Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Anlagenverzeichnis
1 Erarbeitung eines Strukturbaumes
1.1 Konstrukt Stressbewältigung
1.1.1 Stressbewältigung nach Bandura
1.1.2 Das ABC-Modell nach Ellis
1.1.3 Stressbewältigung nach Lazarus
1.1.4 Stressbewältigung auf transaktionaler Basis
1.2 Erhebungskontext
1.3 Strukturbaum
1.4 Bestandteile des Fragebogens
2 Deskriptive Statistiken
2.1 Lageparameter
2.1.1 Modus oder Modalwert
2.1.2 Median
2.1.3 Arithmetisches Mittel oder Mittelwert
2.2 Streuparameter
2.2.1 Spannweite
2.2.2 Varianz und Standardabweichung
2.2.3 Quartilsabstand und Boxplot
3 Durchführung einer deskriptiven und inferenzstatistischen Analyse
3.1 Deskriptive Analyse von Alter und Geschlechtsverteilung
3.2 Darstellung der Verteilung von Führungskräften und Mitarbeitern ohne Personalverantwortung
3.3 Deskriptive Analyse der Belastungen – Ergebnisse der Studie
3.3.1 Belastung: Bewegungsarme Tätigkeit
3.3.2 Belastung: Arbeitsumgebung
3.3.3 Belastung: Schwere körperliche Belastungen
3.3.4 Belastung: Umgang mit Maschinen und Arbeitsgeräte
3.3.5 Belastung: Umgang mit Gefahr- oder Biostoffen
3.3.6 Belastung: Umgang mit schwierigen Personengruppen
3.3.7 Belastung: Zeitdruck oder organisatorisch bedingte Probleme
3.3.8 Belastung: soziale Beziehungen
3.4 Mittelwertberechnung der physischen Belastung (Variablen W15A212b bis W15A212e)
3.5 Mittelwertberechnung der psychischen Belastung (Variablen W15A212f bis W15A212h)
3.6 Untersuchung der Stärke der physischen und psychischen Belastung in Abhängigkeit der Personalverantwortung (Mitarbeiter mit vs. Mitarbeiter ohne Personalverantwortung)
3.7 Diskussion und Fazit
Literaturverzeichnis
Anlagen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Übrigen verwendeten Abkürzungen sind an dieser Stelle nicht aufgeführt, da sie im Alltag gebräuchlich sind sowie im Wörterbuch nachschlagbar sind (wie etwa z.B., zzgl., d.h., bzw., …).
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Das ABC-Modell nach Ellis (1956)
Abbildung 2: Hierarchisches Stressbewältigungsmodell nach Connor-Smith und
Abbildung 3: Strukturbaum zur Stressbewältigung
Abbildung 4: Lagemaße, die sich in Abhängigkeit vom Skalenniveau berechnen lassen
Abbildung 5: Uni- und bimodale Verteilung
Abbildung 6: Häufigkeitsverteilung des Alters der Studentenangaben
Abbildung 7: Modus im Beispielfall Studentenalter
Abbildung 8: Diagramm zur Häufigkeitsverteilung des Alters mit Normalverteilungskurve
Abbildung 9: Median im Beispiel Studentenalter
Abbildung 10: Anwendungen verschiedener Durchschnittswerte
Abbildung 11: Mittelwert im Beispielfall Studentenalter
Abbildung 12: Verschiedene Streuungsmaße
Abbildung 13: Spannweite bei Häufigkeitsverteilungen
Abbildung 14: Spannweite Beispielfall Studentenalter
Abbildung 15: Varianz und Standardabweichung im Beispiel Studentenalter
Abbildung 16: Quartilsabstand
Abbildung 17: Quartile im Beispielfall Studentenalter
Abbildung 18: Populationspyramide Alter und Geschlechtsverteilung
Abbildung 19: Kreisdiagramm Mitarbeiter mit und ohne Personalverantwortung
Abbildung 20: Grafische Darstellung der Häufigkeit gesundheitlicher Beschwerden
Abbildung 21: Gesundheitliche Beschwerden im Unterschied zum Geschlecht
Abbildung 22: Balkendiagramm zur Variable: bewegungsarme Tätigkeiten
Abbildung 23: Balkendiagramm zur Variable: bewegungsarme Tätigkeiten in Abhängigkeit zum Geschlecht
Abbildung 24: Balkendiagramm zur Variable: Arbeitsumgebung
Abbildung 25: Balkendiagramm zur Variable: Arbeitsumgebung in Abhängigkeit zum Geschlecht
Abbildung 26: Balkendiagramm zur Variable: Schwere körperliche Belastungen
Abbildung 27: Balkendiagramm zur Variable: Schwere körperliche Belastungen in Abhängigkeit zum Geschlecht
Abbildung 28: Balkendiagramm zur Variable: Umgang mit Maschinen und
Abbildung 29: Balkendiagramm zur Variable: Umgang mit Maschinen und
Abbildung 30: Balkendiagramm zur Variable: Umgang mit Gefahr- oder Biostoffen
Abbildung 31: Balkendiagramm zur Variable: Umgang mit Gefahr- oder Biostoffen in Abhängigkeit zum Geschlecht
Abbildung 32: Balkendiagramm zur Variable: Umgang mit schwierigen Personengruppen
Abbildung 33: Balkendiagramm zur Variable: Umgang mit schwierigen Personengruppen in Abhängigkeit zum Geschlecht
Abbildung 34: Balkendiagramm zur Variable: Zeitdruck oder organisatorisch bedingte Probleme
Abbildung 35: Balkendiagramm zur Variable: Zeitdruck oder organisatorisch bedingte Probleme in Abhängigkeit zum Geschlecht
Abbildung 36: Balkendiagramm zur Variable: soziale Beziehungen
Abbildung 37: Balkendiagramm zur Variable: soziale Beziehungen in Abhängigkeit zum Geschlecht
Abbildung 38: Balkendiagramm Häufigkeitsverteilung "Physische Belastung"
Abbildung 39: Mittelwertberechnung "Physische Belastung"
Abbildung 40: Balkendiagramm Häufigkeitsverteilung "Psychische Belastung"
Abbildung 41: Mittelwertberechnung "Psychische Belastung"
