Diese Arbeit fokussiert den Sprachgebrauch von Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung in der Debatte um die Eindämmungsmaßnahmen innerhalb der Medienberichterstattung und den daraus resultierenden Frames als potenzielle Einflüsse auf den Beschluss der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen am 22ten März 2020. Welche Rolle spielten sprachliche Frames in der Legitimation der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie? Noch bevor am 22ten März 2020 von Bund und Ländern Ausgangs- und Kontaktbeschränkung beschlossen wurden, wurden die Maßnahmen nicht nur von Parteien und Politikerinnen und Politikern, sondern insbesondere auch in der Medienberichterstattung durch einzelne Journalistinnen und Journalisten oder Autorinnen und Autoren debattiert.
Während die Kontaktsperre oder Kontaktbeschränkungen erst zu dem Zeitpunkt, als der Beschluss erlassen wurde, häufiger thematisiert zu werden schienen, schienen Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung bereits als konträre Spieler einer potenziellen Eindämmungsmaßnahme abgehandelt zu werden. Folgende Thematik schien dabei besonders im Fokus zu stehen: die Vereinbarkeit einer Ausgangssperre mit dem Grundgesetz und der Demokratie. In einem Artikel auf Zeit Online vom 19ten März 2020 wird beispielsweise folgende Frage gestellt: „Lässt das Grundgesetz die Maßnahme überhaupt zu?“.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung titelt dagegen, ebenfalls in einem Online-Artikel, schon einen Tag später: „Es geht nur mit dem Hammer“, denn „wer noch immer nicht begriffen hatte, wie ernst die Lage ist, musste seither mit Ausgangsbeschränkungen rechnen“. Andere Artikel schienen dagegen den Appell an die Vernunft zu thematisieren, z. B. in folgendem Spiegel-Kommentar: „Die Frage der Ausgangssperre zeigt das: Wollen wir Politiker, die drakonische Maßnahmen verhängen müssen, weil zu viele von uns nicht bereit sind, vernünftig zu sein und sich an die Regeln zu halten?“. In einem „Essay über die Corona-Gesellschaft“ heißt es dazu: „Die Vernunftpanik verhindert Debatten. […] Man kann gegen Ausgangssperren argumentieren und trotzdem kein Massenmörder sein.“
Inhalt
1 Das Corona-Vokabular: Frames in der COVID-19-Pandemie
1.1 Problemstellung: Ausgangssperre oder Ausgangsbeschränkung?
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
2 Frames und Framing in der Forschung
2.1 Ursprünge eines disziplinübergreifenden Frame-Konzepts
2.2 Frames im Spannungsfeld des linguistischen und kommunikationswissenschaftlichen Ansatzes
2.3 Frames in kommunikativen Texten: Medien-Frames
2.4 Forschungsstand: Die Rolle von Frames in der Legitimation politischer Maßnahmen
3 Empirisches Vorgehen
3.1 Forschungsziele, zentrale Fragestellungen und Annahmen
3.2 Untersuchungsdesign
3.2.1 Untersuchungsgegenstand
3.2.2 Untersuchungszeitraum
3.2.3 Kategorienbildung
3.3 Methode: Suche nach Textmustern
3.3.1 Erstellung eines eigenen Korpus: Das „Corona-Beschluss-Korpus“
3.3.2 Berechnung von Mehrworteinheiten durch quantitative Methoden
3.3.3 Diskursbeschreibung durch qualitative Methoden
4 Ergebnisse
4.1 Erste Beobachtungen
4.2 Ausgangssperre - Ergebnisse
4.2.1 Problemdefinition: Ausgangssperre ist der Feind
4.2.2 Ursachenzuschreibung: Die Unvernunft der Menschen
4.2.3 Handlungsempfehlung: Freiwillige Beschränkung der Menschen
4.2.4 Explizite Bewertung
4.3 Ausgangsbeschränkung - Ergebnisse
4.3.1 Problemdefinition: Ausgangsbeschränkung ist Rettung
4.3.2 Ursachenzuschreibung: Die Ausbreitung des Coronavirus
4.3.3 Handlungsempfehlung: Wohnungen nur aus triftigen Gründen verlassen
4.3.4 Explizite Bewertung
4.4 Zusammenfassung und Diskussion
5 Fazit und Ausblick
6 Literatur- und Quellenverzeichnis
7 Anhang
1 Das Corona-Vokabular: Frames in der COVID-19-Pandemie
Das Coronavirus Sars-CoV-2, das sich seit Anfang 2020 zu einer weltweiten Pandemie entwickelte, stellt seitdem gesellschaftliche Systeme und Prozesse auf den Prüfstand. Nicht nur hat COVID-19 und die damit einhergehenden Maßnahmen zu seiner Eindämmung einen erheblichen Einfluss auf das alltägliche Leben, den Weg zur Arbeit, in die Schule oder in den Supermarkt oder die Gestaltung der Freizeit; auch die Sprache erfährt durch die Coronakrise eine Veränderung, denn neue Begriffe wie Coronaparty, Lockdown oder Entlehnungen wie Social Distancing ziehen in die Alltagssprache ein oder die Bedeutung bereits bestehender Begriffe verschiebt sich, wodurch sie neu belebt werden, beispielsweise in Kontaktsperre, Mundschutz oder Homeschooling (vgl. DWDS 2020). Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) veranschaulicht dieses im Rahmen der Pandemie entstandene Vokabular: Mit etwa 300 Wörterbucheinträgen (Stand: 03.04.2020) hat das DWDS ein Themenglossar angelegt, das die Veränderungen in der deutschen Sprache durch die COVID- 19-Pandemie dokumentiert (vgl. ebd.). Sprache passt sich unserem Alltag an, und mit diesen Veränderungen kann der Zustand der Pandemie mit seinen Auswirkungen auf das gewohnte Leben begriffen und Informationen und Fakten leichter verstanden werden (vgl. Wehling 42019, 20f.).
Gegenstand einer im März 2020 stattgefundenen Debatte um die ersten für Bund und Länder beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, welche die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen betrafen, waren „Ausgangssperre“ und „Ausgangsbeschränkung“ als Maßnahmen.1 Eine Abfrage im online zugänglichen cOWIDplus-Viewer des Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim, das auf Basis von Online-Meldungen etablierter Medienhäuser die Analyse der Gebrauchshäufigkeit eines oder mehrerer Wörter im Vergleich ermöglicht (vgl. Wolfer et al. 2020), zeigt, dass die beiden Begriffe sprachlich zwischen dem 1. Januar und dem 26. November 2020 besonders in Richtung Ende März hoch frequent waren. Doch schien es bis dahin nicht klar zu sein, was nun eine Ausgangssperre und was eine Ausgangsbeschränkung für die Bundesrepublik bedeutet bzw. wie sie konkret von den Bundesländern umgesetzt werden und in welcher
Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion entfernt.
Abbildung 1: Verlauf des Sprachgebrauchs von Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung in Online-Meldungen von Januar bis November 2020 (Stand: 26.11.2020) (cOWIDplus Viewer, IDS Mannheim)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hinsicht sie sich auf unseren Alltag auswirken würde.2 Was unterscheidet eine Ausgangssperre von einer Ausgangsbeschränkung? Europäische Länder wie Österreich, Italien, Frankreich oder Spanien, die zu dem Zeitpunkt eine Ausgangssperre verhängt hatten, ließen lediglich mutmaßen, was eine Ausgangssperre für Deutschland bedeuten könnte und regten den Interpretationsspielraum der Maßnahmen in der Debatte um den Beschluss an. Mittlerweile dokumentiert z. B. DWDS, dass eine Ausgangssperre ein „von einer Verwaltungsbehörde, der Regierung oder dem Militär erlassenes Verbot für die Bevölkerung oder Teile der Bevölkerung, das Haus (zu bestimmten Zeiten, ohne individuelle Genehmigung) zu verlassen“ ist und die Ausgangsbeschränkung eine „meist amtlich angeordnete Maßnahme, durch die Umfang oder Art des Ausgangs für bestimmte Zielgruppen teilweise eingeschränkt wird, z. B. zur Bekämpfung von Kriminalität oder Seuchen“ (DWDS 2020).
Bevor sich Begriffe wie Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung und ihre („neue“) Bedeutung in unserer Alltagssprache wiederfinden, müssen sie uns regelrecht in den Sinn kommen, zum Beispiel indem uns Frames in der Medienberichtberichterstattung wiederholt geboten werden. Frames werden als Deutungsrahmen verstanden, die erst die Vermittlung von Fakten möglich machen und uns bestimmte Interpretationen beispielsweise von Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkungen als Maßnahmen nahelegen (vgl. Wehling 42019, 42f.). Redaktionen sind mitunter Orte, an denen Themen gesetzt werden, sodass nahezu wöchentlich neue Frames in unsere Sprache finden (vgl. ebd., 194ff.). Und diejenigen Frames, die in Diskursen als erstes gesetzt werden, dominieren allgemein unser Denken (vgl. ebd., 47). Nicht nur werden durch Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung selbst unterschiedliche Frames in unserem Gehirn aktiviert, sondern ihr Sprachgebrauch und den damit einhergehenden Interpretationen beeinflusst, wie wir über diese Maßnahmen denken. So wird in Medienbeiträgen durch Sprache eine Fülle an Assoziationen und Ideen geweckt und die Sachverhalte auf eine bestimmte Art und Weise gerahmt, was als „Framing“ bezeichnet wird (vgl. Matthes 2007, 21). Je häufiger beispielsweise bestimmte Ideen im Zusammenhang mit Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung gebracht werden, desto mehr werden diese Zusammenhänge Teil unseres alltäglichen, unbewussten Denkens - zu unserem Common Sense im Sinne eines kollektiven Wissens (vgl. Wehling 42019, 59). Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung haben somit nicht nur lexikalisch unterschiedliche Bedeutungen; in der Debatte um Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung werden womöglich ganz unterschiedliche Ideen, Werte oder Moralvorstellungen assoziiert, sodass die Maßnahmen als Gegensätze zueinander betrachtet werden könnten. Eine Pluralität subjektiver Deutungen ist allerdings, wie Elisabeth Wehling (42019, 64) anmerkt, das „Einmaleins des Demokratiegedankens“.
