

Insofern müssen Produktion und Reproduktion aufgrund zunehmender ,Entgrenzungstenden- zen‘ auf unterschiedliche Weise zueinander in Beziehung gesetzt werden (vgl. ebd.: 72): „Indi­viduen wählen ihre je spezifischen ,Methoden‘, mit denen sie die Anforderungen auf sehr ver­schiedenen Bereichen in einer integrierten, persönlich geprägten Lebensführung ,bearbeiten‘“ (Jürgens 2009: 146).

Das Konzept ,Alltäglicher Lebensführung‘

Das Konzept ,Alltäglicher Lebensführung ‘ (,ALF‘) (vgl. Jurczyk et al. 2016; Kudera/Voß 1995; Projektgruppe , Alltägliche Lebensführung‘ 1995; Voß 1991) trägt diesen gestiegenen Anforderungen zur Selbststrukturierung im Zuge fortschreitender Modernisierung und daraus resultierender ,Entgrenzung‘ Rechnung, indem es „Lebensführung als Arbeit“ (vgl. Voß 1991) begreift und die erforderlichen, aktiven Herstellungsleistungen der Subjekte betont (vgl. Voß 1995: 34). Das Konzept richtet also den Fokus auf das „permanent Bereichsgrenzüberschrei­tende“ (Jurczyk et al. 2008: 46f.) Subjekt und seine alltäglichen Synchronisations- und Selbst­strukturierungsleistungen, wodurch die dichotomisierende Perspektive auf ,Arbeit‘ und ,Leben‘ (vgl. Kap. 2.2.2) durch eine subjektorientierte Perspektive im Sinne Boltes (vgl. Bolte 1997) ersetzt19 und eine Gegenperspektive zu der in der Arbeitssoziologie dominierenden Vorstellung von Subjektivität als eine in erster Linie erfolgende Anpassung an die Bedingungen der Er­werbsarbeit geschaffen wird (vgl. Jürgens 2009: 149; Kap. 3.3). Obwohl dabei die Gefahr der Vernachlässigung von Strukturen droht, weist das Konzept auch auf die Grenzen von Hand­lungsmacht hin: Die Subjekte „sind zum einen in der Entwicklung ihrer Art und Weise der Lebensführung durch das soziale Umfeld und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ge­prägt, zum anderen können sie [.] ihre Lebensführung nicht umstandslos ändern“ (ebd.: 150). Als Elemente der ,ALF‘ lassen sich Lebenslagen bzw. Ressourcen, zentrale Handlungsmuster und subjektive Deutungen unterscheiden (vgl. Jurczyk et al. 2008: 46f.). Das Handlungsmuster als wichtigstes Element dient dazu, die unterschiedlichen Handlungsfelder durch praktisches Tun zu einem Muster der Lebensführung zu verbinden (vgl. ebd.: 46). Ressourcen beziehen sich auf ökonomische, soziale und kulturelle Kapitalien ebenso wie auf personelle Kompeten­zen und körperbezogene Eigenschaften, wobei sie lediglich bei deren Nutzung oder Themati­sierung relevant werden und sich daraus verschiedene Rahmenbedingungen der Lebensführung bzw. partiell Lebenssituationen ergeben (vgl. ebd.: 46). Als letztes Element lassen sich Orien­tierungen und Werteeinstellungen im Sinne einer meist unbewussten ,Philosophie der Lebens- führung‘ nennen, welche den Lebensführungsmustern zu Grunde liegen (vgl. ebd.: 46f.), wobei diesbezüglich allerdings auch Diskrepanzen vorherrschen, wie noch erläutert wird. Insofern werden Lebenssituationen zunächst hinsichtlich eigener Ziele und wahrgenommener Hand­lungsoptionen subjektiv gedeutet, bevor Handlungsmuster und Umgangsstrategien herausge­bildet werden (vgl. ebd.: 46f.). Die subjektiven Deutungen dürfen deshalb nicht vernachlässigt werden und erwiesen sich auch im Zuge der in dieser Arbeit vorgenommenen Datenauswertung zum Verarbeiten der Lebenslage und zur Herausbildung von Lebensführungsmustern als zent­ral, wie noch gezeigt wird.

Grundlegende Lebensführungsmuster: ,Trennen' und ,Mischen‘

Zur Gestaltung des Verhältnisses von Freizeit und Erwerbsarbeit lassen sich dabei die grundle­genden Muster des ,Trennens‘ und ,Mischens‘ der Sphären (vgl. Egbringhoff 2005; Monz 2017: 124ff.) bzw. der ,Segmentation‘ (= Privatleben und Erwerbsarbeit in zwei getrennten Blöcken) und der ,Integration‘ (= mit hohem Synchronisationssaufwand einhergehende Ver­schränkung der Sphären) ausfindig machen (vgl. etwa Dettmer et al. 2005; Kleemann 2005): „Doch diese Formen [.] können erst vor dem Hintergrund der [.] gemeinsamen Lebensge­staltung und Arbeitsteilung in Paarbeziehungen hinreichend genau beschrieben werden“ (Dett- mer et al. 2005: 326). Dettmer et al. (2005) und Kleemann (2005) kommen in ihren Studien zu dem Ergebnis, dass vor allem Frauen aufgrund ihrer Hauptzuständigkeit für Familienarbeit In­tegration als eine Form der Vermischung von ,Arbeit‘ und ,Leben‘ durch hohen Koordinati­onsaufwand zur ,Vereinbarung‘ von Familie und Beruf als Lebensführungsmuster nutzen, wäh­rend Männer häufig die Form der ,Segmentation‘ mit beruflicher Dominanz sowie zum Ziel der eigenen Leistungssteigerung praktizieren (vgl. Kleemann 2005; Dettmer et al. 2005). Dar­aus lässt sich schließen, dass die Gestaltung des Verhältnisses der Sphären stark mit der ge­schlechtsspezifischen Arbeitsteilung von Paaren zusammenhängt und deshalb auch eine Frage der Aufteilung von Zuständigkeiten darstellt (vgl. Dettmer et al. 2005: 326). Insofern kann da­von ausgegangen werden, dass der Wandel des Verhältnisses der Sphären für die Geschlechter durchaus Unterschiedliches bedeutet und insbesondere Frauen in der Spätmoderne als Arbeits­kraftmanagerInnen angesehen werden können (vgl. Kap. 2.2.3; 5.2).

