Sri Lanka (bis 1972 Ceylon) ist den meisten von uns bekannt als paradiesische Urlaubsinsel im indischen Ozean. Jedoch war die an der Südspitze Indiens gelegene rund 65.000 qkm große Insel in ihrer jüngsten Vergangenheit geprägt von einem rund zwanzig Jahre andauernden blutigen Bürgerkrieg.
Die Insel, welche besonders durch ihre ethnische Vielfalt besticht, hat eine sehr facettenreiche Geschichte vorzuweisen. Vor 2.500 Jahren von der auf der Insel lebenden Mehrheitsgruppe der buddhistischen Singhalesen erstmals besiedelt, haben sich im Laufe der Jahrhunderte nach und nach die verschiedensten ethnischen Gruppen und unterschiedlichsten Religionszugehörigkeiten auf Sri Lanka niedergelassen. Neben den hinduistischen Tamilen, welche vor rund 1.000 Jahren auf der Insel ankamen und zugleich die größte Minderheit stellen, sind auch zahlreiche Muslime und weitere, kleinere Ethnien auf der Insel beheimatet. Diese verschiedenen Volksgruppen haben über viele Jahrhunderte neben- und miteinander existiert.
Jedoch haben sich für das damalige Ceylon stets auch die Europäer interessiert. So stand die Insel von Beginn des 16. Jahrhunderts bis zum Jahre 1948 unter kolonialer Herrschaft. Zuerst haben sich die Portugiesen, dann die Holländer und zuletzt die Engländer auf der Insel niedergelassen. Sri Lanka ist somit geprägt von sehr vielen und sehr unterschiedlichen Einflüssen. Insbesondere die englische Kolonialmacht hat die politischen, administrativen und ökonomischen Rahmenbedingungen geschaffen, welche einen ethnischen Konflikt und eine ethnische Diskriminierung in späterer Folge förderten.
Nach der Erlangung der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht im Jahre 1948 hat sich der ethnische Konflikt zwischen Singhalesen und Tamilen verschärft. Der gesteigerte singhalesische Nationalismus und die zunehmende Diskriminierung der tamilischen Bevölkerung war ausschlaggebend dafür, dass sich die Situation zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen immer mehr zugespitzt hat, um im Jahre 1983 in einen offenen Bürgerkrieg zu münden. Der Krieg hat nicht nur zahlreiche Tote und Flüchtlinge gefordert, sondern auch der Wirtschaft Sri Lankas erheblichen Schaden zugefügt. Insbesondere der Tourismus hatte aufgrund der zahlreichen Selbstmordanschläge im Südwesten der Insel erhebliche Einbußen zu verzeichnen.
Inhaltsverzeichnis
- Kapitel I: Geschichte des Konflikts und Verlauf des bisherigen Friedensprozesses:
- 1. Historische Dimension des Konflikts:
- 1.1 Ethnische und religiöse Zusammensetzung der Bevölkerung Sri Lankas:
- 1.2 Die Entstehung eines singhalesisch – tamilischen Gegensatzes:
- 1.2.1 Die koloniale Epoche:
- 1.2.2 Die singhalesische Ausgrenzungspolitik nach der Erlangung der Unabhängigkeit:
- 1.2.3 Die Verschärfung des ethnischen Konflikts und die Gründung der LTTE:
- 1.3 Ausbruch des Bürgerkrieges zwischen Tamilen und Singhalesen:
- 1.4 Der Verlauf des Bürgerkrieges:
- 2. Der Verlauf des Friedensprozesses:
- 2.1 Die Einschaltung Norwegens in den Konflikt:
- 2.2 Das Waffenstillstandsabkommen vom Februar 2002:
- 2.3 Die Friedensverhandlungen unter der Vermittlung Norwegens:
- 2.4 Der Ausstieg der LTTE aus den Verhandlungen:
- 3. Die Situation nach dem Abbruch der Verhandlungen:
- 3.1 Der Machtkampf zwischen der Regierung und der Präsidentin nach der Präsentation der Vorschläge:
- 3.2 Die Aussetzung der Friedensgespräche:
- 3.3 Der Rückzug Norwegens als Vermittler:
- 3.4 Die Auflösung des Parlaments und die Ausrufung von Neuwahlen:
- 3.5 Der Ausgang der Parlamentswahlen vom 2. April 2004:
- 3.6 Die Rebellion der LTTE im Osten:
- 4. Positive Errungenschaften des Waffenstillstands:
- Kapitel II: Die Konfliktparteien und die Probleme im Friedensprozess in Sri Lanka
