Sozialpädagogische Fanarbeit. Rahmenbedingungen und Konzepte am Beispiel Werder Bremen und Dynamo Dresden


Mémoire (de fin d'études), 2007

199 Pages, Note: 1,0


Extrait


S – Wer war maßgeblich an der Entstehung des Fanprojektes beteiligt .. Institutionen, Vereine, Fans etc. und welche Entwicklungsphasen Ihres Fanprojektes lassen sich verfolgen?

D – Also ich denke es lassen sich grundsätzlich zwei (Entwicklungsstränge?) festmachen .. das ist zum einen die Gründung und zum anderen die Professionalisierung. Die Gründung geht zurück mhm auf das Derby „Dynamo Dresden“ „DSC“[1] im September zweitausendzwei, wo es massiv Ausschreitungen gab mhm .. danach wurde den Verantwortlichen der Stadt bewusst ok man muss was Alternatives machen .. auf Repression alleine setzten reicht nicht .. es gab eben im März zweitausenddrei eine erste Runde mit den Angehörigen der Stadt, des DVB, Dynamo und mhm .. ja man hat sich auf die Einrichtung eines Fanprojekts, damals unter dem Namen „DynamoFans Dresden e.V.“ , verständigt. Der einzige Finanzier damals mhm die Stadt Dresden. Mhm laut „Nationalem Konzept Sport und Sicherheit“ ist es so, dass Fanprojekte über ne Drittfinanzierung finanziert werden, das heißt ein Drittel der Deutsche Fußball-Bund und die Fußballliga .. je nach Ligazugehörigkeit, die jeweilige Kommune und das Bundesland. Das ist dann der nächste Schritt, das ist das was ich Professionalisierung nannte, das kam dann im Oktober zweitausendfünf.. so dass alle drei Financiers am (Start?) waren und das Fanprojekt auch mit drei Mitarbeitern ins Rennen gehen konnte. Das heißt es gibt die Gründung, die lässt sich auf das Frühjahr zweitausenddrei datieren .. ein hauptamtlicher Mitarbeiter, vier Ehrenamtliche und die Professionalisierung dann im Herbst zweitausendfünf als Fanprojekt mit drei vollen Stellen. Mhm Gründungsmitglieder sind damals gewesen Torsten Rudolph, als Mann der ersten Stunde, Initiator des Projektes „PRO FANS in Dresden“. Und .. „PRO FANS in Dresden“ wurde angesiedelt bei „Sportjugend Dresden“ als Verknüpfungspunkt der beiden Fanprojekte .. das Fanprojekt DSC[2] gab`s damals schon & das gibt´s seit den frühen Neunziger .. nur Dynamo hatte keins, also wurde mit der .. mit der Einrichtung einer überregionalen Stelle „PRO FANS in Dresden e.V.“ bei der Stadt „Sportjugend Dresden“ begonnen, die (hatten?) von Anfang an den Auftrag professioneller Fanarbeit in Dresden zu etablieren, also zum einen zu beobachten was macht das „DSC-Fanprojekt“ ist es professionell genug und zum anderen Aufbau des Dynamofanprojekts. Ist auch jetzt so ziemlich abgeschlossen der Prozess, wie lange das Projekt „PRO FANS in Dresden“ deswegen noch so existieren wird, wissen wir nicht .. wir stehen mittlerweile auf eigenen Füßen mhm können also sagen, dass diese erste Planungs- und Professionalisierungsphase .. diese beiden Phasen sind abgeschlossen und sind jetzt (..) auf so ne dritte Ebene also Arbeitsebene, wo die Gelder fließen, wo wir arbeiten können & natürlich immer auf unbestimmter Zeit.

S – Also könnte man zusammenfassend sagen, dass es in den letzten zwei Jahren eine Art Gründungsphase vollzogen hat, zwischen zweitausenddrei und zweitausendfünf?

