Flüchtlinge im Fokus salafistischer Propaganda in Deutschland


Masterarbeit, 2020

100 Seiten, Note: 1.7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Bedeutung des Thema
1.2. Motivation und Persönlicher Zugang zum Thema
1.3. Zielsetzung der Arbeit und Aufbau der Arbeit
1.4 Forschungsstand

2. Theoretischer Teil
2.1 Definitionen relevanter Begriffe
2.1.1 al-Islämawiya
2.1.2 al-Gihäd
2.1.3 al-Usüliya
2.1.4 al-Wahhäbiya
2.1.5 ad-Da'wa as-salafiya
2.1.6 Religiös begründeter Extremismus
2.2 Was ist der Salafismus?
2.2.1 Geschichte des Salafismus
2.2.1.1 Ahl al-Hadït
2.2.1.2 Ahmad Ibn Taimiya
2.2.1.3 Die Wahhäbiya
2.2.1.4 Modernistische Salafiyya
2.2.1.5 Zeitgenössischer Salafismus
2.2.2 Salafistische Strömungen.
2.2.2.1 al'ilmiyya
2.2.2.2 as-siyäsiyya
2.2.2.3 al-gihädiyya
2.2.3 Salafistische Ideologie
2.2.3.1 Tawhïd
2.2.3.2 Religiöse Quellen
2.2.3.3 al-Firqa al-Nägiyya
2.2.3.4 Bid'a
2.2.3.5 al-Walä’ wa-l-Barä'
2.2.3.6 Einstellung zu anderen islamischen Gruppen
2.2.3.7 Einstellung zur westlichen Welt
2.2.3.7 Al-gurabä
2.2.3.8 HäkimTya
2.3 Strategien der salafistischen Da'wa
2.3.1 Der Inhalt der Da'wah
2.3.2 Zielgruppen der Da'wah
2.3.3 Mitteln der Da'wah
2.3.3.1 Freitagspredigt
2.3.3.2 Religionsunterricht und Seminare
2.3.3.3 Sraßenmission
2.3.3.4 Internet

3. Empirischer Teil
3.1 Qualitative Sozialforschung
3.1.1 Definition der Methode
3.1.2 Begründung der Forschungsmethode
3.2 Forschungsdesign
3.2.1 Entwicklung eines Interviewleitfadens
3.2.2 Auswahl der Interviewpartner
3.2.3 Vorstellung der Interviewpartner
3.2.4 Durchführung der Interviews
3.2.5 Transkription der Interviews
3.3. Datenauswertung anhand der qualitativen Inhaltsanalyse
3.3.1 Kodieren der Interviews
3.3.2 Kategorienbildung
3.3.3 Auswerten der Kategorien

4. Vorstellung der empirischen Ergebnisse
4.1 Gemeinschaftsgefühl
4.2 Salafistische Propaganda
4.3 Rückkehr zur Religion
4.4 Psychologische Faktoren
4.5 Diskriminierung und Ausgrenzung
4.6 Besondere Angebote für Jugendliche
4.7 Politische Konflikte und Krieg
4.8 Abgrenzung von der Gesellschaft
4.9 Neue religiöse Einflüsse

5. Diskussion der empirischen Ergebnisse
5.1 Gemeinschaftsgefühl
5.2 Salafistische Propaganda
5.3 Rückkehr zur Religion
5.4 Psychologische Faktoren
5.5 Diskriminierung und Ausgrenzung
5.6 Besondere Angebote für Jugendliche
5.7 Politische Konflikte und Krieg
5.8 Abgrenzung von der Gesellschaft
5.9 Neue religiöse Einflüsse

6. Zusammenfassung und Fazit

7. Vorschläge für weitere Forschungen

8. Literaturverzeichnis

Anmerkung der Redaktion: Der Anhang ist nicht Teil dieser Publikation.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung (1) Transkriptionsverfahren nach Kuckatz

Abbildung (2) Kategorienbildung

Tabellenverzeichnis

Tabelle (1) Erstellung der Codes aus den Interviews

Tabelle (2) Codierung Übersetzungstabelle

Tabelle (3) Kategorien klassifizieren und erstellen

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit, die 2020 als Masterarbeit beim Institut für Orientalistik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel eingereicht worden ist, beschäftigt sich mit dem Thema „Flüchtlinge im Fokus salafistischer Propaganda in Deutschland“.

In folgenden Abschnitt wird die Bedeutung dieser Forschung dargestellt und begründet, warum ich dieses Thema gewählt habe, sowie die Zielsetzung und der Aufbau der Arbeit erörtert.

1.1 Bedeutung des Themas

Die Forschungen über religiöse Bewegungen, insbesondere über den Salafismus, sind nach dem Anschlag vom September 2001 zu einem wichtigen Thema für Forscher, Journalisten und Medien geworden.

Der Salafismus, besonders al.Salafiyya Al,gihadiyya (der dschihadistische Salafismus), wurde nach der Zeit des Arabischen Frühlings und während der Entstehung des „TanzTm ad-Daula al.Islamiyya” (Islamischen Staates) mit seinen grausamen Taten, die die westliche und die islamische Welt schockierten, verstärkt untersucht. Es folgten Studien über religiös begründete Gewalt, insbesondere nach den Mordanschlägen in Frankreich 2015 und Brüssel 2016 sowie den Angriffen 2020 auf Touristen in Dresden, Wien und anderswo. Als letztes Beispiel folgte die Enthauptung des französischen Lehrers Samuel Paty, weil er im Unterricht über die Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Muhammad gezeigt hat. Alle diese Taten wurden von extremistischen Personen im Namen der Religion durchgeführt. Wenn über solche Aktionen diskutiert wird, ist fast immer die Rede vom Salafismus.

Auch die islamische Welt war zur Zeit des arabischen Frühlings überrascht von der unerwarteten Entstehung salafistischer Strömungen1, als wären sie ein neues Phänomen. Eines der Ergebnisse des arabischen Frühlings war die Flucht Tausender hauptsächlich junger Muslime nach Europa. Deutschland war eines der wichtigsten Aufnahmeländer.2

Angesichts der komplexen psychischen und sozialen Belastungen durch die Flucht und ihre Folgen suchen junge Menschen nach Antworten auf ihre Fragen nach ihrer Identität und Lösungen für ihre Probleme. Religion könnte eine dieser Antworten sein, aber die Frage ist, welche Art von Religion.

Hinzu kommt, dass sie wegen ihrer Religion Muslimfeindlichkeit begegnen, und gleichzeitig suchen sie nach Zugehörigkeit, Identität und Orientierung.

Zur gleichen Zeit praktiziert eine große Anzahl von Salafisten die Da'wah, die laut salafistischer Lehre obligatorisch ist. Die Zielgruppe dieser Da'wah sind Muslime und Nicht-Muslime. Da der Salafismus zunehmend zu einer Jugendkultur geworden ist3, könnten diese jungen Geflüchteten für die salafistische Da'wah anfällig sein.

1.2. Motivation und persönlicher Zugang zum Thema

Nach der Ankunft der Flüchtlinge in Europa tauchten Berichte auf, dass die Salafisten versuchen würden, Flüchtlinge anzuwerben.

Zum Beispiel äußerte der Verfassungsschutz seine Besorgnis über die Versuche radikaler Salafisten und Islamisten, unter den Flüchtlingen neue Mitglieder zu gewinnen. Außerdem hat der bayerische BfV in einer Veröffentlichung erwähnt, dass die Salafisten unter dem Deckmantel der Hilfsbereitschaft junge Geflüchtete anwirbt. Laut Innenministerium ist die Anzahl von Salafisten in den letzten 15 Jahren auf 11 055 gestiegen. Ende 2015 warnte Dar al-Iftä' al-Misriyyah (Ägyptisches Fatwa-Amt) davor, dass Salafisten syrische Flüchtlinge anwerben. Zur gleichen Zeit sprachen einige salafistische Prediger wiederholt über die Notwendigkeit, Flüchtlinge zu treffen und ihnen zu helfen4.

Dies brachte mich dazu, die Motive und Strategien dieser Prediger zu untersuchen und andererseits die Auswirkungen dieser Da'wah auf die Flüchtlingsjugend zu analysieren.

Mein persönlicher Zugang zu diesem Thema ist dadurch begründet, dass ich als Flüchtling aus Syrien davon persönlich berührt bin. Außerdem habe ich in Syrien Arabische Sprache und Literatur studiert, wozu Islamische Geschichte und Kultur gehört. 2019 habe ich für die Universität Kiel eine Arbeit über ISIS-Propaganda zu Gewinnung neuer Mitglieder geschrieben.

Andererseits bemerke ich im Kontakt mit jungen Geflüchteten sowohl im Alltag, als auch in meiner Arbeitsstelle als Betreuer und Berater junger Geflüchteter, dass bei einigen die Religion eine größere Bedeutung bekommt. Einige von ihnen sind beeindruckt von salafistischen Predigern, die ihnen vor der Flucht nicht bekannt waren, was mich zu der Frage veranlasst hat: Ist diese Veränderung eine Folge der Flucht, oder ist es das Ergebnis der Attraktivität der salafistischen Propaganda?

1.3. Zielsetzung der Arbeit und Aufbau der Arbeit.

Inwieweit sind die jungen Flüchtlinge von der salafistischen Propaganda betroffen. Haben diese Jugendlichen diesen Weg aus ideologischen oder sozialen oder politischen Gründen eingeschlagen? Was ist die Anziehungskraft des Salafismus auf diese jungen Menschen? Was sind die wichtigsten Strategien der Salafisten, um neue Mitglieder zu gewinnen? Wie hat sich die religiöse Situation dieser jungen Menschen in der Fremde verändert? Welche Faktoren sind dafür verantwortlich? Sind diese Jugendlichen wirklich Opfer der salafistischen Propaganda?

Hatten diese Leute früher die salafistische Ideologie? Oder haben sie sie hier nach der Flucht kennengelernt?

Um diese Fragen zu beantworten, ist es notwendig, die qualitative Methode anzuwenden, die darin besteht, im Kontakt mit den Probanden valide Antworten auf diese Fragen zu erhalten und sie mit den theoretischen Aspekten dieser Arbeit zu verknüpfen.

Die zentralen Fragen dieser Arbeit sind:

Was macht den Salafismus für Jugendliche und junge Erwachsene attraktiv?

Warum sind Jugendliche anfällig für solche Gemeinschaften?

Haben die Salafisten die Situation „Flucht“ ausgenutzt?

Hatten diese Jugendlichen schon vor Flucht diese Ideologie?

