Ist der Rettungsdienst eine nette Abwechslung oder belastet er, auch im Hinblick des Ausbildungsstandes, die Feuerwehrleute? Diesbezüglich ergibt sich innerhalb der vorliegenden Arbeit folgende Fragestellung: „Ist die Arbeitsbelastung von Feuerwehrbeamten der Laufbahngruppe 1.2 bei Feuerwehrbeamten mit Tätigkeit im Rettungsdienst höher als bei
Feuerwehrbeamten ohne Tätigkeit im Rettungsdienst?“
Ein Feuerwehrbeamter übt in seinem Job mehrere Berufe gleichzeitig aus. Neben der handwerklichen Ausbildung und der Feuerwehrausbildung besitzen sie zudem teilweise die Ausbildung als Rettungsassistent oder Notfallsanitäter. Seitdem der Notfallsanitäter den Rettungsassistenten im Jahr 2014 abgelöst hat, werden dem Notfallsanitäter immer mehr Kompetenzen abverlangt. Hinzukommen für den Feuerwehrbeamten die zunehmende Anzahl an Einsätzen und die Vielseitigkeit der Einsätze. Die Brandbekämpfung einer Feuerwehr ist längst nicht mehr die einzige Aufgabe. Viele berufliche Feuerwehren üben zugleich den Rettungsdienst aus. Der Notfallsanitäter ist ein komplett eigenständiger Beruf. Für die Mitarbeiter bedeutet dies einen Wechsel zwischen zwei komplett unterschiedlichen Berufsbildern. Mit den Worten „Das ist so, als ob man den Gärtner zum Schmied macht“ beschreibt ein Berufsfeuerwehrmann die Situation, dass zwei Berufe innerhalb eines Dienstes ausgeübt werden.
Dementsprechend sind die Arbeitsbelastungen komplett unterschiedlich. Im Rettungsdienst ist Feingefühl und Einfühlungsvermögen gefragt, während bei der Feuerwehr mit schwerem technischen Gerät gearbeitet wird. Bei der Feuerwehr kommt es zum Beispiel bei einem Verkehrsunfall mit Schwerverletzten oder einem Schadenfeuer zu Extrembelastungen. Zusätzlich zählt der Arbeitsalltag zu den Belastungen. 70 % der Feuerwehrleute finden den Arbeitsalltag belastender als die Einsätze. Im Rettungsdienst hingegen herrscht kein strukturierter Arbeitsalltag. Dort dominiert eine hohe Einsatzfrequenz. Eine weitere Belastung durch den Rettungsdienst ist das Heben und Tragen. Andererseits gaben Einsatzkräfte an, durch den Rettungsdienst flexibler zu sein und nicht nur auf der Wache gebunden zu sein.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
THEORETISCHER TEIL
2 Belastungen und Stress
2.1 Stress
2.1.1 Entstehung von Stress
2.1.2 Folgen von Stress
2.1.3 Bewältigung von Stress
2.2 Belastungen
2.2.1 Begriffsbestimmung
2.2.2 Entstehung von Belastungen
2.2.3 Resilienz
2.2.4 Arbeitsbelastungen von Feuerwehr und Rettungsdienst
3 Grundlagen des Feuerwehrwesens
3.1 Arten und Aufgaben der Feuerwehr
3.2 Ausbildung und Werdegang eines Feuerwehrmannes
3.3 Wachalltag und Geschichte der Feuerwehr
4 Grundlagen des Rettungsdienstes
4.1 Aufgaben und Unterschiede des Rettungsdienstes
4.2 Entwicklung des Rettungsdienstes
4.3 Der Beruf im Rettungsdienst
5 Aktueller Forschungsstand
6 Zusammenfassung theoretischer Ergebnisse
EMPIRISCHER TEIL
7 Methodik
7.1 Darstellung und Begründung des Forschungsdesigns
7.2 Datenerhebung, Variablen, Pretest
7.3 Datenauswertung
8 Ergebnisse
9 Diskussion
10 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Vorwort
Die vorliegende Bachelorarbeit untersucht die Fragestellung, ob die Arbeitsbelastung von Feuerwehrbeamten der Laufbahngruppe 1.2 bei Feuerwehren mit Tätigkeit im Rettungsdienst höher ist als bei Feuerwehren ohne Tätigkeit im Rettungsdienst. Die Forschung der Bachelorarbeit wurde quantitativ mittels Fragebogen durchgeführt.
Die Bachelorarbeit stellt die Abschlussarbeit des Studiengangs Management in der Gefahrenabwehr der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin dar, welches berufsbegleitend absolviert wurde. Ziel der Arbeit war es, die Belastungen von Feuerwehrbeamten der Laufbahngruppe 1.2 zu untersuchen, da durch steigende Einsatzzahlen, vielseitigere Einsätze oder dazukommende Kompetenzen (z.B. Notfallsanitäter) diese weiter ansteigen.
Während der Bearbeitung standen mir mein Betreuer, Herr Roland Dombrowski, und Herr Prof. Dr. Henning Goersch jederzeit zur Verfügung. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Zusätzlich geht ein großer Dank an alle Feuerwehrchefs, die meine Umfrage an die Kollegen aus der Laufbahngruppe 1.2 weitergeleitet haben. Ohne euch wäre es nicht möglich gewesen, so viele Teilnehmer aus dieser Laufbahngruppe zu erreichen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Bachelorarbeit!
Alex Kaller
Gendererklärung
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in der Bachelorarbeit die Sprachform des generischen Maskulinums angewandt. Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Kognitive Bewertung von Situationen nach Lazarus/Coye (Hoffeld-Ernst 2008: 17)
Abbildung 2: Stressoren (Hoffeld-Ernst 2008: 10)
Abbildung 3: Stress und Leistungsfähigkeit (Feuerwehr Münster, Folie 5).
Abbildung 4: Quantitativer Forschungsprozess (Eigene Darstellung in Anlehnung an Schäfer und Schöttker-Königer 2015: 1 1)
Abbildung 5: Verteilung der Stichprobe (Eigene Darstellung)
Abbildung 6: Soziale Belastungen von Feuerwehrbeamten (Eigene Darstellung)
Abbildung 7: Psychologische Belastungen von Feuerwehrbeamten (Eigene Darstellung).
Abbildung 8: Physiologische Belastungen von Feuerwehrbeamten (Eigene Darstellung).
Abbildung 9: Belastungen durch die Anzahl der Einsätze (Eigene Darstellung).
Abbildung 10: Übersicht der Einsatzbelastungen (Eigene Darstellung)
Abbildung 11: Einsatzzahlen (Eigene Darstellung)
Abbildung 12: Belastungen nach Qualifikation der Feuerwehrbeamten (Eigene Darstellung)
Abbildung 13: Gesamtbelastung nach prozentualem Anteil zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst (Eigene Darstellung)
Abbildung 14: Gesamtbelastungen unterschieden zwischen Feuerwehrbeamten mit und ohne Tätigkeit im Rettungsdienst (Eigene Darstellung).
Abbildung 15: Anforderungen (Eigene Darstellung)
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Strukturdimensionen und deren Ausprägung in Feuerwehr und Rettungsdienst (Tschieter 2015: 78f.)
Tabelle 2: Typologie zur Vereinbarkeit der Berufsfelder Feuerwehr und Rettungsdienst (Tschieter 2015: 83)
Tabelle 3: Altersverteilung der Stichprobe (Eigene Darstellung)
Tabelle 4: Verteilung der soziodemografischen Angaben der Stichprobe (Eigene Darstellung).
Tabelle 5: Berechnungen der Variablen x und y (Eigene Darstellung).
