Als der Autor Stefan Braunschweig Ende der 1990er Jahre einen Artikel über die Radiolandschaft in Hessen schreiben will, stößt er damit bei Annette Schriefers, Sprecherin der Hessischen Landesanstalt für den privaten Rundfunk (LPR Hessen), auf Verwunderung. Sie entgegnet auf seine Anfrage: „Das wird dann ja wohl eine Kurzgeschichte.“ (Schriefers in Braunschweig 1999: 48). So ist Hessen unter den westdeutschen Bundesländern eines der letzten, das privaten Rundfunk ermöglicht (vgl. Kopper 1992: 518). Mathes und Donsbach beschreiben dies wie folgt: „Die Situation in Hessen […] [ist] durch eine ausgesprochene Tatenlosigkeit gekennzeichnet.“ (Mathes/Donsbach 2003: 572). Doch drauf bezieht sich Frau Schriefers bei ihrer Aussage offensichtlich nicht, denn privat-kommerzieller Rundfunk startet in Hessen zwar spät, aber noch Ende der 1980er Jahre (vgl. Kopper 1992: 518). Zum Zeitpunkt des Erscheinens von Braunschweigs Artikel ist er also seit fast einem Jahrzehnt zulässig. Als sich Frau Schriefers dazu äußert senden zwei privat-kommerzielle Radioprogramme in Hessen über Ultrakurzwelle (UKW): Eines bereits seit neun, das zweite seit rund einem Jahr (vgl. Braunschweig 1999: 48). Doch woraus ergibt sich diese lange Präsenz lediglich eines privat-kommerziellen Radioprogramms auf dem hessischen Markt. Fraglich ist, wie sich dies mit dem Ziel der publizistischen Vielfalt vereinbaren lässt. Publizistische Vielfalt zu erreichen ist nämlich eines der Ziele, dass mit der Einführung privat-kommerziellen Rundfunks angestrebt wird. So zumindest beschreibt es der spätere hessische Ministerpräsident Wallmann im Vorfeld der Einführung. Damals gilt es ihm nach, das „Monopol des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu brechen und der Vielfalt zum Durchbruch zu verhelfen …“ (Wallmann in Scheithauer 1989: 6)
Doch in Hessen bleibt es nicht bei der von Frau Schriefers prognostizierten Kurzgeschichte mit lediglich zwei privat-kommerziellen Radioprogrammen. So gehen anschließend weitere auf Sendung. [...]
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- ENTWICKLUNG DER PRIVATEN RADIOLANDSCHAFT IN HESSEN
- GRUNDLAGEN DES HÖRFUNKS IN HESSEN
- Gründung des Landes Hessen
- Medienpolitische Kompetenzen
- Entwicklung bis zur dualen Rundfunkordnung
- Übertragungstechnik
- Terrestrische Radioübertragung
- Analog-terrestrische Übertragungswege
- Das UKW-Zeitalter
- Digital-terrestrische Radioübertragung
- Bedeutung terrestrischer Übertragungswege
- Kabel- und Satellitentechnik - die Wegbereiter des dualen Rundfunksystems
- Radioübertragung über Satellit
- Radio im Kabelnetz
- Bedeutung der Kabel- und Satellitenübertragung
- Folgen der Fokussierung auf über UKW-Radioprogramme für die Arbeit
- Terrestrische Radioübertragung
- DER WEG ZUM DUALEN RUNDFUNKSYSTEM
- Rundfunkurteile des Bundesverfassungsgerichts
- Bundesdeutsche Kontroversen bis zur Einführung privaten Rundfunks
- Verleger, Wirtschaft und Bundesregierung für privaten Rundfunk
- Technischer Fortschritt und Kontroversen auf dem Weg zum dualen System
- Hessen, das Nachzüglerland
- Hessische Kontroversen bis zur Einführung privaten Rundfunks
- Streit um UKW-Frequenzen vor Einführung privaten Hörfunks in Hessen
- AUFSICHT UND KONTROLLE PRIVATEN RUNDFUNKS IN HESSEN
- Organisation der LPR Hessen
- Aufgaben der LPR Hessen
- ZULASSUNG PRIVATER HÖRFUNKVERANSTALTER
- Zulassungsvoraussetzungen zur Veranstaltung privaten Hörfunks
- Lizenzierbare Programme über UKW
- Privat-kommerzielle Programme über UKW
- Weitere über UKW lizenzierbare Programme
- Lizenzen für privat-kommerzielle Radioprogramme über UKW
- Lizenzierung des landesweiten Radiovollprogramms
- Gesetzliche Anforderungen bei Erstlizenzierung des landesweiten Vollprogramms
- Auswahlgrundsätze bei Lizenzierung des landesweiten Radiovollprogramms
- Bildung und Einigung privatfunkinteressierter Anbietergemeinschaften
- Auswahlentscheidung und deren Begründung
- Modifizierte gesetzliche Anforderungen an das landesweite Hörfunkvollprogramm
- Veränderte Gesellschafterstruktur
- Lizenzierung weiterer privat-kommerzieller Programme über UKW
- Zulassung zur Ausstrahlung über UKW-Stützfrequenzen
- April 1997: UKW-Stützfrequenzen für planet radio
- Januar 1999: UKW-Stützfrequenzen für Klassik Radio
- September 2000: UKW-Stützfrequenzen für SkyRadio und planet radio
- Mai 2003: UKW-Stützfrequenzen für harmony.fm
