Welche Liebes- und Eheauffassung liegt Gottfrieds Epos zugrunde und wie versucht Gottfried das Faktum des Ehebruchs zu rechtfertigen? Für diese Fragestellung ist es unumgänglich, alle Ehebeziehungen in Gottfrieds Tristan in Hinblick auf die Vereinbarkeit von Liebe und Ehe zu untersuchen sowie das von Gottfried in den Minneexkursen entwickelte Bild von Ehe und Liebe einer genaueren Analyse zu unterziehen. Ferner soll gezeigt werden, warum eine Heirat zwischen Tristan und Isolde nie in Erwägung gezogen wird, obwohl die beiden Liebenden nach den Kriterien der höfischen Welt zunächst füreinander bestimmt zu sein scheinen und ihre Liebesbeziehung bereits vor Isoldes offizieller Eheschließung mit Marke beginnt.
Zunächst soll jedoch die feudale Eheschließungspraxis im 12. Jahrhundert einer näheren Untersuchung unterzogen und gezeigt werden, inwiefern bei der Wahl des Ehepartners auf die Vereinbarkeit von Liebe und Ehe Rücksicht genommen wurde. In diesem Zusammenhang ist es auch notwendig, die zeitgenössische Position der Kirche in Ehefragen näher zu betrachten und der Frage nachzugehen, wie Ehebruch in der mittelalterlichen Gesellschaft bewertet und von zeitgenössischen feudalherrschaftlichen und geistlichen Gerichten bestraft wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Liebe und Ehe in der feudalen Gesellschaft und in der Literatur des Mittelalters
- Feudale Ehepraxis
- Der Konflikt zwischen christlicher Ehelehre und feudaler Ehepraxis
- Ehebruch in der mittelalterlichen Gesellschaft
- Die Vereinbarkeit von Liebe und Ehe und das Motiv des Ehebruchs in der mittelalterlichen Literatur
- Die Ehebeziehungen in Gottfrieds Tristan
- Die Ehe von Tristans Eltern
- Die Liebesbeziehung von Riwalin und Blanscheflur
- Die Eheschließung von Riwalin und Blanscheflur
- Die Rechtsgültigkeit der Ehe zwischen Riwalin und Blanscheflur
- Die Ehe von Rual und Floraete
- Tristans vorgetäuschte Ehe
- Die Ehe von Gurmun und Isolde
- Die Ehe von Marke und Isolde
- Isoldes Auslobung
- Tristan als Befürworter der feudalen Ehepraxis
- Die Konfrontation von Liebe, Ehe und Betrug
- Die Ehe von Tristans Eltern
- Die Vereinbarkeit von Liebe und Ehe im Minneexkurs (12183-12357)
- Ehebruch als Resultat der Unvereinbarkeit von Liebe und Ehe
- Die Entstehung der Liebe von Tristan und Isolde
- Tristan und Isolde als ideales Liebespaar
- Die Rechtfertigung des Ehebruchs
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Liebe und Ehe in Gottfrieds von Straßburg Tristan dargestellt werden. Das Ziel ist es, die in der Handlung des Epos dargestellten Ehebeziehungen zu analysieren und im Kontext der feudalen Gesellschaft und der christlichen Moral des 12. Jahrhunderts zu betrachten.
- Die feudale Ehepraxis im 12. Jahrhundert
- Der Konflikt zwischen christlicher Ehelehre und feudaler Ehepraxis
- Die Bedeutung von Liebe und Ehe in der mittelalterlichen Literatur
- Die Darstellung von Liebe und Ehe in Gottfrieds Tristan
- Die Rechtfertigung des Ehebruchs in Gottfrieds Tristan
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Frage nach der Vereinbarkeit von Liebe und Ehe in Gottfrieds Tristan. Kapitel 2 beleuchtet die feudale Ehepraxis im 12. Jahrhundert, den Konflikt zwischen christlicher Ehelehre und feudaler Ehepraxis, das Thema Ehebruch in der mittelalterlichen Gesellschaft und die Darstellung von Liebe und Ehe in der mittelalterlichen Literatur. Kapitel 3 analysiert die verschiedenen Ehebeziehungen in Gottfrieds Tristan, darunter die Ehe von Tristans Eltern, die Ehe von Rual und Floraete, Tristans vorgetäuschte Ehe, die Ehe von Gurmun und Isolde sowie die Ehe von Marke und Isolde. Kapitel 4 untersucht die Vereinbarkeit von Liebe und Ehe im Minneexkurs von Gottfrieds Tristan. Kapitel 5 befasst sich mit dem Ehebruch als Resultat der Unvereinbarkeit von Liebe und Ehe, beleuchtet die Entstehung der Liebe zwischen Tristan und Isolde, stellt sie als ideales Liebespaar dar und untersucht die Rechtfertigung des Ehebruchs.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der feudalen Ehepraxis, der christlichen Ehelehre, dem Ehebruch in der mittelalterlichen Gesellschaft, der Darstellung von Liebe und Ehe in der mittelalterlichen Literatur, der Analyse der Ehebeziehungen in Gottfrieds Tristan und der Rechtfertigung des Ehebruchs in Gottfrieds Tristan.
- Quote paper
- BA Claudia Bett (Author), 2013, Liebe, Ehe, Ehebruch? Die Liebes- und Ehekonzeption in Gottfrieds von Straßburg "Tristan", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1151309