Demenz. Ein Krankheitsbild als Herausforderung für die sozialpädagogische Betreuung in Einrichtungen der stationären Altenhilfe


Diploma Thesis, 2008

85 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Motivation und Ziel der Arbeit
1.2 Aufbau der Arbeit

2 Grundlagen
2.1 Demenz
2.2 Unterschiedliche stationäre Einrichtungen
2.3 Soziale Arbeit
2.4 Demographischer Wandel in Deutschland

3 Demenz
3.1 Formen von Demenz
3.1.1 Demenz vom Alzheimer Typ
3.1.2 Irreversible Demenzen
3.1.3 Reversible Demenzen
3.2 Klassifikation von Demenzen
3.2.1 Primäre Demenzen
3.2.2 Sekundäre Demenzen
3.3 Hergang und Schweregrad von Demenz
3.3.1 Leichte Demenz
3.3.2 Mittelschwere Demenz
3.3.3 Schwere Demenz
3.4 Epidemiologie – Prävalenz und Inzidenz demenzieller Erkrankungen
3.5 Diagnose Demenz
3.5.1 ICD-10 und DSM IV
3.5.2 Präsentation symptomdiagnostischer Screeningverfahren zur Einordnung einer Demenz
3.5.2.1 Der Mini-Mental-Status-Test
3.5.2.2 Der Uhrenzeichentest
3.5.2.3 Der DemTect
3.6 Spezifische Verhaltensweisen dementer Menschen

4 Recht, Gesetz und finanzielle Unterstützung in Hinblick auf die soziale Sicherung der Menschenwürde.
4.1 Übertragung der Entscheidungsfähigkeit
4.2 Gesetzliche Betreuung
4.3 Leistungen der Pflegeversicherung und andere finanzielle . Hilfen
4.3.1 Rechtliche Angelegenheiten
4.4 Aufsichtspflicht und Haftung

5 Anregungen für sozialpädagogische Handlungsfelder sowie Betreuungsmöglichkeiten und Freiraumgestaltung bei der Arbeit mit dementen Menschen in Einrichtungen der Altenhilfe
5.1 Die Maslowsche Bedürfnispyramide
5.2 Lerntheoretische Handlungsansätze
5.2.1 Biographiearbeit
5.2.2 Das Realitätsorientierungstraining
5.2.3 Selbsterhaltungstherapie
5.2.4 Geborgenheit als Therapie
5.3 Der verstehende Umgang mit dementen Menschen – Betreuungskonzepte
5.3.1 Validation
5.3.2 Integrative Validation
5.3.3 Milieutherapie
5.3.3.1 Gartenkonzept
5.3.3.2 Tiergestützte Therapie
5.3.4 Klientenzentrierte Gesprächsführung
5.3.5 Begleitende Angebote in der Betreuung Demenzerkrankter in Einrichtungen der Altenhilfe
5.3.5.1 Ergotherapie
5.3.5.2 Musikund Maltherapie
5.3.5.3 Gedächtnistrainingund spiele
5.3.5.4 Snoezelen
5.3.5.5 Basale Stimulation
5.4 Ziele und Aufgaben der sozialen Arbeit in der Betreuung dementer Menschen

6 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Bevölkerungsentwicklung in Deutschland

Abb. 2: Häufigkeit der Demenz bezogen auf unterschiedliche Altersklassen

Abb. 3: Übersicht zur Häufigkeitsverteilung der verschiedenen Demenztypen 1998

Abb. 4: Mini-Mental-Status-Test

Abb. 5: Drei Beispiele für einen pathologischen Uhrenzeichentest

Abb. 6: Stufen der Pflegebedürftigkeit in Abhängigkeit der erforderlichen Hilfen

Abb. 7: Leistungen der Pflegeversicherung im Überblick

Abb. 8: Die Maslowsche Bedürfnispyramide

Abb. 9: Die 10 Grundsätze und Werte der Validation

Abb. 10: Tiergestützte Therapie

Abb. 11: Demenzpflege

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Leistungen der Pflegeversicherung

Tab. 2: Die Identität von Alzheimer-Kranken

Tab. 3: Bezugspunkte für milieutherapeutische Maßnahmen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Motivation und Ziel der Arbeit

Aufgrund der demographischen Veränderung werden psychische Erkrankungen im Alter zunehmen. In der Bundesrepublik Deutschland sind ca. 13 Millionen Menschen über 65 Jahre alt. Von diesen Menschen leiden etwa 2,5 Millionen an psychischen Erkrankungen. Die häufigsten Erkrankungen sind Demenzen, Depressionen und Ängste.1 Aktuell leiden 1,2 Millionen Menschen an einer Demenzerkrankung. Nicht zuletzt aufgrund der demographischen Entwicklung und einer Zunahme an hochaltrigen Menschen, wodurch mit dem Lebensalter die Wahrscheinlichkeit steigt, an einer Demenz zu erkranken, gewinnt die Sozialarbeit in der Arbeit mit alten kranken Menschen zunehmend an Bedeutung. Eine große Herausforderung des neuen Jahrtausends wird es für die Sozialarbeit sein, für die immer größer werdende Gruppe demenzkranker Menschen eine adäquate, professionelle und menschenwürdige Pflege mit individuellen Betreuungskonzepten zu gewährleisten. Dabei gab es in der Vergangenheit erst spät eine sozialwissenschaftliche Erforschung des Alters und entsprechende Empirien. Die Altenpflege war medizinischen und pflegerischen Berufen vorbehalten.2

Die Demenz wird derzeit immer noch als eine rein organische Störung angesehen, „bei der man nichts mehr machen kann“. Dabei wirken sich vielfältige Dienstleistungsmöglichkeiten positiv auf die Lebensqualität von Menschen mit Demenz aus. Wissenschaftliche Forschungen des Kuratoriums deutsche Altenhilfe belegen, dass der Verlauf einer Demenzerkrankung nicht nur von organischen, sondern auch von psychischen und sozialen Faktoren abhängig ist.