Abbildung 42: Statistischer Entscheidungsbaum für zentrale inferenzstatistische Verfahren
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Das Konstrukt "Stressbewältigung" mit allen in dieser Arbeit vorgestellten Modellen
Tabelle 2: Bestandteile des Fragebogens „Stressbewältigung“, ein Teil des Projektes „Stress im Beamtenberuf“
Tabelle 3: Stichprobenaufteilung Geschlecht/Alter in Absolutzahlen
Anlagenverzeichnis
Anlage 1: Deskriptive Auswertung der Variable Alter
Anlage 2: Deskriptive Auswertung der Variable Geschlecht
Anlage 3: Aufteilung des Alters in Gruppen
Anlage 4: Verteilung Mitarbeiter mit und ohne Personalverantwortung
Anlage 5: Häufigkeit gesundheitlicher Beschwerden
Anlage 6: Deskriptive Auswertung der Variablen Gesundheitsverhalten
Anlage 7: Häufigkeitstabelle Variable: bewegungsarme Tätigkeiten
Anlage 8: Häufigkeitstabelle Variable: bewegungsarme Tätigkeiten im Unterschied zum Geschlecht
Anlage 9: Häufigkeitstabelle Variable: Arbeitsumgebung
Anlage 10: Häufigkeitstabelle Variable: Arbeitsumgebung im Unterschied zum Geschlecht
Anlage 11: Häufigkeitstabelle Variable: Schwere körperliche Belastungen
Anlage 12: Häufigkeitstabelle Variable: Schwere körperliche Belastungen im Unterschied zum Geschlecht
Anlage 13: Häufigkeitstabelle Variable: Umgang mit Maschinen und Arbeitsgeräte
Anlage 14: Häufigkeitstabelle Variable: Umgang mit Maschinen und Arbeitsgeräte im Unterschied zum Geschlecht
Anlage 15: Häufigkeitstabelle Variable: Umgang mit Gefahr- oder Biostoffen
Anlage 16: Häufigkeitstabelle Variable: Umgang mit Gefahr- oder Biostoffen im Unterschied zum Geschlecht
Anlage 17: Belastung: Umgang mit schwierigen Personengruppen
Anlage 18: Belastung: Umgang mit schwierigen Personengruppen im Unterschied zum Geschlecht
Anlage 19: Häufigkeitstabelle Variable: Zeitdruck oder organisatorisch bedingte Probleme
Anlage 20: Belastung: Zeitdruck oder organisatorisch bedingte Probleme im Unterschied zum Geschlecht
Anlage 21: Häufigkeitstabelle Variable: soziale Beziehungen
Anlage 22: Belastung: soziale Beziehungen im Unterschied zum Geschlecht
Anlage 23: Auszug aus dem Fragebogen
Anlage 24: Ränge für physische Belastung in Abhängigkeit von der Gruppenvariable Führungskraft mit Personalverantwortung
Anlage 25: Mann-Whitney-U Test für Variable physische Belastung
Anlage 26: Ränge für psychische Belastung in Abhängigkeit von der Gruppenvariable Führungskraft mit Personalverantwortung
Anlage 27: Mann-Whitney-U Test für Variable psychische Belastung
1 Erarbeitung eines Strukturbaumes
Das erste Kapitel dieser Arbeit hat theoriebasiert die Erstellung eines Strukturbaumes zum Konstrukt „Stressbewältigung“ zum Ziel. Hierfür werden gängige Stressbewältigungsmodelle vorgestellt. Das Konstrukt soll im Rahmen eines Projektes zum Thema „Stress im Beamtenberuf“ beleuchtet werden. Der genaue Erhebungskontext wird im Kapitel 1.2 näher erläutert. Aufbauend auf dem Strukturbaum soll ein Fragebogen erstellt werden, deren Bestandteile das Kapitel 1.4 fasst.
1.1 Konstrukt Stressbewältigung
Um mit Belastungen beziehungsweise Stress umzugehen, sind angemessene Stressbewältigungsstrategien und eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung von Bedeutung. Im Folgenden werden das Konstrukt Stressbewältigung und thematisch anknüpfend gängige Modelle vorgestellt.. Im Laufe des Kapitels werden häufig die Wörter coping und appraisal auftauchen. Einfach ausgedrückt bedeutet coping Bewältigung und appraisal Bewertung. Beides sind zentrale Konzepte der meisten Stressbewältigungstheorien (Kaluza, 2011, S. 50).
1.1.1 Stressbewältigung nach Bandura
Bandura (2001) geht davon aus, dass das menschliche Verhalten und die Änderungen des Verhaltens maßgeblich von der Selbstwirksamkeitserwartung (auch Kompetenzerwartung) beeinflusst werden (Bandura, 2001, S. 9). Bandura (1994) definiert die Selbstwirksamkeitserwartung als: „Perceived self-efficacy is defined as people's beliefs about their capabilities to produce designated levels of performance that exercise influence over events that affect their lives” (Bandura, 1994, S. 71). So bezieht sich die wahrgenommene Selbstwirksamkeitserwartung demnach auf das selbstbezogene Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Handlungen zu organisieren und durchzuführen, die maßgeblich sind, um bevorstehende Situationen (und Handlungen) zu bewältigen (Gebauer, 2013, S. 54). Des Weiteren steht die individuelle Kompetenzerwartung im engen Zusammenhang mit der kollektiven Kompetenzerwartung, sie stehen in einer positiven1 Wechselwirkung zueinander (Bandura, 2001, S. 9). Dieses Zusammenspiel nimmt Einfluss auf das Verhalten, die Anstrengung, die Ausdauer und die Art der eingesetzten Strategie. Das im Endeffekt tatsächlich gezeigte menschliche Verhalten wird zudem von der Ergebniserwartung beeinflusst, also der Erwartung, dass ein gezeigtes Verhalten zu angestrebten Ergebnissen führen kann (Bandura, 2001, S. 15).
