Der Kulturkampf unter besonderer Betrachtung der Rolle Bismarcks


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2003

19 Pages, Note: 1,7

Katrin Hugo (Auteur)


Extrait


Inhaltsverzeichnis

A. Übersicht der Arbeit

B. Der Kulturkampf unter besonderer Betrachtung der Rolle Bismarcks
1. Vorgeschichte
a) Entwicklung der katholischen Kirche Mitte des 19. Jahrhunderts
b) Die Entstehung der Zentrumspartei
c) Der Begriff "Kulturkampf"
2. Betrachtung der Beteiligten mit besonderer Untersuchung Bismarcks
a) Die Liberalen
b) Die Katholiken, der Klerus und das Zentrum
c) Bismarck
3. Der Verlauf und die wichtigsten Gesetze
a) Entstehung des Kulturkampfes
b) Die wichtigsten Gesetze
c) Milderung und Beendigung des Kampfes
4. Folgen des Kulturkampfes
a) Für Bismarck
b) Für die einzelnen Parteien und den Parlamentarismus im Reich
c) Für das Reich und seine Gesellschaft

C. Abschließende Betrachtungen

Quellenverzeichnis S. 18 Literaturverzeichnis

A. Übersicht der Arbeit

Meine Arbeit soll einen Überblick über den Kulturkampf im Deutschen Reich geben und dabei besonders auf Otto von Bismarck eingehen. Seine Rolle im Kulturkampf ist sehr interessant, da sich die Forschungsmeinungen hier zum Teil widersprechen. Im Besonderen unterscheiden sich die Ansichten von Wehler[1] und Nipperdey[2]. Reden[3], Briefe[4] und auch die Memoiren Bismarcks[5] sollen als wichtige Quellen in meine Arbeit mit einbezogen werden.

Die Arbeit ist in vier große Abschnitte gegliedert. Im ersten Teil soll die Vorgeschichte des Kampfes näher erklärt werden, ausschlaggebend sind dabei die Entwicklung der Katholischen Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und die Bildung der Zentrumspartei als politische Organisation des Katholizismus. Auch der Begriff "Kulturkampf" wird kurz erläutert.

Anschließend sollen die Beteiligten näher untersucht werden. Die Liberalen waren eine der entscheidenden Gruppierungen des Kampfes und bei ihrer Betrachtung sollen auch die Unterschiede zwischen den Ideen des Liberalismus und den Werten des Katholizismus aufgeführt werden. Es wird auch deutlich werden, dass die Positionen von Kirche und Gläubigen nicht mit denen der Zentrumspartei gleichgesetzt werden können. Interessant ist es auch auf den besonderen Charakter des Zentrums einzugehen und zu untersuchen inwieweit die Partei tatsächlich eine Bedrohung für das Reich darstellte. Besonders ausführlich soll dann Bismarck betrachtet werden. Sein Verhältnis zur Kirche und die vielfältigen Gründe die er für einen Angriff auf das Zentrum sah, sollen als Erstes aufgeführt werden. Die Rolle und die Einflußnahme Bismarcks werden aus der Sicht unterschiedlicher Historiker dargestellt und auch seine eigene Einschätzung wird zur Sprache kommen. Schließlich soll gezeigt werden, warum der Anstoß zur Beendigung von Bismarck ausging und wie die anderen Beteiligten den Konflikt zu diesem Zeitpunkt sahen.

Danach wird der Verlauf des Kulturkampfes kurz umrissen. Von der Entstehung des Kampfes soll zu den wichtigsten Gesetzen übergeleitet werden, hierbei auch der Unterschied zwischen Strukturgesetzen und Ausnahmegesetzen gezeigt werden. Die wichtigsten Verordnungen werden kurz aufgeführt. Schließlich werden die Schritte und Ereignisse dargestellt, die ab 1878 zu einer Milderung und später zur Beendigung des Kulturkampfes führten.

Der letzte Abschnitt wird auf die Folgen des Kampfes eingehen. Die Auswirkungen auf Bismarck und die anderen Beteiligten, aber auch auf die Konservativen, werden dargestellt. Allgemein soll gezeigt werden, dass der Kampf auch langfristige Folgen für das Parteiensystem und den Parlamentarismus gehabt hat und ihm so bis in das 20. Jahrhundert hinein Bedeutung zukommt. Auch die Belastung des Verhältnisses zwischen den Konfessionen innerhalb des Deutschen Reichs wird beschrieben werden.

Schließlich ergeben sich noch interessante Fragen, etwa ob es bei der Betrachtung des Kampfes angebracht ist, von Gewinnern und Verlierern zu sprechen und welche Beteiligten dann zu welcher Seite zu rechnen sind. Auch die Ansichten der Historiker zu diesem Thema ist eine Betrachtung wert und so soll abschließend noch kurz auf diese Fragen eingegangen werden.