„Wer dement ist, der kann nichts mehr“, ist eine übliche pauschalisierte Voreingenommenheit. Menschen, die unter einer Demenz leiden, werden von anderen oft als schwerstbeeinträchtigte, leidende und hilfsbedürftige Personen wahrgenommen. Familienangehörigen sehen in ihnen teilweise „das große Unglück“, die Gesellschaft ein finanzielles Desaster. Selten werden die einzelnen Demenzformen differenziert und zwischen den vielfältigen, sehr unterschiedlichen Schwankungsbreiten dieser Erkrankung unterschieden. Das Umfeld der Erkrankten tut aus Unwissenheit und Ungeduld meist vieles dafür, dass die Kranken noch kränker werden und die Behinderung möglichst rasch fortschreitet, anstatt die Erkrankung zu verzögern. Es bleibt starr, reizlos und unüberschaubar, so dass Menschen, die mit ihrer Orientierung und ihrem Selbstbild vermehrt Schwierigkeiten aufweisen, noch einsamer, abhängiger und hilfloser werden als dies aufgrund des Beschwerdebildes eintreten würde. So bedarf es noch größerer Anstrengungen, damit ein alter Mensch mit einer Demenzerkrankung als gesunder Mensch wahrgenommen wird und nicht als Schwerkranker ohne eigenen Willen. Es ist wichtig, den Demenzkranken als Individuum anzusehen und seine Ressourcen zu fördern. Die Herausforderung des Krankheitsbildes Demenz liegt darin, „besondere und andere“ Wege zu finden, zu lernen, und diese neu zu beschreiten.

Diese „ besonderen und anderen Wege“ soll die folgende Arbeit darstellen, die sich mit speziellen konzeptionellen Rahmenbedingungen für die sozialpädagogische Betreuung von Demenzkranken beschäftigt. Explizit soll diese Arbeit sich mit der Thematik auseinandersetzen, welche Möglichkeiten Sozialarbeiter besitzen, um demenzkranke Menschen zu unterstützen. Untersucht wird ebenso die Erforschung von sozialpädagogischen Handlungsfeldern und diversen Betreuungsmöglichkeiten von Sozialpädagogen, um einerseits die Krankheit Demenz zu retardieren und andererseits den dementen Menschen eine abwechslungsreiche und eine auf ihn abgestimmte Betreuung im vollen Umfang zu gewährleisten. Hierbei stellt sich die Frage, welche Ziele und Aufgaben die Sozialarbeit in der Betreuung mit dementen Menschen mit sich bringt und ob der Krankheitsverlauf mit Hilfe professioneller und adäquater sozialpädagogischer Betreuung verlangsamt werden kann. Ebenso wird die Notwendigkeit der Sozialen Arbeit in der Behandlung von Demenzerkrankungen analysiert. Des Weiteren wird in dieser Arbeit ein Überblick über die Möglichkeiten einer erlebnisund bedürfnisorientierten Betreuung von Demenzerkrankten im stationären Bereich gegeben, die über die elementaren Versorgungsmaßnahmen hinausgeht.

1.2 Aufbau der Arbeit

Nach der Darstellung der Motivation für das Thema, der Zielsetzung und des Aufbaus der Arbeit im ersten Kapitel werden in Kapitel zwei die begrifflichen Grundlagen zum Verständnis der Arbeit erläutert. Es erfolgen Begriffsklärungen von Demenz, unterschiedlichen stationären Einrichtungen, sozialer Arbeit und vom demographischen Wandel in Deutschland. Daraufhin wird im dritten Kapitel ein umfangreicher Einblick in das Krankheitsbild Demenz gegeben. Unterschiedliche Formen, die Klassifizierung sowie der Hergang und der Schweregrad der Krankheit werden angeführt. Des Weiteren folgen aktuelle Screeningverfahren zur Einordnung einer Demenz und der speziellen Verhaltensweisen Demenzerkrankter. Alsdann soll im vierten Kapitel ein Überblick über die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen gegeben werden, der die Übertragung der Entscheidungsfähigkeit und Leistungen der Pflegeversicherung impliziert. Im Anschluss daran folgen im fünften Kapitel verschiedene lerntheoretische Handlungsansätze, mit denen diverse Betreuungskonzepte erforscht werden, um einen sicheren und verständnisvollen Umgang mit den Demenzkranken zu gewährleisten. Weiterhin werden begleitende Beschäftigungen angeführt, um intensiv und fördernd auf den Demenzkranken einzuwirken. Fortan werden die Bedeutung von Sozialarbeitern in der Arbeit mit alten kranken Menschen sowie die konkreten Aufgaben der sozialen Arbeit in der Betreuung mit Demenzkranken dargestellt. Im sechsten und letzten Kapitel der Arbeit wird eine Zusammenfassung gegeben.