Die Bedeutung von Orientierungen und Werteeinstellungen

Das Ideal der Trennung der Sphären folgt jedoch auch dem weiterhin häufig handlungsleiten­den Orientierungsmuster der Normalarbeit (vgl. Egbringhoff 2005: 175ff.), welches sich für das ,Gelingen‘ der Lebensführung hinsichtlich neuer Flexibilitätsanforderungen tendenziell ne­gativ auswirkt (vgl. ebd.; Jurczyk/Voß 1995;). Dies geht auch aus den drei Idealtypen ,ALF‘ der Projektgruppe ,Alltägliche Lebensführung‘ (1995) hervor, weshalb diese im Folgenden dar­gestellt werden. Der erste im Rahmen der Projektgruppe beschriebene Idealtyp ,ALF‘, die /tra­ditionelle Lebensführung‘ (= ,Alltags-Routine‘), kennzeichnet sich durch das Festhalten an tradierten Werten, Routinen und Zeitrhythmen (vgl. Jurczyk/Voß 1995: 378f.; 381). Dagegen zielt die strategische Lebensführung‘ (= ,Alltags-Organisation‘) auf einen effizienten Ressour­ceneinsatz und die bestmögliche Form der Zielerreichung ab, was mittels optimierter Organi­sation und vorausschauender Planung erreicht werden soll, allerdings angesichts zunehmender Unkalkulierbarkeiten an Grenzen stößt (vgl. ebd.: 379; 381). Als Mischform beider Typen lässt sich die situative Lebensführung‘ (= ,Alltags-Kunst‘) beschreiben, welche sich durch kurzfris­tiges und flexibles Entscheiden kennzeichnet sowie auf dem Selbstvertrauen und den Kompe­tenzen der Person beruht (vgl. ebd.: 380f.). Da sich dabei ,Arbeit‘ und ,Leben‘ auf dynamische Weise verbinden, entwickeln sich auch hier neuartige Formen der Rationalisierung des Alltags (vgl. ebd.: 380f.; 384). Es ist anzunehmen, dass die situative Lebensführung‘ angesichts ihrer durchaus vorherrschenden Rationalisierung sowie der im Gegensatz zur strategischen Lebens- führung‘ zusätzlich angestrebten „situative(n) Offenheit“ (ebd.: 383) eher dazu beiträgt, be­triebliche Flexibilitätserwartungen angesichts zunehmender Ungewissheiten bewältigen zu können (vgl. ebd.: 382f.). Gleichermaßen kommt auch Egbringhoff in ihrer Studie zu Ein-Per- sonen-Selbstständigen zu dem Ergebnis, dass eine flexible Organisation von Freizeit und Er­werbsarbeit als Handlungs- und Orientierungsmuster im Gegensatz zum Festhalten am Ideal des zeitlichen Musters von Normalarbeit (= /traditionelle Lebensführungsmuster‘ der ,Tren- nung‘ bzw. ,Segmentation‘) zum Bewältigen ,entgrenzter‘ Anforderungen förderlich ist (vgl. Egbringhoff 2005). Insgesamt zeigt sich also, dass sich moderne und traditionelle Lebensfüh­rungsmuster überlagern (vgl. Jurczyk/Voß 1995; Egbringhoff 2005) und das Orientierungsmus­ter der Normalarbeit im Sinne einer ,Trennung‘ der Sphären weiterhin handlungsleitend wirkt (vgl. Egbringhoff 2005: 175):

„Die sich entwickelnden eigensinnigen' Mixturen sind Produkte aus dem Verhaftetsein in einer traditiona- len, an Normalarbeit [.] orientierten Lebensführung einerseits und den aktuellen Anforderungen entgrenz­ter Erwerbsarbeit andererseits, die eine moderne, d.h. offen-flexible Lebensführung provozieren“ (ebd.: 175).

Da sich Diskrepanzen zwischen beruflichen Anforderungen, praktizierten Handlungsmustern und eigenen Idealen - beispielsweise im Falle des Festhaltens am tradierten Muster der Nor­malarbeit unter ,entgrenzten‘ Arbeitsbedingungen - auf das subjektiv erlebte ,Gelingen‘ der Lebensführung negativ auswirken, erweisen sich nicht nur Handlungsmuster, sondern auch die ihnen (größtenteils) zugrundeliegenden Ideale der Lebensführung zur individuellen Bewertung der Chancen und Risiken ,entgrenzter‘ Arbeit als wesentlich (vgl. ebd.: 170ff.). So lassen sich Lebensführungsmuster nicht einfach aus objektiven Faktoren ableiten, sondern sind über per­sonale Kompetenzen - beispielsweise zur Selbststrukturierung - und Einstellungen - zum Bei­spiel die Orientierung am Muster der Normalarbeit sowie die Beweggründe zum Eingehen einer Beschäftigungsform - vermittelt (vgl. ebd.: 165; 176; Jurczyk et al. 2008: 304).

Schlussfolgerungen - das Erfordernis einer ,reflexiven Lebensführung‘

Da sich im Zuge der reflexiven Modernisierung also traditionelle Handlungszusammenhänge zunehmend auflösen, sind die Subjekte vermehrt zur Entwicklung einer individuellen Lebens­führung angehalten, welche „die persönlichen Lebensziele der Personen, ihre Erwerbsorientie­rungen und selbstbestimmte Vorstellungen von ,Arbeit' und ,Leben'“ (Egbringhoff 2005: 174) mittels eigener Ressourcen und Kompetenzen mit den jeweiligen beruflichen und privaten An­forderungen in Einklang bringt. Gleichermaßen werden traditionelle Orientierungen wie etwa jene am Normalarbeitsverhältnis keineswegs bedeutungslos, müssen allerdings - ebenso wie der Wandel der Erwerbssphäre und damit verbundene neue Anforderungen - „in aktiver Aus­einandersetzung auf das eigene Leben (bezogen werden)“ (ebd.: 178) (vgl. Hildebrandt et al. 2000: 34). Insbesondere bei hochgradig ,entgrenzten‘ Tätigkeiten ist deshalb eine ,reflexive Lebensführung' (vgl. Hildebrandt et al. 2000; Jurczyk/Voß 2000) erforderlich, wie sie insbe­sondere im Zuge der ,situativen‘, partiell jedoch auch in der strategischen Lebensführung‘ er­folgt (vgl. Jurczyk/Voß 1995: 382-389):

„Reflexive Lebensführung ist [.] die Form des Alltags, die von Menschen aktiv gestaltet wird, ihnen dabei möglicherweise durchaus gesteigerte Gestaltungschancen einräumt und dazu führt, daß sie Leben alltäglich verstärkt ,in die eigene Hand‘ nehmen“ (Hildebrandt et al. 2000: 34).

