Gender-Mainstreaming in Kindertagesstätten

Rechtliche Grundlagen, Handlungsansätze einer geschlechtergerechten Pädagogik und pädagogische Grundhaltungen der Fachkräfte


Hausarbeit, 2021

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und Fragestellung

2. Definitionen
2.1. Gender
2.2. Gender-Mainstreaming
2.3. Geschlechtergerechtigkeit
2.4. Geschlechterdemokratie

3. Rechtliche Grundlagen zum Gender-Mainstreaming

4. Kindertagesstätten heute - ein weiblich geprägter Raum?

5. Handlungsansätze einer geschlechtergerechten Pädagogik in Kindertagesstätten

6. Pädagogische Grundhaltungen der pädagogischen Fachkräfte

7. 6-Schritte-Prüfung im Kindergarten nach Karin Tondorf

8. Konzeption einer geschlechterbewussten Kindertagesstätte

9. Fazit

10. Literaturverzeichnis

1. Einleitung und Fragestellung

„Der eine Punkt, an dem du dich jetzt befindest, setzt sich zusammen aus einer Vielzahl von Erlebnissen und Erfahrungen, von Schmerzen und Glück, von Stille und Sturm, von Sanftheit und Härte. Nicht zufällig wurdest du der Mensch, der du jetzt bist.“ (aus: Ulrich Schaffer: Die Reise ins eigene Herz)

Das Zitat von Ulrich Schaffer stellt heraus, wie ein Mensch im Laufe seines Lebens von Einflüssen, Erlebnissen und Erfahrungen geprägt wird. Wie konkret diese aussehen, ist häufig abhängig vom Geschlecht, dem man angehörig ist. Mit der Zugehörigkeit zum weiblichen oder männlichen Geschlecht werden bestimmte Zuschreibungen verbunden, die zwar kulturell verschieden, aber oftmals tief verankert sind und je nach Geschlechtszugehörigkeit Erfahrungen ermöglichen oder verhindern. In der vorliegenden Hausarbeit geht es darum, wie wir uns als Gesellschaft und speziell in Kindertagesstätten von Zuschreibungen zugunsten mehr Gleichberechtigung aller Menschen lösen können.

Kindertagesstätten sollen lebensweltbezogene Sozialisationsleistungen erbringen und die Aspekte Bildung, Erziehung und Betreuung vereinbaren. Sie sind dem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe zugeordnet, deren Belange im Achten Buch Sozialgesetzbuch geregelt sind (vgl. Dräger 2008, S. 59). Dort ist als Ziel formuliert, „die unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen und Jungen zu berücksichtigen, Benachteiligungen abzubauen und Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen zu fördern“ (Dräger 2008, S. 89). Hieraus ergibt sich eine gesetzliche Grundlage für Gender-Mainstreaming in Kindertagesstätten.

ErzieherInnen haben innerhalb des Alltags der Kindertagesstätte die Chance, geschlechtstypisches Verhalten zu erkennen, zu hinterfragen und gemeinsam mit den Kindern zu thematisieren, um Vorurteile abzubauen und Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zu verhindern. Gender-Mainstreaming geht über diesen Prozess hinaus und soll nicht nur Veränderungen innerhalb der Kindertagesstätte bewirken, sondern gesamtgesellschaftliche Veränderungen herbeiführen (vgl. ebd.).

Eine Hypothese im Hinblick auf eine geschlechtergerechte Pädagogik kann lauten, dass Kinder, die in ihrer Entwicklung ein großes Spektrum an Erfahrungen und Erlebnissen machen durften, die Gemeinsamkeiten zwischen Geschlechtern erkennen sowie positive Gefühle und Beziehungen erleben, die nicht durch Benachteiligungen des einen oder anderen Geschlechts geprägt werden, zu einer geschlechterdemokratischen Gesellschaft beitragen können. Die Fragestellung, die sich aus dieser Hypothese ergibt, lautet: Wie kann Gender­Mainstreaming in Kindertagesstätten umgesetzt werden? Dazu werden zuerst bedeutende Begriffe für die Thematik erläutert und die rechtlichen Grundlagen dargestellt. Anschließend wird beschrieben, welche Strukturen sich häufig in Kindertagesstätten finden, wie eine geschlechtergerechte Pädagogik gelingen kann, welche Rolle dabei ErzieherInnen spielen und wie mithilfe der 6-Schritte-Prüfung nach Karin Tondorf Gender-Mainstreaming in Kindertagesstätten etabliert werden kann. Die Hausarbeit endet mit einem Fazit.

2. Definitionen

Zum besseren Verständnis der Thematik bedarf es der Definition bestimmter Wörter und deren Bedeutung für die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Gender-Mainstreaming.

