In der vorliegenden Arbeit soll dem Sündenbock-Phänomen und dem damit zusammenhängenden Verschwörungsglauben während der Hochphase der Hexenverfolgungen der Frühen Neuzeit im Raum des heutigen „Ruhrgebiets“ nachgegangen werden. Zum einen soll der dynamische Charakter der Hexenverschwörung aufgezeigt werden, zum anderen sollen mögliche sozio-ökonomische Faktoren als Auslöser von Hexenprozessen auf makro- und mikrohistorischer Ebene untersucht werden. Dabei wird zwischen politischen und gesellschaftlichen Kräften differenziert. Ziel ist es, einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Konstrukt der Hexe als Sündenbock von Krisensituationen und dem Verfolgen persönlicher Interessen mit Hilde der Hexenprozesse mit den jeweils lokalhistorischen Motiven zu untersuchen.
Nach einer Einführung in die Thematik, in der knapp auf die Relevanz des Themas, die Quellenlage und den aktuellen Forschungsstand eingegangen wird, soll zunächst ein Blick auf den Gesamtkontext der Hexenprozesse im Heiligen Reich geworfen werden. In diesem Zusammenhang wird in einem ersten Schritt die Ideologie vorgestellt, die hinter der Hexenlehre im Sinne eines tief verankerten Volksglaubens an ‚weiße‘ und ‚schwarze‘ Magie steckte. Im nächsten Schritt wird der Ablauf eines Hexenprozesses mit Blick auf die rechtlichen Grundlagen umrissen. Im Anschluss daran wird auf die lokalen Besonderheiten im Raum des heutigen Ruhrgebiets eingegangen. Im Hauptteil soll der Fragestellung nachgegangen werden, inwiefern sich der Glaube an eine Hexenverschwörung aus sozioökonomischen Faktoren herausbildete. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die strukturellen Entstehungsbedingungen der Hexenprozesse gelegt. Es soll herausgearbeitet werden inwiefern von einer außergewöhnlichen Krisensituation während der Hochphasen der Verfolgungen gesprochen werden kann und wie das als Erklärungsansatz für die Prozesse dienen könnte. Dabei wird die These vertreten, dass eine existenzbedrohende Situation zu der Entstehung eines Verschwörungsglaubens führte, der wiederum Sündenböcke brauchte, die für das Unheil verantwortlich gemacht werden konnten. Abschließend soll noch kurz auf das soziale Profil von Opfern und Tätern eingegangen werden, um aufzuzeigen, ob dort bestimmte Tendenzen zu erkennen sind unter der Hypothese, dass meist marginalisierte Gruppen zu Sündenböcken erklärt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Chronologischer Abriss der Hexenverfolgung
- Die Ideologie hinter der Hexenlehre
- Der Ablauf eines Hexenprozesses
- Lokalspezifische Besonderheiten
- Die Suche nach einem Sündenbock
- Makrohistorische Motive
- Mikrohistorische Motive
- Politische Interessen
- Gesellschaftliche Interessen
- Das soziale Profil der Opfer und Täter
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Sündenbock-Phänomen im Kontext der Hexenverfolgungen der Frühen Neuzeit im Raum des heutigen Ruhrgebiets. Ziel ist es, den dynamischen Charakter der Hexenverschwörung aufzuzeigen und sozioökonomische Faktoren als Auslöser von Hexenprozessen auf makro- und mikrohistorischer Ebene zu analysieren. Dabei wird zwischen politischen und gesellschaftlichen Kräften differenziert, um einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Konstrukt der Hexe als Sündenbock und dem Verfolgen persönlicher Interessen im Kontext von Hexenprozessen mit den jeweils lokalhistorischen Motiven zu untersuchen.
- Der dynamische Charakter der Hexenverschwörung
- Sozioökonomische Faktoren als Auslöser von Hexenprozessen
- Unterscheidung zwischen makro- und mikrohistorischen Motiven
- Politische und gesellschaftliche Interessen als Triebkräfte der Hexenverfolgungen
- Der Zusammenhang zwischen dem Sündenbock-Konzept und den lokalhistorischen Begebenheiten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Hexenverfolgungen in den Kontext von Verschwörungstheorien und erläutert die Relevanz, Quellenlage und den Forschungsstand des Themas. Das zweite Kapitel bietet einen chronologischen Abriss der Hexenverfolgungen im Heiligen Römischen Reich, beleuchtet die Ideologie hinter der Hexenlehre und skizziert den Ablauf eines Hexenprozesses. Es wird außerdem auf lokale Besonderheiten im Raum des heutigen Ruhrgebiets eingegangen.
Schlüsselwörter
Hexenverfolgung, Frühe Neuzeit, Ruhrgebiet, Sündenbock, Verschwörungstheorien, Makrogeschichte, Mikrogeschichte, sozioökonomische Faktoren, politische Interessen, gesellschaftliche Interessen, Opfer, Täter.
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- Leonie Schneider (Author), 2021, Die Suche nach einem Sündenbock. Makro- und mikrohistorische Motive der Hexenverfolgungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1156535