Bedeutung unternehmerischer Innovation nach Joseph A. Schumpeter

Inwieweit lässt sich die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung auf die wirtschaftliche Situation der heutigen Zeit übertragen?


Seminar Paper, 2021

19 Pages, Grade: 1,3


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Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel und Aufbau der Untersuchung

2. Historische Einordnung der Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung

3. Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung
3.1 Grundlagen der Theorie
3.2 Die Schöpferische Zerstörung als Treiber des dynamischen Wettbewerbs
3.3 Auswirkungen auf Unternehmen

4. Kritische Betrachtung

5. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Das Verständnis von Innovation als Kernelement der Wirtschaftsentwicklung ist in der heutigen Zeit sehr ausgeprägt.1 Die wirtschaftliche Entwicklung ist ein elementarer Bestandteil der Wirtschaftsleistung.2 Zurückzuführen ist dieser Ansatz auf Joseph A. Schumpeter, der in seiner ersten Publikation im Jahre 1911 diesen Ansatz näher betrachtet und unternehmerische Aktivität als Treiber der Entwicklung der Wirtschaft definiert.3 Dieser Gedanke ändert sich im Verlauf seiner Publikationen und fokussiert sich in späteren Werken auf Innovation als Antrieb der wirtschaftlichen Entwicklung, die durch das Unternehmertum hervorgerufen wird. Dank seinen Werken erhält Schumpeter heute noch große Anerkennung und wird als Prophet der Innovation beschrieben.4

1.1 Problemstellung

Die von Schumpeter veröffentlichte Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung besitzt seit ihrer Veröffentlichung im Jahre 1911 eine essenzielle Rolle.5 Seit seiner ersten Publikation ist bis heute ein Wandel in der Wirtschaft zu erkennen und die damaligen Strukturen und Organisationen sind heutzutage differenzierter zu betrachten. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung heute noch in der Realität Anwendung findet und welche Auswirkungen sich auf die Unternehmen in der heutigen Zeit identifizieren lassen.

1.2 Ziel und Aufbau der Untersuchung

Das Ziel der Ausarbeitung ist die Erläuterung der Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung nach Schumpeter. Mit Hilfe der Forschungsfrage „Inwieweit lässt sich die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung von Schumpeter auf die wirtschaftliche Situation der heutigen Zeit übertragen?“ wird der Bezug auf die heutigen Unternehmen und deren Entwicklung untersucht. Methodisch basiert die Seminararbeit auf der Auswertung qualitativ hochwertiger Fachliteratur. Zur Bewertung der Qualität der Quellen dienen u.a. das VHB-Ranking und das Handelsblatt-VWL-Ranking.

Der Aufbau der Arbeit ist in drei Teile gegliedert. Zu Beginn wird die historische Einordung der Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung näher gebracht, die als Grundlage für die Erläuterung der Theorie dient. Im Anschluss wird die Theorie detailliert beschrieben und die Auswirkungen auf Unternehmen in einen Praxisbezug übertragen. Um die Aktualität der Theorie zu überprüfen, wird diese anschließend kritisch beleuchtet.

2. Historische Einordnung der Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung

Unter dem Gesichtspunkt, dass die Erstveröffentlichung der Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung nunmehr über hundert Jahre zurück liegt und sich Wirtschaft und Gesellschaft seither weiterentwickelt haben, soll dieses Kapitel einer kurzen Einordnung der Person Joseph A. Schumpeter sowie seiner Theorie dienen. Geboren am 8. Februar 1883 in Triesch (Mähren), lebte Joseph A. Schumpeter ab seinem zehnten Lebensjahr in Wien.6 Dort studierte er Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, galt als herausragender Student und legte 1906 seine Promotion ab.7 In dieser Zeit wurde er maßgeblich von Max Weber und dessen interdisziplinären Idee der Sozialökonomik inspiriert.8 Wie alle Akademiker im deutschsprachigen Raum um 1900 wurde Schumpeter, ebenso wie Weber, von den Spannungen zwischen Bürokratie und Nationalismus beeinflusst.9 Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, auch bekannt als Hochindustrialisierung oder Gründerzeit, ist gekennzeichnet durch die Herausbildung kapitalistischer Klassenstrukturen, Urbanisierung, einem steigenden Bildungsniveau sowie der Entstehung einer industriellen Mittelschicht. Die Folge waren ideologische Konflikte zwischen den etablierten und aufsteigenden Bevölkerungsschichten.10 Durch Innovationen, wie dem Telefon, wurde zudem die globale Vernetzung vorangetrieben.11 Weitere technologische Paradigmenwechsel zeichneten sich mit dem Automobil und der Elektrifizierung ab.12 Neben Weber dienten auch Ideen von Marx, Walras und Menger als Inspirationsquelle für seine Arbeiten.13 Diese Vielseitigkeit vermerkt auch Erich Schneider. Schumpeter sei „[...] der letzte in der Reihe derer, die das Gesamtgebiet der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit souveräner Meisterschaft beherrschten“.14 Abschließend ist anzumerken, dass Schumpeter seine Theorie im Laufe der Jahre mehrfach verändert hat (1926 und 1936), um ein ganzheitlicheres Bild der wirtschaftlichen Entwicklung zu skizzieren.15

3. Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung

Die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung befasst sich bei der Analyse des gesamten Verlaufs des Wirtschaftslebens zum einen mit der Statischen Theorie, in der ein Wirtschaftssubjekt eine Gesamtbedürfnisbefriedigung realisiert, und zum anderen mit dem Übergang von einer Stufe, die selbst als Endstufe bzw. Gleichgewichtspunkte identifiziert wurde, bis zur nächsten Stufe.16 Dieser Übergang definiert Schumpeter als eine Folge von Innovationen und Unternehmertum.17 Eine genaue Betrachtung der Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung und die Auswirkungen der Theorie auf bestehende Unternehmen ist der Inhalt dieses Kapitels.

3.1 Grundlagen der Theorie

Die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung nach Schumpeter greift u.a. den Charakter der kapitalistischen Wirtschaft, des unternehmerischen Gewinns, der Zinsen und der Krisen als bedeutsame Einzelprobleme der damaligen Zeit auf, die als Motivation seiner Theorie dienen.18 In der Analyse für sein im Jahre 1911 veröffentlichtes Werk Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung fokussiert sich Schumpeter auf zwei Schritte. Der erste Schritt beschreibt die konkrete Entwicklung und befasst sich mit der Statischen Theorie.19 Die Statische Theorie greift die Akzeptanz der aktuellen Situation durch Individuen auf, welche das Ziel besitzen, mit den gegebenen Kombinationen nach besten Kräften und mit einer geringen Initiative zu arbeiten.20 Bei gegebenen Kombinationen ist somit ein Gleichgewichtszustand zu erkennen.21 In dieser stationären Situation herrscht vollkommene Konkurrenz. Das bedeutet, dass die Kosten gleich den Erträgen, die Preise gleich den Durchschnittskosten und die Nettogewinne gleich null sind.22 Im Kreislauf der Statischen Theorie ist dieser Gleichgewichtszustand der Ausgangspunkt.23 Im zweiten Schritt der Theorie beschreibt Schumpeter die Entwicklungsverläufe und bezieht sich auf das Phänomen der Entwicklung.24 Aufgrund der Tatsache, dass der Kreislauf einen statischen Charakter aufweist, führt dies zu Überschneidungen mit der ersten Annahme. Durch externe Faktoren wird dieser Gleichgewichtszustand geändert mit dem Resultat eines neuen Gleichgewichtszustandes, der sich von dem vorherigen Zustand unterscheidet. Ziel der Statischen Theorie ist die Erreichung bzw. Wiederherstellung eines regelmäßigen Gleichgewichtszustands.25 Kritisch zu betrachten ist der Übergang von einer Stufe, die selbst als Endstufe bzw. Gleichgewichtszustand angesehen wird, hin zur nächsten Stufe. Diese leitet uns zum Wesen der wirtschaftlichen Entwicklung nach Schumpeter.26