1.1 Problemstellung: Ausgangssperre oder Ausgangsbeschränkung?
Noch bevor am 22. März 2020 von Bund und Ländern Ausgangs- und Kontaktbeschränkung beschlossen wurden, wurden die Maßnahmen nicht nur von Parteien und Politikerinnen und Politikern, sondern insbesondere auch in der Medienberichterstattung durch einzelne Journalistinnen und Journalisten oder Autorinnen und Autoren debattiert. Während die Kontaktsperre oder Kontaktbeschränkungen erst zu dem Zeitpunkt, als der Beschluss erlassen wurde, häufiger thematisiert zu werden schienen, schienen Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung bereits als konträre Spieler einer potenziellen Eindämmungsmaßnahme abgehandelt zu werden.3 Folgende Thematik schien dabei besonders im Fokus zu stehen: die Vereinbarkeit einer Ausgangssperre mit dem Grundgesetz und der Demokratie. In einem Artikel auf Zeit Online vom 19. März 2020 wird beispielsweise folgende Frage gestellt: „Lässt das Grundgesetz die Maßnahme überhaupt zu?“ (Boehme-Neßler 2020, Abschnitt 1). Die Frankfurter Allgemeine Zeitung titelt dagegen, ebenfalls in einem Online-Artikel, schon einen Tag später: „Es geht nur mit dem Hammer“, denn „wer noch immer nicht begriffen hatte, wie ernst die Lage ist, musste seither mit Ausgangsbeschränkungen rechnen“ (von Altenbockum 2020, Abschnitt 2). Andere Artikel schienen dagegen den Appell an die Vernunft zu thematisieren, z. B. in folgendem Spiegel-Kommentar: „Die Frage der Ausgangssperre zeigt das: Wollen wir Politiker, die drakonische Maßnahmen verhängen müssen, weil zu viele von uns nicht bereit sind, vernünftig zu sein und sich an die Regeln zu halten?“ (Beyer 2020, Abschnitt 4). In einem „Essay über die Corona-Gesellschaft“ heißt es dazu: „Die Vernunftpanik verhindert Debatten. [...] Man kann gegen Ausgangssperren argumentieren und trotzdem kein Massenmörder sein.“ (Lobo 2020, Abschnitt 10).
Diese Arbeit fokussiert den Sprachgebrauch von Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung in der Debatte um die Eindämmungsmaßnahmen innerhalb der Medienberichterstattung und den daraus resultierenden Frames als potenzielle Einflüsse auf den Beschluss der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen am 22. März 2020. Welche Rolle sprachliche Frames in der Legitimation der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie?
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
Der Blick auf typische Sprechweisen soll zunächst darüber Aufschluss geben, welche Frames jeweils im Zusammenhang mit Ausgangssperre und welche mit Ausgangsbeschränkung in der Debatte vorhanden sind. Anhand korpuslinguistischer Methoden werden häufige und signifikante Wortkombinationen, sogenannte „N-Grams“ um Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung in einem eigens für die Fragestellung erstellten Korpus aus Online-Artikeln, die den Beschluss der Maßnahmen Ende März debattieren, ermittelt. Über den Sprachgebrauch in der Medienberichterstattung sollen Frames sichtbar gemacht werden, die die Debatte dominieren und damit potenziell unser Denken beeinflussen können. Erkenntnisse über ein gültiges kollektives Wissen (Common Sense) können über Regelhaftigkeiten in diskursiven Ereignissen wie der Debatte gefunden werden, wofür textübergreifende Analyseeinheiten notwendig sind, wie Wengeler und Ziem (vgl. 2013, 2f.) in einer diskurslinguistischen Studie zur sprachlichen Konstruktion der Wirtschaftskrise zeigen. Mit quantitativen und qualitativen Methoden der Korpuslinguistik werden Sprachgebrauchsmuster von Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung im eigenen Korpus ermittelt und mit dem Gebrauch vor der COVID-19-Pandemie durch ein Referenzkorpus verglichen. Indem aus den Sprachgebrauchsmustern Frames abgeleitet werden, soll geschlussfolgert werden können, welche Rolle sprachliche Frames in der Legitimation politischer Maßnahmen haben. Zwar steht dabei der Sprachgebrauch im Fokus, allerdings lassen sich pragmatische und semantische Aspekte nicht immer scharf voneinander trennen (vgl. Bubenhofer 2009, 153). Deswegen gibt das folgende Kapitel sowohl einen Überblick über Frames als auch Framing, wobei zum einen Erkenntnisse aus der Sprachwissenschaft und zum anderen aus der Kommunikationswissenschaft herangezogen werden, denn Frames sind von disziplinübergreifendem Interesse, was sich nicht zuletzt in den Forderungen nach der Integration der Ansätze in der Forschung zeigt. Mit der anschließenden Thematisierung von „Framing-Effekten“ soll ein Überblick über den Forschungsstand zu der Rolle von sprachlichen Frames in der Legitimation politischer Maßnahmen verschafft werden. Daraufhin folgt die Vorstellung des empirischen Vorgehens und der Datengrundlage sowie die Analyse und die Ergebnisse dessen.
2 Frames und Framing in der Forschung
Die Erforschung von Frames ist wesentlicher Bestandteil der modernen Kognitionswissenschaften und ihre Vorstellung, dass sich Sprache und Verstehen in mentalen, kognitiven Strukturen und Prozessen der Erfahrungs- und Informationsverarbeitung niederschlägt, ist Anknüpfungspunkt für die verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen (vgl. Ziem 2008, 35ff.). So kann die Forschungsgeschichte von Frames nicht etwa fest in einer bestimmten Domäne verankert werden, sodass von einem Ursprung gesprochen werden kann, vielmehr führten Einflüsse aus den verschiedensten Forschungszweigen, die aus unterschiedlichen Theorien, Modellen und Definitionen ihr eigenes Verständnis miteinbringen, dazu, dass es heute weder einen einheitlichen Frame- noch einen einheitlichen Framing-Begriff gibt und damit häufig ganz unterschiedliche Konzepte aufgegriffen werden (vgl. Ziem 2013, 162; vgl. Matthes 2014a, 23; vgl. Matthes/Kohring 2004, 61). Trotz der wechselhaften Forschungsgeschichte und den vielen Definitionen, die mittlerweile zum Frame-Begriff vorliegen, folgen sie dennoch dem gleichen Ziel: zu ergründen, wie wir etwas verstehen, sodass es uns als sinnvoll erscheint und warum wir es auf eine bestimmte Art und Weise tun. Zum Beispiel: Wenn Anna ihrer Tochter Tina einen Kuchen mit Kerzen schenkt, warum wissen wir, dass es sich dabei um einen Geburtstagskuchen handelt? Worin liegt der Unterschied zu sagen, dass Tina 23 Jahre jung oder 23 Jahre alt geworden ist? Frames werden herangezogen, um Wissensordnungen und deren Rolle in Verstehensund Interpretationsprozessen zu beschreiben, was neben kognitionswissenschaftlichen Ansätzen ebenso von der Linguistik, den Sozialwissenschaften und den
Kommunikationswissenschaften aufgegriffen wird (vgl. Ziem et al. 2018, 155f.). Im Rahmen sprach- und kommunikationswissenschaftlicher Ansätze werden Frames unter anderem als analytisches Instrument eingesetzt, beispielsweise um lexikalischsyntaktische Strukturen zu beschreiben, oder zur Analyse des öffentlichen Sprachgebrauchs herangezogen sowie hinsichtlich der Rahmung von Nachrichten in Massenmedien (vgl. Ziem 2018, 12). Zwar führt kein Weg daran vorbei, Erkenntnisse aus den unterschiedlichsten Disziplinen zusammenzuführen, damit die Ursprünge des FrameKonzepts hinreichend erläutert werden können, allerdings hegt dieses Kapitel den Anspruch, sich auf den sprachwissenschaftlichen Hintergrund zu konzentrieren und mit kommunikationswissenschaftlichen Aspekten zu verknüpfen. Daher werden die theoretischen Grundlagen durch den Frame-Ansatz der Kommunikationswissenschaft erweitert. Außerdem richtet sich dieser explizit auf sprachlichen Einheiten und wird daher einem „linguistic approach“ zugerechnet, weswegen der kommunikationswissenschaftliche und der linguistische Frame-Ansatz in ein fruchtbares Verhältnis gesetzt werden können (vgl. Ziem 2013, 144).
