Playback-Theater nach Jonathan Fox


Exposé (Elaboration), 2006

17 Pages


Extrait


Inhalt

1. Einführung

2. Definitionen

3. Prinzipien und Anwendungsmöglichkeiten

4. Elemente im Playback-Theater
4.1. Warm-up der Zuschauer
4.2. Fließende Skulpturen
4.3. Szenen bzw. Geschichten
4.4. Paare
4.5. Später entstandene Variationen

5. Playback-Schauspieler

6. Schlussworte

Quellenverzeichnis

1. Einführung

Vor der Beschäftigung mit dem Thema „Playback-Theater“ hatte ich keine Ahnung, was es mit diesem Begriff auf sich haben könnte. Meine erste Vermutung war dahingehend, dass die Schauspieler auf einer Bühne spontan mit einer Tonaufnahme konfrontiert werden, die sie dann spielerisch in Szene setzen sollen, um somit das Publikum durch ihre Improvisation zu unterhalten.

Während der Recherche zu meinem Referat musste ich jedoch schnell feststellen, dass diese erste Annahme falsch war, obwohl ich mit meiner Vermutung der Improvisation nicht gänzlich daneben lag. Immerhin stellt diese Art von Theater eine Form des Improvisationstheaters dar.

In meinen folgenden Ausführungen möchte ich zunächst einige Definitionen zum Begriff Playback-Theater anbringen und schließlich auf seine Prinzipien und Anwendungsfelder kommen. Den Hauptteil meines Referates bilden die Elemente, die in einer Playbacktheater-Aufführung zur Anwendung kommen können. Abschließend werde ich noch erläutern, welche Eigenschaften und Fähigkeiten ein „guter“ Playback-Schauspieler haben sollte.

2. Definitionen

Eine umfassende Definition zum Begriff Playback-Theater lässt sich bei der Internet-Enzyklopädie Wikipedia (2006) finden. Danach ist es:

„... Improvisationstheater mit der Besonderheit, dass die Zuschauer über persönliche Erfahrungen sprechen oder Begebenheiten aus ihrem Leben erzählen. In der Folge können sie zusehen, wie diese auf der Bühne in Szene gesetzt werden. Die Spieler/innen setzen mittels Körperausdruck, sprachlicher Improvisation und Musik die Schilderungen der Zuschauer so um, dass die Alltagserfahrungen einen tieferen Sinn, Schönheit und mythische Dimension erhalten - es geschieht ein „zurück spielen“ (play back).

Playback-Theater schätzt den Wert persönlicher Erfahrungen, versetzt Menschen in die Lage, ihr Leben in neuer Weise zu sehen und verstärkt menschliche Begegnung.“ (Wikipedia 2006)

Die Mitbegründerin des Playback-Theaters Jo Salas (1998) beschreibt es ebenfalls als eine Form der Improvisation, die:

„ beruht auf Geschichten von mehr oder weniger alltäglichen Ereignissen, die bei einer Vorstellung erzählt werden – Träume, Erinnerungen, Phantasien, Tragödien und Farcen: Momentaufnahmen aus dem Leben wirklicher Menschen. Diese Improvisation ist leicht zugänglich und macht Spaß, birgt aber Differenziertheit und tieferen, subtileren Sinn. Sie findet in Theatern statt, aber auch außerhalb – tatsächlich funktioniert sie in jeder Umgebung, gerade weil sie sich von ihrem Selbstverständnis her den Bedürfnissen und Anliegen aller Anwesenden öffnet. Ob von routinierten Schauspielern oder unbeholfenen Anfängern praktiziert, das Playback-Theater würdigt die Erfahrung einzelner und die Beziehungen zwischen Menschen (...) durch ihre Geschichten.“ (Salas 1998, S. 13)

In einem weiteren Zitat von Henry Thorau in der ZEIT heißt es:

„Oft fließen im Playback-Theater Tränen der Trauer und des Glücks, verlassen Zuschauer den Stuhl des Erzählers mit dem festen Entschluß, es der Welt zu zeigen. Manchmal sind das dann die Momente, in denen am Horizont Piscator und Boal auftauchen, Playback-Theaterszenen zum politischen Forum oder Tribunal werden.“ (Thorau, zitiert nach Salas 1998, S.210)