Für diese Analyse untersucht Schumpeter die allgemeine Ursache für die Veränderung der Grundstruktur in der Ebene des Kreislaufes.27 Die Ursache lokalisiert Schumpeter darin, dass neue Kombinationen auftreten, die eine wirtschaftliche Entwicklung ermöglichen. Die wirtschaftliche Entwicklung von neuen Kombinationen basiert laut Schumpeter auf zwei Faktoren: Das Unternehmertum und die Innovation. Im Jahre 1911 legt Schumpeter mit der Publikation Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung das Unternehmertum als ausschlaggebenden Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung dar.28 Das Unternehmertum differenziert sich wesentlich von anderen Wirtschaftssubjekten der Statischen Theorie und ermöglicht durch verschiedene Mittel neue Kombinationen in den möglichen Organisationsformen. Nach Schumpeter ist der Unternehmer gegenüber Innovation risikofreudig und mutig.29 Der Nicht-Unternehmer hingegen ist pflichtbewusst und verwaltungsmäßig.30 In der zweiten Veröffentlichung Business Cycles ( dt. Konjunkturzyklen) im Jahre 1939 erwähnt Schumpeter stets das Unternehmertum als Antrieb, jedoch gewinnt die Rolle von Innovation an Relevanz.31 Ein Wandel der beteiligten Akteure nach Schumpeter ist ebenfalls zu erkennen. In der Publikation im Jahre 1911 steht der Unternehmer für die Hervorbringung von Innovation in einer zentralen Rolle. In späteren Werken wie Business Cycles nehmen die Großunternehmen die Rolle der zentralen Kraft ein und ersetzen den Unternehmer.32 Schumpeter definiert Innovation als die Aufstellung von neuen Produktionsfaktoren, die neue Ware, neue Märkte und neue Organisationsformen umfassen.33 Ebenfalls konkretisiert Schumpeter Innovation als die Aufstellung neuer Produktionsfunktionen. Diese werden in die gegebenen technischen Möglichkeiten, als Entwurf mit kostenneutralen technischen Alternativen und in eine realistische Produktionsfunktion, die auf faktischen Beobachtungen basiert und sich von der logisch reinen Produktionsfunktion unterscheidet, unterteilt.34 Demnach ist Innovation die Umsetzung neuer Kombinationen in die Realität. Als Antrieb für Innovation nennt Schumpeter fünf Situationen, die neue Kombinationen begünstigen. Folgende fünf Kombinationen sind möglich:

- „Herstellung eines neuen, d. h. bisher unbekannten Gutes oder einer neuen Qualität eines Gutes,
- Einführung einer neuen, d. h. bislang unbekannten Produktionsmethode,
- Erschließung eines neuen Absatzmarktes für den betreffenden Industriezweig (dieser Absatzmarkt kann schon vorher existiert haben, ohne dem betreffenden Industriezweig jedoch bekannt gewesen zu sein),
- Eroberung einer neuen Bezugsquelle von Rohstoffen oder von Halbfabrikaten,
- Durchführung einer Neuorganisation wie Schaffung einer Monopolstellung, z. B. Vertrustung.“35

Neue Kombinationen ermöglichen durch Wechselbeziehungen Veränderungen und neue Zusammenhänge, die den Erfolg und die Nachhaltigkeit im Unternehmen steigern.36 Trotz der Bedeutsamkeit von Innovation spielen unternehmerische Akteure nach Schumpeter eine Rolle, jedoch verschiebt sich seine Priorisierung bei der wirtschaftlichen Entwicklung vom Unternehmer zur Innovation.37 Für Schumpeter gelten Unternehmer (Gründer, später auch Manager) als Agenten des Wandels und der Innovation.38 Durch die Unternehmen bzw. die Großunternehmen, die er im Laufe seiner akademischen Laufbahn erwähnt, wird Innovation eingeführt. Entgegen der klassischen ökonomischen Vorstellung stößt Innovation zu Beginn auf Widerstand, statt durch technische Überlegenheit zu überzeugen.39 Diese Hürde muss der Unternehmer bzw. das Unternehmertum beseitigen und Innovation durchsetzen.40 Schumpeter charakterisiert den Unternehmer im Gegensatz zu seinen Kollegen nicht anhand seiner Risikotragfähigkeit, sondern in Bezug auf die Durchführung von Innovation.41 Durch Innovation versucht das Unternehmertum höhere Profite zu erzielen und priorisiert das Unternehmen in Richtung einer Dynastie zu lenken. Diese Aussicht ist der primäre Grund für die Innovationstätigkeit eines Unternehmens.42

Laut Schumpeter wird die Finanzierung von Innovation durch Bankkredite gesichert. Im Gegensatz zu einer Finanzierung durch Ersparnisse ist ein Kredit eine Abkehr vom Kreislauf der Statischen Theorie.43 Banken bewerten die Innovation unabhängig und können die Umsetzung der Innovation im Wirtschaftssystem finanzieren oder ablehnen.44

Schumpeter bestätigt mit seiner Analyse die Existenz der wirtschaftlichen Entwicklung. Nach seiner Auffassung passt sich die Wirtschaft an jede möglichen sozialen, geographischen, ethnischen oder allgemein kulturellen Veränderungen an. Somit spielt die Umwelt eine bedeutsame Rolle bei der Entwicklung der Wirtschaft.45

