Industrieunternehmen und Hochschulen in Projekten im Forschungs- und Entwicklungsumfeld

Ansätze für eine verbesserte Zusammenarbeit


Diploma Thesis, 2008

121 Pages, Grade: 1,8


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Forschung und Entwicklung im Wandel
1.2 Motivation und Ziel der Arbeit
1.3 Vorgehensweise

2 Kooperationen zwischen Industrie und Hochschule
2.1 Arten der Zusammenarbeit
2.1.1 Die Kooperationsforschung
2.1.2 Der FuE-Auftrag
2.1.3 Die informelle Zusammenarbeit
2.1.4 Partnerschaften
2.2 Motive für Kooperationen
2.2.1 Motive für die Industrie
2.2.1.1 Zugang zu Wissen
2.2.1.2 Kürzere Innovationszeit
2.2.1.3 Kostenreduktion
2.2.1.4 Risikominimierung
2.2.1.5 Recruiting
2.2.1.6 Imagegewinn
2.2.2 Motive für die Hochschulen
2.2.2.1 Finanzierung
2.2.2.2 Praxisrelevanz
2.2.2.3 Personalperspektiven
2.2.2.4 Reputationsgewinn
2.2.2.5 Synergien in der Forschung
2.2.3 Politisches Rahmenwerk
2.2.3.1 Das Landeshochschulgesetz
2.2.3.2 Projektförderung
2.2.4 Zusammenfassung

3 Studie zur Untersuchung von Kooperationen
3.1 Zielsetzung der Studie
3.2 Aufbau der Studie
3.2.1 Wahl der Erhebungsart
3.2.2 Auswahl der Befragten
3.2.3 Fragestellung
3.2.4 Durchführung
3.3 Auswertung der Ergebnisse
3.3.1 Kooperationsmotive der Partner
3.3.2 Auswahlkriterien der Kooperationspartner
3.3.3 Organisation und Vorgehensweise im Projekt
3.3.4 Erfolgsfaktoren in der Befragung

4 Konfliktfelder in Kooperationen
4.1 Soziale Faktoren
4.1.1 Kommunikation
4.1.2 Kulturunterschiede
4.1.3 Vertraulichkeit
4.1.4 Motive
4.2 Organisatorische Faktoren
4.2.1 Abhängigkeiten
4.2.2 Teamstruktur
4.2.3 Ziel und Erfolgsdefinition
4.3 Zusammenfassung

5 Handlungsempfehlung
5.1 Ziel und Aufgabenplanung
5.2 Kooperations- und Kommunikationskultur
5.3 Organisation
5.4 Machtverhältnisse

6 Abschlussbetrachtung

7. Anhang A
Anhang B
Anhang C
Anhang D
Anhang E

8. Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Stichprobenaufteilung der Erhebung

Abb. 2: Rückläufer der Erhebung

Abb. 3: Größenverteilung der Industriebefragung

Abb. 4: Kooperationsgründe der Industrieunternehmen

Abb. 5: Kooperationsgründe der Hochschulen

Abb. 6: Kooperationsziele der Industrieunternehmen

Abb. 7: Kooperationsziele der Hochschulen

Abb. 8: Bedeutung von Kooperationen für Industrieunternehmen

Abb. 9: Bedeutung von Kooperationen für Hochschulen

Abb. 10: Kriterien für Kooperationspartner aus Unternehmenssicht

Abb. 11: Kriterien für Kooperationspartner aus Hochschulsicht

Abb. 12: Fragestellung zur Verteilung der Projektarbeit

Abb. 13: Verteilung der Projektarbeit aus Unternehmenssicht

Abb. 14: Verteilung der Projektarbeit aus Hochschulsicht

Abb. 15: Verteilung der Projektaufgaben aus Unternehmenssicht

Abb. 16: Verteilung der Projektaufgaben aus Hochschulsicht

Abb. 17: Kontrollmechanismen der Unternehmen

Abb. 18: Kontrollmechanismen der Hochschulen

Abb. 19: Geplante Projekttreffen der Industrie

Abb. 20: Geplante Projekttreffen der Hochschulen

Abb. 21: Projekterfolge der Unternehmen

Abb. 22: Projekterfolge der Hochschulen

Abb. 23: Problemfelder aus Sicht der Unternehmen

Abb. 24: Problemfelder aus Sicht der Hochschulen

Abb. 25: Erfolgsfaktoren in der Befragung

Abb. 26: Zielfindungsprozess

1 Einleitung

1.1 Forschung und Entwicklung im Wandel

Der Zusammenhang zwischen Forschung und Entwicklung, Produktivität und Wirtschaftswachstum wird in der Wachstumsforschung durch eine logische Abfolge beschrieben. FuE führt zu neuen Erkenntnissen, die ihrerseits die Grundlage für innovative Produkte bilden. Durch die gelungene Markteinführung dieser Produkte entsteht wirtschaftliches Wachstum, das durch Weiterentwicklungen und Prozessinnovationen weiter vergrößert wird.[1] Was für die Gesamtwirtschaft gilt, ist für die Unternehmen im nationalen und internationalen Wettbewerb zur Maxime geworden. Der Markt verlangt neue Produkte und verspricht hohe Gewinne für den, der den Bedarf erkennt und durch proaktive Entwicklungen bedienen kann. Obschon der finanzielle Aufwand für FuE meist hoch ist, sichern doch gerade neue Produkte die Zukunft des Unternehmens und liefern entscheidende Vorteile gegenüber dem Wettbewerb.[2]

Des Weiteren haben Innovationen häufig einen positiven Effekt auf andere Produkte eines Anbieters. So konnte der Apple-Konzern durch seine Entwicklung iPod neben dem außerordentlichen betriebswirtschaftlichen Erfolg auch einen bedeutenden Imagegewinn verzeichnen. Dieser hat sich wiederum positiv auf den Absatz der Mac-Personalcomputer ausgewirkt, obwohl es sich weder um Komplementärgüter handelt noch zwischen iPod und Mac ein funktioneller Zusammenhang besteht.[3]

Durch die Tatsache, dass der Wettbewerb zwischen Unternehmen heute zunehmend im Bereich FuE stattfindet und Innovativität zur Strategie vieler Anbieter geworden ist, haben sich die Rahmenbedingungen der Produktforschung verändert. Die forschenden Wettbewerber zwingt das Unternehmen, seine Produkte möglichst schnell zur Marktreife zu führen um zu verhindern, dass andere ihm zuvorkommen und womöglich die hohen Kosten der Entwicklung ganz oder teilweise verloren sind.[4]

Ein anschauliches Beispiel dafür sind die immer schneller vollzogenen Modellwechsel der Automobilhersteller. Durch den Entwicklungsdruck am Markt hat sich die Lebenszeit der Baureihen auf dem Deutschen Markt drastisch verringert. Zudem setzt die Branche auf Facelifts, was dem Austausch oder der Veränderung einzelner Technik- und Designelemente bestehender Modelle entspricht, um die Fahrzeuge innovativer bzw. moderner erscheinen zu lassen und gegenüber dem Wettbewerb in puncto Produktattraktivität nicht ins Hintertreffen zu geraten.[5]

Um den schnelllebigeren Produktlebenszyklen Rechnung zu tragen müssen Produkt- und Technologieentwicklungen mit verkürzten Zeitplänen auskommen und Grundlagenwissen schnell beschafft werden. Da viele Unternehmen aufgrund des gestiegenen Kostendrucks nicht mehr in der Lage sind von der Grundlagenforschung bis zum Produkt die Aufwendungen für FuE alleine zu tragen werden Kooperationen in diesem Bereich immer häufiger.[6]

Vor allem die Zusammenarbeit mit Hochschulen, die sowohl detaillierte Grundlagenforschung als auch Technologieentwicklung betreiben, ist hier eine interessante Option für die Industrie. Die hohe Spezialisierung der Lehrstühle und das ausgezeichnete Equipment machen Sie auf den ersten Blick zu einem ausgezeichneten Partner für die Industrie.[7] Inwiefern dies auch auf die übrigen Bereiche der Zusammenarbeit zutrifft wird unter anderem in dieser Arbeit untersucht werden.

