Wie kann es angesichts einer solchen, auf den ersten Blick historisch nicht ungewöhnlichen Familienkonstellation im größeren Kontext des soziokulturellen und transzendenten ordo zu so gravierenden Konflikten und Problemen kommen, dass der Meier seinen Sohn am Ende in einer bitteren parodistischen Inversion des biblischen Gleichnisses vom verlorenen Sohn vor der Tür seines Hauses abweist und der Protagonist selbst nach einem Jahr elenden Vegetierens von Angehörigen seines originären Standes, von Bauern, erschlagen wird? Es wird zu zeigen sein, inwiefern die thematische und narrative Modellierung dieser Geschichte im Nexus verschiedener Ordnungsstrukturen, die mit dem Begriff ordo zusammenfassend benannt werden, Wernhers Text zu einem signifikanten Werk der deutschen Literatur des Mittelalters macht. Zuvor ist jedoch genauer zu bestimmen, welche Dimensionen des ordo hier relevant sind und wie die jeweiligen partiellen Ordnungen mit- und gegeneinander operieren.
Inhaltsverzeichnis
- Gesellschaftliche und familiäre Ordnung
- Dimensionen des ordo im Helmbrecht
- Der soziokulturelle Kontext
- Die juridische Ebene
- Die transzendente Sphäre
- Das Vater-Sohn-Verhältnis
- Der Generationenkonflikt als gestörtes ordo
- Biblische Parallelen: Das Gleichnis vom verlorenen Sohn
- Der tragische Schluss: Literarische und ideologische Implikationen
- Die kulturelle und literarhistorische Spezifik von Wernhers Helmbrecht
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Wernhers Helmbrecht im Kontext des mittelalterlichen ordo-Gedankens und untersucht die Entwicklung des Vater-Sohn-Verhältnisses als Spiegelbild der gesellschaftlichen und familiären Ordnung. Der Text beleuchtet die Bedeutung des ordo als soziokulturelles Ideal, juridisches Konzept und transzendente Sphäre, wobei die hierarchische Gliederung der Gesellschaft und die Rolle der Familie im Mittelpunkt stehen.
- Der ordo als tragendes Prinzip der mittelalterlichen Gesellschaft
- Die Bedeutung des Familienrechts und der Ständeordnung
- Der Vater-Sohn-Konflikt als exemplarische Darstellung des gestörten ordo
- Die literarischen und ideologischen Implikationen des tragischen Schlusses
- Die kulturelle und literarhistorische Spezifik von Wernhers Helmbrecht
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die gesellschaftliche und familiäre Ordnung im Mittelalter, wobei der Fokus auf dem ordo-Gedanken liegt. Die hierarchische Gliederung der Gesellschaft, die Rolle der Familie und die Bedeutung von Traditionen werden im Kontext des mittelalterlichen Weltverständnisses erläutert. Das zweite Kapitel untersucht die verschiedenen Dimensionen des ordo im Helmbrecht, wobei der soziokulturelle Kontext, die juridische Ebene und die transzendente Sphäre beleuchtet werden. Das dritte Kapitel analysiert die Entwicklung des Vater-Sohn-Verhältnisses im Laufe der Handlung, wobei der Generationenkonflikt als gestörtes ordo, biblische Parallelen und die literarischen und ideologischen Implikationen des tragischen Schlusses im Vordergrund stehen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den ordo-Gedanken, die mittelalterliche Gesellschaft, das Vater-Sohn-Verhältnis, den Generationenkonflikt, die Ständeordnung, das Familienrecht, die literarische und ideologische Bedeutung von Wernhers Helmbrecht sowie die kulturelle und literarhistorische Spezifik des Werkes.
- Quote paper
- Dr. Martin Holz (Author), 2000, "Helmbrecht": Ordo-Gedanke und Entwicklung des Vater-Sohn-Verhältnisses , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114270