Gesundheitsförderung mit Listenhunden und Bulldoggen in Tiergestützten Interventionen

Status quo der aktuellen Therapiebegleithundeteams mit Listenhunden


Diplomarbeit, 2021

43 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Theoretischer Teil
Tiergestützte Interventionen
Begrifflichkeiten
Tiergestützte Therapie (TGT)
Tiergestützte Pädagogik (TGP)
Tiergestützte Förderung (TGF)
Tiergestützte Aktivitäten (TGA)
Mensch-Tier-Beziehung
Gesundheitseffekte & Studien
Theorien
Biophiliemodell
DU-Evidenz
Bindungstheorie
Spiegelneuronen
Oxytocin
Listenhunde & Bulldoggen
Listenhund oder Kampfhund
Therapiebegleithundeteams mit Listenhunden

III. Empirischer Teil
Forschungsdesign
Erhebungsmethode Leitfadeninterview
Erhebungsmethode Stimmungsfragebogen und Tiergestütztes Setting
Stichprobe
Auswertung
Ergebnisse

IV. Literaturverzeichnis

V. Anhang

Abstract

Die vorliegende Diplomarbeit hat zum Ziel, die Listenhundethematik und das aktuell populäre Handlungsfeld der Tiergestützten Intervention zu verknüpfen. Im Zuge dessen werden Studien, sowie Theorien vorgestellt, die den Standpunkt des tiergestützten Bereiches untermauern. Mit Hilfe einer durchgeführten Studie wird dargelegt, inwieweit Listenhunde und Bulldoggen im Sozialbereich eingesetzt werden können und inwieweit jene Hunderassen zum Wohlbefinden von Personen beitragen können. Zur Klärung von aufgeworfenen Fragen, wurde ein Forschungsdesign gewählt, welches aus mehreren Erhebungsmethoden besteht. Zum einen wurden Leitfadeninterviews durchgeführt und zum anderen wurde die aktuelle Stimmung der Proband:innen mittels Fragebogen abgefragt. Nach Ausfüllen des Fragebogens wurde eine 10-minütige Tiergestützte Intervention mit einer Bulldogge durchgeführt. Nach jener Vorgehensweise wurden die Proband:innen gebeten, den Fragebogen erneut auszufüllen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Stimmung der Proband:innen bereits nach 10-minütiger Interaktion mit der Bulldogge verbesserte. Weitere detailliertere Ergebnisse wurden mithilfe der Interviews und der darauffolgenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) erkenntlich gemacht.

„Also ich glaube, dass die meisten Menschen davor Angst haben. Gehen würde es bestimmt, aber es ist ein gewisser Mehraufwand, man muss eben erst die Menschen davon überzeugen, dass das ein netter ungefährlicher Hund ist. Weil in vielen Menschen hat sich das so eingeprägt, dass es ein gefährlicher Hund ist. (…) und da muss man sie erst vom Gegenteil überzeugen, das man vor dem Hund keine Angst haben muss“ (IP1, Abs. 22).

I. Einleitung

Wir schreiben das Jahr 2021. Gesundheitsfördernde Maßnahmen gelten als wichtiger Bestandteil diverser Lebensbereiche. Die enorme Vielfalt an Möglichkeiten gesundheitsfördernder Maßnahmen lässt kaum einen Gesamtüberblick zu. Um nur einige Beispiele zu nennen, ließe sich hierbei die betriebliche Gesundheitsförderung nennen, welche speziell in heutigen Zeiten in großem Stil praktiziert wird. Eine weitere Maßnahme jenes Bereiches wäre die Gesundheitsfördernde Schule (vgl. BMBWF o.J., o.S.). Darunter wird ein Konzept basierend auf Vorgaben der WHO verstanden, welches die Gesundheitsförderung direkt in den Schulalltag inkludiert. Noch lange Zeit davor setzte die WHO einen bedeutsamen Meilenstein in der Gesundheitsförderung des 20. Jahrhunderts mit der internationalen Konferenz zur Gesundheitsförderung in Jakarta. Darauf aufbauend entstanden Konzepte, wie die Gesundheitsfördernde Schule (vgl. BMBWF 2018, S. 3ff.). Mit der Ottawa-Charta im Jahr 1986 sollte ein neues Zeitalter der Gesundheitsförderung beginnen. Die WHO präsentierte im Zuge jener internationalen Konferenz Richtlinien und Voraussetzungen für die Gesundheit der gesamten Bevölkerung. Dabei wurde insbesondere an Staaten und Regierungen appelliert, die gesundheitsfördernden Maßnahmen und Leitideen einzuhalten oder umzusetzen. Um das Ziel der allgemeinen Gesundheitsförderung zu erreichen, wurden den Staaten, je nach Entwicklungsstand, diverse Strategien vorgegeben (vgl. WHO 1986, S. 1ff.).