Die Selbstwirksamkeitserwartung ist von vier Erfahrungsbereichen abhängig:
- Bewältigungserfahrung (Direkte eigene Erfahrung): Erfolge erhöhen die Selbstwirksamkeit, wohingegen Misserfolge sie reduzieren. Um die Selbstwirksamkeit zu erhöhen, ist beispielsweise eine Art "Probehandeln" bei einfachen Aufgaben wirksam. Dieses kann gesteigert und damit das Misserfolgsrisiko reduziert werden. Da hierbei die Person selbst tätig wird, wird dieser Erfahrungsbereich als der wichtigste angesehen (Bandura, 2001, S. 13; auch Gebauer, 2013, S. 60–61).
- Stellvertretende Erfahrung: Wenn eigene Erfahrungen in bestimmten Verhaltensbereichen fehlen, so kann auf ein anderes Modellverhalten zurückgegriffen und damit die wahrgenommene Selbstwirksamkeit positiv beeinflusst werden. Vor diesem Hintergrund können im Erfahrungsaustausch und in Mentoren-Modellen wichtige Gestaltungsansätze liegen (Bandura, 2001, S. 13; auch Gebauer, 2013, S. 61).
- Verbale Informationsvermittlung (Verbale Überzeugung): Fällt es einer Person schwer, ihre Verhaltensausführung selbst einzuschätzen, dann lässt sich die wahrgenommene Selbstwirksamkeit z.B. durch eine konstruktive Feedbackkultur stärken (Bandura, 2001, S. 8; auch Gebauer, 2013, S. 63–64).
- Psychologische und affektive Zustände: Stimmungen und Gefühle stehen in enger Wechselwirkung mit der wahrgenommenen Selbstwirksamkeit. So kann sich Stress negativ auf Gefühle und das Verhalten auswirken. Hilfreich ist ein effektives Zeit- und Konfliktmanagement. Dies kann als Ansatzpunkt zur Beeinflussung der affektiven Zustände dienen (Bandura, 2001, S. 14–15; auch Gebauer, 2013, S. 64–66).
Damit individuelle und kollektive Kompetenzen entwickelt werden können, soll nach Bandura die Aufmerksamkeit auf diese vier Bereiche gelenkt werden. So kann das Verhalten und damit auch das Ergebnis einer Handlung effektiv verändert werden, da beides wechselseitig von der Umwelt und von den jeweiligen Eigenschaften der Person beeinflusst wird (Bandura, 2001, S. 14).
Zusammenfassend lässt sich hinsichtlich der wahrgenommenen Kompetenzerwartung festhalten, dass eine hohe Ausprägung der berufsbezogenen Selbstwirksamkeitserwartung von großer Relevanz ist. Die Selbstwirksamkeitserwartung ist für eine alltägliche Berufsbewältigung entscheidend. Sie ist nicht nur ein prädiktiver Faktor für Belastungsempfinden und Burn-Out-Syndrom, sondern ebenso ein prädiktiver Faktor für Arbeitszufriedenheit (Gebauer, 2013, S. 66).
1.1.2 Das ABC-Modell nach Ellis
Eine Person wird nicht durch Dinge an sich beunruhigt, sondern durch die Meinungen, die sie darüber hat. Das ABC-Modell der Emotionen von Ellis (1956) dient vor allem der Beschreibung von Situationen, Kognitionen, Emotionen und Verhalten.
Abbildung 1: Das ABC-Modell nach Ellis (1956)
(Quelle: Guttmann, 2012)
Dabei ist es nicht relevant, ob die diese Faktoren tatsächlich erlebt werden, es genügt auch eine gedankliche Auseinandersetzung. Die Abkürzung ABC steht dabei für Activating Event (Ausgangssituation), Belief System (Bewertungssystem) und Consequences (Konsequenzen) (Ellis, 1991, S. 139).
Nach Ellis bestimmt die Gefühls- oder die Verhaltenskonsequenz das Bewertungssystem und nicht etwa die Ausgangssituation. Eine Person, die unter einer emotionalen Belastung leidet, kann sich somit dieser durch eine Bewertungsänderung entledigen. Eine Ausgangssituation ist dabei der Moment, in dem ein aktivierter Bewertungsvorgang zu einer emotionalen Reaktion führt. Bevor aber solch ein Bewertungsprozess in Gang gesetzt wird, muss der Betroffene Schlüsse gezogen haben, die sich auf etwas zuvor Wahrgenommenes beziehen. Diese Wahrnehmungen bzw. Schlussfolgerungen können dabei mehr oder weniger bewusst oder unbewusst erfolgen. Da die Ausgangssituation den Grundbaustein für das zu dem Zeitpunkt aktivierte Bewertungssystem und die daraus hervorgehenden Gefühls- und Verhaltenskonsequenzen bildet, ist es plausibel, warum die Wahrnehmungen sehr präzise beschrieben sein sollten. Ist nämlich eine annähernd objektive Betrachtung der Situation nicht möglich, so ist eine Verzerrung der Realität denkbar und führt in der Regel zu unnötigen emotionalen Turbulenzen. Zu einer objektiv beschriebenen Ausgangssituation gehören dabei möglichst wenig Gedanken, Erinnerungen, Spekulationen und Vorwissen, denn Individuen können in derselben Situation völlig verschiedene Wahrnehmungen haben. Verantwortlich hierfür ist das unkontrollierte Einfließen von Fantasien, soziokulturellen Normen und Erinnerungen, willkürliche oder unwillkürliche, mehr oder weniger sinnvolle Schlussfolgerungen und Spekulationen sowie die unterschiedlich gut ausgeprägte Fähigkeit, Fakten von Hypothesen und Meinungen zu trennen (Stangl, 2021).
