Medien spielen im modernen Leben vieler Menschen eine wichtige Rolle, sei es die
Presse, der Rundfunk oder das in den letzten Jahren fast revolutionäre Züge
annehmende Internet. Oftmals werden die Medien auch als die ,,vierte Gewalt" im
Staat bezeichnet.
„Speziell für den Bereich der Politik wurden den Massenmedien unter Rückgriff auf
normative Konzepte der Demokratietheorie... die Funktionen der Artikulation von
gesellschaftlichen Bedürfnissen und politischen Forderungen, der Kritik und Kontrolle
von Machtträgern, der Konsensbildung zu politischen Entscheidungen und der
soziopolitischen Integration des Gemeinwesens zugeordnet."1
88 Prozent aller österreichischen Haushalte haben eine regionale, 13 Prozent eine
überregionale Zeitung abonniert. Politische Informationen entnehmen den Zeitungen
69 Prozent. Täglich Nachrichten im Hörfunk hören 66 Prozent der Österreicher. Noch
wesentlich verbreiteter ist das Fernsehen.
Medien und Politik gehen eine enge Verbindung ein. Die Massenmedien dienen in
ihrer Form als Informationsvermittler also unter anderem auch dazu, dem Bürger die
erfahrungsferne Welt der ,,großen Politik" näher zu bringen2. Es stellt sich somit die
Frage, ob und inwieweit sie damit sein politisches Verhalten beeinflussen können.
Ich werde mich im Nachfolgenden mit dem Zusammenhang zwischen
Massenmedien und dem Wahlverhalten der Bürger auseinandersetzen. In einem
ersten Teil gilt es theoretische Wahrnehmung und Wirkung der Medien aufzuzeigen.
Im zweiten Teil stehen dann die konkreten Auswirkungen im Vordergrund.
[...]
Inhalt
1. Einleitung
2. Wahrnehmung und Wirkung von Medien
2.1. Die Logik der Massenmedien
2.2. Die Ökonomie der Massenmedien
3. Einflüsse der Massenmedien auf das Wahlverhalten
3.1. Politik und Medien: Beziehungsmodelle
3.2. Einfluss der Massenmedien auf Personenentscheidungen
3.3. Die Mediatisierung der Politik
4. Fazit
5. Literatur
Fußnoten
1. Einleitung
Medien spielen im modernen Leben vieler Menschen eine wichtige Rolle, sei es die Presse, der Rundfunk oder das in den letzten Jahren fast revolutionäre Züge annehmende Internet. Oftmals werden die Medien auch als die ,,vierte Gewalt" im Staat bezeichnet.
„Speziell für den Bereich der Politik wurden den Massenmedien unter Rückgriff auf normative Konzepte der Demokratietheorie... die Funktionen der Artikulation von gesellschaftlichen Bedürfnissen und politischen Forderungen, der Kritik und Kontrolle von Machtträgern, der Konsensbildung zu politischen Entscheidungen und der soziopolitischen Integration des Gemeinwesens zugeordnet."1
88 Prozent aller österreichischen Haushalte haben eine regionale, 13 Prozent eine überregionale Zeitung abonniert. Politische Informationen entnehmen den Zeitungen 69 Prozent. Täglich Nachrichten im Hörfunk hören 66 Prozent der Österreicher. Noch wesentlich verbreiteter ist das Fernsehen.
Medien und Politik gehen eine enge Verbindung ein. Die Massenmedien dienen in ihrer Form als Informationsvermittler also unter anderem auch dazu, dem Bürger die erfahrungsferne Welt der ,,großen Politik" näher zu bringen 2. Es stellt sich somit die Frage, ob und inwieweit sie damit sein politisches Verhalten beeinflussen können.
Ich werde mich im Nachfolgenden mit dem Zusammenhang zwischen Massenmedien und dem Wahlverhalten der Bürger auseinandersetzen. In einem ersten Teil gilt es theoretische Wahrnehmung und Wirkung der Medien aufzuzeigen. Im zweiten Teil stehen dann die konkreten Auswirkungen im Vordergrund.
