Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Das Seminar „Psychosoziale Beratung und Krisenintervention im Sommersemester 2017
2. Was versteht man unter Beratung?
2.1 Grundvariablen der personenzentrierten Gesprächsführung
3. Reflexionsbericht
4. Literaturverzeichnis
1. Das Seminar „Psychosoziale Beratung und Kriseninterventionen“ im Sommersemester 2017
Das Seminar „Psychosoziale Beratung und Kriseninterventionen“ habe ich zum Sommersemester 2017 belegt. Zwischen vielen anderen Seminaren wurde dieses Seminar für das Modul 6 angeboten.
In diesem Modul haben die Student/inn/en einen Einblick in dieses spezielle Beratungsfeld erwerben können.
Der Fokus des Seminars liegt auf den Grundvariablen der personenzentrierten Gesprächsführung: Akzeptanz, Kongruenz und Empathie. Hinzu kommen angewandte Beratungsmethoden, wie zum Beispiel das paraphrasieren, zusammenfassen oder das aktive Zuhören.
Im Laufe des Seminars haben die Studierenden Gruppen gebildet. Innerhalb dieser Gruppen wurden verschiedene Beratungssituationen simuliert, sodass man einen ersten Eindruck von solch einer Situation bekommen konnte. Solche Situationen wurden oftmals wiederholt, damit alle aus der Gruppe sich an diese Situationen gewöhnen konnte.
Anschließend wurde die Prüfungsleistung bekannt gegeben, die wie folgt lautete: „Simulieren Sie eine Beratungssituation mit einer ratsuchenden Person und nehmen Sie dieses Beratungsgespräch auf. Reflektieren Sie dieses Beratungsgespräch und verschriftlichen Sie diesen Prozess.“
Im folgenden Verlauf werde ich meine Reflexion der Simulation verschriftlichen und werde dabei auf meine individuellen Eindrücke, Erfahrungen und Erkenntnisse eingehen.
2. Was versteht man unter Beratung?
Jeder Mensch durchläuft im Leben Situationen und Ereignisse, welche mit darauffolgenden Belastungen einhergehen. Für manche ist es die Einschulung, für andere wiederum die Trennung mit der Ehepartnerin oder dem Ehepartner.
Nicht alle haben das Glück, solche Situationen und Ereignisse alleine zu bewältigen. Es kann sein, dass dann professionelle Hilfe nötig ist. Ein/e qualifizierte/r Ansprechpartner/in, welche durch eine Ausbildung oder eine Weiterbildung ihre Kompetenzen erhalten haben, können bei solch entstandenen Situationen zielgerichtet und planmäßig eingreifen.
Die Schwerpunkte einer Beratung können unterschiedlich gelagert sein. Zum einen kann der Schwerpunkt auf dem Informationsaustausch oder bei der Vermittlung liegen. Ebenfalls kann ein weiterer Schwerpunkt die Rückmeldung und Unterstützung sein. Zudem können Hilfepläne erstellt werden, die zur weiteren Unterstützung dienen. (vgl. Belardi, 2007, s.33 f.)
Hieraus kann man schließen, dass die Schwerpunkte und die daraus folgenden Funktionen breit gefächert sind und man jeweils ein anderes Ziel verfolgt.
2.1 Grundvariablen der personenzentrierten Gesprächsführung
Es gibt drei Grundvariablen. Diese lauten Empathie, Akzeptanz und Echtheit.
Während man sich mit einer ratsuchenden Person unterhält, wird während des Gespräches die aufgenommenen Gefühle und Eindrücke dem gegenüber auf einer reflektierten Art wiedergegeben. Hier spielt es eine große Rolle, sich in die Position des ratsuchenden einzufühlen und sich so zu „Identifizieren“. Es ist nicht gesagt, dass man mit dem gegenüber Übereinstimmen soll, sondern vielmehr darum, sich in die Lage desjenigen versetzen zu können. Dies nennt man Empathie.
Eine weitere Grundvariable ist die Akzeptanz. Der ratsuchende muss wertgeschätzt werden, unabhängig von eigenen Erfahrungen, Umwelteinflüssen oder Meinungen anderer.