1.1.3 Stressbewältigung nach Lazarus
Nach Lazarus und Launier (1981) lässt sich Bewältigung wie folgt definieren:
„Bewältigung besteht aus verhaltensorientierten als auch intrapsychischen Anstrengungen, mit umweltbedingten und internen Anforderungen sowie den zwischen ihnen bestehenden Konflikten fertig zu werden (das heißt sie zu meistern, zu tolerieren, zu reduzieren, sie minimieren), die die Fähigkeiten einer Person beanspruchen oder übersteigen“ (Lazarus & Launier, 1981, S. 244).
Im Klassifikationsschema nach Lazarus und Launier (1981) werden die Bewältigungskategorien in zwei Funktionen eingeteilt, in die Änderung der gestörten Transaktion, also welche Strategien zur Änderung der Situation eingesetzt werden; und in die Regulierung der Emotion, d.h. wie mit den Emotionen umgegangen wird, die aus der Situation entstehen (Lazarus & Launier, 1981, S. 245). Die erste Variante bezeichnen Lazarus und Folkman (1987) als problemfokussiertes Coping und die zweite als emotionsfokussiertes Coping (Lazarus & Folkman, 1987, S. 147). Zudem beziehen Lazarus und Launier (1981) die zeitliche Orientierung in ihr Schema mit ein, da es in der Bewältigung eines Handlungsunterschieds bedarf, abhängig davon, ob eine Schädigung bereits eingetreten ist, beispielsweise in Form einer Bedrohung oder Herausforderung (Lazarus & Launier, 1981, S. 245–247). Das Bemühen um Veränderung kann sich auf die eigene Person (Selbst), auf die Umwelt (Umwelt) oder auf beides berufen. Um beide Funktionen (Selbst und Umwelt) erreichen zu können, unabhängig davon, welche stressrelevante Bewertung vorliegt, können vier Bewältigungsformen unterstützend sein (Lazarus & Launier, 1981, S. 252–253):
- Informationssuche
Diese wird genutzt, um eine Handlungsgrundlage zur Veränderung der stresshaften Situation zu schaffen. Eine weitere Möglichkeit ist das Suchen nach übereinstimmenden Informationen, die das Wohlbefinden heben.
- Direkte Aktion
Dies sind Aktionen, um entweder sich oder die Umwelt zu verändern. Sie können dabei auch auf eine vergangene Schädigung oder auf eine erwartete Bedrohung gerichtet sein, mit dem Ziel, entweder die Emotion zu regulieren oder die stresshafte Situation zu verändern.
- Aktionshemmung
Eine Aktion kann unterdrückt werden, wenn die direkte Aktion eine Gefahr in sich birgt.
- Intrapsychische Formen
Hiermit sind alle kognitiven Prozesse gemeint, die auf die Verbesserung des Wohlbefindens abzielen, wie z.B. Meidung oder Leugnung.
Eine Bewältigungsform kann sich in einer Situation als erfolgreich erweisen, aber in einer anderen nicht. Somit kann die Effektivität einer Strategie nur situationsspezifisch beurteilt werden, abhängig von den jeweiligen Folgen auf das Wohlbefinden (Lazarus & Launier, 1981).
Nach Lazarus und Folkman (1987) ergeben sich aus den vier oben genannten Formen die Bewältigungsstrategien konfrontatives Coping, Distanzieren, Selbstkontrolle, Suchen sozialer Unterstützung, Flucht/Vermeidung, Akzeptieren, Problemlösen und positive Neubewertung.
Die Wahl der Bewältigungsform hängt einerseits von den situativen Möglichkeiten ab, aber andererseits auch davon, wie mehrdeutig die Situation ist, wie bedrohlich sie bewertet wird, ob ein Konflikt vorliegt, wobei eine Schädigung hier unvermeidbar ist, und wie hilflos eine Person sich fühlt (Lazarus & Launier, 1981). Grundsätzlich werden jedoch nach Lazarus und Folkman (1987) problemfokussierte Bewältigungsstrategien bei Begebenheiten angewendet, die als veränderbar bewertet werden, und emotionsfokussierte Strategien bei Situationen, die der Bewertung nach akzeptiert werden müssen.
1.1.4 Stressbewältigung auf transaktionaler Basis
Modelle, die die Bewältigung von Stress auf Basis des transaktionalen Stressmodells zu erklären versuchen, unterscheiden zwischen engagement coping, was als Annäherung verstanden wird und Versuche unternommen werden, die Situation bzw. die damit verbundenen Gefühlen zu bewältigen; und disengagement coping, was als Vermeidung definiert werden kann und versucht wird, sich vom Stressor bzw. den damit verbundenen Gefühlen zu distanzieren. Des Weiteren wird zwischen primary control coping, d.h. es werden Strategien wie Problemlösen, Emotionsregulation oder das Suchen nach einer sozialen, emotionalen und instrumentellen Unterstützung angewendet, um den Stressor oder die damit verbundenen Gefühle zu verändern; und secondary control coping unterschieden, d.h. es werden Strategien wie Akzeptanz oder kognitive Restrukturierung angewendet, um sich dem Stress anzupassen (Connor-Smith & Flachsbart, 2007, S. 1081).