Tabelle 6: Belastungen der Untersuchungsgruppe (Eigene Darstellung).
1 Einleitung
Ein Feuerwehrbeamter übt in seinem Job mehrere Berufe gleichzeitig aus. Neben der handwerklichen Ausbildung und der Feuerwehrausbildung besitzen sie zudem teilweise die Ausbildung als Rettungsassistent oder Notfallsanitäter (vgl. Bohnen 2015: 366). Seitdem der Notfallsanitäter den Rettungsassistenten im Jahr 2014 abgelöst hat, werden dem Notfallsanitäter immer mehr Kompetenzen abverlangt (vgl. Pfütsch 2020: 19-32). Hinzukommen für den Feuerwehrbeamten die zunehmende Anzahl an Einsätzen und die Vielseitigkeit der Einsätze. Die Brandbekämpfung einer Feuerwehr ist längst nicht mehr die einzige Aufgabe. Viele berufliche Feuerwehren üben zugleich den Rettungsdienst aus (vgl. Schütte et al. 2007: 3). Bei der Feuerwehr sind viele Aufgaben wie die Seenotrettung, die Höhenrettung, die Leitstelle, die technische Hilfeleistung oder der Umweltschutz hinzugekommen (vgl. Tschieter 2015: 21f.). Der Notfallsanitäter ist ein komplett eigenständiger Beruf. Für die Mitarbeiter bedeutet dies einen Wechsel zwischen zwei komplett unterschiedlichen Berufsbildern. Mit den Worten „Das ist so, als ob man den Gärtner zum Schmied macht“ (Tschieter 2015: 1) beschreibt ein Berufsfeuerwehrmann die Situation, dass zwei Berufe innerhalb eines Dienstes ausgeübt werden (vgl. ebd.: 1).
Dementsprechend sind sie Arbeitsbelastungen komplett unterschiedlich. Im Rettungsdienst ist Feingefühl und Einfühlungsvermögen gefragt, während bei der Feuerwehr mit schwerem technischen Gerät gearbeitet wird (vgl. ebd.: 72-77). Bei der Feuerwehr kommt es zum Beispiel bei einem Verkehrsunfall mit Schwerverletzten oder einem Schadenfeuer zu Extrembelastungen (vgl. Feuerwehr Gelsenkirchen o. J.: 11-15). Zusätzlich zählt der Arbeitsalltag zu den Belastungen. 70% der Feuerwehrleute finden den Arbeitsalltag belastender als die Einsätze (vgl. Karutz et al. 2012: 204). Im Rettungsdienst hingegen herrscht kein strukturierter Arbeitsalltag. Dort dominiert eine hohe Einsatzfrequenz (vgl. Morgenroth und Schindler 2012: 54). Eine weitere Belastung durch den Rettungsdienst ist das Heben und Tragen (vgl. Unfallkasse Nordrhein-Westfalen 2017: 5). Andererseits gaben Einsatzkräfte an, durch den Rettungsdienst flexibler zu sein und nicht nur auf der Wache gebunden zu sein (vgl. Tschieter 2015: 72-77).
Doch ist der Rettungsdienst eine nette Abwechslung oder belastet er, auch im Hinblick des Ausbildungsstandes, die Feuerwehrleute? Diesbezüglich ergibt sich innerhalb der vorliegenden Arbeit folgende Fragestellung: „Ist die Arbeitsbelastung von Feuerwehrbeamten der Laufbahngruppe 1.2 bei Feuerwehrbeamten mit Tätigkeit im Rettungsdienst höher als bei Feuerwehrbeamten ohne Tätigkeit im Rettungsdienst?“
Um die Fragestellung zu untersuchen, werden im theoretischen Teil die Untersuchungsgegenstände beschrieben und der aktuelle Forschungsstand dargestellt. Dazu wird im Kapitel zwei auf den Untersuchungsgegenstand der Arbeitsbelastungen eingegangen. Um zu verstehen, dass Stress und Belastungen zusammenhängen, werden in dem Kapitel 2.1 der Stress und in dem Kapitel 2.2 die Belastungen verdeutlicht. Außerdem wird deutlich, wie sie entstehen, was die Folgen sind und wie die individuellen Bewältigungsstrategien und die persönliche Resili- enz wirkt. Darauffolgend werden die Arbeitsbelastungen von Feuerwehr und Rettungsdienst beschrieben und anhand von Beispielen belegt. Darauffolgend werden im Kapitel drei und vier die Grundlagen von Feuerwehr und Rettungsdienst beschrieben. Anknüpfend an die Untersuchungsgegenstände folgt im theoretischen Teil der aktuelle Forschungsstand. Dort wird auf eine Studie eingegangen, welche die Vereinbarkeit zweier Berufsfelder innerhalb eines 24-Stunden Dienstes bei einer Berufsfeuerwehr untersucht hat.
Der empirische Teil dient dazu, die Methodik im Kapitel sieben zu erläutern, wie der Fragebogen konzipiert wurde und wie die Daten ausgewertet wurden. Weiterhin werden die Umfrageergebnisse im Kapitel acht dargestellt. Im anschließenden Teil der Diskussion werden die Ergebnisse der Bachelorarbeit kritisch diskutiert. Abschließend folgt das Fazit der Bachelorarbeit
THEORETISCHER TEIL
2 Belastungen und Stress
Feuerwehrbeamte und Rettungsdienstpersonal stehen vor vielen Herausforderungen. Der Beruf ist gekennzeichnet durch Zeit- und Leistungsdruck, stressigen Einsatzsituationen, tödliche Verletzungen oder Misserfolg, wodurch die Einsatzkräfte vielen verschiedenen Belastungen ausgesetzt sind. Rettungsdiensteinsätze sind geprägt durch das Wiederherstellen der Transportfähigkeit und Behandeln von Schwerverletzten oder Toten. Auch Großschadensereignisse kommen gelegentlich vor (vgl. Bengel und Heinrichs 2011: 25). Feuerwehreinsätze, wie beispielweise schwere Verkehrsunfälle oder Schadenfeuer mit Toten, können bis an die Belastungsgrenze gehen. Aus diesem Grund wird seit einigen Jahren intensiver auf die Belastungen von Feuerwehrleuten eingegangen. Doch nicht nur die Einsätze belasten das Personal. Auch die Arbeitszeit auf der Feuer- und Rettungswache kann dabei als Belastung empfunden werden. Immerhin besteht 70 % der Arbeitszeit von Feuerwehrbeamten aus Arbeiten auf der Wache. Deshalb darf der Wachalltag nicht vernachlässigt werden. Umfragen haben ebenfalls gezeigt, dass Feuerwehrleute den Wachalltag belastender finden, als die Einsatzzeit (vgl. Ka- rutz et al. 2013: 204).
Um der Fragestellung nachzugehen, ob die Arbeitsbelastung von Feuerwehrbeamten der Laufbahngruppe 1.2 bei Feuerwehren mit Rettungsdienst oder ohne Rettungsdienst höher ist, wird dazu im Folgenden auf die Begrifflichkeit der Belastungen eingegangen. Um den Themenkomplex der Belastungen zu verstehen, ist es notwendig, im Vorfeld die Begrifflichkeit Stress zu betrachten. Stress steht in den Berufsgruppen Feuerwehr und Rettungsdienst mittlerweile, genau wie Belastungen, im Fokus der Forschung. Doch was genau ist mit Belastungen oder Stress gemeint? Ist vielleicht Stress anstatt Belastungen gemeint? Entsteht Stress aus Belastungen oder Belastungen aus Stress? Um diese Untersuchungsgegenstände zu verstehen, dienen die nächsten Kapitel.
