Ein neuer Turm in Babel? Nein! Weder die direkten Nachfahren Noahs sind beteiligt noch befinden wir uns in Babhel. Und der Turm ist in diesem Fall die Installation eines pluralistischen politischen Systems in Malaysia. Dennoch eignet sich diese Metapher in vorliegendem Betrachtungsrahmen. Gleicht es doch insofern dem biblischen Turmbau, als es aufgrund multiethnischer Zusammensetzung der malaiischen Bevölkerung zu Problemen kam und gemeinsame Ziele, wie z.B. das der gleichberechtigten Koexistenz nicht erreicht wurde.
Als ca. 300 v. Chr. ein Einwanderungsstrom von Indien auf die Malaccahalbinsel (heutiges Westmalaysia) einsetzte, war sie noch in zahlreiche Königreiche aufgesplittert. Bis es dann im August 1963 durch den Zusammenschluss von Malaya, Singapur, Sabah und Sarawak zur Föderation von Malaysia kam, nahmen zahlreiche Völker Einfluss auf dieses Land.
So waren es im Jahre 1511 Portugiesen, die sich im Kampf um das Königreich - dass seinerzeit eine Ausdehnung hatte, die in etwa dem heutigen Griechenland entspricht - gegen das islamische Reich Aceh von Sumatra durchsetzten. 1641 fiel das Königreich dann an die Niederlande, um schon im 18. Jahrhundert von den Briten unter die (Kolonial-)Krone genommen zu werden: 1786 verpachtete der Sultan von Kedah die Insel Penang an die britische Ostindischen Kompanie, 1795 (endgültig 1824) brachte Großbritannien Malacca unter seine Kontrolle, und 1824 nahm es Singapur in Besitz. Zu den sog. Straits Settlements zusammengefasst, kamen Singapur, Penang und Malacca nun unter die Verwaltung der britischen Kolonialregierung in Indien und wurden 1867 Kronkolonien. Das Gebiet der heutigen malaiischen Gliedstaaten Sarawak und Sabah stand bis zum Ende des 19. Jahrhundert größtenteils unter dem Einfluss des mächtigen muslimischen Sultanats Brunei. Die Europäer unterhielten zwar Handelsbeziehungen mit Nordborneo, hatten dort aber keine dauerhaften Niederlassungen gegründet. Zudem gab es zwischendurch auch Einflüsse und Besitznahmen einzelner Regionen durch Siam (heutiges Thailand) und Indonesien, sowie eine Okkupation der Japaner im zweiten Weltkrieg (1941-45).
Inhaltsangabe
I. Ein neuer Turm in Babel?
II. Entstehung und Entwicklung einer multiethnischen Gesellschaft
1. Die Siedlungsentwicklung
Chinesen
Inder
2. Organisation der Ethnien und Gesellschaftsstruktur
Chinesen
Malaien
Inder
III. Probleme, Interessenwahrnehmung und Entstehung von Parteien
1. Von der Notwendigkeit eine Stimme zu haben
2. Zusammenschluss und Entwicklung der Parteien
IV. Das Politische System
V. Einfluss der Ethnizität in Gesellschaft und Politik
1. Der Einfluss der Ethnien in Wirtschaft und Politik
2. Welchen Einfluss nimmt die Ethnizität auf die Struktur der Gesellschaft?
3. Politische Kultur und Einfluss der Ethnizität auf das politische Handeln
VI. Fehler im System?
VII. Literaturverzeichnis
1. Literatur
2. Zeitschriften
3. Internetseiten
I. Ein neuer Turm in Babel?
Nein! Weder die direkten Nachfahren Noahs sind beteiligt noch befinden wir uns in Bābhel.[1] Und der Turm ist in diesem Fall die Installation eines pluralistischen politischen Systems in Malaysia. Dennoch eignet sich diese Metapher in vorliegendem Betrachtungsrahmen. Gleicht es doch insofern dem biblischen Turmbau, als es aufgrund multiethnischer Zusammensetzung der malaiischen Bevölkerung zu Problemen kam und gemeinsame Ziele, wie z.B. das der gleichberechtigten Koexistenz nicht erreicht wurde.