Auf Basis von konfirmatorischen Faktorenanalysen2 wird von einer hierarchischen Struktur beim Bewältigen von Stress ausgegangen.3 An oberster Stelle der Hierarchie steht neben dem engagement coping, das sich in die Grundkategorien der Bewältigung primary control coping, secondary control coping, dem negativen emotionsfokussierten Bewältigen (im englischen negative emotion focused coping) und der gemischten emotionsfokussierten Bewältigung (im englischen mixed emotion focused coping) unterteilt, das disengagement coping. Dieses beinhaltet Strategien wie Vermeidung, Verleugnung, Wunschdenken, Rückzug, Vermeidung und den Gebrauch von Substanzen. Diese Arten der Strategien werden auch unter dem Begriff narrow disengagement coping zusammengefasst, also Bewältigungsstrategien der Engstirnigkeit. In diesem hierarchischen Modell wird das religiöse Bewältigen zum engagement coping gezählt (Connor-Smith & Flachsbart, 2007, S. 1081–1082).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Hierarchisches Stressbewältigungsmodell nach Connor-Smith und
Flachsbart (2007)
(Quelle: Connor-Smith & Flachsbart, 2007)
1.2 Erhebungskontext
Das Thema Stress ist seit jeher Forschungsgegenstand der Psychologie. Besonders das Forschungsgebiet der Arbeits- und Organisationspsychologie legt das Hauptaugenmerk auf die Untersuchung der Stressfaktoren, Stressbewältigung und Resilienz der Menschen. Im Verlauf der Zeit wurden verschiedene Theorien und Modelle postuliert und Verfahren entwickelt, wobei das transaktionale Stress-Modell von Lazarus und die damit in Verbindung stehenden problemfokussierten und emotionsfokussierten Copingstrategien im Vordergrund der Forschung stehen.
Das menschliche Vermögen, Druck und Stress auszuhalten, ist begrenzt. Der Beamtenberuf ist hier zwiegespalten. Einerseits gehört der Beruf des Beamten in der Hinsicht, Stress hinsichtlich Stresssituationen auszuhalten, zu den belastenden Berufen. Andererseits ist teilweise das Gegenteil der Fall. Das liegt an den unterschiedlichen Aufgabenbereichen, dem unterschiedlichen Aufgabenspektrum, der Aufgabenschwierigkeit, der Umsetzungsgeschwindigkeit, der Relevanz der Aufgaben sowie der verfügbaren Ressourcen, menschlich wie auch materiell. Auch scheinbar wenig spektakuläre alltägliche Verwaltungs- und Organisationsgeschehen sind erheblich mit Beanspruchungen verbunden - nicht zuletzt eine Folge vieler Strukturreformen, darunter auch des Personalabbaus. Beamte sind im Rahmen ihrer Aufgabenwahrnehmung mit intensiven und außergewöhnlichen Erlebnissen konfrontiert, die in Einzelfällen die Möglichkeiten der Problemverarbeitung überfordern.
Der Beamtenberuf beinhaltet insbesondere die Herausforderung sich mit leistungspolitischen Faktoren auseinander zu setzen (Matuschek, 2010, S. 124). Diese bestehen unter anderem aus steigenden Arbeits- und Leistungsanforderungen, einer Zunahme der tariflichen und tatsächlichen Arbeitszeiten, Reorganisationsmaßnahmen bei gleichzeitigem Personalabbau sowie der unzureichenden Qualifikation des verbleibenden Personals für oftmals über die Kernaufgaben hinausgehende Anforderungen. Im Arbeitsalltag müssen diese Lücken durch subjektive Mehrleistungen geschlossen werden (Matuschek, 2010, S. 64–66). Ein Anstieg der Belastungen ist infolgedessen naheliegend (Matuschek, 2010, S. 123). In welchen Bereichen Stress bei Beamten aufkommt, haben Brandl und Stelzl (2013) in einer umfangreichen Studie zusammengefasst:
- Personalabbau und Personalbemessung
- Steigerung der Arbeitsintensität durch Personalabbau und Aufgabenwandel
- Alterung der Beschäftigten und steigende Ersatzbedarfe
- Zeitdruck, Arbeitsintensität und Arbeitsorganisation
- Führung, Beteiligung und fachliche Reflexionsmöglichkeiten
Eine große Behörde möchte im Rahmen eines Projektes, das die Thematik „Stress“ ganzheitlich umfasst, u.a. die Stressbewältigungsstrategien von Beamten untersuchen. Verfügen Beamte über spezielle Stressbewältigungsstrategien? Zur Durchführung des Projektes wird das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) der Behörde beauftragt. Das BGM entwickelt, plant und lenkt systematisch betriebliche Strukturen und Prozesse, um letztendlich die Gesundheit der Beschäftigten zum einen zu erhalten und zum anderen zu fördern. Dabei werden im BGM zwei Strategien verfolgt. Die erste Strategie zielt auf die Verhältnisprävention ab, bei der gesundheitsförderliche Veränderungen der Arbeits- und Organisationsgestaltung im Vordergrund stehen. Die zweite Strategie beschäftigt sich mit der Verhaltensprävention, die zum Ziel hat, Beschäftigte zu einem gesundheitsförderlichen Verhalten zu befähigen (Unfallkasse Baden-Württembergn [UKBW], 2021).
Die zwei genannten Strategien sind nur auf einen von insgesamt drei Handlungsfeldern des BGM, nämlich dem der Gesundheitsförderung, gemünzt (Struhs-Wehr, 2017, S. 6):
- Arbeits- und Gesundheitsschutz
- Betriebliches Eingliederungsmanagement
- Gesundheitsförderung (Verhaltens- und verhältnisorientiert).
Ziel des Projektes soll sein, das Gebiet der Präventionsmaßnahmen zu erweitern. Hierfür soll u.a. ein Soll-Ist-Vergleich von Stressbewältigung involviert werden.
