Die Namen von Kunstwerken in der Literatur, den bildenden Künsten und der Musik


Hausarbeit, 2020

19 Seiten, Note: 1

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhalt

1. Einleitung

2. Terminologie

3. Problematik: Kunstwerknamen als Namenstatus?

4. Geschichtliches und Klassifikation von Titeln in Kunstwerken
4.1. Titel in literarischen Werken
4.2. Titel in bildenden Kunstwerken
4.3. Titel in der Musik

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Dass ein Kunstwerk einen Namen trägt, ist so selbstverständlich; derart
selbstverständlich, dass man für gewöhnlich darüber hinwegsieht.“1

Jenes Zitat von Arnold Rothe verweist darauf, wie bedenkenlos wir davon ausgehen, dass ein Meisterwerk - egal ob es schriftlich, musikalisch oder bildnerisch umgesetzt wurde - einen Namen bzw. Titel trägt und wir zugleich diesen oft nicht weiters beachten und somit auch seine Bedeutung für das Kunstwerk übergehen.

Dennoch dienen Kunstwerksnamen zur Benennung sämtlicher Meisterwerkeaus den unterschiedlichsten künstlerischen Richtungen: Von den bildnerischen über die musikalischen bis hin zu den literarischen Werken. Somit gilt die namentliche Benennung von Kunstwerken als ein äußerst facetten- und umfangreiches Thema.

In der vorliegendenArbeit wirdzuerst die Terminologie der Kunstwerksnamen genauer beleuchtet. Anschließend wirdaufdie Benennung von Kunstwerken in den Bereichen Literatur, bildender Kunst und Musik eingegangen. Hierbei wird kurz die historische Entstehung der Kunstwerksnamen behandelt bzw. der Frage nachgegangen, wie diese Namen in den drei Kunstrichtungen kategorisiert werden.

Daraus ergeben sich für die vorliegende Arbeit folgende wissenschaftliche Fragestellungen:

- Wie werden Kunstwerksnamen in der Literatur, den bildenden Künsten und der Musik kategorisch eingeteilt?
- Welche Form der Kategorisierung bei der Benennung von Kunstwerken (in Bildender Kunst, Literatur und Musik) ist zu bevorzugen bzw. zu vernachlässigen?

2. Terminologie

Andrea Brendler (2004) verweist darauf, dass Kunstwerksnamen in der wissenschaftlichen Literatur fast ausschließlich mit dem Begriff „Titel“ bezeichnet werden: So sind die Bezeichnungen „Buchtitel“, „Gedichttitel“, aber auch „Bildtitel“ und „Musiktitel“ üblich. Gelegentlich wird auch auf die Bezeichnung „Werktitel“, seltener auf „Überschrift“ oder „Name“ zurückgegriffen. Sie begründet die häufige Benennung mit „Titel“ damit, dass sich die Namensforscher2 häufig auf nicht-wissenschaftlicher Basis mit diesem Thema auseinandersetzen. Aus diesem Grund tendieren diese dazu, mit dem außerwissenschaftlichen Begriff „Titel“ zu arbeiten. Brendler verweist aber auch darauf, dass sie in ihrem Text beide Begriffe parallel verwendet.3

Somit wird, laut Verfasserin der Arbeit, bereits durch den Begriff, der die Namensgebung bezeichnet - Name, Überschrift, Titel - deutlich, was ein Terminus über die Benennung eines Gegenstandes aussagt, noch bevor wir überhaupt zum eigentlichen Namen bzw. Titel vordringen. Es lässt sich feststellen, dass die häufige Verwendung des außerwissenschaftlichen Begriffs „Titel“ darauf zurückzuführen ist, dass sich die Namenskundler in ihrer Forschung bislang wenigmit der Benennung von Kunstwerken auseinandergesetzt haben. Da jedoch Brendler selbst beide Bezeichnungen - „Name“ und „Titel“ - verwendet, steht einem synonymen Gebrauch der Begriffe wenig entgegen.

3. Problematik: Kunstwerknamen als Namenstatus?

Was die Benennung von Kunstwerken angeht, ist die Wissenschaft geteilter Meinung. Hierbei können zwei sehr unterschiedliche Positionen genannt werden:

- Einige Wissenschaftler, wie u. a. Hazard Adams4 und Horst-Jürgen Gerigk5, behaupten, dass Kunstwerksnamen keinen Namenstatus benötigen - beide begründen ihre Argumentation jedoch nicht.
- Einen anderen Weg schlagen jedoch bspw. Emanuela Casadei6, John Fisher7, Arnold Rothe8 und Leo Hoek9 ein: Sie gehen davon aus, dass Kunstwerksnamen sehr wohl den Status eines Namens aufweisen, da diese dazu dienen, die Meisterwerke zu unterscheiden und wiederzuerkennen - daher gelten sie für jene als Namen.