3.2 Die Schöpferische Zerstörung als Treiber des dynamischen
Wettbewerbs

Nach Schumpeter ist der Prozess, den er als Schöpferische Zerstörung bezeichnet, das Kernelement, von dem jedes kapitalistische Gebilde lebt. Im Wesentlichen wird damit jener unaufhörliche Prozess beschrieben, durch den Wirtschaftsstrukturen von innen heraus revolutioniert werden, alte bzw. bestehende Strukturen zerstört und neue geschaffen werden. Die Revolutionen als solche treten allerdings nicht ununterbrochen auf. Daher unterteilt Schumpeter den Prozess in zwei Phasen. Zunächst treten die Revolutionen in Stößen auf, gefolgt von einer ruhigeren Phase, in der die Ergebnisse der Revolution absorbiert werden.46 Dieses dynamische Auf und Ab der wirtschaftlichen Entwicklung wird von Schumpeter in seinem späteren Werk Business Cycles ausführlich beschreiben, indem er seine Theorie mit dem beobachteten historischen Wachstumsverlauf in Zusammenhang setzt.47 Jeder Phase des Aufschwungs folgt zwingend ein Abschwung sobald die Schöpferische Zerstörung den Höhepunkt überschritten hat.48 Als Auslöser der Revolutionen sieht Schumpeter das Auftreten und Durchsetzen neuer Kombinationen durch Wirtschaftssubjekte, die er als Unternehmer bezeichnet.49 Durch diese bahnbrechenden Innovationen erlangen Unternehmen einen Kosten- oder Qualitätsvorteil, der ihren Konkurrenten nicht nur bei Profit und Produktionsmenge Grenzen setzt, sondern deren Existenz grundlegend in Frage stellt.50 Im Detail heißt das, dass Ressourcen, wie Innovationen, Technologien und Fertigkeiten, die sich bestehende Unternehmen im Laufe der Zeit aufgebaut haben und als Grundlage ihres unternehmerischen Handelns dienen, an Bedeutung verlieren, oder gar obsolet werden.51 In Folge verlieren die großen Unternehmen, die seither den Markt dominiert haben, nach und nach Marktanteile an die neuen Unternehmer (Entrepreneure) und es ist nicht ausgeschlossen, dass bisherige Akteure aus dem Markt ausscheiden.52 Um zu überleben sind die etablierten Unternehmen gezwungen, die Innovationen nachzuahmen bzw. zu imitieren, um den (Kosten-) Vorsprung der Entrepreneure aufzuholen.53 Hierzu sind allerdings nicht alle in der Lage, weshalb insbesondere von den potentiellen Verlierern dieser Entwicklung mit Widerstand gegen die neue Ordnung zu rechnen ist.54 Diese Phase der Imitation ist nach Schumpeter ebenso ein elementarer Bestandteil der wirtschaftlichen Entwicklung wie die Innovation selbst. Das Wechselspiel aus Innovation und Imitation existiert dabei nicht nur innerhalb einer Wirtschaft, sondern tritt auch zwischen Wirtschaften (Nationen) auf. In der Regel versuchen technologisch rückständige Länder durch Adaption die Lücken gegenüber den fortschrittlichen Ländern zu schließen. Als Beispiel lässt sich hier die Volksrepublik China anführen, die durch die Öffnungspolitik seit 1978 ein enormes wirtschaftliches Wachstum durchlebt hat.55

Wenngleich das Konzept vorsieht, dass die bereits beschriebenen außergewöhnlichen Innovationen, die das bestehende System aufbrechen, zumeist von neuen Unternehmern hervorgebracht werden, hält Schumpeter es ebenso für möglich, dass diese von großen, bestehenden Unternehmen erzeugt werden. Die Effekte für das Wachstum der Wirtschaft sind hierbei zunächst ähnlich zu jenen, die beim Eintritt neuer Unternehmen der Fall wären. Auf lange Sicht aber führt der Wertzuwachs bei großen Unternehmen zu einer Konzentration des Vermögens, wodurch nach Schumpeter der Weg zum Sozialismus geebnet wird.56