- 1. Die Akteure im Konflikt und im Friedensprozess:
- 1.1 Die Akteure auf tamilischer Seite:
- 1.1.1 Die LTTE (Liberation Tigers of Tamil Eelam):
- 1.1.2 Andere tamilische Guerillaorganisationen/bewaffnete Gruppierungen:
- 1.1.3 Tamilische Parteien:
- 1.1.4 Die tamilische Bevölkerung:
- 1.1.5 Südindien:
- 1.1.6 Die tamilische Diaspora:
- 1.1.7 Weitere tamilische Akteure:
- 1.2 Die Akteure auf singhalesischer Seite:
- 1.2.1 Die UNP:
- 1.2.2 Die SLFP:
- 1.2.3 Die JVP:
- 1.2.4 Weitere singhalesische Parteien:
- 1.2.5 Das Militär:
- 1.2.6 Der buddhistische Klerus:
- 1.2.7 Zivilgesellschaft:
- 1.2.8 Die singhalesische Bevölkerung:
- 1.2.9 Weitere singhalesische Akteure:
- 1.3 Die Akteure auf moslemischer Seite:
- 1.3.1 Die NUA:
- 1.3.2 Der SLMC:
- 1.3.3 Die muslimische Bevölkerung:
- 1.4 Die Christen:
- 1.5 Internationale Akteure:
- 2. Die hauptsächlichen Problempunkte im Friedensprozess:
- 2.1 Der Machtkampf zwischen der Regierung und der Präsidentin beziehungsweise der UNF/UNP und der PA/SLFP:
- 2.2 Die Beziehungen zwischen der Regierung und der LTTE:
- 2.3 Die zu einseitige Konzentrierung des Friedensprozesses auf die „Top-Ebene“:
- 2.4 Die Schwäche der Zivilgesellschaft:
- 2.5 Der buddhistische Klerus:
- 2.6 Die Moslems sind vom Friedensprozess weitgehend ausgeschlossen:
- 2.7 Das Versäumnis der Regierung, den Friedensprozess der Bevölkerung näher zu bringen:
- 2.8 Der ökonomische Faktor:
- 2.9 Die weiteren Versäumnisse im Friedensprozess:
- Kapitel III: Konfliktlösungsansätze und Erarbeitung von Lösungsvorschlägen und neuen Ressourcen für einen konstruktiven zukünftigen Friedensprozess in Sri Lanka:
- 1. Konflikt und Gewalt (Conflict and Violence) nach Johan Galtung:
- 1.1,,The Conflict Triangle“ – ABC - Attitudes, Behaviour, Contradictions beziehungsweise ,,das Konfliktdreieck“ – Einstellungen, Verhalten, Widersprüche nach Johan Galtung:
- 1.2,,The Violence Triangle“ – DSC - Direct, Structural, Cultural beziehungsweise das Dreieck der Gewalt – Direkt, Strukturell, Kulturell nach Johan Galtung:
- 2.,,Arbeiten für den Frieden“ – die fünf Aufgaben nach Johan Galtung:
- 2.1,,Konflikttransformation“:
- 2.2 Ende der Gewalt (Waffenstillstand):
- 2.3 Ursachen und Widersprüche erfassen - Friedensprozess:
- 2.4 Friedensressourcen aufbauen:
- 2.5 Heilung (Rehabilitation, Wiederaufbau, Aussöhnung und neue, positive Beziehungen aufbauen):
- 2.5.1 Rehabilitation:
- 2.5.2 Rebuilding (Wiederaufbau):
- 2.5.3 Restructuring (Restrukturierung):
- 2.5.4 Reculturing (Rekultivierung):
- 2.5.5 Reconciliation (Aussöhnung):
- 3.,,Negotiation and Mediation“ – Verhandlung und Vermittlung:
- 3.1 Der Verhandlungsprozess oder der Ablauf der Verhandlungen:
- 3.2 Was macht einen guten „Mediator" (Verhandler) aus:
- 3.3 Die sieben Schritte im Problemlösungsprozess – „seven step problem solving process“:
- 3.4 Probleme, die sich während der Verhandlungen ergeben können:
- 3.5 Techniken, um Blockaden in den Verhandlungen zu brechen:
- 3.6 Was macht einen guten Prozess aus?.
- 4. Das Brechen von Stereotypen und Vorurteilen:
- 5. Die drei Akteurs-Ebenen in einem Friedensprozess nach John Paul Lederach:
- 6. Vorschläge für einen konstruktiven und nachhaltigen Friedensprozess in Sri Lanka:
- 6.1 Die Dimensionen des Konflikts:
- 6.2 Hin zu „Interim Power-sharing and Problem-solving Arrangements” im Süden und Nordosten:
- 6.3 Themen, die bei den nächsten Verhandlungsrunden behandelt werden müssen:
- 6.3.1 Staats- und Verfassungsreform
- 6.3.2 Sicherheitsprobleme:
- 6.3.3 Menschenrechte:
- 6.3.4 Frauen:
- 6.3.5 Rehabilitation, Wiederaufbau und Entwicklung:
- 6.3.6 Aussöhnung (Reconciliation):
- 6.4 Vorschläge für die nächste Phase der Friedensverhandlungen:
- 7. Bewegungen auf der „Grassroot-Ebene“.
