Im Jahre 2007 wurde von der EU eine, den modernen technischen Standards angepasste, Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste (AVMSD) ins Leben gerufen. Insbesondere ein Element sorgt sowohl bei der alten, als auch der neuen Fassung für große Diskussionen. Die AVMSD legt in Artikel 3j (bei der Fernsehrichtlinie von 1997 Artikel 3a) Bedingungen fest, mit denen sichergestellt werden soll, dass die Öffentlichkeit Ereignisse, denen eine erhebliche gesellschaftliche Bedeutung beigemessen wird, in einer frei zugänglichen Fernsehsendung verfolgen kann. Zu diesem Zweck kann jeder Mitgliedstaat eine Liste der Ereignisse aufstellen, die unverschlüsselt übertragen werden müssen, selbst wenn Pay-TV-Sender die Exklusivrechte erworben haben.
Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass insbesondere große
Sportveranstaltungen zu diesen Ereignissen mit erheblicher
gesellschaftlicher Bedeutung gezählt werden.
Mehr als 18 Jahre sind seit der Einführung von „Fernsehen ohne
Grenzen“ vergangen. Die TV-Landschaft in Europa, speziell die
Sportberichterstattung und der damit verbundene Sportrechtemarkt,
hat sich aufgrund dieses Beschlusses verändert. Die Reichweite der
EU-Fernsehrichtlinie umfasst sowohl geographische, sozio-kulturelle, als vor allem auch wirtschaftliche Dimensionen. Dieser Umstand lässt eine strukturierte Betrachtung und Aufarbeitung der Geschehnisse auf dem audiovisuellen Markt der Sportberichterstattung in Europa als Notwendigkeit erscheinen.
Wie hat sich die Fernsehrichtlinie im Laufe der Jahre entwickelt?
Welche EU-Staaten sehen es überhaupt als notwendig an, eine
Schutzliste mit öffentlich frei empfangbaren Sportereignissen zu
erstellen und beim Europäischen Parlament einzureichen? Welchen
Sportereignissen wird eine erhebliche gesellschaftliche Bedeutung
beigemessen? Wie stellen sich die damit verbundenen Auswirkungen
auf den Fernsehmärkten dar? Was bedeutet die Richtlinie für die
Sportrechtevermarkter, die Rechteinhaber, die öffentlichen
Rundfunkanbieter und das Pay-TV? Dem interessierten Betrachter
dieser Entwicklung stellen sich die unterschiedlichsten Fragen. Die vorliegende Arbeit soll Ansätze und Hintergrundinformationen zur Beantwortung dieser Fragen liefern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung und Relevanz der Arbeit
- Forschungsstand
- Vorgehensweise
- Rechtsgrundlagen zur Europäischen Sportpolitik
- Das EU-Recht
- Die EU-Politik und der Sport
- Der neue Sportartikel im EU-Reformvertrag von Lissabon
- EU-Wettbewerbs- und Medienpolitik
- Die Europäische Wettbewerbspolitik
- Die Europäische Medienpolitik
- Die Akteure der Europäische Medienpolitik
- Die Kommission
- Der Ministerrat
- Das Europäische Parlament
- Der Europarat
- Die Instrumente der Europäischen Medienpolitik
- Chronologie der EU-Fernsehrichtlinien
- Eckdaten
- Die Entstehungsgeschichte der EU-Fernsehrichtlinie
- Inhalte der Richtlinie „Fernsehen ohne Grenzen“ von 1989
- Allgemeiner Grundsatz
- Quotenregelung
- Werbung
- Jugendschutz
- Recht auf Gegendarstellung
- Novellierung der Fernsehrichtlinie 1997
- Rechtshoheit
- Ereignisse von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung
- Teleshopping
- Jugendschutz
- Die neue Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste (AVMSD)
- Lineare und nicht-lineare Dienste
- Herkunftslandprinzip und Rechtshoheit
- Werbung
- Produktplatzierung (engl. „product placement“)
- Weitere Regelungen
- Die TV-Schutzlisten der EU-Staaten
- Tabellarischer Überblick aller Schutzlisten und deren Inhalte
- Gesamtübersicht
- Einzelübersicht
- Vergleich und Analyse der Schutzlisten der Nationen Deutschland, Österreich und UK
- Begründung der Auswahl
- Festlegung der Vergleichskriterien
- Vergleich der Schutzlisteninhalte
- Analyse aus geographischer Sicht
- Deutschland
- Österreich
- Vereinigtes Königreich
- Sozio-kultureller und sporthistorischer Einfluss
- Deutschland
- Österreich
- Vereinigtes Königreich