1.2 Motivation und Ziel der Arbeit

Aufgrund der steigenden Zahl von Kooperationen zwischen Industrie und Hochschulen im Bereich FuE sowie ihrer zunehmenden wirtschaftlichen als auch strategischen Bedeutung, besteht großes Interesse diese Art der Zusammenarbeit erfolgreich zu managen und zu einem nutzbringenden Ergebnis zu führen. Aufgrund der unterschiedlichen Arbeitsweisen und Motive kommt es aber zwischen den Partnern oftmals zu Differenzen, die häufig dazu führen, dass Zeitpläne nicht eingehalten werden, Budgets überschritten und sogar die Projekte selbst scheitern können. Speziell für Industrie und Hochschule wäre es wichtig gewinnbringende Kooperationen durch angepasstes Projektmanagement zu gewährleisten und angestrebte Projektziele gemäß den erwünschten Vorgaben zu erreichen.

Anhand dieser Diplomarbeit sollen die kritischen Faktoren von Kooperationen im Bereich FuE zwischen Industrie und Hochschulen im Rahmen einer Studie erarbeitet und untersucht werden. Ziel ist es aus den in dieser Studie gewonnenen Erkenntnissen eine Handlungsempfehlung zu erstellen, welche möglichst praxisnah die Probleme und Hemmnisse vermindern soll.

1.3 Vorgehensweise

Im theoretischen Teil der Arbeit werden ausgehend von einer umfassenden Literaturrecherche die Grundzüge von Kooperationen im Bereich FuE zwischen Industrie und Hochschulen dargestellt. Dabei sollen die aktuellen Kooperationsformen, sowie deren Bedeutung, ebenso wie die Motive der Partner und das politische Rahmenwerk, abgebildet werden.

Der praktische Teil basiert auf einer vom Autor durchgeführten Studie, deren Ergebnisse dargestellt und anschließend zur Findung der kritischen Faktoren einer Kooperation herangezogen werden. Die erarbeiteten Erkenntnisse sollen dann zur Erarbeitung einer Handlungsempfehlung dienen, welche abschließend unter dem Aspekt der Durchführbarkeit beurteilt wird.

2 Kooperationen zwischen Industrie und Hochschule

2.1 Arten der Zusammenarbeit

Kooperationen zwischen Industrie und Hochschule im Bereich FuE beschränken sich nicht allein auf klassische Forschungsaufträge, die durch Industrieunternehmen an Hochschulen vergeben werden, vielmehr haben sich verschiedene Arten der Zusammenarbeit entwickelt. Da dem Begriff Kooperation im allgemeinen Sprachgebrauch, sowie der Fachliteratur keine eindeutige Auslegung zuzuordnen ist, soll dieser Arbeit die nachfolgende Definition zugrundegelegt werden:

Kooperation ist die stillschweigend oder vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit voneinander unabhängigen Partnern, die gemeinsame Aktivitäten planen und durchführen.[8]

Weiterhin sind FuE-Kooperationen zwischen Industrie und Hochschulen auf den Austausch und die Bildung von Wissen bzw. Technologien ausgerichtet, wobei die Ressourcen beider Partner zur Erreichung eines gemeinsamen Ziels gebündelt werden.[9] Die für eine Kooperation zwischen Industrie und Hochschulen gängigen Formen der Zusammenarbeit sollen nachfolgend dargestellt werden.

2.1.1 Die Kooperationsforschung

Das Paradebeispiel für eine Kooperation zwischen Industrie und Hochschule ist die sogenannte Kooperationsforschung. Zentrales Element ist das Erreichen eines gemeinsamen Ziels in arbeitsteiliger Zusammenarbeit, wobei der beidseitige Transfer von Wissen und Erfahrungen eine wichtige Rolle spielt.[10]

Die Kooperationsforschung hat in den letzten Jahren vermehrt strategische Charakterzüge ausgeprägt und wird je nach Umfang der Forschungstätigkeit häufig auf längere Zeit ausgelegt. Grundlage der Zusammenarbeit ist ein Kooperationsvertrag der das Zusammenspiel zwischen den Partnern und die Zielsetzung regeln soll. In den letzten 12 Jahren haben sich die finanziellen Aufwendungen für diese Art der Kooperation mehr als verdoppelt, was ihre zunehmende Bedeutung auch im Vergleich zur rein unternehmensinternen Forschung veranschaulicht.[11]

Im Gegensatz zur Auftragsforschung ist hier das Ziel zwar definiert und die Rahmenbedingungen vertraglich festgehalten, das Ergebnis der Zusammenarbeit aber offen.[12] Diese Unsicherheit über das Projektergebnis kommt vor allem durch das Risiko in einer Forschungskooperation zu scheitern und ist deshalb im Vorfeld naturgemäß nicht mit Sicherheit zu bestimmen.[13] Auch die Umsetzung muss deshalb eine gewisse Flexibilität aufweisen und kann nicht unabhängig von Forschungsergebnissen innerhalb der laufenden Kooperation von Beginn an festgelegt werden.[14]

Somit ist ein hohes Maß angepasster Planung und Organisation notwendig, wobei der Charakter eines Projektes in einer Forschungskooperation meist deutlich zu erkennen ist. Folgende Charakteristika und Anforderungen werden mit dem Projektbegriff verbunden:

- Die zeitliche Begrenzung:

Die gemeinschaftliche Forschung zwischen Industrie und Hochschule hat naturgemäß eine definierte Zeitspanne die entweder mit dem erfolgreichen Abschluss oder dem Scheitern der Aufgabe endet und im Vorfeld festgelegt wird. Unbefristete Kooperationen bzw. Partnerschaften werden unter Punkt

2.2.4 behandelt und sind hier explizit ausgenommen.

- Das definierte Ziel:

Jede Kooperation im Bereich FuE hat ein erklärtes Ziel, bzw. ein Problem das durch die Forschungsarbeit gelöst werden soll. Wie aber bereits erwähnt, kann das Ergebnis der Arbeit im Vorfeld wenn überhaupt, meist nur ungenau beschrieben werden.

- Die Begrenzung der Ressourcen:

Die Durchführung von FuE-Aktivitäten erfordert bei Unternehmen und Hochschulen gleichermaßen eine ausgewogene Budget- und Ressourcenplanung, die ein wichtiges Kriterium für die Steuerung und Kontrolle darstellt. Sie ist auch ein wichtiger Teil der vertraglichen Gestaltung von Forschungskooperationen und somit unumgänglich.

- Die Einmaligkeit bzw. Neuartigkeit:

Grundsätzlich ist der FuE selbst ein neuartiger und einmaliger Charakter inhärent. Weiterhin zeichnet sich ein Kooperationsprojekt stets durch Ressourcenintensivität und hohe Kosten aus, wobei davon ausgegangen werden kann, dass kein Unternehmen, respektive keine Hochschule für ein bereits gelöstes Problem Anstrengungen auf sich nimmt. Mit der Neuartigkeit kommt auch der Aspekt des Risikos zum tragen, was bedeutet, dass eine Forschungskooperation keinesfalls zum Erfolg führen muss, sondern auch das Scheitern aus verschiedenen Gründen möglich ist.

- Merkmal der Organisation:

Durch die bereits erwähnte Zusammenlegung der Ressourcen beider Partner und den arbeitsteiligen Charakter einer Forschungskooperation entsteht eine neue Struktur, die auf die zu lösende Aufgabe ausgelegt ist.

Die besonderen Anforderungen in Puncto Planung, Steuerung und Kontrolle machen darüber hinaus eine angepasste Organisation unabdingbar.[15]

Somit ist davon auszugehen, dass eine Forschungskooperation die Merkmale eines Projektes aufweist und folglich auch die Komponenten des Projektmanagements für Planung, Organisation und Kontrolle angewendet werden können.[16]

Weiterhin ist sie aufgrund der intensiven Zusammenarbeit, sowie des ausgeprägten Projektcharakters und der überwiegend langen Dauer ideal für die Untersuchung von Kooperationen zwischen Industrie und Hochschule.

2.1.2 Der FuE-Auftrag

Die Auftragsforschung unterscheidet sich von der Kooperationsforschung in einigen Punkten. So beansprucht die Hochschule, wie für eine Auftragnehmer üblich, die Kostenübernahme durch das beauftragende Industrieunternehmen, welches somit meist das gesamte finanzielle Risiko alleine trägt. Daraus ergibt sich auch die Aufgabe der Hochschule die FuE-Arbeit selbständig durchzuführen, wobei aber das Vorgehen letztinstanzlich vom Auftraggeber festgelegt wird. Auch der Wissens- bzw. Technologietransfer ist bei der Auftragsforschung tendenziell eher einseitig. Hier findet zwar ein Austausch statt, doch bringt die Hochschule meist einen deutlich höheren Beitrag in das Ergebnis ein. Analog zur Forschungskooperation ist auch hier das Ergebnis bzw. der Erfolg im Vorfeld nicht garantiert oder genau fixierbar.[17]

Auch der Forschungsauftrag erfüllt die bereits beschriebenen Kriterien für die Einordnung als Projekt. Einzig das Merkmal der Organisation wird durch Umfang der Forschungsaufgabe und Engagement der Industrie in der Forschungsarbeit beeinflusst. Hier kann aber davon ausgegangen werden, dass auch bei einer ausschließlich von der Hochschule durchgeführten Forschungsarbeit ein Projektteam gebildet sowie ein Projektleiter aus dem Lehrstuhl als direkter Ansprechpartner für das Unternehmen benannt wird.[18]

Die Auftragsforschung ist in der Praxis oft nur schwer von der Kooperationsforschung zu unterscheiden.[19] Es entstehen häufig Mischformen zwischen den beiden Kooperationsarten, beispielsweise eine arbeitsteilige Forschung durch beide Partner, bei der das Unternehmen aber als Auftraggeber fungiert und den überwiegenden Teil der Kosten trägt.