Als ca. 300 v. Chr. ein Einwanderungsstrom von Indien auf die Malaccahalbinsel (heutiges Westmalaysia) einsetzte, war sie noch in zahlreiche Königreiche aufgesplittert. Bis es dann im August 1963 durch den Zusammenschluss von Malaya, Singapur, Sabah und Sarawak zur Föderation von Malaysia[2] kam, nahmen zahlreiche Völker Einfluss auf dieses Land.
So waren es im Jahre 1511 Portugiesen, die sich im Kampf um das Königreich - dass seinerzeit eine Ausdehnung hatte, die in etwa dem heutigen Griechenland entspricht - gegen das islamische Reich Aceh von Sumatra durchsetzten. 1641 fiel das Königreich dann an die Niederlande, um schon im 18. Jahrhundert von den Briten unter die (Kolonial-)Krone genommen zu werden: 1786 verpachtete der Sultan von Kedah die Insel Penang an die britische Ostindischen Kompanie, 1795 (endgültig 1824) brachte Großbritannien Malacca unter seine Kontrolle, und 1824 nahm es Singapur in Besitz. Zu den sog. Straits Settlements zusammengefasst, kamen Singapur, Penang und Malacca nun unter die Verwaltung der britischen Kolonialregierung in Indien und wurden 1867 Kronkolonien. Das Gebiet der heutigen malaiischen Gliedstaaten Sarawak und Sabah stand bis zum Ende des 19. Jahrhundert größtenteils unter dem Einfluss des mächtigen muslimischen Sultanats Brunei. Die Europäer unterhielten zwar Handelsbeziehungen mit Nordborneo, hatten dort aber keine dauerhaften Niederlassungen gegründet. Zudem gab es zwischendurch auch Einflüsse und Besitznahmen einzelner Regionen durch Siam (heutiges Thailand) und Indonesien, sowie eine Okkupation der Japaner im zweiten Weltkrieg (1941-45).
Diese Entwicklungen blieben natürlich nicht ohne Einfluss. Einen weitaus größeren und nachhaltigeren Einfluss aber, zumindest was die Politik des Landes betrifft - und um eben diese soll es in der vorliegenden Arbeit gehen – hatten die Immigrationsströme. Neben Indern zogen vor allem zahlreiche Chinesen auf die Halbinsel. So enthält der „Nationalitätenmix“ aktuell in etwa zu 62% Malaien, zu 30% Chinesen und zu 8% Inder.[3] Wenn es auch neben latenten Spannungen zwischen den Ethnien und einer einschneidenden Eskalation 1969 bei denen ca. 170 Menschen den Tod fanden, zu keinen andauernden Verfolgungen oder blutigen Unterdrückungen kam, lässt sich fragen: Welchen Einfluss hat die Ethnizität auf den politischen Prozess Malaysias?
Mit den Auswirkungen der multiethnischen Zusammensetzung der malaiischen Bevölkerung, haben sich zahlreiche Soziologen, Ethnologen, Geschichts- und Politikwissenschaftler beschäftigt. Manche von ihnen bekleideten gleichsam eine Funktion in der Kolonialadministration. Wenn also die Quellenlage in manchen Bereichen umfangreich ist, so ist sie gleichsam mannigfaltig. Oftmals wurde das Thema für die gesamte Region Südostasien behandelt, wobei die vergleichende Darstellung dann in einigen Fällen auf Kosten spezieller Eigentümlichkeiten der Situation in Malaysia im Vordergrund steht. Die Majorität der vorliegenden Arbeiten geht nur wenig auf die Rolle der indischen Ethnie ein, was ihrem Bevölkerungsanteil, ihrem Einfluss und somit ihrer Bedeutung angemessen sein mag und sich demnach auch in der vorliegenden Arbeit abbilden soll.
