Dass Männer zu einer privilegierten Gruppe gehören, ist eine vor allem in feministischen Diskursen weit verbreitete Annahme. In der Auseinandersetzung mit der Frage, ob Männer diskriminiert werden können, sollen die Plausibilitätsgrenzen der vorangestellten These aufgezeigt werden. Es soll aus einer dezidiert antimaskulinistischen Perspektive dargelegt werden, dass eine Person, die zur Gruppe der Männer gehört, qua Geschlecht diskriminiert werden kann, wenn die Diskriminierung sich gegen Umstände richtet, die mit der Identifikation als Mann verknüpft sind, und diese eine Einschränkung der subjektiven Entfaltungsmöglichkeiten zur Folge hat.
In Rückgriff auf die im Seminar behandelten Texte sollen dabei folgende Leitfragen als Herausforderungen an die formulierte These gestellt werden: Welche unterschiedlichen Definitionen von Diskriminierung liegen der Eingangsthese zugrunde und inwiefern müssten diese zwecks einer eindeutigen Positionierung spezifiziert werden? Weshalb ist es für die Feststellung von unrechtmäßiger Diskriminierung relevant, den besonderen Status unterdrückter Gruppen zu berücksichtigen? Wie wird die Zugehörigkeit einer Person zu einer unterdrückten oder privilegierten Gruppe festgestellt? Welche Rolle spielen dabei gruppeninterne Diskriminierungen?
Inhaltsverzeichnis
- Können Männer diskriminiert werden? – Diskussion anhand der These: „Discrimination can only occur against members of oppressed groups. Members of privileged groups cannot be wrongfully discriminated against.“
- Diskriminierung und ihre unterschiedlichen Bedeutungen
- Geschlechtliche Kategorisierung und gesellschaftliche Privilegien
- Die Bedeutung des Status von Gruppen für die Feststellung von Diskriminierung
- Gruppeninterne Diskriminierungen und ihre Auswirkungen
- Intersektionalität als Kritik an der binären Geschlechterordnung
- Die Diskriminierung von homosexuellen Männern und die Frage nach der Männlichkeitsnorm
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die These, dass Diskriminierung nur gegenüber Mitgliedern unterdrückter Gruppen stattfinden kann und Männer als Mitglieder einer privilegierten Gruppe nicht diskriminiert werden können. Ziel ist es, die Plausibilitätsgrenzen dieser These aufzuzeigen und zu argumentieren, dass Männer qua Geschlecht diskriminiert werden können, wenn sich die Diskriminierung gegen Umstände richtet, die mit der Identifikation als Mann verknüpft sind und diese eine Einschränkung der subjektiven Entfaltungsmöglichkeiten zur Folge hat.
- Unterschiedliche Definitionen von Diskriminierung
- Der Status unterdrückter Gruppen und die Feststellung von unrechtmäßiger Diskriminierung
- Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und die Rolle gruppeninterner Diskriminierungen
- Die Relevanz intersektionaler Analysen für die Frage der Diskriminierung von Männern
- Die Diskriminierung von homosexuellen Männern und die heteronormativen Männlichkeitsanforderungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Der Text beginnt mit der Definition von Diskriminierung und ihrer unterschiedlichen Bedeutungen. Deborah Hellman unterscheidet zwischen bloßer Unterscheidung und unrechtmäßiger Diskriminierung, die den moralischen Wert der betroffenen Person missbilligt und gegen das Ideal der Gleichheit verstößt. Die bloße Unterscheidung von Menschen trifft jedoch alle Menschen und damit auch Männer.
- Im Anschluss wird die gesellschaftliche Kategorisierung und die Rolle von geschlechtlichen Privilegien beleuchtet. Es wird betont, dass in vielen Gesellschaften die geschlechtliche Kategorie eine zentrale Rolle für die Platzierung von Menschen spielt und die gesellschaftlichen Privilegien in der Regel auf Männer zugeschnitten sind. Der Text verweist auf den Gender Pay Gap als ein Beispiel für die strukturellen Benachteiligungen von Frauen.
- Der Text argumentiert, dass der Status von Gruppen für die Feststellung von Diskriminierung relevant ist. Frauen werden als Mitglieder einer Gruppe mit sogenannten „HSD“ traits identifiziert, die aufgrund ihrer historischen Benachteiligung und ihrer aktuellen sozialen Lage struktureller Diskriminierung ausgesetzt sind. Der Blick auf den unterdrückten oder privilegierten Status von Gruppen erweist sich als notwendig, um strukturelle Diskriminierungen und die damit verbundenen Machtverhältnisse zu reflektieren.
- Das Kapitel über gruppeninterne Diskriminierungen zeigt auf, dass die alleinigen Makroperspektiven auf binärgeschlechtliche Gruppen die Diskriminierung innerhalb dieser Gruppen aus dem Blick geraten lassen. Es wird argumentiert, dass die Mitgliedschaft zur Gruppe der Frauen oder Männer ein normativer wie auch normierender Prozess ist, der die Identifikation von sexuellen Minderheiten erschwert.
- Die Relevanz intersektionaler Analysen für die Frage der Diskriminierung von Männern wird anhand des Beispiels schwarzer Frauen dargestellt. Kimberlé Crenshaw kritisiert den weißen Mittelstandsfeminismus und betont die Notwendigkeit, die Diskriminierung schwarzer Frauen nicht nur als ein additives Phänomen zu begreifen, sondern als eine spezielle Diskriminierungsform, die in der Verschränkung von rassistischen und sexistischen Strukturen besteht.
- Der Text untersucht die Diskriminierung von homosexuellen Männern und stellt die Frage nach der Männlichkeitsnorm. Es wird argumentiert, dass die Diskriminierung von homosexuellen Männern als verschränkte Form der Diskriminierung sexueller Orientierung und Geschlecht verstanden werden kann. Homosexuelle Männer weichen von dem hegemonialen Männlichkeitsbild ab und werden dadurch sowohl auf persönlicher Ebene als auch in politischen Entscheidungen benachteiligt.
Schlüsselwörter
Der Text befasst sich mit den Themen Diskriminierung, Geschlecht, Männlichkeit, Privilegien, Unterdrückung, Intersektionalität, heteronormative Strukturen, Gruppenstatus und die Diskriminierung von homosexuellen Männern. Im Zentrum stehen die unterschiedlichen Definitionen von Diskriminierung und die Frage, ob Männer diskriminiert werden können, obwohl sie als Mitglieder einer privilegierten Gruppe gelten.
- Citation du texte
- Liam Bennhoff (Auteur), 2016, Können Männer diskriminiert werden? Eine Diskussion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1148662