2.1 Ursprünge eines disziplinübergreifenden Frame-Konzepts
Als historischer Begründer einer vereinheitlichenden Frame-Theorie kann der Kogni- tions- und Künstliche Intelligenz-Forscher Marvin Minsky (1974) angesehen werden (vgl. Kann/Inderelst 2018, 25). Minsky geht davon aus, dass wir auf Informationseinheiten zurückgreifen und hinzudenken müssen, um den Phänomenen unserer Wahrnehmung Sinn zu verleihen, und nutzt Frames, um diese Phänomene zu erklären (vgl. Ziem 2008, 23ff.). Frames sind nach Minsky Strukturen, die durch eine Wahrnehmungserfahrung aktiviert werden und als erworbenes Wissen verankert bleiben, weil jeder Frame eine stereotypische Situation repräsentiert, wie der Besuch eines Kindergeburtstages (vgl. ebd., 24). Konkrete Erfahrungswerte stellen dabei „Leerstellen“ (auch „Slots“) eines Frames dar, die selbst Informationen über mögliche Füllwerte (auch „values“ oder „filler“) enthalten und die durch „Standardannahmen“ (auch „default values“ oder „default assumptioms“) durch im Langzeitgedächtnis abgespeichertes Wissen über die Welt spezifiziert werden, die Verstehensprozesse unterschiedlicher Art steuern (vgl. ebd., 23f.; vgl. Kann/Inderelst 2018, 33). Beispielsweise können durch den Frame für „Kindergeburtstag“ erst bestimmte Äußerungen verstanden werden, wie: „Mary wurde zu Jacks Party eingeladen und fragte sich, ob ihm ein Flugdrachen gefallen würde“ (vgl. Kann/Inderelst 2018, 36). Darüber hinaus gibt es im Frame vom Kindergeburtstag Leerstellen für die Beteiligten wie „Geburtstagskind“ und „Gäste“, die beispielsweise Informationen über die Erwartung enthalten, dass die Gäste dem Geburtstagskind ein Geschenk kaufen, oder Informationen über Aktivitäten wie Essen und Spiele, die spezifiziert sind und in Relation zu einander stehen (vgl. ebd.). Frames repräsentieren demzufolge Wissenszusammenhänge, die wir nicht hinterfragen müssen, um das als sinnvoll zu verstehen, was wir wahrnehmen. Ebenso spielt dies bei der Konzeptualisierung von lexikalischem Wissen eine wesentliche Rolle, z. B. werden beim Wort Stuhl eine Reihe an Informationen über das Aussehen eines Stuhls abgerufen, die uns, basierend auf unserer Erfahrung, wissen lassen, dass Stühle in der Regel vier Beine und eine Rückenlehne haben (vgl. Ziem 2008, 24). Leerstellen für das Wort Stuhl könnten zum Beispiel die Größe, das Aussehen oder die materielle Beschaffenheit sein, die durch Standardannahmen wie „vier Beine“ oder „Holz“ näher spezifiziert sind. Das sind allerdings, wie der Begriff „Standardannahmen“ schon sagt, lediglich Annahmen, die durch andere potenzielle Charakteristika ersetzt werden können (vgl. ebd.). Entscheidend ist jedoch, dass „jede sprachliche Einheit semantisch stark unterspezifiziert ist, Verstehen aber erst dann einsetzt, wenn diese Unterspezifikation durch zumindest vorläufig gültige Annahmen aufgehoben wird“ (ebd.). Wir greifen also auf eine Menge an Informationen zurück, die verschiedene Eigenschaften eines Stuhls beschreiben und die unserer Erwartung, wie ein Stuhl aussehen muss, entsprechen, was auf unseren Erfahrungen basiert (vgl. Minsky 1988, 245). Minsky war der Erste, der terminologisch zwischen den strukturellen Frame-Elementen Leerstellen, Füllwerten und Standardannahmen unterschied, allerdings konkretisierte er nicht, welche sprachlichen Ausprägungen diese haben können (vgl. Ziem 2013, 139). Nichtdestotrotz gehören die Terminologien Minskys mittlerweile zum Common Sense in der Frame-Forschung sowie seine Erkenntnis, dass „Elemente eines Frames hinsichtlich ihrer Stabilität und Dynamik variieren können, sowie die grundsätzliche Prämisse, dass Frames einen ganzheitlichen Charakter haben und auf der Basis rekurrenter Erfahrungen entstanden sind (und sich aufgrund neuer Erfahrungen verändern)“ (Ziem 2008, 18).
Als Frames in der Künstlichen Intelligenz-Forschung sowie in seinen Nachbardisziplinen bereits intensiv diskutiert wurden, wurde das Konzept von der linguistischen Semantik erst Ende der 70er Jahre aufgegriffen (vgl. ebd., 14). Die Künstliche Intelligenz-Forschung, die an der Computersimulation komplexer kognitiver Prozesse wie das Textverstehen interessiert ist, spielte dabei eine große Rolle, denn aus dem Bestreben, Weltwissen über zum Beispiel Situationen und Handlungsabläufe auf Maschinen zu implementieren, entwickelte sich aus der Frame-Theorie ein Modell für menschliche Repräsentationen, in der Frames durch eine Netzwerkstruktur charakterisiert werden, in dieser „jeder Frame eingebettet ist und die jeder Frame selbst bildet, weil seine Elemente (Füllwerte, Standardwerte) ebenfalls den Status von (Sub- )Frames haben“, worauf zahlreiche spätere Ansätze innerhalb der Semantik zurückgehen (ebd., 17f.). Die Frame-Semantik betont vor allem die Bedeutung von Frames als Hintergrundwissen, mit dem das Verstehen von sprachlichen Äußerungen überhaupt möglich ist (vgl. Kann/Inderelst 2018, 52). Eingeführt wurde der linguistische Frame-Terminus Mitte der 70er Jahre durch Charles Fillmore (1975), der Frames als konzeptuelle Strukturen verstand, die den Gebrauch und das Verstehen von sprachlichen Ausdrücken motivieren (vgl. Ziem 2008, 14; vgl. Ziem et al. 2018, 158). Die Vorstellung, dass dabei sprachliche Ausdrücke nur im Rahmen eines schematisierten Wissenszusammenhangs verstanden werden können, geht auf Fillmores Studien zur Verbvalenz zurück, seine „Kasusrahmentheorie“ (1968) (vgl. Ziem 2008, 34). Fillmore sah den Zusammenhang zwischen Frames und Verbvalenz als er beobachtete, dass die syntaktische Funktion von einzelnen Satzelementen nicht nur über die realisierten, sondern auch durch die nicht-realisierten Satzelemente verstanden werden, so wie Minksy davon ausging, dass bestimmte Informationen hinzugedacht werden müssen, um dem, was wir wahrnehmen, Sinn zu verleihen (vgl. ebd., 15). Die nicht-reali- sierten Satzelemente sind in „Kasusrahmen“ angelegt, die die semantische Valenz von Wörtern unabhängig von der syntaktischen Realisation von Argumenten, die von einem Verb gefordert werden, beschreiben und Aufschluss über lexikalisch-semantische Repräsentationen geben (vgl. ebd.). Außerdem ermöglichen sie die Ermittlung von grundlegenden syntaktischen Organisationsstrukturen von Sätzen, indem die geforderten „Tiefenkasus“ hierarchisiert werden (vgl. ebd.). Zwar wurde Fillmores Theorie zur semantischen Valenz vielfach rezipiert und erweitert, doch die Kritik bezüglich der Unklarheiten, wie mögliche Tiefenkasus vollständig und verlässlich erfasst und wie eine Hierarchie dessen getestet werden kann, führte dazu, dass er sich schrittweise von seiner Kasusrahmentheorie entfernte und die Grundzüge einer Bedeutungstheorie entwickelte (vgl. ebd.). Zunächst reagierte Fillmore auf die Kritik, indem er fortan Kasusrahmen als sprachliche Mittel betrachtete, die abstrakte „Szenen“ oder „Situationen“ charakterisieren, dessen Eigenschaften verstanden werden müssen, um die semantische Struktur des Verbs zu verstehen (vgl. ebd. 15). Doch dann, in Hinsicht einer Bedeutungstheorie, die sich nicht mehr an der syntaktischen und tiefenstrukturellen Realisierbarkeit von Argumenten orientiert, rückte er die Idee von „Schemata“ und der Konzeption einer „Frame-Semantik“ in den Vordergrund (vgl. ebd., 15f.). Nach Fillmore besteht jeder Frame aus einem System von Konzepten, die sozusagen miteinander verwandt sind, weil ihre ganze Struktur verstanden werden muss, damit eines der Konzepte verstanden werden kann, und das hat zur Folge, dass in einem Text oder Gespräch alle anderen verwandten Konzepte automatisch verfügbar werden (vgl. Fillmore 1982, 111). Also ähnlich wie bei Minsky, der davon ausging, dass Informationen im Sinne von Leerstellen in Relation zueinanderstehen. Ziem exemplifiziert die Bedeutungstheorie Fillmores anhand des Wortes Wochenende: Dieser setzt einen Hintergrund-Frame voraus, der Konzepte wie „Woche“, „Tag“, „Samstag“, „Sonntag“, „Arbeit“ oder „Freizeit“ umfasst, die als konzeptuelle Strukturen sowohl die Bedeutung des Wortes Wochenende als auch den Gebrauch sprachlicher Ausdrücke motivieren (vgl. Ziem 2008, 22). Mit Fillmores Ansatz einer interpretativen Semantik entwickelte sich die Frame-Konzeption von ihrer satzsemantischen Ausrichtung zu einer eigenständigen Bedeutungstheorie, zum Ende der 90er Jahre dann im Rahmen des groß angelegten „FrameNet“-Projekts der Universität Berkeley (vgl. Ziem 2018, 9). Ziel des Projektes ist es, lexikalische Bedeutungen eines jeden Wortes zu dokumentieren, indem seine „semantische und syntaktische Valenz korpusbasiert erfasst und in einer Datenbank systematisch dokumentiert“ wird (Ziem et al. 2018, 164).