2.1 Stress
Um diese Begrifflichkeiten zu differenzieren, wird im Kapitel 2.1.1 auf die Entstehung von Stress eingegangen. Anschließend werden die Folgen, die aus Stress resultieren können, beschrieben. Bei den Folgen von Stress wird mitunter kurz auf die Überforderung eingegangen.
Zuletzt folgt im Punkt 2.1.3 die Bewältigung von Stress. Nachfolgend wird der Themenbereich der Belastungen aufgegriffen. Nach dem Themenkomplex Stress und Belastungen wird deutlich sein, wie Stress und Belastungen zusammenhängen. Dabei zeigt sich vor allem, wie Belastungen entstehen und warum einige Helfer Belastungsfolgen erleiden und andere Helfer nicht, obwohl alle Personen der gleichen Einsatzsituation ausgesetzt sind.
2.1.1 Entstehung von Stress
Der Begriff Stress „stringere“ stammt ursprünglich aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt so viel wie zusammendrücken oder zusammenziehen. Heutzutage wird der Begriff jedoch eher aus dem Englischen abgeleitet, denn dort wurde die Bezeichnung genutzt, um Materialien auf ihre Belastbarkeit zu testen (vgl. Litzcke et al. 2013: 2). In der Stressforschung hat sich historisch bedingt viel gewandelt und es existieren etliche Theorien. Im Folgenden sollen drei der bekanntesten Theorien beschrieben werden.
Eine biologische Stresstheorie hat der US-amerikanische Physiologe Walter Cannon bereits 1929 beschrieben. Er stellt die Theorie auf, dass Stress eine Flucht oder Angriffsbereitschaft eines Individuums ist. Auf einen Reiz folgt eine blitzartige physiologische Reaktion des Körpers. Aufgrund von Hormonausschüttungen des Gehirns kommt es zu einer Kampf- oder Fluchtreaktion. Beobachtet werden kann dies beispielsweise bei Tieren. Wenn z. B. ein Löwe neben einem Zebra steht, so ist dieser der Stressor für das Zebra. Der Adrenalinspiegel des Zebras steigt und löst demzufolge eine akute Fluchtreaktion aus (vgl. Wippert 2009: 22f.).
Eine weitere Stresstheorie stammt von dem Biochemiker Hans Selye (1907-1982), welcher den Begriff Stress in die Medizin und Psychologie übertragen hat. Selye stellte in seiner biologischen Stresstheorie 1956 fest, dass der Körper auf bestimmte Reize eine Reaktion zeigt. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Reize positiv oder negativ sind. Stress ist demzufolge die Reaktion des Körpers infolge von Anforderungen oder Bedrohungen (vgl. Litzcke et al. 2013: 2). Selye unterscheidet dabei zwischen Eustress und Disstress. Die Vorsilben „eu“ und „dys“ stammen aus dem Griechischen und lauten übersetzt „gut“ und „schlecht“. Dementsprechend ist Eustress der positive Stress und Disstress der negative Stress (vgl. Prieß 2016: 12).
Heutzutage dominieren die psychologischen Stressmodelle. Eines der bekanntesten Modelle stammt von Richard Lazarus. Dieses Modell beschreibt die subjektivkognitive Bewertung von Reizen. Lazarus legte dar, dass nicht die objektive Beschaffenheit der Reize selbst für Stress verantwortlich ist, sondern dass die Bewertung der Reize dazu beiträgt, ob Reize auch Stressoren für das Individuum darstellen (vgl. Wippert 2009: 22). Für das Stressempfinden und die dazugehörige Stressbewältigung spielt die kognitive Bewertung eine zentrale Rolle. Lazarus hat in seiner Theorie zwei Phasen der Bewertung aufgestellt. Zum einen die primäre Beurteilung und zum anderen die sekundäre Beurteilung. In der primären Beurteilung wird der Frage gefolgt, ob es der eigenen Person gut geht, oder ob diese Person Probleme hat. Die Bewertung kann entweder irrelevant, freundlichpositiv oder stressvoll sein. Die Beurteilung „irrelevant“ hatim Anschluss keine Auswirkungen. Bei einer „freundlichpositiven“ Beurteilung folgt die Unterteilung in wünschenswert oder vorteilhaft. Die kognitive Bewertung „stressvoll“ kann beispielsweise bei einem Schaden, einer Bedrohung oder einer Herausforderung auftreten. Bei der primären Beurteilung „stressvoll“ folgt eine sekundäre Beurteilung. Die sekundäre Beurteilung geht der Frage nach, was dagegen getan werden kann. Entscheidend für diese Beurteilungen sind die persönlichen Ressourcen. Die individuellen Bewältigungsressourcen entscheiden in dem Fall darüber, wie hoch der Stress ist. Je weniger Bewältigungsressourcen zur Verfügung stehen, desto mehr Stress wird empfunden. In der folgenden Abbildung wird die Bewertung von Reizen nach dem Modell von Lazarus bildlich dargestellt (vgl. Hoffeld-Ernst 2008: 17f.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Kognitive Bewertung von Situationen nach Lazarus/Coyne (Hoffeld-Ernst 2008: 17).
Die Bewertung der Reize findet demnach immer im Kopf des Individuums statt. Deshalb ist Stress immer subjektiv. Dabei haben viele Faktoren Einfluss auf das persönliche Stresserleben. Egal ob es die persönlichen Bewältigungsstrategien, die eigenen Erfahrungen, Veranlagungen oder Einstellungen sind, all diese individuellen Persönlichkeitsmerkmale beeinflussen die Bewertung von Stressoren. Deswegen können selbst gefährliche Situationen, wie beispielsweise ein Wohnungsbrand oder ein Herzinfarkt bei einem Patienten, von den Berufsgruppen der Feuerwehr oder des Rettungsdienstes mit einem angemessenen Stressniveau abgearbeitet werden. Denn gefährliche Situationen lösen erst dann für das Individuum Stress aus, wenn die Bewertung des Individuums die Situation als Gefahr einstuft, welche nicht zu bewältigen ist (vgl. Litzcke et al. 2013: 9). Erfahrung oder gute Ausbildung könnten bei Feuerwehrbeamten dazu beitragen, dass sie diese Situationen mit einem angemessenen Stresslevel meistern und keine Überforderung entsteht (vgl. Lasogga 2011: 137). Andersherum können selbst objektiv ungefährliche Situationen Stress auslösen, da sie als gefährlich eingestuft werden (vgl. Litzcke et al. 2013: 9). Diese Theorie von Stress kann anhand der folgenden Beispiele verdeutlicht werden:
Ein Feuerwehrmann betritt ein brennendes Haus. Dieser fragt sich, ob die Decke über ihm einsturzgefährdet ist oder nicht. In seiner primären Bewertung kommt er zu dem Entschluss: Ja ich habe ein Problem, denn ich weiß nicht, ob die Decke einsturzgefährdet ist. Dadurch setzt die zweite, sekundäre Bewertung ein. Seine Antwort, was dagegen getan werden kann, lautet beispielsweise Rückzug. Aber auch eine andere, sekundäre Bewertung, wie beispielsweise Angst, kann ausgelöst werden. Ein anderer Feuerwehrmann hingegen könnte denselben Raum betreten und in seiner primären Bewertung zu dem Entschluss kommen, dass die Decke nicht einsturzgefährdet ist, weil er erkennt (z. B. gute Ausbildung oder Erfahrung), dass noch kein Beton abgeplatzt ist. Daraus bewertet er, dass die Decke noch tragfähig ist. Somit ist die primäre Bewertung freundlichpositiv und eine sekundäre Bewertung findet nicht statt. Es wird kein Stress ausgelöst(vgl. Hoffeld-Ernst 2008: 18).
