Es heißt zuweilen, die Welt, in der wir leben, bestehe aus einzelnen Sachen, die sich in zwei Sorten einteilen lassen – in solche, die einfach und unmittelbar vorhanden sind, und in solche, die zum Vorhandensein eine Art sozialer Übereinkunft benötigen: »[T]here are portions of the real world, objective facts in the world, that are only facts by human agreement. In a sense there are things that exist only because we believe them to exist. I am thinking of things like money, property, governments, and marriages.«
Ich möchte die These hinterfragen, dass diese Unterscheidung ohne große Schwierigkeiten möglich ist, und daher versuchen, für die Gegenhypothese zu argumentieren.
Ein Wort, das häufig im Zusammenhang mit der genannten Einteilung fällt, ist »Institution «, und das gerne in der Weise, dass Gegenstände wie die genannten (Geld, Besitz, Regierungen, Ehen) als Institutionen oder institutionelle Gegenstände den anderen, »realen « Gegenständen gegenübergestellt werden. Meine Ausgangshypothese lautet also, in diesen Termini formuliert:
Es gibt keine einfache, unproblematische Unterscheidung zwischen institutionellen und nicht-institutionellen Gegenständen.
Ich werde dazu folgendermaßen verfahren: In einem ersten Schritt versuche ich, eine vorläufige Definition von »Institution« zu erarbeiten. Danach werde ich die Institutionentheorie von John R. Searle referieren und dessen Institutionsbegriff zur Arbeitsdefinition in Beziehung setzen. Dies wird hoffentlich einige ihrer Probleme lösen, aber zweifellos auch neue aufwerfen.
Im Anschluss möchte ich an verschiedenen Punkten des bisher Erarbeiteten und an Hand weiterer Literatur zeigen, inwiefern ein bestimmtes Ontologieverständnis zwar helfen kann, die Schwierigkeiten von Searles Institutionentheorie zu bewältigen, dabei aber zwangsläufig die Unterschiede zwischen Institutionen und anderen Gegenständen verschwimmen lässt, also die Ausgangshypothese bestätigen hilft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist eine Institution?
- Hinweise aus der Alltagssprache.
- Hinweise aus der Wissenschaftssprache
- Arbeitsdefinition
- Probleme der Arbeitsdefinition
- Searles Institutionentheorie
- Realitätskonzept
- Funktionen
- Kollektive Intentionalität.
- Konstitutive Regeln
- Kollektives Zusprechen von Funktionen und institutionelle Tatsachen
- Entstehen und Bestehen von Institutionen und institutionellen Tatsachen
- Searles Definition und die Arbeitsdefinition
- Probleme
- Zeitlichkeit
- Verhandeltheit von Intentionen
- Die Pflege von Institutionen als ontologisches Geschäft
- Warum Ontologie und welche?
- Ontologie als alltägliches Fachgeschäft und Karl Mannheims Begriff der Weltdeutung
- Ontologie von Institutionen und Ontologie von Stoffdingen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Frage, ob eine klare Unterscheidung zwischen institutionellen und nicht-institutionellen Gegenständen möglich ist. Ziel ist es, die These zu hinterfragen, dass Institutionen durch eine Art sozialer Übereinkunft entstehen und von »realen« Gegenständen abgrenzbar sind. Die Arbeit analysiert den Begriff der Institution anhand von alltagssprachlichen und wissenschaftlichen Definitionen, untersucht Searles Institutionentheorie und diskutiert die Rolle der Ontologie bei der Klärung des Verhältnisses von Institutionen und anderen Gegenständen.
- Die Definition des Begriffs »Institution«
- Die Rolle sozialer Übereinkünfte bei der Entstehung von Institutionen
- Die Beziehung zwischen Institutionen und »realen« Gegenständen
- Die Bedeutung der Ontologie für das Verständnis von Institutionen
- Die Herausforderungen der Abgrenzung zwischen institutionellen und nicht-institutionellen Gegenständen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die These der Arbeit vor, dass eine klare Unterscheidung zwischen institutionellen und nicht-institutionellen Gegenständen nicht möglich ist. Sie führt den Begriff »Institution« ein und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Definition des Begriffs »Institution«. Es analysiert die Verwendung des Begriffs in der Alltagssprache und in der Wissenschaft. Aus diesen Analysen wird eine vorläufige Arbeitsdefinition des Begriffs entwickelt, die jedoch auch Probleme aufwirft.
Das dritte Kapitel stellt Searles Institutionentheorie vor. Es werden Searles Realitätskonzept, die Funktionen von Institutionen, die Rolle der kollektiven Intentionalität und die Bedeutung konstitutiver Regeln erläutert. Die Arbeit untersucht, wie Searle die Entstehung und das Bestehen von Institutionen und institutionellen Tatsachen erklärt. Schließlich wird Searles Definition mit der im zweiten Kapitel entwickelten Arbeitsdefinition in Beziehung gesetzt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Begriff der Institution, die Unterscheidung zwischen institutionellen und nicht-institutionellen Gegenständen, die Rolle sozialer Übereinkünfte, Searles Institutionentheorie, kollektive Intentionalität, konstitutive Regeln, institutionelle Tatsachen, Ontologie und die Beziehung zwischen Institutionen und anderen Gegenständen.
- Arbeit zitieren
- Matthias Warkus (Autor:in), 2007, Institutionen als verfertigte Sachen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115414