Die Auftragsforschung ist vom Werk- bzw. Dienstvertrag, den Industrieunternehmen an Hochschulen vergeben, abzugrenzen. Sie beinhalten Einzelaufgaben die in Durchführung und Ergebnis klar definiert sind, wobei die

Hochschule als Dienstleister auftritt. Weitere Differenzierungsmerkmale sind die zeitliche Limitierung und eine geringere Komplexität der Aufgabe.[20]

Vielfach ist die technische Ausstattung der Hochschule Grund für ein Unternehmen, Messungen oder Testverfahren in Auftrag zu geben, da die Anschaffung entsprechender Geräte oftmals nicht wirtschaftlich ist.

2.1.3 Die informelle Zusammenarbeit

Die informelle Zusammenarbeit, ist nicht vertraglich geregelt und besitzt meist auch keinen strategischen Kooperationscharakter. Sie tritt vornehmlich sporadisch auf und ist in den meisten Fällen nicht Teil eines Kooperationsplans.[21]

Informelle Kontakte zwischen Industrie und Hochschulen leisten dennoch einen nicht unerheblichen Beitrag bei der Arbeit an technischen Innovationen die durch forschende Unternehmen bzw. Hochschulen entwickelt werden. Der Anteil am Erfolg kann nur geschätzt werden, da hier das Netzwerk einzelner Mitarbeiter die entscheidende Rolle spielt und eine Zusammenarbeit auf dieser Basis nur in den wenigsten Fällen dokumentiert wird.[22]

Aufgrund der Beschaffenheit dieser Zusammenarbeit ist sie nur bedingt für die Untersuchung der Beziehungen zwischen Industrie und Hochschule geeignet. Weiterhin erfährt die Einordnung der informellen Zusammenarbeit in die oben beschriebene Definition von Kooperationen eine gewisse Abschwächung, da der Fokus auf persönlichen Beziehungen Einzelner liegt und Pläne, bzw. Dokumentationen über die Zusammenarbeit größtenteils fehlen.

2.1.4 Partnerschaften

Partnerschaften zwischen Industrie und Hochschulen sind als strategische Kooperationen zu verstehen, mit dem vertraglich erklärten Willen langfristig und umfassend zusammenzuarbeiten. Hier ist der Kreis der Beteiligten deutlich größer als in der Kooperations- oder Auftragsforschung, bei der die universitären Ansprechpartner meist Fakultäts- oder Institutsleiter sind. Bei der Partnerschaft sind auch Dekanat, Verwaltung, Fakultäten und Institute gleichermaßen erwünschte Gegenüber der Industrie, was eine Zusammenarbeit auf verschiedenen technischen und thematischen Plattformen ermöglicht.[23]

So entsteht eine enge Verbindung der FuE-Aktivitäten von Unternehmen und der Hochschule, wobei auch Diplom- und Doktorarbeiten, die vom Unternehmen an Studenten und Mitarbeiter der Hochschule vergeben werden, einen wichtigen Beitrag zur Verflechtung der Partner liefert.[24] Grundsätzlich ist die Partnerschaft auch als Kombination der zuvor dargestellten Formen der Zusammenarbeit zu verstehen, die zudem auf unterschiedliche Kompetenzen einer Hochschule ausgerichtet sind.

Des Weiteren ist hier auch eine übergeordnete Instanz etabliert, die einen organisatorischen Rahmen um die Einzelprojekte bildet.[25]

Eine Form der Partnerschaft ist die Weiterentwicklung in regelrechte Zentren des Wissens- und Technologietransfers, die mit eigenen organisatorischen Einheiten den Austausch und die Zusammenarbeit weiter vertiefen. So unterhält beispielsweise der Siemens Konzern bis dato zwölf solcher Zentren, die überwiegend in Deutschland etabliert sind und baut diese Struktur weiter aus. Aus diesen Zentren und anderen Partnerschaften mit Universitäten entstanden 2005 über 1000 Kooperationsprojekte.[26]

2.2 Motive für Kooperationen

Aufgrund der hohen finanziellen und personellen Aufwendungen, sowie des Risikos zu scheitern stellt sich die Frage nach den Beweggründen für eine Kooperation zwischen Industrie und Hochschule. Dazu sollen beide Seiten der Partnerschaft getrennt auf ihre Motive hin untersucht werden.

2.2.1 Motive für die Industrie

Industrieunternehmen richten ihre Aktivitäten primär nach dem ökonomischen Prinzip aus. Effektivität und Effizienz des unternehmerischen Handelns sind die bestimmenden Faktoren in der Wirtschaft. Sie bilden das Fundament für die heutige und zukünftige Existenz eines Betriebes und sollten wichtiges Kriterium bei jeder Entscheidung sein.[27]

Dieser Grundsatz ist konsequenterweise auch elementarer Bestandteil der Entscheidungen über ein mögliches Kooperationsvorhaben und dessen Durchführung. Welche wirtschaftlichen und strategischen Anreize aus Unternehmenssicht in Kooperationen mit Hochschulen bestehen, soll nachfolgend dargestellt werden.

2.2.1.1 Zugang zu Wissen

Der technische Fortschritt, neue Produkte und neue Märkte verlangen heutigen Industrieunternehmen große Anstrengungen im Bereich FuE ab. Die Beherrschung neuer Technologien ist durch deren Komplexität und Vielfältigkeit eine nahezu unlösbare Aufgabe, die viele Betriebe aus eigener Kraft nicht bewältigen können.[28] Nicht jedes Unternehmen kann aufwendige Grundlagenforschung betreiben, welche aber häufig die Vorraussetzung für den Eintritt in neue Märkte bildet. Dies betrifft vor allem neue Produkte, die umfangreiche Basistechnologien als Fundament für die Entwicklung erfordern.[29]

Um bei dieser Entwicklung im Wettbewerb um Innovationen mithalten zu können, muss eine Quelle für Grundlagen-, oder auch Spezialwissen gefunden werden, die komplementär zu unternehmenseigenen Forschungen ist.[30]

Hochschulen sind fortwährend bemüht Wissen zu generieren, weiterzuentwickeln und mit dem aktuellen Stand der Forschung mitzuhalten.[31] Ferner sind sie, aufgrund ihres breiten Angebots an Fachbereichen und Technologien, in beinahe jedem industrierelevanten Forschungsbereich aktiv. In Bezug auf den Stand von FuE im Unternehmen sind Hochschulen flexibel und in nahezu jeder Projektphase wertvoller Partner, der kompatibles Wissen einbringen kann. Weiterhin reicht ihr

Spektrum von der Ideenfindung bis zur Prototypenfertigung und erfüllt dabei fast alle denkbaren Anforderungen des betrieblichen Innovationsprozesses.[32]

Somit bietet die Kooperation mit Hochschulen einen für Unternehmen äußerst attraktiven Wissenszugang.

2.2.1.2 Kürzere Innovationszeit

Wie unter Punkt 1.1 bereits beschrieben, besteht für Industrieunternehmen die Notwendigkeit zu Entwickeln und innovative Produkte zur Marktreife zu führen. Doch nicht nur die Innovation allein ist entscheidend für die Sicherung der Unternehmenszukunft. Vielmehr spielt die Produkteinführungszeit, also die Zeitspanne von der Produktidee bis zur Markteinführung, eine bestimmende Rolle. Kurze Innovationszeiten bringen den entscheidenden Wettbewerbsvorteil, wobei das Unternehmen, welches sein Produkt als erstes am Markt positioniert, den größten Profit zu erwarten hat. Hier folgt also aus einem schnelleren

Innovationszyklus ein gewinnbringenderes Produkt und somit eine privilegierte Position auf dem Markt.[33]

Verschärft wird dieser zeitliche Wettbewerb durch die Anwendung des Patentrechts. Durch den Schutz von Schlüsselerfindungen kann ein Unternehmen auf lange Sicht hin seine Innovation schützen und gleichartige Produkte am Markteintritt hindern, bzw. Lizenzgebühren erheben.[34] So wirkt sich ein kurzfristiger Innovationszyklus nicht nur positiv auf den Profit aus, sondern vermeidet unter Umständen auch den Verlust der FuE-Investition.