Stress entsteht demzufolge aus der Bewertung von Stressoren. Diese werden unterschieden zwischen physischen-, aufgabenbezogenen-, arbeitsbezogen-, sozialen-, veränderungsbezogenen- und zuletzt traumatischen Stressoren. Physische Stressoren sind beispielweise Lärm, Hitze, Kälte, Nässe, Schmutz, Hunger, Verletzungen oder schwere körperliche Arbeit. Die aufgabenbezogenen Stressoren sind hingegen durch die spezielle Situation geprägt. So sind Zeitdruck, Überlastungen, monotone Arbeit, ständige Unterbrechungen oder unvollständige Informationen zu nennen. Die arbeitsbezogenen Stressoren unterscheiden sich von den aufgabenbezogenen Stressoren. Zu den arbeitsbezogenen Stressoren zählen mitunter Schichtdienst, lange Arbeitszeiten oder Überstunden. Die sozialen Stressoren sind z. B. Mobbing, Konflikte oder sexuelle Belästigung. Veränderungsbezogene Stressoren treten ein, wenn eine Veränderung stattfindet. Beispielsweise zu nennen sind die Einführung neuer Technologien oder Stellenabbau. Traumatische Stressoren treten für das Individuum auf, wenn beispielsweise ein Unfall passiert. Aber auch Verletzungen oder Vergewaltigungen sind schwere traumatische Stressoren (vgl. Litzcke et al. 2013 2f.). In der nachstehenden Abbildung werden die auf den Körper wirkenden Stressoren veranschaulicht. Die visualisierte Bombe in der Abbildung symbolisiert dabei, dass die Stressoren der Auslöser für Stress sind.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Stressoren (Hoffeld-Ernst 2008: 10).
Kaluza (vgl. 2018: 16) fügt dem hinzu, dass Stress aus einem Wechselspiel zwischen den Stressoren und den persönlichen Verstärkern entsteht. Die Stressoren werden auch Belastungen genannt. Dazu werden an dieser Stelle keine Beispiele genannt, weil der Themenbereich Belastungen im weiteren Verlauf der Arbeit ausgiebig beschrieben wird. Als Beispiel für persönliche Verstärker sind Ungeduld, Kontrollstreben oder soziale Anerkennung zu nennen.
Bewertet der Körper eine Situation als Stress, folgt immer eine Reaktion. Die Reaktion von Stress kann vielfältig ausfallen. Diese reichen von kleinen Folgen bis hin zu schweren Erkrankungen. Stress ist jedoch nicht zwangsläufig negativ. Er kann auch positive Eigenschaften haben. Im nächsten Punkt werden sowohl die positiven als auch die negativen Seiten aufgezeigt.
2.1.2 Folgen von Stress
Stress wirkt sich auf den Körper, das Verhalten, das Denken und/oder die Emotionen aus. Körperliche Warnsignale sind beispielsweise Appetitlosigkeit, Herzklopfen oder Atembeschwerden. Auch im Bereich des Verhaltens treten Warnsignale auf. Diese zeigen sich in Form von aggressivem Verhalten gegenüber anderen Personen oder unregelmäßigem Essen. Außerdem können auf der kognitiven Ebene Konzentrationsstörungen, häufige Fehler oder Leistungsverluste auftreten. Im emotionalen Bereich sind Unzufriedenheit oder Gereiztheit als Warnsignale zu nennen. Je nach Individuum variieren die Symptome von Stress. Wichtig ist, dass jedes Individuum die eigenen Warnsignale kennt (vgl. Horn und Seth 2013: 22-25).
Eine positive Folge von Stress isteine Art Schutzfunktion. In Gefahrensituationen schüttet der Körper Hormone aus, wodurch die Leistungsbereitschaft erhöht wird. Es können schnelle Entscheidungen getroffen werden, die Muskeln werden angespannt, die Herzfrequenz erhöht sich, die Atmung wird schneller und unrelevante Funktionen, wie beispielsweise die Verdauung, werden eingestellt. Ebenfalls wird das Denken größtenteils eingestellt. Dies führt dazu, dass der Körper, ohne lange zu überlegen, sofort handlungsfähig ist. Wenn ein Körper aufgrund von Stress überlastet ist, wird er müde. Folgt die Person diesem Signal, so schützt Stress gewissermaßen auch vor der Überlastung (vgl. Litzcke et al. 2013: 25). Optimal ist mittlerer Stress. Dabei stehen die Fähigkeiten der Person mit den Herausforderungen im Einklang und das Individuum ist optimal leistungsfähig. Stress wirkt demnach zuerst positiv. Nach einer Anspannungsphase folgt eine Entspannung (vgl. ebd.: 8, 26f.). Diese Form von Stress ist nicht gesundheitsschädigend. Selye spricht in diesem Fall von Eustress (vgl. Kaluza 2018: 30). Im Einsatz bewirkt dieser Stress, dass die Einsatzkräfte effizienter arbeiten. Kann sich der Körper nach einer Anspannungsphase nicht regenerieren, erhöht sich das Stresslevel. Zu viel Stress (Disstress) führt dazu, dass bei den Einsatzkräften die Effizienz abnimmt und dadurch Fehler passieren können. Über einen längeren Zeitraum betrachtet wirkt sich der Stress negativ aus. Daraus resultiert Dauerstress, welcher zu Leistungsverlusten und zu einer Verschlechterung des psychischen und physischen Zustands führen kann. Bei Dauerstress kann sich der Körper nicht mehr entspannen. Das Individuum ist müde, erschöpft und angespannt (psychische Ermüdung). Auch die innerliche Unruhe sowie die Nervosität bleibt bei Dauerstress aufrechterhalten. Ebenfalls wirkt sich Dauerstress auf die geistige Fähigkeit aus. Die Leistungsbereitschaft nimmt ab und die Konzentration lässt nach. Außerdem lässt die Merkfähigkeit nach und die Gedanken schweifen ab (vgl. Litzcke et al. 2013: 26f.). Das zuvor beschrieben Modell von Stress in Bezug auf die Leistungsfähigkeit wird im Folgenden visualisiert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Stress und Leistungsfähigkeit (Feuerwehr Münster, Folie 5).
Sowohl bei der Feuerwehr als auch im Rettungsdienst sind viele Belastungsfaktoren vorhanden, welche zu einer Überforderung führen können. Beispielsweise zu nennen sind große Arbeitsmengen, Zeitdruck (vgl. Joiko et al. 2010: 22), Anspannung, Ungewissheit, Unterbrechungen im Wachalltag oder die ständigen Emotionen (vgl. Kautz et al. 2012: 204-207). Auch die Kompetenz der Helfer führt mitunter zu einer Überforderung, beispielsweise bei Kindernotfällen. Ausschlaggebend dafür ist die Aus- und Fortbildung, welche bei Einsatzkräften häufig vernachlässigt wird. Im Einsatz wird eine gewisse Routine benötigt (vgl. Lasogga 2011: 137). An dieser Stelle wird jedoch auf das Kapitel 2.2.4 verwiesen, in welchem weitere Belastungsfaktoren aufgezeigt werden. Aus andauernder Überforderung oder chronifiziertem Stress können Folgekrankheiten wie beispielsweise Depressionen, Burnout, Tinnitus oder Angstreaktionen entstehen (vgl. Scherrmann 2015: 12). Auch der Extremstress ist gefährlich für den Körper. Die soeben genannten Erkrankungen können mitunter durch Extremstress auftreten. Diese Art von Stress wurde anfänglich im Rahmen von Kriegs- und Kampferfahrungen untersucht. Seit den 80er Jahren wird der Extremstress auch im Zivilbereich untersucht. Wenn eine Situation mit hohen Belastungen eintritt, ist von Extremstress die Rede. Diese Form von Stress wird auch traumatischer Stress genannt. Die Folge von traumatischem Stress kann unter anderem eine dauerhafte psychische Störung sein. Das Risiko, von Extremstress betroffen zu sein, steigert sich durch bestimmte Situationen. Von Extremstress ist mitunter die Rede, wenn ein Ereignis plötzlich und unvorhersehbar eintritt, eine hohe Stressintensität vorhanden ist, wenn dem Ereignis nicht aus dem Weg gegangen werden kann oder wenn das Ereignis von außen auf das Individuum wirkt. Diese Situationen sind bei der Feuerwehr oder im Rettungsdienst täglich der Fall (vgl. Litzcke et al. 2013: 94f.).