Wie bereits erwähnt, entwickelten Staaten, Unternehmen und Organisationen speziell nach der Ottawa-Charter Mittel, um die Gesundheit der Gesellschaft oder Mitarbeiter:innen zu fördern. Eine Möglichkeit der betrieblichen Gesundheitsförderung, welche aktuell an Beliebtheit gewinnt, ist der Bürohund. So gibt es in Deutschland sogar einen Bundesverband für Bürohunde. Im Zunge jener Initiative werden jährliche, internationale Bürohundetage veranstaltet, welche sich an großer Beliebtheit erfreuen. Der Bundesverband gibt an, dass Hunde das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen verbessern können und stressreduzieren wirken. Auch wären Hunde am Arbeitsplatz wichtig für das Personalmanagement und die Rekrutierung neuer Mitarbeiter:innen (vgl. Bundesverband Bürohund e.V. 2020, S. 1ff.). Einige Unternehmen, wie beispielsweise Amazon Seattle und Jimdo äußern sogar ausdrücklich, dass Hunde am Arbeitsplatz erwünscht sind und rufen dazu auf die Vierbeiner zum Arbeitsplatz mitzubringen (vgl. Bundesverband Bürohund e.V. o.J., o.S.)

Tiergestützte Interventionen mit Hund

Der Einsatz von Tieren zur Erhöhung des Wohlbefindens erweist sich jedoch nicht nur in der betrieblichen Gesundheitsförderung als wertvolles Instrument. Insbesondere im Gesundheits- und Sozialbereich gilt der tierische Einsatz als ein wichtig gewordener Baustein des Systems. Jener tierische Einsatz wird unter dem Oberbegriff Tiergestützte Interventionen zusammengefasst. Tiergestützte Interventionen als Gesamtheit bilden den Ausgangspunkt für unterschiedliche Formen und Richtungen des tiergestützten Einsatzes. Herauskristallisiert hat sich, dass es weit mehr als nur eine Möglichkeit und Vorgehensweise bei Tiergestützten Interventionen gibt. Um eine genau Definition vom tiergestützten Angebot geben zu können, wird die Oberkategorie Tiergestützte Interventionen in vier Unterkategorien eingeteilt. Neben der Tiergestützten Therapie, ein Begriff, welcher wohl den meisten Anklang findet, existieren noch Tiergestützte Aktivitäten, Tiergestützte Pädagogik und Tiergestützte Fördermaßnahmen, wobei Letztere oftmals gleichgesetzt behandelt werden (vgl. Vernoiij / Schneider 2018, S. 29ff.). Die mit den Begrifflichkeiten verbundenen Schwierigkeiten werden in einem nachfolgenden Kapitel genauer erläutert. Des Weiteren erfolgen auch detaillierte Begriffserklärungen, um einen vollständigen Überblick in die folgende Studie zu erlangen.