Die Kooperation mit Hochschulen hat einen entscheidend positiven Einfluss auf die FuE-Zeiten. Durch Zugriff auf bestehende Erfahrung, sowie die Ressourcen der Hochschulen können Projekte deutlich beschleunigt werden. Mit Hilfe des Transfers von vorhandenem Wissen an das Industrieunternehmen müssen Teilbereiche der Entwicklungsaufgabe nicht mehr aufwendig erarbeitet werden und verkürzen den Zeitplan erheblich.[35]

2.2.1.3 Kostenreduktion

Neben der Verkürzung des Entwicklungszeitraums ist auch die Minimierung des FuE-Aufwandes ein wichtiges Ziel der Unternehmen. Geringe Entwicklungskosten wirken sich direkt auf den Preis und somit positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit bzw. Profitabilität eines Produktes aus.[36]

Die Kooperation mit Universitäten besticht durch ein sehr gutes Verhältnis zwischen Preis und Leistung und kann in den meisten Bereichen mit einer rein internen Forschung konkurrieren. Zudem werden die Aufwendungen für FuE in der Kooperationsforschung meist von beiden Seiten getragen und reduzieren die Ausgaben des Unternehmens erheblich.[37] Allein durch den bereits erwähnten Transfer von relevantem Wissen der Hochschule kann oftmals viel Forschungsarbeit und somit auch Kapital gespart werden.[38]

Weitere Einsparpotentiale können durch die Nutzung von Synergieeffekten zwischen den Kooperationspartnern ausgeschöpft werden. Hier besteht die Möglichkeit doppelte Kapazitäten abzubauen und mittels Lerneffekten Prozessverbesserungen zu erreichen.[39] Auch die Verkleinerung, bzw. das Outsourcen eigener FuE-Abteilungen ist für Unternehmen oftmals sehr interessant. Hier können mit Hilfe der Auftrags-, bzw. Kooperationsforschung die Ausgaben für FuE dem Bedarf angepasst werden und die Nutzung von Personalressourcen deutlich verbessert werden. Die Wirtschaft beziffert das Einsparpotential dieser Maßnahme auf etwa 30 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen, unternehmenseigenen FuE-Abteilungen.[40]

Nicht zuletzt durch die meist gut ausgestatteten Hochschulen können hohe Investitionen in Anlagen und technisches Equipment vermieden werden. Die verringerte Kapitalbindung fördert die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens, das nun freie Mittel für weitere FuE zur Verfügung hat.

2.2.1.4 Risikominimierung

Das Risiko eine angestrebte Innovation technisch oder ökonomisch nicht zu erreichen ist hoch. Verstärkt durch den zeitlichen Druck sind Unternehmen gezwungen hohe Risiken einzugehen, um durch neue Produkte im Wettbewerb weiter bestehen zu können.[41] Vor allem komplexe und langwierige FuE-Projekte beinhalten aufgrund des ungewissen Fortschritts und des offenen Ergebnisses schwer kalkulierbare Unsicherheiten. Weiterhin ist ein Ansteigen des Risikos parallel zu steigender Innovativität eines Produktes festzustellen, wodurch gerade die fortschrittlichsten Entwicklungen schwer zu handeln sind.[42] Durch das hohe Risiko und die langfristige Mittelbindung ist es für ein Unternehmen im Bereich FuE schwierig Kapital zu beschaffen. Folglich muss es für ein Industrieunternehmen erklärtes Ziel sein, das Risiko seiner Innovationsbemühungen zu minimieren.[43]

Die bereits im Vorfeld besprochenen positiven Effekte der Kooperation mit Hochschulen sind auch für die Verringerung des Risikos maßgeblich. Kostenreduktion und die Verkürzung der Innovationszeit, wie unter Punkt 2.2.1.2 bzw. 2.2.1.3 beschrieben, helfen hier Unsicherheiten zu verringern und das Risiko zu mindern.

Durch die Kooperation mit Hochschulen kann analog zur Verteilung des FuE- Aufwandes auf Hochschule und Unternehmen auch das Risiko gestreut werden. Beteiligen sich also beide Partner an den Ausgaben, wird auch das finanzielle Risiko im Vergleich zur selbständigen Forschung entsprechend geringer.[44]

Neben der Verteilung des Risikos wirkt sich vor allem die Mitarbeit eines erfahrenen Partners äußerst positiv auf die Erfolgsaussichten des FuE-Projektes aus. Durch das eingebrachte Wissen und Know-how der Hochschule sinkt somit auch das Risiko zu scheitern.

2.2.1.5 Recruiting

Der Bedarf an Ingenieuren und Fachpersonal im Bereich FuE ist vor allem durch die starke Nachfrage der Industrie hoch. Insbesondere hochspezialisierte Kräfte sind begehrt und meist nicht einfach zu rekrutieren.[45] Wichtiger Nebeneffekt der Mitarbeiterbeschaffung ist der damit verbundene Transfer von Wissen und Know- how, das mit dem Personal in das eigene Unternehmen geholt wird.[46]

Besonders interessant für die Mitarbeitergewinnung sind Kooperationsprojekte mit Hochschulen. Während und nach einem Kooperationsprojekt können gezielt Mitarbeiter und Absolventen der Hochschulen identifiziert und angeworben werden.[47] Hierbei ist nicht nur die Rekrutierung einer Fachkraft interessant, sondern auch die Erfahrung des Mitarbeiters im relevanten Fach und im Besonderen am Kooperationsprojekt selbst. Das Unternehmen gewinnt folglich einen hochqualifizierten Arbeitnehmer, bei dem zusätzlich die thematische Einarbeitungszeit entfällt und das Risiko einer Fehleinstellung so gut wie nicht besteht.

Doch nicht nur die Mitarbeiterrekrutierung aus den Hochschulen hilft dem Unternehmen qualifiziertes Personal an sich zu binden. Vielmehr treten bei der Arbeit des eigenen Teams mit den Hochschulen Lerneffekte auf, die zu Wissenszuwachs und weiterer Qualifikation führen.[48]

Somit bietet gerade die Kooperation mit Hochschulen ideale Voraussetzungen für die Mitarbeitergewinnung der Industrieunternehmen.

2.2.1.6 Imagegewinn

Das Image ist wichtiger und wertvoller Bestandteil eines Produktes oder Unternehmens. Hierbei werden Unternehmenswerte vermittelt und ein Persönlichkeitsbild geprägt, das von Kunden und Partnern gleichermaßen wahrgenommen wird. Ein positives und vor allem passendes Firmenimage ist für Unternehmen besonders erstrebenswert. Hierbei übertragen sich die

Eigenschaften des Unternehmens auch auf seine Produkte und fördern so oftmals den Absatz selbiger. Auch der Imagetransfer von Produkt zu Produkt hilft Innovationen gut am Markt zu positionieren und so erfolgreich zu etablieren.[49]

Eine wirksame Art der Imagebildung ist die Zusammenarbeit mit bekannten Partnern. Gerade technische Projekte mit Beteiligung renommierter Hochschulen haben hohen Wert für das Produkt- bzw. Unternehmensimage. Die Hochschule fungiert hier als Referenzgeber nach außen, vermittelt aber auch die Wertigkeit eines Unternehmens bzw. Produktes nach innen, also an Hochschulmitarbeiter und Studenten.[50]

Denkt man an Eliteuniversitäten und bedeutende Fakultäten bekannter Hochschulen, so wird der mögliche Imagetransfer deutlich, den eine Kooperation hier mit sich bringen kann.

2.2.2 Motive für die Hochschulen

Die wesentlichen Aufgaben einer Hochschule sind Forschung und Lehre. Doch in beinahe allen Deutschen Bundesländern ist auch der Forschungstransfer ebenbürtig nebst Forschung und Lehre zum primären Ziel erklärt worden.[51]

Neben der gesetzlichen Verpflichtung gibt es eine Reihe von Anreizen, die eine Kooperation mit Industrieunternehmen attraktiv und teilweise sogar notwendig machen. Hierbei gibt es naturgemäß auch Übereinstimmungen mit den Motiven der Industrie, die im Folgenden zwar kurz angesprochen, aber nicht vertieft werden sollen.