1.3 Strukturbaum
Das in dieser Arbeit eingangs beschriebene Konstrukt Stressbewältigung kann nach unterschiedlichen Modellen beschrieben werden. Zusammengefasst wurden die Modelle nochmals in der nächsten Tabelle.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Das Konstrukt "Stressbewältigung" mit allen in dieser Arbeit vorgestellten Modellen
(Quelle: Eigene Darstellung)
Aus der Tabelle kann ein Strukturbaum gebildet werden. Das Konstrukt umfasst in der Ausarbeitung drei Hauptbereiche: Erfahrung in der Bewältigung, Formen der Bewältigung sowie Coping-Strategien. Das ABC-Model nach Ellis dient als Rahmenkonzept über die gesamte Thematik. So hat eine Bewältigungserfahrung bereits den ABC-Prozess, der Aktivierung, Überzeugung, Reaktion, Disput sowie Effekt beinhaltet, im besten Fall schon vollständig durchlebt. Genauer kann somit das ABC-Modell als ein Teil eines jeden hier herausgearbeiteten Hauptbereiches betrachtet werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Strukturbaum zur Stressbewältigung
(Quelle: Eigene Darstellung)
1.4 Bestandteile des Fragebogens
Nach Porst (2014) besteht ein Fragebogen üblicherweise aus den folgenden Teilen:
- Titel,
- Ziel der Befragung,
- Fragebogenaufbau,
- Verwertung der Daten / Vertraulichkeitsklausel,
- Hinweis bzgl. möglicher Rückfragen (Ansprechpartner),
- Anleitung zum Ausfüllen des Fragebogens,
- ggf. Hinweis auf Anreiz,
- Fragen,
- Danksagung.
Diese Bestandteile werden auf das in dieser Arbeit beschriebene Teilprojekt „Stress im Beamtenberuf“ (Kapitel 1.2) übertagen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Bestandteile des Fragebogens „Stressbewältigung“, ein Teil des Projektes „Stress im Beamtenberuf“
(Quelle: Eigene Darstellung)
2 Deskriptive Statistiken
Im nachfolgenden Kapitel werden jeweils drei unterschiedliche Lage- und Streuparameter der deskriptiven Statistik erläutert und an einem selbsterstellten Beispiel mit 20 Studienteilnehmern, die im Rahmen einer Befragung ihr Alter angeben, veranschaulicht.
2.1 Lageparameter
In gewisser Weise beschreiben Lageparameter ausgezeichnete Werte, wie z. B. das Zentrum (Schwerpunkt) einer Häufigkeitsverteilung (Bankhofer & Vogel, 2008). Sie geben Auskunft über die zentrale Tendenz eines Merkmals (Kosfeld, Eckey & Türck, 2016). Beispiele sind das Durchschnittseinkommen, die mittlere Lebensdauer eines technischen Geräts, das normale Heiratsalter oder das am häufigsten genannte Studienfach. Eine wichtige Voraussetzung an Lageparameter der Verteilung eines Merkmals ist die sogenannte Translationsäquivarianz (Toutenburg & Heumann, 2006).
„Für eine Lineartransformation der Daten, d. h., eine Transformation der Form yi = a + bxi mit a, b beliebige reelle Zahlen, soll gelten
L(y1, . . . , y n) = a + bL(x1, . . . , x n) .
Mit L(·) wird hierbei der Lageparameter bezeichnet“ (Toutenburg & Heumann, 2006, S. 51).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Lagemaße, die sich in Abhängigkeit vom Skalenniveau berechnen lassen
(Quelle: Kosfeld et al., 2016, S. 67)
Kosfeld et al. (2016) merkt an, dass mehrere Lagemaße zur Beschreibung des mittleren Niveaus verwendet werden können. Er nennt dabei drei maßgebliche Kriterien, nach welchen ein geeignetes Lagemaß gewählt werden kann:
- Skalenniveau: Lagemaße können in Abhängigkeit vom Skalenniveau berechnet werden (vgl. Abbildung 4). Bestimmte Lageparameter scheiden dann aus, wenn das Merkmal nicht die Anforderungen an das Skalenniveau erfüllt (Kosfeld et al., 2016).
- Aussagezweck: Entscheidend ist, welcher Mittelwert von Interesse ist, beispielsweise das erste Quartil, das die kleinsten 25 % der Merkmalswerte von den größten 75 % der Daten trennt (Kosfeld et al., 2016).
- Sachlogik: Aufgrund des Skalenniveaus können für ein Merkmal auch mehrere Mittelwerte berechnet werden. In solch einem Fall ist nach der Sachlogik zu entscheiden. Hier kann z.B. das arithmetische oder geometrische Mittel Anwendung finden (Kosfeld et al., 2016).
2.1.1 Modus oder Modalwert
In Betracht der Abbildung 4 kann der Modus bei einem beliebigen Skalenniveau angewendet werden (Kosfeld et al., 2016; Toutenburg & Heumann, 2006). Der Modus D kann als häufigster oder typischer Wert interpretiert werden. In Fällen, in denen zwei Merkmalsausprägungen die maximale Häufigkeit bzw. zwei Klassen die maximale Häufigkeitsdichte aufweisen, gibt es zwei Modalwerte D1 und D2 (bimodale Verteilung). Mehr als zwei Modalwerte (multimodale Verteilung) sind in empirischen Datensätzen unüblich (Kosfeld et al., 2016).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Uni- und bimodale Verteilung
(Quelle: Kosfeld et al., 2016, S. 68)
Beispiel 2.1.1
20 Studenten werden im Rahmen einer Befragung nach ihrem Alter gefragt. Es liegen folgende Angaben vor:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Häufigkeitsverteilung des Alters der Studentenangaben
(Quelle: SPSS-Output, Eigene Erstellung und Berechnung)
Der Modus liegt bei 21, weil diese Altersangabe am häufigsten genannt wurde. Der Modus liegt also unter dem Gipfel der Häufigkeitsverteilung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Modus im Beispielfall Studentenalter
(Quelle: SPSS-Output, Eigene Berechnung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8: Diagramm zur Häufigkeitsverteilung des Alters mit Normalverteilungskurve
(Quelle: SPSS-Output, Eigene Berechnung)
2.1.2 Median
Der Median oder Zentralwert (50 %-Trennmarke) teilt die Merkmalswerte in zwei gleich große Hälften. Genau 50 Prozent der Werte sind kleiner und 50 Prozent der Werte sind größer als der Median (Cleff, 2015). Der Median lässt sich nur dann sinnvoll berechnen, wenn die Merkmalsausprägungen ordinalskaliert sind, also in aufsteigender Reihenfolge (Kosfeld et al., 2016).