Aus Gründen der Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen lediglich die maskuline Form benutzt. In der männlichen Sprachform sehe ich die weibliche Personen integriert.

2 Grundlagen

In diesem Kapitel wird eine Klärung der Begriffe Demenz, stationäre Einrichtungen, soziale Arbeit sowie demographischer Wandel durchgeführt, welche aus dem Thema dieser Arbeit hervorgehen.

2.1 Demenz

Der Terminus Demenz stammt aus dem Lateinischen und beinhaltet die beiden Wortteile de was mit weg von übersetzt werden kann und menz, was Geist bedeutet. Dementsprechend lautet die sinngemäße Übersetzung weg vom Geist.3 Kasten et al. beschreiben Demenz als Entgeistigung, Entvernünftigung und Entverständigung.4 Allerdings existiert in der Literatur keine eindeutige Begriffsbestimmung von Demenz. Die Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO scheint hierbei zweckentsprechend und lautet wie folgt5:

„Demenz ist eine erworbene globale (umfassende) Beeinträchtigung der höheren Hirnfunktion, einschließlich des Gedächtnisses, der Fähigkeit, Alltagsprobleme zu lösen, sensomotorischer und sozialer Fertigkeiten der Sprache und Kommunikation, sowie der Kontrolle emotionaler Reaktionen, ohne Bewusstseinsstörungen. Meist ist der Verlauf progredient (fortschreitend) und nicht notwendigerweise irreversibel (nicht umkehrbar).“6

Das Krankheitsbild einer Demenz zeigt sich durch den Verlust der intellektuellen Leistungsfähigkeit sowie des Gedächtnisses, Störungen im emotionalen Bereich und bei der Sprache und durch ein vermindertes Urteilsund Denkvermögen. Ein weiteres markantes Merkmal einer Demenz ist es, dass sich Gedächtnis und Intelligenz der Leidtragenden konstant verschlechtern, obwohl es vor der Erkrankung keine Einschränkungen gegeben hat.7

Die Betroffenen zeigen Defizite explizit im Rahmen der Aufnahme und Wiedergabe von neuen Informationen, im Gegensatz zu einst erlernten Abläufen oder vertrauten Angelegenheiten. Diese scheinen immer wieder abrufbar zu sein, verschwinden jedoch im weiteren Verlauf aus dem Langzeitgedächtnis. Weitere Auffälligkeiten der Demenz sind Störungen der Auffassungsgabe, eine Abnahme des Einfallsreichtums und einer Behinderung der Informationsverarbeitung. Durch die Störungen auf emotionaler Ebene sind Auffälligkeiten im Sozialverhalten und Unzulänglichkeiten der Motivation wahrnehmbar. Ebenso können Wesensveränderungen auftreten.8

2.2 Unterschiedliche stationäre Einrichtungen

Das Altenheim ist eine Wohneinrichtung zur Betreuung und Pflege alter Menschen. Jeder Altenheimbewohner besitzt ein Zimmer oder ein Kleinappartement mit eigenen Möbeln, einer Waschgelegenheit und einer Kochnische. Arbeiten wie Haushaltsführung und Zubereitung von Essen werden den Altenheimbewohner abgenommen. Es handelt sich bei den älteren Menschen meist nur um einen schwach ausgeprägten Hilfebedarf zur Bewerkstelligungen des täglichen Lebens und nicht um eine Pflegebedürftigkeit. In Altenheimen bestehen häufig ein Mangel sowie Missstände von Funktionsräumen, die für die Pflege von hoher Notwendigkeit sind. Unter anderem dadurch schwindet die Autonomie der Bewohner. Bei einer steigenden Hilfsbedürftigkeit, die sich in eine leichte Art der Pflegebedürftigkeit umformt, ist der Bewohner gezwungen das Altenheim zu verlassen. Die Expansion von Altenheimen stagniert und die derzeitig bestehenden Altenheime werden langsam in Pflegeheime oder Wohnheime umgewandelt.9

Ein Altenwohnheim ist für alte Menschen errichtet, die ihre Autonomie in einem gesicherten Bereich erhalten wollen. Die Wohnheime bestehen meist aus mehreren kleinen Wohnungen, die abschließbar sind und über eine Kochnische bzw. kleine Küche verfügen. Die Konzeption dieser Wohnheime ermöglicht die Verpflegung, Fürsorge und Versorgung. Allerdings ist der Umfang von Personal und Gemeinschaftsangeboten sehr gering.10

Das Altenpflegeheim ist eine der bedeutendsten Wohnformen, wenn alte Menschen nicht mehr in ihren normalen Wohnungen leben können. Durch den Bezug zur Pflegebedürftigkeit besitzt ein Altenpflegeheim wesentlich mehr Personal, das eine umfangreiche Pflege sowie Betreuung und Versorgung garantieren kann. Dies gilt besonders für chronisch kranke und pflegebedürftige alte Menschen, für die ein Altenpflegeheim eine intensivste Betreuung bietet. In den Pflegeheimen wird der Focus explizit auf eine gemeinschaftsfördernde räumliche Gestaltung bei Bau, Ausstattung und Personalbesetzung gerichtet. So sollen beispielsweise mehr Wohnräume und sekundäre Wohnbereiche erschaffen werden, damit beispielsweise soziale Kontakte auch auf den Korridoren stattfinden können. Mehr Einzelzimmer ermöglichen den Bewohnern mehr Privatsphäre und geben ihnen mehr Gelegenheiten für hauswirtschaftliche Aktivitäten. Diese Faktoren dienen dazu, die verbliebenen Kräfte der alten kranken Menschen zu exerzieren und zu bewahren sowie eine Besserung des gesundheitlichen Befindens zu ermöglichen.11,12

