Die Möglichkeit des interkulturellen Verstehens. Eine hermeneutische Perspektive auf die Interkulturalität bei Maurice Merleau-Ponty und Johann P. Arnason


Bachelorarbeit, 2021

22 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Einleitung

3. Interkulturelles Verstehen

4.Zu Maurice Merleau-Ponty
4.1. Der Leib bei Merleau-Ponty
4.2. Merleau-Pontys Sprachverständnis
4.2.1. Sprache und Denken
4.2.2. Sinn und Bedeutung
4.2.3. Sprachliche Gesten
4.2.4. Sprachliche Welten
4.3. Merleau-Pontys Weltverständnis
4.4. Interkulturelles Verstehen bei Merleau-Ponty

5. Zu Johann P. Arnason
5.1. Johann P. Arnasons Weltverständnis
5.2. Zivilisationen und Kulturen als Artikulationen der Welt
5.3. Interkulturelles Verstehen bei Arnason

6. Konklusion

Literaturverzeichnis

1. Vorwort

Vorab möchte ich anmerken, dass diese Arbeit gewissen Einschränkungen unterliegt, diee dazu geführt haben, dass weder die unterschiedlichen Diskurse in großer Ausführlichkeit besprochen werden können, noch eine Vielzahl an Ansätzen vorgestellt werden kann. Daher findet sich in dieser Arbeit nur eine sehr komprimierte Darstellung sowohl der hermeneutischen Überlegungen in Hinblick auf das interkulturelle Verstehen, als auch der philosophischen Überlegungen Maurice Merleau-Pontys und Johann P. Arnasons.

Des Weiteren ist zu beachten, dass - meiner Recherche zufolge - weder Merleau-Ponty noch Arnason explizite Theorien zum interkulturellen Verstehen aufgestellt haben. Dennoch erachte ich die Betrachtung ihres jeweiligen Werks als überaus fruchtbar im Diskurs des interkulturellen Verstehens. Da beide Philosophen zahlreiche Ansätze vorbringen, die sich mit diesem verbinden lassen oder sich möglicherweise gar in eine eigene Theorie des interkulturellen Verstehens erweitern lassen würden.

2. Einleitung

Im Zuge dieser Arbeit stelle ich den Versuch an, aus Maurice Merleau-Pontys und Johann P. Arnasons phänomenologischen Überlegungen jene Aspekte herauszuarbeiten, die sich zu einer kohärenten, hermeneutischen Theorie des interkulturellen Verstehens verbinden lassen könnten. Hierbei stellen sich Fragen in Bezug auf das Verständnis der Welt, der Sprache, der Bedeutung, der Zivilisation und der Kultur, welchen ich daher im einzelnen nachgehen werde um letztendlich zu einer schlüssigen Antwort auf die Frage „Besteht die Möglichkeit des interkulturellen Verstehens und welche Grenzen sind ihr gesetzt?“ zu gelangen.

Zu Beginn widme ich mich dem Begriff des interkulturellen Verstehens um vor allem im Rückgriff auf Franz M. Wimmer herauszuarbeiten, was der Begriff für uns in dieser Arbeit bedeuten soll. Mir ist durchaus bewusst, dass es eine Vielzahl hermeneutischer Theorien in diesem Zusammenhang gibt, doch ist es mir unmöglich diese in diesem Umfang zu behandeln.

Im zweiten Teil der Arbeit beschäftige ich mich dann mit Maurice Merleau-Ponty, dessen Leibverständnis, dessen Weltverständnis, dessen Sprachverständnis und seinen Überlegungen in Hinblick auf das Verstehen zwischen unterschiedlichen Kulturen.

Der dritte Teil dieser Arbeit handelt von Johann P. Arnasons Überlegungen zur Welt, den Zivilisationen, der Kultur und dem interkulturellen Verstehen insbesondere im Zusammenhang mit seiner Interpretation von Merleau-Pontys Ansätzen.

Abschließend stelle ich den Versuch an eine kohärente hermeneutische Perspektive auf das interkulturelle Verstehen in Rekurs auf Merleau-Ponty und Arnason darzustellen. In diesem Umfang wird diese Perspektive oberflächlich bleiben müssen, doch bin ich der Ansicht, dass eine zukünftige Erweiterung dieser einen fruchtbaren Beitrag zum Diskurs des interkulturellen Verstehens darstellen könnte.

3. Interkulturelles Verstehen

Verstehen spielt eine wichtige Rolle in allen Akten der Kommunikation (vgl. Wimmer 1978, 49). Fragen wir nach der Möglichkeit des Verstehens, so fragen wir danach wie es möglich ist, die Gedanken einer anderen Person zu kennen (vgl. Wimmer 1978, 141). Die Frage nach dem Verstehen betrifft somit alle Formen der Kommunikation.

Um etwas zu verstehen, ist es nicht zwingend notwendig Rückgriff auf subjektive Erfahrungen zu haben, sondern das Wissen über die Zeichen, die innerhalb der Kommunikation verwendet werden, ist ausschlaggebend für das Verstehen (vgl. Wimmer 1978, 142). Zeichen sind der Gegenstand des Verstehens (vgl. Wimmer 1978, 158) und deren Interpretation ist die Funktion des Verstehens (vgl. Wimmer 1978, 142). Man kann nur verstehen, was man kennt. Demnach kann man nur jene Sprachen verstehen deren Zeichen man kennt (vgl. Wimmer 1978, 142). Sprachliche Zeichen können mit optischen, akustischen und mimischen Mitteln zum Ausdruck gebracht werden (vgl. Wimmer 1978, 143). Sprache findet ihren Ausdruck also auch in den Gesten und der Mimik, woraus wiederum folgt, dass es um Sprache zu verstehen von Nöten ist, alle sprachlichen Zeichen inklusive Gesten verstehen zu können. Gestischer Ausdruck beruht oftmals auf kulturellen Gegebenheiten, weshalb für deren Verstehen kulturelle Kenntnisse relevant sind.

