Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theatergenre: Komödien
2.1 Entstehung der Komödie
2.2 Merkmale einer Komödie
2.3 Theorien und Ansätze von Komödien
2.3.1 Shakespeares Komödien
2.3.2 Kleists Komödien
3. Magische Machthandlungen in Komödien
3.1 William Shakespeares„A Midsummer Night's Dream"
3.1.1 Der Auslöser für das magische Handeln
3.1.2 Der magische Einfluss auf die Liebenden und Handwerker
3.2 Heinrich von Kleists „Amphitryon"
3.2.1 Der Ursprung für das göttliche Agieren
3.2.2 Dergöttliche Machteinfluss auf das sterbliche Paar
4. Vergleich der magischen Machthandlungen in den Komödien
5. Fazit
Literatur und Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
„The boundaries between the real an unreal, the actual and imaged, life itself and the artifice of the stage, are ill defined in human consciousness; and a life richly lived passes back and forth across the line with ease."1
Mit diesen Worten äußert sich Robert Fallon in seinem Buch A Theatergoer's Guide to Shakespeare (2001) über den Abstand zwischen den wirklichen und unwirklichen Welten in Shakespeares Komödie A Midsummer Night's Dream (1695). Darin äußert er die These, dass es nicht immer leicht ist, zwischen den Grenzen des Wirklichen und Unwirklichen, dem tatsächlich stattfindenden Prozess und dem Konstrukt der Vorstellung, und dem wirklichen Leben zu unterscheiden. Die magische Welt der Elfen ist eine unwirkliche fantasiehafte und magiereiche Sphäre. Im Gegensatz dazu steht die fiktive „normale" Welt der Menschen, die von Gesetzen und Alltagssituationen geprägt ist. Indem die Protagonisten in den anderen Lebensraum eintreten, vermischen sich die Milieus und nehmen gegenseitig aufeinander Einfluss. Besonders deutlich wird dies in A Midsummer Night's Dream durch die magischen Machthandlungen des Elfenkönigs Oberons und seinem Diener Puck.
Diese Art der Grenzüberschreitung, wird auch in Heinrich von Kleists Amphitryon erkennbar. In seinem Lustspiel tritt jedoch keine Elfe, Fee oder Kobold auf, sondern der mächtigste Gott der römischen Götterkultur. Jupiter mischt sich durch seine magische Machthandlung in die Beziehung des Feldherrn Amphitryon und seiner Gemahlin Alkmene ein. Da er in der Gestalt des Amphitryon Alkmene gegenübersteht, werden die Grenzen zwischen der Realität und der Theaterrealität für die Akteure nicht eindeutig gesetzt.
In dieser Hausarbeit werden die magischen Machthandlungen in William Shakespeares A Midsummer Night's Dream und Heinrich von Kleist Amphitryon analysiert und verglichen. Die Ausarbeitung setzt sich mit der These auseinander, dass sich in der Komödie A Midsummer Night's Dream und dem deutschen Lustspiel Amphitryon magische Machthandlungen ereignen, die durch die Patriarchen Oberon bzw. Jupiter und deren männlichen Helfer durchgeführt werden. Die magischen Machthandlungen nehmen Einfluss auf die fiktive Welt der Sterblichen und führen somit zu typisch erkennbaren Merkmalen einer Komödie bzw. eines Lustspiels. Des Weiteren soll die Frage geklärt werden, mit welchem Mittel es den Protagonisten gelingt Einfluss aufdie Akteure zu nehmen.