- Kapitel IV: Eine „Interim Administration“ für den Nordosten und eine zukünftige föderale Struktur für Sri Lanka:
- 1. Die Vorschläge über eine „Interim Administration“ für den Nordosten von der Regierung und der LTTE:
- 1.1 Der Vorschlag der Regierung für eine „Interim Administration“ im Nordosten:
- 1.2 Der Vorschlag der LTTE über eine „Interim Administration“ im Nordosten:
- 1.3 Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Vorschlägen:
- 1.3.1 Die gemeinsamen Elemente der beiden Vorschläge:
- 1.3.2 Die hauptsächlichen Unterschiede der beiden Vorschläge:
- 1.4 Anmerkungen zu den beiden Papieren und Vorschläge für weitere Verhandlungen:
- 2. Ein föderales Konzept für Sri Lanka: „FEDERATION AS PEACE STRUCTURE: THE CASE OF SRI LANKA“ von Johan Galtung:
- 2.1 Welche Arten von Föderationen tragen nun zum Frieden bei?
- 2.2 Eine föderale Formel für Sri Lanka:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit dem schwierigen Friedensprozess in Sri Lanka nach dem Bürgerkrieg. Sie analysiert die historischen Wurzeln des Konflikts, die verschiedenen Konfliktparteien und die Herausforderungen im Friedensprozess. Die Arbeit untersucht die Ursachen des Konflikts, die Rolle der internationalen Akteure und die verschiedenen Lösungsansätze. Sie beleuchtet die Bedeutung von Konflikttransformation, Gewaltprävention und Aussöhnung für einen nachhaltigen Frieden in Sri Lanka.
- Die historischen Wurzeln des Konflikts zwischen Singhalesen und Tamilen
- Die Rolle der verschiedenen Konfliktparteien im Friedensprozess
- Die Herausforderungen im Friedensprozess, wie z.B. der Machtkampf zwischen Regierung und Präsidentin, die Beziehungen zwischen Regierung und LTTE und die Schwäche der Zivilgesellschaft
- Konfliktlösungsansätze und Lösungsvorschläge für einen konstruktiven und nachhaltigen Friedensprozess
- Die Bedeutung von Konflikttransformation, Gewaltprävention und Aussöhnung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I beleuchtet die Geschichte des Konflikts in Sri Lanka und den Verlauf des bisherigen Friedensprozesses. Es werden die historischen Wurzeln des Konflikts zwischen Singhalesen und Tamilen, die Entstehung des Bürgerkrieges und die verschiedenen Phasen des Friedensprozesses dargestellt. Das Kapitel analysiert die Rolle der internationalen Akteure, die verschiedenen Verhandlungsrunden und die Herausforderungen im Friedensprozess.
Kapitel II analysiert die verschiedenen Konfliktparteien und die Probleme im Friedensprozess. Es werden die Akteure auf tamilischer, singhalesischer und moslemischer Seite sowie die internationalen Akteure vorgestellt. Das Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Interessen und Ziele der Konfliktparteien und die Herausforderungen, die sich aus diesen unterschiedlichen Interessen ergeben. Es werden die wichtigsten Problempunkte im Friedensprozess, wie z.B. der Machtkampf zwischen Regierung und Präsidentin, die Beziehungen zwischen Regierung und LTTE und die Schwäche der Zivilgesellschaft, analysiert.
Kapitel III befasst sich mit Konfliktlösungsansätzen und der Erarbeitung von Lösungsvorschlägen für einen konstruktiven und nachhaltigen Friedensprozess in Sri Lanka. Es werden die Theorien von Johan Galtung zur Konflikttransformation und Gewaltprävention vorgestellt und auf den Fall Sri Lanka angewendet. Das Kapitel analysiert die Bedeutung von Verhandlung und Vermittlung sowie die Herausforderungen, die sich im Verhandlungsprozess ergeben können. Es werden Vorschläge für einen konstruktiven und nachhaltigen Friedensprozess in Sri Lanka erarbeitet, die auf den Theorien von Johan Galtung und John Paul Lederach basieren.
Kapitel IV befasst sich mit der Frage einer „Interim Administration“ für den Nordosten und einer zukünftigen föderalen Struktur für Sri Lanka. Es werden die Vorschläge der Regierung und der LTTE für eine „Interim Administration“ im Nordosten analysiert und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Vorschlägen herausgearbeitet. Das Kapitel beleuchtet die Bedeutung einer föderalen Struktur für Sri Lanka und diskutiert die verschiedenen Modelle, die für Sri Lanka in Frage kommen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Bürgerkrieg in Sri Lanka, den Friedensprozess, die Konfliktparteien, die historischen Wurzeln des Konflikts, die Herausforderungen im Friedensprozess, Konflikttransformation, Gewaltprävention, Aussöhnung, Verhandlung und Vermittlung, „Interim Administration“, föderale Struktur, Johan Galtung, John Paul Lederach.
- Arbeit zitieren
- Magister Stephan Moosbrugger (Autor:in), 2004, Sri Lanka. Der schwierige Friedensprozess nach dem Bürgerkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115242