USA und Europa im Vergleich: Banken- vs. kapitalmarktdominierte Finanzsysteme


Seminar Paper, 2002

12 Pages, Grade: 2


Excerpt


INHALT

1. Einleitung

2. Beispiele unterschiedlicher Finanzsysteme
2.1 Bankendominierte Systeme Europas am Beispiel Deutschland
2.2 Finanzmarktdominierte Systeme am Beispiel der USA

3. Wohlfahrts- und Allokationswirkungen der Systeme.
3.1 Die Haushalte
3.2 Die Unternehmen.

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis...

1. Einleitung

Die Untersuchung verschiedener Finanzsysteme, die sich im Laufe der Geschichte herausgebildet haben, ist seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und der ffnung osteuropi- scher, ehemals sozialistischer Staaten verstrkt in den Vordergrund der wirtschafts- und poli- tikwissenschaftlichen Forschung gerckt. Die Transformationskonomien Osteuropas stehen vor der Entscheidung, welches Finanzsystem mitsamt seinen Ausprgungen und Rahmenbe- dingungen sie implementieren sollten. In dieser Arbeit sollen daher die beiden Extremflle der Finanzsystemausprgungen rein bankendominierte und rein kapitalmarktdominierte Syste- me an Hand zweier ausgewhlter Lnderbeispiele vorgestellt und hinsichtlich ihrer Alloka- tions- und Wohlfahrtswirkungen untersucht werden. In der Realitt finden sich in der Regel Mischsysteme aus beiden Extremen, denn es wird natrlich versucht, das Beste aus allen Mglichkeiten zu kombinieren und so ein berragendes System zu erschaffen.

Im folgenden Abschnitt werden zunchst ein bankendominiertes und ein kapitalmarkt- dominiertes Finanzsystem an den Beispielen der Lnder Bundesrepublik Deutschland und Vereinigte Staaten von Amerika vorgestellt und dabei die wichtigsten Unterschiede und Ge- meinsamkeiten herausgearbeitet.

Daran anschlieend erfolgt dann eine Betrachtung der Allokations- und Wohlfahrts- probleme der beiden Systeme. Im Vordergrund stehen dabei Informationsprobleme, die in verschiedenen Formen sowohl Haushalte als auch Unternehmen betreffen.

In der Zusammenfassung schlielich folgen weitere beachtenswerte Aspekte, die aus dem Systemvergleich resultieren, jedoch den Umfang dieser Arbeit sprengen wrden.

2. Beispiele unterschiedlicher Finanzsysteme

In diesem Abschnitt werden die beiden grundstzlich verschiedenen Ausprgungen der bankendominierten Finanzsysteme Kontinentaleuropas mit den finanzmarktdominierten Systemen des anglo-amerikanischen Kulturkreises verglichen. Stellvertretend fr die beiden Systeme werden die Bundesrepublik Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika herangezogen. Diese beiden Volkswirtschaften reprsentieren die Finanzsystemausprgungen

verhltnismig extrem: whrend in Deutschland seit Jahrzehnten den Banken die berragen- de Rolle zukommt, spielen diese in den USA nur eine dem Kapitalmarkt untergeordnete Rol- le.

2.1 Bankendominierte Systeme Europas am Beispiel Deutschland

Vor allem in Kontinentaleuropa hat sich im Laufe der Zeit ein Finanzsystem entwi- ckelt, welches stark von Banken (und speziell in Deutschland den regionalen Sparkassen und zahlreichen Genossenschaftsbanken) dominiert wird und daher in der Literatur hufig auch als zentralisiertes System aufgefhrt ist. Besonders in der Bundesrepublik Deutschland ha- ben sich Banken als die wichtigsten Intermedire sowohl fr Geschfts- als auch fr Privat- kunden etabliert.

Deutschland verfgt ber eine sehr hohe Dichte an Bankniederlassungen, laut der

Bankenstatistik des Bundesverbandes deutscher Banken aus dem Jahr 2000 betrgt sie1.330 Einwohner je Filiale, ein im europischen Vergleich sehr hoher Wert.1 Dieser Umstand er- mglicht es den Banken und Sparkassen, einen sehr engen Kontakt zu ihre Kunden aufzubau- en, der fr die Institute von groer Bedeutung ist: in Deutschland herrscht das sog. Haus- bankprinzip2 vor. Dieses Prinzip besagt, dass die Kunden eines Kreditinstituts alle Geld oder Vermgen betreffenden Produkte und Dienstleistungen aus einer Hand erhalten sollen, vom tglichen Zahlungsverkehr ber Anlage- und Vorsorgeprodukte bis hin zu Darlehen und Kre- diten sowie Versicherungsleistungen.

