Die vergebliche Suche nach liebender Intersubjektivität und ihre zerstörerischen Folgen in P.B. Shelleys 'Alastor'


Trabajo, 2001

18 Páginas, Calificación: 1,5


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 “The Romantic Movement”
1.1 Geschichte
1.2 Grundlagen
1.3 Zentrale Begriffe

2 Percy Bysshe Shelley und Alastor in der englischen Romantik
2.1 P.B. Shelley
2.2 Die romantische Tradition des Alastor

3 Alastor
3.1 Vorgeschichte
3.2 Vorwort
3.3 3.3. Inhalt
3.3.1 Allgemeines
3.3.2 Hoffnung
3.3.3 Gewißheit

4 Resümee

5 Quellen

1 “The Romantic Movement”

1.1 Geschichte

Ich werde zunächst etwas weiter ausholen, um den Hintergrund deutlich zu machen, vor dem Shelleys Blankversdichtung Alastor geschrieben wurde.

Der literaturhistorische Begriff des romantic movement wird im “Shorter Oxford English Dictionary (SOECD)” definiert als “die Bewegung in der Literatur (und der Kunst), die aus einer Auflehnung gegen die Formalitäten und Konventionen des Klassizismus entstand und im 19. Jahrhundert durch bewußte Beschäftigung mit den subjektiven und imaginativen Aspekten der Natur und des Lebens charakterisiert war”.[1]

Wenn man den Beginn und das Ende der romantischen Periode in England politisch definieren will, muß das Jahr 1789 als Start dieser Epoche angesehen werden, da in Frankreich eine Revolution stattfand, welche die Ideale der Freiheit, der Gleichheit und der Brüderlichkeit schuf, die sich die englischen Romantiker danach auf ihre Fahne schrieben, um durch sie eine bessere Gesellschaft in der politischen Form einer demokratischen Republik zu erschaffen, die wie in Frankreich die konstitutionelle Monarchie ablösen sollte.

Es gibt jedoch auch andere wissenschaftliche Stimmen, welche die Meinung vertreten, schon das Jahr 1776 mit der amerikanischen declaration of independence, politischen Unruhen in England und den Kolonialkriegen sei der Auslöser für die Literatur der Romantiker gewesen. Mit der großen englischen Wahlrechtsreform von 1832, die eine neue bürgerlich-demokratische Ära einleitete, ging diese grosse lyrische Epoche zu Ende, die “in Wucht und Wirkung [mit] der großen Zeit des [elisabethanischen] Dramas”[2] vergleichbar ist.

Betrachtet man die Zeitspanne unter Berücksichtigung der literarischen Veröffentlichungen der Vertreter dieser Epoche, so startet die englische Romantik ebenfalls im Jahre 1789 mit William Blakes Veröffentlichung der Songs of Innocence, endet jedoch bereits 1824 mit Percy Bhysshe Shelleys Posthumous Poems.

Diese 40 fruchtbaren Jahre der englischen Literatur der Romantik können wiederum in zwei Epochen unterteilt werden, in denen unterschiedliche Dichter ihre Blütezeit hatten. Der ersten Generation der englischen Romantikdichter gehörten vor allem William Blake, Samuel Taylor Coleridge und William Wordsworth an, die vor der Schlacht von Waterloo im Jahre 1815 den Höhepunkt ihres literarischen Schaffens hatten. Vertreter der zweiten Generation, die um 1815 an Bedeutung gewinnt, waren vor allem Percy Bysshe Shelley und John Keats, während Lord Byrons Werke beiden Phasen zugerechnet werden können.

1.2 Grundlagen

Die Grundlagen, welche die englischen Romantiker zu Vertretern einer eigenen literaturhistorischen Epoche werden ließen, sind mannigfaltig und entstanden vor vielen verschiedenen, sowohl politischen als auch individuellen, Hintergründen.