Die Arbeit besteht aus sieben Teilen: Der erste Teil der Arbeit ist die Einleitung, in der die Begründung für die Auswahl des Themas und die Bedeutung dieser Forschung dargestellt werden. Es folgen die Forschungsfragen und das Ziel dieser Forschung. Danach werden der aktuelle Stand der Forschung über salafistische Propaganda und der Zusammenhang, also die Ähnlichkeiten und Widersprüche zwischen den verschiedenen Studien, dargestellt.

Der zweite Teil der Arbeit, der theoretische Teil, beginnt mit der Erklärung der wichtigsten Begriffe zum Thema Salafismus und dem Zusammenhang zwischen ihnen. Danach wird der Begriff Salafismus und seine Entwicklung erklärt. Es folgt die Darstellung der wichtigsten zeitgenössischen salafistischen Strömungen. Dann wird der Inhalt der salafistischen Ideologie diskutiert. Es folgt ein Kapitel über den Begriff Da'wah und seine Bedeutung für die Salafisten sowie die Erklärung der wichtigsten Methoden und Mittel der salafistischen Da'wah.

Der dritte Teil, der größte dieser Arbeit, stellt die Datenerhebung durch die qualitative Methode in Form von Interviews mit sechs Probanden dar. Die empirischen Ergebnisse werden im vierten Teil vorgestellt. Der fünfte Teil beschäftigt sich mit der 3

Diskussion und der Interpretation der Ergebnisse und dem Vergleich mit vorherigen Studien. Der sechste und der siebte Teil enthalten die Zusammenfassung der Arbeit sowie Vorschläge für die weiteren Forschungen zu diesem Thema.

1.4 Forschungsstand

Es gibt viele Studien, die sich mit Salafismus unter verschiedenen Aspekten befassen. In einigen von ihnen geht es um salafistische Strömungen in Deutschland, in anderen um die Entwicklung der salafistischen Bewegung. Manche behandeln die salafistische Daw'ah und die salafistische Ideologie.

Nina Wiedl hat z. B. in ihrem Buch "Zeitgenössische Rufe zum Islam: Salafitische Da'wah in Deutschland“ (2017) über die Methoden geschrieben, mit denen die Salafisten unter Muslimen und Nichtmuslimen missionieren. In dem Aufsatz „Geschichte des Salafismus in Deutschland“ (2014) hat sie die Strategien zur Missionierung im Internet, besonders auf YouTube, erklärt. In „The Making of a German Salafiyya“ (2012)5 hat sie die salafistische Ideologie und deren Attraktivität für Jugendliche besprochen, besonders für solche, die ihren Platz in der Gesellschaft nicht gefunden haben. Der Salafismus bietet eine ideale Gesellschaft von Gleichen an, wie es sahaba (die Gefährten und Begleiter des Propheten) waren6.

In ihrem Werk „Salafismus in Deutschland - sein deutscher Prediger Pierre Vogel“ (2017) hat Annika Lindow die Methoden der Missionierung dieses sehr bekannten Predigers erklärt. Dazu gehört seine Selbstdarstellung als islamischer Prediger durch seine als islamisch betrachtete typische Kleidung (mit kurzen Hosen) und sein langer Bart.7 Außerdem ist die emotionale Methode wichtig, mit der er seine jungen Hörer anspricht. Mit Worten wie „mein Bruder, meine Schwester, Freund, Kumpel“ zeigt er die Nähe zu seiner Zielgruppe. Mit sehr einfacher Sprache erklärt Pierre Vogel den Jugendlichen, man müsse nur das Glaubensbekenntnis sprechen, dann komme man ins Paradies.8

In einem Video vom Januar 2020 über sein Leben spricht Pierre Vogel die Hörer in emotionalen Worten an, als ob sie alle seine Freunde wären, lächelt sie an und erkundigt sich wiederholt nach ihrem Befinden. Danach nennt er die Missionierung eine Pflicht. Er bietet sehr freundlich und großzügig seine Hilfe an.

Beim Thema „salafististische Propaganda“ werden jugendliche Flüchtlinge hauptsächlich in Veröffentlichungen von Institutionen berücksichtigt, die mit dem Thema Flüchtlinge zu tun haben, z. B. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). In einer Veröffentlichung vom BfV unter dem Titel „Salafismus in Deutschland - Missionierung und Jihad“ (2019)9 wird darauf hingewiesen, dass die Salafisten seit der starken Zuwanderung 2015 vermehrt Flüchtlinge anwerben. “Seit dem Jahr 2015 versuchen salafistische Akteure verstärkt, bundesweit Einfluss auf vor allem muslimische Flüchtlinge auszuüben und dadurch eine von ihnen befürchtete „Vereinnahmung“ solcher Personen durch die westliche Gesellschaft zu verhindern. Salafistische Moscheen werden verstärkt von Flüchtlingen besucht10.“

„Jugendliche im Fokus salafistischer Propaganda“ ist der Titel einer dreibändigen Veröffentlichung des Landesinstituts für Schulentwicklung, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (Stuttgart, 2016)11. Der Titel verspricht mehr als das, was die drei Bände enthalten. Denn die meisten Beiträge befassen sich mit Prävention oder Schulunterricht. Außerdem gibt es Begriffserklärungen, die sich wiederholen. Trotzdem findet sich in Band 1 ein Hauptpunkt über die Attraktivität der salafistischen Ideologien. „Die Erfahrungen von Entfremdung, Ohnmacht, Perspektivlosigkeit und Verwahrlosung (lassen) die Angebote des Salafismus - Gemeinschaft, Orientierung, einfache Weltdeutungen - attraktiv erscheinen.“12

Umut Akku§, Ahmet Toprak, Deniz Yilmaz und Vera Götting haben 2020 eine empirische Studie unter dem Titel „Zusammengehörigkeit, Genderaspekte und Jugendkultur im Salafismus“ veröffentlicht, für die 30 Personen zwischen 14 und 27 interviewt wurden.13 Diese Studie hat im Wesentlichen folgende Ergebnisse erbracht:

1. Salafisten richten sich mit ihren Angeboten besonders an Jugendliche. Außer überzeugten Mitgliedern gibt es viele Sympathisanten.14
2. Jugendliche suchen in salafistischen Gruppen ein positives Gemeinschaftsgefühl, die Abgrenzung von anderen Gruppen (durch Selbstaufwertung und Abwertung der anderen) und eine religiöse Gemeinschaft, die Identität vermittelt. Um die eigene Überlegenheit hervorzuheben, werden die arabische Sprache oder Missverständnisse über die christliche Religion herangezogen. Trotz solcher Abgrenzungsversuche werden Freundschaften auch über die Grenzen von Religion oder Herkunft geschlossen.15
3. Freundschaften sind unter jungen Muslim*innen oft langjährig und bestimmen wichtige Entscheidungen. Sie können sogar den Wunsch nach Wechsel der Religion auslösen.16 Religion und Herkunft sind die Faktoren, die den Freundschaften Dauer und Tiefe geben.
4. Religiöse Aktivitäten sind den salafistischen Jugendlichen sehr wichtig, besonders das Freitagsgebet, außerdem die religiöse Weiterbildung in Seminaren und Vorträgen. Dabei ist jeder willkommen, mit und ohne extremistische Gesinnung. Der Zugang zu salafistischen Organisationen und der Aufstieg darin sind problemlos. Viele finden dadurch Orientierung im Leben und starten Missionierungen, die eine salafistische Religionsauslegung lehren.17
5. Manchen Jugendlichen ist es unwichtig, welche ethnische oder religiöse Ausrichtung eine Moschee hat. Für viele ist der Islam eine offene Religion mit verschiedenen Ausrichtungen. Andere achten strenger auf die Orientierung an Koran und Sunna und lehnen das türkisch-muslimische Glaubensverständnis ab.
6. Die Jugendlichen haben einen geschlossenen, meist muslimischen Freundeskreis; trotzdem halten sie Herkunft und Religion ihrer Freunde nicht für wichtig. Gemeinsame Vorbilder sind der Prophet und die Vorfahren. Einige Jugendliche lehnen jedoch die türkischen religiösen Gewohnheiten ab. Andere sehen Religion nicht als Privatsache an, sondern sprechen dafür, andere nicht durch Zwang, aber doch durch Überzeugungsarbeit zur „richtigen“ Religion zu bekehren.18
7. Soziale Medien spielen heute auch in religiösen Szenegruppen eine bedeutende Rolle: für den Zusammenhalt der Gruppen, zur Information über die Religion, zur Werbung für die eigenen Veranstaltungen. Außerdem sind diese Medien ein allen zugänglicher Werbeplatz für radikale religiöse Propaganda, die bei unerfahrenen Jugendlichen große Wirkung haben kann.19
8. Grund für Rebellion der Jugendlichen gegen die Eltern: Diese fordern ein bestimmtes Verhalten von Kindern, erfüllen aber ihre eigenen religiösen Pflichten nicht. Oder: Aus religiösen Gründen einer Frau die Hand nicht zu geben, wird kritisiert, dasselbe aus Angst vor Bakterien zu tun, wird akzeptiert. In vielen Fällen geht es nicht um ein bestimmtes Verhalten, sondern um Bevormundung durch die Eltern. Manche Jugendlichen ändern ihr Verhalten auch aus Opportunismus (Stressvermeidung, Probleme im Beruf).20
9. Religion gibt dem Leben einen Sinn, identitätsstiftend durch Regeln und Rituale, religiöse Vorschriften als Ordnungsrahmen für das Leben. Die Vorstellung „Es gibt nur eine Wahrheit“ kann zu Dogmatismus und Radikalisierung führen. Die Auseinandersetzungen um dieses Problem werden jedoch meistens in der Familie ausgetragen.21

In den Sammelband „Salafismus in Deutschland“ finden sich zwei Studien, die für diese Arbeit wichtig sind:

Ahmet Toprak und Gerrit Weitzel,22 behandeln in vier Abschnitten die Frage „Unter welchen Bedingungen wenden sich immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene dem Salafismus zu?“

1. In der Adoleszenz suchen junge Menschen nach Orientierung und Zugehörigkeit zu Gruppen Gleichaltriger. Das gilt besonders für migrantische Jugendliche, da sie sich weniger mit den Vorstellungen ihrer Eltern identifizieren können. Salafistische Prediger geben einfache, klare Antworten, die Welt ist in Gut und Böse eingeteilt, Zweifel und Zwiespalt gibt es nicht. Auch stärken sie das Zusammengehörigkeitsgefühl, indem sie die Jugendlichen als Brüder und Schwestern ansprechen. In den heterogenen Gruppen können sich sehr verschiedene Jugendliche heimisch fühlen.23
2. Der Salafismus kann als Gegenbewegung zu Kommerz und Konsum verstanden werden. Die Salafisten zeigen in ihrem Äußeren ein Bild der Vergangenheit (langer Bart, Verhüllung des Körpers) und propagieren stereotype, überholte Geschlechterrollen. Diese Vorstellungen sind dadurch attraktiv, dass sie keine Alternativen zulassen und eigene Entscheidungen unnötig machen.
3. Besonders muslimische Jugendliche werden in Deutschland diskriminiert und empfinden sich als halb türkisch, halb deutsch. Dieser Identitätskonflikt führt zu einem negativen Selbstbild. Als Lösung bietet sich an, die vermeintlich Schuldigen, die Mehrheitsgesellschaft, abzulehnen.24
4. Der Salafismus wird als leichter Ausweg aus den genannten Problemen angesehen. Umma (Die Gemeinschaft) nimmt jeden gern auf. Es genügt, die notwendige Formel nachzusprechen.25

Claudia Dantschke behandelt die Frage „Was macht den Salafismus attraktiv für Jugendliche?“26 Der Salafismus wendet sich an Jugendliche jeder religiösen, kulturellen, nationalen Herkunft und sozialen Schicht. Die Jugendlichen kennen keine kritische Auseinandersetzung mit religiösen Fragen. Sie suchen Geborgenheit, Zugehörigkeit, Orientierung.27 Salafistische Prediger versprechen, fundiertes Wissen über den Islam in jugendgerechter Sprache, auf Deutsch zu vermitteln. Wegen fehlender religiöser Kenntnisse können die Jugendlichen den Inhalt der Vorträge nicht bewerten. Wichtig ist, dass sie sich emotional angesprochen fühlen.

