Wie sprachlos war Erich Fried wirklich?


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2001

15 Pages, Note: 1


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Erich Fried - ein einfaches Leben?

Poeta doctus ?

Erich Fried und / oder Paul Celan

Politische Gedichte

Und Vietnam und

Fried wird „Sprachlos“ , oder nimmt er sich „Die Freiheit den Mund aufzumachen“?

Schlusswort

Bibliographie

Einleitung

In dieser Arbeit möchte ich mich mit einem sehr interessanten Dichter und Autor beschäftigen. Einem Mann, der dem 20. Jahrhundert und seinen schweren Zeiten die Stirn geboten hat. Er hat sich nicht unterkriegen lassen von harten Kritiken, noch von den Umständen, unter denen er damals leben mußte. Dieser Mensch wurde zu einem verfolgten Juden, was ihn als Dichter aber noch besser machte. Er nahm sich die Freiheit, sich kritisch zu äußern, wann und wo immer er wollte. Ein Mann, der viel Kritik einstecken mußte, der aber immer zu dem stand, was er dachte oder sagte. Dieser bemerkenswerte Mensch, den ich zum Thema meiner Arbeit gemacht habe, ist Erich Fried.

Erich Fried - ein einfaches Leben?

Er wurde am 6. Mai 1921 als einziges Kind von Nellie und Hugo Fried in Wien geboren. Durch sein Elternhaus und Lesungen im Familienkreis fand er früh Zugang zur Literatur und lernte durch seine Mutter bereits mit viereinhalb Jahren das Lesen. Es herrschte die „Wunderkinderzeit“. Bis 1927 hatte er zahlreiche Auftritte mit einer Kinderschauspielgruppe auf verschiedenen Bühnen Wiens und Umgebung. Er war ein sehr strebsamer Schüler, der sich besonders gerne mit „Erfindungen“ beschäftigte. Der Einmarsch Hitlers 1938 machte aus einem österreichischen Oberschüler einen verfolgten Juden. Fried war jüdischer Herkunft, und somit war ihm jede schulische Weiterbildung in Österreich zum Problem geworden. Sein Vater wurde bei einem Verhör durch die Gestapo ermordet. Er flüchtete 1938 noch nach London und holte seine Mutter und weitere Personen nach. Er arbeitete bei vielen Zeitschriften, war aktives Mitglied bei Widerstandsvereinigungen und schrieb an seinen Gedichten. Ab 1940 erschienen seine ersten Gedichtbände, z.B.: „Österreich, Deutschland,...“ . Zwanzig Jahre später erschien auch sein einziger Roman „Ein Soldat und ein Mädchen“ (1960). Er widmete sich auch zahlreichen Übersetzungsarbeiten, im speziellen bezogen auf Shakespeare. Er hatte auch eine Festanstellung bei der BBC als „Programm Assistant“. Erich Fried war dreimal verheiratet, unter anderem mit Maria Marburg, Nan Spencer- Eichner und mit Catherine Boswell. Im Zuge des Vietnamkrieges (ca. 1964 - 1975) entwickelte sich Fried zum engagierten Zeit - und Gesellschaftskritiker. Er geriet oft in Konflikt mit der öffentlichen Meinung, wenn er offen und kritisch Stellung zu politischen Themen nahm. Fried war einer der produktivsten und auflagestärksten deutschsprachigen Lyriker der 70er und 80er Jahre. Sein größter Erfolg wurde immer seinen Liebesgedichten zugeschrieben. Erst gegen Ende seines Lebens wurde seine Arbeit richtig anerkannt. Er erhielt zahlreiche Literaturpreise und Anerkennungen: den Bremer Literaturpreis, den Österreichischen Staatspreis, den Georg - Büchner- Preis, den Literaturpreis der Stadt Wien, die Ehrendoktorwürde der Universität Osnabrück und viele mehr. Am 22. November 1988 erlag er seinem Krebsleiden und wurde auf dem Kensal Green in London beigesetzt.

Poeta doctus ?

Erich Fried war Dichter, Übersetzer und Journalist, der sein Leben lang gegen die Mißstände unserer Welt schrieb, der sich einmischte, wenn es um die Rechte von Menschen oder um Machtmißbrauch ging. Er sah es einfach als sein Recht an, sagen zu können, was er wollte.

Er war immer der Meinung, daß man das Beste aus seinem Leben machen sollte und nicht in Selbstmitleid verfallen sollte. Er hätte sicher auch lieber in einer anderen Zeit gelebt, hat aber dennoch das Beste aus seinem Leben herausgeholt. Er tat immer, was er für richtig hielt, und sagte, was er dachte, was meiner Meinung nach bewundernswert für die damalige Zeit war.

Michael Zeller schreibt: „Erich Fried ist kein poeta doctus. Ihm war durch den Einmarsch Hitlers nicht nur der deutsche Sprachraum, sondern auch jede weiterführende Ausbildung in normalen bürgerlichen Bahnen abgeschnitten. Dies schlägt sich bei Fried vor allem nieder in einem nahezu völligen Fehlen theoretischer Überlegungen zu Literatur und Lyrik.

Wenn man daher versuchen will, Frieds Selbstverständnis als Lyriker zu rekonstruieren, ist man allein auf seine Gedichte angewiesen.“[1]

In dem Gedicht „Fußnote zu einer Fußnote“ beruft er sich mit erstaunlicher Naivität auf einen konventionellen, längst kritisch revidierten Begriff von Lyrik, der wieder auf die Trennung von Dichter und Schriftsteller bzw. Literat zurückgreift.

„Fußnote zu einer Fußnote“, 1974

Auf einem Blatt mit getippten Notizen
über Dichtung heute
und ihren Wert
als Werkzeug der Revolution
als Therapie und
entfremdete Form
des Kampfes gegen Entfremdung

zwei lange waagrechte Striche
dazwischen vier Zeilen
die vierte ein einziges Wort
und daneben am Rand mit Bleistift
zwei Worte in Klammern
mit einem Ausrufungszeichen

Ein igelförmiges Nest
von Stecknadeln
an einem weißen
Türstock
Und neben Türstock
in Klammern (Wirkliches Bild!)

Was das bedeutet
und warum ich es hier
aufgeschrieben habe
das weiß ich nicht mehr
aber wichtiger als mein Schreiben über das Schreiben
sind mir doch immer
die Nadeln am weißen Türstock

„Fried setzt sich hier für seine eigene schriftstellerische Praxis ein begriffliches von einem bildersetzenden Sprechen ab. Das Reden von den Literaten über Literatur wird als modisches Geschwätz denunziert.“[2]

[...]


[1] Zeller, Michael: Gedichte haben Zeit. Aufriß einer zeitgenössischen Poetik. Stuttgart : Ernst Klett 1982. Seite 186

[2] Zeller,Michael: ebda. Seite 187

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Wie sprachlos war Erich Fried wirklich?
Université
University of Vienna  (Germanistik)
Note
1
Auteur
Année
2001
Pages
15
N° de catalogue
V1153
ISBN (ebook)
9783638107259
Taille d'un fichier
391 KB
Langue
allemand
Mots clés
Erich, Fried
Citation du texte
Nicole Korntheuer (Auteur), 2001, Wie sprachlos war Erich Fried wirklich?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1153

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