Weitere Arbeiten thematisieren den fokussierten Aspekt nur am Rande und gehen vordergründig auf die Politik im Allgemeinen ein, oder untersuchen ein besonderes historisches Ereignis, wie z.B. die Unabhängigkeit. Andere analysieren schwerpunktmäßig eine bestimmte Ethnie in ihrem Umfeld. In den meisten Publikationen stößt man lediglich auf einen kurzen Abschnitt oder nur einzelne Kapitel die sich dann mehr oder weniger direkt mit dem Thema beschäftigen, was die Materialsammlung mitunter zeitaufwendig machte. Dennoch stehen auch einige sehr nützliche Werke zu Verfügung.
Für einen guten Einstieg eignet sich neben einschlägigen Lexika das Südostasienhandbuch, hrsg. von Dahm, Bernhard und Roderich Ptak. Hilfreich für das Verständnis und die Analyse der besonders einflussreichen Ethnie der Chinesen waren gleichsam die Arbeiten von Vennewald und Heidhues, aufgrund ihrer übersichtlichen, klaren Struktur und ihren Darstellungen in übergeordneten Zusammenhängen. Daneben gibt es einige Publikationen, welche die Entwicklung einzelner Parteien untersuchen. Hierzu sei beispielhaft die Arbeit von Heng Pek Koon, ‘Chinese Politics in Malaysia: A history of the Malaysian Chinese Association’ genannt. Unter einer letzten Gruppe von Publikationen, welche isolierte Einzelbereiche behandeln, erwies sich die Arbeit von Eva Schwinghammer über die New Economic Policy als besonders hilfreich.
Zur Untersuchung des Einflusses der Ethnizitäten auf den politischen Prozess Malaysias soll zunächst die Entstehung und Entwicklung der multiethnischen Gesellschaft betrachtet werden, sowie die Organisation und Struktur der einzelnen Ethnien und ihre Hintergründe (Kap. II). Daran anschließend werden die ihr inhärenten Probleme und die Entwicklung einer Politisierung des Landes betrachtet, sowie die Entstehung der Parteien (Kap. III). Im Folgenden sei dann der Einfluss der Ethnizität auf das politische Handeln Betrachtungsgegenstand, wobei dieser aufgrund der Überschneidung und Verzahnung ebenso auf Wirtschaft und Gesellschaft projiziert wird (Kap. IV). Abschließen soll die Arbeit eine Zusammenfassung der wesentlichen Probleme und Ursachen und gleichsam eine Analyse der politischen Systemstabilität unter Einfluss der Ethnizität. (Kap. V).
II. Entstehung und Entwicklung einer multiethnischen Gesellschaft
1. Die Siedlungsentwicklung
Wie kam es überhaupt zu einer Bevölkerung Malaysias durch Chinesen und Inder in diesem Umfang und was waren die Beweggründe für diese Siedlungsströme?
Chinesen
Schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts siedelten die ersten Chinesen in Malaysia, wobei es sich um Händler insbesondere aus den südchinesischen Provinzen Guangdong und Fujian[4] handelte. Sie sprachen bald die malaiische Sprache und verschmolzen auch sonst mit der Kultur Malaysias. Den Engländern funktionierten sie später als Mittler zu den Sultanen; eine Position die, wie noch zu sehen sein wird, nicht das letzte Mal von den Auslandschinesen eingenommen wurde und auch im Hinblick auf ihre Entwicklung in Malaysia nicht ohne Bedeutung bleiben sollte.