Mit einer kurzen Einführung in das Genre der Komödie beginnt der Hauptteil der Hausarbeit. Dieser beinhaltet sowohl die Entstehungsgeschichte der Komödie als auch typische markante Merkmale der Gattung. Ebenfalls sollen in diesem Kapitel autorenspezifische Ansätze und gattungsspezifische Theorien in Bezug auf die Autoren, William Shakespeare und Heinrich von Kleist, behandelt werden. Im Fokus steht dabei der typische Aufbau ihrer Komödien bzw. Lustspiele. Nach der kurzen Gattungseinführung folgt die Analyse der beiden Werke mit Blick auf den magischen Machteinfluss der magiefähigen männlichen Protagonisten. Zuvor jedoch folgt eine genaue Definition über den Begriff des magischen Machteinflusses, um so den Analyseaspekt besser verständlich zu machen. Darauf aufbauend folgt eine genaue Betrachtung der übernatürlichen Machthandlungen in den Dramen, diese werden sowohl inhaltlich als auch sprachlich und kulturhistorisch analysiert. Die Überlegungen werden ebenfalls von verschiedensten wissenschaftlichen Perspektiven der Literaturwissenschaft unterstützt.
Ziel dieser Hausarbeit ist es, magische Machthandlungen in Shakespeares A Midsummer Night's Dream und Heinrich von Kleists Amphitryon zu erkennen, um die Bedeutung der ungewöhnlichen Handlungen in den Gesamtkontext einzuordnen. Diese Hausarbeit setzt voraus, dass die behandelten Lektüren dem Rezipienten bekannt sind, da eine Inhaltszusammenfassung den Rahmen dieser Arbeit überschreiten würde. Es ist wichtig anzumerken, dass in dieser Hausarbeit mit den englischen Originalzitaten gearbeitet wurde, die aus der bilingualen Auflage des Reclam Verlags, mit der Übersetzung von Wolfgang Franke, stammen.
2. Theatergenre: Komödie
Komödien sind neben den Tragödien einer der ältesten Theatergenres der europäischen Theatergeschichte. Der Duden definiert die Komödie, als eine dramaturgische Gattung, in welcher menschliche Schwächen dargestellt werden und scheinbare Konflikte heiter gelöst werden. Uwe Spörl erweitert diese Definition, indem er apostrophiert, dass die Handlung der Komödie angemessen dramatisch präsentiert wird und komische Handlungen einbindet, welche das Publikum zum Lachen bringen.2 Bei der etymologischen Betrachtung des Wortes „Komödie" fällt auf, dass das Wort aus den griechischen Begriff komedia zurückzuführen ist (kosmos = Umzug bei Zechgelage, ode = Gesang). Dadurch kann angenommen werden, dass die Ursprünge der Komödie in der griechischen Kultur liegen, welche oftmals als „Wiege des Theaters" bezeichnet wird.3
2.1 Entstehung der Komödie
Die um circa 730 v. Chr. entstanden Dionysien, waren große Massenveranstaltungen der griechischen Kultur an denen Dichterwettbewerbe zur Feier des Gottes Dionysos stattfanden. In der griechischen Götterwelt galt Dionysos als Gott des Weines, der Fruchtbarkeit und der Extase. Der Dionysien Kult wurde an bestimmten Festtagen im Frühjahr an ausgewählten Orten gefeiert. Des Weiteren lag die Obliegenheit der Dionysien darin, dass die Bevölkerung der griechischen Polis durch die Veranstaltung unterhalten werden sollte. Das Fest verlief mehrere Tage mit unterschiedlichsten theatralen Aufführungen. Der Ausrichtungsort der Dionysien war jeweils das Amphitheater der jeweiligen Polis. Die Dionysien waren als ein Dichterwettbewerb angelegt, an denen drei Autoren jeweils eine Tetralogie aufführten, welche aus drei Tragödien und einem Satyrspiel bestand. Die Satyrspiele zeigten Satyre, ein Wesen aus Mensch und Ziege, in burlesken Situationen. Ziel dieser Schauspiele war es, den Gott Dionysos nach den Tragödien wieder ins Zentrum zu rücken. Das Satyrspiel kann somit als Wurzel der Komödie betrachtet werden. Um circa 486 v. Chr. gab es einen bedeutsamen Wandel der Dichterwettbewerbe, da nun auch Komödien präsentiert werden konnten.4
2.2 Merkmale einer Komödie
Uwe Spörl erklärt in seinem Basislexikon Literaturwissenschaft die Komödie als ein Genre, welches von vielfältigen Wandlungen und Veränderungen geprägt ist.5 Dennoch weisen die Komödien über den epochalen Verlauf typisch erkennbare Merkmale auf.