Unter allen Tierarten, die in Tiergestützten Interventionen eingesetzt werden, ist der Hund die beliebteste. Laut einer Studie der Stiftung „Bündnis Mensch und Tier“ wird der Hund fast doppelt so oft eingesetzt als Pferde (vgl. Germann-Tillmann / Merklin / Stamm Näf 2019, S. 220). Bekanntlich existiert eine Vielfalt an Hunderassen. Laut FCI, internationaler Dachverband zur Bestimmung von Rassestandards, werden aktuell 354 Hunderassen anerkannt (vgl. FCI 2021, o.S.). Anzumerken sei hierbei jedoch die Diversität an Hunderassen, die aus Kreuzungen verschiedenster anerkannter Hunderassen entstehen und bislang noch nicht offiziell anerkannt sind, wie beispielsweise der Olde English Bulldog oder der American Bully, welcher bislang ausschließlich vom UKC, einer ähnlichen Organisation, als eigenständige Rasse angeführt wird (vgl. UKC 2013, o.S.).

Problemaufriss und Fragestellungen

Um nun in den Kern der vorliegenden Diplomarbeit einzutauchen, wird letzteres Thema mit Tiergestützten Interventionen in Verbindung gebracht. Besonders durch die Medien wurden gewisse Hunderassen ins Lampenlicht, wenn nicht konkreter ausgedrückt, ins Schlechte gerückt. Die Haltung sogenannter Listenhunde, welche im alltagssprachlichen Gebrauch und überdies auch von der offiziellen Seite der Österreich gv. Redaktion als Kampfhunde bezeichnet werden, verlangt in Teilen Österreichs und Deutschland bestimmte Haltungsauflagen (vgl. Österreich gv. 2021, o.S.).

„Die Haltung von sogenannten ‚Listenhunden‘ [auch ‚Kampfhunde‘ oder ‚Anlagehunde‘ genannt] bzw. ‚Hunden mit erhöhtem Gefährdungspotential‘ ist in Österreich von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt“ (Österreich gv. 2021, o.S.). Inwieweit eine Sinnhaftigkeit hinter Rassenlisten steht, wird regelmäßig diskutiert und kritisiert. Jenem Thema wird in folgender Arbeit ein Kapitel gewidmet, wobei die vorliegende Arbeit nicht auf einen Lösungsvorschlag jener Thematik abzielt. Laut dem Werk „Tiergestützte Interventionen“ (2019) wären bestimmte Hunderassen, wie Labradoodle, Labradore, Pudel und Flat Golden Retriever besonders für Tiergestützte Interventionen und für die Ausbildung zum Therapiebegleithund geeignet. Jedoch wird auch betont, dass grundsätzlich jeder Hund unabhängig der Rassen, bei der Aufzeigung geeigneter Wesensmerkmale als Therapiebegleithund ausgebildet werden könnte (vgl. Germann-Tillmann / Merklin / Stamm Näf 2019, S. 228f.).

Der Frage, der nun in der vorliegenden Arbeit nachgegangen wird, ergibt sich aus der Ausgangslage, dass theoretisch jede Hunderasse mit den passenden Charakterzügen zum Einsatz für Tiergestützte Interventionen geeignet wäre und der Tatsache, dass Rassenlisten existieren, die die Haltung diverser, als gefährlich stigmatisierter Hunderassen erschwert. Ob nun jene stigmatisierten Hunderassen neben Labrador und Pudel in das Muster Tiergestützter Interventionen passen, soll im Folgenden nachgegangen werden.

Aus der genannten Problemstellung ergeben sich nun folgende Fragen:

Forschungsfrage

Inwieweit können Listenhunde und Bulldoggen zum Wohlbefinden von Personen zwischen 24 und 57 Jahren im Zuge von Tiergestützten Interventionen beitragen und inwieweit wirken jene Hunderassen auf Personen?