B. Der Kulturkampf unter besonderer Betrachtung der Rolle Bismarcks

1. Vorgeschichte

a) Entwicklung der Katholischen Kirche Mitte des 19. Jahrhunderts

Noch am Anfang des 19. Jahrhunderts verlief die Entwicklung der Katholischen Kirche parallel zu den Restaurationsbestrebungen der europäischen Staaten, doch das änderte sich durch die Veränderungen der Moderne. Durch die Revolutionen von 1830 und 1848 und durch moderne und vor allem nationale Ideen sah die Katholische Kirche ihre Werte in Gefahr und sich daher zum Handeln gezwungen.

Vor allem unter Papst Pius IX vollzogen sich die Schritte hin zum Ultramontanismus, der, wie schon die Übersetzung "jenseits der Berge" verdeutlicht, die Stärkung und Einflussnahme des Papstes und Roms beschreibt. Diese Entwicklung lässt sich besonders an drei Erlässen festmachen. 1854 verabschiedete der Papst das Dogma von der unbefleckten Empfängnis Marias, das seine besondere Bedeutung dadurch erhielt, dass es durch einen weitgehenden Alleingang des Papstes zustande kam und so schon als praktische Ausführung einer Unfehlbarkeit verstanden wurde.[6] Auf Menschen in einer Zeit, die auf Vernunft und logisches Denken ausgerichtet war, musste dieses Dogma irrational wirken.

Das zweite Dokument mit großer Wirkung war der "Syllabus Errorum", eine Liste von 80 Verfehlungen der Moderne, die der Enzyklika "Quanta Cura" von 1864 beigefügt war. Für den Kulturkampf entscheidend war, dass viele Errungenschaften des Liberalismus, wie zum Beispiel Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit als unkatholisch und widergöttlich abgelehnt wurden. Die liberale Presse sah hier eine endgültige Wendung der Kirche in die Vergangenheit[7] und vielen katholischen Gläubigen machte der Syllabus deutlich, dass sich ein strenger Glauben nicht mit den Prinzipien der modernen Staaten vereinbaren ließ, in denen sie lebten.

1870 wurde schließlich auf dem 1. Vatikanischen Konzil mit der Bekanntgabe des Dogmas der Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubensfragen der Wandel zum Ultramontanismus abgeschlossen.

Diese Entwicklung führte zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den Anhängern eines liberalen Katholizismus und denen des Ultramontanismus und schließlich zur Spaltung der Gläubigen in Altkatholiken und Romkatholiken. Diese Konflikte erstreckten sich auf ganz Europa, hier wird deutlich, dass der Kulturkampf kein rein deutsches Phänomen ist.[8]

b) Die Entstehung der Zentrumspartei

Schon seit 1852 bestand im Preußischen Landtag eine Fraktion der katholischen Abgeordneten, die allerdings nach kurzer Zeit wieder zerbrach, da sozialer Ursprung und politische Meinung der Abgeordneten einfach zu unterschiedlich waren.[9]

Im Deutschen Reich fühlten sich die Katholiken schon früh als Minderheit, da der Krieg von 1866 zwischen Preußen und Österreich in der öffentlichen Meinung oft auch als ein Krieg zwischen Protestantismus und Katholizismus gesehen wurde und sich unter diesem Blickwinkel die Katholiken zu den Verlierern zählen mussten. Durch die Diskussion über das Unfehlbarkeitsdogma und die Zerstörung einer Kapelle im Berliner Vorort Moabit 1869 durch eine wütende Menschenmenge fühlten sich viele Katholiken von der Öffentlichkeit angegriffen.[10]

Im politischen Leben lehnten bei der Abstimmung über die neue Verfassung des Reiches viele katholische Abgeordnete die Verfassung ab, da der Artikel der Religionsfreiheit nicht aus der preußischen Verfassung übernommen worden war. 1870 entstand ein erstes politisches Programm der Zentrumspartei für die Wahlen zum Reichstag und zur Abgeordnetenkammer, das auch als Gegenpol zu der Zusammenarbeit zwischen Bismarck und den Liberalen gedacht war.[11]

Doch der erhoffte Erfolg bei den Wählern blieb zunächst aus und auch die ersten politischen Aktionen des Zentrums wirkten eher unglücklich. Der erste Antrag beinhaltete die Forderung nach mehr Engagement des Reiches zur Stärkung der weltlichen Herrschaft des Papstes, was Wilhelm I[12] in der Eröffnungsrede des Reichstags ablehnte.[13] Einige Mitglieder des Zentrums, besonders der einflußreiche Politiker Windthorst[14], traten auch für eine nicht zu strenge Betonung des Konfessionellen der Partei ein, um sie für andere Gegner des Reiches attraktiv zu machen. Die Namenswahl "Zentrum" verdeutlicht dieses Absicht. Die Partei wurde so bald ein Sammelbecken für Gegner des Reiches wie Elsässern, Polen und Welfen.