2. Wahrnehmung und Wirkung von Medien
2.1. Die Logik der Massenmedien
Das gesellschaftliche Teilsystem Massenmedien erfüllt im charakteristischen Unterschied zur Politik für die Gesellschaft als Ganzes den bestandsnotwendigen Zweck, möglichst weitreichende Aufmerksamkeit für gemeinsame Themen zu erzeugen. Für jedes einzelne Medium besteht die betriebswirtschaftliche Rationalität in der Sicherung ces größtmöglichen Marktanteils bei seinen Zielgruppen. Für das gesamte Mediensystem ergibt sich aus der Konkurrenz der einzelnen Massenmedien eine scheinbar unübersichtliche Fülle von Produktionen der Information und der Unterhaltung, die in dem Sinne publikumsorientiert sind, dass ihre Auswahl vornehmlich nach Kriterien der Nachfrage der angestrebten Zielgruppen reguliert wird. Produktionen, die dort keinen Anklang finden, werden, solange es lohnenswert erscheint, korrigiert, variiert oder ansonsten, falls die Breitenresonanz ausbleibt, aus dem Verkehr gezogen. Mediale Produkte, die Berichte und Informationen über die Welt der Politik präsentieren, stehen jedoch unvermeidlich, sofern sie nicht als Persiflagen, als Kabarett, als Glosse oder dergleichen eine andere Ebene des Realitätsbezugs erkennbar deklarieren, unter dem impliziten Anspruch, in angemessener Weise wiederzugeben, worauf sie Bezug nehmen. Die angesichts der unendlichen Fülle von Ereignissen der politischen Wirklichkeit stets extreme Begrenzung der Vermittlungskapazität der Massenmedien zwingen sie zu einer drastischen Auswahl dessen, was sie bringen und wie sie es darstellen wollen. Bei dieser Auswahl spielen im günstigen Fall gleichzeitig das erwartete Publikumsinteresse und die Eigenart des berichteten Geschehens die bestimmende Rolle.
Je mehr Nachrichtenfaktoren auf ein Ereignis zutreffen, umso größer ist sein erwarteter Nachrichtenwert und umso wahrscheinlicher das mediale Interesse an ihm. Es liegt dann auf der Hand, dass das sicherste Rezept für die Erlangung medialer Zuwendung in einem Ereignis bestünde, bei dem eine eng begrenzte Zahl prominenter Einzelpersonen, die der kulturellen, politischen oder räumlichen Nahwelt der Betrachter entstammen, in überraschenden Konflikthandlungen Leistungen oder Erfolge präsentieren können oder beträchtlichen Schaden erleiden.
Der Selektionsprozess des Mediensystems nach diesen Regeln erfolgt weitgehend unabhängig von der Ereignislogik in dem Wirklichkeitsfeld, über das berichtet wird, denn die Medien wollen ja nicht an diesem Prozess selber als interne Akteure teilnehmen oder sie wissenschaftlich akribisch verstehen, sondern nach ihren professionellen Maßstäben beim breitestmöglichen Publikum Aufmerksamkeit dafür gewinnen. Ereignis und prominente Personifikation sind demnach die wichtigsten Knotenpunkte im Koordinatensystem des medialen Lesegeräts der Wirklichkeit.
Wortgefechte sind das Grundrezept der Gattung spektakuläre Talkshows. Mit dem Konflikt um jeden Preis, der Maximierung von Emotion und Erregung erzeugt die Show ein Höchstmaß an Spannung. Die Kontrahenten werden zu diesem Effekt von einem Moderator zu einer enormen Konfrontation ihrer Reden und Gegenreden angestiftet, und zwar in einem Maße, wie ein Gespräch, außer im höchsten Affekt, kaum je verlaufen würde.
Unterhaltungsartistik in Politik und ihrer medialen Darstellung ist meist ein harmloses Vergnügen. Scherz und Witz, Klamauk und Komik, private Geschichten, ein wenig Zirkus, Musik und Spiel sind dabei die Hauptsache. Politiker erscheinen zumeist ganz privat, vielleicht mit Frau und Kindern, als natürliche Person; eventuell wird ein politisches Thema als bekömmliche Zutat beigemischt, ohne dass es den Spaß verderben darf.
Sozialrollendramen, ein weiteres Format von Talkshows, werden gegeben, wenn die Anwesenden durch die Regie, statt ein Gespräch führen zu können, immer wieder auf die Darstellung der sozialen Rolle - sei es als Betriebsrat oder Unternehmer, sei es als Politiker, sei es als Kritiker -, zurückgestoßen werden, damit sich ein vorweg entworfenes Drama idealisierter Sozialrollen entfalten kann. Kein Thema wird ausdiskutiert, keines wirklich ausgeleuchtet, selten wird auf Handeln orientiert. Der Moderator und die Kameraführung, die eher die Mimik, die Gesten und den ganzen sprechenden Körper der Beteiligten dramatisierend ins Bild rücken, mühen sich, die nach ihren repräsentativen Sozialrollen eingeladenen Gäste stets dann, wenn eine Verständigung droht, auf das Klischee ihrer sozialen Rolle zu fixieren, die sie durchspielen sollen. Der soziale Rollenkonflikt, wie er von der Regie in der Gesellschaft strukturell vermutet wird, wird von den Gästen als Inszenierungsleistung gleichsam nur nachgespielt.
[...]
- Quote paper
- Edith Reinisch (Author), 2005, Einflüsse der Medien auf das Wahlverhalten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115306
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.