Zwar wird von Adams und Gerigk kein Argument für die Aberkennung des Namensstatus von Kunstwerknamen genannt, jedoch bringt Brendler eine gewisse Problematik in Bezug auf den Namensstatus ein: Demnach ist der Sinn eines Namens die Wiedererkennung und folglich muss zwischen Namen und benannten Objekt ein 1:1-Verhältnis herrschen. Hierbei könnte es in Bezug zu den Kunstwerken zu einem Problem kommen, denn diese existieren häufig in mehreren Kopien, zum Beispiel im Falle von Gemälden, Literatur, Anweisungen zur Wiedergabe (Notenvorlage bei Musik) etc. Zugleich verweist Brendler darauf, dass Kopiengrundsätzlichnichts an der Verbindung zwischen dem Kunstwerk und dessen Namen ändern.10

Jedoch kann man -so die Verfasserin der Arbeit -davon ausgehen, dass man anhand der Gesprächssituation und des Kontextes erschließen kann, was mit dem Kunstwerknamen gemeint ist. Wenn jemand von Klimts „Kuss“ in einem Museum spricht, kann in diesem Zusammenhang von dem Original ausgegangen werden. Äußert sich aber jemand bspw. im privaten Bereich z. B. mit „Ich habe den ,Kuss‘ im Schlafzimmer hängen“, kann davon ausgegangen werden, dass es sich um die Kopie des echten „Kuss“-Gemäldes handelt. Somit wird der Name zwar immer auf das ursprüngliche Werk bezogen, jedoch kann damit,je nach Gesprächssituation,auch die Abbildung des echten Kunstwerks gemeint sein. Ähnliches gilt auch für Literatur: Wenn man bspw. Goethes „Faust“ liest, ist einem bewusst, dass essich nicht um die originale Aufzeichnung bzw. Urschrift des Autors, sondern einenNachdruckhandelt.Für Lieder gilt Gleiches: So kann man eine Melodie bspw. „Für Elise“ zuordnen und bezieht sich hierbei nicht auf das Original-Manuskript Beethovens, sondern auf das Wissen, dass es sich hier um eine Wiedergabe des ursprünglichen Kunstwerkes handelt.

Demnach lässt sich,laut Verfasserin der Arbeit,urteilen, dass Kunstwerksnamen sehr wohl den Status eines Namens aufweisen, da sich der Name auf ein individuelles Kunstwerk bezieht und sich bei der Nennung des Namens aus dem Gesprächszusammenhang bzw. der Situation feststellen lässt,ob das Original gemeint ist oder damit auf eine Kopie, einenNachdruck oder eine Reproduktion eines Werkes verwiesen wird. Der Name bezeichnet somit immer die ursprüngliche Leistung des Schriftstellers, Musikers oder Malers.

4. Geschichtliches und Klassifikation von Titeln in Kunstwerken

Die Benennung von Kunstwerken spielt sowohl in der Literatur, der bildenden Kunst aber auch in der Musik eine große Rolle. In allen drei Kunstrichtungen reicht die Betitelung der Werke historisch unterschiedlich weit zurück und auch die Herangehensweise an die Betitelung weicht mitunter stark voneinander ab. Daher wird im folgenden Kapitel auf die geschichtliche Benennung der Kunstwerke - in Literatur, bildender Kunst und Musik -aber auch auf diein den einzelnen Kunstwerksbereichen unterschiedlichen Vorgehensweiseneingegangen.

4.1. Titel in literarischen Werken

Die Namensgebung von literarischen Kunstwerken lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen z. B. die Epen von Herodot. Jedoch können nur mehr wenige Titel dieser Epoche eindeutig nachgewiesen werden. Oft sind auch nur mehr Verweise anderer Schriftsteller auf den Titel vorhanden oder fehlen vollkommen.11

Es lässt sich daher festhalten, dass bereits in der griechischen Antike literarische Werke wie Epen einen Titel aufwiesen und daher bereits benannt wurden. So kann laut Verfasserin der Arbeit davon ausgegangen werden, dass die Benennung von schriftlichen Werken seit jeher eine wichtige Rolle spielt. Auch wenn einige Titel literarischerWerke heute nicht mehr erhalten sind, so ist der Verweis anderer Autoren auf den Titel einer fremden Literatur ein Zeichen für die Bedeutung und Wichtigkeit der Textnamen - auch zur Zeit der Antike.

