Pferdegestützte Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung


Hausarbeit, 2021

24 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 4

2 Definition der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) 4

3 Pferdegestützte Psychotherapie (EFP) bei der PTBS 10

4 Fazit 15

5 Anhangsverzeichnis 17

6 Literaturverzeichnis 20

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

„Es sind nicht die Ereignisse, die die Menschen beunruhigen,

sondern die Vorstellung von den Ereignissen.“

(Sendera und Sendera, 2016, S. 3)

Manch einer hat schon ein traumatisches Erlebnis durchlebt. Doch ist traumatisch gleich traumatisch? Im Alltag wird „traumatisch“ schnell mal in den Mund genommen, allerdings ist ein Trauma eine Situation mit wirklich außerordentlicher Bedrohung oder einem katastrophalen Ausmaß. Entsprechende Beispiele reichen von erlebter Folter, über Zeugen oder gar selbst Involvierte eines Unglücks bis hin zu Katastrophen und Diagnosen schwerer Krankheiten (Hecker, 2016, o.S.). In Anbetracht dessen, dass gerade Kinder zu der vulnerabelsten Gruppe von Individuen zählen, die häufig Opfer sexuellen Missbrauchs, häuslicher Gewalt oder gar Verlust der leiblichen Eltern werden und folglich durch das nicht Verarbeiten dieser Erlebnisse immer wiederkehrende Emotionen und Gedanken bis Jahre nach dem Erlebnis hegen, stellt sich die Frage, welche Form der Psychotherapie die effektivste Form der Behandlung darstellt.

Tiere begleiten den Menschen schon seit Jahrtausenden, zuerst rein als Nutztier (Greiffenhagen und Buck-Werner, 2007, S. 14-15), mittlerweile hat die Mensch-Tier-Beziehung gesundheitsförderliche Effekte zu Tage gebracht. Die menschliche Psyche braucht stabile Bindungen, wofür Vertrauen, Zuneigung sowie Achtung erforderlich sind (Olbrich, 2002, zitiert nach Hegedusch und Hegedusch, 2011, S. 33). Mit dem Hintergrund, wie Tiere – im Besonderen Pferde - im Herdenverband miteinander und auch dem Menschen gegenüber mit großer Einfühlsamkeit reagieren (Müller, 2016, S. 90), lässt sich auch auf einen möglichen positiven Effekt auf die menschliche Psyche schließen. Daher lässt sich folgende zentrale Frage heraus kristallisieren: „Wie wirkt sich pferdegestützte Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit Posttraumatischer Belastungsstörung aus?“ Der besseren Lesbarkeit wegen umfassen die im Maskulinum gewählten personenbezogenen Bezeichnungen alle Geschlechter gleichermaßen.

2 Definition der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS)

Nach Definition von Hecker in Dorsch Lexikon der Psychologie stellt die Posttraumatische Belastungsstörung (kurz PTBS) eine Folgereaktion traumatischer Ereignisse dar, die auf Grund des Ausmaßes (Katastrophen, körperliche oder sexuelle Gewalt, Unfälle und dergleichen) und wiederkehrenden Erinnerungen (sogenannte Flashbacks) mit Verzweiflung einhergeht und beim Betroffenen wiederkehrende belastende Gedanken an das Trauma sowie zu starken körperlichen und emotionalen Reaktion führt. Rosner und Unterhitzenberger (2019, S. 624) verweisen auf die Unterscheidung Trauma Typ I (unvorhersehbares einmaliges Ereignis) und Trauma Typ II (wiederkehrende Ereignisse, eventuell vorhersehbar wie bspw. langjähriger Missbrauch) unterschieden werden muss. Erlebte traumatische Ereignisse werden mitunter auf ähnliche Situationen sowie Personen projiziert, sodass vermehrt die Vermeidungstaktik angewendet wird. Begleitet werden posttraumatische Reaktionen von intensiver Angst, Schuld- und Schamgefühlen, Traurigkeit und Ärger. Überdies neigen Betroffene zu vermehrter Reizbarkeit, Konzentrations- sowie Schlafstörungen. In weiterer Folge kann die PTBS zum Gefühl der Hilflosigkeit und einer Minderung des Selbst- und Weltbildes führen. Die Fülle der Symptomatik kann sowohl direkt als auch verzögert auftreten (2016, o.S., Ullmann, 2020, o.S.), einige Wochen bis zu sechs Monate nach dem Erlebnis, manchmal sogar erst Jahre später (Prölß et al., 2019, S. 65).