Weitere Fragen, die im Zuge der Forschung behandelt werden:

- Wie viel Zeit wird benötigt, um eine Erhöhung des Wohlbefindens im Tiergestützten Setting festmachen zu können?
- Status Quo der aktuellen Anzahl von Therapiebegleithundeteams mit Listenhunden und Bulldoggen

II. Theoretischer Teil

Der theoretische Part der vorliegenden Diplomarbeit wird die verschiedenen Formen der Tiergestützten Intervention genauer beleuchten und detailliert beschreiben. Den vier unterschiedlichen Formen wird jeweils ein kompaktes Kapitel gewidmet. Des Weiteren wird eine genaue Betrachtung der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse jenes Bereiches erfolgen. Dies dient zum einen der Vollständigkeitshalber und zum anderen der nachfolgenden Forschung. Um die erhobenen Ergebnisse interpretieren zu können, wird daher ein besonderes Augenmerk auf das Hormon Oxytocin gelegt. Als einführende Thematik wird die Historie der Tiergestützten Interventionen erläutert.

Tiergestützte Interventionen

„Die Geschichte der Menschheit ist ohne Tiere kaum vorstellbar. Angefangen von der Bibel, wo die Schlage Eva verführte und so für den Rausschmiss aus dem Paradies sorgte, über den Einsatz von Tieren als Quelle der Nahrung und des Schutzes sowie als Fortbewegungsmittel bis hin zur heutigen Haustierindustrie spielen Tiere im Leben fast jedes Menschen eine Rolle“ (Germann-Tillmann / Merklin / Stamm Näf 2019, S. 21). Der Ursprung der Mensch-Tier-Beziehung geht, wie das angeführte Zitat bereits mehr als präzise beschreibt, weit bis in die Zeit vor Christi Geburt zurück. Wird ein Blick auf die Höhlenmalereien oder auf die Pharaonen, welche sich mit ihren Hunden bestatten ließen, geworfen, so wird deutlich, wie tief verwurzelt der Mensch mit der Tierwelt ist (vgl. Vernoiij / Schneider 2018, S. 2).

Tiergestützte Interventionen im therapeutischen oder pädagogischen Setting haben ihren Ursprung jedoch erst Mitte des 20. Jahrhunderts. Als Urvater der Tiergestützten Therapie wird oftmals Boris Levinson bezeichnet (vgl. Germann-Tillmann / Merklin / Stamm Näf 2019, S. 25). Durch Zufall erkannte er die positive Wirkung seines Hundes auf seinen Klienten. Erst durch die Anwesenheit des Hundes Jingles begann sein Klient, ein kleiner Junge, zu kommunizieren. Nach Entdeckung jenes Phänomens war Jingles fester Bestandteil von Levinsons Therapieeinheiten. Obwohl bereits einiger Zeit zuvor die positive Wirkung von Tieren auf Menschen erkannt wurde, gilt Boris Levinson als die erste Person in der Geschichte der Tiergestützten Interventionen, die das Tier gezielt in der Arbeit mit den Klient:innen einsetzte. So wurden bereits Ende des 18. Jahrhunderts Kleintiere zur Erhöhung des Wohlbefindens von Patient:innen in einer Anstalt für psychisch beeinträchtige Menschen eingesetzt. Im deutschsprachigen Raum gilt die Anstalt Bethel als eine der ersten Einrichtungen, die zielgerichtet einsetzte (vgl. Vernoiij / Schneider 2018, S. 26f.).

Ab den 70-ern des 20. Jahrhunderts begann die Gründung einiger Organisationen und Verbände, die auch heute noch von großer Bedeutung für das Feld der Tiergestützten Interventionen sind. Angefangen mit der Delta Society, welche speziell die Erforschung jenes Bereiches vorantreibt, gefolgt von der IAHAIO, einer internationalen Organisation und schließlich auch der europäische Dachverband ESAAT, welcher allgemeinen Richtlinien vorzugeben versucht und des Weiteren auch Forschung betreibt. Ein Jahr nach Gründung der ESAAT im Jahr 2005 wurde die ISAAT gegründet. Noch erwähnenswert sei hierbei, dass weitere Verbände und Organisationen existieren, die sich im Laufe der Zeit gegründet haben (vgl. Germann-Tillmann / Merklin / Stamm Näf 2019, S. 25f.). Für die folgende Arbeit wird im Speziellen die ESAAT bedeutsam sein. Bei den folgenden Begriffserklärungen wird die Rolle der ESAAT genauer erläutert. Um nun eine genauere Beschreibung, von dem zu geben, was Tiergestützte Intervention überhaupt sind, erfolgen in den nächsten Kapiteln Einführungen in die verschiedenen Formen der TgI.