2.2.2.1 Finanzierung

Die Finanzierung der Hochschulen durch Bund und Länder hängt heute stark vom Profil der Einrichtung ab. Die Lehre, sowie Grundlagen- und Basisforschung der Hochschulen bilden aus Sicht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung das Fundament des deutschen Forschungssystems und werden durch öffentliche Mittel größtenteils sichergestellt. Diese und vor allem weitere Gelder werden aber immer stärker an Leistungsindikatoren gebunden, die somit einen starken Einfluss auf die finanzielle Ausstattung der Hochschulen haben. Forschungsprojekte mit externen Partnern sind ein wichtiger Teil dieser Leistungsbewertung, der zusätzliche Anreize bietet. So kann neben zusätzlichen Mitteln der öffentlichen Hand auch ein großes finanzielles Potential aus der Wirtschaft genutzt werden.[52] Deutlich wird dies bei Betrachtung der gesamten deutschen Forschungsmittel und deren Quellen. Etwa 2/3 aller Aufwendungen für FuE in Deutschland sind durch die Wirtschaft finanziert und nur etwa 1/3 wird von der öffentlichen Hand getragen. Übertragen auf die Hochschulforschung liegt der Anteil der Industriemittel an den Gesamtausgaben für FuE bei etwa 12 Prozent oder 1,1 Milliarden Euro. Zu diesem Betrag müssen die Drittmittel, also staatliche Förderung für anwendungsorientierte Forschungskooperationen, hinzugerechnet werden. Gemeinsam mit den Geldern aus der Industrie steigt der Anteil auf 36,5 Prozent oder 3,2 Milliarden Euro.[53] Besonders in Bereichen, in denen staatliche Mittel nur schwer zu abzurufen sind, bietet sich die Industrie als Finanzpartner an. In gemeinsamen Projekten werden beispielsweise Marketingaktionen für Technologien respektive Hochschule und Unternehmen durchgeführt, die durch Veranstaltungen und Programme beiden Seiten Vorteile in Sachen Öffentlichkeitsarbeit bringt.[54]

Durch Kooperationen mit der Industrie und externen Aufträgen kann die Hochschule neue Finanzquellen erschließen und Ihr Budget deutlich steigern. Bei gemeinsamen FuE-Projekten reduziert sich, wie in Punkt 2.2.1.3 beschrieben, analog zur Industrie auch der Aufwand für die Hochschule, wodurch hier zahlreicher bzw. intensiver geforscht werden kann.

Im Sinne des betrieblichen Outsourcings entstehen vermehrt Stiftungslehrstühle. Diese von Industrie und Hochschule gemeinsam finanzierten Lehrstühle erweitern das Angebot der Hochschule und bilden für beide Partner attraktive Zentren für Forschung und Lehre.[55]

2.2.2.2 Praxisrelevanz

Die praxisnahe Ausrichtung der Fachhochschulen hat dieser Hochschulform in den letzten vierzig Jahren große Popularität unter den Studienanfängern verschafft. Vor allem der enge Kontakt der Studierenden zur Wirtschaft hat deren Aussichten auf dem Arbeitsmarkt deutlich verbessert.[56] Auch deutsche Universitäten haben diesen Trend erkannt und arbeiten intensiv, um den Praxisbezug von Forschung und Lehre zu verbessern. Die Einführung von Master- und Bachelorstudiengängen im Rahmen des Bologna-Prozesses, ist hierbei ein deutlicher Schritt in diese Richtung.[57]

Eine überaus wichtige Rolle in der Praxisrelevanz von Hochschulen und der Anwendungsorientierung der Forschung spielen Kooperationen mit der Industrie. Erfahrungen und Ergebnisse aus der gemeinsamen Forschung finden häufig Einzug in die Lehre und erhöhen das Wissensangebot und die Kooperationsattraktivität der Hochschule. Hierbei ist auch die Gewinnung von Industriepartnern als Gastdozenten eine gängige Vorgehensweise, die den Praxisbezug der Lehre zusätzlich verstärkt. Doch nicht nur über Kooperationen werden für die Industrie relevante Themen an die Hochschule übermittelt. Durch Praktika und Diplomarbeiten können Erfahrung und Wissen in die Hochschulen transferiert werden und lassen den Forschungsbedarf der Wirtschaft erkennen.[58]

Auch die Verknüpfung mehrerer Fachbereiche für die Lösung eines durch die Industrie angeregten Problems bringt der Hochschule eine höhere praktische Bedeutsamkeit und nützt auch den Lehrstühlen außerhalb des technischen Fokus eines FuE-Projektes.[59]

2.2.2.3 Personalperspektiven

In den Hochschulgesetzen der Länder sind unter anderem auch die Aufgaben der Hochschulen, unter Berücksichtigung des noch gültigen Hochschulrahmengesetzes, geregelt. Wie in vielen Landeshochschulgesetzen ist auch in Bayern die berufliche Orientierung der Lehre rechtlich geregelt.

„.. [Die Hochschulen] fördern in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und der Arbeitsverwaltung den Erwerb von Zusatzqualifikationen, die den Übergang in das Berufsleben erleichtern.“[60] Weiter heißt es: „Die Hochschulen fördern die Weiterbildung ihres Personals.“[61]

Durch Industriekooperationen lässt sich eine praxisnahe und anwendungsorientierte Ausbildung realisieren und ermöglicht Mitarbeitern und Studenten, wie bereits in Punkt 2.2.1.5 beschrieben, einen deutlich verbesserten Einstieg in das außeruniversitäre Berufsleben.[62] Vor allem Doktoranden können durch Ihre Arbeit an Kooperationsprojekten auf eine spätere Anstellung im beteiligtem Industrieunternehmen hoffen. Selbiges gilt für Absolventen, die durch Praktika und Diplomarbeiten Ihre Qualifikation und Ihren Wert für das Unternehmen demonstrieren können.[63] Doch auch der entgegengesetzte Weg des Personaltransfers wird durch Kooperationen deutlich einfacher. Gerade an Fachhochschulen ist die Praxiserfahrung der zukünftigen Professoren ein gesetzlich verankertes Kriterium der Berufung. Die Mindestanforderung beträgt hier fünf Jahre Erfahrung in der Praxis, wobei die Gewinnung neuer Forschungs- und Lehrkräfte auf die Wirtschaft fokussiert ist. Besonders durch Kooperationsprojekte lassen sich hier aussichtsreiche Anwärter identifizieren und durch den persönlichen Kontakt leichter akquirieren.[64]

2.2.2.4 Reputationsgewinn

Durch das neue Verfahren zur Mittelvergabe der öffentlichen Hand und der offen geführten Wettbewerb um Studenten und qualifizierte Wissenschaftler, hat sich die Situation der deutschen Hochschulen stark verändert. Sie befinden sich seit einigen Jahren in einer, den Wirtschaftsunternehmen ähnlichen Form der Konkurrenz untereinander und betreiben ein regelrechtes Marketing, um Ihre Wettbewerbssituation unter den Hochschulen zu verbessern. Noch mehr als in der Wirtschaft spielt hier die Reputation, neben der Lehre und Ausstattung eine entscheidende Rolle.[65] In Kooperationen mit der Industrie kann eine Hochschule Ihr Profil gestalten und sich von andern Einrichtungen abheben. Projekte mit namhaften Unternehmen verdeutlichen die wissenschaftliche Relevanz, die Aktualität Ihrer Forschung und die Expertise einer Hochschule sehr klar nach außen und stellen somit eine aussichtsreiche Werbung dar.[66]

Aufgrund der bereits in Punkt 2.2.2.1 beschriebenen durch Industrie- und Drittmittel deutlich verbesserten Finanzlage der Hochschulen, besteht die Möglichkeit größere Projekte durchführen zu können. Gerade diese Großprojekte sind es, die eine Hochschule auch über die Ländergrenzen hinaus bekannt machen und nachhaltig den Ruf der Einrichtung festigen.