Sowohl Fillmore als auch Minsky gelten als diejenigen Forscher, die den Frame-Begriff eingeführt haben (vgl. Ziem 2018, 8). Während sich der Gegenstandsbereich von Fillmores Frame-Theorie auf konzeptuelle Strukturen bezieht, die beim Verstehen sprachlicher Ausdrücke relevant sind, nutzt Minsky Frames, um Phänomene der visuellen Wahrnehmung zu erklären (vgl. Ziem 2008, 25). Doch sowohl Fillmore als auch Minsky betrachten Frames als standardisierte Formationen von teilweise variablen und sich schnell ändernden Wissenselementen (vgl. ebd., 17). Es wird außerdem davon ausgegangen, dass Fillmore Minskys Ideen rezipiert hat, und Fillmore soll selbst betont haben, dass die konzeptuellen Strukturen bereits durch Minsky und anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, aber unter anderen Termini, verwendet wurden (vgl. ebd., 17, 23). So findet sich die Grundidee von Frames bereits in den 20ern und 30ern des 19. Jahrhunderts wieder, insbesondere in der Schema-Theorie des Psychologen Frederic Bartlett und seinen Begriffen „Gestalt“ und „Schema“, was die wichtigste Anregung für Fillmore als auch Minsky und zahlreiche weitere Künstliche Intelligenz-Forschende war (vgl. ebd., 14). Beispielsweise begreift Minsky ebenso wie Barlett Schemata als kognitive Formate zur Wissensrepräsentation (vgl. Ziem 2013, 139).
Frames wurden von unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen wie der Sprachwissenschaft mit der Frame-Semantik aufgegriffen. Doch die Frame-Semantik stellt selbst ein Konglomerat verschiedener Forschungsansätze, (Teil-)Theorien, Modellen und Projekten zwischen mehreren benachbarten Disziplinen dar, die keinen einheitlichen Frame-Begriff hat (vgl. Busse 2012, 23; vgl. Ziem 2013, 162). So unterscheidet sich die linguistische Frame-Forschung vor allem im avisierten Gegenstandsbereich, der zugrunde gelegten Methode und der strukturellen Bestimmung von Frames (vgl. Ziem 2013, 162). Frames werden in der Linguistik insbesondere im Bereich der lexikalischen Semantik eingesetzt, indem auf sogenannte Konzept-Frames zurückgegriffen wird sowie in der Syntaxtheorie auf sogenannte Prädikat-Frames, sodass grob zwischen Frames als kognitives Repräsentationsformat und Frames als analytisches Instrument zur Beschreibung von Wissensstrukturen unterschieden werden kann (vgl. ebd., 153; vgl. Ziem 2018, 11f.). Sowohl lexikografische als auch epistemologische Frame-Studien greifen auf das Verständnis von Frames als Prädikationsrahmen zurück, indem davon ausgegangen wird, dass sich alle Wissensaspekte mit einer potenziellen Bedeutungsrelevanz in „Prädikate“ überführen lassen und einem bestimmten Ausdruck zugewiesen werden können, was sich im aufgerufenen Frame wiederspiegelt (vgl. Ziem 2013, 153). Klaus-Peter Konerding (1993) war der Erste, der Frames als Prädikationsrahmen begriff: Er entwickelte die „Hyperonymtypenreduktion“ als ein lexikografisch-lexikologisches Verfahren zur Bestimmung von Frames und einer framegestützten Ermittlung des stereotypischen Wissens einer Entität, die über eine Menge an Prädikatoren zugänglich wird (vgl. Konerding 1993, 163). Konerding versuchte dabei mithilfe des Verfahrens „Matrixframes“ zu ermitteln, mit denen sich der Bedeutungsrahmen von lexikalischen Ausdrücken korpusbasiert ermitteln lässt (vgl. Ziem 2018, 9). Frames fungieren dabei vor allem als empirisches bzw. korpuslinguistisches Instrument, um diese Formate zu untersuchen (vgl. Fillmore 1985, 232). Diese Phase begann Ende der 80er Jahre, als die Frame-Theorie allgemein rezipiert wurde (vgl. Ziem 2008, 18).
Im angloamerikanischen Raum wurden frame-basierte Studien im engen Zusammenhang mit der Konstruktionsgrammatik gebracht, die von Fillmore und anderen Forscherinnen und Forschern in Berkeley entwickelt wurde, aber auch vereinzelt mit der Kognitiven Grammatik Ronald Langackers (1987), wo Frames u. a. in der Lexikologie, Lexikographie, Syntax und Pragmatik zum Einsatz kamen (1987) (vgl. ebd., 18f.). Mit Gilles Fauconniers Theorie der „mental spaces“ (1985) entwickelte sich ab den späten 90er Jahren eine neue Tendenz, die Integrierbarkeit von Frames der fill- more'schen Prägung in die Theorie der konzeptuellen Integration („blending“) nach Fauconnier und Mark Turner (1998, 1999) zu thematisieren, beispielsweise Baker (1999), der über semantische Analysen auch lexikologische Studien und psycholinguistische Experimente durchführte, wofür er die Theorie der „mental spaces“ fruchtbar machte (vgl. ebd., 19f.). Im deutschsprachigen Raum wird dagegen eine integrative Perspektive in der Literatur weitgehend ignoriert und konzeptualistische Beschreibungsansätze in der germanistischen Linguistik nur mangelhaft rezipiert, was nach Ziem mit der einseitigen Beschäftigung mit Frames zusammenhängt (vgl. ebd., 20, 22). Dennoch steht die Vielseitigkeit der Einsatzbereiche von Frames im deutschsprachigen nicht hinter dem englischsprachigen Raum: von Metaphernanalysen, lexikographischen und lexikologischen Untersuchungen bis hin zu Argumentationsanalysen, gesprächsanalytischen Studien und sogar in Einbindung in eine Semiotik literarischer Texte (vgl. ebd., 21).