D – Genau. Zwischen Herbst mhm zwischen Februar mhm quatsch zwischen März zweitausenddrei und Oktober zweitausendfünf.

S – Und welche Unterstützung gab es damals?

D – Es gab damals erstmal nur die städtische Unterstützung und die signalisierte Bereitschaft des DFB[3] (..) in das Projekt zu investieren. Und mhm mit den (städtischen Geldern?) konnte halt eine Stelle finanziert werden, die von Torsten Rudolph und der begann dann (..) auch klar als Projektkoordinator das Projekt so weit voran zu treiben, dass alle Unterstützer, die im „Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“ aufgeschlüsselt sind halt ins Boot springen .. bis hin zu der Drittfinanzierung. Also ursprünglich war nur die Stadt bereit und Dynamo Dresden natürlich auch als Verein was zu investieren .. dann war der nächste Ansprechpartner natürlich der Fußball, der hat das meiste Geld, der sagt klipp und klar: nur wenn das Land zahlt. Also musste das Land zwangsläufig ins Boot geholt werden, um alle drei Finanzierungsschlüssel zu haben .. und die haben wir jetzt als einziges ostdeutsches Fanprojekt wenn wir mal Berlin ausklammern.

[S – Und gibt es eine sozialpädagogische Konzeption mit konkreten Zielsetzung, sozialpädagogische Methoden etc.?

[D – Ja. Genau das gibt´s natürlich gibt´s ne Projektkonzeption mit Methoden, Ziele, Situationsanalyse .. das komplette Schema .. das gibt´s.

S – Ist diese maßgeschneidert an das Fanprojekt Dresden oder ist diese in Anlehnung von dem „Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“ entwickelt worden?

D – Sowohl als auch. Also es gibt klare Vorgaben im „Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“ wie Fanprojekte arbeiten müssen aber Fanprojekte müssen auch gemäß ihrer natürlichen, örtlichen Rahmenbedingungen arbeiten .. deswegen ist es natürlich ein fünfzig fünfzig. Also wir machen das, was wir machen müssen und wir tun, was wir hier in Dresden tun müssen. Also wir haben natürlich das doppelte Mandat, wir haben überregionaler Auftraggeber und wir haben den regionalen Auftraggeber.

S – Und wie wichtig ist so eine Konzeption bei der Arbeit mit den Fans?

D – Also eine Konzeption ist enorm wichtig. Abgesehen davon, dass sie die Möglichkeiten du ganz klar die Grenzen aufsagt, bis wo wir und bis wohin nicht weiter und ne Konzeption ist immer eine .. eine Legalisierung des Projekts .. natürlich also öffentliche Stellen, potenzielle Geldgeber, Sponsoren (wollen?) eine Konzeption sehen, damit auch jeder den Handlungsweg, den wir gehen, nachvollziehen können. Ist ganz wichtig .. also als Handlungsgrundlage unabdingbar.

S - Haben sich über die Zeit Veränderungen in dieser Konzeption ergeben, welche und warum?

D – Na die ergeben sich immer zwangsläufig. Also Veränderungen in der Konzeption kamen natürlich mit der Professionalisierung .. also mit drei Leuten kannst du mehr machen als eine Person leisten kann, das heißt wir haben die Konzeptionen nach Projekten weiterentwickelt .. na(?) also es gibt eigentlich Fortschritte keine Rückschritte .. und das Konzept war natürlich dementsprechend angepasst mit Methoden und wo ist der Sinn dieses neuen Projektes etc. Also ein Konzept ist immer wieder Änderungen unterworfen.

S – Arbeiten Sie nach bestimmten Methoden?

D – Wir arbeiten nach bestimmten Methoden, wo wir nach Methoden arbeiten können na(?) .. der Rest denke ich .. ist so .. sozialarbeiterisches Handwerkzeug, was man im Laufe der Zeit lernt. Aber natürlich gibt es ganz klar Methoden. Einzelfallhilfe, Gruppenhilfe, mobile Jugendarbeit, Streetwork die .. die begleitende Arbeit am Spieltag ist es ganz klassisches Streetwork .. das sind alles Methoden, die wir leisten. Oder nach denen wir arbeiten besser gesagt .. ja.

