Mit der postfordistischen Ära geht ein Strukturwandel einher, der nicht nur den ökonomischen Sektor verändert, sondern auch gesellschaftliche Bereiche betrifft. Dieser Wandel verläuft jedoch nicht unproblematisch, mit den Veränderungen entstehen neue Konfliktfelder. Ein Beispiel hierfür ist die Transformation der Stadt, bei der soziale Entmischung der Stadtviertel und die Herausdrängung aus dem Stadtzentrum sowie die Konzentration schwacher Bevölkerungsgruppen an den Stadtrand forciert wird.
Die dabei wirkenden Ausgrenzungsmechanismen sollen genauer betrachtet werden.
Exemplarisch werden die französischen Vorstädte, die Banlieues, untersucht. In Untersuchungen über das amerikanische Ghetto, bei dem die sozial schwachen Gruppen, die sich dort konzentrierten, ausschließlich Schwarze waren, konnte der Ausgrenzungsmechanismus als Rassismus beschrieben werden. Jedoch fragt sich, ob dieser Ansatz adäquat für die Konflikte und Exklusionsmechanismen1 in den Banlieues ist. Anstatt der Verwendung einer Theorie des Rassismus soll der relativ neue, aus der amerikanischen Soziologie stammende Ansatz des Klassismus verwendet werden. Aufgrund der Neuartigkeit der Theorie und dem Mangel an verfügbarem Material zu dieser Thematik, wird Chuck Barones Aufsatz „Extending Our Analysis Of Class Oppression. Bringing Classism More Fully Into The Race & Gender Picture“ exemplarisch für die Klassimusanalyse stehen. Dieser wird zu Beginn der Arbeit in seinen Bestandteilen dargelegt.
Des Weiteren wird auf die soziale und politische Situation der BewohnerInnen der Banlieues
in ihrem spezifischen nationalen Kontext eingegangen.
Zum Schluss soll geprüft werden, inwiefern der Ansatz des Klassismus den Anforderungen eines Theoriekonstruktes zur Analyse der Stigmatisierung und des Konfliktpotenziales in den Banlieues gerecht wird und wo sich Mängel zeigen.
1 Zur Problematik des Exklusionsbegriffes siehe Castel 2008
2 Beispielhaft hierfür ist der Aufsatz „Jugendkrawalle und Ethnizität“ von Didier Lapeyronnie (vgl. Lapeyronnie 1998), in dem Stadtviertel in Großbritannien, Frankreich und Amerika gleichgesetzt werden, obwohl es evidente Unterschiede zwischen Frankreich und Amerika im Ausmaß und der Funktion des Drogenhandels gibt. Weitere Beispiele wären der Waffenbesitz der Jugendlichen (vgl. Wacquant 2004b : 172) etc.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Klassismus
- 2.1 Die Theorie des Klassismus
- 2.2 Dynamiken und Ambivalenzen der klassistischen Ideologie
- 3. Die Banlieue
- 3.1 Die Sozialstruktur der Banlieues
- 3.2 Probleme der wirtschaftlichen und politischen Integration
- 3.3 Stigmata und Exklusion
- 4. Klassismus in der Vorstadtproblematik
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ausgrenzungsmechanismen in französischen Vorstädten (Banlieues) und hinterfragt die Anwendbarkeit des Klassismusansatzes als Erklärungsmuster. Die Arbeit analysiert die soziale und politische Situation der Bewohner der Banlieues im Kontext des postfordistischen Strukturwandels und vergleicht sie mit der Situation in amerikanischen Ghettos. Im Fokus steht die Frage, inwieweit der Klassismus die Stigmatisierung und das Konfliktpotential in den Banlieues adäquat erklärt.
- Analyse der Ausgrenzungsmechanismen in den französischen Banlieues
- Anwendung der Klassismustheorie auf die Zentrum-Peripherie-Problematik
- Vergleich der Situation in den Banlieues mit der in amerikanischen Ghettos
- Untersuchung der sozialen und politischen Integration der Bewohner der Banlieues
- Bewertung der Eignung des Klassismusansatzes zur Erklärung der Situation in den Banlieues
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der sozialen Entmischung in Städten im postfordistischen Kontext ein. Sie stellt die französischen Banlieues als Fallbeispiel vor und hinterfragt die Anwendbarkeit des Rassismus- als Erklärungsmuster für die dort vorherrschenden Konflikte und Exklusionsmechanismen. Stattdessen wird der Ansatz des Klassismus, basierend auf dem Aufsatz von Chuck Barone, als Analyseinstrument eingeführt. Die Einleitung skizziert den Forschungsablauf und die zentralen Fragestellungen der Arbeit, die sich mit den Ausgrenzungsmechanismen, Stigmata und den Auswirkungen auf das Stadtviertel und die Gesellschaft auseinandersetzen.