3. Prinzipien und Anwendungsmöglichkeiten

Die Grundannahme des Playback-Theaters ist, dass jeder Mensch kreative Fähigkeiten besitzt und über ein Bedürfnis verfügt, sich auszudrücken. Einzelne Mitglieder einer Gemeinschaft sollen die Möglichkeit bekommen, sich mit ihren Erfahrungen, Erlebnissen, Träumen und Wünschen den anderen Gruppenmitgliedern mitzuteilen und dabei regt die Playback-Darstellung sie zur Selbsterkenntnis und Reflexion an. Parallel dazu wird die Kommunikation innerhalb der Gesamtgruppe gefördert, was ausschließlich unter der Voraussetzung möglich ist, dass die Schauspieler jeden Erzähler mit seiner persönlichen Geschichte akzeptieren und diese weder bewerten noch kritisieren.

Nach Jonathan Fox ergeben sich für jede Playbacktheater-Aufführung folgende 3 Grundprinzipien:

- Der Ausgangspunkt einer jeden Erzählung ist immer eine persönliche Erfahrung.
- Jede Erfahrung sollte als wertvoll betrachtet werden und wird von den Schauspielern akzeptiert und gespielt.
- Das Mitteilen von persönlichen Erfahrungen lässt ein Gefühl von Gemeinschaft innerhalb einer Gruppe entstehen, was zur kulturellen Kohäsion dieser Gruppe beiträgt.

Hier wird deutlich, dass sich Playback-Theater praktisch für jede interessierte Gruppe eignet, woraus sich seine vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten ableiten lassen. Dabei kann eine Playbacktheater-Aufführung entweder durch eine eingeladene Schauspielgruppe realisiert werden oder die betreffende Gruppe spielt selbst unter der Anleitung eines erfahrenen Spielleiters.

Die zahlreichen Anwendungen von Playback-Theater sollen anhand folgender Beispiele verdeutlicht werden:

- Trainingsmethode für Gruppenleiter und Therapeuten: Hier können durch die Rollen der Spielleiter und Schauspieler beispielsweise folgende Fertigkeiten entwickelt werden: Flexibilität, Auffassungsgabe, Reaktionsvermögen, Intuition, Sensibilität, Zuhören, vielseitiges Rollenrepertoire, eigene kreative Potenziale sowie Spontaneität.

- Bildungswesen: Hier kann beispielsweise nach Abschluss einer Projektwoche zum jeweiligen Thema eine Playbacktheater-Aufführung stattfinden, in der sich persönliche Lernerfahrungen mitgeteilt und durch die Schauspieler noch vertieft werden können.
- Auftakt- oder Schlussveranstaltung einer Tagung oder Konferenz: Playback-Theater stellt hier ein gutes Mittel dar, um unterschiedliche Positionen, Meinungen und Erfahrungen zu veranschaulichen. In der Unparteilichkeit der Schauspieler liegt bei sehr kontrovers diskutierten Themen ein enormer Vorteil. Sie müssen in ihrem Spiel keine Rücksicht nehmen und tragen somit zur Gruppenkohäsion bei. Zu Beginn einer Konferenz können durch Playback-Theater die Befürchtungen, Hoffnungen und Erwartungen der Teilnehmer gespielt werden, wodurch das Spektrum der verschiedenen Meinungen deutlich wird.

(vgl. Meyer, S. 6f.)

