Charakteristika des Wissenschaftsenglischen in sportmedizinwissenschaftlichen Texten


Seminararbeit, 2007

32 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Vorgehensweise

2 Wortschatz
2.1 Wortbildung
2.1.1 Fachwörter
2.1.2 Lehnwörter
2.1.3 Derivative Wortformationen
2.1.3.1 Präfigierung
2.1.3.2 Suffigierung
2.1.3.3 Nullableitung
2.1.4 Akronyme.
2.2 Kollokationen
2.3 Discourse marker

3 Pragmatik - Zitierweise

4 Textlinguistik
4.1 CARS-Modell nach John Swales
4.2 Rezensionsanalyse

5 Wertung

6 Literaturverzeichnis
6.1 Korpustexte
6.1.1 Journals.
6.1.2 Reviews
6.1.3 Literature
6.2 Sekundärliteratur

7 Anhang
7.1 Wortlisten zu Affixen.
7.1.1 Präfigierung
7.1.2 Suffigierung
7.2 Book review

1 Vorgehensweise

Dass beim Lesen selbst Nicht-Linguisten wissenschaftliche Texte von literarischen unterscheiden können, wird wohl niemand abstreiten. Dass sich eine Abhandlung über die chemische Zusammensetzung von Kohlenwasserstoff ganz anders lesen lässt und auch völlig anders aufgebaut ist als zum Beispiel Shakespeares Lancaster-Tetralogie wird wohl auch kaum jemanden überraschen. Doch was macht wissenschaftliche Texte zu dem, was sie sind? Welche Anforderungen erfüllen sie, damit sie als wissenschaftlich bezeichnet werden?

Diese Seminararbeit soll dieser Frage auf den Grund gehen und deskriptiv zeigen, welche Charakteristika wissenschaftliche Texte aufweisen. Hierfür wurden sechs wissenschaftliche Texte ausgewählt, die sich mit dem Thema ‚Tanzen als Therapiemethode’ beschäftigen, sowie fünf Buchrezensionen über selbiges Thema. Als Vergleichskorpus wurden zehn zufällige literarische Texte aus dem Zeitraum 1889 bis 1919 gewählt.

Zur Auswertung der Korpora wurde die Software AntConc 3.2.1w für Windows verwendet, die von Laurence Anthony, während seiner Tätigkeit an der Faculty of Science and Engineering Waseda University in Japan, entwickelt worden ist. Sämtliche Tabellen und die sich daraus ergebenden Resultate beruhen, falls nicht anders erwähnt, auf einer mit AntConc erstellten Wortliste aller sechs wissenschaftlichen Texte, die nach Frequenz geordnet wurde. Außerdem wurden alle Wörter als kleingeschrieben behandelt um doppelte Einträge zu vermeiden. Bei Ergebnissen der Key Word -Listen wurden die literarischen Texte als Referenzkorpus angegeben.

2 Wortschatz

Die Analyse wissenschaftlicher Texte beginnt auf der Ebene einzelner Worte und deren Zusammensetzung in ihre Morpheme.

2.1 Wortbildung

Die Reihenfolge der verschiedenen Wortbildungsprozesse wurde an Beier (1980: 41-52) angelehnt.

2.1.1 Fachwörter

Laut Beier (1980: 41) stammen Fachwörter weitgehend aus dem Griechischen oder Lateinischen, jedoch wurden auch aus dem französischen Wortschatz einige übernommen. Wie aus Tabelle 1 zu entnehmen ist, sind alle acht gefundenen Fachwörter ausschließlich griechischen und/oder lateinischen Ursprungs.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Wortliste der gefundenen Fachwörter

Das relativ häufig auftretende Wort hyperactivity besteht aus dem gebundenem Morphem {hyper-} und dem freien Morphem {activity}. {hyper-} entstammt eindeutig dem Griechischen und bedeutet soviel wie ‚über’ oder ‚übermäßig’.[1] Dagegen stammt der Ursprung von {activity} bzw. seinem Adjektiv active aus dem Lateinischen. Von activus stammend, entwickelte sich daraus activity , was 1530 erstmals erwähnt wurde.[2] Genauso verhält es sich mit dem Nomen dichotomy , welches sich aus dem griechischen dichotomia entwickelte und eine ‚Zweiteilung’ bedeutet.[3]

2.1.2 Lehnwörter

Im Gegensatz zu Fachwörtern sind Lehnwörter solche Wörter, die aus einer anderen Sprache übernommen und in das eigene Sprachsystem integriert wurden. Auch im Korpus der sportmedizinischen Texte finden sich Lehnwörter, wie Abbildung 2 zeigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Wortliste der gefundenen Lehnwörter

Nach Baier (1980: 43) entstehen die häufigsten Lehnwörter aus Metaphern der Bereiche „Mensch, Tier, Pflanzen und Artefakte“. Das kann in diesem Fall nicht bestätigt werden.