- Die Salafisten behaupten, den „wahren Islam“ zu vertreten, und versprechen den Jugendlichen das Paradies. Sie geben klare Antworten darüber, was im Privatleben oder in der Politik richtig oder falsch ist. Für andere Meinungen ist kein Platz. Diese Eindeutigkeit zeigt unsicheren Jugendlichen eine Richtung für ihr Leben.28
- Da der Islam in Deutschland noch nicht bei allen anerkannt ist, fühlen sich viele Muslime ausgegrenzt. In den salafistischen Gruppen finden sie Anerkennung als Teil der Umma (die Gemeinschaft) des Propheten, in der es keine Hierarchie gibt, sondern die Gleichheit aller. Die Aussicht auf ein glückliches Leben im Paradies oder die Qualen der Hölle soll die Angst vor dem Tod vermindern und die Opferbereitschaft fördern. Das spornt besonders die dschihadistischen Gruppen an, Märtyrer zu werden29.

Politische Konflikte werden als Kampf des Westens gegen den Islam interpretiert, in den Dschihadisten meinen eingreifen zu müssen.

Wenn Salafismus-Einsteiger Ablehnung erfahren, werden sie auf das Vorbild des Propheten hingewiesen, der dasselbe erlebte. So können sie sich als Auserwählte fühlen.

Da Mädchen und junge Frauen in traditionellen muslimischen Familien stark benachteiligt sind, ist der Salafismus auch für sie attraktiv. Es gibt Aufgaben für sie in der Öffentlichkeitsarbeit und auch im Kampf.30 Der Salafismus bietet eine Möglichkeit, sich von den Vorstellungen der Eltern und den Normen der Gesellschaft abzugrenzen, zu protestieren und zu provozieren.

Auch der Verein Ufuq beschäftigt sich mit den Themen Islam, Islamfeindlichkeit, und Islamismus und Salafismus. Ufuq hat 2015 einen Artikel über die Gefahr für Flüchtlinge durch IS-Rückkehrer veröffentlicht. Außerdem gibt es bei Ufuq ein Video mit dem Titel „Was macht Salafismus attraktiv?“ Nach einer Begriffserklärung zeigt es Interviews mit Betroffenen und eine Diskussion mit Experten. Demnach sind die Gründe für die Attraktivität des Salafismus vielfältig:

- Protest gegen Ungerechtigkeit überall in der Welt
- Salafismus als Lösung für Ungerechtigkeit
- Suche nach Gemeinschaft und Anerkennung
- Salafismus als Vertreter der einzigen Wahrheit
- Einfaches Weltbild

Ufuq hat 2018 eine Broschüre mit dem Titel „Salafismus Online“ Propagandastrategien erkennen - Manipulation entgehen“ veröffentlicht.

Wieso ist die salafistische Szene speziell für Jugendliche ansprechend?

Für alle Jugendlichen stellt sich die Frage nach der Identität, besonders für jugendliche Muslime, die sich hier nicht akzeptiert fühlen. Die Salafisten bieten Antworten darauf. “Religion spielt dabei oft zunächst keine Rolle, sondern es geht um den Sinn des Lebens, um Werte und Normen“.31

Die genannten Studien haben sich mit verschiedenen Zielgruppen befasst, z. B. mit Neu-Konvertierten zum Islam, Leuten aus der zweiten und dritten Generation der Gastarbeiter, Frauen und Mädchen, Jugendlichen im Allgemeinen, aber nicht Flüchtlingen, die in den letzten Jahren gekommen sind. Außerdem sprechen sie deren Gründe an, sich dem Salafismus zuzuwenden. Über die Strategien der Salafisten und die Inhalte der salafistischen Da'wah wird nichts Genaues gesagt.

Die meisten der genannten Studien haben keine empirische Grundlage und unterscheiden sich wenig in ihren Ergebnissen.

2. Theoretischer Teil

2.1 Definition relevanter Begriffe

Bevor über das Thema Salafismus diskutiert wird, müssen die wichtigsten Begriffe im Zusammenhang mit Salafismus erläutert und ihre Beziehung zum Salafismus geklärt werden. Die anderen relevanten Begriffe habe ich im Glossar zusammengefasst.

2.1.1 islämawiya

Die islämawiya (Der Islamismus) oder der politische Islam ist eine ideologische politische Ausrichtung, die darauf abzielt, Allah und der SarT'a (religiöses Gesetz) die Souveränität zu garantieren und das Leben in all seinen politischen, wirtschaftlichen, sozialen, wissenschaftlichen und kulturellen Aspekten dem Banner des Islam unterzuordnen32. Das Ziel sei al-Islam dTn wa-daula (die Einheit von Religion und Staat im Islam)“33. Nach dieser Ideologie müssen die politischen Führer des Staates die Regeln der islamischen Religion, hauptsächlich der islamischen SarT'a durchsetzen. Dadurch soll die Gesellschaft im Sinne des Islamismus umgeformt werden.34 Der Islam ist sowohl eine Religion, als auch ein politisches, soziales, rechtliches und wirtschaftliches System, das zum Aufbau staatlicher Institutionen geeignet ist.35 „Der Islamismus basiert auf der Überzeugung, dass der Islam nicht nur eine persönliche, private Angelegenheit ist, sondern auch das gesellschaftliche Leben und die politische Ordnung bestimmt oder zumindest teilweise regelt. Der Islamismus postuliert die Existenz einer gottgewollten und daher „wahren“ und absoluten Ordnung, die über den von Menschen gemachten Ordnungen steht. Mit ihrer Auslegung des Islam stehen Islamisten im Widerspruch insbesondere zu den im deutschen Grundgesetz verankerten Grundsätzen der Volkssouveränität, der Trennung von Staat und Religion, der freien Meinungsäußerung und der allgemeinen Gleichberechtigung“.36

Das Konzept des politischen Islam tauchte gleichzeitig mit der Entstehung islamischer Bewegungen wie der Muslimbruderschaft Mitte der fünfziger Jahre auf, als die Zahl ihrer Mitglieder etwa eine halbe Million erreichte.37

Die Niederlage der arabischen Länder gegen Israel am 10. Juni 1967 im sogenannten Sechs-Tage-Krieg zur Zeit von Jamal Abdel Nasser war eine große Enttäuschung in der arabischen und islamischen Welt und führte zur Eskalation des Islamismus. Die Islamisten sind keine homogene Gruppe: die palästinensische Hamas ist sunnitisch, während Hizb Allah38 im Libanon und im Iraq eine schiitische Organisation ist.39

Islamismus ist ein ziemlich neuer Begriff. Spätestens nach der islamischen Revolution 1979 im Iran ist er bekannt geworden. Durch die Hamas, den Islamischen Dschihad in Palästina, breitete er sich aus. In den deutschen Sprachgebrauch wie in den Sprachgebrauch anderer Länder gelangte der Begriff Islamismus nach den Anschlägen vom 11. September 2001.40

Einige islamische Gelehrte, besonders Yüsuf al-QaradäwT, kritisieren die Bezeichnungen „Islamismus“ und „politischer Islam“ heftig als Zeichen der Islamfeindlichkeit des Westens, weil der Islam immer politisch sein muss.41

2.1.2 al-Gihäd

Der Begriff al-Gihad oder al-Gihad fi sablli llah (des Dschihadismus) kam in den späten 1990er Jahren in den wissenschaftlichen Diskurs und wird seit 2001 zu einem wichtigen Thema für die Medien.42 Besonders nach der Rede von Usäma ibn Lädin und Aiman az-ZawähirT am zweiten Jahrestag des 11. September 2001 wiederholte ibn Lädin das Wort Dschihad 14 Mal, als er die Täter der Angriffe als Mugahidün Jihadisten) und Märtyrer bezeichnete.43

Das arabische Wort Dschihad leitet sich vom Verb gahada ab, das bedeutet, „sich bemühen und anstrengen, um etwas zu erreichen“. Es gibt zwei Arten von Dschihad: Der gihad akbar ist das friedliche Bemühen um das richtige Verhalten gegenüber Allah und den Menschen. Der gihad asgar ist der Kampf zur Verteidigung und Vergrößerung des islamischen Herrschaftsgebiets. „Von militanten Gruppen wird der Jihad häufig als religiöse Legitimation für Terroranschläge oder Befreiungskämpfe verwendet“.44

Ibn Baz sieht es umgekehrt, da er den größten Dschihad darin sieht, seine Seele und sein Geld zu schenken, um die Feinde zu bekämpfen, sie zum Islam zu bekehren und sie aus der Dunkelheit des Unwissens und des Unglaubens zu holen.45 Im Kitab al- Gihäd von al - BuhärT ist eindeutig festzustellen, dass al-Gihäd hauptsächlich den militärischen Kampf bedeutet.46

Aus salafistischer Sicht gibt es verschiedene Arten von Dschihad, z. B. bei Sälih ibn Fauzän al-Fauzän47 und Abu Ishäq Al-HuwainT:48

- Dschihad gegen Ungläubige und Polytheisten: Als Beleg zitieren sie aus dem Koran: „Kämpft mit denen, die nicht an Allah und an Yaum al-Qiyäma (Tag des Jenseits) glauben, und mit denen, die nicht für unrein erklären, was Allah und sein Gesandter für unrein erklärt haben, und mit denen, die den wahren Glauben nicht zu ihrem Glauben nehmen, bis sie erniedrigt werden und die Steuer für die Ungläubigen mit ihren eigenen Händen bezahlen“.49
- Dschihad gegen Apostaten Murtaddün: Als Beleg zitieren sie den HadTt: „wer seine Religion wechselt, den müsst ihr töten“.50
- Dschihad gegen Tüghat (Angreifer): Als Beleg zitieren sie aus dem Koran:

„Wenn von den Gläubigen zwei Parteien miteinander streiten, dann schlichtet sie. Aber wenn einer von den (Parteien) die andere (Partei) angreift, dann kämpft gegen die angreifende Gruppe, bis sie zum Befehl Allahs zurückkehren. Wenn sie von nun ab umkehren, vermittelt gerecht zwischen beiden (Parteien). Verhaltet euch (gegenüber ihnen) gerecht (unterdrückt die anderen nicht). Wahrlich, Allah liebt diejenigen, die gerecht handeln“.51

Ibn Qaiyim al-Gauziya sagte: „Es gibt vier Marätib (Klassen) im Dschihad: den Kampf der Seele, den Kampf gegen Saytän (Satan), den Kampf gegen Kuffär (die Ungläubigen) und den Kampf gegen munäfiqün (der Heuchler).52

Salafismus wird als zeitgenössisches religiöses Phänomen verstanden, das nicht auf die Ausübung militärischer Gewalt gerichtet ist, während Dschihadismus als religiöses Phänomen verstanden werden, das militärische Gewalt anwendet.

