Das Elsass - Geschichte und historisch bedingte Probleme einer Region


Dossier / Travail de Séminaire, 1997

17 Pages, Note: sehr gut


Extrait


Inhaltsverzeichnis

0. Vorwort: Die historisch bedingte elsässische Identität

1. Geschichtlicher Überblick
1.1. Von den Römern über die Alemannen zu den Franken
1.2. Das Elsaß im Mittelalter
1.3. Das Zeitalter des Absolutismus
1.4. Die Zeit der großen Kriege

2. Historisch bedingte Identitätskrise und Lösungswege aus der Krise

3. Ausblick: Die Chance des Elsaß

4. Bibliographie

0. Vorwort: Die historisch bedingte elsässische Identität

Die heutige Identität des Elsaß ergibt sich aus der Geographie, der Wirtschaft und der Geschichte. Zunächst einmal ist das Elsaß ein geographischer Raum, der sich von den Vogesen an den Rhein und von der Lauter bis zur Burgundischen Pforte erstreckt und in zwei Departements aufgeteilt ist, den "Bas-Rhin" und den "Haut Rhin". Gerade diese besondere Lage macht die Originalität des Elsaß aus. So ist der Rhein zwar die natürliche und gleichzeitig politische Ostgrenze des Elsaß und damit auch Frankreichs, doch ist er leichter zu überqueren als die westliche Grenze der Vogesen, wo nur wenige enge Täler den Zugang zur "France intérieure" gewährleisten.

Daß der Rhein auch wirtschaftlich keine Barriere darstellt, zeigt das Beispiel der Region "Oberes Rheintal", das sich zwischen Schwarzwald und Vogesen, den Städten Karlsruhe und Basel erstreckt und die Kantone Basel-Stadt und Land, die Région Alsace und den badischen Rheintalraum umfaßt.[1] Die Region "Oberes Rheintal" verbindet heute ein reger wirtschaftlicher Austausch mit über 55 000 Grenzpendlern.[2]

Gleichzeitig hat das Elsaß hinsichtlich der Alltagskultur in den letzten Jahren eine wachsende Angleichung an die Lebensgewohnheiten im übrigen Frankreich erlebt. Ein Faktor, der dies verdeutlicht, ist der stete Rückgang der Mundartpraxis. Dieses wichtige Merkmal der elsässischen Besonderheit schwindet wie so viele andere auch, wohingegen die Anpassung an den französischen Durchschnitt voranschreitet. Die Bemühungen von seiten der französischen Zentralregierung besonders in den ersten Jahren nach 1945, das Elsaß zu französisieren und alles "Germanische" zu verbannen, hat also nicht fehlgeschlagen. Fragt man heute einen Elsässer, so fühlt er sich ganz klar als Franzose. Es läßt sich jedoch nicht leugnen, daß das Elsaß sich wirtschaftlich stark vom französischen Durchschnitt unterscheidet und eher mit den deutschen und schweizerischen Nachbarregionen gleichzusetzen ist.

Aus dieser Situation der Zugehörigkeit zu Frankreich und der gleichzeitig nicht zu übersehenden, wenn auch zurückgehenden, kulturellen und sprachlichen Gemeinsamkeiten mit Deutschland und der Schweiz, ergibt sich eine Art Identitätskrise, die ihren Ursprung in der Geschichte des Elsaß hat.

Diese Arbeit soll nun versuchen, die entscheidenden Phasen der Geschichte des Elsaß objektiv darzustellen, wobei gleichzeitig einige Unterschiede in der deutschen und der französischen Geschichtsforschung und Vermittlung deutlich gemacht werden sollen.

Im zweiten Teil der Arbeit sollen dann die Anzeichen der elsässischen Identitätskrise aufgezeigt und aus der Geschichte heraus erklärt werden. Hierbei stellt sich die Frage, inwieweit die Krise tatsächlich historisch bedingt, oder aufgrund der Verdrängung oder verzerrenden Darstellung historischer Fakten entstanden ist. Am Schluß der Arbeit sollen Wege aus der Krise aufgezeigt werden.

1. Geschichtlicher Überblick

In diesem Kapitel werden einige wichtige Stationen der Geschichte des Elsaß in chronologischer Reihenfolge mit Verweis auf die unterschiedlichen Sichtweisen der französischen und der deutschen Forschung zusammengefaßt.

1.1. Von den Römern über die Alemannen zu den Franken

Das Elsaß war und blieb stets ein Durchgangs- und Siedlungsland.[3] Die ersten Spuren einer Besiedlung haben die Kelten hinterlassen. Auf dem Mont Ste. Odile, dem Odilienberg, bauten sie die über zehn Kilometer lange "Heidenmauer", die den Archäologen noch bis heute Rätsel aufgibt. Den gewaltigen Sandsteinblöcken wurden magische Kräfte nachgesagt. Druiden- und Opfersteine lassen auf heidnische Kulte der Kelten in Gallien schließen.