Im ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, zitiert nach Opgen-Rhein et al., 2011, S. 121 f.) ordnet sich die PTBS unter F43.1 (subsumierte psychische Störungen, eine entsprechende Übersicht findet sich in Anhang A) als direkte Auswirkung einer akuten schweren Belastung oder Traumas ein und kann folgende Symptome mit sich bringen:

- Affektregulationsstörungen, die schon bei geringer Belastung zum Überreagieren des Betroffenen mit starken Gefühlen auswirken
- mangelnde Selbstfürsorge hinsichtlich Körperhygiene und Ernährung
- ausgeprägtes Misstrauen sowie
- fehlende Zukunftsperspektive gepaart mit Interessens- und Hilflosigkeit (Opgen-Rhein et al., 2011, S. 122 f.).

Hecker (2016, o.S.) führt bezüglich des DSM-5 aus, dass bei Betroffenen mindestens eine wiederkehrende Form eines traumatischen Erlebnisses (Selbsterfahrung oder Konfrontation) sowie überdauernde Vermeidung mindestens einem mit dem traumatischen Erlebnis assoziierten Reizes (Gedanken und Gefühle) eine PTBS diagnostiziert werden kann, wenn überdies mindestens zwei in Kognition und Affekt (Entfremdung, Angst- und Schuldgefühle u. dgl.) sowie zwei Symptome veränderter Erregbarkeit vorliegen, die jedoch nicht aus Substanzgebrauch oder andere Erkrankungen resultieren. Festzuhalten ist, dass das DSM-5 im Gegensatz zum ICD-10 auf negative Veränderungen der Kognition und des Affekts eingeht, wohingegen das ICD-10 die Erinnerung an das traumatische Erlebnis oder überdauernde Übererregungssymptomatik fokussiert (Hecker, 2016, o.S.). An dieser Stelle ist erwähnt, dass die PTBS strikt von einer akuten Belastungsreaktion zu trennen ist, welche als vorübergehende Störung als Reaktion auf ungewöhnliche psychische oder physische Belastung innert kurzer Zeit wieder abklingt (Opgen-Rhein et al., 2011, S. 122). Auch gilt es, etwaige andere psychische Störungen sowie Erkrankungen und Substanzmissbrauch auszuschließen. Eine zuverlässige Diagnose einer PTBS beruht daher auf einem spezifischen Interview mit ergänzender psychometrischer Diagnostik (Hecker, 2016, o.S.). Ergänzend führen Oppizzi und Umberger (2018, o.S.) aus, dass die PTBS eine schwächende Erkrankung darstellt und bei Nichtbehandlung massive Wirkungen auf den Betroffenen, dessen Familie sowie das Umfeld zeigen kann.

Waddington und Kollegen heben noch die Prolonged Duress Stress Disorder (PDSD) hervor, welche durch fortdauernden Stress in das psychische Gleichgewicht eingreift und zu posttraumatischen Symptomen führen kann, ohne dass ein konkretes Stresserlebnis vorliegen muss. Daher ist zur Diagnosestellung der PTSD (bzw. PTBS) eine umfassende Recherche sowohl objektiver als auch subjektiver Aspekte unumgänglich (Waddington et al., 2003, o.S.).

2.1 Kinder und Jugendliche mit PTBS

Bei Kindern kann sich das Wiedererleben eines Traumas durch Albträume oder im traumatischen Spiel zeigen. Letztes stellt eine lustlose quälende Sequenz des traumatischen Erlebnisses dar (Rosner & Unterhitzenberger, 2019, S. 624). Prölß und Kollegen merken an, dass das Gehirn meist einige Wochen nach dem traumatischen Ereignis in der Lage ist, dieses entsprechend zu verarbeiten. Die erste Zeit bietet sich an, sich mit Dingen zu beschäftigen, die man mit Freude macht und versucht sich zu entspannen. Entgegen der Haltung, dass es Ablenkung bedarf, um von dem Trauma Abstand zu gewinnen, wird dies nicht als förderlich für das Gehirn und die Verarbeitung genannt. Ähnlich einem Schubladensystem wird der/die Therapeut*in das Trauma wiederaufarbeiten und ordnen, bis die Schublade geschlossen werden kann (Prölß et al., 2019, S. 68-69).