2.1.3 al-Usüliya

Der Begriff al-Usüliya (Fundamentalismus) bezog sich ursprünglich ausschließlich auf religiösen, speziell christlichen Fundamentalismus, der sich der modernen Naturwissenschaft entgegenstellte. Die Darvinsche Evolutionslehre widersprach dem biblischen Schöpfungsmythos, daran nahmen die Christen Anstoß.53 Fundamentalismus als religiöser Begriff ist eine Reaktion auf die Moderne. Er ist auch ein Phänomen unserer Zeit: „Fundamentalistische Bewegungen sind häufig als „antimodernistisch“ oder gar als „Aufstand gegen die Moderne“ bezeichnet worden. Dies ist zwar nicht ganz unberechtigt, aber zu ihrem Verständnis auch nicht gerade sehr hilfreich. „Fundamentalismus ist nicht „Rückkehr ins Mittelalter“, sondern eine zeitgenössische Form des Widerstandes gegen Aspekte der Moderne, die zugleich unsere (Gegenwartsrealität) mitbestimmt, wie ja auch die Romantik als Gegenspieler zum Rationalismus der Aufklärung die westliche Moderne entscheidend mitgeprägt hat“.54

Der arabische Begriff für Fundamentalismus ist Usüliya. Dieses Wort ist „von asl abgeleitet, was Grundlage oder Fundament bedeutet. Es leitet sich ab von asl im Sinne von „Fundament“, „Wurzel“ oder „Stamm“. In diesem Sinne bedeutet das Wort asli so viel wie „original“ im Sinne von „wertvoll“ und „unverfälscht“. Die Araber legen sehr viel Wert auf ihre Abstammung und ihre Herkunft. Auch bei der Partnersuche für die Heirat findet dies seinen Niederschlag. So sollte man bevorzugt ein Mädchen bint asl (Tochter aus guter Abstammung) oder einen Jungen ibn asl (Sohn einer guten Abstammung) auswählen. Dabei wird der Ruf der gesamten Familie des Heiratskandidaten berücksichtigt. Das Festhalten und die sorgsame Pflege der Abstammung oder der Wurzel sei daher ein äußerst lobenswerter Charakterzug. Das bedeutet, dass der Begriff „Fundamentalismus“ bzw. usüliya bei den Arabern aufgrund dieser mit dem positiv besetzten Konzept der guten Abstammung verbundenen Bedeutungsdimension auch positive Assoziationen hervorruft. Wenn die Europäer nun die Muslime als Usüliyyien (Fundamentalisten) bezeichnen, so müssen die Muslime dies somit zunächst als Komplement verstehen“.55

Yüsuf al-Qaradawl56 sagt, als er über den Begriff Fundamitalismus gefragt wurde: „Er ist eine ehrenvolle Sache57. Ja, wir sind Fundamentalisten, das bedeutet, dass wir uns auf unsere Ursprünge zurückbesinnen, wir halten sie fest. Wir akzeptieren nicht, von unseren Wurzeln getrennt zu werden. Wir sind Fundamentalisten. Wenn Fundamentalismus das Festhalten am Koran und an der Sunna bedeutet, dann bin ich ein Fundamentalist“.58

Lohlker bezeichnet den „gewaltlosen“ Salafismus als eine fundamentalistische Strömung. Der Salafismus in diesem Sinne ist „weder eine Bedrohung für die Sicherheit noch eine bloße Radikalisierungsvorstufe für den Dschihadismus“59. Der „gewaltlose“ Salafismus ist nichts anderes als eine fundamentalistische Strömung, wie es sie in jedem Symbolsystem gibt.60 Fundamentalisten im Islam, im Judentum und im Christentum haben eine ähnliche Gemeinsamkeit: sie folgen dem Koran, der Thora und der Bibel wortwörtlich. Sie lehnen es ab, den zeitlichen Abstand zwischen der Entstehung dieser Schriften und unserer Gegenwart zu berücksichtigen. Sie betonen die Unfehlbarkeit der heiligen Texte, denn sie halten sie für nichts anderes als Gottes eigenes Wort, das um keinen Preis verfälscht oder verändert werden darf. Zugleich sind sie überzeugt, dass sie allein die Wahrheit kennen.61

2.1.4 al-Wahhabïya

Die Bezeichnung WahhäbTya (Wahhabismus) geht auf den Gründer Muhammad Ibn 'Abd al-Wahhäb zurück.62 Die Wahhabiten betrachten sich auch als die einzigen Vertreter des wahren Islam, der frei von Bid'a und Abweichung vom wahren Islam ist. Al-WahhäbTya ist eine islamische Bewegung, die am Ende des 18. Jahrhunderts von Muhammad Ibn 'Abd al-Wahhäb (1703 -1792) auf der Arabischen Halbinsel gegründet wurde, um den Glauben der Muslime zu reinigen und die Andachtsbräuche und -praktiken zu bekämpfen, die sich in den Islamischen Ländern ausgebreitet hatten und die nach Meinung der WahhäbTya gegen das Wesen des monotheistischen Islam gerichtet sind, was sie als bid'a bezeichnen, wie Ziyära (der Besuch an Gräbern) und das Beten dort, Mawlid ( die Feier des Geburtstags des Propheten) und Auliyä (die Verehrung von Heiligen) .

Der Unterschied zwischen WahhäbTya und Salafiyya wird von Lohlker wie folgt beschrieben: „Wahhabismus bezeichnet die dominante religiöse Strömung, die sich in Saudi- Arabien entwickelt hat, aber seit längerer Zeit weltweit ausgreift. Salafismus bezeichnet eine breite religiöse Strömung mit unterschiedlichen Formen, die sich zum Teil vom saudischen Wahhabismus abgrenzen, zum großen Teil aber innig mit Saudi­Arabien verbunden sind - und sei es nur finanziell“.63

2.1.5 ad-Dawah as-Salafïya

Die salafistische Propaganda oder ad-DaWah as-Salafya hat das Ziel, neue Mitglieder zu gewinnen. Das arabische Wort Da'wah bedeutet Einladung, im salafistischen Kontext bedeutet es: Aufruf zum Islam64.

Muslimische Gelehrte sind der Ansicht, dass die Da'wah Fard 'ayn (eine individuelle Pflicht) sei, das heißt, wenn einige dies tun, werden die anderen von dieser Pflicht befreit. Aber einige salafistischen Gelehrten glauben, dass die Da'wah aufgrund ihrer Vernachlässigung eine Pflicht für alle geworden sei.65

Diese Da'wah hat verschiedenen Strategien je nach Ort, Zielgruppe und Zeit. (Näheres in Kapitel 2.3).

2.1.6 Religiös begründeter Extremismus

Manche extremistischen Gruppen rechtfertigen ihre gewalttätigen Handlungen mit der Religion. Grundsätzlich können alle Religionen oder religiösen Strömungen die Grundlage für extremistische Taten sein. Extreme religiöse Meinungen können Bewegungen hervorbringen, die zur Durchsetzung ihrer Ziele Gewalt anwenden. Islamische extremistische Bewegungen streben eine Gesellschaft an, die gänzlich von der sarT'a beherrscht ist. Nicht alle islamischen Ideologien rechtfertigen die Anwendung von Gewalt, um ihre Ziele zu erreichen.

Wenn man von religiös begründetem Extremismus im Islam spricht, geht es um politischen Salafismus oder Dschihadismus66. Religiös gerechtfertigte Terroranschläge, sei es in der westlichen Welt wie in Brüssel oder Paris, oder in der islamischen Welt wie im Irak und in Jakarta, bringen das Gespräch sofort auf den Salafismus.67

2.2 Was ist der Salafismus?

Die Salafiyya stammt vom arabischen Salaf, Pl. Asl a f, und bedeutet „die Vorfahren“68. Der Begriff Salaf ist die Bezeichnung für die Altvorderen und die frommen Vorfahren (as-Salaf as-Sälih), konkret die Generation des Propheten Muhammad und seine direkten Nachfolger, die Tabi 'un69, die nach dem Tode des Propheten geboren sind, sowie für die darauffolgende Generation. Diese drei Generationen wurden wegen ihrer religiösen Praktiken, ihrer theologischen Meinungen und ihrer Texte für die Salafisten zu Vorbildern70.

Nach dem Tod des Propheten wurde der Begriff Salaf als Selbstbezeichnung von bestimmten Gruppen verwendet. Sie beziehen sich dabei auf einen HadTt (Ausspruch des Propheten), in dem er sagt:

'Imran Ibn Hussain, Allahs Wohlgefallen auf beiden, berichtete:71 Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte: „Die besten von euch sind diejenigen in meiner Epoche, dann diejenigen, die nach ihnen folgen, dann diejenigen, die nach ihnen folgen, dann diejenigen, die nach ihnen folgen.“72 Die Salafiyya, als abstrakter Begriff mit dem Suffix ,,-iyya", meint eine Strömung, die später entstanden ist.

