“Alles, was mich umgibt, ist würdig, ein großes, respektables Werk versammelter Menschenkraft, ein herrliches Monument, nicht eines Gebieters, sondern eines Volkes. Und wenn auch ihre Lagunen sich nach und nach ausfüllen, böse Dünste über dem Sumpf schweben, ihr Handel geschwächt, ihre Macht gesunken ist, so wird die ganze Anlage der Republik und ihr Wesen nicht einen Augenblick dem Beobachter weniger ehrwürdig sein. Sie unterliegt der Zeit, wie alles, was ein erscheinendes Dasein hat.”
J. W. v. Goethe beschreibt ein Venedig, welches nicht mehr an seine glorreichen Zeiten anknüpfen kann und sich dennoch ehrwürdig von der großen Weltbühne der Politik verabschiedet. Einige Jahrhunderte früher sah die Rolle Venedigs noch ganz anders aus. Im Spätmittelalter, seit dem 12. Jahrhundert, beschreibt Venedig eine der mächtigsten Städte im gesamten Mittelmeerraum. Seine Hegemonialstellung war einzigartig. Kein anderer Stadtstaat hatte solch einen Einfluss auf das Weltgeschehen, wie Venedig. Selbst Rom musste auf das Imperium zugehen. Venedig konnte diese seine Komplexität und Identität vor allem aufgrund des Markuskult konstituieren. Die gesamte strukturelle Integrität fundierte sich auf der Person des Heiligen Markus, dem Apostel der ersten Stunde. Über einen langen Zeitraum perfektionierte die venezianische Obrigkeit, die Führungsschicht diesen Kult bis in das kleinste Detail, machte es zudem, was das Gesamte prägen sollte über Jahrhunderte hinweg. Es soll nun ein Teil dieses Prozesses beschrieben werden, um einen kleinen Einblick in eben diese Komplexität des Kultes zu ermöglichen. Leider reicht der Rahmen dieser Arbeit nicht aus, um au Detail die Geschichte der Stadt zu reflektieren, dennoch soll versucht werden “ein wenig Licht in das Dunkle“ zu bringen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Voraussetzungen und Hintergründe der Entstehung des Markuskultes
- Die Anfänge der "See- Republik"
- Zum heiligen Markus
- Der heilige Markus
- Exkurs: Heiligenverehrung und Reliquienkult
- Die Entstehung der Kommune und die Bedeutung des Patronatsheiligen
- Die kulturelle und politische Entwicklung des Markuskultes in Verbindung mit den Heiligenlegenden
- translatio sancti Marci
- inventio sancti Marci
- praedestinatio sancti Marci
- Politische Legitimation und Religiöses Gemeinschaftshandeln
- Der Doge als politisches oder religiöses Oberhaupt?
- Der venezianische Festkalender und seine Funktion
- Tag des heiligen Markus
- San Marco als Bildthema staatlicher Symbolik
- "Die Markusfahne"
- Münzen und andere Siegbilder
- Zusammenfassung
- Literaturnachweis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung des Markuskultes in Venedig. Ziel ist es, die Bedeutung des Heiligen Markus für die Konstituierung der venezianischen Identität und die enge Verknüpfung von Religion und Politik aufzuzeigen.
- Die Translation der Gebeine des Heiligen Markus nach Venedig als Gründungsmythos der Republik
- Die Rolle des Markuskultes für die politische Legitimation und die Stärkung des venezianischen Selbstverständnisses
- Die Verbindung von Religion und Politik im Markuskult und die Darstellung des Dogen als "Propheten" des Heiligen Markus
- Die Bedeutung des Markuskultes für die kulturelle und politische Entwicklung Venedigs
- Die Verwendung des Heiligen Markus als Bildthema staatlicher Symbolik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung des Markuskultes für die venezianische Identität und die enge Verknüpfung von Religion und Politik dar. Das zweite Kapitel beleuchtet die Voraussetzungen und Hintergründe der Entstehung des Markuskultes, insbesondere die Translation der Gebeine des Heiligen Markus nach Venedig. Es wird die Rolle des Heiligen Markus als Schutzpatron der Stadt und die Bedeutung des Reliquienkultes für die venezianische Identität erläutert. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Entstehung der Kommune und der Bedeutung des Patronatsheiligen. Es wird die enge Verknüpfung von Religion und Politik im Markuskult und die Darstellung des Dogen als "Propheten" des Heiligen Markus hervorgehoben. Das vierte Kapitel analysiert die kulturelle und politische Entwicklung des Markuskultes in Verbindung mit den Heiligenlegenden. Es werden die Legenden der "translatio sancti Marci", "inventio sancti Marci" und "praedestinatio sancti Marci" sowie die politische Legitimation und das religiöse Gemeinschaftshandeln im Markuskult beleuchtet. Das fünfte Kapitel untersucht die Verwendung des Heiligen Markus als Bildthema staatlicher Symbolik. Es werden die "Markusfahne", Münzen und andere Siegbilder als Ausdruck der venezianischen Identität und der Bedeutung des Markuskultes für die politische und kulturelle Entwicklung der Stadt analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Markuskult, die venezianische Identität, die Translation der Gebeine des Heiligen Markus, die enge Verknüpfung von Religion und Politik, die Rolle des Dogen als "Propheten" des Heiligen Markus, die Bedeutung des Markuskultes für die politische Legitimation und die kulturelle Entwicklung Venedigs sowie die Verwendung des Heiligen Markus als Bildthema staatlicher Symbolik.
- Quote paper
- Tobias Zander (Author), 2004, Der Markuskult in Venedig, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115746