Diese kann hinsichtlich des „verstärkten Rationalisierungsdruck(s) und (den) aktiven Steue­rungserfordernissen in der Gestaltung von ,Arbeit' und ,Leben'“ (Egbringhoff 2005: 174) als Schlüsselanforderung für Subjekte in ,entgrenzten‘ Erwerbsverhältnissen betrachtet werden (vgl. ebd.: 174-178). Die durch die ,Entgrenzung‘ von Erwerbsarbeit entstehenden Anforde­rungen können also insofern als ,Zumutungen' entlarvt werden, als sie nicht nur zusätzliche Selbststrukturierungsleistungen und diesbezüglich erforderliche Kompetenzen (vgl. Egbring- hoff 2005; Kleemann 2005; Jürgens 2005), sondern auch eine ,reflexive Lebensführung‘ nötig werden lassen. So „erweist sich diese neue Autonomie und Gestaltungschance als höchst prekär und risikoreich: das Alltags­leben muß nun auch kontinuierlich als Leistung gestaltet werden, was mit vielfältigen wachsenden Anfor­derungen und einer zunehmenden Gefahr der Überforderung und des Scheiterns einhergeht“ (Hildebrandt et al. 2000: 34).20

Den neuen, Selbstverwirklichung versprechenden und daher häufig positiv gedeuteten Mög­lichkeiten der Selbstorganisation steht deshalb „eine negative Seite entgrenzter Arbeit gegen­über: Probleme der Vereinbarkeit von Arbeit und Leben, Arbeitsdruck und Überforderung“ (Kratzer/Sauer 2005: 117).21 Die ,Entgrenzung‘ von Erwerbsarbeit und Privatleben gestaltet sich deshalb als grundlegend ambivalenter Prozess (vgl. Kratzer/Sauer 2005: 114; 117). So ist ein Großteil der Subjekte aufgrund eines umfassenden Trends zur ,Entgrenzung‘ von Erwerbs­arbeit (vgl. Kap. 2.2.2) - ähnlich wie Ein-Personen-Selbstständige oder TeleheimarbeiterIn- nen22 - (partiell) dazu gezwungen „in Auseinandersetzung mit [.] (dem) unmittelbaren sozi­alen Umfeld eine aktive Einbettung der Arbeit im Privatleben vor(zu)nehmen“ (Kleemann 2005: 79) und damit eine ,reflexive Lebensführung‘ zu entwickeln. Dies ist zudem nicht nur unter hochgradig ,entgrenzten‘ Erwerbsbedingungen erforderlich, sondern wird hinsichtlich ei­ner generellen Erosion tradierter Strukturen in der späten Moderne allmählich zur zentralen Herausforderung spätmoderner Lebensführung (vgl. Hildebrandt et al. 2000).

Das hier beschriebene Konzept der ,reflexiven Lebensführung‘ weist folglich auf die im Zuge der Erosion tradierter Grenzen verstärkte und höchstambivalente Anforderung zur Selbststruk­turierung im Sinne einer Rationalisierung und „Verarbeitlichung des Alltags“ (Jurczyk/Voß 1995: 405) und einer „gesellschaftlich erzwungene(n) Selbstbeherrschung neuer Art“ (Hilde­brandt et al. 2000: 34) hin, welche aus der von Elias diagnostizierten Entwicklung vom Fremd- zum Selbstzwang (vgl. ebd.: 35) bzw. der Individualisierung der Macht im Sinne Foucaults und der daraus resultierenden Aktivierung der Subjekte hervorgeht (vgl. ebd.: 34f.; Jurczyk/Voß 1995: 386-389; Kap. 2.1). Im nächsten Unterkapitel wird diese zunehmende Anforderung zur Selbstführung anhand von ,Work-Life-Balance‘ als gouvernementalem Konzept dargestellt.

Da sich die Theorie der reflexiven Modernisierung nicht nur hinsichtlich des Wandels der Le­bensführung, sondern auch für die Analyse von Zweierbeziehungen als geeignet erweist (vgl. Kap. 4.2), fungiert diese im Folgenden als Leitperspektive. Dabei können die aus zahlreichen ,Entgrenzungen‘ tradierter Strukturen im Zeitalter des Postfordismus abgeleiteten Erkennt­nisse eines Wandels von Erwerbsarbeit, Staatlichkeit und Subjektivierung jedoch insofern auch der späten Moderne zugeordnet werden, als auch diese (ebenso wie der Postfordismus) durch die Erosion tradierter Strukturen gekennzeichnet ist. Die Gründe für das Verwenden zweier Theorieperspektiven wurden bereits am Ende des letzten Kapitels genannt.

3.2 ,Work-Life-Balance‘ als gouvernementales Konzept: Lebensführung im Schnittpunkt von Selbst- und Fremdführung

Der sich diskursiv verbreitende Begriff ,Work-Life-Balance‘ (,WLB‘) wird im Folgenden als gouvernementales Konzept betrachtet, das die Subjekte im Sinne einer ,reflexiven Lebensfüh- rung‘ zur Selbstführung in Richtung neoliberaler Interessen anhält und damit im Schnittpunkt von Selbst- und Fremdführung steht (vgl. Kap. 2.1). Dazu wird zunächst die diskursive Ver­schiebung von der Vereinbarkeit' zur ,WLB‘ als Folge der verstärkten Selbstmobilisierung nachgezeichnet.