Wie in allen Religionen gibt es auch im Islam liberale, konservative und fundamentalistische Strömungen, deren Unterschiede auf verschiedenen Interpretationen der religiösen Quellen beruhen. Der Salafismus, wie er heute in wissenschaftlichen Kontext verstanden wird, gehört zum fundamentalistischen Spektrum des Islam.73

Salafisten sehen in den „frommen Altvorderen“ Vorbilder für eine richtige Lebensweise in unserer Zeit, weil diese die Entstehungszeit des Islam in seiner ursprünglichen Form erlebt haben. Salafisten sehen nicht in Menschen, sondern in Mohammad den Begründer des Salafismus, weil er die Grundlagen gelegt hat, auf denen die Muslime bleiben müssen, um den Koran und die Sunna zu verstehen.74 „Angesichts dieser Reformbemühungen war der Begriff Salafiyya auch lange Zeit positiv besetzt und nicht mit Engstirnigkeit und Antimodernismus verbunden, wie es der Begriff Salafismus heute ist“.75

Die Endung „-iyya“, die in der deutschen Sprache durch „-ismus“ wiedergegeben wird, hat in der arabischen Sprache nicht unbedingt eine negative Bedeutung.

Die Salafisten bezeichnen sich meistens nicht als Salafisten sondern bevorzugen andere Bezeichnungen wie Ahl al- HadTt (Leute der Prophetenüberlieferung), Ahl as- Sunna wa al-Gamä‘a (Leute der Prophetentradition und der Gemeinschaft).76 'AzmT Bisära nennt die salafistische Bewegung eine modernistische Bewegung unter verschiedenen Bezeichnungen, weil sie zur Zeit der Moderne und als Reaktion auf die Moderne entstanden ist und sich als Reformbewegung versteht77. Bisära behauptet, dass das Konzept des Salafismus nicht einfach zu definieren ist. Wenn wir Salafismus nur so definieren, dass er sich auf den Koran und die Sunna bezieht, dann wären die meisten Muslime Salafis, aber es gibt nicht nur einen einzigen Salafismus, sondern Salafiyyat aufgrund ihrer Entstehung und ihrer Ziele. Es gibt sogar nicht nur einen sunnitischen, sondern auch einen schiitische Salafismus.78

Obwohl es verschiedene Strömungen des Salafismus gibt, haben sie grundlegende gemeinsame Ziele. Goertz79 nennt die Reinigung und die Wiederherstellung des Islam in seiner ursprünglichen Form. Der Ur-Islam soll als Vorbild für das Leben in der Gegenwart und Zukunft dienen. Die Gesellschaft, in der Salafisten leben, soll durch ein salafistisches Islamverständnis grundlegend verändert werden. Das wesentliche Ziel also ist die Rückkehr zum Ur-Islam.

‘Abd al-Rahmän ‘Abd al-Khäliq (ges. 2020), ein ägyptisch-kuwaitischer Prediger, nennt die Ziele der salafistischen Da'wah in seinem Buch al-Usül al-'ilmTya fi ad- Da'wa as-Salafiyya (Die wissenschaftlichen Grundlagen der salafistischen Mission) wie folgt:80

1- Vereinigung aller Muslime unter einem Glauben 'AqTda und einem manhaj, um die Gründung der einheitlichen Umma zu erleichtern.
2- Erziehung zu einem guten, reinen Muslim, der von Polytheismus, Fanatismus, Aberglauben und Unwissen entfernt ist.
3- Reinigung der islamischen Gemeinschaft von Polytheismus, Bid'a, Aberglauben, Unmoral und Sittenlosigkeit durch Schaffung eines sauberen Milieus, das den Verfall und die fremden Ideen bekämpft, insbesondere die Ideen von Atheisten, Kommunisten und Ketzern.
4- Befreiung der islamischen Welt von den Feinden des Islam, die ihre Länder aufgeteilt haben, damit die Muslime ihre Umma gründen können.

2.2.1 Geschichte des Salafismus

Die Wurzeln der al-Madrasä as.Salafiya (salafistischen Schule) reichen bis in die frühislamische Zeit. Der manhag as-salafT durchlief fünf historische Phasen. Die erste Phase begann mit Ahl al-HadTt im 9. Jahrhundert, danach folgt Ahmad Ibn TaimTya im 14. Jahrhundert, nach vier Jahrhunderten folgt al-WahhäbTy mit ihrem Gründer Muhammad ibn'Abd al-Wahhab. Im 19. Jahrhundert beginnt die Phase der Reformbewegungen mit Gamäl ad-DTn al-AfgänT, seinem Schüler Muhammad 'Abduh und dessen Nachfolger RasTd Ridä. Die fünfte Phase ist der as.Salafiya al-Mu'asira (zeitgenössische Salafismus).81

2.2.1.1 Ahl al-Hadït

Sie beginnt mit Ahmad Ibn Hanbal (gest. 855.), dem Gründer der sunnitischen Rechtschule HanbalTya, und der Gruppe der Leute der Prophetenüberlieferung „Ahl al-hadit“. Hier liegt der Anfang des salafistischen Gedankens. Ibn Hanbal hat Auseinandersetzungen mit den rationalistischen Gruppen im Islam des 9. Jahrhunderts, besonders mit al - Mu'taziliten und Ahl al-kaläm[82], die den Koran und den Hadft unter dem Einfluss der griechischen Philosophie rational und philosophisch interpretieren wollen. Der wichtigste Streitpunkt war die Frage der halqu al-qur’än (Erschaffenheit des Korans).83

Ibn Hanbals Forderung war das wörtliche Verständnis des Korans. Die Mu'tazila verwendeten 'ilm al-Kaläm (rationale Manhaj) zum Verstehen und Interpretieren von Texten mit Hilfe der griechischen Philosophie. Hier sehen die Ahal al-hadTt, dass dieser rationale Manhaj die Reinheit des Islam bedroht, die zu Zeiten des Propheten und in der Zeit der rechtgeleiteten Kalifen nach ihm vorhanden war. Deswegen warnen sie vor dem Zerfall und Zusammenbruch der Umma. Deshalb muss der Koran wörtlich verstanden werden84 und die naql (textuelle Überlieferung) muss über dem 'aql (menschlichen Verstand) stehen. Die Wahhabiten lehnten alles ab, was Bid'a ist, hielten sich an den Koran und die Sunna als einzige Quellen und stritten nachdrücklich gegen Ahl al-Kaläm und Ahl ar-Ra’y (Leute der Meinung).85 Trotzdem unterscheidet sich al-Madrasä al-WahhäbTya vom gegenwärtigen Salafismus, der madähib (die Rechtschulen) ablehnt. Deshalb wäre es nicht richtig, Ibn Hanbal als Vorvater des heutigen Salafismus anzusehen. Darüber hinaus sind seine Lehren im Laufe der Zeit weiter entwickelt worden, insbesondere durch die Werke von Ahmad Ibn TaimTya.86

Ibn Hanbal wurde aufgrund seiner Ansichten festgenommen und gefoltert, besonders wegen seiner Meinung über die Erschaffenheit des Korans während der 'abbäsidische Herrschaft.„Das machte ihn für viele sunnitische Muslime zu einem Symbol für den Kampf gegen Unterdrückung und zu einem Helden“.87

2.2.1.2 Ahmad Ibn Taimïya

Der Syrer TaqT ad-DTn Ahmad Ibn TaimTya (gest. 1328) oder, wie ihn seine Anhänger bezeichnen,88 Saih al-Islam89, wird von vielen er als Urvater des islamischen Fundamentalismus bezeichnet90. Er lebte während der Schwäche der Al. dawlah al- ‘Abbasiyya ('abbäsidischen Dynastie) und in der Zeit der Mongolen-Expansion. 1258 hatten die Mongolen die Hauptstadt des 'abbäsidische Kalifats Bagdad besetzt und den 'abbäsidischen Kalifen al-Must'asim getötet. Kurz nach der Besetzung von Bagdad wurde Ahmad Ibn TaimTya geboren 1263.

Die SarT'a (das islamische Recht) wurde in den eroberten Gebieten durch das mongolische Recht, die Yäsä, ersetzt.91 Außerdem entwickelte sich Tasawwuf (die Islamische Mystik) in dieser Zeit sehr stark.92 Ibn TaimTya machte ahl al-Kalam und al-falasifa verantwortlich für die Niederlage und den Zerfall des Staates.93

In seiner Theologie grenzte er sich von einigen islamischen Minderheiten ab und zeigte sich als Feind der Schiiten, indem er ihnen vorwarf mit den Mongolen zusammenzuarbeiten. Besonders wandte er sich gegen „Ahl al-bid'a“, also gegen eine bestimmte sufische Richtungen. Zugleich versuchte er nachzuweisen, dass die Vernunft nicht im Gegensatz zu Koran und Sunna steht.94 „Im engeren Sinne lässt sich Ibn Taimlya mithin als Kämpfer gegen jegliche Form dessen begreifen, was er als bid'a verstand, also Praktiken und Vorstellungen, die nicht unmittelbar auf den Koran oder die Sunna zurückzuführen sind, sondern nachträglich in den Islam eingeführt wurden“.95

Immer wieder hat es fundamentalistische Strömungen mit ähnlichen Anliegen wie bei Ibn TaimTya gegeben oder solche, die sich direkt auf ihn berufen haben.96 Moderne salafistische Strömungen beziehen sich bis heute auf seine Schriften. Zusätzlich zur strikten und wörtlichen Einhaltung von Koran und Sunna forderte er, die als Kuffar zu bezeichnen, die sich nicht strikt an Tawhid halten.97 Den Heiligenkult, insbesondere an Gräbern, hielt Ibn TaimTya für versteckten Polytheismus, den man unbedingt bekämpfen müsse.98

Die Frage stellt sich, warum Ahmad Ibn TaimTya und seine Schriften die wichtigste Quelle für diejenigen sind, die sich für salafistisches Gedankengut interessieren, obwohl die beiden Denker Ahmad Ibn Hanbal vor ihm und Muhammad Ibn 'Abd al- Wahhäb nach ihm waren.

Ein weiterer wichtiger Name in dieser Phase war Ibn Qayyim al-Jawziya, Schüler von Ahmad Ibn TaimTya. Seine Schriften haben große Bedeutung für die späteren salafistischen Gelehrten besonders in Saudi-Arabien wie Ibn Bäz, und al-'UtaimTn.99

2.2.1.3 Al-Wahhabïya

Dies ist die dritte Phase der salafistischen Geschichte, benannt nach ihrem Gründer Muhammad Ibn 'Abd al-Wahhäb als WahhäbTya (Wahhabismus)100. Er ist 1703 in Nagad auf der arabischen Halbinsel geboren.