Eines dieser Merkmale betrifft die Bedeutung des Inhalts der Komödie. „Die Handlung der Komödie neigt [.] dazu, [.] unbedeutend und privat als von inhaltlicher und politischer Bedeutsamkeit zu sein", so Uwe Spörl. Der Kontrast dabei liegt zwischen dem Sein und Schein oder des Erhofften und des Erreichten. Außerdem stellt sich in den Komödien heraus, dass die Figuren des Stückes „eher überzeichnete Typen als individuelle, problematische Charaktere" sind. Dabei sind die Charaktere von niederem Stande. Der Handlungsverlauf ist von Verwirrungen und Täuschungen bestimmt, die vorerst für den Zuschauer als unlösbar wahrgenommen werden, diese werden jedoch meist mit einem „Happy End" aufgelöst. Dadurch lässt sich erschließen, dass die Darstellung von Figur und Handlung von Übertriebenheit und Heiterkeit geprägt ist.6
2.3 Theorien und Ansätze einer Komödie
Um die vorangegangenen Merkmale einer Komödie in der weiteren Analyse der beiden Dramen besser zu erkennen, sollen autorenspezifische Dramentheorie, literaturwissenschaftliche Epochenbezüge und weitere autorentypische Merkmale der Komödie helfen, die These der Hausarbeit zu bestätigen. Gattungsspezifisch ist anzumerken, dass sich das deutsche Lustspiel von der Komödie durch distanzierten Humor abgrenzt. Das Lustspiel unterscheidet sich von der Komödie durch ihre Figuren. Die Figuren des Lustspiels sind zumeist Charaktere mit einer individuellen Persönlichkeit. Lustige Figuren werden in jener Gattung eher abgelehnt.7 Spörl merkt an, dass beim Lustspiel keine „aggressive Komik" wie bei der Komödie vorzufinden ist.8
2.3.1 Shakespeares Komödien
Mit seinen Komödien und Tragödien ist William Shakespeare (1564-1616) der bekannteste englischsprachige Schriftsteller der Weltliteratur. Seine dramatischen Werke gliedern sich in drei Kategorien: Die Historiendramen (z. B. King Henry V (1599)), die Tragödien (z. B. Romeo und Juliet (1595)) und die Komödien (z. B. A Midsummer Night's Dream (1595/96)). Shakespeares Komödien können wiederum unterkategorisiert werden in frühe und späte Komödien Shakespeares und mittelalterliche Romanzen. Diese Klassifikation der Komödien wurde besonders von den irischen Literaturkritiker Edward Dowden in den späteren 1880erJahren geprägt.9
Bei der sprachlichen Analyse seiner Werke ist zu erkennen, dass William Shakespeare ausschließlich mit Blankversen in seinen Dramen arbeitet, welche durchschnittlich ohne ein gewisses Reimschema gekennzeichnet sind. Dennoch fällt auf, dass Shakespeare Reime in wichtigen Schlüsselszenen einsetzt, sodass das Publikum das Geschehen auf der Bühne besonders aufmerksam verfolgt. Laut Rebecca Ray wird seine Komödien durch spielerische Elemente, wie satirische Sprache, Wortspielen und Metaphern, erkennbar. Außerdem ist festzustellen, dass die Handlungen seiner Komödien auf Liebespaaren basieren. Diese Akteure werden mit unterschiedlichsten Hindernissen konfrontiert. Beispielhaft ist dies in Shakespeares Komödie A Midsummer Night's Dream in Zusammenhang des von Hermias Vater, Egeus, ungewollten Liebespaares, Lysander und Hermia, zu erkennen. Shakespeare versucht mit irreführenden Identitäten und Verkleidungen Verwirrungen zu schaffen, um so dem Stück komische Elemente bereitzustellen die der Unterhaltung dienen. Besonders sehenswert ist diese Idee in seinem Drama As you like it (1599). Jedoch führen die Verwirrungen schlussendlich zur Auflösung und somit zur Hochzeit der Liebenden. Die Inkongruenten Handlungen fungieren mit umfangreichen Handlungswechseln, sodass das Publikum zum Nachdenken über die weitere Handlung animiert wird. In einigen seiner
Komödien ist ein Epilog vorzufinden, der meist durch den Charakter, der die Verwirrungen in den Dramen anzettelte, vollzogen wird.10 Schlussendlich ist zu sagen, dass das Thema und der Inhalt der Komödien nicht bedeutsam für das sozioökonomische Umfeld der Rezipienten erscheinen, sondern eher für den Betrachter selbst eine persönliche Moral in Form einer eigenen Anagnorisis bieten soll.11 Diese Art der Wiedererkennung gelingt Shakespeare indem er nicht nur höfische Figuren in seinen Komödien einbaut, sondern auch bürgerliche Charaktere.