2.2 Frames im Spannungsfeld des linguistischen und kommunikationswissenschaftlichen Ansatzes
Das letzte Kapitel zeigte, dass die Forschungsgeschichte des Frame-Begriffs, der Frame-Theorie vielschichtig ist, aber ihren konzeptionellen Ursprung in den Sprach- und Kognitionswissenschaften hat und dabei insbesondere die linguistische FrameSemantik durchdrungen hat. Die Frame-Semantik rückt die notwendigen Kenntnisse und Hintergrundannahmen, um einen sprachlichen Ausdruck zu verwenden und zu verstehen, in den Vordergrund, sowie die Gestalt des verstehensrelevanten Wissens, die am Prozess der Bedeutungskonstitution beteiligt ist (vgl. Ziem 2018, 159). Mit der Jahrhundertwende und der zunehmenden Vereinnahmung von Frames als Analysewerkzeug der kulturwissenschaftlich ausgerichteten Semantik erweiterte sich der Gegenstandbereich der linguistischen Erforschung von Frames auf den öffentlichen Sprachgebrauch und sprachlichen Konzeptualisierungen von gesellschaftlichem Wissen im Kontext diskursiver Zusammenhänge (vgl. Ziem 2013, 154). Frames fungieren dabei nicht nur als analytisches Hilfsmittel, sondern werden darüber hinaus unter diskurslinguistischen Gesichtspunkten betrachtet, die über die Textgrenze hinaus gehen (vgl. ebd.). Das analytische Interesse an Frames in Texten wird darüber hinaus zuvorderst von der Kommunikationswissenschaft zentriert, die seit Mitte der 1990er Jahren ihren eigenen Frame-Begriff entwickelte und das Konzept seitdem zur Grundlage zahlreicher Studien machte (vgl. ebd., 137, 146). Ihr Untersuchungsinteresse liegt insbesondere auf „professionellen, journalistischen Texten mit Breitenwirkung im politischen Kontext“ (ebd., 146). Doch im Vergleich zu linguistischen Frame-Ansätzen fokussiert die Kommunikationswissenschaft weniger Aspekte sprachlicher Bedeutungskonstitution, sondern vielmehr die Untersuchung der Wirkung, Verbreitung und strategische oder massenmediale Rahmung einer Nachricht, was als Framing verstanden wird (vgl. ebd., 144). Der Framing-Ansatz besteht in dem Gedanken der Kon- struiertheit der Medienberichterstattung und lehnt eine objektive Abbildung von Realität durch Medien ab, da Realität nur durch die subjektive Wahrnehmung und deren Mitteilung sozial relevant wird (vgl. Matthes 2007, 22f.). Dabei wird Akteurinnen und Akteuren eine bedeutende Rolle zugetragen, denn Framing bedeutet in der Kommunikationswissenschaft, dass beispielsweise Journalistinnen und Journalisten,
Politikerinnen und Politiker, Parteien oder soziale Bewegungen eine bestimmte Interpretation über z. B. einen Sachverhalt, ein Ereignis oder eine Person kommunikativ in Umlauf bringen, um diese einzuordnen und zu beurteilen (vgl. Scheufele/Engel- mann 2018, 124f.). Die Grundidee geht auf einen weiteren Pionier der Frame-Forschung neben Minsky und Fillmore zurück: auf den Soziologen Erving Goffmann (1974), der in den 70ern ein Forschungsprogramm entwickelte, das er als „Rahmenanalyse“ bezeichnete und nach dem Menschen bestimmte Interpretationsrahmen, also Frames bevorzugen, um Situationen und Sachverhalten ihren Sinn zu verleihen (vgl. Marcinkowski 2014, 7). Beim Framing handelt es sich also um einen aktiven Deutungsprozess von Personen, die uns z. B. zum gleichen Thema verschiedene Perspektiven bieten, und aus diesem Prozess resultieren Frames (vgl. Matthes 2007, 21). Frames bieten uns Orientierung in der Informationswelt, indem einige Informationen hervorgehoben und andere ausblendet werden (vgl. Ziem et al. 2018, 157). Während die Sprachwissenschaft Frames im Wesentlichen als Prädikationsrahmen versteht, rückt die Kommunikationswissenschaft die Vorstellung von Frames als Medienrahmen in den Vordergrund, wo Frames als Schemata fungieren, die die Funktion haben, bestimmte Teile der Realität auszuwählen und zu betonen (vgl. Ziem 2013, 146). Dieses Verständnis von Frames wurde in der Kommunikationswissenschaft maßgeblich durch Robert M. Entman geprägt (vgl. ebd., 137). Auf seine Frame-Definition, die er in seinem Aufsatz von 1993 „Framing: Toward Clarification of a Fractured Paradigm“ aufsetzt, greifen heute eine Vielzahl von kommunikationswissenschaftlichen Frame-Studien zurück (vgl. Matthes 2008, 6f.):
„To frame ist to select some aspects of a perceived reality and make them more salient in a communcating text, in such a way as to promote a particular problem definition, causal interpretation, moral evaluation, and/or treatment recommendation for the item described.“ (Entman 1993, 52)
Nach Entman legen uns also Frames eine bestimmte Problemdefinition, kausale Interpretation, moralische Bewertung und Handlungsempfehlung nahe. Wie bereits angedeutet existiert nie nur ein Frame, z. B. zu einem Thema, sondern in der Kommunikationswissenschaft wird davon ausgegangen, dass es mehrere Frames gibt, die miteinander konkurrieren (vgl. Matthes 2007, 47). So stellt jeder öffentliche Diskurs einen Wettbewerb dar, an dem verschiedene Akteurinnen und Akteure teilnehmen, wo Frames erkämpft, neu definiert oder je nach Erfolg angepasst und ausgetauscht werden (vgl. ebd.). Framing ist ein dynamischer sozialer Prozess, in dem sich Frames kontinuierlich entfalten, weil Diskurse sich immer weiterentwickeln und dabei ständig neue Deutungen oder Umdeutungen aufgenommen werden (vgl. Badr 2017, 181). Badr (ebd., 180) betrachtet beispielsweise den Journalismus als „Streitarena“ oder Hertog und McLeod (2001, 147, zitiert nach Badr 2017, 184) Framing als „Potenzial 14 zur Spaltung der Diskurse“. Dem folgend wird der Framing-Ansatz insbesondere bei Streitthemen angewandt, weil Akteurinnen und Akteure dazu tendieren, bestimmte Frames zu bevorzugen (Frame-Bias), sodass durch Medieninhalte bewusst oder unbewusst bestimmte Gruppen, Individuen oder Meinungen zur politischen Geltung verholfen werden kann (vgl. ebd., 180). Politikerereignisse werden so häufig zum Gegenstand von Framing (vgl. Marcinkowski 2014, 9). Und wie die Wahrnehmung und Reaktion durch Frames beeinflusst werden kann, steht im Zentrum aller Framing-Stu- dien (vgl. Delle Donne 2019, 58). Voraussetzung dafür, dass Medien in dem Sinne wirken, ist, dass Personen sich für das Thema interessieren und sich bei der eigenen Meinungsbildung an den Massenmedien orientieren wollen (vgl. Matthes 2007, 166f.). „Personen mit einem hohen Orientierungsbedürfnis möchten ausführlich über ein Thema durch Massenmedien unterrichtet werden, sie möchten verschiedene Seiten des Themas kennen lernen [sic!] und sind interessiert an journalistischen Bewertungen.“ (ebd., 167). Wirkungen - also Effekte auf Urteile und Einstellungen als Ergebnis des Framings - werden in der Forschung als Framing-Effekte bezeichnet (vgl. ebd., 163; vgl. Scheufele/Engelmann 2018, 125). Die Kommunikationswissenschaft richtet sich demnach vielmehr auf das Perspektivierungspotenzial von Frames in der massenmedial ausgerichteten Kommunikation, als auf die Strukturaspekte von Frames und dem Status von Frame-Elementen wie in linguistischen Ansätzen (vgl. Ziem et al. 2018, 157). So wird die terminologische Unterscheidung zwischen Leerstellen, Füllwerten und Standwertwerten kaum explizit in der Kommunikationswissenschaft thematisiert (vgl. Ziem 2013, 149).
Der erläuterte Framing-Ansatz in der Kommunikationswissenschaft und der Stellenwert von Frames innerhalb dessen kann in drei Kernthesen zusammengefasst werden, die Matthes (vgl. 2014a, 21) in drei Prinzipien unterteilt: das Ambivalenzprinzip, nach dem bei politischen Themen mehrere in Konflikt stehende Aspekte koexistieren, das Selektionsprinzip, das die Funktion von Frames hat, gewisse Aspekte aus der ambivalenten Welt herauszugreifen und dem Konsistenzprinzip, nach dem die einzelnen Elemente eines Frames eine logische Argumentationskette ergeben und die von einem Akteur in einem Diskurs vertreten wird. Nach Matthes (vgl. ebd., 26) handelt es sich beim Framing-Ansatz allerdings nicht um eine Theorie, durch die empirisch überprüfbare Aussagen formuliert werden können, sondern eher um ein flexibles theoretisches Tool, dass sich zu Beschreibung von Phänomenen im politischen Kommunikationsprozess eignet, die die Selektion und Salienz von Kommunikationsinhalten und Wirkungen zum Gegenstand haben. Damit sei der Framing-Ansatz ein „Pflänzchen, das auf allen Böden gut gedeihen kann“ (ebd.). Daher ist es nicht verwunderlich, dass Framing auch für die Sprachwissenschaft eine Rolle spielt. Sowohl der kommunikationswissenschaftliche als auch der linguistische Frame-Ansatz gehen von der kognitiven und durch soziale Prozesse beeinflussbaren Verankerung von Frames aus sowie ihre Verbindung zu Prozessen der Perspektivierung, Selektion und Salienz und ihren Strukturen im Sinne von Frame-Elementen (vgl. Ziem et al. 2018, 156). Beide Wissensdisziplinen betrachten den Prozess der sprachgeleiteten Wissenskonstruktion als ein intrinsisch kognitives Phänomen, sodass sich der Framing- Ansatz kaum von diskurslinguistisch orientierten Frame-Ansätzen unterscheidet (vgl. Ziem 2013, 162f.). Außerdem haben beide Ansätze massenmedial verbreitete Zeitungstexte als Hauptuntersuchungsgegenstand und folgen bei der Zusammenstellung von Texten zu einem Korpus der inhaltlich-thematischen Relevanz (vgl. ebd., 162). Während es sich allerdings beim kommunikationswissenschaftlichen Ansatz, der Frames als Medienrahmen versteht, fast vollständig um reine Textanalysen handelt, werden in der Sprachwissenschaft mithilfe von Prädikationsrahmen weitere Phänomenbereiche abgesteckt: neben der lexikalischen Semantik beispielsweise Metaphern, Argumentation, Sprechaktverben, Text-Bildbeziehungen oder Bildinformationen (vgl. ebd., 147, 154). Beim kommunikationswissenschaftlichen Ansatz, ausgehend von Entmans Frame-Konzept, kommen Frames zuvorderst als Kodierschemata zum Einsatz und dienen eher als heuristischer Leitfaden für die Inhaltsanalyse, wo Frame-Elemente aus den zu untersuchenden Daten selbst hergeleitet werden (vgl. ebd., 140). Dabei greifen kommunikationswissenschaftliche Studien meist auf Methoden der qualitativen Sozialforschung oder auf quantitativ-statistische Validierungsverfahren zurück, anders als es in sprachwissenschaftlichen Zugängen üblich ist (vgl. ebd., 145). Sprachwissenschaftliche Frame-Studien folgen eher texthermeneutischen und/oder korpuslinguistischen Prinzipien (vgl. ebd., 163).