Auffällig ist jedoch, dass alle fünf gefundenen Lehnwörter entweder teilweise oder vollständig aus dem Französischen übernommen wurden. Questionnaire existierte bereits im Mittelfranzösischen (ca. 15. - 17. Jahrhundert) und wurde erst um 1900 in den englischen Sprachwortschatz integriert.[4] So verhält es sich auch bei maladaptive : das Präfix {mal-} wurde aus dem Französischen mit der Grundbedeutung ‚schlecht’ entlehnt[5] und der Wortstamm adaptive , der ebenfalls aus dem Mittelfranzösischen adapter als Verb und später vom dazugehörigen Adjektiv adaptive übernommen wurde.[6]

2.1.3 Derivative Wortformationen

Eine sehr einfache und häufige Form von Wortneubildungen ist die Verwendung von Affixen, die entweder vor (Präfix) oder nach (Suffix) den Stamm eines Wortes gestellt werden. Abbildung 3 enthält die untersuchten Affixe mit Angabe der Häufigkeit der verschiedenen Wörter und die ersten Beispielwörter laut Wortliste. Ausführliche Wortlisten zu den einzelnen Affixen sind im Anhang einzusehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Übersicht Affixe mit Häufigkeit und Beispiel

2.1.3.1 Präfigierung

Bei den Präfixen fällt auf, dass keine allzu großen Differenzen in Bezug auf die Häufigkeit auftreten. Dennoch wurde das Präfix {re-} am häufigsten verwendet, gefolgt von {un-}. Beide wirken verneinend bzw. negierend oder ‚rückgängig machend’ auf den ihnen folgenden Wortstamm und bilden bereits über die Hälfte aller auftretenden Präfixe (53,9%). Rechnet man die nächstgrößte Präfixgruppe {dis-} noch mit ein, die sich ebenfalls negierend auf den folgenden Wortstamm auswirkt, nimmt diese Gruppe sogar 71%, also über zwei Drittel, der verwendeten Präfixe ein.

Daraus kann man schließen, dass wissenschaftliche Sprache vor allem negierend und dadurch abgrenzend verwendet wird; eben durch die Darstellung, was das Subjekt gerade nicht ist. Abgrenzung von Andersartigem oder Ähnlichem scheint demnach eine bedeutende Rolle zu spielen.

2.1.3.2 Suffigierung

Bei den Suffixen bildet {-ing} mit 283 verschiedenen Wortformen und mit 636- maligem Auftreten die mit Abstand größte Gruppierung. Das häufigste Vorkommen ist dabei jedoch nicht, wie vielleicht zu erwarten, als Flexionsmorphem wie in They were dancing , sondern als Nomen wie zum Beispiel Dancing is fun. Nach der Hochrechnung tauchen 60,38% als Nomen auf.

Ein möglicher Grund dafür könnten die nicht-muttersprachlichen Verfasser der englischen Artikel sein, die ca. 40% des Korpus einnehmen. Die deutschen Verfasser der wissenschaftlichen Artikel könnten sich nicht an die Konventionen der englischen Sprache gehalten haben und durch einen Übergebrauch von Nominalphrasen die Auswertung negativ beeinflusst haben. Diese Erklärung wäre zumindest soweit plausibel und als annehmbar zu erachten, als dass die deutsche Sprache sehr nominalphrasenlastig gebraucht wird; im Gegensatz zur englischen Sprache, die eher in Verbalphrasen verwendet wird.