S – Es gibt also sowohl die Methoden als auch einen sozialpädagogischen Instinkt?

D – Instinkt .. deinen eigenen .. deine eigene (Stile?) dass du die ein bisschen .. oder auch wie du natürlich die Methoden ausführst na(?) .. die Methode ist ne Methode aber wie du innerhalb dieser Methode arbeitest, das unterscheidet sich von Projekt zu Projekt natürlich auch nach den örtlichen Gegebenheiten. Unsere Methoden im konkreten (bündeln?) sich mehr so in der Kinder- und Jugendhilfe. Na(?) weil es doch stärkere Jugendarbeit ist, die wir machen. Also sind unsere Methoden auch mehr in der offenen Jugendarbeit angesiedelt.

S – Gab es irgendwann eine Evaluation der Arbeit?

D – Mhm .. also soziale Fanarbeit zu evaluieren ist es enorm schwierig, weil es gibt einfach keine Eckfelder, wo du .. wo du Erfolg und Misserfolg festmachen kannst. Also ne Projektevaluation würde in dem Sinne auch keinen Sinn machen .. und schon gar nicht nach anderthalb Jahren. Da kannst du nur subjektiv was erreichen na(?). Ich denke, dass .. dass .. wenn man Fanprojekt evaluieren möchte man sehr lange dieses Fanprojekt begleiten muss, um auf diesen objektiven Erfolg oder Misserfolg mhm spielen zu können. Ich meine woran will man Erfolg oder Misserfolg messen(?) Wenn wir jetzt im Jahr zwei Ausschreitungen haben .. dann ist das sicherlich ein Erfolg .. vor vier Jahren hat`s an jeder Ecke gebrannt. Na(?) da gab`s jedes Jahr mhm jedes Spiel, ob zu Hause oder auswärts gab´s Ausschreitungen. Also muss man von nem deutlichen Erfolg sprechen. Wenn man aber jetzt diese zwei Ausschreitungen sieht und das Medienecho, das diese zwei Ausschreitung mit sich bringt, dann hätte man (…) totaler Chaos vor einem Spiel, wo nur Gewalttäter (…) also in der öffentlichen Meinung würde uns sicherlich niemand Erfolg bescheren. Wenn man so ein bisschen den Insider-Blick hat und das Woche für Woche sieht, Monat für Monat, Jahr für Jahr ich denke dann kann man ein Fanprojekt besser evaluieren .. man kann natürlich standardisierte Interviews machen, man kann die Fanszene befragen .. aber so richtig evaluieren kann man soziale Fanarbeit eigentlich nicht. Wir können auch sagen ok wir hatten vor zwei Jahren dreihundert Stadienverbote jetzt haben wir nur noch zweihundert dann ist das sicherlich objektiv ein Erfolg .. aber woran es wirklich liegt, dass nur noch zweihundert Stadienverbote da sind ist auch ne andere Frage also ist nicht greifbar .. man könnte da nie von ner Signifikanz ausgehen. Deswegen ist es schwieriger .. oder sehr schwierig ein Fanprojekt zu evaluieren. Man braucht auch natürlich enorm viel .. mhm Fanarbeit ist hauptsächlich Beziehungsarbeit also es gibt´s so altbewährte Kollegen, die sagen: du musst erstmal drei bis vier Jahre mit der Szene arbeiten, um anerkannt zu werden und Akzeptanz zu kriegen .. die Arbeit beruht auf Vertrauensverhältnisse .. also wenn die Jungs uns nicht akzeptieren, nicht vertrauen werden die auch nicht zu uns kommen. Und das ist ne freiwillige Arbeit ne niederschwellige Arbeit na(?) .. wir haben keine (Sanktionsmöglichkeiten?) und deswegen müssen wir erstmal lange lange lange vor Ort sein Misstrauen, Vorurteile abzubauen bis hin zum Vertrauensverhältnis, dass die Jungs irgendwann zu uns kommen und unsere Hilfe in Anspruch nehmen. Aber ich denke ein Fanprojekt zu evaluieren, finde ich gänzlich schwer. Nach so kurzer Zeit vor allem .. da kann man vielleicht nach sechs sieben Jahren Arbeitszeit damit anfangen.