Weitere Besiedlungen in den folgenden Jahrhunderten folgten dann den beständigen Handelswegen. Neben den Handelsbeziehungen spielten auch Sprachgruppen eine gewichtige Rolle. Aufgrund der Existenz zahlreicher verschiedener Sprachgruppen in Südchina, dem Haupteinzugsgebiet, kam es zu isolierten Siedlungen, in denen nur dort auftretende Namen und Gruppen existierten. Vennewald nennt 9 Sprachgruppen[5], deren Anteil an den Auslandschinesen in Malaysia sich im Laufe der Zeit nicht maßgeblich änderte. Besonders wichtig für Malaysia sind hierbei die Sprachgruppen der Hokkien, der Hakka und der Kantonesen, die zusammen durchgehend zwischen 70 und 80% der Exilchinesen stellten. Im Folgenden war der Nachzug der Familien ein weiterer Auslöser für große Siedlungsströme nach Malaysia. Waren anfangs wenige oder gar keine Frauen mitemigriert, was vermehrt zu Mischehen in Malaysia führte und somit eine Akkulturation unterstützte, kam es nun zu größeren Einwanderungsströmen auch von Frauen. Mit einer allgemeinen Anwerbung von „Kulis“[6], durch die Kolonialherren und vor allem durch Chinesen selbst im 19. Jahrhundert, die sich nicht an bestimmte Herkunftsregionen Chinas, noch an spezielle Sprachgruppen wandte und somit unpersönlich war, verlor diese direkte Verbindung zwischen Herkunftsregion in China und Siedlungsgebiet in Südostasien zunehmend an Bedeutung.
Wichtige Auslöser für diesen „Exodus“ waren neben einer geographisch-expansiven Handelstätigkeit die zunehmend schlechte Lage auf dem Festland. Gründe dafür waren u. a. die Taiping-Revolte[7], sowie die Aushöhlung der Strukturen durch die eindringenden Engländer (Opiumkrieg; 1840-42), in deren Folge die gesellschaftliche Instabilität wuchs. Ein anderer Grund war aber auch die Perspektive eines erweiterten Arbeitsmarktes durch die Einbindung der südostasiatischen Region, sowie zunehmende Überbevölkerung in den Ballungszentren Südchinas.
Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts stellten die Chinesen im heutigen Westmalaysia bereits rund 40% der Bevölkerung[8], wenn dieser Anteil auch ständig schwankte, besonders aber in den Jahren der massiven Anwerbung von Arbeitern gegen Ende des 19 Jahrhunderts stieg. Heidhues spricht hier von “Menschentransporten, die einem Viehtransport ähnelten“[9]. Wenn auch die Mehrheit in der gleichen Periode wieder nach China zurückkehrte, so kamen gleichzeitig ständig neue Immigranten aus China und Indien, die Ihren Platz einnahmen.
Nachdem britisches Kolonial-Kapital den bisherigen Wirtschaftsbetrieb durch kapitalintensive, aufwendigere Produktionsverfahren in weiten Bereichen unrentabel werden ließ, kam es zu einer Zäsur des Erwerbsverhaltens der meisten Immigranten. Viele wechselten in den Kreditsektor oder liefen vermehrt von der Produktion in den Handel über. Diese neue Wirtschaftsweise löste weitere Einwanderungsströme aus. Um 1990 waren von 17,8 Mio. Einwohnern Malaysias rund 30%[10] chinesischer Herkunft.
Ein Ende der Einwanderung lässt sich um 1950 bestimmen, u. a. da sich China nach außen abschottete. Zudem kehrten einige der ehemaligen Kulis nach China zurück, insbesondere nach Ende des zweiten Weltkrieges, bedingt durch die starken Modernisierungstendenzen. Die Volksrepublik China erkannte die Einbürgerung der Chinesen durch südostasiatische Aufnahmeländer erst in den siebziger Jahren an.