2.3 Frames in kommunikativen Texten: Medien-Frames
Im Folgenden soll näher auf das kommunikationswissenschaftliche Verständnis von Frames als Medienrahmen eingegangen werden, denn das letzte Kapitel gab zwar eine Zusammenfassung über Frames in der Kommunikationswissenschaft, die maßgeblich von dem Framing-Ansatz geprägt ist, lässt aber offen, wie Frames konkret empirisch und unter welchen Kriterien in Texten bzw. Medienbeiträgen bestimmt werden. Die Frage, was einen Frame letztendlich zu einem „Medien-Frame“ macht, steht im Fokus dieses Kapitels. In diesem Zusammenhang soll darüber hinaus in die Arten von Frames eingeführt werden, die die inhaltsanalytisch ausgerichtete Kommunikationswissenschaft unterscheidet.
Journalistische Medien spielen eine wesentliche Rolle dabei, welche Sicht im „Kampf um die Deutungshoheit“ dominiert (vgl. Matthes 2007, 17f.). Sie verfügen über die Möglichkeit, die Deutungsangebote der Kommunikatoren gegenüberzustellen oder selbst durch Selektion und Salienz gewisse Aspekte eines Themas in ein bestimmtes Licht zu rücken (vgl. ebd.). Menschen sind darüber hinaus auf Massenmedien angewiesen, weil sie die Komplexität brisanter Themen oder Ereignisse reduzieren, aber auch erst den Resonanzraum für Brisanz schaffen, also dass diese Themen oder Ereignisse überhaupt von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden (vgl. ebd., 24; vgl. Ziem et al. 2018, 175f.). Kommunikative Texte bzw. Medienbeiträge kontextuali- sieren ein Thema und nehmen dabei eine bestimmte Sichtweise ein, die in Mustern von Problemdefinitionen, Verantwortungszuschreibungen, Bewertungen und Handlungsanweisungen sichtbar werden, was in der Kommunikationswissenschaft als „Medien-Frame“ bezeichnet wird (vgl. Matthes 2008, 2). Medien-Frames machen Wissenseinheiten bei den Rezipierenden leichter verfügbar und werden daraufhin für die Urteilsbildung herangezogen (vgl. Matthes 2007, 158). Ihren Ursprung haben sie in Entmans Frame-Konzept. Seine Definition gilt in der Forschung mittlerweile als klassisch, beispielsweise zeigte Matthes (vgl. 2008, 6f.) in einer Metaanalyse, dass die meisten kommunikationswissenschaftlichen Frame-Studien in der Tradition Entmans stehen. Darüber hinaus wurde sein Konzept verschiedentlich weiterentwickelt. So leiten Matthes und Kohring vier Frame-Elemente zur Beschreibung von MedienFrames aus der Definition Entmans ab, die als Leerstellen verstanden werden: „Problemdefinition“, „Kausale Interpretation“, „Moralische Bewertung“ und „Handlungsempfehlung“ (vgl. Matthes/Kohring 2004, 64; vgl. Matthes 2014b, 13-14, zitiert nach Kann/Inderelst 2018, 55f.). Die vier Frame-Elemente fungieren sozusagen als Analysebegriffe und ermöglichen, dass Frames zum einen theoretisch und zum anderen aus dem Datenmaterial abgeleitet werden, was Matthes (vgl. 2007, 180) als „empiriegeleitete Kategorienbildung“ bezeichnet. Im Gegensatz zu anderen Ansätzen werden bei Matthes und Kohring (vgl. 2004, 62f.) Frames nicht über eine direkte inhaltanalytische Codierung ermittelt, sondern über das statistische Verfahren der hierarchischen Clusteranalyse, mit dem Ziel, Texte zu gruppieren. Matthes und Kohring (ebd., 62) nehmen an, dass „sich die empirischen Ausprägungen der als Variablen operationalisierten und mittels einer Inhaltsanalyse erfassten Frame-Elemente in einer je charakteristischen Weise gruppieren und so zu verschiedenen Mustern formen können“. Ein Muster wird dann als Frame bezeichnet, wenn dieses über mehrere Texte hinweg gefunden wird (vgl. ebd.). Frames werden somit nicht als komplette Einheiten erhoben, sondern über ihre Elemente bestimmt, die in einer spezifischen Ausprägung miteinander vorkommen (vgl. ebd., 61). Allerdings müssen nicht zwingend alle Frame-Elemente gefunden werden: Wenn mindestens zwei Elemente kodiert werden können, wird von einem „impliziten Frame“ gesprochen und bei allen vorhandenen Elementen von einem „expliziten Frame“ (vgl. Matthes 2007, 179).
Mit der Problemdefinition wird ein Thema sprachlich bezeichnet und beschrieben, warum dieses Thema wichtig ist und öffentlich diskutiert wird und welche Akteure dabei relevant sind (vgl. ebd., 134f.). Allerdings ist damit nicht das Thema im Groben gemeint, sondern ein bestimmter Blickwinkel auf dieses Thema, weswegen es nach Matthes sinnvoller wäre, von „Themendefinition“ zu sprechen als von Problemdefinition (vgl. ebd., 135). Als weiteres Frame-Element wird betrachtet, inwiefern dieses Thema bewertet wird. Mit der moralischen Bewertung wird allerdings direkt danach gefragt, wie negativ ein Zustand oder eine Situation ist, weil viele Themen, beispielsweise Arbeitslosigkeit, sexueller Missbrauch oder Krieg, bereits mit einer negativen Bewertung einhergehen und eine kategorische Bewertung überflüssig machen (vgl. ebd., 136). Hinter der Ursachenzuschreibung als Frame-Element steht die Grundannahme eines natürlichen Kausalitätsbedürfnisses im menschlichen Denken, da „Menschen sich durch kausale Schlüsse ihr eigenes Verhalten und das ihrer Umwelt erklären“ (vgl. ebd., 135). Einfacher könnte gesagt werden, dass damit die Frage gestellt wird, durch wen oder was der Zustand oder die Situation negativ ist, denn sobald ein Zustand bewertet wird, treten Ursachenzuschreibungen auf (vgl. ebd.). Darüber hinaus ist bei allen politischen Themen die Frage nach Verantwortung zentral für die politische Meinungsbildung und eine Notwendigkeit, die sich aus der Feststellung eines Problems ergibt (vgl. ebd.). Das letzte Frame-Element, die Handlungsempfehlung, schlägt eine Art Problemlösung vor. Demnach hebt der Medien-Frame nicht nur eine bestimmte Sicht auf ein konfliktbehaftetes Thema hervor und weist etwas oder jemanden sozusagen eine Schuld zu, sondern beschreibt darüber hinaus einen potenziellen Weg aus dem Konflikt. Die Handlungsempfehlung ist dabei immer zukunftsgerichtet, muss aber nicht nur eine spezifische Lösung aufzeigen, denn es können auch mehrere Maßnahmen gefordert werden (vgl. ebd. 136).
Nach Matthes und Kohring (vgl. 2004, 62) eignet sich die Definition Entmans gegenüber anderen besonders zur Operationalisierung, da sie den Vorteil hat, dass sie durch ihre breite Rezeption sehr bekannt ist und zum anderen als Bindeglied zwischen den verschiedenen Forschungseinrichtungen fungieren kann. Darüber hinaus bewährt sich Entmans Konzept besonders zur Untersuchung von konfliktbehafteten Themen oder politischen Debatten, weil dabei das Ambivalenzprinzip am stärksten zum Tragen kommt (vgl. Matthes 2007, 152; vgl. Löblich 2014, 67). So untersuchte beispielsweise Matthes (2007) den Einfluss der Politikberichterstattung auf die Einstellung der Rezipierenden. Medien-Frames entstehen bei Streitthemen dadurch, dass sich diverse und zahlreiche Akteure über einen längeren Zeitraum am öffentlichen Diskurs beteiligt haben (Hertog und McLeod 2001, 142, zitiert nach Badr 2017, 182). Ihre Beteiligung ermöglicht es erst, dass Frames sich entwickeln können (vgl. ebd.). Während Matthes Frames an einzelne Sprecheräußerungen von Akteuren knüpfte, werden in der inhaltsanalytischen Forschung Frames als Eigenschaften eines Textes betrachtet (vgl. Matthes 2007, 200f.; vgl. Matthes 2014a, 24). Indem Frames als strategische Sicht eines Akteurs betrachtet werden, wird nach Potthoff und Kohring (vgl. 2014, 30) allerdings vernachlässigt, dass die Journalistin oder der Journalist den Medienbeitrag konstruieren und damit sowohl die Äußerungen anderer Akteure selektieren als auch eigene Aussagen (vgl. auch Matthes 2007, 20). Matthes (vgl. 2014a, 24) argumentiert allerdings weiterhin dafür, Akteursaussagen als Analyseeinheit zu wählen, da damit deutlich wird, dass mehrere Urteilsmuster in einem Beitrag vertreten sein können und es sich nicht im Vorhinein festlegen lässt, dass es nur einen Frame pro Beitrag gibt, wovon der Großteil der inhaltanalytischen Framing- Forschung ausgeht. Trotz dieser Uneinigkeit geht die Kommunikationswissenschaft mehrheitlich davon aus, dass Medien-Frames das „Ergebnis der Kopplung journalistischer Informationsverarbeitung und strategischer Kommunikation“ sind (Marcin- kowski 2014, 7). Doch die kommunikationswissenschaftliche Perspektive, die sich nach Entmans „communicating texts“ ausrichtet, untersucht nicht nur Frames von Textproduzierenden in Hinblick auf das Framing eines dargestellten Ereignisses oder Sachverhaltes („communicator frames“) (vgl. Ziem 2013, 146). Ebenso lassen sich in einem Medienangebot zugrundliegende Frames („frames in media content“), mit Bezug auf die bei den Rezipierenden erzielten Frame-Effekte („frame effects“) und hinsichtlich der Frames, die Rezipierende beim interpretierenden Verstehen des Mediengehaltes einbringen („audience frame“) empirisch analysieren (ebd.).