Die Echtheit sagt lediglich aus, dass man sich nicht verstellen soll, keine andere Rolle einnehmen muss, um dem gegenüber zu gefallen. Eigene Meinungen dürfen geäußert werden, Eindrücke dürfen geschildert werden. Der/Die Berater/in soll Dinge so äußern, wie sie es wollen. (vgl. Belardi, 2007, s. 51 f.)
3. Reflexionsbericht
Im Folgenden werde ich meine Eindrücke, Erfahrungen und meine Meinung zu meiner simulierten Situation niederschreiben und reflektieren.
Die Simulation hat damit angefangen, dass ich mir als erstes bei der Anordnung des Tisches und der Stühle Gedanken gemacht habe. Um eine nicht allzu formelle Stimmung aufkommen zu lassen habe ich mir Gedacht, den Tisch nicht als Hindernis zwischen mir und dem ratsuchenden zu stellen. Deshalb steht der Tisch mir und dem ratsuchenden schräg gegenüber, die Stühle ebenfalls nicht formal gegenüber, sondern seitlich zueinander. So will ich der ratsuchenden Person das Gefühl geben, dass wir uns in keiner formalen Situation befinden, sondern in einer unbefangenen Situation, in welcher man sich wohlfühlen soll/kann. Dadurch hat sich die ratsuchende Person angenommen gefühlt und konnte sich einfacher auf die Situation vorbereiten.
Der ratsuchenden Person ist es nicht leichtgefallen, mit dem Gedanken in die Beratung zu kommen, dass ich die Person sein werde, welche die „Lösung“ für die Situation erarbeiten wird. Es sind viele Gedanken im Kopf des ratsuchenden aufgekommen, wie zum Beispiel ob man sich mit mir als Beraterin wohlfühlen kann/wird, ob man auf handfeste Ratschläge oder Lösungsansätze kommen wird oder auch einfach nur der Gedanke, ob man von mir Akzeptiert wird als die Person, die man ist.
Den ersten Kontakt mit der ratsuchenden Person hatte ich am Telefon. Jedoch wollte ich auf diese Art und Weise nicht das ganze geschehen erklärt bekommen, da es meiner Meinung nach unpersönlich ist, vorab alle Informationen am Telefon abzufragen. Ich habe mir lediglich einen ersten Eindruck verschafft, die ratsuchende Person an sich kennengelernt und mir eine große Schilderung der Situation erzählen lassen. So hat die ratsuchende Person die Möglichkeit, in einem persönlicheren Gespräch all die Informationen zu erzählen, welche notwendig sind. Dies hat den Vorteil, dass ich anhand der Gestik und Mimik der ratsuchenden Person sehen kann, ob es Informationen sind, welche die ratsuchende Person preisgeben will, oder sich damit noch schwertut, diese von sich zu geben. Daran kann man schon erste Schlüsse ziehen, welche im weiteren Verlauf des Beratungsgespräches von Nutzen sein können.
Als die ratsuchende Person bei mir angetroffen ist, habe ich diese herzlich an der Tür empfangen, begrüßt und zum Tisch gebeten. Ebenfalls habe ich der ratsuchenden Person erklärt, dass ich die Sitzordnung vorab eingerichtet habe, jedoch mit Möglichkeiten zur Änderung. Es hätte sein können, dass sich die ratsuchende Person in dieser Sitzordnung nicht wohl gefühlt hätte. Natürlich wäre ich dann auf Änderungsmöglichkeiten eingegangen. Die ratsuchende Person hat das positiv aufgenommen und den Vorschlag auf Änderung verneint, da dies nicht von Nöten sei.
Am Anfang des Gespräches habe ich die ratsuchende Person aufgefordert, mir nochmals die Situation zu erklären. Ich habe die ratsuchende Person sprechen, beziehungsweise aussprechen lassen und ich habe lediglich zugehört. Bemerkungen habe ich versucht so kurz wie möglich zu halten, um keine Unterbrechungen mit einzubauen.