Inder
Die Inder waren gewissermaßen den Briten gefolgt, da auch ihr Heimatstaat eine britische Kolonie war. Hierbei wurde ihr Zuzug von den Briten gefördert, da diese bereits Erfahrung mit den Indern in der Verwaltung und anderen Bereichen gemacht hatten.[11] Zu einem sprunghaften Anstieg der Inder in Malaya kam es – wie bei den Chinesen auch – durch die Anwerbung von Plantagenarbeitern. Einen Rückgang der indischen Ethnie in Malaysia lösten einerseits die große Depression um 1930 und der Zweite Weltkrieg aus, welche zu einer Repatriierung von Indern führten. Zudem erließ der indische Staat 1938 ein Migrationsverbot. Wenn auch einige indische Siedler, besonders jene in Westmalaysia auch wirtschaftlichen Erfolg verzeichneten, hat die Wanderungsbewegung bei weitem nicht den Umfang der chinesischen Einwanderung erlebt, wodurch die indische Ethnie auch zu keiner Zeit einen die Gesellschaft bestimmenden Einfluss erlangte.
2. Organisation der Ethnien und Gesellschaftsstruktur
Chinesen
Zunächst einmal leben Chinesen vorwiegend in städtischen Gebieten und Metropolen, was Heidhues zu der Schlussfolgerung verleitet, „..because of their concentration in urban areas, they are a very conspicous minority , that is, they appear to be more numerous than they are .”[12]
Innerhalb dieser Städte entstanden durch den engen Verbund der Auslandschinesen, wie auch seinerzeitiger Städtepolitik, ethnisch homogene Stadtteile, die sog. „Chinatowns“. Eine Intensivierung der Stadtbesiedlung trat zudem ein, als den Chinesen die Bewirtschaftung von Land verboten wurde.
Im Weiteren soll zur Beleuchtung des Hintergrunds vor dem die Organisation der Chinesen in Malaysia sich entwickelte, kurz auf kulturelle Besonderheiten der Chinesen in ihrem Sozialgefüge eingegangen werden.
Wichtig für das Verständnis chinesischer Organisation ist das von westlichen Traditionen stark abweichende Weltbild, sowie die verschieden aufgebaute soziale Ordnung. So steht im Zentrum allen Handelns der Chinesen die Familie, nicht das Individuum. Das Individuum als solches erhält lediglich als Funktionsträger des Kollektivs Bedeutung, dessen wichtigstes Regulativ das Prinzip der Autorität darstellt.[13]
„Horizontale, gleichwertige Beziehungen, wie wir sie im Westen kennen und idealisieren, sind nicht nur nicht wünschenswert, sondern sind im Interesse einer „guten“ Gesellschaft zu meiden“, bemerkt hierzu Vennewald.[14] Eine weitere bestimmende Größe innerhalb der Chinesischen Gesellschaft ist die Bestrebung nach Harmonie. Öffentliche Auseinandersetzungen werden aus Angst vor Gesichtsverlust, oder - was als noch bedeutend schlimmer empfunden wird – vor Ausschluss aus der Gemeinschaft, vermieden. Somit existiert auch kein Meinungswettstreit in westlichem Sinne. Ränkespiele werden innerhalb dieser ansonsten stark vernetzten Sozialisation der Chinesen eher in subtilen Taktiken und Strategien ausgetragen.
Hierzu dient unter anderem das sog. „guānxi“[15], wobei es sich um eine Art Patron-Klientel-Verbindung handelt. Diese Verbindung beschränkt sich hierbei keinesfalls auf die Elite, sondern ist in allen Schichten zu finden.