Abschließend wird noch einmal auf die Dynamik des Wirtschaftsprozesses eingegangen und wie sich dieser von Annahmen der klassischen (Adam Smith) und neo-klassischen (Alfred Marshall) Theoretikern unterscheidet. Diese gehen in ihren Ansätzen von einem wirtschaftlichen Gleichgewicht aus und unterstellen vollständiges Wissen der Markteilnehmer. Wirtschaftliches Wachstum resultiert ihrer Ansicht nach ausschließlich aus Prozessen, die von außen auf die Volkswirtschaft wirken (z.B. Bevölkerungswachstum). Schumpeter hingegen geht davon aus, dass die Kenntnisse der Markteilnehmer sich unterscheiden, ihr Handeln unvorhersehbar ist und somit ein Zustand in vollkommenem Gleichgewicht nahezu ausgeschlossen werden kann. Weiter geht Schumpeter davon aus, dass jeder Marktteilnehmer versucht, seine Vorteile auszubauen. Die wahren Entrepreneure sind es, die Innovationen hervorbringen, sich daraus Vorteile verschaffen und damit die Aufholjagd der Konkurrenz in Gang zu bringen.57

3.3 Auswirkungen auf Unternehmen

Wie im vorherigen Kapitel aufgeführt, geht das Auftreten neuer Markteilnehmer mit bahnbrechenden Innovationen mit einem enormen Druck auf die etablierten Unternehmen einher. Nach Schumpeter existiert dieser Druck allerdings nicht nur dann, wenn diese Konkurrenz tatsächlich vorhanden ist, sondern schwebt als eine allgegenwärtige Drohung über ihnen. Unternehmer sehen sich selbst dann in einer solchen Konkurrenzsituation, wenn sie allein auf ihrem Gebiet agieren oder zum Beispiel aufgrund der Unternehmensgröße eine marktbeherrschende Stellung einnehmen.58 Getrieben von der Angst, von neuen Unternehmen überrascht zu werden, aber auch durch die Möglichkeit, sich die Monopolrenten selbst anzueignen, verfolgt der Unternehmer das Ziel, selbst diese Innovationen hervorzubringen. Dies kann nur gelingen, wenn die Unternehmen Investitionen tätigen. Hierzu zählen unter anderem Investitionen in Forschung und Entwicklung, die Suche nach neuen Märkten, aber auch jene, die die eigenen Fähigkeiten verbessern.59 Schumpeter unterstellt, dass vor allem Unternehmen, die eine große Marktmacht haben (Monopolisten) von den Investitionen profitieren.60 Teece, Pisano und Shuen greifen diese Schumpetersche Sicht des innovationsbasierten Wettbewerbs in ihrem Ansatz zu dynamischen Fähigkeiten ( Dynamic Capabilities ) von Unternehmen auf.61 Sie argumentieren, dass Unternehmen nur dann langfristig erfolgreich sind, wenn sie in der Lage sind, Kompetenzen aufzubauen, diese laufend anzupassen und damit auf eine sich verändernde Umwelt reagieren zu können. Das heißt diese dynamischen Fähigkeiten ermöglichen es Unternehmen, Wettbewerbsvorteile zu generieren, aber auch den Vorsprung neu auftretender Wettbewerber schneller aufzuholen als anderer Marktteilnehmer.62

[...]