Diskursive Verschiebungen von der ,Vereinbarkeit‘ zur ,Work-Life-Balance‘

Da die - angesichts zunehmend ,entgrenzter‘ Arbeits- und Lebensbedingungen in der reflexi­ven Moderne - wachsenden Anforderungen einer ,reflexiven Lebensführung‘ das individuelle ,Scheiterungspotential‘ erhöhen (vgl. Hildebrandt et al. 2000: 34), wie bereits im letzten Un­terkapitel beschrieben wurde, wird „die normative Idee des Gelingens [.], mehr noch die nor­mative Vorstellung eines guten Lebens“ (Oechsle 2010: 239)23 ebenso wie die individuellen Akte des ,Ausbalancierens‘ zwischen privater und öffentlicher Sphäre - beispielsweise in Form eigener Grenzziehungen - (vgl. Hildebrandt 2004; Jürgens 2009: 174) noch stärker als bisher betont, während gesellschaftliche Strukturen inklusive Ungleichheiten zwischen den Ge- schlechtern24 in den Hintergrund rücken (vgl. Jürgens 2009: 171; Oechsle 2010: 235). So the­matisiert ,WLB‘ im Gegensatz zur ,Vereinbarkeit' nicht nur (Erwerbs-)Arbeit, Familie und Zweierbeziehung, sondern „auch Körper und Gesundheit, Freizeit, Hobbys und soziale Bezie­hungen“ (Oechsle 2010: 235) sowie spezifische Subjektivierungsweisen und damit Formen der Selbstorganisation und -sorge (vgl. Paulus 2012: 224; 419). Noch mehr als der Begriff der ,Ver- einbarkeit‘ impliziert ,WLB‘ daher eine Übertragung nutzenmaximierender Prinzipien und Handlungsweisen (Selbstökonomisierung, -rationalisierung, -organisation) auf die Sphäre der Reproduktion im Sinne des Arbeitskraftmanagements (vgl. Winker/Carstensen 2007; Kap. 2.2.3), weshalb der Bedeutungsgewinn des ,WLB‘-Begriffs als eine Folge erweiterter Anfor­derungen an die Lebensführung im Zuge forcierter Selbstführung aufgefasst werden kann (vgl. Hildebrandt 2004; Jurczyk 2004: 46ff.). Der diskursive Wandel von der Vereinbarkeit' zur ,WLB' resultiert also aus den neuen und wachsenden Anforderungen einer ,reflexiven Lebens- führung‘ als eine Selbstführung neuer Art (vgl. Hildebrandt 2004; Hildebrandt et al. 2000: 34; Jurczyk 2004: 46ff.), welche das Subjekt als ArbeitskraftmanagerIn angesichts zunehmend ,entgrenzter‘ Arbeits- und Lebensbedingungen in der reflexiven Moderne bewältigen muss (vgl. dazu Kap. 3.1).

,WLB‘ als gouvernementales Konzept

Letztlich lässt sich das diskursiv verbreitete Ideal einer (mittels bestimmter Formen ,ALF‘) zu erreichenden ,Balance' zwischen ,Arbeit' und ,Leben‘25 (vgl. Kap. 3.1) als ein zentrales Ele­ment gouvernementaler Regierung deuten, indem es der Aktivierung der Subjekte zur ökonomi­schen Nutzenmaximierung dient26 und dabei über die Verzahnung von sozialstaatlichen Rege­lungen und Aktivierungsbestrebungen, Angeboten von Unternehmensseite und der Verinnerli­chung und Anwendung auf Subjektebene wirksam wird (vgl. Paulus 2012: 216-224; 229):

„Wesentlich für die Zusammensetzung der Diskursposition erscheint [...] die scheinbare wissenschaftliche Untermauerung der Kernthese, dass durch Work-Life-Balance-Maßnahmen eine dreifache Win-Situation für Unternehmen, Lohnabhängige und die Gesamtgesellschaft hergestellt wird“ (ebd.: 279).

Da das Konzept also „auf den scheinbaren Ausgleich der Interessen von Lohnabhängigen und Arbeitgebern“ (ebd.: 224) verweist, mag es nicht überraschen, dass es ursprünglich aus dem US-amerikanischen ,Human Resource Management stammt und erst anschließend in wissen­schaftlichen Debatten übernommen wurde (vgl. Jürgens 2009: 165). Angesichts einer unter­stellten zu erreichenden Harmonie der Lebensbereiche im Zuge einer ,gelungenen‘ Lebensfüh­rung, obgleich dies „aufgrund struktureller Barrieren nur bedingt und nur für ausgewählte ge­sellschaftliche Gruppen“ (ebd.: 168) möglich ist, eignet sich ,WLB‘ tatsächlich jedoch eher weniger als soziologischer Forschungsbegriff, insofern als dieser ein „strukturkritisches Mo­ment vermissen (lässt), das auf die Diskrepanz zwischen Möglichen und Faktischen hinweist“ (ebd.: 168) und deshalb als diskursives Leitbild betrachtet werden kann27. In dieser Arbeit fun­giert er deshalb gewissermaßen als ,In-Vivo‘-Code (vgl. etwa Strauss/Corbin 1996: 50) sozialer Wirklichkeit, indem dessen soziale Wirkmächtigkeit ernst genommen und aufgegriffen wird. ,WLB‘ wird somit als handlungsleitendes Konzept verstanden, dem zu Folge sich die Lebens­bereiche durch ,gelungenes‘ ,Balancieren‘ gegenseitig befruchten, während das ,Scheitern‘ von Balanceakten vermeintlich zu ,Konflikten‘ führen kann (vgl. dazu Bartolomé/Evans 2000).28 So wurde bereits gezeigt, dass die Verinnerlichung neoliberaler Normen und Leitbilder als we­sentlicher Wirkungsmechanismus der ,strategisch-produktiven‘ Macht fungiert (vgl. Kap. 2.1). ,WLB‘ als gouvernementales Lebenskonzept dient folglich dazu die Subjekte zur verstärkten Selbstführung zu bestreben (vgl. Paulus 2012) und ist damit Ausdruck einer zunehmend akti­vierenden Regierungsform. Insofern erweist es sich als diskursives Leitbild, welches exempla­risch vor Augen führt, inwiefern die Regierung der Subjekte verstärkt an Formen der Selbst­führung geknüpft ist und damit über die Schnittpunkte von Selbst- und Fremdführung operiert (vgl. ebd.: 216-224; 229; Kap 2.2).