Aufgrund der hohen Stressintensität im Feuerwehrwesen ist es unabdinglich Stress zu bewältigen. Um Stress im Einsatz oder auf der Feuerwache zu meistern, sind verschiedene Möglichkeiten vorhanden. Im weiteren Verlauf der Bachelorarbeit wird erneut speziell auf die Bewältigung von Belastungen sowie die Resilienz eingegangen. Vorab wird jedoch im nächsten Kapitel ein kurzer Einblick in die Bewältigung von Stress gegeben, denn nicht nur die Belastungen, sondern auch Stress, müssen durch Einsatzkräfte bewältigt werden.
2.1.3 Bewältigung von Stress
Damit Stress bewältigt werden kann, ist es erforderlich, dass das Individuum sein persönliches Stressmanagement fördert. Die Stressreaktion kann durch regeneratives Stressmanagement beeinflusst werden. So können beispielsweise Entspannungstrainings, Sport oder Hobbys die Reaktion beeinflussen. Auch die Reaktion bei der Bewertung durch die persönlichen Stressverstärker kann beeinflusst werden. Denn das mentale Stressmanagement umfasst beispielsweise eine Einstellungsänderung oder positive Selbstinstruktionen (vgl. Kaluza 2018: 63).
Die Bewältigung von belastenden Ereignissen wird auch Coping genannt (vgl. Kröling und Gerhold 2019: 18). Coping hat unterschiedliche Klassifizierungen. Lazarus unterteilt Coping in seinem transaktionalen Stressmodell in problemorientiertes Coping und emotionsorientiertes Coping. Bei dem problemorientierten Coping sollen Stressoren eliminiert werden, indem eine konkrete Handlung durchgeführt wird. Beispielhaft zu nennen ist, dass bei Zeitdruck schneller gearbeitet wird (vgl. Klingenberg und Süß 2020: 19). Lasogga (2011: 146) nennt dies auch instrumentelle Coping-Strategie. Bei dem emotionsorientierten Coping hingegen sollen zuerst die Emotionen reguliert werden. Dabei soll das Stressempfinden reduziert werden oder mittels anderer Emotionen ersetzt werden (vgl. Klingenberg und Süß 2020: 19). Lasogga (2011: 146) nennt diese Strategie palliative Coping-Strategie. Eine dritte Coping- Strategie ist die soziale Coping-Strategie. Diese umfasst beispielsweise Gespräche mit Bezugspersonen über Lösungswege der aktuellen Probleme oder auch Unternehmungen mit Freunden. Einsatzkräfte nutzen häufig das soziale oder problemorientierte Coping. Demnach arbeiten sie zum Beispiel schneller und effizienter, um die Probleme, beispielsweise an einer
Einsatzstelle, zu lösen oder reden im Nachgang mit Kollegen über die Einsätze (vgl. Kröling und Gerhold 2019: 18f.).
In stressigen Einsatzsituationen ist es für die Einsatzkräfte besonders wichtig, ihre Anspannungen und Gefühle regulieren zu können. Für Feuerwehrleute und Rettungsdienstmitarbeiter sollte deshalb auch seitens des Arbeitgebers interveniert werden, damit berufsbezogene Stressoren minimiert werden. Selbstverständlich sind noch viele weitere Techniken zur Stressbewältigung vorhanden. Beispielhaft zu nennen sind hierbei Atemtechniken, Gedankenstopp oder Wahrnehmungslenkungen (vgl. Bengel und Heinrichs 2011: 94f.). Aufgrund der Vielfältigkeit kann im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht alles konkretisiert werden. Mit den beschriebenen Coping-Strategien zur Stressbewältigung wurde eine Basis zum Grundverständnis geschaffen. Außerdem wird in den Themenbereichen 2.2.2 Entstehen von Belastungen und 2.2.3 Resilienz erneut auf die Bewältigung von Reizen/Stressoren eingegangen. Doch bevor die Entstehungen von Belastungen und die Resilienz beschrieben werden, wird im nächsten Kapitel die Begrifflichkeit der Belastungen bestimmt, um die Frage zu klären, was überhaupt eine Belastung ist und wie diese mit den Stressmodellen zusammenhängen.
2.2 Belastungen
Belastungen von Einsatzkräften werden seit einiger Zeit intensiver betrachtet. In Einsatzsituationen können beispielsweise psychische Belastungen auftreten. Insbesondere extrem belastende Ereignisse können Einsatzkräften sehr nahe gehen. Doch nicht nur Extremsituationen, wie z. B. Einsätze mit vielen Toten und Verletzten, Verstümmelungen, besonders tragische Unglücke oder Kindernotfälle, können die Einsatzkräfte psychisch belasten, auch Erfahrungen aus dem normalen Einsatzalltag tragen zur Belastung bei (vgl. Helmerichs et al. 2016: 9). „Obwohl Einsatzkräfte vielseitigen Belastungen ausgesetzt sind [...], entwickelt nur ein kleiner Teil von ihnen psychische Störungsbilder“ (Kröling und Gerhold 2019: 18). Das Phänomen, warum Belastungen so unterschiedlich wirken, wird im weiteren Verlauf des Kapitels thematisiert.
Zu den psychischen Belastungen kommen auf die Einsatzkräfte noch die physischen und sozialen Belastungen der Berufsfelder hinzu. Doch bevor auf diese ganzen Belastungen im Einzelnen eingegangen wird, muss der Begriff Belastung beschrieben werden (Kapitel 2.2.1). Das folgende Kapitel dient demzufolge dazu, zu verstehen, was Belastungen sind, wie Belastungen mit den Stressmodellen zusammenhängen und warum die Belastungen individuell -11 -
unterschiedlich wirken (Kapitel 2.2.2). Anschließend wird die Bewertung von potenziellen Belastungen im Kapitel der Resilienz 2.2.3 beschrieben. Im darauffolgenden Kapitel wird erstmalig auf die speziellen Arbeitsbelastungen von Berufstätigen im Feuerwehrwesen und im Rettungsdienst eingegangen. Dabei werden die physiologischen, psychologischen und sozialen Belastungsfaktoren thematisiert. Abschließend erfolgt im gleichen Kapitel eine Zusammenfassung von Stress und Belastungen.
2.2.1 Begriffsbestimmung
Wie im vorherigen Themenbereich in der Stresstheorie dargestellt, lösen Reize, welche negativ bewertet werden, den Stress aus. Diese Reize werden auch Stressoren oder Belastungen genannt. Belastungen sind demzufolge die Eigenschaften von Situationen, die auf das Individuum einwirken. Unterschieden werden die Belastungen in physiologische, psychologische und soziale Belastungen (vgl. Litzcke et al. 2013: 3f.). Die DIN EN ISO 10075-1 definiert psychische Belastungen als „die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn wirken“. Diese Definition folgt demnach auch der Ansichtsweise, dass eine Situation oder ein Reiz von außen auf das Individuum wirkt. Zwar beruht diese Definition auf den psychischen Belastungen, dennoch stellen ebenfalls die physischen und sozialen Belastungsfaktoren mitunter eine Belastung dar (vgl. DIN EN ISO 10075-1).