- Lizenzierung des Informations-Spartenprogramms Wirtschaftsberichtserstattung
- Zulassung zur Ausstrahlung über UKW-Stützfrequenzen
- Vergabe von UKW-Frequenzen ohne Ausschreibung
- In Hessen lizenzierte private UKW-Radioprogramme – eine Einordnung
- Lizenzierung des landesweiten Radiovollprogramms
- PROGRAMM: MÖGLICHKEITEN, TENDENZEN UND UMSETZUNG
- Anforderungen und Wettbewerbsbedingungen für Radioveranstalter
- Programmtypenentwicklung: Differenzierung und Segmentierung
- Einschaltprogramme
- Begleitprogramme
- Trend zur Formatisierung
- Übliche Programmformate in Deutschland
- Melodiöse Popformate
- Jugendformate
- Schlagerformate
- Klassikformate
- Wortformate
- Weitere Formate
- Bedeutung der Formate und der Formatisierung
- Privat-kommerzielle Radioprogramme in Hessen
- Programme der Radio/Tele FFH
- Hit Radio FFH
- Besonderheiten des Programms
- Programmgestaltung
- Programmschema
- Musikformat
- planet radio
- Programmgestaltung
- Programmschema
- Musikformat
- harmony.fm
- Programmgestaltung
- Programmschema
- Musikformat
- Hit Radio FFH
- SkyRadio
- Programmgestaltung
- Programmschema
- Musikformat
- Klassik Radio
- Programmgestaltung
- Programmschema
- Musikformat
- Main FM und Vorgänger
- Gestaltung von Main FM und seiner Vorgänger
- Programmschema von Main FM
- Musikformate
- Programme der Radio/Tele FFH
- Die programmliche Gestaltung der privat-kommerziellen Programme in Hessen - eine Einordnung
- NUTZUNG DER RADIOPROGRAMME IN HESSEN
- FAZIT
- QUELLENANGABEN
- Literaturliste
- Rechtsgrundlagen und Gesetzestexte
- ANHANG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Entwicklung der privaten Radiolandschaft in Hessen. Sie verfolgt das Ziel, die Entstehung und Entwicklung des privaten Hörfunks in Hessen im Kontext der bundesdeutschen Medienpolitik zu analysieren. Dabei werden die wichtigsten Stationen der Entwicklung, die relevanten Akteure und die wichtigsten rechtlichen Rahmenbedingungen beleuchtet.
- Die Entstehung des dualen Rundfunksystems in Deutschland und Hessen
- Die Rolle der Landesmedienanstalt Hessen (LPR) bei der Zulassung und Kontrolle privaten Rundfunks
- Die Entwicklung von Programmformaten und deren Bedeutung für die private Radiolandschaft
- Die Nutzung von Radioprogrammen in Hessen
- Die Herausforderungen und Chancen der privaten Radiolandschaft in Hessen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Grundlagen des Hörfunks in Hessen. Es werden die Gründung des Landes Hessen, die medienpolitischen Kompetenzen und die Entwicklung des Hörfunks bis zur Einführung der dualen Rundfunkordnung dargestellt. Zudem wird die Entwicklung der Übertragungstechnik, insbesondere die Bedeutung des UKW-Zeitalters, beleuchtet.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Weg zum dualen Rundfunksystem in Deutschland und Hessen. Es werden die wichtigsten Rundfunkurteile des Bundesverfassungsgerichts, die bundesdeutschen Kontroversen bis zur Einführung privaten Rundfunks und die spezifischen Entwicklungen in Hessen dargestellt.
Das dritte Kapitel behandelt die Aufsicht und Kontrolle privaten Rundfunks in Hessen. Es werden die Organisation und die Aufgaben der Landesmedienanstalt Hessen (LPR) erläutert.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Zulassung privater Hörfunkveranstalter in Hessen. Es werden die Zulassungsvoraussetzungen, die Lizenzierung von Programmen über UKW und die Vergabe von UKW-Frequenzen dargestellt.
Das fünfte Kapitel analysiert die Programmgestaltung privater Radioprogramme in Hessen. Es werden die Anforderungen und Wettbewerbsbedingungen für Radioveranstalter, die Entwicklung von Programmtypen und die Bedeutung der Formatisierung beleuchtet.
Das sechste Kapitel untersucht die Nutzung von Radioprogrammen in Hessen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Entwicklung der privaten Radiolandschaft in Hessen, die Entstehung des dualen Rundfunksystems, die Rolle der Landesmedienanstalt Hessen (LPR), die Zulassung und Kontrolle privaten Rundfunks, die Entwicklung von Programmformaten, die Nutzung von Radioprogrammen in Hessen sowie die Herausforderungen und Chancen der privaten Radiolandschaft in Hessen.
- GRUNDLAGEN DES HÖRFUNKS IN HESSEN
- Citation du texte
- Oliver Hedderich (Auteur), 2006, Entwicklung der privaten Radiolandschaft in Hessen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115757