2. Der Klassismus: Dieses Kapitel legt die Theorie des Klassismus dar, basierend auf dem Werk von Chuck Barone. Im Gegensatz zu marxistischen Ansätzen, die sich auf ökonomische Faktoren konzentrieren, betont Barones Theorie die kulturellen Aspekte des Klassismus. Es wird erklärt, wie die schlechte gesellschaftliche Stellung und Lebensweise von Arbeitern als individuelle Verfehlung dargestellt und an den Normen der Mittelklasse gemessen wird. Der Begriff der Unterdrückung wird auf Makro-, Meso- und Mikroebene analysiert, wobei die Rolle von Stereotypen, Stigmata und gesellschaftlichen Institutionen wie Familie, Rechtssystem und Schule hervorgehoben wird. Schließlich werden die von Barone definierten Klassen im Kapitalismus – die Besitzenden, die Mittelklasse und die Arbeiterklasse – erläutert.
3. Die Banlieue: Dieses Kapitel beleuchtet die soziale Struktur, die wirtschaftlichen und politischen Integrationsprobleme sowie die Stigmatisierung und Exklusion in den französischen Banlieues. Es wird detailliert auf die spezifischen Herausforderungen eingegangen, die sich von der Situation in amerikanischen Ghettos unterscheiden. Der Fokus liegt auf den strukturellen Faktoren, die zur sozialen Ausgrenzung beitragen, und auf den damit verbundenen Konsequenzen für die Bewohner der Banlieues.
4. Klassismus in der Vorstadtproblematik: Dieses Kapitel untersucht, wie der Klassismus die in Kapitel 3 beschriebenen Probleme in den Banlieues beeinflusst. Es analysiert, wie klassistische Ideologien und Praktiken zu Stigmatisierung, Exklusion und sozialen Konflikten beitragen. Es stellt Verbindungen zwischen den theoretischen Ausführungen in Kapitel 2 und der empirischen Analyse in Kapitel 3 her, um die Anwendbarkeit des Klassismusansatzes auf die Situation in den Banlieues zu bewerten.
Schlüsselwörter
Klassismus, Banlieues, soziale Ausgrenzung, Stigmatisierung, Zentrum-Peripherie, postfordistischer Strukturwandel, soziale Ungleichheit, Integration, Konfliktpotential, ökonomische und politische Exklusion, Frankreich.
Häufig gestellte Fragen zum Text über Klassismus in französischen Banlieues
Was ist der Gegenstand des Textes?
Der Text untersucht die Ausgrenzungsmechanismen in französischen Vorstädten (Banlieues) und hinterfragt, inwieweit der Klassismus diese adäquat erklärt. Er analysiert die soziale und politische Situation der Banlieue-Bewohner im Kontext des postfordistischen Strukturwandels und vergleicht sie mit der Situation in amerikanischen Ghettos.
Welche Theorie wird angewendet?
Der Text verwendet den Klassismusansatz von Chuck Barone als Analyseinstrument. Dieser Ansatz betont im Gegensatz zu marxistischen Ansätzen die kulturellen Aspekte des Klassismus und die Stigmatisierung von Arbeitern durch die Mittelklasse.
Welche Aspekte der Banlieues werden untersucht?
Der Text analysiert die soziale Struktur der Banlieues, die Probleme der wirtschaftlichen und politischen Integration, sowie die Stigmatisierung und Exklusion der Bewohner. Es werden strukturelle Faktoren der sozialen Ausgrenzung und deren Konsequenzen beleuchtet.
Wie wird der Klassismus in den Banlieues untersucht?
Der Text untersucht, wie klassistische Ideologien und Praktiken zu Stigmatisierung, Exklusion und sozialen Konflikten in den Banlieues beitragen. Er verknüpft die Klassismustheorie mit der empirischen Analyse der Situation in den Banlieues, um die Anwendbarkeit des Ansatzes zu bewerten.
Wie ist der Text strukturiert?
Der Text beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zum Klassismus nach Barone, ein Kapitel zu den Banlieues, ein Kapitel zur Anwendung des Klassismusansatzes auf die Banlieue-Problematik und ein Fazit. Zusätzlich enthält er ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte sowie Schlüsselwörter.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Text?
Schlüsselwörter sind: Klassismus, Banlieues, soziale Ausgrenzung, Stigmatisierung, Zentrum-Peripherie, postfordistischer Strukturwandel, soziale Ungleichheit, Integration, Konfliktpotential, ökonomische und politische Exklusion, Frankreich.
Welchen Vergleich zieht der Text?
Der Text vergleicht die Situation in den französischen Banlieues mit der in amerikanischen Ghettos, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Bezug auf soziale Ausgrenzung und die Rolle des Klassismus zu beleuchten.
Welche Ebenen der Unterdrückung werden betrachtet?
Der Text analysiert den Begriff der Unterdrückung auf Makro-, Meso- und Mikroebene, wobei die Rolle von Stereotypen, Stigmata und gesellschaftlichen Institutionen wie Familie, Rechtssystem und Schule hervorgehoben wird.
Welche Klassen werden im Text definiert?
Der Text erläutert die von Barone definierten Klassen im Kapitalismus: die Besitzenden, die Mittelklasse und die Arbeiterklasse.
- Arbeit zitieren
- André Walter (Autor:in), 2008, Unterdrückung in den Banlieues - Der Versuch einer Anwendung der Klassismustheorie auf die Zentrum-Peripherie-Problematik am Beispiel der französischen Vorstädte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114395