Andere Autoren hingegen nehmen an, dass unter Belastungen der Effekt zu verstehen ist, welcher erst nach dem Bewertungsprozess von Reizen eintritt. Zuweilen wird der Begriff Belastung in der Literatur nicht einheitlich genutzt. Es wird in der einschlägigen Literatur auch darüber diskutiert, neutralere Begriffe zu nutzen, denn der Begriff Belastung wird oftmals mit negativen Assoziationen verbunden. Damit nicht im Vorfeld eine Bewertung stattfindet, wird vorgeschlagen, die Begriffe Stressor, Beanspruchung oder Anforderung zu nutzen. Die Be- grifflichkeiten sind jedoch auch nicht unproblematisch, denn der Begriff Beanspruchung hat z. B. positive Begleitvorstellungen. Eine positive Beanspruchung ist jedoch keineswegs der Fall, wenn ein Feuerwehrmann Leichenteile einsammeln muss oder ein Rettungsdienstmitarbeiter nach einer erfolglosen Reanimation einer Person mitteilten muss, dass ihr Angehöriger verstorben ist (vgl. Lasogga 2011: 129f.).
2.2.2 Entstehung von Belastungen
Wie in der psychologischen Stresstheorie von Lazarus beschrieben, hängt es von der Bewertung im Kopf ab, ob ein Reiz auch ein Stressor für das Individuum darstellt. Das bedeutet, wenn das Individuum eine Situation als Stress einstuft, so ist diese Situation/Reiz ein Stressor (vgl. Wippert 2009: 22). Wird weiterhin der Theorie von Lazarus gefolgt, so ist diese Situation oder dieser Reiz als ein potenziell belastendes Ereignis anzusehen. Löst die Bewertung der potenziell belastenden Situation Stress aus, kann dieser wiederum eine Belastung darstellen (vgl. Lasogga 2011: 130). Sollte aus Stress eine Belastung werden, können wiederum gesundheitliche Folgen auftreten (vgl. Litzcke et al. 2013: 26f.). Diese Ausarbeitung folgt der Theorie von Lazarus, bei der die subjektive Bewertung von potenziellen Belastungsfaktoren ausschlaggebend ist, inwieweit diese Situation (Reiz/Stressor) als Belastung für das Individuum angenommen wird. Doch warum bewertet die eine Person eine Situation als belastend und eine andere Person nicht? Dazu wird im Folgenden auf die Moderatorvariablen eingegangen.
Die Reaktion auf potenzielle Belastungen fällt oftmals sehr individuell aus. Für einige Helfer ist das Einsatzgeschehen extrem belastend, während andere Helfer das Ereignis als weniger belastend empfinden. Demnach kann exakt dasselbe Ereignis unterschiedliche Belastung für ein Individuum auslösen. Die Bewertung der potenziellen Belastungen von professionellen Helfern besteht einerseits aus dem auslösenden Ereignis und andererseits aus den Moderatorvariablen. Die Moderatorvariablen können positiv, negativ oder neutral sein. Negative Moderatorvariablen, auch Risikofaktoren genannt, verstärken die Belastung. Eine neutrale Moderatorvariable hat schlussendlich keine Auswirkung auf die potenzielle Belastung und eine positive Moderatorvariable wirkt sich mildernd gegenüber der Belastung aus. Zu viele negative Moderatorvariablen als solche können jedoch auch eine Belastung darstellen. Moderatorvariablen lassen sich unterscheiden in biologische, soziographische, psychologische und organisatorische Moderatorvariablen (vgl. Lasogga 2011: 142f.). Diese werden im Folgenden kurz erläutert.
Biologische Moderatorvariablen sind beispielsweise das Alter, das Geschlecht sowie die persönliche Fitness. Demnach sind jüngere Feuerwehrleute oder Rettungsdienstmitarbeiter physiologisch belastbarer als ältere Mitarbeiter, während die älteren Mitarbeiter also positive Variable mehr Erfahrungen haben. Außerdem empfinden jüngere Mitarbeiter den Schichtdienst nicht so belastend wie ältere Mitarbeiter. Beim Geschlecht hingegen sind die Unterschiede weniger eindeutig als beim Alter. Diesbezüglich zeigen Untersuchungen auf, dass Frauen und Männer gleichstark durch Einsätze belastet werden. Andererseits haben laut Untersuchungen Frauen ein höheres Risiko an einer posttraumatischen Belastungsstörung zu erkranken. Die Fitness hingegen ist eindeutiger zu bewerten. So haben durchtrainierte Feuerwehrleute oder Rettungsdienstmitarbeiter bei Einsätzen weniger Belastungen als übergewichtige Personen (vgl. ebd.: 143f.).
Für die soziographischen Moderatorvariablen lassen sich Berufserfahrung, soziale Ressourcen, soziale Unterstützung oder Risikofaktoren nennen, welche im Folgenden beschrieben werden. Die Berufserfahrung hat sowohl positive als auch negative Wirkungen. Zum einen ist ein erfahrener Helfer routiniert in den Rettungsmaßnahmen, während sich der jüngere Kollege noch auf die technischen Maßnahmen konzentrieren muss. Das Konzentrieren auf die Maßnahmen kann für den jüngeren Kollegen belastend sein. Der erfahrenere Kollege hingegen kann sich mehr auf die Opfer konzentrieren, wodurch mehr Leid aufgenommen werden kann. Zum anderen hat der erfahrene Kollege mehr Notfälle miterlebt und dadurch mehr Belastungen erfahren, was wiederum verstärkt zu einer Erkrankung führen kann. Die sozialen Ressourcen und die soziale Unterstützung können in vier verschiedene Formen unterteilt werden. Die emotionale Unterstützung ist dabei für die Helfer besonders bedeutsam. Dazu zählt z. B. die psychische Unterstützung oder das Gefühl von Nähe. Auch sehr bedeutsam für Helfer ist die instrumentelle Unterstützung. Diese beinhaltet die Hilfe bei Problemen, das zur Verfügung stellen von Informationen oder das Geben eines Feedbacks. Die praktische Hilfe im Alltag sowie die gemeinsamen Lebensvorstellungen zählen ebenfalls zu den sozialen Ressourcen und sozialen Unterstützungen. Entscheidend dabei ist die Qualität der sozialen Unterstützung und nicht etwa die Quantität. Jemand der viele Freunde hat, muss nicht zwangsläufig eine bessere soziale Unterstützung erfahren. Zum Schluss sind die Risikofaktoren zu nennen. Dazu zählt beispielsweise eine frühere Belastung, ein früher Verlust der Mutter, ein niedriger sozioökonomischer Status, eine schlechte Schulbildung der Eltern oder schlechte Kontakte zu Gleichaltrigen. Diese Risikofaktoren heben sich jedoch teilweise mit den Schutzfaktoren auf, sodass sich Schutzfaktoren und Risikofaktoren wie eine Waage verhalten. Je nachdem welche Seite mehr dominiert, desto höher wirkt sich dies auf das Individuum aus. Als Gegenspieler zu den Risikofaktoren sind als Schutzfaktoren beispielsweise ein sicherer Arbeitsplatz, eine intakte Familiensituation, die Intelligenz, ein gutes soziales Milieu, die soziale Förde- rung/Anerkennung, eine körperliche/psychische Unversehrtheit oder eine gute Beziehung zu nennen (vgl. ebd.: 144f.).
