Die Freie Wohlfahrtspflege in Deutschland steht aufgrund aktueller Entwicklungen auf
nationaler und europäischer Ebene vor existentiellen Herausforderungen. Seit Verabschiedung
des Pflegeversicherungsgesetzes im Jahr 1994 und der Novellierung des BSHG im Jahr
1996 findet eine „wettbewerbliche Neuformierung einer sozialen Infrastruktur statt“1, eine
neue betriebswirtschaftliche Logik setzt sich zunehmend durch. Auf dem Hintergrund der
Abkehr von der bisherigen Zuwendungsfinanzierung und der Notwendigkeit Leistungs- und
Entgeltvereinbarungen abzuschließen, setzen sich Verbände mit der Frage auseinander, wie
Leistungs- und Qualitätsziele optimal definiert und erreicht werden können. Sie sind dazu
angehalten, Kostenrechnungen prospektiv zu erstellen, um der Forderung nach einer Senkung
der Betriebskosten gerecht zu werden. Soziale Organisationen setzen sich in diesem
Kontext mit Konzepten der Kundenorientierung, Transparenz und Out-Put-Steuerung
auseinander. Öffentlich debattiert werden die Themen Subjektförderung, Nutzersouveränität
und Verbraucherschutz. Nach BOESSENECKER wird sich die Perspektive der Nutzer sozialer
Dienstleistungen dahingehend verändern, dass die eigene Lebensführung verbessert
werden soll bei einem angemessenen Verhältnis von Kosten und Nutzen.
Im Zusammenhang mit der Diskussion um Kostendämpfung in der Eingliederungshilfe
werden neue flexiblere Formen der Leistungsfinanzierung, wie z.B. Fachleistungsstunden
oder Modularisierung stationärer Leistungen diskutiert. Neue Formen der Finanzierung von
Leistungen setzen voraus, dass stationäre Gesamtleistungen in einem nachfrageorientierten
Angebotskatalog differenziert und mit Preisen hinterlegt werden. Insbesondere durch die
Einführung des neuen Steuerungselements ´Persönliches Budget´ nach SGB IX wird eine
stärkere Orientierung an den individuellen Wünschen des Nutzers unabdingbar.
Leistungserbringer müssen Angebote künftig flexibler gestalten, indem diversifizierte
Leistungspakete bereitgestellt werden, die auch als Einzelangebote abrufbar sein können.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Betriebswirtschaftliche Herausforderungen in der Freien Wohlfahrtspflege
- Hauptaufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung
- Aufbau und Verfahren bei Kosten- und Leistungsrechnungen
- Grundlagen der Finanzierung von Einrichtungen der Eingliederungshilfe
- Dokumentation in Einrichtungen der Eingliederungshilfe
- Anforderungen an eine Kosten- und Leistungsrechnung in stationären Einrichtungen
- Aufbau einer Kosten- und Leistungsrechnung an einem praktischen Beispiel
- Beschreibung der Einrichtung
- Benennung von Leistungen
- Erstellen eines Katalogs
- Kostenarten- und Kostenstellenrechnung
- Kriterien zur Auswahl des Verfahrens
- Aufbau einer Kosten- und Leistungsrechnung an einem praktischen Beispiel
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit den Anforderungen an die Kosten- und Leistungsrechnung in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Sie analysiert die betriebswirtschaftlichen Herausforderungen, die sich durch die veränderten Rahmenbedingungen in der Freien Wohlfahrtspflege ergeben, und zeigt auf, wie eine Kosten- und Leistungsrechnung in der Praxis aufgebaut und angewendet werden kann.
- Betriebswirtschaftliche Herausforderungen in der Freien Wohlfahrtspflege
- Aufbau und Verfahren der Kosten- und Leistungsrechnung
- Anforderungen an die Kosten- und Leistungsrechnung in stationären Einrichtungen
- Praktische Anwendung der Kosten- und Leistungsrechnung in einer Einrichtung der Behindertenhilfe
- Relevanz der Kosten- und Leistungsrechnung für die Steuerung und Finanzierung von Einrichtungen der Behindertenhilfe
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die betriebswirtschaftlichen Herausforderungen, denen sich die Freie Wohlfahrtspflege in Deutschland aufgrund aktueller Entwicklungen auf nationaler und europäischer Ebene gegenübersieht. Es wird die Abkehr von der bisherigen Zuwendungsfinanzierung und die Notwendigkeit, Leistungs- und Entgeltvereinbarungen abzuschließen, thematisiert.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Hauptaufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung. Es werden die drei Teilsysteme der Kostenartenrechnung, Kostenstellenrechnung und Kostenträgerrechnung erläutert und ihre Bedeutung für die Steuerung und Kontrolle von Einrichtungen der Behindertenhilfe hervorgehoben.
Das dritte Kapitel widmet sich den Anforderungen an eine Kosten- und Leistungsrechnung in stationären Einrichtungen. Es wird ein praktisches Beispiel einer Einrichtung der Behindertenhilfe vorgestellt und der Aufbau einer Kosten- und Leistungsrechnung anhand dieses Beispiels erläutert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Kosten- und Leistungsrechnung, die Freie Wohlfahrtspflege, die Behindertenhilfe, stationäre Einrichtungen, Leistungsangebote, Finanzierung, Steuerung, Controlling, Betriebswirtschaft, Kostenartenrechnung, Kostenstellenrechnung, Kostenträgerrechnung, Praxisbeispiel, Katalogisierung, Preisfindung, Transparenz, Wirtschaftlichkeit, Effizienz, Qualität.
- Quote paper
- Ute Dahm (Author), 2007, Anforderungen an die Kosten- und Leistungsrechnung in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115898