2.3 Soziale Arbeit

Die Terminologie der Sozialen Arbeit ist eine Zusammensetzung aus Sozialpädagogik und Sozialarbeit, die viele Institutionen und Maßnahmen vor gibt, die Menschen unterstützen sollen, sich in die Gesellschaft einzufügen und in ihr ein Leben zu führen, das der Würde des Menschen entspricht. Soziale Arbeit bezieht sich auf die Bedürfnisse der Betroffenen sowie auf die Wünsche der Bevölkerung und hat somit ein „doppeltes Mandat“. Soziale Arbeit ist ein sozialwissenschaftlich und -pädagogisch unverzichtbares Instrument der heutigen Gesellschaft und dient als Profession dazu, Personen in Problemsituationen indirekt zu effektiven und effizienten Lösungen zu verhelfen und sie als ganzheitliches Subjekt mit ihren Eigenarten und ihrer Entwicklung neutral zu betrachten. Ziel ist es, Probleme zu reduzieren und die Klientel mittels Empowerment - eine Stärkung von Autonomie, Persönlichkeit, Selbstfindung und Eigenmacht - zu aktivieren, um eine bessere Lebensqualität durch freies Entscheiden und ein ressourcenund interventionsorientiertes Denken und Handeln zu erreichen.13,14

2.4 Demographischer Wandel in Deutschland

Die Anzahl der älteren Menschen wird in Zukunft weiter steigen und insbesondere die Menge an Hochaltrigen wird überproportional zunehmen. Die Faktoren dafür sind unter anderem ein massiver Geburtenrückgang, ein schrumpfender Wanderungssaldo und eine moderate Erhöhung der Lebenserwartung. Die weiter steigende Lebenserwartung resultiert aus einer bessere medizinische Versorgung, einer besseren Ernährung, besseren Lebensbedingungen und Wohnverhältnissen und aus der Umsetzung von Erfahrungen der Wissenschaft.15 Finden zukünftig keine Gegenentwicklungen wie beispielsweise steigende Geburtenraten und eine erhöhte Zuwanderung statt, wird die Bevölkerung in Deutschland im Jahr 2100 um die Hälfte kleiner sein als derzeit.16

In Hinblick auf die sinkenden Gesamtbevölkerung wird bis 2030 jeder dritte Bundesbürger älter als 60 Jahre sein.17,18 Nach Auswertungen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wird es zukünftig der Normalität entsprechen, dass Menschen das 80. Lebensjahr überschreiten. Dieses wird in Abb. 1 dargstellt.19

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Bevölkerungsentwicklung in Deutschland

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Fischer/Schwarz 1999, S. 16.

Bei der Arbeitsmarktentwicklung werden in der Bundesrepublik Deutschland durch die alternde Erwerbsbevölkerung und die alternden Arbeiter neue Probleme entstehen. Zusätzlich ist in der nahen Zukunft für diesen Altersbereich keine Arbeitsmarktentlastung zu erwarten. In der Zeitspanne zwischen 2020 und 2050 wird die Alterung nochmals eine Beschleunigung widerfahren.20

Aufgrund der drastischen und raschen Verschiebung der demographischen Gewichtungen, muss eine Umstrukturierung im Bereich der Wirtschaft und der Gesellschaft stattfinden. Ziel sollte es nicht sein, die Erscheinung der Hochaltrigkeit als gesellschaftliches Defizit oder als einseitige Gefahr zu betrachten, sondern die demographische Entwicklung in Hinblick auf sozialpolitische Strategien und diverse Forschungsbemühungen positiv zu werten. Die Bundesregierung sieht eine Herausforderung darin, Benachteiligungen oder Stigmatisierungen, insbesondere bei psychisch oder physisch beeinträchtigten alten Menschen, entgegenzuarbeiten, besonders wenn diese unfähig sind, selbst ihre Interessen zu vertreten. Des Weiteren konzentriert sie sich darauf, mehr Informationen bezüglich der Gesundheit, der Interessen und der Wünsche von Hochaltrigen zu sammeln und auf deren Potenziale, Fähigkeiten, Stärken und Erfahrungen zu setzen. Sie ist bemüht, weiterhin umfangreiche Hilfeangebote für Hochaltrige zur Verfü- gung zu stellen, um die subjektiven Bedürfnisse zu befriedigen. Ältere Menschen müssen spüren, dass der demographische Wandel für sie ein Nutzen an Lebensqualität erbringen kann.21,22

3 Demenz

In diesem Kapitel wird das Krankheitsbild dargestellt. Es wird zwischen verschiedenen Formen, Klassen und Schweregraden unterschieden. Mit der Epidemiologie werden die Ursachen, Folgen und die Verbreitung der Demenz beschrieben. Weiterhin werden verschiedene Faktoren zur Diagnose von Demenz sowie spezifische Verhaltensweisen von Dementen angeführt.