Die psychologischen Moderatorvariablen umfassen die Coping-Strategien, welche bereits im Kapitel 2.1.3 beschrieben wurden. Die instrumentelle Coping-Strategie versucht in der Umwelt Veränderungen durchzuführen. Bei der palliativen Coping-Strategie sollen die Emotionen beeinflusst werden, wie z. B. durch Alkohol oder Schlaftabletten. Weitere psychologische Moderatorvariablen sind z. B. die Persönlichkeitsmerkmale, Einstellung zum Beruf oder Selbstwirksamkeitserwartung. Die Persönlichkeitsmerkmale können sowohl positive als auch negative Wirkungen haben. Bei unsicheren und instabilen Personen ist das Risiko für eine negative Beeinflussung höher, während selbstsichere Personen emotional stabiler sind. Eine weitere psychologische Moderatorvariable ist die persönliche Einstellung zum Beruf. Ist die Einstellung professionell, kann mit Belastungen angemessen umgegangen werden. Diesbezüglich ist auch eine gewisse Distanz zum Beruf angemessen. So sollte der private Pkw nicht wie ein Rettungswagen ausgestattet sein oder in der Freizeit nur über den Beruf geredet werden. Ist eine Person der Überzeugung, eine Situation durch ihr eigenes Handeln beeinflussen zu können, wirkt sich dies als positive Selbstwirksamkeitswahrnehmung aus (vgl. ebd.: 146f.).
Als letztes folgen die organisatorischen Moderatorvariablen. Diese sind innerhalb der Organisation, wie z. B. bei der Feuerwehr oder im Rettungsdienst, zu finden. Sie tragen einerseits entscheidend dazu bei, wie Belastungen der Einsätze verarbeitet werden, andererseits sind negative organisatorische Erscheinungen selbst eine Belastung. Ein gutes Beispiel dafür sind die Kollegen. Ein gesundes Betriebsklima wirkt sich positiv aus, während ein angespanntes Klima einen starken Stressor darstellt. Auch die technischen und räumlichen Gegebenheiten tragen zu den Belastungen bei. Stark renovierungsbedürftige Feuer- und Rettungswachen mit teilweise gesundheitsgefährlichen Schimmelpilzen wirken sich negativ aus. Eine gute technische Ausstattung auf der Wache, als auch im Einsatz, wirkt sich wiederum positiv aus. Auch die Leitstellen haben einen Einfluss auf die Feuerwehr- und Rettungsdienstmitarbeiter (vgl. ebd.: 147-150). „Durch eine präzise Informationsweitergabe können Leitstellenmitarbeiter dazu beitragen, dass eine Entlastung der Einsatzkräfte vor Ort erfolgt“ (Lasogga 2011: 151).
Diese Moderatorvariablen wirken sich entweder positiv oder negativ auf potenzielle Belastungen aus. Dabei sind die zuvor beschriebenen Moderatorvariablen nur wenige der unzähligen Beispiele. Eine weitere Variable, die Resilienz, spielt bei der Bewertung von potenziellen Belastungen eine wesentliche Rolle. Deshalb wird im Folgenden auf die Widerstandsfähigkeit eingegangen.
2.2.3 Resilienz
Der Begriff Resilienz stammt ursprünglich aus dem naturwissenschaftlichen Bereich. Mit Resilienz ist die Eigenschaft von Materialien oder Gegenständen gemeint, die nach einer Einwirkung von einem äußeren Einfluss ihren Ursprungszustand wiedererlangt (vgl. Klingenberg und Süß 2020: 20). Das englische Wort resilience bedeutet übersetzt persönliche Widerstandsfähigkeit oder auch Spannkraft (vgl. Rönnau-Böse und Fröhlich-Gildhoff 2019: 9). In den Verhaltenswissenschaften bedeutet Resilienz Widerstandsfähigkeit gegen Belastungen wie z. B. Stress (vgl. Klingenberg und Süß 2020: 20). Anders ausgedrückt ist Resilienz die innere Stärke eines Individuums, um belastende Situationen besser bewältigen zu können (vgl. Rönnau-Böse und Fröhlich-Gildhoff 2019: 9). Personen, die resilient sind, gehen oftmals gestärkt aus Situationen heraus, in welche physische oder psychische Belastungen auftreten können und zerbrechen nicht an diesen (vgl. Kalbheim 2016: 27f.). Besonders bedeutend im Zusammenhang mit der persönlichen Widerstandsfähigkeit sind die Resilienzfaktoren. Diese erhält ein Mensch im Laufe seiner Lebenszeit durch Kontakt mit der Umwelt und durch Erfahrungen. Dazu zählen die Selbstwahrnehmung, die Selbststeuerung, die Selbstwirksamkeit, die soziale Kompetenz, die adaptive Bewältigungskompetenz und die Problemlösefähigkeit. Sie stehen in engem Verhältnis zueinander und bauen teilweise aufeinander auf (vgl. Rönnau- Böse und Fröhlich-Gildhoff 2019: 41f.). Zu der Selbstwahrnehmung gehören die angemessene Selbsteinschätzung, die Informationsverarbeitung sowie die Fremdeinschätzung. Dabei ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu hören und über sich selbst nachdenken zu können. Außerdem ist es bedeutsam, sich in eine andere Person hineinversetzen zu können, um ihre Denk- und Sichtweise zu verstehen (vgl. Rönnau-Böse und Fröhlich-Gildhoff 2015: 17). Die Selbststeuerung umfasst die Regulation von Gefühlen und Erregungszuständen. Dadurch können Wege gefunden werden, um mit den Gefühlen und Emotionen umgehen zu können oder sie zu bewältigen (vgl. ebd.: 18). Unter Selbstwirksamkeit ist zu verstehen, durch Vertrauen und Überzeugung ein Ziel zu erreichen. Maßgeblich für den Erfolg sind die eigenen Erwartungen (vgl. ebd.: 18).
Die soziale Kompetenz ist die Eigenschaft einer Person, ein angemessenes Verhalten gegenüber anderen zu zeigen. Sowohl ein angebrachtes Einfühlungsvermögen als auch die Kompetenz, auf andere zuzugehen und Kontakt zu knüpfen oder Konflikte/Probleme zu lösen, bedeutet sozial zu sein (vgl. ebd.: 18f.).
Aktive Bewältigungskompetenz ist die Fähigkeit zur Einschätzung vorhandener Kompetenzen in einer stressigen oder belastenden Situation. Dadurch zeigt sich, ob die eigenen Bewältigungsstrategien für solch eine Situation ausreichen oder ob Hilfe zur Bewältigung benötigt wird (vgl. ebd.: 19). Die Problemlösefähigkeit stellt die Strategie dar, Probleme zu analysieren und zu bearbeiten. Dabei ist es wichtig, zielorientiert vorzugehen und Problemlösungsstrategien zu entwickeln (vgl. ebd.: 19).
Insgesamt dient die Resilienz mit den Resilienzfaktoren dazu, dass ein Individuum trotz belastender Umstände gesund bleibt und Krisen oder Problemsituationen erfolgreicher bewältigen kann (vgl. Schiffer 2009: 11). Die persönliche Resilienz ist maßgeblich dafür verantwortlich, ob und wie stark Stress empfunden wird (vgl. Klingenberg und Süß 2020: 19). Dabei ist die die persönliche Widerstandsfähigkeit mitunter eine Art Puffer, der in einer Stresssituation dazu dient, die psychische Gesundheit zu erhalten (vgl. Richter 2014: 51).