So gibt es drei gesellschaftspolitische Ereignisse, die wohl als Eckpfeiler der englischen Romantik gelten müssen:

1. Die industrielle Revolution, von deren Folgen (Entstehen einer neuen, verarmten gesellschaftlichen Klasse, deren Mitglieder zusammengepfercht in den Slums der schnell wachsenden Großstädte leben müssen und die sich aus von ihrem Land vertriebenen Bauern rekrutiert (enclosure)) sich die Romantiker durch die Betonung der Unnatürlichkeit der sozialen Bedingungen abgrenzen, indem sie die Wichtigkeit des Individuums und nicht der Gesellschaft betonen (Individualität)
2. Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung (declaration of independence) von 1776
3. Die französische Revolution von 1789, welche die englischen Romantiker insofern beeinflußte, als sie, wie bereits weiter oben erwähnt, das Modell der ersten französischen Republik auf ihr eigenes Land übertragen wollten, wobei sie jedoch nicht nur das System der Monarchie kritisierten, sondern vor allem auch die Tatsache der von den absoluten Herrschern proklamierten göttlichen Legitimation ihrer Herrschaft

Die gemeinsame individuelle Grundlage der Schriftsteller der Romantik ist die philosophische Theorie des Pantheismus (bei Shelley gekoppelt mit massivem Misstrauen gegenüber der christlichen Kirche), die besagt, daß Gott der Schöpfer von Naturgesetzen und spirituell in allen Dingen der Natur zu finden ist, also auch in den Menschen, die dadurch [i]selbst zum Schöpfer werden können, beispielsweise, indem sie Gedichte oder Bilder erschaffen. Diese Theorie stellt sowohl eine Kritik an den neuen Errungenschaften und Erfindungen der Industrialisierung, da diese den Naturgesetzen zuwider handeln, als auch an der Monarchie dar, weil die Naturgesetze für die Menschen ebenso gelten wie für die anderen Bestandteile der Natur, so daß es keine Unterschiede zwischen Menschen geben kann, was in der Monarchie jedoch der Fall ist.

Mit ihrer Geisteshaltung stellen die Romantiker einen Gegenpol zum Gedankenbild der Aufklärung dar, das den Menschen als Maschine ohne Gefühle begreift und die Vernunft als höchstes Gut preist. Sie orientieren sich hierbei an den Gedanken des französischen Philosophen Jean-Jaques Rousseau, der bereits Mitte des 18. Jahrhunderts Kritik am vernunftorientierten Menschenbild der Aufklärung übte, und entwickeln diese zum Teil radikal weiter.

1.3 Zentrale Begriffe

Der erste zentrale Begriff der romantischen Dichtung, der sich immer wieder finden läßt, ist der Begriff der Imagination, der das Denken in Ganzheiten für sich in Anspruch nimmt, um unter der sichtbaren Oberfläche aller Dinge das göttlich Wunderbare freilegen und damit erkennen zu können. Die Imagination ist also der Begriff für die Betrachtungsweise der Welt durch die englischen Romantiker, ihre Theorie der Poesie.

“If we wish to distinguish a single characteristic which differentiates the English Romantics from the poets of the eighteenth century, it is to be found in the importance which they attached to the imagination and in the special view which they held of it.”[3]

Ein zweiter wichtiger Begriff ist der Begriff der Solitude, der das Zurückziehen des Individuums aus der Gesellschaft in die Natur bezeichnet, da nur dort die eigene Lebens- und Geisteseinstellung vertreten wird. Die englischen Romantiker fühlten sich also von der Natur eher verstanden als von anderen Menschen der oberflächlichen Gesellschaft. Ein möglicher Grund für diese Einstellung liegt wohl auch in der politischen Isolation, in der sie sich in England als Befürworter der französischen Revolution befanden, da dort aus Angst vor einer vergleichbaren Revolution jegliche politische Opposition unterdrückt wurde. Nach dem Scheitern der romantischen Utopie der perfekten Gesellschaft in Frankreich mit dem Einsetzen der Schreckensherrschaft der Jakobiner unter Robespierre war das eben noch gelobte Land als Zufluchtsort der eigenen Ideale gestorben, so daß den kritischen englischen Denkern nichts weiter übrig blieb, als sich in die Natur zurückzuziehen oder wie Shelley ein Dasein im ausländischen Exil zu fristen.