3.1 Formen von Demenz

Es gibt verschiedene Formen von Demenzen wie beispielsweise die Alzheimer-Demenz, die Lewy-Body-Demenz, die fronto-temporale Demenz, die Creuzfeldt-Jakob-Krankheit, die Parkinson-Krankheit, Chorea Huntington, die vaskulären Demenzen, das Demenzsyndrom bei Normaldruckhydrozephalus und die alkoholassoziierten Demenzen. Des Weiteren gehö- ren noch die so genannten Mischformen wie die sekundären und s ymptomatischen Demenzen dazu, wobei zwischen irreversiblen und reversiblen Demenzen unterschieden wird.23

„Die Alzheimer-Krankheit ist die am weitesten verbreitete irreversible Demenz bei älteren Menschen.24 Sie tritt meist bei Personen auf, die sich über dem 65. Lebensjahr befinden. Häufig wird Demenz mit Alzheimer gleichgestellt, was allerdings ein Irrglaube ist. In Anbetracht dessen, möchte ich vorab an dieser Stelle die These von Ingrid Popp anführen, um ein besseres Verständnis bezüglich der Ambivalenz zwischen der Alzheimer- Krankheit und der Demenz zu erhalten.

3.1.1 Demenz vom Alzheimer Typ

Im Jahr 1901 betreute der Arzt Alois Alzheimer nach dem die Alzheimer- Krankheit benannt wurde, fünf Jahre lang eine erst 51-jährige Patientin mit skurrilen Symptomen wie Desorientiertheit, Aphasie (Sprachstörungen), Wahn und ein unkalkulierbares Verhalten. 1906 verstarb die Patientin an

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hirnschwund. Die von Alois Alzheimer betreute Patientin war relativ jung. Aufgrund dessen, wurde diese Form von Demenz bis in die 70er Jahre als präsenile Demenz vom Alzheimer Typ (DAT) festgelegt.25 Es wird zwischen der präsenilen und senilen Form der Alzheimer-Demenz differenziert. Die präsenile Form erklärt sich dadurch, dass die Betroffenen unter 65 Jahre alt sind, wenn die Krankheit diagnostiziert wird. Allerdings kommt diese Form relativ selten vor. Wie in Abb. 2 zu sehen, sind ungefähr 3% - 5% der Krankheit vom Alzheimer-Typ auf diese Gruppe zurückzuführen.26

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Häufigkeit der Demenz bezogen auf unterschiedliche Altersklassen

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Fischer/Schwarz 1999, S. 15.

Ganz im Gegensatz zur senilen Alzheimer-Krankheit, diese fällt ebenso unter die Kategorie der Demenzerkrankungen. An der Krankheit Demenz leiden ungefähr 1,2 Millionen Menschen in Deutschland, davon leiden fast 1 Million Menschen an einer Alzheimer-Demenz.27 Wissenschaftliche Empirien einer englischen Forschergruppe haben belegt, dass keine Abweichungen zwischen der senilen Demenz und der späten Alzheimer’schen Krankheit existieren.28 „Seither ist es üblich, alles Demenzformen, die neuropathologisch durch das Auftreten von senilen Plaques, neurofibrillären29

Bündeln und durch granuvaskuläre Degeneration charakterisiert sind, als Morbus Alzheimer zu bezeichnen.“30

Bei der Alzheimer-Krankheit kommt es zum Verfall der intellektuellen Fä- higkeit. Das Gedächtnis, die Problemlösungsfähigkeit sowie das Urteilsvermögen sind ebenso davon betroffen. Sie ist eine progressive und degenerative Erkrankung des Gehirns. Der Verlauf der Krankheit ist schwer zu erkennen - meistens vergehen viele Jahre bevor erste Erkennungszeichen der Krankheit sichtbar werden. Die Zeitspanne zwischen der Registrierung der ersten Symptome und dem Endstadium betragen nach Ingrid Popp ungefähr sechs bis acht Jahre. Im Endstadium sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage für sich selbst zu sorgen. Trotz Medikamenten, die das Denken fördern und das Fortschreiten der Krankheit beeinflussen, gibt es bis jetzt keine Heilung.31,32

3.1.2 Irreversible Demenzen

Die vaskuläre Demenz ist auch unter dem Namen Multiinfarktdemenz bekannt. Sie ist eine Gehirnschädigung, die durch multiple Schlaganfälle ausgelöst wird, welche auf Apoplexerscheinungen33 zurückzuführen sind. Dadurch sterben Hirnzellen ab, Desorientierung und Verwirrung können Krankheitszeichen sein. Als ein typisches Symptom zeichnen sich frühzeitig Stimmungsund Verhaltensstörungen ab. Des Weiteren kommt es zu Harninkontinenz und Ausfällen motorischer Hirnnervkerne des Zentralnervensystems.34 Diese Form der Demenz ist nicht reversibel oder heilbar, allerdings besteht die Möglichkeit Beschwerden wie beispielsweise hohen Blutdruck zu behandeln, und somit dem progressiven Verlauf der Krankheit entgegenzuarbeiten.35

Durch eine Infektion wird die Creuzfeldt-Jakob-Krankheit ausgelöst, eine sehr seltene und tödliche Gehirnkrankheit. Erkennungszeichen dieser Krankheit sind ein Verfall des Gedächtnisses, Veränderungen im Verhalten sowie eine schlechte Muskelkoordination. Diese Krankheit ist nicht behandelbar. Sie verläuft sehr übereilt und führt binnen eines Jahres zum Tod.

