Die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen historischen Erkennens gibt uns über unser gegenwärtiges Selbstverständnis Auskunft. In der Diskussion, welche Bilder unserer eigenen zeitlichen Herkunft wir zulassen oder ablehnen, artikulieren sich immer auch bestimmte Selbstentwürfe. Andererseits ist die Geschichtsschreibung, sofern sie als Wissenschaft den akzeptierten Kriterien der Geltung entsprechen möchte, in einem bestimmten Sinne immer an einer überprüfbaren historischen Datenlage zu orientieren. Zwischen diesen beiden Polen, der Möglichkeit zur inhaltlichen Gestaltung der Geschichte nach frei wählbaren Zwecken auf der einen Seite und der Notwendigkeit einer an historischen Fakten orientierten Geschichte auf der anderen Seite, verorten sich die vielfältigen geschichtsphilosophischen Positionen.
Die Stärke der Ausarbeitung Dantos liegt meines Erachtens darin, dass er, anstatt sich innerhalb dieses Schemas zu positionieren, vorerst die Möglichkeitsbedingungen seiner entlegensten Koordinaten untersucht. Zunächst geht es ihm nicht darum, einen historischen Substantialismus gegen den temporalen Skeptizismus zu verteidigen, sondern die jeweiligen Geschichtsauffassungen auf ihre innere Konsistenz hin zu überprüfen. Seine Untersuchung führt dabei in das Herz jeder geschichtsphilosophischen Fragestellung. Ist es möglich „wahre Aussagen über Dinge in ihrer Vergangenheit zu machen? Die Frage ist, ob wir dazu berechtigt sind, dies anzunehmen.“ Diese grundsätzliche Überlegung betrifft die Bedingung der Möglichkeit von Geschichtswissenschaften überhaupt. Dantos Untersuchung ist daher auch als Verteidigung geschichtswissenschaftlicher Forschung vor den verschiedenen Formen des temporalen Skeptizismus zu verstehen. Mehr noch als auf die Widerlegung des temporalen Skeptizismus kommt es Danto aber darauf an, durch die differenzierte Analyse seiner Argumentation Hinweise auf einen sinnvollen Geschichtsbegriff zu erhalten. Dabei stößt er auf die erzählenden Sätze, die in der vorliegenden Arbeit insofern von besonderem Interesse sind, als sie Dantos einzige explizite Antwort auf die Frage nach den Konstruktionsbedingungen der Geschichte darstellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Temporaler Skeptizismus vs. Geschichte als Wissenschaft
- Erzählende Sätze
- Die ideale Chronik
- Die Bedeutung des gegenwärtigen Ereignisses in der I. C.
- Die Bedeutung der Handlungsprädikatoren in der I. C.
- Schlussfolgerungen aus der I. C. Ihre Bedeutung für die Geschichtswissenschaft
- Objekte der Geschichte oder Referenten historischer Sätze
- Die ideale Chronik
- Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit von Danto befasst sich mit der Frage nach der Objektivität in der Geschichte und analysiert die Möglichkeiten und Grenzen historischen Erkennens. Sie untersucht die Bedingungen der Möglichkeit von Geschichtswissenschaften und hinterfragt die Gültigkeit des temporalen Skeptizismus, der die Möglichkeit wahrer Aussagen über die Vergangenheit in Frage stellt. Danto analysiert verschiedene Geschichtsauffassungen auf ihre innere Konsistenz hin und sucht nach einem sinnvollen Geschichtsbegriff.
- Die Frage nach der Möglichkeit wahrer Aussagen über die Vergangenheit
- Die Kritik am temporalen Skeptizismus
- Die Analyse der Bedingungen für die Möglichkeit von Geschichtswissenschaften
- Die Rolle der erzählenden Sätze in der Geschichtsschreibung
- Die Suche nach einem sinnvollen Geschichtsbegriff
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Objektivität in der Geschichte ein und stellt die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen historischen Erkennens. Sie beleuchtet die verschiedenen Selbstentwürfe, die sich in der Diskussion über die Bilder unserer eigenen zeitlichen Herkunft artikulieren. Danto untersucht die Möglichkeit, wahre Aussagen über die Vergangenheit zu machen und hinterfragt die Gültigkeit des temporalen Skeptizismus, der diese Möglichkeit in Frage stellt.
Im Hauptteil analysiert Danto verschiedene Formen des Skeptizismus und zeigt deren Begründungsdefizite auf. Er untersucht die Konsequenzen des temporalen Skeptizismus und stellt fest, dass eine eigentümliche Asymmetrie zwischen der Rede über die Zukunft und der Rede über die Vergangenheit ihre Unterscheidung rechtfertigt. Danto argumentiert, dass eine vollkommene Geschichtswissenschaft zwar vorstellbar, aber nicht möglich ist, da sie aus systematischen Gründen nicht widerspruchsfrei annehmbar ist.
Im Kapitel über die erzählenden Sätze untersucht Danto die spezifische Satzform der Geschichte und zeigt die Paradoxien und Probleme auf, die aus der Forderung nach einem vollkommenen Bericht resultieren. Er analysiert die Bedeutung des gegenwärtigen Ereignisses und der Handlungsprädikatoren in der idealen Chronik und zieht daraus Schlussfolgerungen für die Geschichtswissenschaft.
Das Kapitel über die Objekte der Geschichte oder Referenten historischer Sätze befasst sich mit der Frage, wie wir über die Vergangenheit sprechen können, wenn die Objekte, über die wir sprechen, nicht mehr existieren. Danto untersucht die Beziehung zwischen Sprache, Geschichte und Realität und zeigt, dass die Referenten historischer Sätze nicht unbedingt mit den Objekten der Vergangenheit identisch sein müssen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Objektivität in der Geschichte, den temporalen Skeptizismus, die Geschichtswissenschaft, die erzählenden Sätze, die ideale Chronik, die Referenten historischer Sätze und die Bedingungen der Möglichkeit von Geschichtswissenschaften. Danto untersucht die Frage, ob es möglich ist, wahre Aussagen über die Vergangenheit zu machen und analysiert die verschiedenen Geschichtsauffassungen auf ihre innere Konsistenz hin. Er sucht nach einem sinnvollen Geschichtsbegriff, der die spezifische Satzform der Geschichte berücksichtigt und die Grenzen des historischen Erkennens akzeptiert.
- Citar trabajo
- Malte Dreyer (Autor), 2007, Die Objektivität in der Geschichte und der erzählende Satz, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115439