Wird an dieser Stelle auf die Stresstheorie von Lazarus zurückgeblickt, so wird ein Zusammenhang zwischen Resilienz und der Bewertung von Situationen deutlich. In der sekundären Bewertung von Stress wird der Frage nachgegangen, was die eigene Person dagegen tun kann. Die individuellen Ressourcen oder auch Bewältigungsstrategien entscheiden darüber, ob Stress ausgelöst wird (vgl. Hoffeld-Ernst 2008: 17f.). Demnach sollten Feuerwehrleute und Rettungsdienstpersonal ihre persönliche Resilienz stärken, um in Stresssituationen ein positives Outcome zu erleben.
Resilienz kann gefördert und erlernt werden. Dadurch werden positive Eigenschaften wie Dankbarkeit, Selbstständigkeit oder das Selbstbewusstsein gestärkt und negative Eigenschaften reduziert (vgl. Martens und Begus 2018: 27ff.). Durch die Förderung der eigenen Resili- enz hat der Körper eine Bewältigungsreserve, auf die er in stressigen Situationen zurückgreifen kann (vgl. Gruhl 2009: 181f.). Auch in der Arbeitswelt ist Resilienz wichtig. Die Anforderungen an die Mitarbeiter steigen stetig. Ein Feuerwehrbeamter muss beispielweise immer mehr Leistung zeigen, da sich die Technik stetig weiterentwickelt und die Aufgaben immer mehr werden. Durch wachsenden Zeitdruck, Konkurrenzkampf oder die wachsenden Aufgaben fühlen sich Mitarbeiter gestresst und können psychische Beschwerden entwickeln. Auch das Unternehmen ist von den Stressfolgen betroffen, da sich die mangelnde Handlungs-, Einsatz-, und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter auf das Unternehmen auswirken können. Sofern Mitarbeiter eine hohe Resilienz haben, können diese stressresistenter, gelassener und ausge- glichener mit Situationen umgehen (vgl. Horn und Seth 2013: 8f.), was für den Beruf eines Feuerwehrmannes oder für Rettungsdienstpersonal immens wichtig ist. Es ist mittlerweile empirisch belegt, dass Resilienz das Stressempfinden reduziert und die Jobzufriedenheit erhöht (vgl. Klingenberg und Süß 2020: 21). „Resilienz vermindert psychische Belastungen und daraus resultierende Krankheiten und kann positive Auswirkungen auf die generelle Lebenszufriedenheit haben“ (Klingenberg und Süß 2020: 21).
Wie der zuvor beschriebene Artikel zeigt, ist die Resilienz für jedermann wichtig, um die persönlichen Belastungen sowie die Entstehung von Stress zu minimieren bzw. zu bewältigen. Bis hierher wurde aufgezeigt, wie der Begriff Stress sowie Belastungen einzuordnen sind und wie die Resilienz in den Bewertungsprozess der potenziell belastenden Situationen eingreift. Diesbezüglich ist auch ersichtlich geworden, dass mit einer Belastung ein Reiz oder auch Stressor gemeint ist, jedoch der Begriff Belastungen weiter genutzt wird. Verständlich wurde auch, dass aus einer Belastung Stress entstehen kann, woraus wiederum eine Überforderung oder eine längerfristige Belastung folgen kann. Auch ist deutlich geworden, dass die Belastung immer individuell ist und von der persönlichen Resilienz, den Moderatorvariablen sowie den Coping-Strategien abhängt. Exemplarisch wurden bereits Beispiele aufgeführt. Dies gilt es im nachfolgenden Kapitel für den Feuerwehrdienst zu konkretisieren.
2.2.4 Arbeitsbelastungen von Feuerwehr und Rettungsdienst
Einsatzkräfte werden durch ihre tägliche Arbeit mit Notfällen konfrontiert, wodurch sie unzähligen Belastungen ausgesetzt sind (vgl. Lasogga 2011: 128). Aufgrund der Vielfalt der Belastungen ist es nahezu unmöglich, alle aufzuzählen. Das nächste Kapitel dient dazu, einen Überblick über die Arbeitsbelastungen von Einsatzkräften zu erlangen. Dafür werden die potenziell belastenden Situationen in psychologische, physiologische und soziale Belastungsfaktoren unterteilt und im Folgenden beschrieben (vgl. Litzcke et al. 2013: 3).
Psychologische Belastungen
Psychologische Belastungsfaktoren sind „die Gesamtheit der erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und auf ihn psychisch wirken“ (Bengel und Heinrichs 2011: 25f.). Je nach Autor lassen sich die potenziellen Belastungsfaktoren weiter unterscheiden. Lasogga (vgl. 2011: 131-141) unterscheidet die psychologischen Belastungen in individualpsychologische Belastungen und sozialpsychologische Belastungen. Die individualpsychologischen Belastungen gehen von dem Helfer persönlich aus. Beispielsweise zu nennen sind die eigenen Gedanken, Fähigkeiten oder Kenntnisse. Die sozialpsychologischen Belastungen sind durch eine Interaktion mit einer anderen Person geprägt, welche im Abschnitt soziale Belastungen näher beschrieben werden.
In Bezug auf die Arbeitsbelastungen lassen sich wiederum weitere Unterscheidungen tätigen. Sie können eingeteilt werden in tätigkeitsbezogene Belastungen, betriebliche Belastungen, Belastungen durch die Arbeitsplatzgestaltung, soziale Belastungen und überbetriebliche Belastungen (vgl. Karutz et al. 2013: 204f.). Es ist nicht einheitlich geregelt, wie die Belastungen eingeteilt werden müssen. In der Fachliteratur hat jeder Autor seine eigene Einteilung. Zu erkennen ist, dass sich beispielsweise individualpsychologische Inhalte von Lasogga mit tätigkeitsbezogenen Belastungen von Karutz et al. überschneiden. Zudem wird deutlich, dass aufgrund der Vielfalt niemals alle Belastungen benannt werden können. Im Folgenden sollen deshalb auf einige relevante psychologische Belastungen für einen Rettungsdienstmitarbeiter oder Feuerwehrmann, sowohl auf der Wache als auch im Einsatz, beschrieben werden.
In der einsatzfreien Zeit werden auf der Wache Aufgaben vollzogen. Teilweise sind selbst die kleinsten Aufgaben aufgrund von Einsätzen kaum zu schaffen. Die Alarmierungen der Einsätze werden deshalb vereinzelt als Arbeitsbehinderung bezeichnet. Das ständige Unterbrechen von zu verrichtenden Arbeiten ist mitunter eine Belastung, denn auch diese Aufgaben müssen erledigt werden. Dadurch steht der Helfer selbst in der einsatzfreien Zeit auf der Wache unter enormen Zeitdruck. Auch die Ungewissheit, was den Helfern als nächstes abverlangt wird, ist belastend. Helfer wissen im Voraus nie, was von ihnen gefordert wird und wie hoch die potenzielle Belastung des nächsten Einsatzes ist. Eine gewisse Anspannung ist auch im Wachalltag permanent der Fall. Auch die Nächte auf einer Feuer- und Rettungswache sind alles andere als eine Erholung. Teilweise wird die Anspannung selbst nach Dienstende noch einige Zeit brauchen, bis sie wieder abgebaut ist. Auch die Dienstplangestaltung, der Schichtdienst, das Führungsverhalten der Vorgesetzten oder die persönliche Über-/Unterforderung stellen berufsbezogene Belastungen dar (vgl. ebd.: 204-208). Hinzu kommen die einsatzspezifischen Belastungen wie der Tod oder der drohende Tod, viele Verletzte, eigene Gefährdungen bei einem Einsatz, der Anblick von Entstellungen oder Enthauptungen, Entscheidungsdruck, Zeitdruck, unangenehme Überraschungen oder drohende Schadensausweitung z. B.bei einem Feuer (vgl. Hoffeld-Ernst 2008: 11).
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