Ein besonders wichtiger Teil der Reputationsarbeit ist die Publikation von Forschungsprojekten und deren Ergebnissen. Konnten in der Vergangenheit meist nur hochschuleigene Medien bzw. wissenschaftliche Zeitschriften oder Veranstaltungen genutzt werden, so stehen in Industriekooperationen ungleich vielfältigere Möglichkeiten zur Verfügung. Durch Messen und Unternehmensveröffentlichungen wird eine deutlich größere Öffentlichkeit angesprochen und hilft so die Hochschule und die fachliche Qualifikation der Fakultäten und Lehrstühle bekannt zu machen.[67]

2.2.2.5 Synergien in der Forschung

Nicht nur die Industrie profitiert vom Wissen der Hochschulen, vielmehr findet der Technologietransfer in beide Richtungen statt. Hochschulen erkennen Markttrends und zielführende Technologien deutlich schneller und partizipieren von der Erfahrung und vorangegangener Forschung des Industriepartners. Vor allem in der Weiterentwicklung bestehender Produkte und Technologien ist das Know-how der Unternehmen fundiert und ergiebig.[68] So kann die Universität trotz begrenzter Budgets mit dem technologischen Wandel mithalten und Ihre Attraktivität für zukünftige Kooperationen ausbauen.[69]

Neben den finanziellen Aspekten bzw. dem starken Anteil der Industriemittel an gemeinsamen Projekten ist auch die Risikominimierung respektive die Erhöhung der Erfolgsaussichten für die Universität interessant.

Die zusätzlichen, qualitativ meist hochwertigen Ressourcen der Industrie und die dort vorhandene Erfahrung wirken sich grundsätzlich positiv auf ein gemeinsames Projekt aus und verkürzen den zeitlichen Ablauf im Vergleich zur selbständigen Forschung erheblich. Die zusätzlichen Mittel sichern das Vorhaben und erlauben ein flexibleres Vorgehen, wodurch auch Rückschläge leichter verkraftet werden können.[70]

2.2.3 Politisches Rahmenwerk

Im Bereich der Kooperation zwischen Industrie und Hochschule hat sich die Landes- aber auch Bundespolitik hohe Ziele gesteckt. Mit Hilfe von rechtlichen Vorschriften und der bereits kurz erwähnten Vergabepolitik von öffentlichen Mitteln, greift der Staat in nicht unerheblichem Maße in Bildung und Durchführung der Kooperationen ein. Aus diesem Grund sollen die Instrumente des Bundes und der Länder kurz dargestellt werden.

2.2.3.1 Das Landeshochschulgesetz

Die Landeshochschulgesetze sind Angelegenheit der Länder und regeln dort die grundsätzlichen Belange der Hochschulen. Diese betreffen, neben den Aufgaben und dem Aufbau, bzw. der Organisation der Einrichtungen auch Studiengebühren, Akademische Grade und die Regelung der Hochschulhaushalte.

Da jedes Bundesland Freiheiten bei der Gestaltung hat, wäre eine Untersuchung aller Gesetze sehr umfangreich. Gerade in den hier relevanten Aufgaben der Universitäten ist ein hoher Grad an Übereinstimmung zwischen den Ländergesetzen zu bemerken, weshalb in dieser Arbeit das Bayerische Landeshochschulgesetz repräsentativ für alle Hochschulgesetze herangezogen werden soll.

Hintergrund dieser Einflussnahme auf politischer Ebene ist vor allem der nötige Anwendungs- oder Praxisbezug der Forschung und Lehre, welcher naturgemäß hauptsächlich durch die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft zu erreichen ist. Neben diesem Ziel ist auch die Schaffung von Industriestandards und die Förderung des Wissenstransfers zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie im Fokus der Länder.[71]

Analog zu der bereits unter Punkt 2.2.2.3 genannten Stelle des Gesetzes, sind Kooperationen mit der Industrie gewissermaßen vorgeschrieben. Hierbei ist auch der Austausch von Know-how beider Seiten elementarer Bestandteil der Regelung.

„Die Hochschulen wirken entsprechend ihrer Aufgabenstellung mit der Wirtschaft und beruflichen Praxis zusammen und fördern den Wissens- und Technologietransfer.“[72]

Auch die Anwendungs- und Praxisrelevanz für Lehre und Forschung ist durch die Landeshochschulgesetze festgelegt. „Die Fachhochschulen vermitteln durch anwendungsbezogene Lehre eine Bildung, die zur selbstständigen Anwendung wissenschaftlicher Methoden und künstlerischer Tätigkeiten in der Berufspraxis befähigt; im Rahmen der vorhandenen Ausstattung führen sie anwendungsbezogene Forschungs- und Entwicklungsvorhaben durch.“[73]

Des Weiteren sind auch die Mitglieder des einflussreichen Hochschulrates stark durch die Wirtschaft geprägt, ihm gehören „acht Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kultur und insbesondere aus Wirtschaft und beruflicher Praxis (nicht hochschulangehörige Mitglieder).“[74] an.

Durch diese Extrakte aus dem Gesetz zeigt sich die Orientierung der Hochschulen an der Praxis, respektive der Wirtschaft, aber auch die Intension von Bund und Ländern, die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschule zu festigen und weiter auszubauen.

2.2.3.2 Projektförderung

Ziel ist hierbei die Unterstützung von deutschen Hochschulen und Unternehmen bestimmter Industriezweige im nationalen, als auch internationalen Wettbewerb.

Höhere Leistungsfähigkeit und bessere Bedingungen, sowie die Generierung von Schlüsseltechnologien stehen hier im Fokus der stattlichen Unterstützung.[75]

Die Mittel für die Projektförderung können aus verschiedenen Quellen akquiriert werden. Zum einen sind dies Bund und Länder, die neben der Grundfinanzierung auch Projekte in hohem Maße unterstützen, und zum anderen die Europäische Union, die über Forschungsausschüsse ebenfalls in der Projektförderung tätig ist.[76] Diese Akteure treten auch in Form von Institutionen auf, wie beispielsweise der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG, die von Bund und Ländern gleichermaßen finanziert wird und eine wichtige Rolle in der Projektförderung spielt.[77]

Bei der Förderung von FuE-Projekten stehen die Zusammenführung und auch die Zusammenarbeit von Industrie und Hochschule im Fokus des Interesses. Wichtig ist dabei die Tatsache, dass die Förderung niemals die ganzen Ausgaben des Projektes deckt, um so das Interesse der Beteiligten an einem schnellen und erfolgreichen Abschluss der FuE durch eigenes Risikokapital zu erhalten.[78]

Unternehmen und Hochschulen bewerben sich bei den entsprechenden Stellen mittels eines Projektantrages um die Förderung. Hier stehen dann verschiedenen Anträge in einer Konkurrenzsituation zueinander, da sich zwei oder mehrere Projekte auf dieselben Fördermittel bewerben. Hierdurch kommt es auch zu einer Selektion, wobei die Projekte mit einem schlechten Chancen-Risiko-Verhältnis keinen Zuschlag bekommen sollen.[79] Auch in der Durchführung eines Projektes prüfen die Mittelgeber Voranschreiten und Erfolgsaussichten. Über Quartalsberichte und Untersuchungen werden die Determinanten der Forschungsarbeit wiederkehrend überprüft und bewertet, wobei das Ergebnis auch Auswirkung auf die weitere Projektförderung hat.[80]

Diese Art der Forschungsfinanzierung ist sowohl für Hochschulen, als auch für Unternehmen von großem Interesse, vor allem da die Ergebnisse der Projekte vom entsprechenden Zuwendungsempfänger wissenschaftlich, bzw. wirtschaftlich verwertet werden dürfen.[81] Die Möglichkeit Kapital für FuE zu erhalten, ohne dabei die eigne finanzielle Situation langfristig zu verschlechtern, ist ein ausgezeichneter Motivator für Hochschulen und Unternehmen kooperative FuE zu betreiben.

2.2.4 Zusammenfassung

Durch die Darstellung der Kooperationsmotive von Hochschule und Industrie zeigen sich die weitreichenden Vorteile einer Partnerschaft für beide Seiten. Nicht nur die bemerkenswerten monetären Gründe sondern auch der Image- und Reputationsgewinn, sowie die Synergien und Ergänzungen in Technik und Forschung sind bezeichnend für diese Art der Zusammenarbeit. Vor allem die wissenschaftlichen und personellen Motive sind auf beiden Seiten von hohem Interesse und fördern eine fruchtbare Teamarbeit.

Die durch Maßnahmen der Kostenreduktion und ökonomisches Handeln geprägten Unternehmen sowie die zunehmend knapper budgetierten Universitäten, haben durch Kooperationsprojekte eine im Verhältnis zur selbständigen Forschung günstige und profitable Alternative zur Verfügung. Zusätzlich entsteht durch die Forcierung und Unterstützung der Partnerschaft von Bund, Ländern und der Europäischen Union eine besonders lukrative Form der Zusammenarbeit zwischen den beiden Partnern.

