Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Die Formen der häuslichen Gewalt gegen Frauen
Die Physische Gewalt
Die Psychische Gewalt
Die sexuelle Gewalt
Die soziale Gewalt
Die Folgen, denen betroffene Frauen unterliegen
Mögliche Ursachen von häuslicher Gewalt gegen Frauen
Das Problem der Loslösung
Die Täterberatung als Interventionsmöglichkeit
Die systemische Beratung in Frauenhäusern
Kritik an der systemischen Beratung im Kontext häuslicher Gewalt
Prinzipien der Beratung
Kinder im Kontext der häuslichen Gewalt
Die Körperliche Misshandlung
Die Vernachlässigung
Die seelische Misshandlung
Der sexuelle Missbrauch
Folgen für das Betroffene Kind
Beratungsmöglichkeiten für Betroffene Kinder und ihre Mütter
Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
Gewalt ist ein globales, weitläufiges Problem, welches in vielen Formen und Facetten daherkommt und in unserer Gesellschaft schon immer ein großes Problem darstellte und bedauerlicherweise immer noch darstellt. Auch Gewalttaten innerhalb der Familie sind ein großes Problem und keine Seltenheit, welche von den Betroffenen aus Angst oder Scham allerdings oftmals totgeschwiegen werden und leider auch heute noch ein großes Tabuthema darstellen. Die wenigsten schaffen es, sich aus ihrer brenzlichen Situation eigenständig zu befreien. Gerade Kinder sind ihrer Situation meist schutzlos ausgeliefert. Umso wichtiger ist es, dass es SozialarbeiterInnen gibt, die sich auf solche Fälle spezialisiert haben und den Opfern somit wichtige Hilfe leisten können, sich aus der Gewaltspirale zu befreien. An dieser Stelle ist es deshalb auch wichtig zu verstehen, wie genau SozialarbeiterInnen handeln, um die Betroffenen aus ihrer Situation zu helfen. Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich daher im Kontext der Beratung insbesondere mit der Frage, inwiefern SozialarbeiterInnen ihren Klienten aus ihrer brenzlichen Situation helfen können bzw. wie sie sie dabei unterstützen. Die erste Teil der Arbeit beschäftigt sich mit einem kurzen Forschungsüberblick über die Thematik der häuslichen Gewalt. Dem folgen die unterschiedlichen Formen der häuslichen Gewalt gegen Frauen sowie den Folgen daraus, denen die Frauen unterliegen. Anschließend folgen mögliche Ursachen häuslicher Gewalt und das Problem der Loslösung aus ihr. Danach geht es um die Beratung der Täter, die systemische Beratung der Betroffenen in Frauenhäusern, die Kritik an der systemischen Beratung sowie auch um die allgemeinen Prinzipien der Beratung für Frauen. Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich anschließend mit Kindern als Opfer häuslicher Gewalt sowie den unterschiedlichen Formen der Gewalt gegen sie. Abschließend geht es dann um die Folgen für die Betroffenen Kinder und die Beratungsmöglichkeiten, welchen ein zusammenfassendes Fazit folgt.
Die Thematik der häuslichen Gewalt wurde bereits vielfach erforscht und dementsprechend existiert auch eine breite Anzahl an Forschungsliteratur bzw. an Forschungsständen. Im folgenden soll auf einige von ihnen eingegangen werden. Insbesondere zu Kindern, die Gewalt in der Familie an sich oder aber an einem anderen Familienmitglied miterleben mussten, gibt es vielfache Studien. So beschreiben die beiden Autorinnen Cordula Winkels und Christine Nawrath in ihrem Werk „Kinder in Frauenhäusern : eine empirische Untersuchung in Nordrhein-Westfalen“, dass Gewalt gerade für Kinder einen erheblichen negativen Einfluss auf deren nachfolgende Entwicklung hat (vgl. Winkels & Nawrath 1990, S. 57). Diesem Ergebnis folgt beispielsweise ebenso der Diplom Psychologe Dr. Heinz Kindler, welcher in seiner Untersuchung zu der Thematik folgendes schildert : „Insgesamt liegt derzeit (..) eine Anzahl aussagekräftiger Belege für eine tatsächlich ursächliche und erheblich Belastungswirkung des Miterlebens häuslicher Gewalt auf den psychosozialen Entwicklungsverlauf von Kindern vor“ (Kindler 2005, S.19). So kann bei Kindern, die Gewalt an sich durch eine nahestehende Person wie beispielsweise ihren Vater oder Mutter erleben, eine permanente Bindungsangst entstehen ( vgl. Brisch 2006, S. 114).