3.3 Grenzen und Möglichkeiten zur Handlungsmacht hinsichtlich des ,Ausbalancierens‘

Dass ,WLB‘ im Sinne der zunehmenden Anforderung einer ,reflexiven Lebensführung4 stärker auf Formen der Selbstführung abzielt, kann also als Forcierung des Modus gouvernementaler Regierung im Zuge fortschreitender Modernisierung gedeutet werden. Gleichzeitig sollten die Möglichkeiten subjektiver Bewältigung allerdings nicht überschätzt werden, wie dies bisweilen in ,Vereinbarkeits‘- oder ,WLB‘-Konzepten erfolgt ist (vgl. Jürgens 2009: 168). Im Folgenden werden daher Grenzen und Möglichkeiten zur Handlungsmacht hinsichtlich des ,Ausbalancie- rens‘ der Sphären in der reflexiven Moderne dargestellt.

Grenzen der Handlungsmacht - ,Selbstmobilisierung‘ als grundlegende Entwicklungstendenz Als wesentliche Grenze der Handlungsmacht zeigt sich etwa in der Untersuchung Paulus‘ zum Umgang mit staatlichen und betrieblichen ,WLB‘-Maßnahmen, dass bei allen Befragten „die eigene Lebensführung sich darum dreht ,am Ball zu bleiben‘. Durch diesen Zwang ,am Ball bleiben zu müssen‘ werden gesellschaftliche Vorgaben [...] angenommen bzw. als Handlungsprämissen akzeptiert, um nicht zu scheitern oder um den sozialen Status zu verbessern“ (Paulus 2012: 389).29

Somit vollzieht sich eine umfassende ,Selbstmobilisierung‘ der Subjekte für herrschende Inte­ressen (vgl. Paulus 2012: 389), indem sie „zwecks Reproduktion ihrer Lebensbedingungen die eigene Unterdrückung selbst stärken und Verhältnisse bestätigen, die letztlich die Verfügungs­gewalt über die eigenen Lebensinteressen einschränken“ (ebd.: 389). Dabei dient die Repro­duktion von Machtverhältnissen dem Erlangen von Intelligibilität, d. h. der Anerkennungswür­digkeit der Subjekte:

„[D]urch die Reproduktion der gouvernementalen Strukturen und Ideologien werden [...] (sie) mit einem Platz in der Gesellschaft belohnt. Durch eine Ablehnung von gouvernementalen Strukturen und Ideologien erfahren sie eine gesellschaftliche Nicht-Anerkennung“ (ebd.: 390).

Da die Abkehr vom in erster Linie anpassenden Handeln also die Gefahr birgt mit den Macht­verhältnissen in Konflikt zu geraten und dadurch unter Umständen jegliche Handlungsfähigkeit zu verlieren (vgl. ebd.: 390)30, verfolgt ein Großteil der Subjekte mittels der Reproduktion von Machtverhältnissen lediglich das Ziel der Absicherung eigener und familiärer Lebensverhält­nisse (vgl. Paulus 2012: 93), wie in den von Paulus beschriebenen Subjektivierungsformen des ,gouvernemental subjektivierten‘ und des ,gescheiterten Arbeitskraftmanagement4 zum Aus­druck kommt. Die Verwendung des Begriffes des Arbeitskraftmanagements (AKM) (vgl. Win- ker/Carstensen 2007) im Gegensatz zum Arbeitskraftunternehmer (vgl. Voß/Pongratz 1998) trägt einer geschlechtersensiblen und die Sphäre der Reproduktion explizit einbeziehenden Be­trachtungsweise Rechnung (vgl. Kap. 2.2.3).

[...]


1 Foucault setzt der ,juridisch-diskursiven’ Konzeption von Macht den ,strategisch-produktiven’ Machtbegriff zur adäquaten Erfassung der Moderne entgegen (vgl. Foucault 2005a; b).

2 Während Elias im Sinne des ,juridisch-diskursiven' Machtbegriffs noch die repressiven Machteffekte wie beispielsweise Trieb- und Affektkontrolle in das Zentrum seiner Analysen rückt, betont Foucault mit der Einführung seines neuen Machtbe­griffs dagegen die hervorbringende und produktivitätssteigernde Machtwirkung: „Demnach besteht Macht [.] nicht nur in Marginalisierung und Ausschluss, in Nicht-Entscheidungen und Nicht-Handeln, sondern in der Förderung und Strukturierung von Handlungsoptionen und Subjektivierungsformen“ (Lemke 2001: 92).

3 Dass moderne Subjekte von gesellschaftlichen Strukturen und Denkschemata hervorgebracht werden, kommt bereits in Elias' Kritik an der begrifflichen Trennung von Gesellschaft und Individuum zum Tragen (vgl. Lemke 2001: 82), wird in Foucaults Werk allerdings noch dezidierter herausgearbeitet, indem er den Begriff des Individuums durch den des Subjekts ersetzt: „Das Wort Subjekt hat einen zweifachen Sinn: vermittels Kontrolle und Abhängigkeit jemandem unterworfen sein und durch Be­wusstsein und Selbsterkenntnis seiner eigenen Identität verhaftet sein“ (Foucault 1987: 246f.).

4 Vergleiche auch Lessenich 2008 und Wimbauer 2014: 243f..

5 Zudem kommt es zu einer ,doppelten Aktivierung' hochqualifizierter und gutverdienender Frauen (vgl. Wimbauer 2012: 155; 2014: 243f.), „die einerseits verstärkt für den Arbeitsmarkt aktiviert, andererseits dazu bewegt werden sollen, mehr Kinder zu bekommen“ (Wimbauer 2012: 155) und damit zu einer „doppelt halbierten Gleichheit: weiterhin halbiert zwischen den Ge­schlechtern, da hoch qualifizierte Frauen sich männlichen Lebensverläufen angleichen sollen, und halbiert zwischen Frauen, da nur einer privilegierten Gruppe neue Möglichkeiten eröffnet werden“ (Wimbauer 2014: 244).