58. v. Chr. wurde das heutige Gebiet des Elsaß von Julius Caesar erobert und in das Imperium Romanum eingegliedert. Mit dem Sieg über die Helvetier rückte das römische Heer durch die Belforter Senke in die Oberrheinische Tiefebene vor, um die Sueben zu schlagen. Seitdem bildete der Rhein bis zum Jahre 406 die politische Grenze des Römischen Reiches.

Die Römer ließen sich an einigen keltischen Siedlungsplätzen nieder und gründeten befestigte Militärlager. So entstand 12 v. Chr. das Heerlager mit ziviler Außenstadt "Argentoratum" (von lateinisch: Silber, Geld ), woraus das spätere Straßburg wachsen sollte. Unter den Römern fand eine intensive Besiedlung und Urbarmachung der elsässischen Länder statt. Ein Gefüge von Handels- und Militärstraßen entstand. Dieses Straßennetz gewährleistete jedoch gleichzeitig einen regen Kulturaustausch. So sieht man nämlich noch heute an Ziegel- und Tonfunden die Verschmelzung von römisch-hellenischen und keltischen Formen. Die Vielzahl der Funde spricht für die Gründung zahlreicher Handwerksbetriebe der Römer im Elsaß. Ziegeleien und Töpfereien dienten in erster Linie den Militärgarnisonen. So belieferte die große Töpfereiwerkstatt in einem Außenbezirk von Straßburg die 8. Legion mit Ziegeln und Gebrauchskeramik. Im 2. und 3. Jahrhundert schossen Keramikbetriebe wie Pilze aus dem Boden. Seltz, Ittenwiller, Altenstatt und Brumath arbeiteten als staatliche Töpfereien.

277 n. Chr. hebte der römische Kaiser Probus auch die Beschränkungen für den Weinbau auf. Seither gehörte die Weinrebe zum festen Bestandteil der elsässischen Kulturlandschaft, was in Italien einen deutlichen Rückgang des Absatzes zur Folge hatte.

Das halbe Jahrtausend römischer Herrschaft und die daraus entstandene gallo-römische Verbindung haben im Elsaß den Grundstein für die spätere Entwicklung der Kultur gelegt. Im Jahr 213 tauchten im Gebiet zwischen Main und Limes die Alemannen auf, ein Bund germanischer Völkerschaften suebischer Herkunft. Die Römer konnten das Eindringen und die Niederlassung dieser germanischen Stämme nicht mehr verhindern. Nachdem die römischen Grenztruppen aus den Kastellen des Rhein-Donau-Limes abberufen worden waren, nahm das Bauern- und Hirtenvolk der Alemannen in wachsendem Maß auch das Elsaß in Besitz. Mit der Besiedlung durch die Alemannen hat der alemannische Dialekt seinen Einzug in diese Gegend gehalten, wenn er sich auch wie alle anderen lebendigen Sprachen seither ganz beträchtlich weiterentwickelt hat. Die Alemannen verloren jedoch schon bald ihre Unabhängigkeit durch das Eindringen der Franken. Unter Historikern ist es bis heute umstritten, ob die entscheidende Schlacht, bei der der Merowinger Chlodwig die Alemannen besiegte, wirklich 496 stattfand und ob es sich bei Tolbiacum tatsächlich um die Stadt Zülpich handelt, was von Dreyfus noch nicht in Frage gestellt wird.[4]

Der Frage nach dem wahren Ort und Zeitpunkt der Schlacht und ihrer Bedeutung (Bâpteme de Clovis: Bâpteme de la France) nachzugehen, würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen und ist zudem für die Geschichte des Elsaß nicht von essentieller Bedeutung. Wichtig ist es, die Konsequenzen dieses Frankensieges, wann und wo er auch statgefunden haben mag, festzuhalten. So wurden die Alemannnen aus einigen Gebieten vertrieben und spätestens im 6. Jahrhundert ganz in das Frankenreich eingegliedert.

Was an dieser frühen Epoche elsässischer Geschichte festzuhalten ist, ist das Neben- und Miteinander von römischen, gallischen, alemannischen und fränkischen Bevölkerngsteilen, die alle bis heute ihre Spuren im Elsaß hinterlassen haben.

[...]


[1] dazu: Hickmann, Thorsten, Grenzüberschreitende Kultur und Umweltschutz im Oberen Rheintal, in: Dokumente 49, 1993, 473-477.

[2] Chambre de Commerce (ed.), Chiffres, Straßburg, 1990, 4.

[3] Zur Früh- und römischen Geschichte vergl. : Dreyfus, François G., Histoire de l'Alsace, 1979, Paris,

13-33.

[4] Ebd. , 35.

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Das Elsass - Geschichte und historisch bedingte Probleme einer Region
Université
University of Paderborn  (Romanistik)
Note
sehr gut
Auteur
Année
1997
Pages
17
N° de catalogue
V11459
ISBN (ebook)
9783638176170
ISBN (Livre)
9783638757447
Taille d'un fichier
518 KB
Langue
allemand
Mots clés
Elsass, Geschichte, Region, Interkulturalität, Regionalismus
Citation du texte
Simone Ernst (Auteur), 1997, Das Elsass - Geschichte und historisch bedingte Probleme einer Region, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11459

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