Zielsetzung dieser Arbeit ist es, dazulegen, ob die Marktteilnehmergruppe der Leerverkäufer zurecht von den Investoren und Aufsichtsgremien größtenteils kritisch betrachtet werden oder ob auch dieser Gruppe eventuell eine wichtige Aufgabe am Kapitalmarkt zukommt.
Die Wirecard AG war einst ein aufstrebender deutscher Börsenliebling, welcher im Bereich der digitalen und internationalen Zahlungsabwicklung tätig war. Bereits im Jahr 2008 gab es erste Anschuldigungen und Vermutungen, welche auf das intransparente Geschäftsgebaren seitens der Wirecard AG aufmerksam machten. Immer wieder wurden neue Informationen und Vorwürfe der Öffentlichkeit zugeführt, welche dann im Jahr 2020 in dem Insolvenzantrag der Wirecard AG mündeten. Im Kern der Anschuldigungen ging es um die Manipulation und das bewusste Aufblähen der Bilanzen durch das Management der Wirecard AG, welche ihren Höhepunkt in dem Nachweis des Fehlens von Barmitteln in Höhe von rund 1,9 Milliarden Euro fand.
Während solche Skandale, wie im Fall Wirecard, das Vertrauen der Anleger in die Finanzmärkte nachhaltig schädigen und zu signifikanten Verlusten führen können, ist solch ein Umstand für die sogenannten Leerverkäufer eine optimale Ausgangssituation. Dabei sind Leerverkäufe kein Phänomen der modernen Zeit. Bereits im siebzehnten Jahrhundert unternahm der niederländische Händler Isaac Le Maire den historisch ersten dokumentierten Leerverkauf. Um Geld einzusammeln, verkaufte dieser mehr Aktien als er eigentlich besaß. Das dieses Vorgehen kurz darauf zunächst börsenrechtlich verboten wurde, verdeutlicht die Brisanz des Themas. Da die Aktivität der Leerverkäufer in den vergangen Jahrzehnten immer weiter zugenommen hat, geraten diese auch immer mehr in die Ungnade der sonstigen Marktteilnehmer. Häufig werden stark fallende Kurse einzelner Titel mit Leerverkäufern und ihrem zusätzlich aktivistischen Verhalten in Zusammenhang gebracht. Insbesondere zu Zeiten von Finanzkrisen und den damit einhergehenden Schwierigkeiten an den Finanzmärkten geraten Leerverkäufe vermehrt in die Kritik und werden durch zusätzliche bzw. neue Gesetze in ihrem Handeln eingeschränkt
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Grundlagen von Leerverkäufen auf dem Kapitalmarkt
- 2.1 Definition von Leerverkäufen
- 2.2 Der Mechanismus von Leerverkäufen an den Kapitalmärkten
- 2.3 Gedeckte und ungedeckte Leerverkäufe
- 2.3.1 Gedeckte Leerverkäufe
- 2.3.2 Ungedeckte Leerverkäufe
- 2.4 Der unterstützende Einfluss von Leerverkäufen für die Kapitalmärkte
- 2.4.1 Einsatzgebiete
- 2.4.2 Effizienz des Marktes und Short-Selling
- 2.5 Negativer Einfluss von Leerverkäufen und deren Risiken
- 2.5.1 Erfüllungsrisiken durch ungedeckte Leerverkäufe
- 2.5.2 Marktmissbrauch
- 2.5.3 Verlustrisiken durch Leerverkäufe
- 3 Europaweiter und einheitlicher Regulierungsansatz im Rahmen der Offenlegung
- 4 Wirecard AG - Eine Chronologie
- 5 Empirische Analyse von Leerverkäufen bei der Wirecard AG
- 5.1 Auswertung der Leerverkäufe auf die Wirecard AG
- 5.2 Die 10 größten Leerverkäufer der Wirecard AG
- 5.3 Vergleich der Wirecard AG mit ausgewählter Peer-Group
- 6 Eventstudie
- 6.1 Datengrundlage und Methodik
- 6.2 Die Ergebnisse der Eventstudie
- 6.3 Limitationen und Alternativen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit analysiert empirisch die Rolle von Leerverkäufen im Wirecard-Skandal. Ziel ist es, den Einfluss von Leerverkäufen auf die Entwicklung des Aktienkurses der Wirecard AG zu untersuchen und den Beitrag von Short-Sellern zum Aufdecken von Unstimmigkeiten und Manipulationen im Unternehmen zu beleuchten.
- Definition und Funktionsweise von Leerverkäufen
- Regulierung und ethische Aspekte von Leerverkäufen
- Chronologie des Wirecard-Skandals
- Empirische Analyse der Leerverkäufe bei Wirecard
- Bewertung des Einflusses von Leerverkäufen auf den Aktienkurs
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung - Einführung in das Thema Leerverkäufe im Kontext des Wirecard-Skandals und Zielsetzung der Arbeit.
- Kapitel 2: Grundlagen von Leerverkäufen auf dem Kapitalmarkt - Definition, Mechanismus, Regulierung, Chancen und Risiken von Short-Selling.
- Kapitel 3: Europaweiter und einheitlicher Regulierungsansatz im Rahmen der Offenlegung - Diskussion der Regulierung von Leerverkäufen in der EU.
- Kapitel 4: Wirecard AG - Eine Chronologie - Darstellung des zeitlichen Verlaufs des Wirecard-Skandals und der wichtigsten Ereignisse.
- Kapitel 5: Empirische Analyse von Leerverkäufen bei der Wirecard AG - Analyse der Leerverkäufe auf die Wirecard AG, Identifizierung der wichtigsten Short-Seller und Vergleich mit anderen Unternehmen.
- Kapitel 6: Eventstudie - Untersuchung des Einflusses von Leerverkäufen auf den Aktienkurs der Wirecard AG mithilfe einer Eventstudie.
Schlüsselwörter
Leerverkäufe, Short-Selling, Wirecard, Aktienkurs, Kapitalmarkt, Finanzskandal, Regulierung, Marktmissbrauch, Eventstudie, empirische Analyse.
- Citar trabajo
- Tobias Rieling (Autor), 2021, Leerverkäufe im Fall Wirecard AG. Grundlagen von Leerverkäufen auf dem Kapitalmarkt, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1161655