Über Veränderungen der Persönlichkeit und Desorientierung macht sich die frontotemporale Demenz erkennbar. Sekundär tritt Gedächtnisverlust auf. Visuelle Sinnestäuschungen und Anfälle als Reaktionen auf diverse Medikamente können weitere Symptome sein.

Die Parkinson-Krankheit manipuliert die Muskelbewegung. Hierbei entstehen Tremore36, Steifheit und Sprechbehinderungen. Im späteren Stadium der Krankheit können weiter Demenzen wie die Alzheimer Krankheit entstehen. Es gibt zwar Möglichkeiten die Symptome der Krankheit zu lindern, allerdings gibt es gegen den mentalen Verfall kein Heilmittel.

Die Lewy-Körperchen-Demenz wurde erst in den 80er Jahren als autonome Krankheit bekannt. Die Kennzeichen der Krankheit sind eine Mischform aus der frontotemporale Demenz und der Alzheimer-Krankheit. Es können Demenzsymptome erscheinen, die mit abweichenden Bewegungen einhergehen. Weitere Symptome sind Sinnestäuschungen und Manien, Stürze und Bewusstseinsverluste. Manche Betroffene reagieren ebenfalls hypersensibel auf Psychopharmaka. Auch hier gibt es keine Heilungschancen.

Chorea Huntington ist eine Erbkrankheit. Abnorme Bewegungen der Gliedmaßen und Gesichtsmuskeln sowie der Verfall des Denkvermögens und Veränderungen der Persönlichkeit sind ausschlaggebend für diese Krankheit.37

3.1.3 Reversible Demenzen

Demenzen können unter verschiedenen Faktoren als Begleiterscheinungen auftreten. Infolgedessen sind sie partiell reversibel oder behandelbar. Die Verursacher für diese Demenzen können Arzneimittelintoxikationen sein. Dabei werden rezeptpflichtige Medikamente zusammen mit rezeptfreien Medikamenten konsumiert, wodurch unvorteilhafte Wechselwirkungen ausgelöst werden, die eine Demenz begünstigen. Auch verschiedene Krankheiten, wie beispielsweise Depressionen, Vitamin-B12-Mangel, Funktionsstörungen der Schilddrüse, Infektionen und Fehlernährung können zu Demenzen führen. Wenn die Ursachen geheilt werden, entschwindet auch die Demenz. Die sekundäre Form der Demenz macht 10% der Krankheitsfälle aus, 90% betreffen die primäre Form.38

3.2 Klassifikation von Demenzen

Demenz ist ein Oberbegriff, der mehrere Krankheitsbilder mit verschiedenen Ursachen und mit unterschiedlichem Ablauf umschließt. Derzeit werden demenzielle Erkrankungen in drei Arten kategorisiert: Primäre und sekundäre Demenzen sowie demenzähnliche Zustandsbilder.39

3.2.1 Primäre Demenzen

Zu den primären Demenzen gehören die Demencia seniles, die eine Altersrückbildung des Gehirns aufzeigt. Diese wiederum ist mit einer senilen Hirnleistungsschwäche verbunden, die in erster Linie durch hirnorganische Veränderungen ausgelöst wird. Eine weitere Form der primären Demenzen sind die Demenzen des Alzheimer Typ, auf die 58% der gesamten Krankheitsfälle zurückzuführen sind, wie in Abb. 3 dargestellt. Multi-Infarkt- Demenzen MID oder auch vaskuläre Demenzen machen 16 % der Demenzerkrankungen aus. 10 Prozent aller Demenzerkrankungen sind eine Mischform von Alzheimer- und vaskulären Demenzen.40,41

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Übersicht zur Häufigkeitsverteilung der verschiedenen Demenztypen 1998.

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Waselewski 2002, S. 12.

3.2.2 Sekundäre Demenzen

Im Rahmen der sekundären Demenzen wird die Demenz als Begleitkrankheit von inneren Krankheiten verstanden. Darunter fallen Demenzen bezüglich einer intrakranieller42 Raumforderung im Gehirn, die zu einer Schwäche der Hirnleistung führen genauso wie Morbus Parkinson, wodurch es zu einem gesteigerten Hirndruck kommt. Acht Prozent machen Parkinson Veränderungen aus. Bei Ihnen kann es zu epileptischen Anfällen kommen, die allerdings im Alter kaum erkennbar sind. Deswegen sind Durchführungen von Computertomographien für die Differenzialdiagnose von enormer Wichtigkeit.43 Demenzähnliche Zustandsbilder zeichnen sich durch eine Hirnleistungsschwäche aus, die wiederum mit Bewusstseinstrü- bungen in Verbindung steht. Dies können beispielsweise eine Pseudodemenz bei Depressionen oder Delirzustände bei akuten exogenen Reaktionen sein.44,45

3.3 Hergang und Schweregrad von Demenz

Die Demenzen werden prinzipiell in drei Schweregrade differenziert: Leichte, mittelschwere und schwere Demenz.46