Ich habe versucht, nicht zu laut zu sprechen, Augenkontakt zu halten und die Gestik und Mimik der ratsuchenden Person zu verfolgen. Anfangs war die Gestik, genauer gesagt die Sitzposition der ratsuchenden Person eingeschränkt und in sich gekehrt. Deshalb habe ich versucht, eine ebenfalls nicht allzu autoritäre Sitzposition einzunehmen, damit die ratsuchende Person nicht das Gefühl bekommt, unterdrückt zu werden. An der Mimik ist mir aufgefallen, dass die Situation, welche mir geschildert worden ist, dazu beiträgt, dass die Situation die ratsuchende Person sehr bedrückt. Hierzu kann man sagen, dass meine Bemühungen der Anpassung aufgefallen sind, sodass sich die ratsuchende Person sich freier und akzeptiert gefühlt hat. Deshalb gab es auch keine Schwierigkeiten beim Erzählen und schildern der Situation an eine fremde Person, hier die Beraterin.
Eine Frequenz, welche mir sehr positiv aufgefallen ist, ist die ab 1:39-2:40 (Part 1): Nachdem die ratsuchende Person mir die Situation geschildert hat, habe ich versucht, wichtige Informationen zu paraphrasieren und wiederzugeben. Zu Beginn habe ich erwähnt, dass ich korrigiert werden kann, wenn ich falsch liegen sollte. Dies finde ich wichtig, da man durch einmaliges Erzählen vielleicht die falschen Informationen aufnimmt oder gar wiedergibt, die für die ratsuchende Person nicht relevant sind. Die ratsuchende Person hat jedoch gesagt, dass die paraphrasierten Informationen richtig sind und hat dazu nochmals eigene Informationen hinzugefügt, sodass ich meinen Eindruck der Situation erweitern konnte. Hier hat sich die ratsuchende Person verstanden Gefühlt, da ich stets versucht habe, aufmerksam zuzuhören und das der ratsuchenden Person aufgefallen ist. Das hat dazu beigetragen, dass sich die ratsuchende Person in der Beratung „am richtigen Ort“ gefühlt hat und auch gemerkt hat, dass gegenüber eine Person sitzt, welche die Probleme, Anliegen und Gedanken akzeptiert, aufnimmt und damit versucht zu arbeiten. Ebenfalls habe ich Verständnisfragen gestellt, um mich mit der Situation vertrauter zu machen. Das hat ebenfalls dazu beigetragen, den „Redefluss“ der Beratung anzukurbeln. Außerdem habe ich beim Zuhören einen gewissen Ton von mir gegeben, um den mir gegenüber das Gefühl zu geben, dass ich aktiv zuhöre und mitdenke.
Im weiteren Verlauf des Gespräches ist der ratsuchenden Person und mir aufgefallen, dass man sich immer „freier“ gefühlt hat. Die Beziehung zwischen uns hat sich immer weiter aufgebaut, sodass man persönlichere Themenbereiche ansprechen konnte und man so besser und offener über die Situation reden konnte. Dies hat positive Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des Gespräches, da so die ratsuchende Person mehr Informationen von sich gibt, ohne diese anzufordern. So fällt es der Person, als auch mir als Beraterin, leichter, auf einen Lösungsansatz zu kommen.
Während des ganzen Gespräches habe ich versucht, meine Authentizität zu wahren. Ich muss keine Rolle spielen, in welcher ich mich nicht wohlfühle. Hätte ich mich in eine professionelle Rolle gezwungen, hätte ich mich selber nicht wohl gefühlt und das wäre der ratsuchenden Person ebenfalls negativ aufgefallen, da dann alles nur sehr statisch von statten abgelaufen wäre. Als Beraterin darf und soll ich meine Gefühle zeigen, eigene Wertvorstellungen haben und meine Meinung offenlegen. Natürlich nur in einem Rahmen, welcher der ratsuchenden Person nicht schadet. Im Gespräch ist dies aufgefallen, da die ratsuchende Person ebenfalls meinte, eine gewisse Wärme zwischen uns gespürt zu haben, so als würde man sich schon länger kennen. Deshalb ist es auch einfacher gewesen, so über die Situation und die einhergehenden Probleme zu sprechen.
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