S – Was würde man als Mitarbeiter des Fanprojekts für sich selbst als Erfolg bezeichnen?

D – Wenn wir als Mitarbeiter also mir obliegt zum Beispiel die Jugendarbeit also die U-16 Arbeit, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen von zwölf bis sechzehn Jahren und die Bildungsarbeit. Also wenn ich jetzt .. ich bin jetzt seit Oktober zweitausendfünf hier wenn ich so Review passieren lasse .. im letzten halben Jahr hatte ich fünf Schulen, die sich für das Schulprojekt interessieren jetzt habe ich zwanzig Schulen, die sich dafür interessieren das ist ein Erfolg na(?). Auch positives Feedback seitens der Lehrer ist nen Erfolg, wenn ich jetzt vor nem halben Jahr zwanzig Teilnehmer hatte auf ner U-16-Fahrt regulär und ich habe jetzt regulär bei jeder Fahrt vierzig ist das ein Erfolgt. Das heißt aber erstmal nur, dass man wahrnimmt, dass wir da sind und was wir machen. Welcher Erfolg sich jetzt mhm in der in der mhm ja Art und Weise oder wie der Erfolg bei den Kindern ankommt na(?) das ist alles gewaltpräventiv mhm, ob die jetzt ein bisschen harmloser werden oder ob das kurzfristige oder Puffereffekt hat, das lässt sich jetzt auch nicht sagen .. das lässt sich nur anhand der Teilnehmerzahl irgendwie rekapitulieren. Der Christian macht die Antirassismusarbeit, wenn man letzen Jahr zurückkuckt die AntiRa die Antirassismusgruppe hat jetzt vielleicht sechzehn siebzehn feste Leute, die immer am Start sind .. es wurde eine große Aktion im Stadion durchgeführt, wo sich die Leute gezeigt hat mit dem unter dem Statement: Rassismus ist kein Fangesang! da muss man sagen auch das ist ein Erfolg von nem guten Jahr gab´s so was gar nicht na(?) und jetzt gibt es Leute, die schon mal Gesicht

[...]


[1] Fußballverein „Dresdner Sportclub Fußball 98 e.V.“ (vgl. http://www.fanprojekt-dresden.de, 13 ; www.dsc-fussball98.de, 14)

[2] DSC-Fanprojekt e.V. (vgl. ebd.)

[3] Deutscher Fußball-Bund (vgl. www.dfb.de, 15)

Fin de l'extrait de 199 pages

Résumé des informations

Titre
Sozialpädagogische Fanarbeit. Rahmenbedingungen und Konzepte am Beispiel Werder Bremen und Dynamo Dresden
Université
Protestant University of Applied Sciences Dresden
Note
1,0
Auteur
Année
2007
Pages
199
N° de catalogue
V115256
ISBN (ebook)
9783640169290
ISBN (Livre)
9783640180714
Taille d'un fichier
3120 KB
Langue
allemand
Mots clés
Sozialpädagogische, Fanarbeit, Rahmenbedingungen, Konzepte, Beispiel, Werder, Bremen, Dynamo, Dresden
Citation du texte
Diplom Sozialpädagoge Stoyan Dimitrov (Auteur), 2007, Sozialpädagogische Fanarbeit. Rahmenbedingungen und Konzepte am Beispiel Werder Bremen und Dynamo Dresden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115256

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