- Medialer Einfluss am Beispiel des deutschen TV-Marktes
- Fernsehen in Deutschland
- SPORT+MARKT-Studie: Die beliebtesten TV-Sportarten in ausgewählten europäischen Ländern
- Untersuchungsmethodik
- Untersuchungsergebnisse
- Zusammenfassende Bewertung der Untersuchungsergebnisse
- Ökonomische Aspekte der Schutzlistenregelung
- Allgemeine ökonomische Aspekte
- - Wirkungen auf die Wohlfahrt
- Top-Sport als TV-Premium Content
- Exklusivität von Fernsehrechten bei Sportereignissen
- Pay-TV Exklusivität
- Free-TV Exklusivität
- Erlöse und Effizienz bei Free- und Pay-TV
- Politische Argumentationen zur Existenz von Schutzlisten
- Informationsfreiheit
- Meritorische Aspekte (inkl. externer Effekte)
- Kompensation staatlicher Subventionen
- Fazit der ökonomischen Betrachtung
- Theoretischer Rahmen der Experteninterviews
- Begründung für die Durchführung der Experteninterviews
- Interviewkriterien
- Auswahl der Interviewpartner
- Art des Interviews
- Entwicklung des Fragebogens
- Interviewverlauf
- Expertenmeinungen zu den Auswirkungen der EU-Schutzlistenregelung für den deutschen Markt
- Experten-Meinungsspiegel zur EU-Schutzlistenregelung
- Diskussion und Bewertung der Interviewergebnisse
- SWOT-Analyse
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit analysiert die Umsetzung der Fernsehrichtlinie der Europäischen Union im Bereich des Sports, insbesondere auf dem deutschen Markt. Die Arbeit untersucht die rechtlichen Rahmenbedingungen, die ökonomischen Auswirkungen und die medialen Einflussfaktoren der Schutzlistenregelung.
- Die rechtlichen Grundlagen der EU-Fernsehrichtlinie
- Die ökonomischen Folgen der Schutzlistenregelung für den Sport und den Medienmarkt
- Die mediale Relevanz von Sportereignissen im deutschen Fernsehen
- Die Rolle der Expertenmeinung zur EU-Schutzlistenregelung
- Die Herausforderungen und Chancen der EU-Fernsehrichtlinie für den deutschen Sport
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Fragestellung und Relevanz der Diplomarbeit ein, beleuchtet den Forschungsstand und skizziert die Vorgehensweise. Kapitel 1 behandelt die Rechtsgrundlagen der Europäischen Sportpolitik, einschließlich des EU-Rechts und der EU-Politik im Bereich des Sports. Kapitel 2 analysiert die Chronologie der EU-Fernsehrichtlinien, beginnend mit der Richtlinie „Fernsehen ohne Grenzen“ von 1989 und ihren späteren Novellierungen, einschließlich der neuen Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste (AVMSD). Kapitel 3 beleuchtet die TV-Schutzlisten der EU-Staaten, indem es einen tabellarischen Überblick aller Schutzlisten und deren Inhalte bietet. Kapitel 4 vergleicht und analysiert die Schutzlisten der Nationen Deutschland, Österreich und UK. Kapitel 5 untersucht die ökonomischen Aspekte der Schutzlistenregelung, einschließlich der Auswirkungen auf die Wohlfahrt, die Exklusivität von Fernsehrechten und die Effizienz von Free- und Pay-TV. Kapitel 6 befasst sich mit den politischen Argumentationen zur Existenz von Schutzlisten, einschließlich der Aspekte Informationsfreiheit, meritorische Aspekte und Kompensation staatlicher Subventionen. Kapitel 7 beschreibt den theoretischen Rahmen der Experteninterviews. Kapitel 8 analysiert die Expertenmeinungen zu den Auswirkungen der EU-Schutzlistenregelung für den deutschen Markt. Kapitel 9 fasst die Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.
Schlüsselwörter
EU-Fernsehrichtlinie, Sportpolitik, Schutzlisten, Medienmarkt, Fernsehrecht, Wettbewerbspolitik, Medienpolitik, Ökonomische Auswirkungen, Expertenmeinung, deutscher Markt, Sportveranstaltungen, Fernsehrechte, Free-TV, Pay-TV, Informationsfreiheit, Meritorische Aspekte, Subventionen.
- Citation du texte
- Sascha Fabian (Auteur), 2008, Medienpolitik und Sport - Eine Analyse der Umsetzung der Fernsehrichtlinie der Europäischen Union unter besonderer Berücksichtigung des deutschen Marktes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116151