Eine zweite mögliche Erklärung wäre die, dass im wissenschaftlichen Gebrauch des Englischen, durch vermehrte Definitionen und Fachwörter, sich ganz selbstverständlich ein vermehrter Gebrauch von Nominalphrasen ergibt. Dies bestätigt auch Barnickel (1982: 51-55), der eine sehr hohe Frequenz an Substantiven in fachwissenschaftlichen Texten aufweist. Als Gründe gibt Barnickel an, dass Substantive für exakte Definitionen besser geeignet seien als Verben und Nominalisierungen die dadurch den Wegfall von unwichtigen Redeteilen, zum Beispiel dem Handlungsträger/Agens, ermöglichen. Somit werden die Sätze von nicht notwendigen und unwichtigen Bestandteilen befreit und für den Leser besser verständlich. Barnickel führt des Weiteren an, dass Substantive durch Attribute besser modifiziert werden können, wie es in modern dance oder exotic dance auch der Fall ist.

Das scheinbar häufige Auftreten des Suffixes {-er} ist wie folgt zu erklären: zum Einen wird dieses Suffix zur Wortbildung gebraucht indem es zum Beispiel als Derivationsmorphem durch Anhängen an den Wortstamm aus einem Verb ein Nomen bildet ( to dance – dancer, to teach – teacher) . Zum Anderen wird das Flexionsmorphem {-er} aber auch noch verwendet um den Komparativ von Adjektiven zu bilden ( good – better – best, early – earlier – earliest) . Wie die folgende Tabelle zeigt, hält sich jedoch die Verwendung von Derivationsform zu Komparativform in etwa die Waage.[7]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Aufteilung des Suffixes {-er} in wordformation und compairison

2.1.3.3 Nullableitung

Diese Form der Wortbildung geschieht nach Beier (1980: 46) vor allem im Wandel von Substantiven zu Verben. Da die englische Sprache nur wenig flektiert ist (analytisch), treten Nullableitungen hier sehr viel häufiger auf als zum Beispiel im Deutschen (synthetische Sprache). Abbildung 5 gibt eine Auswertung der am häufigsten verwendeten Nomen und deren verhältnismäßiges Auftreten als Nomen oder Verb.

Die Auswertung bestätigt, dass eine verhältnismäßig hohe Verwendung von Nomen vorliegt. Bei practice kommen auf eine verbale Verwendung sechs Verwendungen als Nomen, was sicher noch im Rahmen ist. Bei research und experience ist es je ein Verhältnis von 21:1, bei dance sogar 32,55:1, was schon ein überdurchschnittlich hohes Auftreten der Nomen bedeutet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Die häufigsten Nomen und ihre Verwendung

[...]


[1] Vgl. http://www.etymonline.com/index.php?term=hyper-. 18.05.2007.

[2] Vgl. http://www.etymonline.com/index.php?term=active. 18.05.2007.

[3] Vgl. http://www.etymonline.com/index.php?term=dichotomy. 18.05.2007.

[4] Vgl. http://www.etymonline.com/index.php?term=questionnaire. 18.05.2007.

[5] Vgl. http://www.etymonline.com/index.php?term=mal-. 18.05.2007.

[6] Vgl. http://www.etymonline.com/index.php?term=adapt. 18.05.2007.

[7] Anm.: Wegen der großen Anzahl der Wörter mit „–ing“-Endung (636 Wörter) wurden 25% (=159 Wörter) ausgezählt und das Ergebnis dann auf 100% hochgerechnet.

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Charakteristika des Wissenschaftsenglischen in sportmedizinwissenschaftlichen Texten
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Institut für Anglistik)
Veranstaltung
Proseminar "Analyzing Academic English"
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
32
Katalognummer
V114805
ISBN (eBook)
9783640168989
ISBN (Buch)
9783640171927
Dateigröße
593 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Sehr gründlich recherchierte Arbeit. Der große Anhang an Tabellen ermöglicht einen guten und einfachen Überblick über die Konkordanzauswertungen.Sehr gründlich recherchierte Arbeit. Der große Anhang an Tabellen ermöglicht einen guten und einfachen Überblick über die Konkordanzauswertungen.
Schlagworte
Charakteristika, Proseminar, Analyzing, Academic, English, Konkordanz, Auswertung, Analyse Wissenschaftsenglisch, Analyse, Wissenschaftsenglisch, Charakter, Textanalyse
Arbeit zitieren
Anke Speringer (Autor:in), 2007, Charakteristika des Wissenschaftsenglischen in sportmedizinwissenschaftlichen Texten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114805

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