Unter Bundeskanzler Gerhard Schröder wurde die wahrscheinlich größte Sozialreform der Bundesrepublik Deutschland in Angriff genommen. Dabei wurde 2003 auch die Gesundheitsreform verabschiedet und der Weg geebnet für eine strukturelle Veränderung und grundlegende Reform des Finanzierungssystems der GKVen. Im Wahlkampf 2005 propagierten die Volksparteien die beiden Reformkonzepte Bürgerversicherung (SPD) und Gesundheitsprämie (CDU/CSU), um die begonnene Strukturreform fortzusetzen und in eine dem jeweiligen Parteiprogramm entsprechende politische Richtung zu leiten, auf der einen Seite also, um mehr Solidarität und Verteilungsgerechtigkeit
zu erlangen, auf der anderen Seite, um mehr Wettbewerb und
marktwirtschaftliche Effizienz im Gesundheitssystem zu verankern. Diese Konzepte waren von der sog. Rürup-Kommission 2003 entwickelt worden.
Nach Bildung der Großen Koalition 2005 wurde im Koalitionsvertrag die Finanzierungsreform der GKV zunächst offen gelassen, da beide Seiten auf ihren Konzepten beharrten. Nach Hinzuziehen des
Wissenschaftlichen Beirats am Bundesministerium der Finanzen, und nach langen und zähen Verhandlungen wurde der Kompromiss eines Gesundheitsfonds beschlossen, der ab 1.1.2009 in Kraft treten wird.
Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit ist, inwiefern die Vorgängerkonzepte der Gesundheitsprämie und der Bürgerversicherung, die bereits umfangreich 2003 im sog. Rürup-Bericht bewertet wurden, im Gesundheitsfonds einfließen und umgesetzt werden und was dies für die
nachhaltige Funktionsfähigkeit dieses Fonds bedeutet, also inwiefern die Kompromisslösung tragfähig ist und tatsächlich Verbesserungen im Gesundheitssystem schafft.
Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Status Quo in der GKV
- 2.1 Die Notwendigkeit von Reformen
- 2.1.1 Derzeitige Finanzierung
- 2.1.2 Die Einnahmen- und Ausgabenentwicklung in der GKV
- 2.2 Die Reformvorschläge der Rürup-Kommission
- 2.2.1 Ergebnisse des Rürup-Berichts
- 2.2.2 Das Modell der Gesundheitsprämie
- 2.2.3 Das Modell der Bürgerversicherung bzw. Kopfpauschale
- 3. Die Große Koalition und die Gesundheitsreform
- 3.1 Die Polarisierung der politischen Diskussion
- 3.2 Das Konsensmodell des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen
- 3.3 Der Gesundheitsfonds als Herzstück der Gesundheitsreform
- 3.3.1 Überblick
- 3.3.2 Die Reform von GKV und PKV
- 3.3.3 Die Reform der Finanzierungsordnung
- 3.3.4 Das Instrument der Makrobudgetsteuerung
- 3.3.5 Das zugrunde liegende Wettbewerbsmodell
- 4. Schlussbetrachtung
- 4.1 Gegenüberstellung von Bürgergeld und Kopfpauschale
- 4.2 Der beschlossene Kompromiss hinsichtlich Allokations- und Distributionszielen
- 4.3 Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Gesundheitsreform in Deutschland und analysiert den Gesundheitsfonds als Herzstück dieser Reform. Ziel ist es, die Entstehung des Gesundheitsfonds im Kontext der Reformvorschläge der Rürup-Kommission und der politischen Diskussionen zwischen SPD und CDU/CSU zu beleuchten. Darüber hinaus wird untersucht, inwiefern die Konzepte der Gesundheitsprämie und der Bürgerversicherung im Gesundheitsfonds umgesetzt wurden und welche Auswirkungen dies auf die nachhaltige Funktionsfähigkeit des Fonds hat.
- Die Notwendigkeit von Reformen im deutschen Gesundheitssystem
- Die Reformvorschläge der Rürup-Kommission: Gesundheitsprämie und Bürgerversicherung
- Die politische Diskussion und der Kompromissfindungsprozess zur Einführung des Gesundheitsfonds
- Die ordnungspolitischen Absichten des Gesundheitsfonds
- Die Tragfähigkeit des Kompromisses und die Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit des Gesundheitsfonds
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und erläutert die Notwendigkeit von Reformen im deutschen Gesundheitssystem. Es werden die Herausforderungen des bestehenden Finanzierungssystems der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) dargestellt, die zu einer Reform führten.
Das zweite Kapitel beleuchtet den Status Quo in der GKV. Es werden die derzeitige Finanzierung, die Einnahmen- und Ausgabenentwicklung sowie die Reformvorschläge der Rürup-Kommission im Detail dargestellt. Die beiden Modelle der Gesundheitsprämie und der Bürgerversicherung werden hinsichtlich ihrer Konzepte und Standpunkte analysiert.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Großen Koalition und der Gesundheitsreform. Es werden die politischen Diskussionen und die Polarisierung der Standpunkte zwischen SPD und CDU/CSU beleuchtet. Der Kompromissfindungsprozess und die Rolle des Wissenschaftlichen Beirats am Bundesministerium der Finanzen werden erläutert. Der Gesundheitsfonds als Herzstück der Gesundheitsreform wird vorgestellt und seine wichtigsten Elemente, wie die Reform von GKV und PKV, die Reform der Finanzierungsordnung, die Makrobudgetsteuerung und das zugrunde liegende Wettbewerbsmodell, werden detailliert beschrieben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Gesundheitsreform, den Gesundheitsfonds, die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV), die Private Krankenversicherung (PKV), die Rürup-Kommission, die Gesundheitsprämie, die Bürgerversicherung, die Makrobudgetsteuerung, die Wettbewerbspolitik im Gesundheitswesen und die politische Diskussion um die Finanzierung des deutschen Gesundheitssystems.
- Citar trabajo
- Raffaele Nostitz (Autor), 2008, Ist der Gesundheitsfonds ein aktionistischer fauler Kompromiss?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114832