2.1. Gender

Der Begriff , Gender’ bezeichnet im Englischen das soziale und gelebte Geschlecht und unterscheidet sich vom Begriff ,Sex‘, der das biologische Geschlecht betitelt. Im Deutschen gibt es hingegen nur ein Wort für beides: , Geschlecht’ (vgl. Dissens - Institut für Bildung und Forschung e. V.).

Das Geschlecht wird nach Hubrig als Strukturierungsfaktor beschrieben, der die Gesellschaft dabei unterstützen kann, Menschen zu den Kategorien 'männlich' und 'weiblich' zuzuordnen. Die Kultur die zwischen diesen beiden Kategorien unterscheidet, wird als Kultur der Zweigeschlechtlichkeit bezeichnet (vgl. Hubrig 2010, S. 11).

„Die biologische Grundausstattung eines Menschen bestimmt, ob der Mensch als männliches oder weibliches Wesen durch das Leben geht. Kultur und Gesellschaft hingegen legen fest, welche Konsequenz das biologische Geschlecht für den einzelnen Menschen hat.“ (Hubrig 2010)

Durch dieses Zitat wird deutlich, dass Geschlechterrollen durch das kulturelle Umfeld erlernt werden und somit auch veränderbar sind. Dies ist in Bezug auf die Rolle der Kindertagesstätten, die einen Einfluss auf die Entwicklung von Rollenstereotypen von Mädchen und Jungen haben und diese somit aufbrechen können, bedeutend (vgl. Deuter 2018, S. 3).

2.2. Gender-Mainstreaming

Der Begriff ,Mainstreaming’ kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt ,zum Hauptstrom machen’ oder ,in den Hauptstrom bringen’. Damit ist gemeint, dass eine inhaltliche Vorgabe zu einem zentralen Bestandteil bei allen Entscheidungen und Prozessen gemacht wird (vgl. Universität Duisburg-Essen). „Gender-Mainstreaming bedeutet dann soviel wie „durchgängige Gleichstellungsorientierung“ oder „Integration der

Gleichstellungsperspektive“. Gender Mainstreaming ist damit neben Mädchen- und Frauenförderung bzw. Jungen- und Männerförderung der Teil von Gleichstellungspolitik, bei dem alle Geschlechter einbezogen werden.“ (Huber 2010, S. 15)

2.3. Geschlechtergerechtigkeit

Im Duden wird der Begriff der Geschlechtergerechtigkeit als eine „gerechte Gestaltung des gesellschaftlichen Miteinanders von Frauen und Männern, insbesondere bezogen auf wirtschaftliche und politische Belange“ bezeichnet (Duden | Ge-schlech-ter-ge-rech-tig-keit | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition).

2.4. Geschlechterdemokratie

Die Heinrich-Böll-Stiftung versteht unter ,Geschlechterdemokratie‘ einen normativen Begriff, der die gleichen Rechte, Chancen und Zugänge von Männern und Frauen zu wirtschaftlichen Ressourcen und politischer Macht fordert. Gesellschaftliche Arbeit zwischen Frauen und Männern soll neu gerecht verteilt und bewertet sowie der Abbau und die Verhinderung von autoritären und gewalttätigen Strukturen zwischen den Geschlechtern erreicht werden (vgl. Österreichisches Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung).

Weiterhin bedeutet der Begriff gemäß der Stiftung, dass„eine Vielzahl von Leitbildern und Lebensentwürfen anerkannt und als gleichwertig betrachtet wird“:

- die Zuweisung von sozialen Positionen, Arbeit, Einkommen und Macht nicht über das Geschlecht vermittelt erfolgt;
- patriarchalische Strukturen und Machtverhältnisse im privaten wie im öffentlichen Raum überwunden sind;
- die Vielfalt von Geschlechtsidentitäten, geschlechtlichen Ausdrucksformen und sexueller Orientierung rechtlich und gesellschaftlich anerkannt wird“ (Österreichisches Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung).

3. Rechtliche Grundlagen zum Gender-Mainstreaming

Rechtsnormen regeln die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse innerhalb einer Gesellschaft sowie die Lebensbedingungen von Individuen und das Verhältnis zwischen den Geschlechtern (vgl. Dräger 2008, S. 18). Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland findet sich in Artikel 3 ein Auftrag zur Herstellung der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen. Dort heißt es:

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Gender-Mainstreaming in Kindertagesstätten
Untertitel
Rechtliche Grundlagen, Handlungsansätze einer geschlechtergerechten Pädagogik und pädagogische Grundhaltungen der Fachkräfte
Hochschule
DIPLOMA Fachhochschule Nordhessen; Zentrale
Note
1,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
14
Katalognummer
V1152717
ISBN (eBook)
9783346546876
ISBN (Buch)
9783346546883
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gender-mainstreaming, kindertagesstätten, rechtliche, grundlagen, handlungsansätze, pädagogik, grundhaltungen, fachkräfte
Arbeit zitieren
Ronja Heitmann (Autor:in), 2021, Gender-Mainstreaming in Kindertagesstätten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1152717

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