Starostzik (2020, S. 21-22) verweist auf den Umstand, dass Kindern und Jugendlichen mit PTBS besondere Beachtung geschenkt werden muss, viele sind bereits vor dem Erwachsenenalter Opfer eines Traumas. Erfolgten psychometrische Tests und die Bestätigung der PTBS sollen gefährdende Symptome (mangelnde Affektregulation, Impulskontrolle, Substanzmissbrauch u. dgl.) abgeklärt und Eltern sowie Bezugspersonen eingebunden werden, eine differenzierte Anamnese im Kinder- und Jugendalter ist neben familiärer und schulischer Befindlichkeiten unumgänglich (Rosner et al., 2019, S. 63). Die PTBS erhöht das Auftreten weiterer psychischen Störungen, so bilden 88% der Patienten eine und 78% zwei psychische Störungen heraus, wobei gerade im Schulalter Angststörungen dominieren (siehe Abb. 1, Perkonigg et al., 2000, zitiert nach Rosner & Unterhitzenberger, 2019, S. 628, Rosner et al., 2019, S. 61 f., Starostzik, 2020, S. 21). Autoren der Leitlinie betonen eine Therapie ohne Psychopharmaka und nennen die traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie als effektivste Methode (Rosner et al., 2019, S. 72, Starostzik, 2020, S. 21-22).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: häufige kormobide Erkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten nach Rosner & Unterhitzenberger (2019, S. 629)

Rosner und Kollegen verweisen auf die zwingende Abgrenzung der PTBS gegenüber Trauma- und Stressstörungen laut ICD-11 und die genaue Erhebung der entsprechenden Symptomatik. Irrtümlicherweise können gerade Symptome der Übererregung einer PTBS bei kleinen Kindern zur Diagnostik einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung führen, welche im Schulalter zur Interpretation der Sozialverhaltensstörung führen könnte. Überdies könnten Wiedererlebenssymptome wie bspw. Flashbacks ebenfalls Symptomen einer Psychose zugeordnet werden und explizit muss im Jugendalter eine PTBS von einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, welche ebenfalls aus den Folgen eines Traumas resultieren kann, unterschieden werden. Daher sind die zeitlichen Symptomatikprozesse explizit zu erheben (Rosner et al., 2019, S. 62).

2.2 Diagnostik der PTBS bei Kindern und Jugendlichen

Auf Grund vielfältiger Symptome findet die Diagnostik bei obgenannter Patientengruppe in Kinder- und Jugendpsychiatrien, Praxen für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie entsprechende Traumaambulanzen statt. Neben einer umfassenden psychologischen Untersuchung kommt die traumaspezifische Diagnostik zum Einsatz, welche eine zuverlässige Symptomszuordnung ermöglicht. Zur Abklärung der PTBs kommt nach einem positiven Screening ein entsprechendes Interview für Traumafolgestörungen, das klinische Interview zwecks Klärung komorbider Auffälligkeiten sowie die Erfassung des Entwicklungsstandes und der kognitiven Leistungsfähigkeit zur Anwendung (Rosner & Unterhitzenberger, 2019, S. 632).

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Pferdegestützte Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung
Hochschule
Hamburger Fern-Hochschule
Note
1,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
24
Katalognummer
V1146643
ISBN (eBook)
9783346527073
ISBN (Buch)
9783346527080
Sprache
Deutsch
Schlagworte
pferdegestützte Therapie, Kinder und Jugendliche, PTBS, Trauma, Therapie, Pferde
Arbeit zitieren
Christina Yüksel (Autor:in), 2021, Pferdegestützte Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1146643

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