Begrifflichkeiten

Wie bereits in den einleitenden Worten erwähnt, bildet die Tiergestützte Intervention den Oberbegriff für vier verschiedene Subkategorien jenes Arbeitsbereiches. Um eine genaue Definition des tiergestützten Angebotes geben zu können, wird zwischen Tiergestützter Therapie, Tiergestützter Pädagogik, Tiergestützter Förderung und Tiergestützten Aktivitäten unterschieden. Die Ausbildung der Person, welche die tiergestützte Einheit durchführt, ist unter anderem auch ausschlaggebend für die Bezeichnung der jeweilen Form (vgl. Germann-Tillmann / Merklin / Stamm Näf 2019, S. 49). Da jene vier Begrifflichkeiten oftmals nicht klar voneinander zu trennen sind oder zumindest zu Verständigungsproblemen und zur Verkomplizierung einer einheitlichen Profession führen, verkündete die ESAAT 2012 den Vorschlag, alle Formen Tiergestützter Interventionen als Tiergestützte Therapie anzuführen. Diese Empfehlung wurde folgendermaßen begründet: „Der Begriff ‚tiergestützte Therapie‘ wird seit vielen Jahren für den therapeutischen und pädagogischen Einsatz von Tieren verwendet. Daher erscheint es sinnvoll diesen als Überbegriff umfassend für alle tiergestützten Maßnahmen [wie z.B. tiergestützte Interaktion, tiergestützte Pädagogik, tiergestützte Förderung, tiergestützte Interventionen] zu benützen. Therapie wird hier umfassend im Sinne einer professionellen Helferbeziehung mit Einflussnahme auf den Menschen verstanden. Damit umfasst der Begriff auch präventive und fördernde Maßnahmen“ (ESAAT 2012, S. 1). Des Weiteren wird von der ESAAT angeführt, dass genau jenes Begriffschaos dazu führe, dass das Feld der Tiergestützten Intervention noch kein einheitliches Berufsbild aufweisen könne. Um zukünftig ein besseres Verständnis jenes Bereiches zu erlangen, solle daher nur noch der Begriff Tiergestützte Therapie in Kombination mit dem jeweiligen Anwendungsbereich Verwendung finden. Beispielsweise: Tiergestützte Therapie in der Sozialpädagogik. Des Weiteren dürften laut dem Dachverband nur Fachkräfte für Tiergestützte Therapie das besagte Angebot durchführen (vgl. ESAAT 2012. S. 1ff.).

Bevor nun die Beschreibung der unterschiedlichen Formen erfolgt, gilt zu erwähnen, dass sich der Vorschlag der ESAAT nicht durchgesetzt hat. In den literarischen Werken der letzten Jahre bis heute werden immer noch die unterschiedlichen Formen genannt. Auch dient die Unterscheidung zur detaillierten Beschreibung des tiergestützten Angebotes.

Tiergestützte Therapie (TGT)

Angebote der Tiergestützten Therapie sollten laut Otterstedt (2017) nur ausgebildete Therapeut:innen anbieten, welche Zusatzqualifikationen im Tiergestützten Bereich aufweisen können. Dazu zählen beispielsweise Ergotherapeut:innen, Logopäd:innen oder auch Physiotherapeut:innen (vgl. Otterstedt 2017, S. 4f.). Die Tiergestützte Therapie verfolgt immer ein therapeutisches Ziel, dessen Prozess dokumentiert wird. Sie soll auf der Basis von therapeutischen Grundkenntnissen der Verbesserung und Förderung sozialer, motorischer und sprachlicher Kompetenzen dienen (vgl. Vernoiij / Schneider 2018, S. 33).