Das Prinzip Kooperation zwischen Hochschule und Industrie ist somit theoretisch von weitreichenden Synergien, Kostenersparnis und fruchtbarer wissenschaftlicher Zusammenarbeit geprägt.

3 Studie zur Untersuchung von Kooperationen

3.1 Zielsetzung der Studie

Im vorangegangenen Kapitel wurden die Arten und Motive der Kooperationen zwischen Industrie und Hochschule beschrieben. Auf dieser Basis soll im nun folgenden Teil das Augenmerk auf der Durchführung dieser Zusammenarbeit liegen. Zu diesem Zweck wurde durch den Autor eine Datenerhebung auf Basis einer eigens für diese Arbeit entwickelten Online-Befragung durchgeführt.

Ausgangspunkt hierfür ist die Annahme, dass sowohl der zugrundeliegende Projektmanagementansatz als auch die Motive der Partner maßgeblich auf den Erfolg einer Kooperation wirken.

Die Studie soll entsprechend zum Motiv der gesamten Arbeit die kritischen Faktoren der Kooperation von Industrie und Hochschule deutlich machen. Wichtig sind hierbei nicht nur die Identifikation negativer Einflüsse und möglicher Störungen sondern auch positive Faktoren, die eine Zusammenarbeit fördern können. Hierbei sind die spezifischen Einflüsse von Interesse, im Besonderen die, welche von den Einflüssen der Standardkooperationen abweichen, wie beispielsweise die FuE- Kooperation zweier Unternehmen derselben Branche. Hierbei ist das Management der Kooperationen zwischen Industrie und Hochschule von besonderem Interesse und muss folglich auch ein zentrales Thema der Befragung sein. Die Auswertung der Studie soll grundsätzliche Zusammenhänge aufzeigen und Auswirkungen in Bezug zur Ursache setzen können sowie im weiteren Verlauf der Arbeit die Grundlage für eine Handlungsempfehlung bilden.

Anlass für die Durchführung der Studie sind fehlende Daten über das relevante Thema und unzureichende Anwendbarkeit von Studien zur allgemeinen Kooperation, die auf spezifische Einflüsse bei der Kooperation von Industrie und Hochschule naturgemäß nicht eingehen. Weiterhin sind zwar Erhebungen über einzelne Forschungsbereiche, wie etwa die Medizintechnik erschienen, die aber keine umfassenden Rückschlüsse auf die Gesamtheit der FuE-Kooperationen zulassen. Auch Teilaspekte der Zusammenarbeit, wie beispielsweise der Technologietransfer, sind bereits behandelt worden. Bemerkenswert dabei ist, dass die Erhebungen fast ausschließlich auf Seiten der Hochschule durchgeführt worden sind und empirisch fundierte Daten oder Befragungen der Industrie, respektive beider Seiten zugleich, nicht vorhanden sind.

Ferner stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung über die Erfolgs- oder Misserfolgsquoten selbst von geförderten Projekten keine Daten zur Verfügung, wobei auch die Forschungsberichte von Bund und Ländern keine nähere Auskunft darüber geben. Überdies hat das Statistische Bundesamt die Thematik bis dato nicht in dieser Form untersucht.

3.2 Aufbau der Studie

Der Aufbau einer Studie hat naturgemäß großen Einfluss auf die Qualität der Ergebnisse, sowie die Anzahl und Beschaffenheit der auswertbaren Daten. Umso wichtiger ist es, eine dem Thema angepasste Art der Datenerhebung zu wählen und auch die Ausarbeitung dem Vorhaben entsprechend anzupassen.[82]

Im folgenden Teil sollen Aufbau und Ablauf der Studie beschrieben werden.

3.2.1 Wahl der Erhebungsart

Hierbei stehen neben der Inhaltsanalyse vorhandener Dokumente zwei Möglichkeiten zu Auswahl. Zum einen die Beobachtung, welche aber aufgrund der Dauer und Komplexität von Kooperationen nicht zweckmäßig erscheint, und zum anderen die Befragung. Sie ist das in der Praxis am häufigsten angewendete Instrument der Datenerhebung und tritt in Form von Interviews oder Fragebögen auf.[83]

Durch die Größe der Stichprobe, auf die noch in Punkt 3.2.2 detailliert eingegangen werden soll, sowie des finanziellen und zeitlichen Aufwandes ist die Erhebung durch persönliche Interviews nicht zu leisten.[84] Des Weiteren bieten ausgereifte Online-Umfragen eine sowohl für den Befragten als auch für den Autor komfortable Lösung. Die aufwendige Rücksendung und die unkomfortable Bearbeitung eines mehrseitigen Papierfragebogens, wie bei postalisch durchgeführten Erhebungen üblich, entfallen hier und erhöhen die Aussichten auf eine gute Rücklaufquote.[85]

Ebenso müssen die Fragebögen nicht kuvertiert und verschickt, respektive die Ergebnisse der Umfrage nicht mühsam in die EDV übertragen werden, sondern können für die Auswertung direkt eingesehen und bearbeitet werden.

Informationen aus dem Bereich FuE werden in den meisten Unternehmen bzw. Hochschulen sensibel behandelt oder unterliegen gar der Geheimhaltung. Des Weiteren sind öffentliche Statements namentlich genannter Akteure, die vor allem kritische Aussagen über bestehende oder ehemalige Kooperationspartner treffen kaum vorstellbar. Die Wichtigkeit von Diskretion und die Wahrung der Verschwiegenheitspflicht aller Befragten sprechen klar für eine anonyme Form der Datenerhebung, womit im Vergleich zur personalisierten Erhebung konsequenterweise eine meist deutlich höhere Rücklaufquote verbunden ist.[86]

Aus diesen Gründen erscheint eine anonyme Onlinebefragung, die über persönlich adressierte Emails angekündigt wird und mit einem Link zum Onlineportal versehen ist für die vorliegende Arbeit als sinnvollste Form der Datenerhebung. Da hier beide Seiten der Kooperation von Interesse ist sollen sowohl die Industrieunternehmen als auch die Hochschulen in zwei getrennten Erhebungen befragt werden.

3.2.2 Auswahl der Befragten

Die Grundgesamtheit der Umfrage umfasst alle deutschen Industrieunternehmen, die im Bereich FuE mit deutschen Hochschulen kooperieren und vice versa alle deutschen Hochschulen, die im Bereich FuE mit deutschen Industrieunternehmen kooperiert haben. Um die Aktualität der Umfrageergebnisse zu gewährleisten sollen in dieser Umfrage nur solche Kooperationen berücksichtigt werden, die maximal fünf Jahre in der Vergangenheit liegen. Da im Vorfeld nur schwer zu ermitteln ist, welche Unternehmen mit welchen Hochschulen kooperieren oder kooperiert haben, muss dieses Kriterium anderweitig erfüllt werden. Hierbei besteht die Möglichkeit die Grundgesamtheit der Befragung auf alle forschenden Industrieunternehmen bzw. Hochschulen in Deutschland auszuweiten und über eine Kontrollfrage nachfolgend alle nicht kooperierenden Teilnehmer, bzw. die welche vor mehr als fünf Jahren zuletzt in Kooperationen tätig waren, auszusortieren.

Bei der Hochschulbefragung bietet sich aufgrund der überschaubaren Anzahl von 333 deutschen Fachhochschulen, Universitäten und hochschulnahen Forschungseinrichtungen die Vollerhebung an.[87] Eine deutlich repräsentativere Variante wäre die Einbeziehung der einzelnen Fakultäten, bzw. Lehrstühle und Institute einer Hochschule. Dies würde die Gruppe deutlich vergrößern, ist aber angesichts fehlender Kontaktdaten und schwieriger Erreichbarkeit hier nicht zu verwirklichen.

Die Grundgesamtheit der Industriebefragung ist im Vergleich zur Befragung der Hochschulen um ein vielfaches größer. Folglich erscheint hier eine Teilerhebung am sinnvollsten, die aber aufgrund der Heterogenität der Zielgruppe im Vorfeld durch eine angepasste oder auch typische Auswahl der Stichprobe fundiert werden muss.[88] Hintergrund ist, dass nicht alle forschenden Industrieunternehmen gleich beschaffen sind. Ausschlaggebend ist hierbei die Größe, welche nach Umsatz und Beschäftigtenzahl unterschieden werden kann. In Deutschland fallen mehr als 95 Prozent aller Unternehmen in die Kategorie Kleinst-, Klein- und mittelgroße Unternehmen womit die Großunternehmen mit weniger als fünf Prozent deutlich unterrepräsentiert sind.[89] Betrachtet man aber die Verteilung des FuE-Personals in Deutschland, so fallen deutlich mehr als 50 Prozent der Beschäftigten auf Großunternehmen.[90] Ähnlich ist es bei den Ausgaben für externe FuE, die bundesweit zu mehr als 60 Prozent von Großunternehmen getragen werden.[91]

Deshalb wird folgende Verteilung der Stichprobe durch den Autor festgelegt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

Abb. 1: Stichprobenaufteilung der Erhebung

[...]