Verstehen von Sprache ist demnach immer schon sowohl durch sprachliche Kenntnisse als auch durch kulturelles Wissen bedingt. Es reicht also nicht aus alleine die sprachlichen Ausdrücke zu kennen, sondern sind auch deren kulturelle Eingebundenheit mitzudenken. In diesem Zusammenhang spricht man häufig von der Horizontgebundenheit des Verstehens (vgl. Wimmer 1978, 179). Damit ist gemeint, dass jede Person in ihren kulturellen Horizont eingebunden ist und nur aufgrund dieser Horizontgebundenheit eine Interpretation der sprachlichen Zeichen und somit das Verstehen gelingen kann. Die sprachlichen Zeichen sowie deren Interpretation sind immer schon Teil der Kultur (vgl. Wimmer 1978, 178).

Diese kulturelle Komponente des Verstehens wirft natürlich die Frage nach der Möglichkeit des interkulturellen Verstehens auf. Wenn man davon ausgeht, dass der kulturelle Horizont bestimmend dafür ist, wie man interpretiert und somit auch dafür was man versteht, so geht daraus zweifelsohne hervor, dass um zu verstehen man den jeweiligen kulturellen Kontext einer Sprache kennen muss. Interkulturelles Verstehen würde demnach nach einem intimen Wissen mehrerer Kulturen verlangen. Ohne dieses Wissen würde der kulturelle Horizont eine klare Grenze des Verstehens konstituieren (vgl. Wimmer 1978, 179).

Ob die Horizontgebundenheit des Verstehens dem interkulturellen Verstehen im Wege steht oder ob diese überwunden werden kann, werde ich nun versuchen mit Merleau-Ponty und Arnason zu beantworten.

4. Zu Maurice Merleau-Ponty

4.1. Der Leib bei Maurice Merleau-Ponty

Der Leib wird von Merleau-Ponty nicht einfach als ein Gegenstand von vielen angesehen, sondern er ist vielmehr das „wodurch es Gegenstände überhaupt erst gibt“ (vgl. Merleau-Ponty 1966, 117). Der Leib stellt das Medium dar, „durch das mir der Raum und die Dinge gegeben sind“ (Keusch 2017, 446). Über den Leib lässt sich also bisher grob folgendes sagen: Der Leib ist ein sinnlich-empfindender Organismus, durch den es uns ermöglicht wird eine Welt zu haben und durch den die Gegenstände der Welt erst in die Existenz gebracht werden.

Der Leib ist in vielen Hinsichten als Medium beziehungsweise als Möglichkeitsbedingung verschiedener Phänomene anzusehen. Der Leib kann als Nexus aller Wahrnehmung, Handlung und Bedeutung verstanden werden (vgl. Kee 2018, 416).

Durch den Leib wird auch die Sprache ermöglicht und durch und mit dem Leib können wir dem Gesprochenen Bedeutung verleihen. Der Leib ist demnach ein „sinnlicher Operator von Bedeutsamkeit“ (Alloa, Fischer 2013, 4). Er ist jedoch nicht nur der Operator der Bedeutung, sondern er ist die Quelle aller Bedeutung und somit auch die Möglichkeitsbedingung allen Ausdrucks (vgl. Kee 2018, 418).

Des Weiteren ist es der Leib, welcher „selbst das Subjekt der Wahrnehmung ist“ (vgl. Merleau- Ponty 1966, 243). Die Welt wird mit und durch den Leib wahrgenommen (vgl. Stoller 2013, 105). Schlussendlich ist der Leib also das, was uns die Welt selbst überhaupt erst gibt. Der Leib ist „unser Mittel überhaupt, eine Welt zu haben“ (Merleau-Ponty 1966, 176). Somit ist er auch die Verwirklichung unserer Existenz (vgl. Stoller 1995, 50f). Dies alles vermag der Leib, weil er aus demselben Stoff ist wie die Welt (vgl. Rechter 20077, 32).

Ganz allgemein können wir festhalten, dass wir, sobald wir in der Welt sind, in dieser leiblich eingebunden sind, sie leiblich wahrnehmen und alle ihre Phänomene von uns leiblich erfahren werden. Sei es die Wahrnehmung, die Sprache oder das Denken - wir sind stets leiblich eingebunden und der Leib ist sowohl als Möglichkeitsbedingung als auch als Medium an all den Prozessen innerhalb dieser Phänomene beteiligt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Möglichkeit des interkulturellen Verstehens. Eine hermeneutische Perspektive auf die Interkulturalität bei Maurice Merleau-Ponty und Johann P. Arnason
Hochschule
Universität Wien  (Philosophie)
Veranstaltung
Die philosophischen Grundlagen der Civilizational Analysis
Note
1
Autor
Jahr
2021
Seiten
22
Katalognummer
V1149251
ISBN (eBook)
9783346536334
ISBN (Buch)
9783346536341
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Civilizational Analysis, Kultur, Interkulturalität, Interkulturell, Hermeneutik, Verstehen, Arnason, Merlau-Ponty, Philosophie, Sprachphilosophie, Interkulturelle Kommunikation, J.P. Arnason, interkulturelle Philosophie, Kommunikation, sprachliche Welten, Zivilisation
Arbeit zitieren
Katrin Simon (Autor:in), 2021, Die Möglichkeit des interkulturellen Verstehens. Eine hermeneutische Perspektive auf die Interkulturalität bei Maurice Merleau-Ponty und Johann P. Arnason, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1149251

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