Grundsätzlich werden in inhaltsanalytischen Arbeiten zum einen formal-stilistische und zum anderen inhaltsbezogene Medien-Frames unterschieden: Während bei formal-stilistischen Frames der Aufbau einer Nachricht und die Untersuchung der Struktur bzw. die Präsentationsform einer Medienbotschaft im Vordergrund steht, werden mit inhaltsbezogenen Frames verschiedene Aspekte eines Themas angesprochen, wobei es darum geht, was gesagt wird (vgl. Matthes 2007, 57f.). Formalstilistische Medien-Frames lassen sich darüber hinaus in episodische und thematische Frames unterscheiden: Bei thematischen Frames wird ein Thema in einen breiten Kontext gestellt, der den Hintergrund eines Phänomens erklärt und bei episodischen Frames erfolgt ein Bericht aus der Perspektive eines einzelnen Akteurs, während Hintergründe zu einem Problem und Sachverhalt nicht diskutiert werden, z. B. die Darstellung eines Konfliktes (Konflikt-Frame) oder die Fokussierung auf Personen (Personen-Frame) unabhängig von einem Thema (vgl. ebd.). Inhaltsbezogene Frames unterteilen sich dagegen in themenspezifische und themenübergreifende Frames: Während themenspezifische Frames nur auf ein Thema zutreffen, sind themenübergreifende Frames auf mehrere Themen anwendbar, weil eine Medienbotschaft immer unter einem gewissen thematischen Leitaspekt behandelt wird, der auf verschiedene Themen zutreffen kann, beispielsweise werden in verschiedenen Studien zum Thema EU-Politik die Frames „Wirtschaft“, „Moral“, „Konflikt“, „Human Interest“ und „Verantwortung“ aufgegriffen (vgl. ebd., 59).
2.4 Forschungsstand: Die Rolle von Frames in der Legitimation politischer Maßnahmen
In den letzten Kapiteln ging es darum, wie zum einen in der Sprachwissenschaft und zum anderen in der Kommunikationswissenschaft Frames zum Gegenstand oder auch zum Untersuchungswerkzeug werden. Vor allem letztere Wissensdisziplin stellt Framing ins Zentrum ihres Interesses und die Art und Weise, wie Frames unsere Wahrnehmung und Reaktion beeinflussen (vgl. Delle Donne 2019, 58). Im Folgenden wird die Erforschung von solchen Framing-Effekten behandelt und der Forschungsstand überblickt, welche Rolle Frames konkret dabei spielen, dass politische Maßnahmen Unterstützung bzw. Legitimation erfahren.
Nirgendwo scheint mehr öffentlich gestritten zu werden als in der Politik bzw. zu politischen Ereignissen oder Themen. Letztendlich ist die Öffentlichkeit unentbehrlich in der politischen Willensbildung aller freiheitlicher Systeme, denn die demokratische Herrschaft ist auf Zustimmung angewiesen und deshalb begründungs- und rechenschaftspflichtig - ohne die Öffentlichkeit kann kein politisches System funktionieren und Entscheidungen nicht legitimiert werden (vgl. Sarcinelli 32009, 55; vgl. Löblich 2014, 69). Die Medienberichterstattung ist daran maßgeblich beteiligt, denn sie beeinflusst politische Prozesse, beispielsweise in der Zustimmungswerbung von Politikerinnen und Politikern, weil Verlage, Sender oder einzelne Journalistinnen und Journalisten in der Konstruktion von Medien-Frames mitwirken und dabei auch selbst zu politischen Akteuren werden (vgl. Löblich 2014, 69). Öffentliche Themen, in denen die Rahmung eines Themas ausgehandelt wird, werden allerdings erst bedeutsam, wenn sie tatsächlichen Einfluss auf Bürgerinnen und Bürger haben, also indem sich Frames auf politische Handlungen als auch Überzeugungen von Menschen auswirken (vgl. Matthes 2007, 26). Letzteres zeigt beispielsweise eine Studie von Nelson, Clawson und Oxley (vgl. 1997, 572ff.) mit dem Ergebnis, dass die Unterstützung für eine Ku Klux Klan-Kundgebung sich in Abhängigkeit davon verändert, wie das Thema in den Fernsehnachrichten oder in Textpassagen gerahmt wird. Oder eine Studie von Lau und Schlesinger (vgl. 2005, 105), in der durch unterschiedliche Frames, die von Wählerinnen und Wählern verwendet werden, um über Themen wie Gesundheitsversorgung oder öffentliche Bildung zu argumentieren, ihre Haltung zu diesen Themen stark beeinflusst. Und dabei kommt es noch nicht mal darauf an, ob jemand (in dem Thema) politisch gebildet ist - ganz im Gegenteil: Forschungsergebnisse zufolge sind Personen mit höherem politischem Wissen sogar anfälliger für Framing-Effekte als weniger politisch kompetente Personen (vgl. Nelson et al. 1997, 234; vgl. Druck- man/Nelson 2003, 741; vgl. Lau/Schlesinger 2005, 105).
Häufig im politischen Diskurs ist das sogenannte „emphasis framing“ anzutreffen, das so viel bedeutet, dass wir durch Frames dazu gebracht werden, uns bei der Meinungsbildung z. B. zu den Themen Steuern, Arbeitslosigkeit oder Kriminalität auf bestimmte Aspekte zu konzentrieren, weil sie hervorgehoben werden (vgl. Wehling 2017, 139). Frames können dabei sowohl Unterstützung als auch Ablehnung motivieren, denn sie legen uns eine Bewertung nahe, die entweder positiv oder negativ sein kann (vgl. Marcinkowski 2014, 9). Die öffentliche Aufmerksamkeit für gesellschaftliche Zustände und die Empfehlung für politische Behandlung wird gesteigert, weil bestimmte Deutungen eine höhere Anziehungskraft haben und Betroffenheit generieren als andere (vgl. ebd.). Zum Beispiel zeigen Thibodeau und Boroditsky (vgl. 2011, 10) in ihrer Studie zu Framing-Effekten auf die Einstellung zum Thema Kriminalität, dass Personen durch bestimmte sprachliche Frames entweder eine rigorose Bekämpfung fordern oder zunächst die Ursachen der Kriminalität ergründen wollen. Sie präsentierten Probanden einen Text, in dem Kriminalität entweder als Virus („crime-as-virus framing“) oder als gefährliche Bestie („crime-as-beast framing“) darstellt wird und erzeugten durch unterschiedliche metaphorische Frames so große Meinungsunterschiede, dass Thibodeau und Boroditsky sie als größer als zwischen Demokraten und Republikanern bezeichnen (vgl. ebd.). Diejenigen, die mit dem Virus-Frame konfrontiert wurden, sprachen sich dafür aus, die Ursachen zu untersuchen und das Problem durch soziale Reformen zu behandeln, während diejenigen, die mit dem BestieFrame konfrontiert wurden, vorschlugen, härtere Maßnahmen zu ergreifen, Kriminelle einzufangen, einzusperren und härtere Vollzugsgesetze zu erlassen (vgl. ebd., 2ff.). Frames in politischen Debatten sind oft metaphorischer Natur, weil in ihnen abstrakte Ideen bzw. Konzepte referiert werden, ebenso wie bei Nachrichtenberichten oder Themen wie Kriminalität, aber auch Demokratie oder Immigration (vgl. Wehling 2017, 137). Die metaphorische Rahmung politischer Themen beeinflusst die Einstellung eines Einzelnen erheblich, wie beispielsweise Landau et al. (2009) zeigen: Die Aktivierung des metaphorischen Frames NATION AS PERSON führt dazu, dass Probanden die Vorstellung einer Viruserkrankung auf die Einwanderung übertragen und zum Anstieg einwanderungsfeindlicher Einstellungen (vgl. ebd., 142). So wird die Frage der Einwanderung zu einer Frage des Schutzes des (nationalen) Körpers vor Krankheiten (vgl. ebd.). Häufig wird eine spezifische ideologische Perspektive auf ein Thema betont, was als „moralisches Framing“ bezeichnet wird (vgl. ebd., 138). Beispielsweise kann das Ankommen der Geflüchteten, die in den Jahren 2015 und 2016 Schutz in Europa suchten, metaphorisch als eine Krankheit oder als eine Flut interpretiert werden, womit eine negative Wahrnehmung einhergeht (vgl. ebd.). Dieser „illness-frame“ wird beispielsweise aktiviert, wenn wir „Geflüchtete breiten sich in ganz Europa aus“ sagen oder hören. Moralisch „strenge“ oder „fürsorgliche“ Rahmungen von politischen Themen gelten dabei als besonders einflussreich und sind ein mächtiges Überzeugungsinstrument, da Werte für die politische Meinungsbildung der Menschen zentral sind (vgl. ebd.). Emotionen, die durch Frames induziert werden, können ebenso an Framing-Effekten beteiligt sein. Frames können Emotionen wie Ärger hervorrufen, wie Kühne und Schemer (vgl. 2014, 209) in einem Laborexperiment zeigten. Dabei führten bestimmte Medien-Frames dazu, dass Strafmaßnahmen befürwortet wurden und zu der Motivation, sich für die Umsetzung politisch zu engagieren (vgl. ebd.). Allerdings konnte kein definitiver Beleg für die emotionale Mediation von Framing- Effekten geliefert werden (vgl. ebd., 206).