6 Es zeigen sich jedoch auch deutliche Überlagerungen von fordistischen und postfordistischen Strukturen, indem trotz der forcierten Aktivierung von Frauen und Männern einige sozialstaatliche Regelungen wie beispielsweise das Ehegattensplitting weiterhin am männlichen Familienernährers-Modell festhalten (vgl. Wimbauer 2012: 158; vgl. Kap. 5.3)

7 Auf den Aspekt der Prekarisierung wird im Folgenden aufgrund der Begrenztheit dieser Arbeit nicht weiter eingegangen.

8 Kennziffererfassungen und Zielvereinbarungen ermöglichen im Betrieb eine Steuerungsform jenseits direkter Interaktion mit Vorgesetzen (vgl. Kratzer/Sauer 2005: 107). Die Subjektivierung von Arbeit geht letztlich auch auf die Unterwerfung der Un­ternehmen gegenüber den Marktgesetzen zurück (vgl. Moosbrugger 2012: 32), indem sich die Beschäftigten am kapitalisti­schen Markt orientierten und die von Jahr zu Jahr höher angesetzten Unternehmensziele internalisieren (vgl. Kratzer et al. 2010: 361), flexibel auf die „entgrenzten Bedingungen im Sinne der Betriebsziele“ (Moldaschl/Voß 2003: 16) durch effiziente Selbstorganisation reagieren sowie Misserfolge als individuelles Versagen wahrnehmen (vgl. Kratzer et al. 2010: 360).

9 Dabei gilt es zu erwähnen, dass die Flexibilisierung einerseits als notwendige Rahmenbedingung der Selbstorganisation und damit der Subjektivierung von Erwerbsarbeit betrachtet werden kann; andererseits zugleich von letzterer ermöglicht und vo­rangetrieben wird, um das Versprechen auf Selbstverwirklichung qua Erwerbsarbeit potenziell einzulösen. So steigt im Zuge der Flexibilisierung von Arbeitszeiten und -orten und des Abbaus von Hierarchien und direkten Steuerungsformen zugunsten von Selbstorganisation die Anforderungen zur Selbststrukturierung (vgl. Voß 2007: 101) ebenso wie die subjektiv erlebte Ver­antwortung und damit einhergehende Eigenmotivation als Basis der Bereitschaft zum Mittragen und zur aktiven Nutzung fle­xibler Strukturen (vgl. Kratzer/Sauer 2005: 106f.), sodass sich die Selbstorganisation als Basis für die Subjektivierung von Arbeit und die Flexibilisierung von Arbeitsstrukturen gegenseitig hervorbringen und ermöglichen.

10 Da das Theorem „entlang typischer Lebenssituationen von Männern konstruiert“ (Paulus 2012: 231) ist, wird in dieser For­schungsarbeit lediglich die männliche Variante des Begriffs genannt um darauf hinzuweisen, dass es sich - im Gegensatz zur ArbeitskraftmanagerInnen-These - nicht zur Beschreibung weiblicher Lebenssituationen eignet (vgl. Kap. 2.2.3; 3.3; 5.2).

11 Beim Arbeitskraftunternehmer handelt es sich um einen für den Postfordismus idealtypischen Arbeitskrafttypus, wobei der für den Fordismus typische ,verberuflichte Arbeitnehmer weiterhin fortbesteht (vgl. Pongratz 2005).

12 Bröckling gelangt anhand einer Analyse von Managementliteratur zu dem Schluss, dass eine neue Subjektivierungsfigur das Handeln der Subjekte sowohl im Bereich der Erwerbsarbeit als auch in der privaten Sphäre prägt, indem „[k]onsumistischer und unternehmerischer Imperativ [.] zusammen (fallen würden): Als Konsument sollte der Einzelne sein Genusskapital ak­kumulieren und hatte sich zu diesem Zwecke so innovativ, risikobereit und entscheidungsfreudig zu erweisen als müsse er ein Unternehmen zum Markterfolg führen“ (Bröckling 2007: 51). Wie bereits in Kapitel 2.1 anhand der von Foucault beschriebe­nen ,strategisch-produktiven‘ Macht dargestellt, durchdringt diese jegliche Lebensbereiche sowie die Subjekte selbst, insofern als die diskursiv vermittelten Normen und Ideale das Handeln und Denken der Subjekte prägen.

13 Ehrenberg beschreibt anhand einer kritischen Analyse psychiatrischer Diskurse eine „Entwicklung von der Neurose zur Depression“ (Ehrenberg 2004: 261), welche er mehr oder minder implizit durch eine Transformation von Macht begründet: „Eine Kultur des Verbots [.] zielt auf Hemmung [.]. Der Neurotiker leidet an einer zu großen Last an Verboten [.] und die Bedingung der Zivilisation lässt (ihn) scheitern. In einer Gesellschaft, in der vor allem Leistung (zählt) und [.] man fortwährend auf der Höhe sein muss, ist Gehemmtheit eine Funktionsstörung“ (Ehrenberg 2004: 261). So zeigt er also auf, inwiefern das Krankheitsbild des Neurotikers tendenziell eher in Zeiten der Verinnerlichung einer ausschließlich triebsteuern­den und hemmenden Macht im Sinne Elias‘ (vgl. Elias 1996a; 1996b) vorzufinden war, während die Depression aus einer Leistungsgesellschaft resultiere, in der das Subjekt von einer produktivitätssteigernden und hervorbringenden Macht (vgl. Eh­renberg 2004: 261) durchdrungen ist, welche an die ,strategisch- produktiven‘ Macht (vgl. Foucault 1981; 1982) erinnert.

14 Da „[e]rst die Handlungshemmung [.] das Verlassen eines instinktgesteuerten, reflexartig verlaufenden Verhaltensprozes­ses“ (Strübing 2005: 123) erlaubt, leidet das ,unternehmerische Selbst‘ an einem Mangel an Bewusstsein, denn dieses geht laut Mead nicht der Handlung voraus, sondern entsteht lediglich durch das Auftreten einer Handlungshemmung: „Anstatt eine Voraussetzung für [.] Handeln zu sein, ist das [.] Handeln eine Voraussetzung für Bewusstsein“ (Mead 1988: 56).

15 So zählen besonders Frauen zu den SubjektivierungsverliererInnen, da sie häufig prekär beschäftigt sowie - sofern sie Kinder haben - selbst in hoch qualifizierten Tätigkeiten mit höheren Risiken konfrontiert sind (vgl. Wimbauer 2012: 129).