Im deutschen Sprachraum lassen sich ab circa 1200 die ersten Buchtitel mit eindeutiger Sicherheit belegen. Erst um 1500 herum, gewann - mit der Entwicklung und Verbreitung des Buchdruckes - der Titel immer mehr an Bedeutung, da er als werbewirksames Mittel eingesetzt werden konnte.12

Laut Verfasserin der Arbeit, könnte der Titel eines Buches schon zur damaligen Zeit dafür genutzt worden sein, um das Interesse beim Leser zu wecken. Des Weiteren könnte, der Name des Buches bereits einen ersten Eindruck von dem Inhalt des Buches vermittelt haben - was auch für den früheren Leser einen Vorteil dargestellt haben dürfte.

Dass die Buchtitel nicht immer kurz und bündig sein mussten, zeigen das 17. und 18. Jahrhundert: Diese Ära wies sich durchbesonderslange Titel aus,in denen oft schon der Inhalt des Werkes wiedergegeben wurde.

...


1 Arnold Rothe (1970): Der Doppeltitel: Zu Form und Geschichte einer literarischen Konvention. Mainz: Akademie der Wissenschaften und der Literatur (= Akademie der Wissenschaften und der Literatur [in Mainz]: Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse 1969:10) S. 6

2 Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wurde im Rahmen dieser Arbeit für Personenbezeichnungen stets die männliche Variante verwendet, wobei jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen sei, dass sowohl weibliche als auch männliche Vertreter der Bezeichnung gemeint sind.

3 Vgl. Andrea Brendler (2004): Kunstwerknamen. In: Andrea und Silvio Brendler (Hrsg.): Namenarten und ihre Erforschung. Ein Lehrbuch für das Studium der Onomastik. Hamburg: baar. S. 528

4 Vgl. Hazard Adams (1987): Titles, Titling, and Entitlement To. The Journal of Aesthetics and Art Criticism 46, 7- 21.S. 14

5 Vgl Horst-Jürgen Gerigk (2000): Titelträume: Eine Meditation über den literarischen Titel im Anschluß an Werner Bergengruen, Leo H. Hoek und Arnold Rothe. In: Mecke/Heiler, 21-28. S. 22

6 Vgl. Emanuela Casadei (1980): Contributi per una teoria del titolo: Le novelle di Federico Tozzi. Linguae stile 15:1, 3-25. S. 3 und 5.

7 Vgl. John Fisher (1984): Entitling. Critical Inquiry 11 [für 1984/1985], 286-298. S. 287

8 Vgl. Arnold Rothe (1986): Der literarische Titel: Funktionen, Formen, Geschichte. Frankfurt am Main: Klostermann. S. 13-15

9 Vgl. Leo H. Hoek (2001): Titres, toiles et critique d'art: Déterminants institutionnels du discours surl'art au dix- neuvième siècle en France. Amsterdam: Rodopi (= Faux titres: Etudes de langue etlittérature franfaises 210). S.

36

10 Vgl. Andrea Brendler (2004): Kunstwerknamen. In: Andrea und Silvio Brendler (Hrsg.): Namenarten und ihre Erforschung. Ein Lehrbuch für das Studium der Onomastik. Hamburg: baar. S. 528-529

11 Vgl. Bianca-Jeanette Schröder (1999): Titel und Text: Zur Entwicklung lateinischer Gedichtüberschriften. Mit Untersuchungen zu lateinischen Buchtiteln, Inhaltsverzeichnissen und anderen Gliederungsmitteln. Berlin/New York: de Gruyter (= Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 54). S. 13-14

12 Vgl. Edward Schröder (1938): Echte, rechte, schlechte Titel in der altdeutschen Literaturgeschichte. Imprimatur: Ein Jahrbuch für Bücherfreunde 8, 153-160. S. 153-159

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Details

Titel
Die Namen von Kunstwerken in der Literatur, den bildenden Künsten und der Musik
Hochschule
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Note
1
Jahr
2020
Seiten
19
Katalognummer
V1152117
ISBN (eBook)
9783346542441
ISBN (Buch)
9783346542458
Sprache
Deutsch
Schlagworte
namen, kunstwerken, literatur, künsten, musik
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Die Namen von Kunstwerken in der Literatur, den bildenden Künsten und der Musik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1152117

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