Nach der Zeit von Ibn TaimTya erlebte der Salafismus einen starken Rückgang fast bis zum Verschwinden. Im 18. Jahrhundert, als das Osmanische Reich seinen Niedergang erlebte und die Zeit des Kolonialismus begann, blühte der Salafismus unter dem Namen „ ad-Da'wah an-Nagadiyya“ oder „ Ahl al-Isläm“ wieder auf. Diese Da'wah entstand aus dem historischen Salafismus, ihr Gründer Muhammad Ibn 'Abd al-Wahhäb forderte at-TauhTd (Einheit Gottes), verbot Fürbitte tawassul, Gräberbesuch und die Heiligenverehrung und erneuerte das Erbe vom Ibn TaimTya. 1744 traf er Muhammad ibn Sa'üd in ad- Dar'iyyah. Dort scheinen die beiden eine Art Rollenverteilung vorgenommen zu haben, während Ibn 'Abd al-Wahhäb die Kontrolle über religiöse Angelegenheiten bekommt, wird ibn Sa'üd als legitimer Herrscher anerkannt.101

Ebenso wie Ibn TaimTya befürchtete Ibn 'Abd al-Wahhäb, dass die Reinheit der Religion durch die Übernahme fremder, „unislamischer“ Vorstellungen beschädigt werden könnte. Darum lehnte er Riten aus der Volksfrömmigkeit ab, z. B. die Verehrung von Heiligen oder Maulid an-NabT(die Geburtstagsfeiern), da sie nicht auf den Propheten zurückgeführt werden können. 'Abd al-Wahhäb wies darauf hin, dass es auch bei den Gelehrten der vergangenen Jahrhunderte Irrtümer gegeben habe, die die Religion verändert haben.102 Die meisten Salafisten berufen sich auf das Buch „at-TauhTd“103 von Ibn 'Abd al-Wahhäb, denn es erklärt die Grundlagen des salafistischen Glaubens im Gegensatz zu den Überzeugungen anderer Glaubensrichtungen.104

Die vorigen Reformbewegungen hatten sich im Inneren des Islam vollzogen und grenzten sich vom Volksglauben und von mystischen Strömungen ab. Der heutige Salafismus dagegen beschränkt sich nicht auf den Bereich der Religion, sondern wendet sich darüber hinaus gegen die politische Ordnung des Westens.105

Die Wahhabiten sahen die Lehren der Zwölferschia, die auf der arabischen Halbinsel einflussreich war, als Häresie an und meinten, deren Anhänger bekämpfen oder sogar töten zu sollen, und sie zerstörten deren Grabmäler als Beispiele des Götzendienstes.106

2.2.1.4 Modernistische Salafiyya

Dies ist die vierte Phase des Salafismus. Im neunzehnten Jahrhundert trat die Frage nach „Fortschritt und der Rückständigkeit“ auf, d.h. Warum ist die westliche Welt den islamischen Ländern überlegen?107

Die Schwäche des Osmanischen Reiches und der Beginn der Kolonialherrschaft im arabischen Raum, das Aufkommen von Zeitungen und Druckmaschinen und die Verbreitung von Übersetzungen führten zur Entstehung einer Schicht von Intellektuellen, die von der westlichen Kultur beeinflusst waren. Sie versuchten, die Moderne mit einer Rückkehr zu den Ursprüngen des Islam in Einklang zu bringen. Mit anderen Worten, der Islam sollte nicht im Widerspruch zur Moderne stehen.

„Die Erfahrung der Machtlosigkeit gegenüber dem Westen ließ die Muslime im 19. Jahrhundert auch nach religiösen Ursachen der eigenen Schwäche suchen. Der eigentliche Islam, wie der Prophet ihn gelehrt habe, sei dagegen durchaus forschrittskompatibel, ja er fordere geradezu all das, was Europäer des 19. Jahrhunderte für ihre ureigensten Errungenschaften hielten: Rationalität und aktives Handeln zur Verbesserung des Diesseits“.108

Es gab verschiedene Erklärungen für die Rückständigkeit der islamischen Länder. Einige Gelehrte meinten, die Abkehr von den Wurzeln des Islam sei der Grund dafür.109

Der Salafismus in dieser Reformphase ist eine Reaktion auf die Moderne. Die bekanntesten Reformer waren Gamäl ad-DTn al-AfgänT,110 der als Vater des Salafismus angesehen wird.111 Sein ägyptischer Schüler Muhammad 'Abduh und der Libanese RasTd Ridä waren seine bekanntesten Nachfolger . Ihr Ziel war die Vereinbarkeit von Religion und Wissenschaft.112

Die wichtigsten Merkmale und Ziele des reformistischen Salafismus sind:113

- der Islam als Grundlage jeder Entwicklung und für jedes Fortschritts
- Vereinigung der islamischen Nation gegen den westlichen Kolonialismus
- Vitalisierung des Islam und seine Verknüpfung mit der Moderne
- Vereinbarkeit zwischen naql (schriftlicher Überlieferung) und ' aql ( menschlichem Verstand)
- Reinigung des Islam von Hurafat (Aberglauben) und Bida' ( religiöse Neuerungen).
- Entwicklung des Bildungssystems: Ibn 'Abdu war frustriert von der Schule, in der hauptsächlich auswendig gelernt wurde
- Übernahme der westlichen modernen Wissenschaft

2.2.1.5 Zeitgenössischer Salafismus

Es ist der Salafismus oder die Reformbewegung, der im frühen 05. Jahrhundert entstanden ist. Die arabische Welt erlebte im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts politische, soziale und kulturelle Veränderungen, die zur Entstehung nationaler, sozialistischer und islamischer politischer Vereinigungen führten. Der salafistische Fundamentalismus trat zuerst in Form einer „modernen“ politischen Partei, al-Ihwan al-Muslimün (der Muslimbruderschaft), auf, die von Saih Hasan al-Bannä114 1928 in Ägypten gegründet wurde, teilweise als Reaktion auf die Ausbreitung der modernisierenden säkularen Strömungen, die von der westlichen Kultur beeinflusst waren.

Hasan al-Bannä machte die Beschäftigung mit Politik zur Verpflichtung eines jeden Muslims, als er sagte: „Islam ist Gottesdienst und Führung, Religion und Staat, Spiritualität und Arbeit, Gebet und Gihäd, Gebetsbuch (Mushäf) und Schwert“.115 Der zeitgenössische Salafismus entwickelte sich zunehmend politisch, forderte eine Ordnung nach islamischem Recht und die Rückkehr zum wahren Islam. Der Unterschied zu 'Abdus Reformbewegung besteht darin, dass 'Abdu das Bildungssystems reformieren wollte, aber Hasan al-Bannä wollte die Rückkehr zu den rechtschaffenen Vorfahren. Er forderte außerdem einen bewaffneten Dschihad gegen Nicht-Muslime. Diese Bewegung wuchs sehr schnell und breitete sich auf Nachbarländer wie Syrien und Jordanien aus. Sayyid Qutb (gestorben 1966) folgte auf Hasan al-Bannä. Er trieb den ideologischen Extremismus voran und glaubte, dass sich die gesamte islamische Welt im Zustand der Unwissenheit GähilTya befand . 116 Das lag seiner Meinung nach daran, dass die Menschen sich nicht durch das Wort Gottes lenken ließen.

In den siebziger Jahren traten neue Faktoren auf, die den Trend zum Islamismus und zum salafistschen Denken stärkten, darunter möglicherweise die Niederlage im Sechs-Tage-Krieg durch Israel und die anschließende Frustration darüber in der arabischen und islamischen Welt. Hinzu kommt das Scheitern der kommunistischen oder nationalistisch orientierten Regime, denen es nicht gelang, ihre Länder zu entwickeln und gut zu lenken, was ihre Legitimität in Frage stellte. Viele Leute suchten die Lösung für diese schwierige Situation in der Religion, da die Religion einfache Antworten auf diese Frage gibt.

Der andere Faktor war der wirtschaftliche Wohlstand in den Golfstaaten, der Tausende von Gastarbeitern aus anderen arabischen Ländern anzog, insbesondere aus Ägypten, Syrien und Jordanien. Dadurch wurden einige von ihnen von der wahhabitischen Ideologie beeinflusst. Bei ihrer Rückkehr in die Heimatländer verbreiten sie diese Ideologie. Dies führte sehr wahrscheinlich zur Verbreitung des Islamismus.

In den letzten Jahrzehnten haben die saudischen Regierungen angesichts der nationalistischen und linken Ideen, die in den 1950er und 1960er Jahren vorherrschten, versucht, dort einen regimetreuen Salafismus zu fördern. Saudi Arabien hat Bildungseinrichtungen im eigenen Land und im Ausland finanziert und Bücher mit salafistischem Inhalt verbreitet, um die anderen Ideologien zu bekämpfen.117

In den neunziger Jahren kam es zu einem Streit über den Einsatz westlicher Armeen im Irakkrieg. Dies führte zur Entstehung einer salafistischen Bewegung, die sich weigerte, Unterstützung von diesen Armeen zur Befreiung Kuwaits anzunehmen. Die bekanntesten Befürworter dieses Trends sind Salmän al-'Auda und Safar al-Hawali. Diese Bewegung wird als as- Sahwa ( Erwachen) bezeichnet.118

2.2.2 Salafistische Strömungen

Obwohl die zeitgenössischen salafistischen Bewegungen die gleiche 'AqTda haben, bilden sie keine homogene Gruppe. Es gibt drei hauptsächliche Stömungen:119

2.2.2.1 al'ilmiyya

Al'ilmiyya (Der puristische Salafismus) ist besonders religiös und bezieht sich auf den individuellen Glauben und die individuelle Frömmigkeit. Seine Vertreter haben keine politischen Absichten. Sie zeigen keine Tendenz zur Gewalt und wollen den Islam praktizieren, fördern und verteidigen, wie er in den ursprünglichsten Tagen des Korans, der Sunna und der Igma' (der Konsens der Gemeinde, resp. ihrer qualifizierten Vertreter) war.

Das bekannteste Beispiel dieser Strömung ist der syrisch-jordanische Gelehrte Muhammad Näsir ad-DTn al-AlbänT (1914-1999).120 Er lehrt, dass die Errichtung einer einheitlichen Umma (islamischen Gemeinschaft) ohne Verständnis der Bedeutung des Monotheismus zu Fitna (Bürgerkrieg, Zwietracht) führen kann.121 Er wurde in der letzten Zeit von 'Ulama' al-WahhäbTy kritisiert, nachdem er einige der Schriften von Muhammad Ibn Abd al-Wahhab kritisiert hatte. Salih al-Fauzän z. B. fordert, dessen Ansichten nicht zu beachten.122 Zu dieser Strömung gehören die bekannten saudischen Gelehrten ibn Bäz (gest. 1999) und Ibn 'UtaymTn (gest. 2001).

[...]