Tiergestützte Pädagogik (TGP)

Angebote der Tiergestützten Pädagogik werden laut Otterstedt (2017) nur von ausgebildeten Pädagog:innen durchgeführt. Auch hier gilt, dass die Pädagogin/der Pädagoge eine Ausbildung im Bereich der Tiergestützten Intervention absolviert haben sollte. Auf der Basis pädagogischer Methoden wird ein pädagogisches Ziel verfolgt. Durchführende Personen können beispielsweise sein: Sozialpädagog:innen, Erlebnispädagog:innen oder auch Pädagog:innen von Regelschulen (vgl. Otterstedt 2017, 9ff.).

Tiergestützte Förderung (TGF)

Im Gegensatz zur Tiergestützten Therapie und Tiergestützten Pädagogik, können die Tiergestützte Förderung Personen durchführen, die keine spezifische Ausbildung im pädagogischen oder therapeutischen Bereich aufweisen. Die Tiergestützte Förderung beinhaltet alle tiergestützten Angebote, die einem Förderziel, wie beispielsweise der Förderung von kommunikativen Kompetenzen dienen. So ist es laut Otterstedt auch möglich, dass Landwirt:innen oder Biolog:innen mit Zusatzausbildung im Tiergestützten Bereich eine jene Art der Tiergestützten Intervention anbieten können. Tiergestützte Förderung beinhaltet zumeist auch einen Förderplan, der nach den individuellen Bedürfnissen der Klientin/des Klienten zusammengestallt wurde (vgl. Otterstedt 2017, S. 11f.).

Tiergestützte Aktivitäten (TGA)

Eine Form der Tiergestützten Arbeit, die grundsätzlich keine pädagogische oder therapeutische Ausbildung voraussetzt, bildet der Bereich der Tiergestützten Aktivitäten. Laut Otterstedt sollte die Person, die eine jene Form anbietet, eine Ausbildung im Bereich der Tiergestützten Interventionen haben (vgl. Otterstedt 2017, S. 12). In Handbuch der Tiergestützten Intervention (2018) wird lediglich vermerkt, dass die Person mehr oder weniger ausgebildet sein sollte (vgl. Vernoiij / Schneider 2018, S. 34). Eine genaue Definition ist somit für die folgende Arbeit nicht auszumachen. Das Beisein eines Tieres und die Erhöhung des Wohlbefindens bilden den Kern der Tiergestützten Aktivitäten (vgl. Otterstedt 2017, S. 12).

Mensch-Tier-Beziehung

Mittlerweile existiert eine Vielzahl an Studien und Forschungen, die die Mensch-Tier-Beziehung und so auch Tiergestützte Interventionen beleuchten. Um einen Überblick über Studien, welche die Gütekriterien quantitativer Forschung erfüllen, zu erhalten, wird nun auf „Bindung zu Tieren. Psychologische und neurobiologische Grundlagen tiergestützter Interventionen“ (2014) Bezug genommen.

Gesundheitseffekte & Studien

Dass Tiere eine positive Wirkung auf Menschen haben können, ist aus heutiger Sicht unumstritten. Bereits in den 80er Jahren wurden die ersten Studien zu jener Thematik angestellt. Nicht jede Studie kann aus der Sicher der Autor:innen als zur Gänze anerkannt werden, da nicht jeder positive Effekt direkt auf den tierischen Einfluss zurückzuführen ist. So wurden beispielsweise wichtige Nebenfaktoren und Variablen nicht in den Forschungsprozess miteinbezogen. Aus diesem Grund führten Nimer und Lundahl (2007) eine Metaanalyse durch, die 49 Studien beinhaltete. Aufgrund der Vielzahl an erhobenen Daten kamen sie zum Beschluss, dass Menschen von der Anwesenheit von Tieren profitieren würden. Unabhängig des Alters oder Beeinträchtigung der Personen würden Tiere einen positiven Effekt auf jene haben.

