Als die radikalislamische Hamas im Jänner 2006 bei ihrem ersten Antreten
bei nationalen palästinensischen Parlamentswahlen auf Anhieb eine
absolute Mehrheit erreichte und 74 von 132 Sitzen im Parlament eroberte,
ging ein großes Raunen durch die internationale Gemeinschaft. Erwartet
worden war zwar ein knappes Rennen zwischen der bisher regierenden
Fatah und ihrem stärksten Konkurrenten. Überraschend war jedoch für
viele, dass die Palästinenser der im internationalen Umfeld hauptsächlich
durch Selbstmordanschläge bekannten Hamas ein derartiges
Vertrauensvotum aussprachen.
Hingegen fällt bei genauerer Betrachtung auf, dass das Wahlergebnis im
Grunde nicht allzu sehr überraschen dürfte. Während die Hamas ein breit
gefächertes Sozialnetzwerk unterhält, auf regionaler Ebene bereits bei
Lokalwahlen zahlreiche Erfolge eingefahren hat, geschlossen und
konsequent auftritt und für die von Armut gebeutelte und für die der
israelischen Besatzung längst überdrüssig gewordene Bevölkerung in der
Westbank und Gaza die einzig glaubwürdige politische Alternative
darstellt, zeigt sich bei der Fatah ein konträres Bild, dass vor allem durch
Korruption in der Autonomiebehörde, den stockenden Friedensprozess und
der Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage geprägt ist.
In Zukunft wird die Hamas die Regierung stellen1 und damit die Leitung
über die palästinensische Autonomiebehörde innehaben. Ob es ihr gelingt,
die essentiellsten Bedürfnisse der Palästinenser besser zu befriedigen als
ihre Amtsvorgänger, kann gegenwärtig noch nicht beurteilt werden. Was
jedoch sehr wohl ihren Erfolg als Regierungspartei beeinflussen wird, ist
die Entwicklung der Beziehungen zu Israel.
Inhaltsverzeichnis
- I Einleitung
- II Abriss der Hamas-Entwicklung
- III Theoretischer Rahmen der Hamas (Charta von 1988)
- 3.1 Historisches Palästina
- 3.2 Nationalismus und Jihad
- 3.3 Internationale Friedensbemühungen
- 3.4 Der Feind und die Weltverschwörung gegenüber dem Islam
- 3.5 Die arabischen (Nachbar)-Staaten
- 3.6 Verhältnis zur PLO
- 3.7 Verhältnis zu anderen Religionen
- IV Die Stärken der Hamas
- 4.1 Religion, Nationalismus und Solidarität
- 4.2 Soziale Sicherheit
- 4.3 Schwächen der PLO, Charisma und Basisarbeit der Hamas
- V Gewalt
- 5.1 Militärische Gruppen
- 5.2 Organisation und Rekrutierung
- 5.3 Ziele und Taktiken
- 5.4 Märtyrer als Waffe
- 5.4.1 Entwicklung
- 5.4.2 Ziele und Rechtfertigungen
- 5.4.3 Persönlichkeitsprofil von Hamas-Selbstmordattentätern
- 5.4.4 Finanzielle Entschädigung für Familien
- 5.4.5 Kollaborateure
- VI Die Hamas zwischen Theorie und Praxis
- 6.1 Zwei-Staaten-Lösung, Frieden mit Israel und das Ende des bewaffneten Kampfes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Hamas und deren Weg zu einer möglicherweise "normalen" politischen Kraft. Sie analysiert, ob die Hamas ihre ideologischen Ziele mit realpolitischen Zielen in Einklang bringen kann und welche Faktoren diese Entwicklung beeinflussen. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob die Hamas den bewaffneten Kampf zugunsten der Machterhaltung aufgibt und Frieden mit Israel sucht.
- Entwicklung der Hamas von ihren Anfängen bis zur Regierungsübernahme 2006
- Ideologischer Rahmen der Hamas, insbesondere die Charta von 1988
- Stärken der Hamas im Vergleich zur PLO
- Gewaltanwendung der Hamas, insbesondere Selbstmordattentate
- Anpassungsfähigkeit der Hamas an die realpolitischen Erfordernisse (Zwei-Staaten-Lösung, Frieden mit Israel)
Zusammenfassung der Kapitel
I Einleitung: Die Arbeit untersucht, ob die Hamas, nach ihrem überraschenden Wahlsieg 2006, ihren Weg zu einer "normalen" politischen Partei findet, die den bewaffneten Kampf zugunsten der Machterhaltung und eines Friedens mit Israel aufgibt. Der Fokus liegt auf der Analyse der ideologischen Positionen der Hamas im Kontext ihrer Regierungsverantwortung und der internationalen Erwartungen.
II Abriss der Hamas-Entwicklung: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die historische Entwicklung der Hamas, von ihren Anfängen als Teil der Muslimbruderschaft bis zu ihrem Aufstieg zur Regierungspartei. Es beleuchtet wichtige Meilensteine und Entwicklungen, die zum Verständnis der aktuellen Situation beitragen.
III Theoretischer Rahmen der Hamas (Charta von 1988): Hier wird die Hamas-Charta von 1988 als zentraler ideologischer Text analysiert. Die Arbeit untersucht die Kernaussagen der Charta zu zentralen Themen wie dem Verhältnis zu Israel, der Rolle des Jihad und der Vision eines palästinensischen Staates. Die Analyse beleuchtet Widersprüche und Entwicklungen innerhalb der Charta und deren Interpretation im Laufe der Zeit.