Dieses Universalbankprinzip weicht seit einigen Jahren sprbar auf.3 Seitdem durch

gesetzgeberische Manahmen in den 1990er Jahren4 und die Brsengnge groer, ehemaliger Staatsunternehmen (Deutsche Telekom, Deutsche Post, Lufthansa usw.) immer mehr Brger ihre Vermgens- und Vorsorgeaufwendungen in renditestarke Wertpapiere investieren, ge- winnen Alternativen zu den Sparbchern und Festgeldern der Banken stets an Bedeutung und damit setzte auch eine Flucht zahlreicher Privatinvestoren ein, die sich Direktbanken und brokern und unabhngigen Vermgensberatern anvertrauten. Nach einer Verffentli-

chung des Deutschens Aktieninstituts (2002) hat sich beispielsweise allein die Zahl der Akti- onre und Fondsbesitzer in Deutschland im Zeitraum 1997 2001 auf 12.853.000 mehr als verdoppelt, was gemessen an der Zahl der privaten Haushalte einem Anteil von etwa 30% entspricht.

Neben der Neuverteilung der Marktanteile im Geldverwaltungsbereich gehen mit hheren Renditen vor allem auch hhere individuelle finanzielle Freiheiten einher, die fr eine gesamte Volkswirtschaft als kumulierte Zahl aller Individuen betrachtet zu einer erheb- lichen Wohlfahrtssteigerung fhren.

Eine genauere konomische Betrachtung des Bankensektors in der Bundesrepublik zeigt, dass nur die sog. Privatbanken (Deutsche Bank, Dresdner Bank, Commerzbank, Hypo- vereinsbank usw.), ihre Geschfte seit jeher strikt am Gewinnmaximierungsprinzip ausrich- ten. Sparkassen und Volksbanken wurden ursprnglich gegrndet, um einerseits auch weniger vermgenden Brgern Kredite zu gewhren (und der Staat als Kreditsicherungsinstitution einsprang) und andererseits ffentliche Investitionen zu begleiten bzw. zu finanzieren; nichts- destotrotz sind sie mehr und mehr einer gewissen Konkurrenz ausgesetzt und ebenfalls an- gehalten, profitabel zu wirtschaften.

Besonders die nicht-ffentlichen Banken arbeiten seit Jahrzehnten mit (groen) Unter- nehmen zusammen, was nicht selten auch zu einer engen Kapitalverflechtung fhrte. Private Investoren hatten es daher ber einen langen Zeitraum hinweg sehr schwer, an unternehmens- bezogene Informationen zu gelangen. Banken als Instanzen, die zwischen Investoren und Un- ternehmen standen, waren durchaus geneigt, Privatvermgen den betreuten Firmen zur Ver- fgung zu stellen; auf der anderen Seite jedoch blockierten sie massiv den Informationsfluss Unternehmen Investor. Die bereits erwhnten gesetzgeberischen Manahmen der Bundes- regierungen lsten u.a. auch diese Informationsasymmetrie zu Gunsten der Individuen nach und nach auf, was sich ebenfalls positiv auf die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt auswirkte. Darber hinaus kommt der engen Kapitalverflechtung (die nicht selten auch eine personelle Verflechtung mit sich brachte) eine zweite wichtige Eigenschaft zu: das Risikomanagement der Banken und Unternehmen konnte nicht ber die verschiedenen Instrumente des Kapital- markts gewhrleistet werden (vgl. nchster Abschnitt). Vielmehr forderten die Banken z.B. bei der Gewhrung von Krediten eine Beteiligung am Unternehmen als Sicherheit; fr die Unternehmen boten sich keine anderen Absicherungsmglichkeiten als die von den Banken geforderte Beteiligung einzugehen.

[...]


1 Der europische Durchschnittswert betrgt 1.610 Einwohner je Filiale, die Spannweite reicht von 1.000 Ein- wohner/Filiale in Spanien bis hin zu ber 4.000 Einwohner/Filiale in Griechenland.

2 In Fachzeitschriften wird hufig auch der Begriff Universalbank verwendet.

3 Eine einfhrende Diskussion in die Problematik des deutschen Bankenwesens findet sich z.B. in Pfeiffer (2002).

4 Besonders die Finanzmarktfrderungsgesetze seien hier erwhnt.

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Details

Title
USA und Europa im Vergleich: Banken- vs. kapitalmarktdominierte Finanzsysteme
College
Free University of Berlin  (Wirtschaftspolitik)
Course
Europäische Kapitalmärkte im Wandel: Theorie und Empirie
Grade
2
Author
Year
2002
Pages
12
Catalog Number
V11494
ISBN (eBook)
9783638176415
File size
474 KB
Language
German
Keywords
Europa, Vergleich, Banken-, Finanzsysteme, Europäische, Kapitalmärkte, Wandel, Theorie, Empirie
Quote paper
Matthias Heilmann (Author), 2002, USA und Europa im Vergleich: Banken- vs. kapitalmarktdominierte Finanzsysteme, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11494

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