Vor dem Hintergrund dieser Sozialisationsmuster entstand der Klan[16], eine Organisationsform, die insbesondere in Südchina sehr verbreitet war. Dieses institutionalisierte Netzwerk baut auf zwei weiteren wesentlichen Grundprinzipien chinesischer Kollektivvorstellungen auf: zhōng (wird übersetzt mit Loyalität, devot aber auch Aufrichtigkeit) und xiào (Pietät). Diese Klanmentalität wurde vom Festland in die südostasiatischen Staaten transferiert und nahm dort während der Kolonialzeit einen wichtigen Platz ein. Sämtliche Organisationen waren mitunter darauf ausgerichtet jeglichen Außeneinfluss von seinen Mitgliedern abzuhalten, notfalls auch seine Interessen gegen jene anderer Verbindungen zu verteidigen. Primäre Aufgaben dieser Organisationen waren neben der Vorteilsverschaffung und Verbesserung der Aneignungschancen seiner Mitglieder auch die Sicherstellung des Ahnenkultes, wohlfahrtsstaatliche Aufgaben, die Wahrung von kulturellen Bräuchen, die Unterbringung der Neuankömmlinge, sowie deren Arbeitsbeschaffung und medizinische Versorgung, genauso wie die Gewährung finanzieller Hilfen.
Malaien
Wie auch die anderen Ethnien in Malaysia, sind die Malaien innerhalb ihrer Ethnie keine homogene Gruppe. So gibt es unter ihnen Menschen arabischer Abstammung, Indonesischer Herkunft und verwandter Rassen. Wesentlich ist unter ihnen aber vor allem die regionale Herkunft um sich zu unterscheiden. Dies ist historisch bedingt, da über lange Zeit einige Regionen wie beispielsweise Nordborneo, nicht zu einer staatlichen Einheit zählten, wie sie sich heute darstellt und somit unter verschiedenen Einflüssen standen. Eine Abgrenzung zu anderen Völkern, vollzieht sich i.d.R. über die konstitutionelle Definition (kulturelle Merkmale), die regionale Definition (staatliche Herkunft) und die ethnische Kategorie.[17]
[...]
[1] Hebräisch für Babylonien.
[2] Die Föderation von Malaysia, abzüglich des Stadtstaates Singapur, welcher 1965 wieder aus der Föderation austrat, entspricht dem heutigen Gebiet Malaysias.
[3] Lt. Jahrbuch: Aktuell – 2001.
[4] Zur Vereinheitlichung von Ortsnamen wird im Folgenden stets die Deutsche Bezeichnung verwendet.
[5] Vennewald (1990): Kap.3 und Tabelle 35 im Anhang.
[6] Unter „Kulis“ werden die Minen- und Plantagenarbeiter in den Kolonien der Südostasienstaaten verstanden die zu diesem Zweck angeworben wurden.
[7] Aufstandsbewegung in China (1850-64) die sich gegen die herrschende Dynastie richtete und unvergleichliche Verwüstung anrichtete, sowie schätzungsweise 30 Mio. Menschen das Leben kostete. Ziel neben dem Ende der Dynastie war eine vollkommene Gleichstellung aller. (vgl. CHINA, Staiger, Brunhild, 1980/Erdmann)
[8] Siehe Tabelle in Schwinghammer (1998): 10.
[9] Heidhues (1974): 16
[10] Heidhues in Südostasienhandbuch (1999): 365.
[11] Vgl. Schwinghammer (1998): 11.
[12] Heidhues (1974): 4.
[13] Vgl. Vennewald (1990): 40-41
[14] Vennewald (1990): 40-41
[15] Guānxi heißt übersetzt „Beziehung“, wird idiomatisch aber eher dem dtsch. „eine Hand wäscht die andere“ verstanden, jedoch traditionell professioneller, fast wie eine Institution gehandhabt. Inhalt dieser Patron-Klientel-Verbindung ist, dass ein hierarchisch überlegener (Patron) einem anderen seine Unterstützung bzw. Einbindung in sein Netzwerk zusichert und als Gegenleistung erwartet, dass der Klient sich dafür in seinen Dienst stellt, d.h. ihm zuarbeitet und ihn in seinen Möglichkeiten unterstützt. Diese Tradition wird teilweise durch ein Ritual besiegelt.
[16] Ein Klan ist eine Gruppe von Familien, die ihre Abstammung von einem gemeinsamen Urahn ableiten.
[17] Vgl. Schwinghammer (1998).
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