Der Kernpunkt dieser Arbeit ist die Analyse vom Transfer eines narrativen Stoffes von einem Medium – der literarischen Form der Novelle – in ein anderes, weitaus jüngeres – den Spielfilm. Zwischen dem Erscheinen Arthur Schnitzlers "Traumnovelle" im Jahr 1925 und ihrer filmischen Adaption "Eyes Wide Shut" durch Stanley Kubrick, die 1999 veröffentlicht wurde, liegen zahlreiche weltgeschichtliche wie kulturelle Zäsuren Das Hauptanliegen der Thesis ist die medienkomparatistische Analyse der Primärquellen. In direkter Gegenüberstellung und paralleler Rezeption beider Primärquellen werden die Äquivalenzen und einschneidenden Divergenzen der Handlungsverläufe sowie die intermedialen Bezüge herausgearbeitet, die sich im Prozess des vollzogenen Medienwechsels ergaben.
Durch die anschließende Figurenanalyse wird das Verständnis der filmischen Adaption als künstlerischer Prozess noch weiter vervollständigt. Ausgewählte Charaktere des Quellmediums sollen hierfür komparatistisch jenen entsprechenden des Zielmediums gegenübergestellt werden, um zu ergründen, welche figurativen Neuerungen Kubrick vornahm, um die Schnitzlersche Vorlage nach seinem Ermessen zeitgemäß zu interpretieren. In einem weiteren Schritt wird die audiovisuelle Übertragung des literarischen Mediums zum Film in Augenschein genommen. Die Untersuchung des Settings, das von Wien um 1900 zum New York der 1990er Jahre wechselt, soll Aufschlüsse über die anhaltende kulturelle Relevanz des, von Co-Drehbuchautor Frederic Raphael einst als antiquiert bezeichneten, Stoffes liefern. Wie wurde der Wechsel von Raum und Zeit umgesetzt und welche Veränderungen erwirkt er auf Seiten der Rezeption?
Weiter verlagert sich die Konzentration auf die Haltung und Beschaffenheit beider Erzähler, dem literarischen der "Traumnovelle" und jenem filmischen von "Eyes Wide Shut". Unter der Berücksichtigung gängiger erzähltheoretischer Aspekte soll zunächst ersterer eingeordnet werden, um daraufhin mögliche Parallelen und Bezüge zu seinem filmischen Pendant herzustellen. Ergänzend folgt die Untersuchung praktischer, filmspezifischer Techniken. Darunter die Kameraführung, die Verwendung von Filmmusik und die mise-en-scène. Kann man das multimediale Instrumentarium des filmischen Erzählers dem Handwerkzeug eines literarischen gleichsetzen und welche bedeutenden Schlüsse ergeben sich aus dem direkten Vergleich der Diegesen für die Analyse des Medienwechsels?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Medienwechsel: Literarische Quellen und filmische Adaptionen
- 2.1. Arthur Schnitzler und der Film
- 2.2. Stanley Kubrick und die Literatur
- 2.3. Traumnovelle als Grundlage für Eyes Wide Shut
- 3. Eine medienkomparatistische Analyse der Primärquellen
- 3.1. Einflüsse und Übernahme des Stoffes
- 3.1.1. Schnitzler und Freud: Brüder im Geiste?
- 3.1.2. Kubricks Faszination für die Traumnovelle
- 3.2. Handlung: Aventure des Mannes und Traumwelt der Frau
- 3.2.1. Geständnis - Abschnitt 1/Sequenz 1-5
- 3.2.2. Patientenbesuch - Abschnitt 2/Sequenz 6
- 3.2.3. Rempelei und Prostituierte - Abschnitt 3/Sequenz 7, 8
- 3.2.4. Erster Höhepunkt – Abschnitt 4/Sequenz 9-12
- 3.2.5. Zweiter Höhepunkt - Abschnitt 5/Sequenz 13
- 3.2.6. Nachforschungen – Abschnitt 6/Sequenz 14-22
- 3.2.7. Zieglers Offenbarung – Sequenz 23
- 3.2.8. Eheliche Aussprache - Abschnitt 7/Sequenz 24-25
- 3.3. Charaktere: Übernommene und Eingeführte
- 3.3.1. Der Protagonist und seine Maske(n)
- 3.3.2. Die Protagonistin und das Spiegelmotiv
- 3.3.3. Die Geheimgesellschaft und ihr Gesetz
- 3.1. Einflüsse und Übernahme des Stoffes
- 4. Die audiovisuelle Übertragung: Von Text zu Film
- 4.1. Setting: Von Wien nach New York
- 4.2. Der literarische und der filmische Erzähler
- 4.2.1. Die Kameraführung
- 4.2.2. Die Musik
- 4.2.3. mise-en-scène
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit dem Medienwechsel von Arthur Schnitzlers Traumnovelle zu Stanley Kubricks Film "Eyes Wide Shut". Das Ziel ist es, die Übertragung des narrativen Stoffes von der literarischen Form der Novelle in den Spielfilm zu analysieren und die dabei entstehenden Veränderungen zu untersuchen.
- Vergleich der Handlungsstrukturen und Figurenkonstellationen in beiden Medien
- Analyse der filmischen Umsetzung der literarischen Vorlage, insbesondere der Kameraführung, Musik und Mise-en-scène
- Rezeption und Interpretation der Traumnovelle durch Kubrick
- Der Einfluss der psychoanalytischen Theorien Sigmund Freuds auf beide Werke
- Die Relevanz der Themen der Traumnovelle für die heutige Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Fokus der Arbeit auf den Medienwechsel von Arthur Schnitzlers Traumnovelle zu Stanley Kubricks "Eyes Wide Shut" dar und skizziert den thematischen Verlauf der Analyse. Kapitel 2 beleuchtet den Begriff des Medienwechsels und setzt ihn in den Kontext der literarischen und filmischen Adaptionsgeschichte. Es folgt eine detaillierte Darstellung von Schnitzlers Verbindung zum Film und Kubricks Verhältnis zur Literatur.
Kapitel 3 analysiert die Primärquellen unter medienkomparatistischen Gesichtspunkten. Es untersucht die Einflüsse von Sigmund Freud auf die Traumnovelle und die Faszination Kubricks für diese. Anschließend werden die Handlungsverläufe beider Werke in direkter Gegenüberstellung betrachtet, um Äquivalenzen und Divergenzen im Prozess des Medienwechsels herauszuarbeiten.
In Kapitel 4 steht die audiovisuelle Übertragung der Traumnovelle zum Film im Mittelpunkt. Analysiert werden Setting, Erzähler, Kameraführung, Musik und mise-en-scène, um die besonderen Herausforderungen und Chancen des Medienwechsels zu ergründen.
Schlüsselwörter
Medienwechsel, Traumnovelle, Arthur Schnitzler, Stanley Kubrick, Eyes Wide Shut, Film, Literatur, Psychoanalyse, Sigmund Freud, Handlung, Figuren, Setting, Erzähler, Kameraführung, Musik, mise-en-scène.
- Quote paper
- Frank König (Author), 2018, Der Medienwechsel von Arthur Schnitzlers "Traumnovelle" zu Stanley Kubricks Film "Eyes Wide Shut". Eine medienkomparatistische Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1151482