IV Die Stärken der Hamas: Dieses Kapitel analysiert die Faktoren, die zum Erfolg der Hamas beigetragen haben. Es untersucht die Rolle von Religion, Nationalismus und sozialer Solidarität, sowie die Schwächen der PLO im Vergleich zu den Stärken der Hamas bezüglich Basisarbeit und Charisma. Es wird auf die Gründe eingegangen, warum die Hamas für viele Palästinenser die glaubwürdigste politische Alternative darstellt.
V Gewalt: Der Abschnitt befasst sich detailliert mit dem militanten Arm der Hamas und seinen Strategien. Der Schwerpunkt liegt auf Selbstmordattentaten: ihre Entwicklung, Ziele, Rechtfertigungen, die Profile der Attentäter, finanzielle Entschädigungen für Familien und die Behandlung von Kollaborateuren. Die Analyse beleuchtet die Rolle von Gewalt in der Ideologie und Strategie der Hamas.
VI Die Hamas zwischen Theorie und Praxis: Das Kapitel untersucht, wie die Hamas ihre maximalistischen ideologischen Positionen mit den realpolitischen Erfordernissen in Einklang zu bringen versucht, insbesondere im Hinblick auf die Zwei-Staaten-Lösung und einen möglichen Frieden mit Israel. Es analysiert die Herausforderungen und Kompromissbereitschaft der Hamas in dieser Hinsicht.
Schlüsselwörter
Hamas, Palästina, Israel, Terrorismus, Selbstmordattentate, Islamismus, Politik, Wahl, Friedensprozess, Zwei-Staaten-Lösung, Charta von 1988, Muslimbruderschaft, PLO, Gewalt, Ideologie, Realpolitik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Die Hamas - Weg zu einer "normalen" politischen Kraft?
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Hamas und analysiert ihren Weg zu einer möglicherweise "normalen" politischen Kraft. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob die Hamas ihre ideologischen Ziele mit realpolitischen Zielen in Einklang bringen kann und welche Faktoren diese Entwicklung beeinflussen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Frage, ob die Hamas den bewaffneten Kampf zugunsten der Machterhaltung aufgibt und Frieden mit Israel sucht.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung der Hamas von ihren Anfängen bis zur Regierungsübernahme 2006, den ideologischen Rahmen der Hamas (insbesondere die Charta von 1988), die Stärken der Hamas im Vergleich zur PLO, die Gewaltanwendung der Hamas (mit besonderem Fokus auf Selbstmordattentate) und die Anpassungsfähigkeit der Hamas an die realpolitischen Erfordernisse (Zwei-Staaten-Lösung, Frieden mit Israel).
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: Einleitung, Abriss der Hamas-Entwicklung, Theoretischer Rahmen der Hamas (Charta von 1988), Die Stärken der Hamas, Gewalt und Die Hamas zwischen Theorie und Praxis. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Hamas und deren Entwicklung.
Was ist der Inhalt des Kapitels "Theoretischer Rahmen der Hamas (Charta von 1988)"?
Dieses Kapitel analysiert die Hamas-Charta von 1988 als zentralen ideologischen Text. Es untersucht die Kernaussagen der Charta zu Themen wie dem Verhältnis zu Israel, der Rolle des Jihad und der Vision eines palästinensischen Staates. Die Analyse beleuchtet Widersprüche und Entwicklungen innerhalb der Charta und deren Interpretation im Laufe der Zeit.
Wie wird die Gewaltanwendung der Hamas behandelt?
Das Kapitel "Gewalt" befasst sich detailliert mit dem militanten Arm der Hamas und seinen Strategien, insbesondere mit Selbstmordattentaten. Es untersucht deren Entwicklung, Ziele, Rechtfertigungen, die Profile der Attentäter, finanzielle Entschädigungen für Familien und die Behandlung von Kollaborateuren. Die Analyse beleuchtet die Rolle von Gewalt in der Ideologie und Strategie der Hamas.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit bezüglich der Anpassungsfähigkeit der Hamas?
Das Kapitel "Die Hamas zwischen Theorie und Praxis" untersucht, wie die Hamas ihre maximalistischen ideologischen Positionen mit den realpolitischen Erfordernissen in Einklang zu bringen versucht, insbesondere im Hinblick auf die Zwei-Staaten-Lösung und einen möglichen Frieden mit Israel. Es analysiert die Herausforderungen und Kompromissbereitschaft der Hamas in dieser Hinsicht. Die konkrete Schlussfolgerung wird im Text selbst gezogen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter: Hamas, Palästina, Israel, Terrorismus, Selbstmordattentate, Islamismus, Politik, Wahl, Friedensprozess, Zwei-Staaten-Lösung, Charta von 1988, Muslimbruderschaft, PLO, Gewalt, Ideologie, Realpolitik.
Wo finde ich den vollständigen Text?
Der vollständige Text dieser Seminararbeit ist nicht hier verfügbar. Diese FAQ liefern nur eine Zusammenfassung des Inhalts.
- Arbeit zitieren
- Mag Stefan Fersterer (Autor:in), 2006, HAMAS. Eine terroristische Organisation auf dem Weg zu einer „normalen“ politischen Kraft?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114623