Der dritte und letzte Begriff ist der Begriff des Sublime, des Erhabenen in der Welt, welcher sich besonders gut am Beispiel des Mont Blanc, dem höchsten Berg Europas, als dem Begriff des Erhabenen unter den Romantikern erklären läßt. In seiner unvorstellbaren Größe hat er etwas Erhabenes, Göttliches, das sich weder mit der Vernunft noch mit den Gefühlen erklären läßt und in Projektionen sogar dann auftaucht, wenn von anderen Bergen oder Gebirgszügen die Rede ist. So schreibt er in Prometheus Unbound zwar vom Kaukasus, hat aber die erhabene Grösse des Mont Blanc vor Augen.[4] Die Faszination dieses Berges und dessen elementarer Naturgewalt auf ihn kommt in zwei Hymnen von 1816 jedoch noch stärker zum Ausdruck: Mont Blanc und Hymn to Intellectual Beauty.

2 Percy Bysshe Shelley und Alastor in der englischen Romantik

2.1 P.B. Shelley

Percy Bysshe Shelley, geboren am 4. August 1792, ertrank am 8. Juli 1822 unter mysteriösen Umständen bei einer Bootsfahrt im Golf von Livorno in seinem selbstgewählten italienischen Exil. Er gehört der bereits oben erwähnten zweiten Generation der englischen Romantikdichter an. Diese unterscheiden sich in ihrer politischen Radikalität erheblich von den älter gewordenen Vertretern der ersten Generation, die sich der Unmöglichkeit ihrer politischen Ziele bewusst geworden waren, waren jedoch literarisch von ihnen beeinflusst, worauf ich in 2.2. näher eingehen werde.

Diese politische Radikalität spiegelt sich bei Shelley sowohl in seinem Leben als auch in seinen Dichtungen wider, in denen sein lebenslanger Kampf gegen die Repressionen eines aristokratischen Gesellschaftssystems zum Ausdruck kommt. So entführt und heiratet er 1811 die erst sechzehnjährige Harriet Westbrook, ohne auf gesellschaftliche Konventionen Rücksicht zu nehmen, hat mit ihr zwei Kinder, bevor er sie 1813 für die ebenfalls sechzehnjährige Mary Wollstonecraft verlässt, woraufhin Westbrook Selbstmord begeht.

Wollstonecraft war die Tochter von Mary Wollstonecraft und William Godwin, dessen radikaldemokratisches Buch An Inquiry Concerning Political Justice zusammen mit eigenen negativen Erfahrungen mit dem bestehenden politischen System (z.B. Erzwungene Exmatrikulation in Oxford nach einem halben Jahr aufgrund eines atheistischen Pamphlets) die Grundlage für Shelleys politische Überzeugungen darstellt.

[...]


[1] Helmut Viebrock: “Die englische Romantik”(=ER) in “Die europaeische Romantik”, Athenaeum, Frankfurt 1972. S.333

[2] ER, S.333

[3] Bowra, C. M.: The Romantic Imagination. Oxford, 1969. S.1

[4] vgl. ER, S.383

Final del extracto de 18 páginas

Detalles

Título
Die vergebliche Suche nach liebender Intersubjektivität und ihre zerstörerischen Folgen in P.B. Shelleys 'Alastor'
Universidad
Carl von Ossietzky University of Oldenburg
Curso
Anglistik Literaturwissenschaft: Percy Bysshe Shelley
Calificación
1,5
Autor
Año
2001
Páginas
18
No. de catálogo
V114641
ISBN (Ebook)
9783640162086
ISBN (Libro)
9783640163922
Tamaño de fichero
430 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Suche, Intersubjektivität, Folgen, Shelleys, Alastor, Anglistik, Literaturwissenschaft, Percy, Bysshe, Shelley
Citar trabajo
Oliver Buchholz (Autor), 2001, Die vergebliche Suche nach liebender Intersubjektivität und ihre zerstörerischen Folgen in P.B. Shelleys 'Alastor', Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114641

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