‚Der Rundfunk gehört niemand!’ Diese in der unmittelbaren Nachkriegszeit geprägten Worte umschreiben in treffender Weise die Grundkonzeption des Rundfunks in den westalliierten Besatzungszonen. Nach der Niederlage des Dritten Reiches hatte die ‚Stunde Null’ des deutschen Rundfunks begonnen, da die meisten Sender schwer beschädigt oder gar zerstört waren und der Rundfunk in den Dienst der nationalsozialistischen Propaganda gestellt worden war. Als Reaktion auf diese Umstände konzipierte die Westalliierten die Rundfunkordnung neu. Die vorliegende Seminararbeit soll die Entwicklungslinien nachzeichnen, die zur Errichtung öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten durch die westalliierten Besatzungsmächte unter dem Primat der Staatsfreiheit geführt haben, hierbei aber zugleich auch im Kontrast die Entwicklung in der sowjetischen Zone kurz anschneiden. Hierzu sollen allerdings zunächst die wichtigen rundfunkrechtlichen Ereignisse bis 1945 durchaus vertieft dargelegt werden, die letztlich auch die Indienstnahme durch die Nationalsozialisten erleichterten und ohne die damit auch die Ausgestaltung eines staatsfreien oder zumindest staatsfernen Rundfunks durch die Westalliierten nicht erklärt werden kann. Nach Aufbauphase des Rundfunks infolge der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs soll zugleich der Blick auf die Modifikationen der westalliierten Rundfunkordnung durch die deutschen Gesetzgeber gerichtet werden. Hierbei soll beispielhaft die Entwicklung im NWDR, der schon bald nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland aus politischen Gründen zerschlagen wurde, betrachtet werden. Anschließend soll die Betrachtung mit zwei Meilensteinen der deutschen Nachkriegsrundfunkrechtsgeschichte enden: Zuerst soll hier das bahnbrechende Erste Rundfunkurteil des Bundesverfassungsgerichts, das die Staatsfreiheit des Rundfunks aus dem Grundgesetz ableitete sowie danach das Plebiszit zum Bayerischen Rundfunk, bei dem, einzigartig in der bisherigen Rundfunkrechtsgeschichte, ein Landesvolk den Versuch der verstärkten Einflussnahme auf den Rundfunk durch die Landesregierung verhinderte, untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Zielsetzung der Arbeit
- Abriss der Entwicklung des deutschen Rundfunks bis 1945
- Neuorganisation des deutschen Rundfunks nach 1945
- Rundfunk in den westlichen Besatzungszonen
- Gründung der westlichen Rundfunkanstalten
- Zentrale Rundfunkanstalt in der britischen Zone
- Vier Rundfunkanstalten in der amerikanischen Zone
- Rundfunk in der französischen Besatzungszone
- Rundfunk in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR
- Gründung der westlichen Rundfunkanstalten
- Rundfunk in der Bundesrepublik Deutschland
- Zusammenarbeit der Rundfunkanstalten in der ARD
- Teilung des NWDR
- Erstes Rundfunkurteil des Bundesverfassungsgerichts
- Mehr Staatseinfluss für den Bayerischen Rundfunk
- Rundfunk in den westlichen Besatzungszonen
- Zusammenfassende Schlussbetrachtung
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der (Re-)Konstruktion eines demokratischen Rundfunks in Deutschland nach 1945 und der Verteidigung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gegen staatliche Begehrlichkeiten. Sie analysiert die Entwicklung des deutschen Rundfunksystems im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen nach dem Zweiten Weltkrieg.
- Die Gründung und Entwicklung der westdeutschen Rundfunkanstalten
- Die Rolle des Rundfunks in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR
- Die Herausforderungen der Zusammenarbeit der Rundfunkanstalten in der ARD
- Die Bedeutung des Bundesverfassungsgerichts für die Entwicklung des Rundfunkrechts
- Die Auseinandersetzung mit staatlichen Einflussnahmen auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einem Abriss der Entwicklung des deutschen Rundfunks bis 1945, um den historischen Kontext der Neuorganisation nach dem Krieg zu beleuchten. Anschließend wird die Gründung und Entwicklung der westdeutschen Rundfunkanstalten im Detail dargestellt, wobei die unterschiedlichen Rahmenbedingungen in den britischen, amerikanischen und französischen Besatzungszonen berücksichtigt werden.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung des Rundfunks in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR. Die Arbeit beleuchtet die Unterschiede im Rundfunksystem der beiden deutschen Staaten und die Rolle des Rundfunks in der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung.
Im Kapitel über den Rundfunk in der Bundesrepublik Deutschland wird die Zusammenarbeit der Rundfunkanstalten in der ARD, die Teilung des NWDR und die Bedeutung des Bundesverfassungsgerichts für die Entwicklung des Rundfunkrechts behandelt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den deutschen Rundfunk, die (Re-)Konstruktion eines demokratischen Rundfunks, die Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die Gründung und Entwicklung der westdeutschen Rundfunkanstalten, die Rolle des Rundfunks in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR, die Zusammenarbeit der Rundfunkanstalten in der ARD, das Bundesverfassungsgericht und das Rundfunkrecht.
- Citation du texte
- Referendar jur. Alexander Krey (Auteur), 2006, Die (Re-)Konstruktion eines demokratischen Rundfunks in Deutschland nach 1945 und die Verteidigung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gegen staatliche Begehrlichkeiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114315