2.3.2 Kleists Lustspiele
Ebenso wie William Shakespeare zählt Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist (1777-1811) in der heutigen Zeit zu den berühmtesten Schriftstellern der „deutschsprachigen" Literatur. In seinen Lebzeiten fand Kleist jedoch kein großes Ansehen mit seinen Werken, da er mit diesen von den Normen des damaligen Schreibstils abwich und seine Werke für viele seinerZeitgenossen unzugänglich waren.12 Es ist anzumerken, dass Kleists Werke Literaturwissenschaftlern keine wirklich spezifische Zuordnung in jene Literaturepochen ermöglichen. Dennoch lässt sich sagen, dass seine Werke zeitlich der Weimarer Klassik und der Romantik zugeordnet werden können. Kleist schrieb in seinem Leben zwei Lustspiele: Amphitryon und Derzerbrochene Krug (1808).
Der Haupthandlungsstrang in seinen Lustspielen befasst sich mit der Aufklärung an dem Vergehen der vergangenen Nacht an einer hierarchisch niedergestellten Frau. Die Exposition der Lustspiele setzen somit mit dem „Morgen danach" ein. Im Laufe der Handlung realisiert der Rezipient, dass sich in der vorangegangenen Nacht ein tragisches Ereignis abgespielt hat. Die Vorgänge der Nacht entpuppen sich im Verlaufe von Kleist Komödien als der Höhepunkt der Lust, in welcher die Protagonisten ihre sexuellen Triebe frei entfaltet konnten. Dies hat die Folge, dass es in der Handlung darum geht, dass die weiteren beteiligten Figuren der Dramen „Licht ins Dunkle" bringen, um so die Ereignisse der Nacht aufzuklären. Mit diesem zeitlichen Verlauf grenzt sich Kleist von der klassischen Dramentheorie von Aristoteles ab. Anders wie bei Aristoteles oder Aristophanes baut Kleist die Handlung seiner Lustspiele nicht mit einem Helden aus, welche schlussendlich mit einer Hochzeit bzw. einer Versöhnung endet, wie es beispielhaft in Aristophanes Lysistrata (411 v. Chr.) zu erkennen ist. Die Interaktionen der Charaktere in Heinrich von Kleists Lustspielen sind eher von Diskussionen, Verwechslungen und Reflexionen über das Erlebte geprägt. Diese Arten der Interaktionen haben die Folge, dass die Handlung Verwirrung schafft, wodurch anschließend Komik entstehen kann.13 Dennoch ist nicht zu vergessen, dass die für den Rezipienten nicht erkennbaren Handlungsvollzüge der Nacht in Kleists Komödien für die Beteiligten tragisch konnotiert sind. Im Handlungsverlauf sind in den zwischenmenschlichen Beziehungen der Charaktere Untreue, Eifersucht oder Unheilbare Zerwürfnisse des liebenden Paares zu erkennen.14 Diese Charakterzüge deuten aus literaturwissenschaftlicher Perspektive vorerst auf typische Merkmale einerTragödie.15 Der Komik wird dennoch in den Stücken Raum geboten, die in den Beziehungen zwischen dem Aufwand und dem Ergebnis oder zwischen Betrug und Wahrheit erkennbar werden. Das deutsche Lustspiel grenzt sich durch einen distanzierten Humor von der Komödie ab. Es kann in diesen Fällen auch von einer Kontrastkomik geredet werden. Die Komödien Kleists werden inhaltlich offengelassen und zeigen „nichts weniger als den Ausblick auf Nichts".16
3. Magische Machthandlungen in den Komödien