1 Vgl. Hagedoorn, J. (1996), S. 892.

2 Vgl. Röpke, J., Stiller, O. (2006), S. 109.

3 Vgl. Hagedoorn, J. (1996), S. 883.

4 Vgl. Croitoru, A. (2017), S. 68.

5 Vgl. Swedberg, R. (1991), S. 1.

6 Vgl. Schneider, E. (1970), S. 9.

7 Vgl. MacDonald, R. (1965), S. 374; Swedberg, R. (1991), S. 12 ff.

8 Vgl. Swedberg, R. (1991), S. 2.

9 Vgl. Swedberg, R. (2006), S. 251.

10 Vgl. Ringer F. K., Frevert U. (1980), S. 5 ff.

11 Vgl. Rössner, P. R. (2017), S. 118.

12 Vgl. Schütz, M. et. al. (2019), S. 190.

13 Vgl. Hébert, R. F., Link, A. N. (2009), S. 70.

14 Schneider, E. (1970), S. 7.

15 Vgl. Becker, M. C. et. al. (2012), S. 931.

16 Vgl. Backhaus, U., Schumpeter, J. A. (2003), S. 61 ff.

17 Vgl. Hagedoorn, J. (1996), S. 884.

18 Vgl. Backhaus, U., Schumpeter, J. A. (2003), S. 61.

19 Vgl. Röpke, J., Stiller, O. (2006), S. XVII.

20 Vgl. Röpke, J., Stiller, O. (2006), S. 109.

21 Vgl. Röpke, J., Stiller, O. (2006), S. 160 f.

22 Vgl. Hagedoorn, J. (1996), S. 885.

23 Vgl. Backhaus, U., Schumpeter, J. A. (2003), S. 62.

24 Vgl. Backhaus, U., Schumpeter, J. A. (2003), S. 62 f.

25 Vgl. Backhaus, U., Schumpeter, J. A. (2003), S. 62.

26 Vgl. Backhaus, U., Schumpeter, J. A. (2003), S. 63.

27 Vgl. Backhaus, U., Schumpeter, J. A. (2003), S. 64.

28 Vgl. Croitoru, A. (2017), S. 69.

29 Vgl. Grupp, H. (1997), S. 55 f.

30 Vgl. Grupp, H. (1997), S. 56, zitiert nach Schumpeter (1911), S. 138.

31 Vgl. Croitoru, A. (2017), S. 69.

32 Vgl. Hagedoorn, J. (1996), S. 883.

33 Vgl. Backhaus, U., Schumpeter, J. A. (2003), S. 95.

34 Vgl. Hagedoorn, J. (1996), S. 886.

35 Blättel-Mink, B., Menez, R. (2015), S. 69.

36 Vgl. Hildebrandt, A., Landhäußer W. (2017), S. 144.

37 Vgl. Croitoru, A. (2017), S. 69.

38 Vgl. Hagedoorn, J. (1996), S. 884.; Grün, O. (2017), S. 15.

39 Vgl. Röpke, J., Stiller, O. (2006), S. 108.

40 Vgl. Kraemer, K., Brugger, F. (2017), S. 156.

41 Vgl. Carland, J. W. et al. (1984), S. 355.

42 Vgl. Kraemer, K., Brugger, F. (2017), S. 156.

43 Vgl. Hagedoorn, J. (1996), S. 890.

44 Vgl. Croitoru, A. (2017), S. 73.

45 Vgl. Backhaus, U., Schumpeter, J. A. (2003), S. 65.

46 Vgl. Schumpeter, J. A. (2020), S. 106.

47 Vgl. Krobath (2020), S. 185.

48 Vgl. Blättel-Mink, B., Menez, R. (2015), S. 69.

49 Vgl. Schumpeter, J. A. (2003), S. 8.

50 Vgl. Schumpeter (2020), S. 107 f.

51 Vgl. Aghion, P., Festré, A. (2016), S. 29.

52 Vgl. Spencer A. S. et. al. (2008), S. 11.

53 Vgl. Schütz, M. et. al. (2019), S. 180.

54 Vgl. Blättel-Mink, B., Menez, R. (2015), S. 73; Brugger, F. (2017), S. 166.

55 Vgl. Kurz, D. H. (2019), S. 30.

56 Vgl. Spencer A. S. et. al. (2008), S. 12.

57 Vgl. Blättel-Mink, B., Menez, R. (2015), S. 73.

58 Vgl. Schumpeter, J. A. (2020), S. 108.

59 Vgl. Aghion, P., Festré, A. (2016), S. 29.

60 Vgl. Link, A. N. (1980), S. 771.

61 Vgl. Teece, D. et. al. (1997), S. 509.

62 Vgl. Teece, D. et. al. (1997), S. 510 ff.

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Details

Title
Bedeutung unternehmerischer Innovation nach Joseph A. Schumpeter
Subtitle
Inwieweit lässt sich die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung auf die wirtschaftliche Situation der heutigen Zeit übertragen?
College
University of Stuttgart  (Betriebswirtschaftliches Institut der Universität Stuttgart Abt. IX: Internationales und Strategisches Management)
Course
Kerntheorien, -konzepte und -methoden des Internationalen und Strategischen Managements
Grade
1,3
Authors
Year
2021
Pages
19
Catalog Number
V1146795
ISBN (eBook)
9783346525642
ISBN (Book)
9783346525659
Language
German
Keywords
Schumpeter, Innovation, Dynamische Zerstörung, dynamischer Wettbewerb, wirtschaftliche Entwicklung, Dynamic Capabilities, Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, Business Cycles, Schumpeter’s Theory of Economic Development, Economic Development, Schumpeterian growth theory, Strategisches Management, Invention, Schumpeters Unternehmer, Unternehmertum, Schöpferische Zerstörung, technischer Fortschritt, Wachstum, Entrepreneur, Konjunkturtheorie, Konjunktur
Quote paper
Marco Seeger (Author)Oliver Schneider (Author), 2021, Bedeutung unternehmerischer Innovation nach Joseph A. Schumpeter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1146795

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