3.3.1 Leichte Demenz

Anfangs treten merkliche Defizite im beruflichen Bereich und bei Freizeitaktivitäten auf, jedoch kann der Betroffene seinen Alltag noch autonom meistern. Urteilsvermögen sowie das Erledigen der eigenen Körperhygiene funktionieren ebenso, dementsprechend ist der Pflegeaufwand relativ gering. Das Denkund Merkvermögen sinkt, es kommt zu Unaufmerksamkeit und zu Desinteresse am Alltagsgeschehen. Auch Unentschlossenheit und das Hinauszögern von Entscheidungen sind Faktoren, die den Kranken dazu bringen, sich von seinem sozialen Umfeld zu distanzieren, damit diese Eigenschaften unerkannt bleiben. Bei einer leichten Demenz muss der Betroffene noch nicht beaufsichtig werden, zumal eine bestehende Verletzungsgefahr verhältnismäßig gering ist. Wenn die Symptome der Demenz den Erkrankten psychisch überfordern oder Sie für Unverständnis oder Gespött sorgen besteht Suizidgefahr.47

3.3.2 Mittelschwere Demenz

Bei diesem Schweregrad der Erkrankung kommt es zu massiven Beeinträchtigungen des Langzeitgedächtnisses. Die Merkfähigkeit sinkt, so dass unter anderem Verabredungen vergessen werden, der Erkrankte den Weg nicht nach Hause findet, seinem Haushalt nicht nachkommt, seine Sachen verlegt und andere beschuldigt diese gestohlen zu haben. Die zeitliche Orientierung nimmt ab, der Betroffene verwechselt Tag und Nacht. Weitere Merkmale der mittelschweren Demenz sind eine Degression der intellektuellen Fähigkeiten. Darunter fällt die Abnahme der Rechen-, Kritikund Urteilsfähigkeit, der Fähigkeit des Überlegens oder der Fähigkeit Probleme zu lösen. Mit fortschreitendem Krankheitsverlauf ist das immanente Sicherheitsgefühl gestört, wodurch der Erkrankte oftmals aggressiv, unruhig oder gar panisch reagiert und sich mit für Außenstehende sinnlosen Arbeiten befasst. Aufgrund der in Kapitel 3.5.1 beschriebenen Aphasie, der Apraxie und der Agnosie ist es deutlich spürbar, dass der Erkrankte sich stetig von vielem distanziert und auf Geschehnisse seiner Umwelt desinteressiert reagiert. Des Weiteren kann es zur Dranginkontinenz oder zu zerebralen Krampfanfällen kommen, wovon rund 15% der Erkrankten betroffen sind. Der Pflegebedarf ist in dieser Phase schwer zu bewerten. Einerseits ist der Kranke noch in der Lage eine autonome Lebensführung zu bewerkstelligen und andererseits schränken ihn die Auswirkungen der Krankheitszeichen beträchtlich ein, sodass ein Bedarf an Beaufsichtigung und Pflege von Nöten sein kann.48

3.3.3 Schwere Demenz

Bei der schweren Demenz ist eine absolute Gedächtnisinaktivität zu beobachten. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass der Kranke weder weiß, wer er ist, wo er ist und mit wem er es zu tun hat. Ferner weiß der Betroffene nicht mehr, welche Funktionen gewöhnliche Gebrauchsgegenstände wie beispielsweise Gabeln, Messer oder Zahnbürsten haben. Der an Demenz Erkrankte zieht planlos umher, ist häufig apathisch und gefühllos. Seine Aussagen stehen im keinen Kontext zueinander und äußern sich meist lediglich durch Mimik und Gestik. Zusätzlich kommt es zu anormalen Reflexen, die sich durch Aggressivität oder unkontrollierbare stereotype Bewegungen kennzeichnen. Meist kommt es zu Leckoder Kauattacken oder es wird mit den Lippen geschnalzt. Weitere Krankheitszeichen sind das Exhibieren, das Onanieren in der Bevölkerung und sexuelle Aufdringlichkeit gegenüber dem Pflegepersonal. Der Erkrankte ist kaum in der Lage sich an oder auszuziehen, seiner Hygiene nach zu kommen oder den Toilettengang alleine zu erledigen. Für das Pflegepersonal ist diese Ebene der Demenz die am stärksten belastende, in sowohl psychischer als auch physischer Hinsicht. Der Erkrankte liegt in der Endphase der schweren Demenz reglos im Bett, nimmt kaum noch Reize wahr, halluziniert, ist harnund stuhlinkontinent. Der Tod wird häufig durch Infektionskrankheiten wie beispielsweise durch eine Pneumonie hervorgerufen. Weitere Ursachen können ein Apoplex, der durch Durchblutungsstörungen ausgelöst wird oder ein Dekubitus49 sein. Es besteht keine Suizidgefahr in diesem Schweregrad der Krankheit.50