16 Die in der Produktion geforderte Selbstökonomisierung wird auch für familienbiografische Planungen wirksam, was die Autorinnen als ,Selbst-Sozialisierung‘ bezeichnen (vgl. Winker/Carstensen 2004: 174). Des Weiteren beschreiben sie in An­schluss an die Studie zu Telearbeit von Winker/Maus (2001), dass Mütter die Möglichkeit zur Telearbeit zur Kinderbetreuung nutzen und deshalb häufig ebenso am Wochenende arbeiten, während sie unter der Woche die Kinder beaufsichtigen (Win- ker/Carstensen 2004: 178). Winker und Maus (2001) konstatieren, dass Frauen dadurch eine verbesserte organisatorische, qua­lifikationserhaltende, emotionale und integrierende ,Vereinbarkeit von Beruf und Familie erlangen würden, wodurch dem Erfordernis von Selbstökonomisierung, -kontrolle, -rationalisierung sowie -sozialisierung Folge geleistet werde (vgl. Win- ker/Carstensen 2004: 179). Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Kleemann, indem er beschreibt, dass Frauen Teleheim­arbeit häufig zur verbesserten ,Vereinbarkeit‘ von Familie und Beruf praktizieren und dabei Erwerbsarbeit meist „zwischen­durch“ (Kleemann 2005: 75) erledigen, sodass die „Verbindung von Arbeit und Familie [.] im mehrfachen täglichen Wechsel zwischen Erwerbsarbeit und familiären Aufgaben“ (ebd.: 74) erfolgt. Da insbesondere Frauen Tele(heim)arbeit zur besseren ,Vereinbarkeit‘ nutzen, kann vermutet werden, dass vor allem diese das in punkto Familienarbeit erforderliche Arbeitskraft­management leisten, wie in Kapitel 5.2 ausführlicher diskutiert wird.

17 So wurde bereits in Kapitel 2.2.2 dargelegt, inwiefern die von Ehrenberg (2004) diagnostizierte ,Erschöpfung des Selbst‘ als eine Nebenfolge der stetigen ,Selbstoptimierung‘ zu betrachten ist. Dass die Globalisierung in engem Zusammenhang mit der ,Erschöpfung der Subjekte‘ steht (vgl. ebd.: 267) sowie außerdem als neues Phänomen der Zweiten Moderne gilt (vgl. Beck 1998), spricht dafür, dass die für den Postfordismus charakteristische ,Erschöpfung des Selbst‘ in der Zweiten Moderne verortet werden könne: So resultiere aus der Globalisierung eine neuartige Uneindeutigkeit von Konflikten, eine ,Dekonfliktualisie- rung‘, welche zu einer Zunahme an Ungewissheit und damit einhergehend von Depressionen bzw. ,Erschöpfungszuständen‘ führe, indem sich, so Ehrenberg, „[d]er Groll (verstärkt) [.] gegen einen selbst (richtet)“ (Ehrenberg 2004: 267).

18 Dies resultiert daraus, dass die späte Moderne von einer Ambivalenz generierenden Auflösung tradierter Grenzen geprägt ist (vgl. Giddens 1988), sodass das ,Entweder-Oder‘ der ersten Moderne von einem ,Sowohl-Als-Auch‘ (vgl. Beck/Lau 2005: 110f.) abgelöst wird. Dabei handelte es sich um eine „Ordnungs- und Handlungslogik, die erst jetzt, wo sie zu Ende geht, deutlich erkennbar wird. Sie zog trennscharfe Grenzen zwischen Kategorien, Dingen und Tätigkeiten und traf Unterscheidun­gen zwischen Handlungs- und Lebensformen, die die eindeutige Zuschreibung von Zuständigkeit, Kompetenz und Verantwor­tung ermöglichten“ (ebd.: 109). Somit müssen im Zuge der reflexiven Modernisierung Kategorien und Begriffe aufgrund von deren Mehrdeutigkeit selbst gedeutet sowie Funktionen, die ehemals von gesellschaftlichen Teilsysteme getragen wurden, von den Subjekten übernommen werden (vgl. ebd.: 109ff.; Jurczyk et al. 2014: 53): „bspw. Selbst-Organisation, Selbst-Sozialisa­tion, Selbst-Bildung, Selbst-Verantwortung bis hin zur Selbst-Kontrolle, Selbst-Ökonomisierung und Selbst-Rationalisierung“ (ebd.: 14f.). Dies erinnert an den bereits dargestellten Idealtypus des/der ArbeitskraftmanagerIn.

19 Die Stärke des Konzepts liegt deshalb auch in der Abkehr der in der Arbeitssoziologie häufig praktizierten Fokussierung auf Erwerbsarbeit und trägt damit zu einer Erweiterung des Arbeitsbegriffs und einer Berücksichtigung reziproker Wechselwir­kungen der Lebensbereiche bei: „Es öffnet die Perspektive auf die Vielfalt von Tätigkeiten, die von Subjekten erbracht werden, um zum einen die Funktionsfähigkeit von Familie, zum anderen die Reproduktion eigene Arbeitskraft aufrechtzuerhalten“ (Jürgens 2009: 148). Damit wird der Blick darauf gerichtet, wie Subjekte mittels aktiver Herstellungsleistungen „tagtäglich gesellschaftlich Getrenntes und strukturell Widersprüchliches verbinden müssen“ (ebd.: 148). Da der ,Alltäglichen Lebensfüh- rung‘ insofern die Funktion der Integration der Bereiche Produktion und Reproduktion mit ihren je unterschiedlichen Funkti­onslogiken zukommt, befindet sie sich im Schnittpunkt von Subjekt und Gesellschaft und dient als Scharnier (vgl. ebd.: 146f.).

20 Vergleiche auch Egbringhoff 2005: 174.

21 Vergleiche auch Jurczyk/Voß 1995: 407.

22 In dieser Arbeit wurden Tele(heim)arbeiter und Ein-Personen-Selbstständigkeit als Prototypen ,entgrenzter‘ Erwerbsarbeit betrachtet, da diese „losgelöst von betrieblichen Strukturen, gefordert (sind) [.], ihren Erwerbsalltag sowie ihren gesamten Lebenszusammenhang in Auseinandersetzung mit ihren Erwerbsbedingungen aktiv zu gestalten, Grenzen selbst zu setzen und zu stabilisieren“ (Egbringhoff 2005: 174). Beispielsweise ist die „starre Trennung zwischen Erwerbsarbeit und anderen Le­benstätigkeiten der Person in zwei zusammenhängende Blöcke [.] aufgehoben und gewohnte Strukturierungen des Arbeitsall­tags sowie betriebliche Regeln [.] entfallen“ (Kleemann 2005: 77). Dadurch steigen die „Anforderungen an eine eigenstän­dige Strukturierung der Arbeitsausführung und insgesamt der Einbettung der Erwerbsarbeit in das Alltagsleben“ (ebd.: 77).