Eine weitere Studie, die sich im Speziellen mit der Gesundheit von Hunde- und Katzenbesitzer:innen beschäftigte, brachte zum Vorschein, dass jene Haustierbesitzer:innen weniger oft einen Arzt/eine Ärztin aufsuchten, als Personen ohne Haustier. Des Weiteren würden laut jener Studie von Headey (1999) Personen mit Haustier weniger an Schlafstörungen leiden, als Personen ohne Haustier. Weitere Studien zur Gesundheitsthematik bestätigen den positiven Effekt von Tieren auf Menschen. So erkannten Friedmann und Thomas (1998), dass Herzinfarktpatient:innen mit Hund eine höhere Überlebenschance hatten als Herzinfarktpatient:innen ohne Hund. Jene Ergebnisse könnten auf den Körperkontakt oder die körperliche Bewegung, die die Haltung eines Hundes mit sich bringt, zurückzuführen sein (vgl. Julius et al. 2014, S. 62ff.).

Um nun einige der vielen positiven Effekte von Tieren auf Menschen aufzuzählen, erfolgt nun eine Auflistung von der Wirkweise von Tieren.

Positive Wirkweise von Tieren

- Erhöhung des Wohlbefindens
- Stressreduzierend und entspannend
- Stärken Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein
- Fördern unser Verantwortungsbewusstsein (Fütterung, Pflege, Aufmerksamkeit)
- Stärken das Immunsystem
- Wirken blutdrucksenkend und normalisieren die Herzfrequenz

Im Speziellen wird auf das Verantwortungsgefühl hingewiesen, welches die Haltung eines Tieres oder der Kontakt mit einem Tier mit sich bringt. Beeinträchtigte oder ältere Personen erhalten durch das Tier eine neue Aufgabe, die die geistigen und körperlichen Fähigkeiten fördert und mit Verantwortung einhergeht. Auch in „Tiergestützte Interventionen. Praxisbuch zur Förderung von Interaktionen zwischen Mensch und Tier“ (2019) wird die Studie von Headey angeführt (vgl. Germann-Tillmann / Merklin / Stamm Näf 2019, S. 62f.). „In einer groß angelegten Studie mit mehr als 10 000 Personen, repräsentativ für Deutschland, fanden Headey und Grabka [2004], dass Tierbesitzer seltener zum Arzt gehen und weniger Krankheitskosten verursachen“ (Germann-Tillmann / Merklin / Stamm Näf 2019, S. 62f.). Headey und Grabka (2004) weisen darauf hin, dass es meist erst nach mehreren Jahren der Tierhaltung zur Verbesserung des gesundheitlichen Zustandes der Besitzer:innen kommt. Dieses Phänomen könnte auf das gestärkte Immunsystem, welches auch von Germann-Tillmann et. al. (2019) beschrieben wird, zurückzuführen sein (vgl. Headey / Grabka 2004, S. 12).

[...]

Ende der Leseprobe aus 43 Seiten

Details

Titel
Gesundheitsförderung mit Listenhunden und Bulldoggen in Tiergestützten Interventionen
Untertitel
Status quo der aktuellen Therapiebegleithundeteams mit Listenhunden
Veranstaltung
Diplomlehrgang Fachkraft für tiergestützte Arbeit und Therapiebegleitung
Note
1
Autor
Jahr
2021
Seiten
43
Katalognummer
V1145373
ISBN (eBook)
9783346573780
ISBN (eBook)
9783346573780
ISBN (eBook)
9783346573780
ISBN (Buch)
9783346573797
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
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Schlagworte
Tiergestützte Intervention, Pflegeheim, Pflege, Bulldoggen, Listenhunde, Hunde, Therapie, Gesundheitsförderung
Arbeit zitieren
Susanne Steinhauser (Autor:in), 2021, Gesundheitsförderung mit Listenhunden und Bulldoggen in Tiergestützten Interventionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1145373

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