Nach dem umfassenden Einblick in das Theatergenre der Komödie, soll nun auf die magischen Machthandlungen in William Shakespeares Ein Sommernachtstraum und Heinrich von Kleists Amphitryon eingegangen werden, um so die Frage zu klären, wie die magische Machteinflüsse in den Dramen durchgeführt werden und wie diese Ereignisse auf das Genre der Komödie Bezug nehmen. Um nun eine Untersuchung des magischen Machteinflusses in beiden Dramen zu eröffnen, muss deutlich werden, wie der Begriff in dieser Hausarbeit verstanden wird. Bei Magie handelt es sich um eine geheime Kunst, die sich übersinnliche Kräfte dienstbar zu machen sucht. Synonymisch kann hierbei auch von Zauberei geredet werden. Mit dem Kompositum „Machteinfluss" ist die Fähigkeit einer Person oder einer Gruppe gemeint, die auf einzelne Personen oder Gruppen einwirkt, sodass diese sich ihren Ansichten oder Wünsche anpassen. „Magischer Machteinfluss" bezeichnet zusammenfassend, die Befähigung eines Individuums eine Personen nach deren Wünschen mit magischen Kräften zu beeinflussen.
3.1 William Shakespeares ,,A Midsummer Night's Dream"
Die Entstehung von William Shakespeares Komödie A Midsummer Night's Dream (dt. Ein Sommernachtstraum) wird von vielen Wissenschaftlern auf das Jahr 1595 konno- tiert. Im Jahr der Erscheinung des Werkes wurde sein Drama in den Theatern von London mit der Tragödie Romeo and Juliet auf die Spielpläne gesetzt, da beide Dramen gleiche Motive und Themen aufwiesen. Es wird angenommen, dass die Dramen nach-, wenn nicht nebeneinander entstanden sind. Bereits zuvor hatte Shakespeare sich mit seinen Werken einen Namen in der Theaterwelt Londons gemacht.17
Der Aufführungs- und Entstehungsanlass seiner Komödie A Midsummer Night's Dream ist nicht eindeutig erforscht. Jedoch gibt es drei verschiedene Ursachen, welche den Aufführungs- und Entstehungsanlass begründen könnten. Der erste Hintergrund bezieht sich darauf, dass das Werk für die Hochzeiten von Elizabeth Vere und Earl of Derby oder von Elizabeth Carey und Thomas Berkeley geschrieben worden sein kann. Der zweite Grund bezieht sich darauf, dass sein Werk als Auftragsarbeit für die Lord Chamberlain's Man, eine bekannte Schauspielgruppe Englands, angefertigt worden ist. Ebenfalls könnte sich der Anlass des Werkes auf die Mittsommernachtsfeste beruhen, welche laut des ländlichen Festkalenders immer am 23. und 24. Juni stattfanden. Im Jahre 1600 erschien die erste Quarto-Ausgabe, welche von Thomas Fisher nach der Handschrift von William Shakespeare gedruckt worden ist. Neunzehn Jahre nach der Erscheinung der „Ql" von Fisher, erschien eine korrigierte Version von A Midsummer Night's Dream durch James Roberts.18
Reiner Poppe behauptet, dass A Midsummer Night's Dream in der heutigen Literatur als eine elegante, spielerisch leichte Komödie gilt, welche „Reife und handwerkliche Meisterschaft" beweist. Dieser Aussage kann zugestimmt werden, da Shakespeare in seiner Komödie vier Handlungsstränge (Rahmenhandlung der Hochzeit, Welt der Liebenden, Feen und Elfenreich, Handwerkerklamauk) verknüpft, welche sich mit der Handlung Erfolgs versprechend verbinden.19 Im Fokus dieser Analyse steht die „Welt der Elfen" und ihr Einfluss mit den jeweiligen Auswirkungen auf die „Welt der Liebenden" und der„Gruppe der Handwerker".
