„Die zweihundertjährige Epoche der böhmischen Reformation war geprägt von einer beständigen religiösen und politischen Auseinandersetzung zwischen hussitischer – später evangelischer – und katholischer Religionspartei. Die Bedeutung und Brisanz dieser konfessionellen Polarität lag nun vor allem darin, daß sie sich verband mit den ständepolitischen Gegensatz zum Herrscher.“ In dieser Arbeit soll es um die allerletzte Phase dieser Dualität zwischen den Konfessionen einerseits und dem Herrscher und den Ständen andererseits gehen.
Dabei werde ich in drei Arbeitsschritten vorgehen. Zum ersten erfolgt eine kontextuelle Einordnung des böhmischen Aufstandes von 1618/19. Ich habe mich dazu entschlossen, diese etwa im Jahre 1608/09 beginnen zu lassen, da die Ausstellung des Majestätsbriefes Rudolfs II. ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg in den Aufstand darstellt und auf diesen immer wieder Bezug genommen wird. Thematisch wäre es sicher noch schlüssiger gewesen, bei Ferdinand I. – dem ersten Habsburger auf dem böhmischen Königsthron – zu beginnen, doch musste ich aus Platzgründen darauf verzichten.
In einem zweiten Schritt werde ich die Gründungsakte der böhmischen Konföderation, die Confoederatio Bohemica von 1619, analysieren. In 100 Artikeln stellen die fünf böhmischen Länder ihre Vorstellung von der Zukunft ihres Landes dar. Es wird sich zeigen, wie sich darin die Gegenwart spiegelt und auch, in welchen Bereichen sich etwas verändern sollte.
Im letzten Teil der Arbeit werde ich in aller Kürze der These nachgehen, ob sich in der Confoederatio Bohemica Gedankengut des Politikwissenschaftlers Johannes Althusius findet, d.h. ich werde im Wesentlichen den Widerstandsartikel 30 der Konföderationsakte mit dem 38. Kapitel der „Politik“ des Althusius vergleichen und auf signifkante Ähnlichkeiten hin überprüfen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ereignisgeschichtliche Einordnung: Böhmen 1608 - 1620
- Die Confoederatio Bohemica
- Die Präambel
- Die 100 Artikel
- Fazit
- Die Confoederatio Bohemica und das Widerstandsrecht bei Althusius
- Fazit
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der letzten Phase der konfessionellen und ständischen Auseinandersetzungen in Böhmen, die zum Aufstand von 1618/19 führte. Sie analysiert den Kontext des Aufstandes, die Gründungsakte der böhmischen Konföderation, die Confoederatio Bohemica, und untersucht, ob sich in dieser Akte Gedankengut des Politikwissenschaftlers Johannes Althusius findet.
- Kontextuelle Einordnung des böhmischen Aufstandes 1618/19
- Analyse der Confoederatio Bohemica und ihrer 100 Artikel
- Vergleich der Confoederatio Bohemica mit dem Widerstandsrecht bei Althusius
- Die Rolle der Konfessionen und der Stände im böhmischen Staat
- Die Bedeutung des Majestätsbriefes Rudolfs II. für den Aufstand
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik und den Aufbau der Arbeit vor. Das erste Kapitel bietet eine detaillierte Einordnung des böhmischen Aufstandes in den Kontext der Ereignisse zwischen 1608 und 1620. Es wird die Rolle des religiösen Konflikts, des Streits zwischen Rudolf und Matthias sowie die Bedeutung des Majestätsbriefes für die Eskalation der Spannungen beleuchtet.
Im zweiten Kapitel wird die Confoederatio Bohemica von 1619 analysiert. Die 100 Artikel der Gründungsakte der böhmischen Konföderation werden untersucht, um die Vorstellung der böhmischen Länder von ihrer Zukunft zu verstehen.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Frage, ob sich in der Confoederatio Bohemica Gedankengut des Politikwissenschaftlers Johannes Althusius findet. Hierbei wird der Widerstandsartikel 30 der Konföderationsakte mit dem 38. Kapitel der "Politik" des Althusius verglichen.
Schlüsselwörter
Böhmischer Ständeaufstand, Confoederatio Bohemica, Majestätsbrief, Religionsfreiheit, Konfessionen, Stände, Johannes Althusius, Widerstand, Politik, Habsburger, Rudolf II., Matthias, Böhmen, Mähren, Schlesien.
- Quote paper
- Hanna Brommer (Author), 2007, Der böhmische Ständeaufstand 1618/19, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116051