[1] Vgl. Voßkamp, R., Schmidt-Ehmcke (2006), S. 8.

[2] Vgl. Kotler, P. (2000), S. 328.

[3] Vgl. Allison, K. (2007), S. 4.

[4] Vgl. Vahs, D., Burmester, R. (2002), S. 11 f.

[5] Vgl. Spiller, K. (2007), http://www.ftd.de/unternehmen/autoindustrie/:BMW%20Modellwechsel/252847.html, Stand 04.03.2008

[6] Vgl. Schlüter, A. (2007) S. 47.

[7] Vgl. Waudig, D. (1994), S. 2.

[8] Vgl. Müller, C. (2003), S. 7-10.; Rüdiger, M. (1998), S. 26.

[9] Vgl. Nguyen, H. (2007), S. 16.

[10] Vgl. o.V. (2007), S. 12 f.

[11] Vgl. Frank, A. et al. (2007), S. 6.

[12] Vgl. o.V. (2007), S. 12 f.

[13] Vgl. o.V. (2004), S. III, S.455, S.504

[14] Vgl. o.V. (2007), S. 12 f

[15] Vgl. Müller, C. (2003), S. 16-19.; Deutsches Institut für Normung e.V. (2002), DIN 69901

[16] Vgl. Müller, C. (2003), S. 19.

[17] Vgl. o.V. (2007), S. 12 f.

[18] Vgl. ebd., S. 13.

[19] Vgl. Frank, A. et al. (2007), S. 34.

[20] Vgl. o.V. (2007), S. 12 f.

[21] Vgl. o.V. (2007), S. 12 f.

[22] Vgl. o.V. (2004), S. 501.

[23] Vgl. Frank, A. et al. (2007), S. 35 f.

[24] Vgl. Marschall, L. (2006), S. 67

[25] Vgl. Frank, A. et al. (2007), S. 35 f.

[26] Vgl. Marschall, L. (2006), S. 66-68.

[27] Vgl. Witten, E et al. (2007), S. 27.

[28] Vgl. Stern, T., Jaberg, H. (2003), S. 235.

[29] Vgl. Vahs, D., Burmester, R. (2002), S. 307.

[30] Vgl. Frank, A. et al. (2007), S. 38 f.

[31] Vgl. Gemünden, H., Richter, T. (1999), S. 260.

[32] Vgl. Frank, A. et al. (2007), S. 32 f.

[33] Vgl. Vahs, D., Burmester, R. (2002), S. 11 f.

[34] Vgl. Götting, H.-P., Schwipps, K. (2004), S.35 f.

[35] Vgl. Waudig, D. (1994), S. 45 f.

[36] Vgl. Stern, T., Jaberg, H. (2003), S. 195 f.

[37] Vgl. Frank, A. et al. (2007), S. 113 f.; Meyer-Guckel, V. et al. (2002), S. 9.

[38] Vgl. Waudig, D. (1994), S. 45 f.

[39] Vgl. Harland, P. (2002), S. 176.

[40] Vgl. o.V. (2004), S. 478.; Meyer-Guckel, V. et al. (2002), S. 9.

[41] Vgl. Nguyen, H. (2007), S. 21.

[42] Vgl. Stern, T., Jaberg, H. (2003), S. 169.

[43] Vgl. Pleschak, F. (1999), S. 127.

[44] Vgl. Nguyen, H. (2007), S. 21.

[45] Vgl. Böcking, D. (2007), http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/:Wo%20Konzerne/272725.html, Stand 12.03.2008

[46] Vgl. Edler, J. et al. (2003), S.157.

[47] Vgl. Frank, A. et al. (2007), S. 24.

[48] Vgl. Koschatzky, K. (1999), S. 35.; Frank, A. et al. (2007), S. 7.

[49] Vgl. Selkälä, Satu (2005), S. 222 f.

[50] Vgl. Waudig, D. (1994), S. 46; Harland, P. (2002), S. 2.

[51] Vgl. Frank, A. et al. (2007), S. 22.

[52] Vgl. o.V. (2004), S. V f.

[53] Vgl. ebd., S. III.; S. 199.

[54] Vgl. Frank, A. et al. (2007), S. 59.

[55] Vgl. Frank, A. et al. (2007), S. 24.

[56] Vgl. o.V. (2008C), http://www.kmk.org/kmkgesch/geskap3.htm, Stand 16.02.2008

[57] Vgl. Frank, A. et al. (2007), S. 10.

[58] Vgl. Meißner, D. (1999), S. 44 f.

[59] Vgl. Waudig, D. (1994), S. 54 f.

[60] Bayerisches Hochschulgesetz (v. 23.05.2006), Art. 2 Abs. 5 Ziff. 2

[61] Bayerisches Hochschulgesetz (v. 23.05.2006), Art. 2 Abs. 1 Ziff. 7

[62] Vgl. Frank, A. et al. (2007), S. 6. ; S. 24.

[63] Vgl. ebd. S. 6.

[64] Vgl. ebd. S. 10.

[65] Vgl. Waudig, D. (1994), S. 60 f.

[66] Vgl. Meyer-Guckel, V. et al. (2002), S. 9.

[67] Vgl. Meißner, D. (1999), S. 47.

[68] Vgl. Marschall, L. (2006), S. 66 f.

[69] Vgl. Waudig, D. (1994), S. 60 f.

[70] Vgl. Frank, A. et al. (2007), S. 32 f.

[71] Vgl. Nguyen, H. (2007), S. 23.

[72] Bayerisches Hochschulgesetz (v. 23.05.2006), Art. 2 Abs. 5 Ziff. 1

[73] Bayerisches Hochschulgesetz (v. 23.05.2006), Art. 2 Abs. 1 Ziff. 6

[74] Bayerisches Hochschulgesetz (v. 23.05.2006), Art. 26 Abs. 1 Ziff. 1

[75] Vgl. Nguyen, H. (2007), S. 23.

[76] Vgl. o.V. (2006), S. 22.

[77] Vgl. o.V. (2002), http://www.dfg.de/dfg_im_profil/dfg_5_punkte/index.html#1, Stand 18.02.2008

[78] Vgl. o.V. (2004), S. VI.

[79] Vgl. ebd., S. XIII.

[80] Vgl. o.V. (2004), S. 6 f.

[81] Vgl. ebd., S. 7.

[82] Vgl. Atteslander, P. (2006), S. 101 f. – Atteslander, Peter 11. neu bearbeitete und erweiterte Ausgabe Erich-Schmidt Verlag 2006 - Berlin ISBN 3503097406

[83] Vgl. Stier, W. (1999), S. 161. – Stier, Winfried 2. verbesserte Auflage Springer Verlag 1999 – Berlin ISBN 3540652957

[84] Vgl. Oppenheim, A. (1992), S. 82 f.

[85] Vgl. ebd. S. 102.

[86] Vgl. Oppenheim, A. (1992), S. 105.

[87] Vgl. o.V. (2008B), http://www.forschungsportal.net/verzeichnis.html, Stand 19.02.2008

[88] Vgl. Nickel, S. (2004), S. 179 f.

[89] Vgl. o.V. (2008A), http://ec.europa.eu/enterprise/enterprise_policy/sme_definition/index_de.htm, Stand 17.02.2008

[90] Vgl. o.V. (2004), S. 484.

[91] Vgl. ebd. S. 475.

Excerpt out of 121 pages

Details

Title
Industrieunternehmen und Hochschulen in Projekten im Forschungs- und Entwicklungsumfeld
Subtitle
Ansätze für eine verbesserte Zusammenarbeit
College
University of applied sciences, Neuss
Course
Projektmanagement
Grade
1,8
Author
Year
2008
Pages
121
Catalog Number
V115654
ISBN (eBook)
9783640175314
ISBN (Book)
9783640175277
File size
14780 KB
Language
German
Keywords
Industrieunternehmen, Hochschulen, Projekten, Forschungs-, Entwicklungsumfeld, Projektmanagement
Quote paper
Thorsten-Simon Eickholt (Author), 2008, Industrieunternehmen und Hochschulen in Projekten im Forschungs- und Entwicklungsumfeld, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115654

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