Neben Kindern als häufige Opfer häuslicher Gewalt, stellen Frauen eine nicht weniger große Gruppe der Betroffenen dar. Auch zu den Auswirkungen von häuslicher Gewalt auf Erwachsene, in diesem Fall Frauen, gibt es viele Studien und Ergebnisse. So sind direkte und indirekte Folgen zu unterscheiden. Zu den direkten zählen insbesondere körperliche Verletzungen jeglicher Art sowie im schlimmsten Falle sogar Todschlag. Die indirekten Folgen sind jene, die psychosomatisch einzuordnen sind. Dazu zählen beispielsweise chronische Beschwerden wie Schlafstörungen, Angstzustände bis hin zu selbstverletzendem Verhalten (vgl. Leske & Budrich 2008, S. 51).
Die Formen der häuslichen Gewalt gegen Frauen
Auch wenn sich ein Jeder von uns etwas unter dem Begriff „Gewalt“ vorstellen kann, so ist dieser Begriff sehr weitläufig und hat dementsprechend viele Ausprägungen. So wird zwischen Physischer, sexueller, psychischer sowie auch sozialer Gewalt unterschieden (vgl. Aeberhard & Frei 2015, S. 25). Auch gibt es Verständnis Unterschiede unter diesen Ausprägungen, was beispielsweise Kinder und Frauen angeht.
Die Physische Gewalt
Durch Physische Gewalt werden Betroffene Frauen häufig schwer verletzt, was oftmals auch zu vielen bleibenden Schäden wie Narben führt. Durch diese bleibenden Schäden verspürt der Täter ein Gefühl der Genugtuung und der Macht über sein Opfer. Die Gründe für diese körperlichen Übergriffe sind nicht selten Eifersucht in der Beziehung sowie ein damit verbundener krankhafter Kontrollzwang (vgl. Lehner-Hartmann 2002, S. 22ff.). Des Weiteren ergibt sich nicht selten der Zustand, dass Frauen von ihren Peinigern absichtlich an Stellen des Körpers misshandelt werden, an denen es Außenstehende nicht direkt erkennen. Dazu zählen beispielsweise Tritte in den Bauch oder das ziehen an den Haaren (vgl. Ueckerroth 2016, S. 23).
Die Psychische Gewalt
Auch die Psychische Gewalt übt einen enormen Druck auf die Betroffenen aus. Um diese Form der Gewalt zu definieren, kann folgendes Szenario als Beispiel dienen: „Wenn ich ihm vorwarf, er würde fremdgehen, zerrte mich mein Mann in die Toilette, warf mich auf den Boden und sagte: „ich werd´s dir zeigen, was du für mich bist!“ und dann urinierte er auf mich drauf“ (vgl. Hirigoyen 2006, S. 33). Anhand dieses Szenarios erkennt man, dass vor allem Demütigungen zur psychischen Gewalt gehören. Allerdings zählen auch Drohungen dazu, beispielsweise etwas zu tun, was das Opfer keinesfalls wollen würde. Dies versetzt die Betroffenen in Permanente Angstzustände, aus der sie sich selbst selten befreien können (vgl. Lehner-Hartmann 2002, S.52 ff.).
Die sexuelle Gewalt
Die sexuelle oder auch sexualisierte Gewalt an Frauen beinhaltet ebenso auch die psychische Gewalt. Das bedeutet, dass Frauen psychisch dazu gedrängt werden, sexuelle Handlungen auszuführen. Dies wiederum geschieht nicht selten durch Drohungen oder Bloßstellungen. Es ist eine art der Erpressung seitens des Täters, um das zu bekommen, was er fordert. So wird die Zwangsprostitution ebenso als sexualisierte Gewalt angesehen. Auch Vergewaltigungen sowie Nötigung zählen dementsprechend dazu (vgl. Hirigoyen 2006, S. 42ff.). Das erschreckende an dieser Form der Gewalt ist, dass sie bis vor kurzem noch ein Tabuthema darstellte und es dementsprechend keine öffentliche Darstellung gab. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Frauen vor den Frauenrechten ihre „ehelichen pflichten“ zu erfüllen hatten, sich deshalb nicht wehren konnten und es somit niemals als Gewalttat in die Öffentlichkeit trat (vgl. Lehner-Hartmann 2002, S. 56ff.).
