Die rege Kolonisationstätigkeit der europäische Mächte während des 19. Jahrhunderts eröffnete einen bisher unbekannten weltweiten Handel mit Rohstoffen, wie Holz, Edelmetallen und Agrarprodukten, wie Kakao, Kaffee und Tabak, welche den Kolonialherren große Gewinne einbrachten. Der Grundstein für die Globalisierung war gelegt. Das eurozentrische Weltbild, die Annahme einer prinzipiellen Überlegenheit europäischer Völker als Wiege der Zivilisation, setzte sich gleichzeitig mit dem Entstehen des modernen europäischen Nationalstaates als Folge der Französischen Revolution durch. Neben den ökonomischen Vorteilen für die neuen Herren, befriedigte die Übernahme überseeischer Gebiete auch ihr imperiales Streben nach Ausbreitung. Ein Wetteifern um Macht und Prestige begann.
Der britische Kolonialpolitiker Lord Lugard sprach bereits 1922 in seinem Werk The Dual Mandate in British West Africa von einer doppelten Verantwortung des Empire gegenüber den zu kolonialisierenden Ländern.
„Einerseits hätten die europäischen Kolonialmächte die Verpflichtung, die natürlichen Reichtümer Afrikas zum Nutzen Europas und der ganzen Menschheit zu entwickeln, auf der anderen Seite obliege ihnen auch die Verpflichtung, für den materiellen und kulturellen Fortschritt der einheimischen Bevölkerung Sorge zu tragen.“
Betrachtet man jedoch die reale koloniale Vergangenheit, so lässt sich nicht leugnen, dass ein solcherart propagandiertes Mandat niemals angenommen wurde. Der Ausverkauf von Menschenleben durch den Sklavenhandel sowie die beispiellose Ausbeutung von Natur- und Bodenschätzen zerstörten nicht nur die in Besitz genommenen Gebiete nachhaltig. Durch die Entmündigung änderte sich das Bewusstsein und die Selbstwahrnehmung der versklavten Völker. Anders jedoch als im kolonialspanischen Raum, in dem sich aus verschiedenen ethnischen Elementen kombinierte Mischgesellschaften herausbildeten, welche sich auch in der nachkolonialen Zeit überlebensfähig zeigten, blieb eine solche Entwicklung in den Kolonien West- und Südafrikas aus .
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die vorkoloniale Zeit
- Die Kolonialisierung Ghanas
- Einflüsse auf das kulturelle Leben
- Einflüsse auf den sozialen Bereich
- Einflüsse auf den ökonomischen Bereich
- Das koloniale Erbe – Ein Staat auf der Suche nach seiner Identität
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung Ghanas von einer britischen Kolonie zu einem unabhängigen Staat und untersucht die Herausforderungen der Identitätsbildung in der Nachkolonialzeit. Sie analysiert die Auswirkungen der Kolonialisierung auf die Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft Ghanas und beleuchtet die Frage, ob Ghana eine eigene Identität gefunden hat.
- Die Auswirkungen der Kolonialisierung auf Ghana
- Die Herausforderungen der Identitätsbildung in der Nachkolonialzeit
- Die Rolle Ghanas als „Schwarzer Stern Afrikas“
- Die Entwicklung Ghanas zu einem unabhängigen Staat
- Die Frage nach der eigenen Identität Ghanas
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der kolonialen Staatsbildung in Afrika vor und beleuchtet die Rolle Ghanas als Beispiel für die Herausforderungen der Identitätsbildung in der Nachkolonialzeit. Das Kapitel „Die vorkoloniale Zeit“ gibt einen Überblick über die Geschichte Ghanas vor der Kolonialisierung und beschreibt die verschiedenen Stämme und ihre Lebensweise. Das Kapitel „Die Kolonialisierung Ghanas“ analysiert die Auswirkungen der Kolonialisierung auf die Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft Ghanas. Es beleuchtet die Einflüsse der Kolonialisierung auf das kulturelle Leben, den sozialen Bereich und den ökonomischen Bereich. Das Kapitel „Das koloniale Erbe – Ein Staat auf der Suche nach seiner Identität“ untersucht die Herausforderungen der Identitätsbildung in der Nachkolonialzeit und analysiert die Entwicklung Ghanas zu einem unabhängigen Staat.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die koloniale Staatsbildung, die Identitätsbildung in der Nachkolonialzeit, Ghana, die Goldküste, die Auswirkungen der Kolonialisierung, das kulturelle Erbe, der soziale Wandel, die wirtschaftliche Entwicklung, die Rolle Ghanas als „Schwarzer Stern Afrikas“ und die Herausforderungen der Unabhängigkeit.
- Quote paper
- Martin Töttger (Author), 2006, Entwicklungen und Probleme der kolonialen afrikanischen Staatsbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114307