Beispiel 2.1.2
Der Median in diesem Fallbeispiel mit den Altersangaben aus der Abbildung 6 liegt bei 21.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 9: Median im Beispiel Studentenalter
(Quelle: Eigene Darstellung mit Diagramm aus SPSS-Output, Eigene Berechnung)
Der Median wird auch als 50-Prozent-Quantil bezeichnet. Zudem gibt es noch das 25-Prozent-Quantil und das 75-Prozent-Quantil. Zusammen mit dem Median wird der Datensatz in vier gleich-große Teile aufgeteilt (vgl. Abbildung 9) (Cleff, 2015). Die „Box“ im Boxplot stellt den Bereich zwischen dem 1. Und 3. Quartil dar, in diesem Bereich befinden sich also die mittleren 50% ihrer Daten (Toutenburg & Heumann, 2006).
2.1.3 Arithmetisches Mittel oder Mittelwert
Das arithmetische Mittel ist der am häufigsten verwendete Mittelwert und kann als ein Durchschnittswert, bei dem die Merkmalssumme auf die Anzahl der Merkmalsträger bezogen wird, beschrieben werden. Der Mittel wird so gut wie immer berechnet, wenn nach einem Durchschnitt gefragt ist. In einigen Anwendungsfällen ist das arithmetische Mittel nicht der sachlich korrekte Durchschnitt (vgl. Abbildung 10). Bei der Berechnung des arithmetischen Mittels werden Einzelwerte oder Merkmalsausprägungen summiert, weshalb eine metrische Skala vorliegen muss (Kosfeld et al., 2016).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 10: Anwendungen verschiedener Durchschnittswerte
(Quelle: Kosfeld et al., 2016, S. 80)
Beispiel 2.1.3
Der Mittelwert im Bespiel mit 20 studentischen Altersangaben liegt bei 22,1.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 11: Mittelwert im Beispielfall Studentenalter
(Quelle: SPSS-Output, Eigene Berechnungen)
2.2 Streuparameter
Lageparameter stehen stellvertretend für alle Merkmalswerte einer Häufigkeitsverteilung. Dabei bleibt die Information darüber, wie dicht die Merkmalswerte beieinander liegen, außen vor. Bei einer geringen Streuung der Merkmalswerte, repräsentiert der Mittelwert eine bessere Häufigkeitsverteilung als bei weit auseinander liegenden Merkmalswerten. Somit sollten Streuparameter ergänzend zu Mittelwerten angegeben werden (Kosfeld et al., 2016).
Ebenso wie Lageparameter liefern Streuparameter eine komprimierte Zusammenfassung einer Häufigkeitsverteilung. Sie geben mit einem Wert an, wie stark die Merkmalswerte voneinander abweichen (Kosfeld et al., 2016). Kosfeld et al. (2016) merken an, dass mehrere Arten von Streuungsmaßen vorhanden sind. „Sie lassen sich danach unterscheiden, ob sie den Abstand zwischen zwei Ordnungsstatistiken oder die Abweichung der Merkmalswerte vom Mittelwert messen“ (Kosfeld et al., 2016, S. 110). Zur Berechnung von Streuungsmaßen wird eine metrische Skala vorausgesetzt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 12: Verschiedene Streuungsmaße
(Quelle: Kosfeld et al., 2016, S. 110)
Streuparameter können nur nicht-negative Werte annehmen, da nur das Ausmaß des Abstandes bzw. der Abweichungen berücksichtigt wird, nicht die Richtung. Eine Streuung ergibt dann gleich Null, wenn Einzelwerte identisch sind. Das Streuungsmaß nimmt einen positiven Wert an, wenn sich mindestens zwei Einzelwerte unterscheiden (Kosfeld et al., 2016; Toutenburg & Heumann, 2006).
2.2.1 Spannweite
Der Bereich, in dem die Merkmalsausprägungen liegen, ist der Streubereich einer Häufigkeitsverteilung. Eine vollständige Beschreibung dieses Bereiches liegt dann vor, wenn der kleinste und der größte Wert angegeben wird. Die Breite des Streubereichs nennt man Spannweite oder Range einer Häufigkeitsverteilung (Kosfeld et al., 2016; Toutenburg & Heumann, 2006).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 13: Spannweite bei Häufigkeitsverteilungen
(Quelle: Kosfeld et al., 2016, S. 111)
Beispiel 2.2.1
Es wird für das vorliegenden Bespiel mit 20 Studenten, die im Rahmen einer Befragung ihr Alter angeben, die Spannweite berechnet. Die Altersangaben finden sich in Abbildung 6. Die gesamte Streubreite beträgt 11, da sich die Altersangaben über den Bereich von 18 bis 29 erstrecken.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 14: Spannweite Beispielfall Studentenalter
(Quelle: SPSS-Output, Eigene Berechnungen)
2.2.2 Varianz und Standardabweichung
Für die Berechnung der Varianz werden die quadrierten Abweichungen vom arithmetischen Mittel verwendet. Durch eine Quadrierung wird gewährleistet, dass sich positive und negative Abweichungen gleichermaßen das Ausmaß der Streuung prägen. Da die Merkmalswerte somit in einer quadrierten Einheit vorliegen, wird die Interpretation der Varianz erschwert (Kosfeld et al., 2016; Toutenburg & Heumann, 2006). Deshalb wird oftmals die Standardabweichung angegeben, die sich als Quadratwurzel der Varianz berechnet (Kosfeld et al., 2016):
Die Standardabweichung besitzt die gleiche Einheit wie die Merkmalswerte und wird wie die mittlere absolute Abweichung interpretiert (Kosfeld et al., 2016).