Die soziale Gewalt
Im Grunde genommen hat auch diese Form der Gewalt gewisse Elemente der Psychischen Gewalt in sich. Es handelt sich dabei um eine gezielte Abschottung des Opfers von den Angehörigen oder den Freundeskreis. Dadurch wollen Täter eine vollkommene Abhängigkeit ihrer Opfer auf sozialer und emotionaler Art erreichen, um sie so an sich zu binden und sie so noch gezielter kontrollieren zu können. Auch hier ist das Schlüsselwort die Macht, denn all das erzielt Macht über eine Person zu haben, was für die Täter befriedigend ist (vgl. Hirigoyen 2006, S. 28f.).
Die Folgen, denen betroffene Frauen unterliegen
Nachdem die Formen der Gewalt an Frauen oben bereits beschrieben worden sind, kann man sich vorstellen, welchem Druck die Frauen ausgesetzt sind. Es ist selbsterklärend, dass diese Formen der Gewalt sie nicht nur physisch an den Rand bringen sondern vor allem psychisch. So liegt für sie eine besonders hohe Gefährdung vor, an Depressionen zu erkranken die schlimmstenfalls bis zum Suizid führen können. Frauen die sich aus gewaltvollen Verhältnissen befreien konnten, weisen oftmals eine Traumatisierung oder dissoziative Störungen auf, welche sie allein niemals bewältigen könnten. Auch ist ihr Selbstwertgefühl am Boden uns sie fühlen sich als Mensch erniedrigt. Die körperlichen Verletzungen sowie dadurch entstandene Narben jeglicher Art, die traumatische Erinnerungen hervorrufen, tun ihr übriges (vgl. Steingen 2019, S. 30f.).
Mögliche Ursachen von häuslicher Gewalt gegen Frauen
Auch wenn es keinen Grund geschweige denn eine Rechtfertigung geben sollte, jemandem zu schaden oder ihn zu verletzen, so gibt es durchaus Faktoren, die das Gewaltrisiko deutlich erhöhen. Eines dieser Risiken ist vor allem das Geschlecht bzw. veraltete Geschlechterrollen und Stereotypen. Viele Männer haben noch das alte, strenge und eigentlich längst vergangene Bild und Muster vor Augen, in denen Frauen keine bis kaum eigene Rechte oder Selbstbestimmung in der Gesellschaft sowie natürlich auch in der Ehe oder in der Beziehung hatten. Sie sehen sich als höher gestellt und fühlen sich von ihren Partnerinnen womöglich bevormundet, wenn sie ihre Meinung kundtun. Solche Männer haben ein hohes Risiko, Gewalt an ihrer Partnerin auszuüben um das eigene Selbstwertgefühl zu stärken und die eigene Dominanz auszuleben. Auch kulturelle Unterschiede sind ein mögliches Risiko. In vielen Kulturen sind Frauen generell gesellschaftlich eher untergeordnet und das selbe gilt auch gegenüber ihren Partnern (vgl. Steingen 2019, S. 43f.). Bei diversen Täteruntersuchungen wurde ebenso festgestellt, dass Täter entweder Störungen der Persönlichkeit - oder aber unter anderem psychologischen Problemen wie Depressionen ausgesetzt sind. Es kann die eigene schwere Kindheit sein, oder aber beispielsweise Verluste im Leben, die das Risiko zur Gewalt zu neigen deutlich erhöhen. Eine ständige Angespanntheit sowie chronischer Stress führen dazu, dass Betroffene schon bei kleinsten Auseinandersetzungen mit gewaltvollem Verhalten reagieren. Auch der Konsum von Suchtmitteln wie Drogen oder Alkohol kann zu Aggressionen führen und das Risiko, zu gewaltvollem handeln zu neigen, somit drastisch maximieren. Steinge macht in ihrem Buch deutlich, dass zwischen Taten aus unkontrollierten Emotionen heraus und denen mit kontrollierten, deutlichst unterschieden werden muss. Auf ersteres wurde oben bereits eingegangen. Täter, die bewusst und kontrolliert Gewalt ausüben, weisen Dissozialität in hohem Maße auf. Das bedeutet sie sind von Grund auf Antisozial eingestellt und wenig bis gar nicht empathisch. Viele von ihnen beginnen bereits im Kindesalter ihre ersten Straftaten. Ein großer Anteil der Männer, die häusliche Gewalt ausüben, können laut Steinge diesem Tätertypus zugeordnet werden. Es ist in diesem Falle keine Affektreaktion, sondern eine Tat, die sich nicht nur ein einziges mal ereignet (vgl. Steinge, 2019 S. 61ff.).