Jonathan Fox (1999) beschreibt folgende Einsatzmöglichkeiten von Playback-Theater:

- als auf die Gemeinde bezogenes Theater: Hiermit sind die ursprünglichen Auftritte jeden ersten Freitag im Monat gemeint, sich weithin verbreitet haben.
- im Feld der Erziehung: Playback-Theater wurde von Beginn an auch in Schulen gespielt, damit sich Kinder ihrer Gefühle im Spiel versichern können. Teilweise wurden auch schulische Playback-Auftritte auf Lehrpläne zugeschneidert und in das Curriculum mit aufgenommen. Weiterhin wird versucht, Playback-Theater auf die universitäre Ebene auszuweiten, indem studentische Gruppen gegründet werden und Playback ins Studium einbezogen wird.
- im Bereich sozialer Dienste: Beispielsweise werden in Workshops, bei denen die Teilnehmer eingeladen werden, sich gegenseitig ihre Geschichten vorzuspielen, Fähigkeiten des Zuhörens und Mitteilens ausgebildet.
- als Markierung des Übergangs: Oftmals werden Playback-Teams zur Orientierung, bei der Gestaltung von Übergängen, als Teil von Jahrestreffen und bei ähnlichen Gelegenheiten eingesetzt, um der Gruppe einen Weg zu eröffnen, ihre Gefühle in einer Situation des Wandels miteinander zu teilen.
- in der Organisationsentwicklung: Playback-Theater wird auch häufig dazu genutzt, um eine Integration von emotionalen mit kognitiven Reaktionen zu erreichen oder um Teamwork als Modell vorzuführen und zu unterrichten. Weiterhin kann durch diese Theaterform auch ein Bewusstsein für spezifische Themen wie etwa Verschiedenheit und Unternehmenskultur geschaffen werden.
- in der Therapie: Klienten werden dazu eingeladen, irgendeinen Moment aus ihrem Leben zu erzählen, ganz gleich wie klein und unbedeutend er vielleicht ist. Deshalb nehmen sie Playback-Theater oftmals als nicht-bedrohlich wahr, da hier nicht wie beispielsweise beim Psychodrama das Hauptproblem in den Vordergrund gerückt wird. Auch als Rollentraining ist Playback effektiv, in dem Wert darauf gelegt wird, dass Klienten selbst spielen.

(vgl. Fox 1999, S. 15f.)

4. Elemente im Playback-Theater

Ein Playback-Theater beruht zwar auf Improvisation und Spontaneität, dennoch gibt es auch hier bestimmte Regelmäßigkeiten, die sich bei jeder Aufführung wiederholen und einen festen Bezugsrahmen liefern. In meinen folgenden Ausführungen möchte ich die wichtigsten Elemente dieser Theaterform erläutern.

4.1. Warm-up der Zuschauer

Zu Beginn einer jeden Playbacktheater-Aufführung sollte das Warm-up der Zuschauer stehen. Das bedeutet, die anwesenden Personen auf diese Form des Improvisationstheaters einzustimmen und aufzulockern. Durch den Spielleiter soll eine vertrauensvolle Atmosphäre geschafft werden, in der sich die Zuschauer respektiert fühlen und sich gegenseitig sowie den Schauspielern und dem Spielleiter vertrauen. Nur so kann schließlich ein Rahmen entstehen, in dem sie über persönliche Erlebnisse berichten können.

Das Warm-up kann beispielsweise durch folgende Aktionen realisiert werden:

- Bekanntmachen der Zuschauer untereinander
- Begrüßung des Spielleiters
- Kurzes Spiel der Schauspieler
- Gemeinsame Aktion mit den Zuschauern

Der Verlauf einer Playbacktheater-Aufführung hängt entscheidend vom Warm-up der Zuschauer ab (vgl. Meyer, S. 3f.). Wenn die benötigte Atmosphäre nicht in dieser ersten Phase erreicht werden kann, so wird es für die Zuschauer schwierig sein, persönliche Geschichten preis zu geben.

[...]

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Playback-Theater nach Jonathan Fox
Université
Neisse University Görlitz
Cours
Ästhetische Kommunikation in pädagogischen und psychologischen Arbeitsfeldern
Auteur
Année
2006
Pages
17
N° de catalogue
V114497
ISBN (ebook)
9783640161096
ISBN (Livre)
9783640161232
Taille d'un fichier
418 KB
Langue
allemand
Mots clés
Playback-Theater, Jonathan, Kommunikation, Arbeitsfeldern
Citation du texte
Diplom-Kommunikationspsychologin (FH) Julia Fischer (Auteur), 2006, Playback-Theater nach Jonathan Fox, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114497

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