Es ist fraglich, inwiefern Augustus Darstellungen in den Res gestae divi Augusti (RGDA) mit der historischen Realität korrelieren – intendierte Octavian auf dem Weg zur Macht primär die pietas gegenüber seinem Adoptivvater und agierte aus Sorge um den Staat oder handelt es sich bei seinem Aufstieg um ein politisch wohlbedachtes Kalkül um der Macht willen? Inwieweit können die Teile seines Tatenberichts, die seinen Aufstieg umfassen, als propagandistischer Nachlass zur Verschleierung seiner blutrünstigen Machtergreifung begriffen werden? Um die aufgeworfenen Fragen beantworten zu können, wird diese Arbeit im Folgenden den politischen Aufstieg Octavians (44 v. Chr. bis 31/30 v. Chr.) im Spiegel der RGDA untersuchen.
Aufgrund der vom Prinzeps eigens verfassten – oder zumindest in Abstimmung mit versierten Literaten niedergeschriebenen – Worte und seiner selbstdarstellerischen Schreibweise bietet das Werk eine Menge an Informationen sowie einen unschätzbaren Einblick in das politische Denken und die Ideologie des Kaisers. Mitunter deshalb nannte Theodor Mommsen sie anerkennend „die Königin der antiken Inschriften“. Die RGDA erlauben zudem einen großen Raum an Interpretationen, sodass für ihre Untersuchung eine Hinzuziehung der augusteischen und postaugusteischen Historiographie sowie Publikationen der modernen Geschichtswissenschaft unabdinglich ist.
Durch einen Vergleich der Selbstdarstellung des Kaisers und der übrigen historiographischen Werke öffnet sich eine Art quellenmäßiger Kontrast, der für die Geschichtsschreibung von immensem Wert ist und auch in dieser Arbeit – gemeinsam mit ausgewählter Sekundärliteratur – Aufschluss darüber geben soll, wie Octavians politischer Aufstieg in Wahrheit verlief, welche Beweggründe er indes hatte und inwieweit die zu untersuchenden Teile des Rechenschaftsberichts propagandistische Züge aufweisen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Andere Quellen der augusteischen und postaugusteischen Zeit
- Quellen der augusteischen Zeit
- Augustus
- Cicero
- Nikolaos
- Quellen der postaugusteischen Zeit
- Velleius
- Plutarch
- Tacitus
- Sueton
- Appian
- Cassius Dio
- ,,Krise ohne Ausweg" (133-44 v. Chr.)
- Octavians Aufstieg im Spiegel der RGDA
- Prolog: Octavians Herkunft und Jugend (63-44 v. Chr.)
- Beitritt zur politischen Bühne (44/43 v. Chr.)
- Eilmeldung aus Rom: Der Diktator ist tot!
- Ankunft in Rom – beginnende Auseinandersetzung mit Antonius
- Bündnis mit Cicero und dem Senat
- Darstellungen in den RGDA
- Das Zweite Triumvirat (43-36 v. Chr.)
- Proskriptionen
- Philippinischer Krieg gegen die Caesarmörder
- Darstellungen in den RGDA
- Konflikt mit Sextus Pompeius
- Darstellungen in den RGDA
- Kampf gegen Antonius um die Alleinherrschaft (36-30 v. Chr.)
- Der Propagandakrieg
- Der Ptolemäische Krieg
- Darstellungen in den RGDA
- Fazit
- Die Krise der römischen Republik im 1. Jahrhundert v. Chr. und die Entstehung des Prinzipats
- Octavians Aufstieg zur Macht im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation
- Die Res gestae divi Augusti als Instrument der Selbstinszenierung und Legitimation
- Der Einfluss der Res gestae auf die augusteische und postaugusteische Geschichtsschreibung
- Die Rezeption der Res gestae in der modernen Forschung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit dem Aufstieg Octavians zum Augustus im Spiegel der Res gestae divi Augusti. Ziel ist es, Octavians politische Karriere im Kontext der römischen Republik und des sich anbahnenden Prinzipats zu beleuchten und die Rolle der Res gestae bei der Konstruktion und Legitimation seiner Macht zu analysieren.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung behandelt die Bedeutung der Res gestae als primäre Quelle für die Rekonstruktion des augusteischen Selbstbildes und die Herausforderungen, die sich aus ihrer Interpretation ergeben. Sie bietet außerdem einen Überblick über andere relevante Quellen aus der augusteischen und postaugusteischen Zeit.
Kapitel 2 analysiert die Krise der späten römischen Republik, die den Aufstieg Octavians ermöglichte, und stellt die historischen und politischen Umstände dar, die zu dieser Krise führten.
Kapitel 3 untersucht Octavians politische Karriere im Spiegel der Res gestae, beginnend mit seinem Beitritt zur politischen Bühne nach der Ermordung Caesars. Es behandelt die wichtigsten Stationen seiner Machtübernahme, die Bildung des Zweiten Triumvirats, die Konflikte mit Antonius und die letztendliche Etablierung des Prinzipats. Das Kapitel analysiert die Selbstdarstellung Octavians in der Res gestae und untersucht, wie er seine Machtergreifung und seine Herrschaft legitimierte.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Masterarbeit sind: Octavian, Augustus, Res gestae divi Augusti, Römische Republik, Prinzipat, Macht, Selbstdarstellung, Legitimation, Geschichtsschreibung, Propaganda, Historiografie.
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- Ferris Lühr (Author), 2021, Der Aufstieg Octavians im Spiegel der Res gestae divi Augusti, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1143911