Das Problem der Loslösung
Insgeheim fragt man sich, weshalb es den Betroffenen so schwer fällt, ihre Peiniger zu verlassen. Für viele Menschen, die diese Formen der Gewalt noch nie an sich erlebt haben und ihr noch nie ausgesetzt waren, ist dies wahrscheinlich die größte Frage. Sie ist einfach aber ebenso auch schwer zu erklären. In die exakte Gedankenwelt kann man sich als nicht Betroffener nur sehr schwer hineinversetzen. Doch, wie bereits geschildert, sind die Frauen einem enormen, dauerhaften psychischen Stress und Druck ausgesetzt. Man kann sich an dieser Stelle deshalb sehr wohl vorstellen, was das mit einem machen kann. Immerhin ist es bekannt, dass Stress krank macht. Wenn dieser Stress allerdings dauerhafter Natur ist und es neben dem Stress noch andere negative Einflüsse gibt, die auf eine Person einwirken, so ist es wenig verwunderlich, dass Betroffenen schlichtweg die Kraft fehlt, sich aus gegebenen Verhältnissen zu befreien. Wie bereits beschrieben, ist es genau das Ziel des Täters, sein Opfer emotional von ihm abhängig zu machen. Bedauerlicherweise gelingt dies und das Opfer ist auf allen Ebenen abhängig und gehörig. Man kann es mit einer Art der Gehirnwäsche vergleichen. Den Betroffenen werden jegliche Selbstbestimmungen genommen, sie fühlen sich minderwertig. Durch psychische Gewalt kann die Persönlichkeit langanhaltend negativ beeinflusst und auch verändert werden. Dazu kommt die Unsicherheit und anhaltende Ängste, dass niemand einem glauben würde, würde man die Geschehnisse jemandem anvertrauen. Auch die Abhängigkeit aus finanzieller Sicht, zwingt die Betroffenen oftmals dazu, bei ihren Peinigern zu bleiben. Das Gefühl der eigenen Schuld sowie auch Angst vor Konsequenzen durch den Täter sind weitere Gründe, niemandem von ihrem stillen Leid zu berichten (vgl. Steingen 2019, S. 31ff.).
Die Täterberatung als Interventionsmöglichkeit
Es gibt durchaus einige Beratungsstellen, an die sich auch Täter wenden können. Dazu gehört vor allem die Täterberatung, bei der es an erster Stelle darum geht, zukünftigem gewaltvollem Handeln vorzubeugen. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass nur die wenigsten Männer aus eigenen Stücken bereit sind, sich an Täterberatungsstellen zu wenden. Viel mehr ist es der Druck des sozialen Umfeldes, oder aber der Druck von der Partnerin. In den meisten Fällen versuchen Täter ihr Verhalten zu normalisieren und beispielsweise Schamgefühle oder Reue nicht allzu nah an sich heranzulassen (vgl. Mayer 2007, S. 75f.). In Deutschland wurde im Jahre 1984 die erste Beratungsstelle für gewalttätige Männer errichtet, welches ebenso als Vorbild für viele weitere diente. Ein gutes Beispiel für weitere Täterberatungsstellen für Männer ist jene in Zürich, welche außerdem auch die erste ihrer Art in der Schweiz war. Diese Beratungsstelle ist nicht nur für Männer, die bereits gewalttätig geworden sind – sondern vor allem auch jene, die fürchten es erst noch zu werden. Das Angebot bei dieser Beratungsform ist breit gefächert. So gibt es ein freiwilliges Angebot, welche beispielsweise Einzelberatungen mit den Betroffenen führen wobei auch Gruppensitzungen durchaus existent sind. Ein weiteres Angebot, welches allerdings nicht freiwillig sondern von der Justiz verordnet ist, stellt beispielsweise ein bestimmtes Trainingsprogramm dar, bei dem es um Betroffene geht, die bereits Verurteilt sind. Auch bei diesem Angebot geht es um Einzel- oder Gruppenberatungen sowie verschiedene Trainingsprogramme, die darauf abzielen, das Verhalten und die Einstellung gegenüber gewaltvollem handeln nachhaltig zu verändern und im besten Falle abzulegen (vgl. Decurtins & Huwiler 2007, S. 83f.).