Beispiel 2.2.2
Im Beispiel mit 20 studentischen Altersangaben beträgt die Varianz 8,937[2] Jahre und die Standardabweichung 2,99 Jahre.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 15: Varianz und Standardabweichung im Beispiel Studentenalter
(Quelle: SPSS-Output, Eigene Berechnungen)
2.2.3 Quartilsabstand und Boxplot
Der Quartilsabstand wurde bereits im Kapitel 2.1.2 kurz erläutert. Er gibt an, in welchem Bereich sich die mittleren 50 % der Einzelwerte, die der Größe nach geordnet sind, befinden (Toutenburg & Heumann, 2006). Der Quartilsabstand berechnet als Differenz zwischen dem dritten Quartil und dem ersten Quartil (Kosfeld et al., 2016):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 16: Quartilsabstand
(Quelle: Kosfeld et al., 2016, S. 113)
Beispiel 2.2.3
Im Beispiel mit 20 Teilnehmern, die ihr Alter angeben liegt das 1.Quartil beim Wert 20,00 das 3. Quartil beim Wert 24,75 und der Median beim Wert 21,00. Die dazugehörige Grafik findet sich in der Abbildung 9.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 17: Quartile im Beispielfall Studentenalter
(Quelle: SPSS-Output, Eigene Berechnung)
3 Durchführung einer deskriptiven und inferenzstatistischen Analyse
Im Rahmen der Dachevaluation der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) wurde von Infratest im Zeitraum vom Juni bis August 2015 eine telefonische repräsentative Beschäftigungsbefragung zum Thema physische und psychische Belastungen am Arbeitsplatz durchgeführt. Es wurden insgesamt N= 5.000 Personen befragt im Alter zwischen 15 und 80 Jahren (Sommer & Schmitt-Howe, 2018).
Der aus dieser Befragung stammente Datensatz ZA6759_Arbeitnehmer_v1-0-0.sav (Sommer & Schmitt-Howe, 2018), wird im Folgenden mit Hilfe von inferenzstatistischen sowie deskriptiven Analysen ausgewertet. Die Auswertung erfolgt mit dem Statistikprogramm SPSS.
3.1 Deskriptive Analyse von Alter und Geschlechtsverteilung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 18: Populationspyramide Alter und Geschlechtsverteilung
(Quelle: SPSS-Output, Eigene Berechnung)
Die Stichprobe der Befragung besteht aus 5.000 Teilnehmern, davon sind 2.086 Personen männlich (41,7%) und 2.914 weiblich (58,3%). Das Alter reicht von 15 bis 80 Jahren, wobei der Altersdurchschnitt bei 47 Jahren mit SD=10,48 liegt. Fünfzehn der Befragten haben keine Angabe zum Alter gemacht. 1,2% der Personen sind unter 20 Jahre alt. 5,6% der Personen sind zwischen 20 und 29 Jahre alt. 16,3% der Personen gehören der Altersgruppe der 30 bis 39jährigen an und 28,7% der Personen sind zwischen 40 und 49 Jahre alt. Die größte Altersgruppe ist die im Alter von 50 bis 59 Jahren mit 37,4%. 10,4 % der Teilnehmer sind zwischen 60 und 69 Jahren alt und 0,1% gehören der Altersgruppe der 70 bis 80jährigen an. Der SPSS-Output der hier beschriebenen deskriptiven Statistik findet sich in der Anlage 1 bis Anlage 3.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 3: Stichprobenaufteilung Geschlecht/Alter in Absolutzahlen
(Quelle: Eigene Darstellung, Angaben aus SPSS-Output, Eigene Berechnung)
3. Darstellung der Verteilung von Führungskräften und Mitarbeitern ohne Personalverantwortung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 19: Kreisdiagramm Mitarbeiter mit und ohne Personalverantwortung
(Quelle: SPSS-Output, Eigene Berechnung)
[...]
1 Bandura (2001, S. 7) versteht hierbei unter „positiv“, dass das Individuum sein Verhalten so anpassen wird, dass es für ihn ein positives Ergebnis gibt.
2 Die konfirmatorische Faktorenanalyse ist ein hypothesenprüfendes Verfahren. Die theoretische Zuordnung der beobachteten Variablen zu den Faktoren beinhaltet auch, dass die inhaltliche Bestimmung der Faktoren bereits vor der Analyse feststeht und nicht erst gesucht wird. Mit der konfirmatorischen Faktorenanalyse wird im Allgemeinen geprüft, ob eine hinreichende Übereinstimmung zwischen den empirischen Daten und dem theoretischen Modell besteht oder ob das Modell verworfen werden muss ( Kelava und Moosbrugger (2012).
3 Verweis auf folgende Literatur, die diese These stützen: Ayers, Sandier, West und Roosa (1996), Connor-Smith, Compas, Wadsworth, Thomsen und Saltzman (2000), Tobin, Holroyd, Reynolds und Wigal (1989), Walker, Smith, Garber und van Slyke (1997).