1 Z. B. der Erfolg der salafistischen Partei Hizb an-Nür (Partei des Lichts) in Ägypten.

2 Im Herbst 2015 flüchteten fast 900.000 Menschen (BAMF) nach Deutschland. Bis November 2015 kamen über 60 Prozent aller Asylsuchenden aus nur drei Ländern: Syrien (knapp 40 Prozent), Afghanistan (rund 12 Prozent) und Irak (rund 9 Prozent). Zum ersten Mal seit 50 Jahren kommt wieder eine rechtsnationale Partei in die Landtage und 2017 auch in den Bundestag mit 12,6% der Wählerstimmen.

3 Vgl. Ragunathan, Giancy: Der Salafismus als Jugendkultur. Warum radikalisieren sich Jugendliche in Deutschland? Welche Präventionsmöglichkeiten gibt es? 2017, S. 24.

4 Siehe z. B. „Kuffar - "Ungläubige haben keinen Wert zu leben" - Hass aus der Moschee - Salafisten & Co“. https://www.youtube.com/watch?v=RsVMX8xTwh8. Zuletzt geprüft am 14.08.20.

5 Wiedl, Nina: hawla Sina'ti salafiyya almaniyya (Über die Herstellung eines deutschen Salafismus), Arabische Ausgabe, Oman, 2017.

6 Vgl. Ibid, S. 102.

7 Lindow, Annika: Salafismus in Deutschland-sein deutscher Prediger Pierre Vogel. Traugott Bautz, 2014. S.88.

8 Siehe „Abu-Hamza Vogel über Terror, Ehrenmord...teil 1 von 2.“ http://www.youtube.com /watch?v=GuDOwQRCMfE. Zuletzt geprüft am 10.06.20.

9 Vergügbar unter: https://www.verfassungsschutz.de/de/oeffentlichkeitsarbeit/publikationen/ pb-islamismus /broschuere -2019-05-salafismus-in-deutschland-missionierung-und-jihad.

10 Bundesamt für Verfassungsschutz, 2019, S. 14. Zuletzt geprüft am 21.07.2020.

11 https://www.ufuq.de/jugendliche-im-fokus-salafistischer-propaganda-beispiele-und- anregungen-fuer-die-unterrichtliche-und-paedagogische-praxis/. Zuletzt geprüft am 15.05.2020.

12 Müller,Jochen: Jugendliche im Fokus salafistischer Propaganda. Landesinstitut für Schulentwicklung, Stuttgart, 2016, S.13.

13 Akku§, Umut, et al. Zusammengehörigkeit, Genderaspekte und Jugendkultur im Salafismus. Springer Vieweg. in Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, 2020. S. 38.

14 Ibid. S. 71.

15 Vgl. Ibid. S. 72.

16 Vgl. Ibid. S. 81.

17 Vgl. Ibid. S. 83.

18 Vgl. Ibid. S. 91

19 Vgl. Ibid. S. 91-92.

20 Vgl. Ibid. S. 95.

21 Vgl. Ibid. S. 95-96.

22 Siehe Toprak, Ahmet; Gerrit Weitzel: Salafismus in Deutschland " Warum Salafismus den jugendkulturellen Aspekt erfüllt ". Springer VS, Wiesbaden, 2017. 47-59.

23 Vgl. Ibid. S .50.

24 Vgl. Ibid. S. 55.

25 Ibid. S. 56.

26 Siehe Dantschke, Claudia: "Attraktivität, Anziehungskraft und Akteure des politischen und militanten Salafismus in Deutschland. In: Toprak, Ahmet, und Gerrit Weitzel (Hrsg.), Salafismus in Deutschland. Jugendkulturelle Aspekte, pädagogische Perspektiven, Springer VS, Wiesbaden, 2017, S. 61-76.

27 Ibid S. 61-76 ff.

28 Ibid. S. 65.

29 Ibid. S. 67.

30 Die Rolle der Frauen im Islamismus, 4. 5. 2018. https://www.bpb.de/politik/extremismus /islamismus/268747/die-rolle-der-frauen-im-islamismus. Zuletzt geprüft am 26. 07.2019. Siehe auch:https://www.verfassungsschutz.de/embed/broschuere-2019-05-salafismus-in- deutschland-missionierung-und-jihad.pdf. Zuletzt geprüft am 26.03.2020.

31 Siehe „Salafismus Online, Propagandastrategien erkennen - Manipulation entgehen“. S.

61. Verfügbar unter: https://www.ufuq.de/salafismus-online-mit-neuen-klicksafe-materialien- islamistische-propaganda-im-netz-erkennen/. Zuletzt geprüft am 15.04.2020.

32 Siehe Seidensticker, Tilman: Islamismus. Geschichte, Vordenker, Organisationen, München, 2014, S. 9f.

33 Vgl. Zapf, Holger: Staat und Religion im islamischen politischen Denken. Springer VS, Wiesbaden, 2017. S. 443.

34 Vgl. Damir-Geilsdorf, Sabine. "Politik, Demokratie, Menschenrechte." in: Brunner, Rainer, ed. Islam: Einheit und Vielfalt einer Weltreligion. Kohlhammer Verlag, 2016. S. 454.

35 Vgl. Abu Rummän, Muhammad: Ma ba'a al.Islam al.Siyasi- marhala gadïda am awham idiulügiyya (der post-Islamismus- Eine neue Phase oder ideologische Illusionen), Frederich Ebert Stiftung. Oman. 2018. S.165. Die arabische Version ist verfügbar unter: http://library.fes.de/pdf-files /bueros/amman/15071.pdf.

36 Siehe was ist Islamismus, Verfassungsschutz 2018. https://www.verfassungsschutz.de/ de/arbeitsfelder/af-islamismus-und-islamistischer-terrorismus/was-ist-islamismus. Zuletzt geprüft am 18.06.2020, auch bpb 2011.

37 Vgl. Hasche, Thorsten: Quo vadis, politischer Islam? AKP, al-Qaida und Muslimbruderschaft in systemtheoretischer Perspektive. transcript Verlag, 2018. S. 23.

38 Siehe Glossar, Anhang 5.

39 Vgl. Salafismus Online.de . Zuletzt geprüft am 12.07.2020.

40 Vgl. Schneiders, Thorsten Gerald: Salafismus in Deutschland. transcript Verlag, 2014. S.11.

41 Ausführlich unter: Ittiham al.Islam al.Siyäsi (Die Anklage des politischen Islam). https://www.al-qaradawi.net/node/2099. Zuletzt geprüft am 17.8.2020.

42 Hegghammer, Thomas: Jihadi-Salafis or revolutionaries? On religion and politics in the study of militant Islamism. Global Salafism: Islam's new religious movement, 2009. S. 246.

43 Siehe „Kalimatu ibn Ladin wa az-ZawähirT fi zikra 11.9“. https://www.aljazeera.net/news/arabic/2003/9/11/ . Zuletzt geprüft am 09.08.2020.

44 Siehe „was ist Jihad/Dschihad?“. https://www.antworten-auf-salafismus.de/salafismus /jihad-dschihad/index.php. Zuletzt geprüft am 08.09.2020., Vgl. Wolfgang, Frindte, et al: „Motivation und Karrieren salafistischer Dschihadistennen und Dschihadisten In: Biene, Janusz: (Hrsg.): Salafismus und Dschihadismus in Deutschland: Ursachen, Dynamiken, Handlungsempfehlungen. Campus Verlag, 2016. S. 119.

45 Vgl. Der große gihäd und der kleine gihäd: https://binbaz.org. Fatwa Nummer:1231. Zuletzt geprüft am 16.09.2020.

46 Weitere Infos siehe URL: http://kutub.free.fr/?page=bokhari_038 . Zuletzt geprüft am 10.09.2020.

47 Siehe „Arten von Dschihad“. https://www.youtube.com/watch?v=1 sx0hXQVYbk&list=UUWs 77fU3gBiIoBRlIvwzGPQ &index=4225. Zuletzt geprüft am 11.08.2020.

48 Siehe: https://www.youtube.com/watch?v=hl4lmL2Aauo. Zuletzt geprüft am 16.07.2020.

49 Süra Tauba, Vers 29.

50 al-mausü'a al-fiqhiyya, (Enzyklopädie des islamischen Rechts). al-Kuwait, Band 22, S. 193-194; Band 14, S. 126-127.

51 Süra al-Hudschurat, Vers 9.

52 Vgl. Greater and lesser jihaad, 21-03-2001. https://islamqa.info/en/answers /10455/greater-and-lesser-jihaad. Zuletzt geprüft am 14.07.2020.

53 Khallouk, Mohammed: Islamischer Fundamentalismus vor den Toren Europas. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2008. S.11.

54 Vgl. Riesebrodt, Martin: Die Rückkehr der Religionen: Fundamentalismus und der "Kampf der Kulturen". Vol. 1388. CH Beck, 2000. S. 50.

55 Vgl. El Sobki, Nabil: "Zwischen Islamismus und Modernismus: Islamische Niedergangsvorstellungen und Reformideen seit dem 19. Jahrhundert in Ägypten; Ansätze, Argumentationen und Wirkungen", 2016. S. 232.

56 Al-QaradäwT ist ein ägyptischer Geistlicher mit katarischer Staatsbürgerschaft und ehemaliger Präsident der Internationalen Union muslimischer Gelehrter. Er war bekannt für sein wöchentliches Programm auf al-GazTra, dem katarischen Nachrichtensender as-San'a wa-l-Hayah (das islamische Gesetz und das Leben). Er wurde auch aufgrund seiner Positionen und Meinungen, insbesondere der politischen, daran gehindert, in einige arabische Länder einzureisen.

57 Er hat ein Gedicht geschrieben, das den Fundamentalismus lobt, und es trägt den Titel: Usüliyyn Usüli (Ein fundamitalist ein fundamitalist). https://www.youtube.com/watch?v=1LvgiuXHrHM. Zuletzt geprüft am 02.07.2020.

58 Das Konzept des islamischen Fundamentalismus und seiner Zukunft, Saih Yüsuf al- Qaradawl, as-Sarl'a wa-l-Hayah. https://www.aljazeera.net/programs/religionandlife/2004/6/4. Zuletzt geprüft am 06.06.2020.

59 Lohlker, Rüdiger, 2016. S. 2.

60 Vgl. Ibid. S. 2.

61 Vgl. Schneiders, Thorsten Gerald: " Historisch-theologische Hintergründe des Salafismus." Salafismus in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden, 2017.S. 4.

62 Die Wahhabiten bezeichnen sich nicht als Wahhabiten, sondern als Leute des Islam. Dieser Begriff wird von anderen Islamischen Gruppen verwendet.

63 Vgl. Lohlker, Rüdiger: Die Salafisten: Der Aufstand der Frommen, Saudi-Arabien und der Islam. Vol. 6272. CH Beck, 2017. S. 11.