Die systemische Beratung in Frauenhäusern
Bei einer systemischen Beratung wird vor allem das soziale Umfeld des Betroffenen in die Beratung miteinbezogen. Das besondere ist hierbei, dass die systemische Beratung auch stattfinden kann, wenn die Personen aus dem sozialen Umfeld des Betroffenen nicht direkt anwesend sind. Dieser Zustand ist besonderen Methodiken zu verdanken, die dies ermöglichen (vgl. Schwing & Fryszer 2016, S. 11). Bei der Beratung in Frauenhäusern, geht es anders als bei der Täterberatung darum, mit den Opfern über ihre Situation zu sprechen und Hilfe zu leisten. Es ist daher meist eine Einzelberatung, kann unter Umständen aber auch mit dem gewalttätigen Partner vollzogen werden, was vermutlich auch vorzuziehen wäre. Dabei ist es allerdings außerordentlich wichtig, dass der gewalttätige Partner seine Fehler einsieht und seiner Partnerin keinerlei Schuld zuweist oder Vorwürfe macht. Da dies eher selten ist, findet die systemische Beratung in Frauenhäusern meist als Einzelberatung statt. Viele der gewalttätigen Partner wissen noch nicht einmal, dass ihre Partnerin sich an eine Beratungsstelle wendet (vgl. Antunes-Alves & De Stefano 2014, S. 66). Es existieren drei Beratungssituationen, die jeweils unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen, dabei wird zwischen der begleitenden, der nahfolgenden sowie der Krisenintervention unterschieden. Die begleitende Beratung meint regelmäßige Gespräche mit der Beraterin. Die Betroffenen sollen hierbei vor allem sozial sowie emotional unterstützt und auf dieser Ebene auch gestärkt werden. Die Betroffene soll eigene Schwierigkeiten anerkennen und eigene Ressourcen erkennen. Ziel ist es auch, die individuelle Lebensgeschichte zu erschließen und somit wichtige zusammenhänge herauszufinden um der Betroffenen optimal helfen und sie unterstützen zu können. Die Krisenintervention hingegen stellt oftmals den Erstkontakt zur Beratungsstelle dar. Durch die Gewalterfahrungen, sucht die Betroffene erstmals eine Beratungsstelle auf und dies kann daher als Krisenintervention angesehen werden. Vordergründig geht es hier deshalb immer darum, die Situation, in der sich die Betroffene befindet, zu verstehen und Beruhigung zu leisten. Durch das Frauenhaus wird äußere Sicherheit gewährleistet und auch soziale sowie emotionale Sicherheit soll durch Empathie seitens der beratenden Person hergestellt werden. Dadurch soll vor allem eine chronische psychische Krise vermieden werden. Die dritte Beratungssituation stellt die nachfolgende bzw. nachgehende Beratung dar. Die Betroffenen sollen wieder einer unabhängigen Lebensform nachgehen, außerhalb des Frauenhauses. Sie sollen lernen, wieder am normalen Leben teilzunehmen, ohne dabei in alte Muster zu verfallen. Dies bedarf allerdings Unterstützung, weshalb auch bei diesem Schritt tatkräftig von Frauenhausmitarbeiterinnen beraten und somit unterstützt werden (vgl. Großmaß 2005, S. 5ff.). Beratende in diesem Bereich müssen auf vieles achten. So ist es besonders wichtig, dass sie Kenntnisse in der Typologie von Tätern sowie auch von Opfern besitzen und wissen, welche Risikofaktoren es für beide Seiten gibt. Sie müssen nicht nur empathisch sein, sondern müssen genauso ein breites Verständnis dafür haben, dass eine große Anzahl der Opfer, auch nach der Beratung in alte Muster rutschen können und die Beratung deshalb, je nach Dauer der Gewalterfahrungen, unterschiedlich lang dauern kann, bis sich erste Erfolge zeigen. Das aufbauen von Vertrauen ist ebenso eines der Schlüssel, um erfolgreich beraten zu können, da viele Opfer von Gewalt Probleme damit haben, anderen Menschen zu vertrauen. Viele der Betroffenen haben ein ambivalentes Verhältnis zu den Tätern. So wollen sie diese meist schützen und leugnen die Gewalttaten, die ihnen widerfahren sind. Auch dies muss die Beratende Person erkennen und dementsprechend handeln (vgl. Belardi 2005, 51ff.).
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