Zusammengefasst kann die Einstellung und Meinung zu einem Thema, einer Person usw. durch Frames gelenkt werden, beispielsweise ob wir politische Maßnahmen befürworten oder ablehnen. Uns werden bestimmte Interpretationen nahegelegt, und je nachdem, welche Deutung dominiert, führt sie dazu, dass wir sie entweder eher negativ oder positiv wahrnehmen. Wie aus Kapitel 2.2 hervorgegangen ist, müssen wir uns allerdings erst für das Thema interessieren und bei unserer Meinungsbildung an den Massenmedien orientieren wollen. Je höher dabei bereits unser Wissen darüber ist, desto anfälliger sind wir, uns von Frames beeinflussen zu lassen. Daher ist die Medienberichterstattung im Wesentlichen daran beteiligt, dass politische Maßnahmen von Regierungen durch die Öffentlichkeit Legitimation erfahren.
3 Empirisches Vorgehen
Das vorangegangene Kapitel zeigte, dass zum einen sprachliche Ausdrücke bestimmte Wissensaspekte aktivieren, damit wir ihre Bedeutung verstehen können, ohne diese Ausdrücke bei ihrem Gebrauch oder bei der Rezeption wie beim Lesen ständig hinterfragen müssen. Zum anderen können bestimmte Deutungen auf ein konfliktbehaftetes Thema, insbesondere in politischen Streitsituationen, unsere Wahrnehmung und unser Denken darüber beeinflussen. Die folgende Untersuchung hegt den Anspruch, zu ermitteln, welche Frames in der Debatte um Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung vorhanden sind und daraus abzuleiten, wie sie sich auf die Legitimation politischer Maßnahmen auswirken können, sodass wir den Beschluss der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen am 22. März 2020 entweder befürworten oder ablehnen. Doch bevor Ergebnisse präsentiert und analysiert werden, wird im Folgenden erläutert, wie empirisch vorgegangen wurde: über die Fragen, Ziele und Annahmen, die die Analyse leiten bis hin zur Methode sowie den Kategorien, die verwendet wurden, um Frames zu erschließen. Darüber hinaus werden in diesem Kapitel die Kriterien vorgestellt, die den Untersuchungsgegenstand bilden.
3.1 Forschungsziele, zentrale Fragestellungen und Annahmen
Die Untersuchung geht voran mit der Prämisse, dass dominierende Frames zum Thema Corona-Eindämmungsmaßnahmen durch sich musterhaft wiederholende Sprechweisen in Medienbeiträgen sichtbar werden, wo Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung nicht nur selbst unterschiedlich gedeutet werden, sondern darüber hinaus unterschiedlich durch Rezipierende gedeutet werden können und damit Einfluss auf ihre Wahrnehmung und Einstellung auf die letztendlichen Maßnahmen haben, was dem kommunikationswissenschaftlichen Ansatz folgt (s. Kapitel 2.2). Frames werden als Phänomene betrachtet, die anhand des Sprachgebrauchs in der Medienberichterstattung empirisch bestimmt werden können. Dabei werden Redaktionen bzw. Journalistinnen und Journalisten als Akteure betrachtet, die Medien-Frames konstruieren, um der Öffentlichkeit Deutungen anzubieten, die sie entweder von anderen Akteuren, wie Politikerinnen und Politiker, die häufig in der Debatte vertreten sind und sich zu den Maßnahmen äußern, übernommen, interpretiert oder eigene Gedanken dazu beigetragen haben. Nichtsdestotrotz bilden Sprechweisen bzw. Aussagen, die musterhaft und textübergreifend gefunden und der Debatte zugeschrieben werden, die Grundlage, um Frames zu ermitteln. Demzufolge wird davon ausgegangen, dass sich nicht nur ein Frame pro Medienbeitrag niederschlägt, sondern dass mehrere Frames oder auch gar kein Frame vorhanden sein können. Im Fokus stehen inhaltsbezogene themenspezifische Medien-Frames, weil die Untersuchung auf den verschiedenen Aspekten der Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 liegt, die mit Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung angesprochen werden und sich das Thema auf den Sachverhalt des bevorstehenden Beschlusses beschränkt. Damit soll allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass auch themenübergreifende MedienFrames gefunden werden können, was allerdings im Rahmen dieser Arbeit nicht untersucht wird. Im Vordergrund der Untersuchung steht, was und wie etwas im Zusammenhang mit Ausgangssperre im Vergleich zu Ausgangsbeschränkung gesagt wird - und nicht möglichweise wozu und mit welcher Wirkung als Aspekt des strategischen Framings und in Hinsicht auf ein zu beeinflussendes Publikum. Der Fokus liegt demnach zunächst auf den Textproduzierenden („communicator frames“), allerdings sollen daraus Frames abgeleitet werden, die Rezipierende beim interpretierenden Verstehen des Mediengehaltes einbringen („audience frames“) (s. Kapitel 2.3). Ziel ist, den öffentlichen Sprachgebrauch auf nahegelegte Deutungen zu untersuchen, was schlussendlich selbst ein Deutungsakt ist, der von dem Untersuchenden ausgeht (vgl. Matthes/Kohring 2004, 58f.; vgl. Bubenhofer 2009, 38). Ausgangspunkt ist dabei die Hypothese, dass sich die Sprechweisen mit Ausgangssperre von Ausgangsbeschränkung maßgeblich voneinander unterscheiden und in der Medienberichterstattung nahezu als Gegensätze behandelt werden - unterschiedliche Aspekte werden hervorgehoben und andere ausgeblendet. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung als synonym zueinander betrachtet werden, sondern dass sie unterschiedliche Maßnahmen mit der gleichen Eintrittswahrscheinlichkeit sind, weswegen beide Maßnahmen Gegenstand der Debatte waren. Sprechweisen, die typisch für den Sprachausschnitt der Debatte sind, sollen Hinweise darauf geben, welche unterschiedlichen Ideen mit Ausgangssperre im Vergleich zu Ausgangsbeschränkung assoziiert werden. Eine weitere Annahme, die die Untersuchung leitet, ist, dass ein gewisser Common Sense bezüglich der Bedeutung der beiden Ausdrücke existiert, der im Kontext der Corona-Pandemie im Allgemeinen und der Debatte um den Beschluss der Eindämmungsmaßnahmen im Spezifischen erweitert wird bzw. eine Anpassung erfahren hat. Auf die Bedeutungskonstitution, wie sie vorwiegend von der frame-semantischen Linguistik zentriert wird, wird allerdings in dieser Arbeit nicht eingegangen. Allerdings wird in der Untersuchung davon ausgegangen, dass jedes Wort einen Frame aktiviert und eine Reihe an Konzepten assoziiert und motiviert, die zum Verstehen und zur Deutung beitragen, und seine Elemente den Status von Subframes haben. Demzufolge wird auch ein Frame aktiviert, wenn eine Idee negiert wird (vgl. Wehling 42019, 52).
Summa summarum dienen folgenden Fragen als Leitfaden in der Untersuchung:
1) Welche Sprechweisen sind typisch für Ausgangssperre im Zeitraum der Debatte?
2) Welche sind typisch für Ausgangsbeschränkung während der Debatte?
[...]
1 Die Bundesländer greifen in ihrer Allgemeinverfügung zum Beschluss am 22. März 2020 entweder „Ausgangsbeschränkung“ (z. B. Sachsen 2020a) oder „Kontaktbeschränkung“ (z. B. Hamburg 2020) auf. Im Beschluss der Bundesregierung sind die Ausdrücke „Kontakt-Beschränkung“ und „Beschränkung sozialer Kontakte“ zu finden (Bundesregierung 2020). Daher wird in dieser Arbeit im Zusammenhang mit den im März beschlossenen Eindämmungsmaßnahmen zusammenfassend von Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen gesprochen und bzgl. der Debatte vor dem Beschluss einheitlich von Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung, da diese Begriffe häufiger im März auftauchen als Kontaktsperre und Kontaktbeschränkung (s. Anhang 2).
2 Beispielsweise sind Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung erst seit dem 7. Mai 2020 im DWDS- Themenglossar zur COVID-19-Pandemie verzeichnet, wie eine Anfrage beim Zentrum für digitale Lexikographie der deutschen Sprache ergeben hat. Die Debatte um Ausgangssperre und Ausgangsbeschränkung hatte im Zeitraum des Beschlusses am 22. März 2020 stattgefunden.
3 vgl. Verlauf des Sprachgebrauchs von Ausgangsbeschränkung im Vergleich zu Kontaktbeschränkung und Ausgangssperre im Vergleich zu Kontaktsperre in Online-Meldungen vom 1. Januar bis 30. April 2020 (s. Anhang 2).
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.