c) Der Begriff "Kulturkampf"

Der Begriff "Kulturkampf" wurde schon 1858 von dem Arbeiterführer Lassalle benutzt und von dem liberalen Abgeordneten Rudolf Virchow in einer Rede aufgegriffen. Die Liberalen verstanden unter Kulturkampf ihr Eintreten für den Fortschritt und das Zurückdrängen der, ihrer Meinung nach durch den Syllabus bestätigten, gefährlichen Einflüsse Roms auf die Kultur der Moderne. Sie wollten für den modernen "Kulturstaat" kämpfen und dazu schien es ihnen notwendig, die Katholische Kirche aus dem öffentlichen und staatlichen Leben zu verdrängen.[15]

2. Betrachtung der Beteiligten mit besonderer Untersuchung Bismarcks

a) Die Liberalen

Die erste der drei relevanten Gruppierungen des Kulturkampfes sind die Liberalen. Die Liberalen waren nicht von Beginn an grundsätzlich gegen die Institution Kirche eingestellt, im Prinzip wollten sie nur die vollständige Trennung von Kirche und Staat. Es bereitete ihnen Schwierigkeiten, eine andere Weltanschauung als ihr eigene zu akzeptieren, und dass die Katholiken einer anderen, zum Teil gegensätzlichen Wertevorstellungen folgten, hatten die Angriffe auf den Liberalismus im Syllabus deutlich gemacht.[16] Die Liberale sahen deshalb den von ihnen propagierten "Kulturstaat" bedroht und wollten ihn verteidigen.

[...]


[1] Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Dritter Band. Von der <<Deutschen Doppelrevolution>> bis zum Beginn des ersten Weltkrieges. 1849 - 1914. München 1995.

[2] Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866 - 1918. Zweiter Band. Machtstaat vor der Demokratie. München 1992.

[3] Otto von Bismarck: Die politischen Reden des Fürsten Bismarck. Historisch-kritische Gesamtausgabe besorgt von Horst Kohl. Band 5. 1871-1873. Aalen 1970.

[4] Otto von Bismarck: Die gesammelten Werke. Band 6. Juni 1866 bis Juli 1867. Bearbeitet von Friedrich Thimme. Berlin 21929.

[5] Otto von Bismarck: Gedanken und Erinnerungen. Zweiter Band. Stuttgart, Berlin 1905.

[6] Rudolf Lill: Der Ultramontanismus. Die Ausrichtung der gesamten Kirche auf den Papst. In: Manfred Weitlauff (Hrsg.): Kirche im 19. Jahrhundert. Regensburg 1998, S.163-185, hier: S.90.

[7] Hubert Wolf: Der >>Syllabus errorum<< (1864). Oder: Sind katholische Kirche und Moderne unvereinbar ? In: Manfred Weitlauff (Hrsg.): Kirche im 19. Jahrhundert. Regensburg 1998, S.115-139, hier: 128.

[8] Wehler: Gesellschaftsgeschichte. S.892.

[9] Otto Pflanze: Bismarck. Der Reichsgründer. München 1997, S.696.

[10] Ebd. S.696 f.

[11] Ebd. S.697

[12] Walter Killy; Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE). Band 10. München 1999. S. 501 f.

[13] Pflanze: Bismarck. S. 698.

[14] DBE: Band 10. S. 525 f.

[15] Rudolf Morsey: Der Kulturkampf. Bismarcks Präventivkrieg gegen das Zentrum und die katholische Kirche. In: Manfred Weitlauff (Hrsg.): Kirche im 19. Jahrhundert. Regensburg 1998. S.163-185, hier: S.163.

[16] Nipperdey: Deutsche Geschichte. S.366.

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Der Kulturkampf unter besonderer Betrachtung der Rolle Bismarcks
Université
LMU Munich  (Institut für Neuere und Neueste Geschichte)
Cours
Die Ära Bismarck
Note
1,7
Auteur
Année
2003
Pages
19
N° de catalogue
V115728
ISBN (ebook)
9783640181247
ISBN (Livre)
9783640181278
Taille d'un fichier
416 KB
Langue
allemand
Mots clés
Kulturkampf, Betrachtung, Rolle, Bismarcks, Bismarck
Citation du texte
Katrin Hugo (Auteur), 2003, Der Kulturkampf unter besonderer Betrachtung der Rolle Bismarcks, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115728

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