3.4 Epidemiologie – Prävalenz und Inzidenz demenzieller Erkrankungen

Die Prävalenz ist ein statistischer Parameter, der darüber informiert, wie viele Menschen in einer festgelegten Gruppe eine bestimmte Krankheit aufzeigen. Im Gegensatz zur Inzidenz, die beschreibt, wie viele Menschen in einem speziellen Zeitabschnitt diese Krankheit neu erwerben. Es existieren global über einhundert Studien über Prävalenzraten von dementen Menschen in der Bevölkerung. Aus diesen werden Metaanalysen erstellt, in denen mehrere Primärstudien zusammen erfasst werden, um ein glaubwürdiges Resultat anzufertigen. Eine der ersten größeren Metaanalysen wurde 1987 erstellt und umfasste 22 Studien. Das Resultat dieser Analyse ergab, dass sich die Prävalenzrate von Demenzen ungefähr alle 5,1 Jahre verdoppelte. Bei der Alzheimerdemenz wurde eine Verdopplung alle 4,5 Jahre ermittelt und bei den vaskulären Demenzen alle 5,3 Jahre. Es wurde in Europa eine Demenzprävalenz bei über 85-jährigen von 23,6 % bzw. 24,5 % ermittelt. Eine zweite Metaanalyse, welche 1991 mit 12 europäischen Studien durchgeführt wurde bestätigte diese Werte. Bei einer dritten Studie wurde 1992 auf den Vorgänger des DSM IV, das DSM III gesetzt, dabei wurde allerdings eine Prävalenz von 16,4 % bei über 85-jährigen festgestellt. Bei einer Überprüfung im Jahr 1995 konnten jedoch mittels des DSM III die Prävalenzraten der ersten beiden Studien bei über 95-jährgen bestätigt werden.51

Nach Gutzmann und Zank ist derzeit davon auszugehen, dass der Anteil der Demenzkranken in Deutschland bei den 60-64-jährigen bei unter einem Prozent liegt und sich ungefähr alle fünf Jahre verdoppelt. Bei fast einem Viertel der 85-89-jährigen wurde eine Demenz diagnostiziert, bei den über 90-jährigen beträgt der Anteil bereits ein Drittel. Bei den Höchstaltrigen wurde die höchste Zuwachsrate registriert.

[...]


1 vgl. Schulz-Hausgenoss/Arbeiterwohlfahrt Bundesverband 2004, S. 26, 27.

2 vgl. Schweppe 2005, S. 39, 40.

3 vgl. Bell/Troxel 2004, S. 84.

4 vgl. Kasten et al. 2004, S. 17, 18.

5 vgl. Popp 2003, S.13.

6 Weltgesundheitsorganisation, zit. n. Hametner 2007, S. 13.

7 vgl. Hametner 2007, S. 13.

8 vgl. Popp 2003, S. 14.

9 vlg. Schöndube et al. 2004, S. 58, 59.

10 vgl. Deutscher Bundestag 1998, S. 146.

11 vgl. Hartmann et al. 1992, S. 25.

12 vgl. Deutscher Bundestag 1998, S. 145.

13 vgl. Kreft/Mielenz 2005, S. 748.

14 vgl. Zippel/Kraus 2003, S. 33

15 vgl. Mückenheim 1997, S. 9.

16 vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2005, S. 37.

17 vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2002, S. 18.

18 vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2006.

19 vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2002, S. 18.

20 vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2005, S. 37.

21 vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2002, S. 19.

22 vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2006.

23 vgl. Hamenter 2007, S. 17.

24 Bell/Troxel 2004, S. 87.

25 vgl. Popp 2003, S. 22.

26 vgl. Bell/Troxel 2004, S. 24.

27 vgl. Fischer/Schwarz 1999, S. 15.

28 vgl. Hametner 2007, S. 17.

29 Die Neurofibrille bezieht sich auf feinste Nervenfasern. Vgl. Drosdowski et al. 1990, S. 531.

30 Popp 2003, S. 22.

31 vgl. Bell/Troxel 2004, S. 89.

32 vgl. Popp 2003, S. 24.

33 ist ein Schlaganfall bzw. ein Gehirnschlag. Vgl. Drosdowski et al. 1990, S. 73.

34 vlg. Popp 2003, S. 26.

35 vgl. Bell/Troxel 2004, S. 88.

36 Ist ein Muskelzittern, rhythmische Zuckungen einzelner Körperteile. Vgl. Drosdowski et al. 1990, S. 791

37 vgl. Bell/Troxel 2004, S. 89.

38 vgl. Bell/Troxel 2004, S. 88, 91.

39 vgl. Kasten et al. 2004, S. 17, 18.

40 vgl. ebd., S. 19.

41 vgl. Popp 2003, S. 21.

42 ist eine Lokalisation innerhalb des Schädels. Vlg. Drosdowski et al. 1990, S. 361.

43 vgl. Popp 2003, S. 26.

44 vgl. ebd., S. 27.

45 vgl. Waselewski 2002, S. 12.

46 vgl. Popp 2003, S. 30.

47 vgl. ebd., S. 30, 31.

48 vgl. ebd., S. 31.

49 Geschwür durch Wundliegen, Druckbrand. Vgl. Drosdowski et al. 1990, S. 169.

50 vgl. Popp 2003, S. 32, 33.

51 vgl. Gutzmann/Zank 2005, 27, 28.

Excerpt out of 85 pages

Details

Title
Demenz. Ein Krankheitsbild als Herausforderung für die sozialpädagogische Betreuung in Einrichtungen der stationären Altenhilfe
College
University of Applied Sciences Hanover
Grade
2,0
Author
Year
2008
Pages
85
Catalog Number
V115044
ISBN (eBook)
9783640159024
ISBN (Book)
9783640159932
File size
867 KB
Language
German
Keywords
Demenz, Krankheitsbild, Herausforderung, Betreuung, Einrichtungen, Altenhilfe, Thema Demenz
Quote paper
Stefanie Erwig (Author), 2008, Demenz. Ein Krankheitsbild als Herausforderung für die sozialpädagogische Betreuung in Einrichtungen der stationären Altenhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115044

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