64 Vgl. Marwan, abu Taam, et al: „Anwerbungspraxis und Organisationsstruktur", In: Biene, Janusz: (Hrsg.): Salafismus und Dschihadismus in Deutschland: Ursachen, Dynamiken, Handlungsempfehlungen. Campus Verlag, 2016. S. 86.

65 Vgl. Wiedl, Nina: The Making of a German Salafiyya: the emergence, development and missionary work of Salafi movements in Germany . Friedrich Ebert Foundation, Amman. 2015. S. 81.

66 Vgl. Kiefer, Michael: "Radikalisierungsprävention in Deutschland - ein Problemaufriss". Salafismus in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden, 2019. S. 61.

67 Vgl. Lohlker, Rüdiger, 2017. S. 7.

68 Siehe Berger, Lutz: Islamische Theologie, Wien 2010, S. 146.

69 Die erste Generation, die sahäba, waren die Gefährten des Propheten. Sie waren Personen, die Mohammed erlebt haben. Die zweite Generation, die Täbi‘ün, sind die Nachfahren der sahäba, Personen, die den Propheten Mohammed nicht gesehen, gesprochen, gehört haben. Die dritte Generation der Urgemeinde, die Tebeu't-tabiin, sind die Nachfahren der Täbi'ün. https://www.beraten-niedersachsen.de/neo- salafismus/geschichte. Zuletzt geprüft am 08.09.2020.

70 Vgl. Mahmüd Häfiz, Ahmad. As-SalafTyün: al-fikr wa-'l-mumärasa. al-Manhal li-n-Nasr al- IliktrünT, 'Ammän. 2016. S. 18.

71 siehe „Vorzüglichkeiten der Prophetengefährten“. https://talmeez.wordpress. com/2010/10/19/vorzuglichkeiten-der-prophetengefahrten-fadail-as-sahaba/. Zuletzt geprüft am 17.09.2020.

72 SahTh al-BuhärT, Där ibn KatTr. Beirut, 2007 Nr. 3728.

73 Vgl. Schneiders, Thorsten Gerald, 2014. S. 12.

74 Siehe Salih ibn Fauzan al-Fauzan „Kommentare, Salafismus ist kein Madhab“ S. 21. https://www.noor-book.com-pdf. Zuletzt geprüft am 05.05.2020.

75 Schneiders, Thorsten Gerald, 2014. 12.

76 Said, Behnam T; Hazim, Fouad: Salafismus „Auf der Suche nach dem wahren Islam“. Herder, 2014. S. 29.

77 Vgl. Bisära, <;AzmT, Fil- igabti 'an Su’äl ma hiya al.salafiyya (Zur Beantwortung der Frage, was Salafismus ist). 2018. S. 7.

78 Vgl. Ibid. S. 8.

79 Vgl. Goertz, Stefan: Terrorismusabwehr. Springer Fachmedien Wiesbaden, 2018. S. 8.

80 ‘Abd al-Rahmän ‘Abd al-Khäliq:a l- Usül al-'ilmTya fi ad- Da'wa as-Salafiyya. ad.där as- Salafyya.(Die wissenschaftlichen Grundlagen der salafistischen Mission). Al-Kuwait, 1978, S. 36-45. Verfügbar unter: https://shamela.ws/index.php/book/12826. Zuletzt geprüft am 11.09.2020.

81 In dieser Arbeit ist mit dem zeitgenössischen Salafismus die Zeit etwa ab 1950 gemeint.

82 Siehe Glossar.

83 Vgl. Logvinov, Michail: Salafismus, Radikalisierung und terroristische Gewalt. Springer Fachmedien Wiesbaden, 2017. S 11. Auch: Berger, Lutz. Islamische Theologie, 2010. S. 74.

84 Siehe Salafism, Global: Islam's New Religious Movement. London: C. Hurst & Co, 2009. S.85.

85 Siehe Abu Rummän: ana salafi (Ich bin ein Salafists). Friedrich-Ebert-Stiftung,'Ammän, 2014. S. 44.

86 Siehe Fouad, Hazim: Zeitgenössische muslimische Kritik am Salafismus. Eine Untersuchung ausgewählter Dokumente. Diss. 2019. S. 47.

87 Vgl. Schneiders, Thorsten Gerald: 2014. S. 52.

88 Mehr über seine Ideologie siehe Saleh ibn Fawzan: adwa' 'ala al-'aqTda min saih al-isläm (Lichter auf Al Aqida von Scheich al-Islam: https://alfawzan.af.org.sa/sites/default /files/ bintimiah.pdf

89 Obaidullah, Fahad: A Critical Study Of Ibn Taymia's Response to Christianity. 2016. S. 52. Auch: https://www.wikizero.com/en/Ibn_Taymiyyah. Zuletzt geprüft am 09.08.2020.

90 Lohlker, Rüdiger, 2017. S.19.

91 Vgl. Berger, Lutz. 2010. S. 108.

92 Vgl. Krämer, Gudrun. Geschichte des Islam. Vol. 493. CH Beck, 2005. S. 161.

93 Weitere Infos über seine Haltung zu den Rechtsschulen al-mälikiyya, al-hanafTya und as- safi'lya siehe URL : https://www.islamweb.net/ar/fatwa/16542/. Zuletzt geprüft am 16.06.2020. Siehe auch: Berger, Lutz, 2010. S. 73- 85.

94 Vgl. Lohlker, Rüdiger, 2017. S 19.

95 Toprak, Ahmet, und Gerrit Weitzel, 2017. S. 12.

96 Vgl. Berger, 2010. S. 111.

97 Siehe: Ibn Taymiyyahs Methode in Bezug auf das Thema Takfir. Abdul Majeed bin Salem bin Abdullah Al-Mischaabi, 1997. https://www.waqfeya.net/book.php?bid=1492. Zuletzt geprüft am 10.08.2020.

98 Vgl. Berger, Lutz. 2010, S.108.

99 Vgl. Wiedl, Nina, 2015. S. 46.

100 Roy, Olivier: Globalised Islam: The Search for a New Ummah, Columbia University Press 2004, S. 234.

101 Vgl. Abu Rummän, Mohammad: Sirä' hawl' al.Salafiyya (Konflikt um den Salafismus). Beirut 2016, S. 16-17.

102 Vgl. Toprak, Ahmet, Gerrit Weitzel, 2017. S.13-14.

103 Der Inhalt dieses Buches dreht sich um die Idee, das TawhTd Konzept zu erklären, um die Haltung oder die Ablehnung von Rechtsschulen, um Sirk, und die Forderung nach der Rückkehr zur Lehre des Propheten und as-Salaf as-Salih. https://books-library.online/free- 407678429-download. Zuletzt geprüft am 19.09.2020.

104 Vgl. Abu Rammän, 2015. S. 46.

105 Vgl. Fouad, Hazim, 2019. S. 52.

106 Siehe Berger, Lutz, 2010. S.112.

107 Er wird als islähyya oder tanwirTyya (Reform oder Aufklärung) bezeichnet. Vgl. As- S bbäg, ' Abd al-LatTf: Mustalah at-tanwTr ( Der Begriff Aufklärung). Dschidda, 2005. S. 21. Verfügbar unter: https://www.iifa-aifi.org/wp-content/uploads/2015/02/3.pdf.

108 Berger, Lutz: "Islam und Moderne." André Stanisavljevic; Ralf Zwengel (Hg.), Religion und Gewalt. Der Islam nach dem 11. September, 2002. S.13.

109 Vgl. Murtaza, Muhammad Sameer: Die Reformer im Islam: Jamal Al-Din Al-Afghani- Muhammad Abduh-Qasim Amin-Muhammad Raschid Rida. Books on Demand, 2015. S. 150-151.

110 Al-AfgänTs Aufruf „zurück zum Qur'än“ war in dieser Epoche nichts Neues oder Einzigartiges. Es ist eine Fortsetzung der Wahhabi-Zeit, aber auf andere Weise und mit unterschiedlichen Zielen: Saalbach, Amando: Zwischen Nahda und Ernüchterung: Der Antikolonialismus Gamäl ad-DTn al-AfgänTs, 2020. S. 29.

111 Siehe Mishra, Pankaj: Aus den Ruinen des Empires: die Revolte gegen den Westen und der Wiederaufstieg Asiens. S. Fischer Verlag, 2013. S.150.

112 Vgl. Berger, Lutz, 2010, S. 146

113 Vgl. Mahmüd Häfiz, Ahmad: As-SalafTyün: al-fikr wa-'l-mumärasa. al-Manhal li-n-Nasr al- IliktrünT, 2016. S. 5-6.

114 Hassan Al-Banna war Schüler von RasTd Ridä.

115 Muhammad Ibrahim, Abbas: Hawiyyatu at-Taqafatial-ArabTya (Die Identität der arabischen Kultur). Journal of Arts, Ausgabe Nr. 76, 2015. S. 18. Siehe auch: https://www.islamist-movements.com/37553. Zuletzt geprüft am 20.09.2020.

116 Siehe Qutb, Sayyid: Ma'älim fTt-tarTq (Zeichen auf dem Weg). Där al. Suruq. Bayrüt, 1979. S. 8. Siehe auch, Bisära, cAzmT, 2018. S. 101.

117 Vgl. Abu Rummän, Mohammad, 2015. 59.

118 Vgl Rummän, Mohammad, 2016, S. 16-17.

119 Wiktorowicz, Quintan: Anatomy of the Salafi movement. Studies in Conflict & Terrorism 29.3, 2006. 207-239.

120 Wagemakers, Joas: Salafistische Strömungen und ihre Sicht auf al-wala'wa-l-bara'. In: Said, B.; Fouad, H.(ed.), Salafismus: Die Suche nach dem wahren Islam. 2014, 59.

121 Vgl. Wiedl, Nina, 2017 . S. 48.

122 Er wurde in der letzten Zeit von wahabiten Schuyüch kritisiert, nachdem er seine Unzufriedenheit mit einigen Schriften von Muhammad Ibn 'Abd al-Wahhäb gezeigt hatte. Sogar Saleh Ibn Fawzan bat darum, dass man seine Ansichten nicht beachten solle. Mehr: https://www.youtube.com/watch?v=AyiK0NLtKWM. Zuletzt geprüft am 10.10.2020.

Ende der Leseprobe aus 100 Seiten

Details

Titel
Flüchtlinge im Fokus salafistischer Propaganda in Deutschland
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Seminar für Orientalistik)
Note
1.7
Autor
Jahr
2020
Seiten
100
Katalognummer
V1143107
ISBN (eBook)
9783346522610
ISBN (Buch)
9783346522627
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Salafismus, Propaganda, Islam, Islamismus, Dschihadismus, Flüchtlinge, Politik
Arbeit zitieren
Faisal Jassem (Autor:in), 2020, Flüchtlinge im Fokus salafistischer Propaganda in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1143107

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