3.1.1 Der Auslöser für das magische Handeln
Wie schon in der vorherigen Ausarbeitung angekündigt, ist Shakespeares A Midsummer Night's Dream, so konzipiert, dass unterschiedlichste Welten mit andersartigen Fähigkeiten aufeinander treten. Um die magischen Machthandlungen, die von den Figuren Oberon und Puck in A Midsummer Night's Dream durchgeführt werden, zu verstehen, muss der Auslöser bzw. der Konflikt, warum es zu diesen Einflüssen kommt, deutlich werden.
Die Charaktere der Elfenwelt treten erst in der ersten Szene des zweiten Aktes auf. Im ersten Akt wurde die Rahmenhandlung der Gesamthandlung präsentiert. Mit Beginn des zweiten Aktes ändert sich der Spielort. Shakespeare bezeichnet diesen Ort als „A wood near Athens".20 Die Handlung findet nicht mehr an dem zivilisierten Ort Athen statt, sondern an einem natürlichen primitiven Ort.21 Der Urwald kann als ein Ort des „willkürlichen" Wachstums und der Fruchtbarkeit gedeutet werden, diese Eigenschaften konnen ebenfalls von einer allgemeinen Veranderung einhergehen. Der raumliche Bezug zu Athen Kann is Zusammenhang mit der Flucht von Lysander und Hermia als ein einfacher Zufluchtsort gedeutet werden.
[...]
1 Poppe: Erläuterungen und Dokumente. William Shakespeares. Ein Sommernachtstraum. S.116.
2 Vgl. Spörl: Basislexikon Literaturwissenschaft. S. 245.
3 Vgl. Allkemper; Eke: Literaturwissenschaft. S. 111.
4 Vgl. Hilt: Das klassische Athen. Die griechische Tragödie.
5 Vgl. Spörl: Literaturwissenschaft. S. 245.
6 Vgl. Ebd. S. 245.
7 Vgl. Allkemper; Eke: Literaturwissenschaft. S. 191.
8 Vgl. Spörl: Basislexikon Literaturwissenschaft. S. 246.
9 Vgl. Ray: Arten von Shakespeare-Theaterstücken. Komödien, Tragödien und Geschichten.
10 Vgl. Shakespeare: A Midsummer Night's Dream. S.143f.
11 Vgl. Ray: Arten von Shakespeare-Theaterstücken. Komödien, Tragödien und Geschichten.
12 Vgl. Breuer: Kleist Handbuch. S. Iff.
13 Vgl. Breuer: Kleist Handbuch. S.22.
14 Vgl. Ebd. S. 22.
15 Vgl. Ebd. S. 22.
16 Vgl. Ebd. S. 27.
17 Vgl. Poppe: Erläuterungen und Dokumente. William Shakespeare. Ein Sommernachtstraum. S. 37.
18 Vgl. Poppe: Erläuterungen und Dokumente. William Shakespeare. Ein Sommernachtstraum. S. 38f.
19 Vgl. ebd. S. 37.
20 Vgl. Shakespeare: Ein Sommernachtstraum. S. 30.
21 Anmerkung zur Übersetzung: Wood = Holz, (natürlich wachsender) Wald, synonymisch Urwald; Forrest = (von Menschen gepflegter) Wald.