23 Vergleiche dazu auch Hildebrandt 2004: 33 sowie Paulus 2012: 419.

24 Entsprechend fallen auch ,WLB‘-Maßnahmen insofern „hinter Gleichstellungsorientierte Vereinbarkeitsmodelle zurück“ (Paulus 2012: 219), als sie zwar dazu dienen bestehende geschlechtsspezifische Arbeitsteilungen zu überwinden, dies jedoch stets mit dem Ziel der Nutzenmaximierung (vgl. ebd.: 419). Somit werden nicht mehr primär Geschlechterverhältnisse und die vorwiegend ,weiblichen‘ „Anforderungen der doppelten Lebensführung bei ansonsten unveränderten Strukturen von Erwerbs­arbeit, fehlender Kinderbetreuung und einer geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung“ (Oechsle 2010: 235) beleuchtet, son­dern lediglich das Ziel der Profitmaximierung verfolgt (vgl. dazu Paulus 2012: 219; 419).

25 Es wurde bereits gezeigt, dass aufgrund verstärkter Wechselwirkungen zwischen Produktions- und Reproduktionssphäre im Zuge diverser ,Entgrenzungsprozesse‘ von Erwerbsarbeit in ihren unterschiedlichen Dimensionen (vgl. Kap. 2.2.2) die Sub­jekte zunehmend gefordert sind, das Verhältnis der Sphären selbst zu gestalten (vgl. Kap. 3.1), wobei sie sich dabei an diskur­siven Idealen (vgl. Kap. 2.1) wie beispielsweise dem vergleichsweise neuen Ideal der ,Ich-AG‘ (vgl. Kap. 2.2.2) oder dem weiterhin fortbestehenden fordistischen Ideal der ,Normalarbeit‘(vgl. Kap. 3.1) orientieren. Der Wandel diskursiver Ideale stellt dabei stets die Basis der sich verändernden Machtverhältnisse dar (vgl. dazu Kap. 2.1).

26 Dies zeigt Stefan Paulus anhand der Untersuchung der Initiative ,Work-Life-Balance als Motor für wirtschaftliches Wachs­tum und gesellschaftliche Stabilität‘ der deutschen Bundesregierung: So zielen die von der Initiative vorgeschlagenen Maß­nahmen, wie beispielsweise Modelle flexibler Arbeitszeiten und -orte, „Serviceangebote wie haushaltsnahe Dienstleistungen oder Versorgungsarrangements für Kinder oder Pflegebedürftige“ (Paulus 2012: 217), Seminare zum Thema Gesundheit, Sportangebote sowie Gesundheitsschecks (vgl. Paulus 2012: 216ff.) nicht auf eine Ermöglichung der Arbeitszeitreduktion ab, sondern auf einen möglichst umfassenden Einsatz der Arbeitskraft im Betrieb (vgl. auch Jürgens 2009: 167). Damit tragen sämtliche Angebote zu einer forcierten Aktivierung der Subjekte bei, bedürfen allerdings der Nutzung und Annahme durch die Subjekte (vgl. ebd.: 225; Kap. 2.2). Dazu dient „die Übertragung der gouvernementalen Sichtweise auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unternehmen durch Maßnahmen der MitarbeiterInnengewinnung und -bindung“ (ebd.: 225).

27 Gleiches gilt für den Begriff der ,Vereinbarkeit (vgl. Jürgens 2009: 168).

28 Dies kommt in den Begriffen ,Work-Life-Enrichment‘ bzw. ,-Conflict‘ als Elemente von ,WLB‘ zum Ausdruck (vgl. Bar- tolomé/Evans 2000). Auffällig ist die allgemeine Offenheit des Begriffs des ,Balancierens‘, weshalb er in dieser Arbeit Deu- tungs- und Umgangsstrategien zur Gestaltung des Verhältnisses von Reproduktions- und Produktionssphäre beinhaltet sowie als Teil des Reproduktionshandelns der eigenen ,Arbeits- und Lebenskraft (vgl. Jürgens 2009) aufgefasst wird (vgl. Kap. 5.3).

29 Vergleiche dazu auch Jürgens 2009: 163.

30 An dieser Stelle lässt sich erneut auf die zwangsläufige Ambivalenz jeglicher Subjektivierungsprozesse hinweisen (vgl. Villa 2003; Kap. 2.1).

Final del extracto de 126 páginas

Detalles

Título
"Work-(Life-)Relationship-Balance". Das "Ausbalancieren" von Privatleben und Erwerbsarbeit von Personen in spätmodernen Zweierbeziehungen
Universidad
LMU Munich  (Institut für Soziologie)
Calificación
1,30
Autor
Año
2018
Páginas
126
No. de catálogo
V1142376
ISBN (Ebook)
9783346518521
ISBN (Libro)
9783346518538
Idioma
Alemán
Palabras clave
Work-Life-Balance, Zweierbeziehungen, Paarbeziehungen, Spätkapitalismus, Erwerbsarbeit, Strategien, Balance, Stressbewältigung, Beziehung, Vereinbarkeit, Soziologie, Umgangsstrategien, Spätmoderne, Moderne Subjektivierung, Entgrenzung von Erwerbsarbeit und Freizeit, Entgrenzung, Selbstführung, Reflexivierung der Lebensführung, Soziologie der Zweierbeziehung, Zweierbeziehung, Doppelkarrierepaare, Arbeitskraftunternehmer, ArbeitskraftmanagerIn, Zweierbeziehung als Herstellungsleitung, Familie als Herstellungsleistung, Lebensführung, Handlungsmacht, Grounded Theory, Qualitative Methoden, Masterarbeit
Citar trabajo
Luzia Winterholler (Autor), 2018, "Work-(Life-)Relationship-Balance". Das "Ausbalancieren" von Privatleben und Erwerbsarbeit von Personen in spätmodernen Zweierbeziehungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1142376

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