Scientology als eine neue junge Religion oder eine Sekte. Was unterscheidet Scientology von den Christen?

Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Entstehung der ‚Scientology-Kirche ‘ und deren Inhalte

3. Die neue ‚Religionsgemeinschaft‘ Scientology und Unterschiede zum Christentum
3.1 Scientology ist keine Religionsbewegung.
3.2 Scientology als Buddhistische Interpretation

4. Fazit: Scientology eine Sekte in der Mitte der Gesellschaft

Literaturverzeichnis

Anhang: Persönliches Onlinetestergebnis des Auditing

1. Einführung

Die Scientology-Organisation ist die bekannteste Sekte nach den Zeugen Jehovas, was nicht nur Tom Cruise geschuldet ist. Einige Aussteiger berichten von unwürdigen Bedingungen in der ‚Gemeinde‘ . In dieser Arbeit soll untersucht werden, was Scientology ausmacht und wie genau sich ein Scientologe oder eine Scientologin von einem Christen oder Christin unterscheidet. Zudem soll ein Blick darauf geworfen werden, ob es sich dabei um eine Sekte oder nur ein gut geführtes Unternehmen handelt.

Vor diesem Hintergrund soll die vorliegende Arbeit folgende Frage beantworten: Ist Scientology eine neue, junge Religion oder eine Sekte – was unterscheidet Scientology von den Christen?

Im ersten Abschnitt wird zunächst die Organisation Scientology beschrieben und das Phänomen selbst näher beleuchtet. Auch wird der Frage nachgegangen, wie die Gruppierung entstanden ist. Danach wird vor diesem Hintergrund untersucht, wie genau sie sich vom Christentum unterscheidet und ob sie eine religiöse Organisation ist. Zum Schluss soll geklärt werden, ob Scientology eine Sekte ist und welche Faktoren dafür erfüllt werden müssen.

2. Entstehung der ‚Scientology-Kirche‘ und deren Inhalte

Die Scientology-Bewegung entstand durch den Gründer und Autor Lafayette Ronald Hubbard. In diesem Kapitel werden zunächst die Entstehung und der Glaube der Organisation näher betrachtet, um im weiteren Verlauf die Forschungsfrage beantworten zu können .

Der Science-Fiction-Autor Hubbard wurde 1911 in den USA geboren und veröffentliche 1950 sein Buch „Diantek“¹. Dieses gilt bis heute als das wesentlichste Buch innerhalb Scientology, da es den Grundstein für die Bewegung gelegt hat. Von Vorteil war, dass damals Science-Fiction in der Gesellschaft ein gern gesehenes Genre war, weshalb das Buch teilweise Anklang fand. Hubbard beschreibt darin, er habe erkannt, dass sogenannte „Engramme“² uns unbewusst negativ beeinflussen können.³ Nach der eigenen Definition des Autors führen diese zu negativen Erinnerungsinhalten.⁴ Engramme gilt es daher zu bekämpfen und zu entfernen, um glücklich zu sein. Scientology wirbt auch deswegen mit dem Slogan: „Wir nutzen nur 10 % unseres geistigen Potenzials.“ [EWZ online Text] Um Engramme zu löschen, müssen laut Hubbard vier Dynamiken (Stufen) bewältigt werden, die lassen sich auch nur durch Kurse bewältigen, die man besuchen muss. Nach jedem abgeschlossen Kurs folgt ein weiterer Kurs, in dem die nächste Dynamik mit Hilfe von Scientologen bewältigt werden soll.⁵ Die erste Stufe, die Selbst-Dynamik, beschreibt den Drang des Individuums als eine Art Triebkraft des menschlichen Lebens.⁶ Die zweite Dynamik, die Sex-Dynamik, ist der Drang des Menschen, als künftige Generationen zu überleben. Dies bezieht auch das Aufziehen von Kindern mit ein.⁷ Die dritte Dynamik, die als Gruppen-Dynamik bezeichnet wird, ist dafür verantwortlich, Menschen ihr Dasein in einer Gruppe leben.⁸ Die vierte Dynamik ist der Drang zu überleben. Während manche Nationen oder einzelne Personen in der dritten Dynamik verharren, bildet die vierte quasi das Ziel, das die Scientologen erreichen möchten.⁹ Aber in Hubbards Theorie wird deutlich erwähnt, dass nicht alle Menschen gleich sind. Dies wird durch das Wort ‚Rassen‘ anschaulich beschrieben. Nach Hubbards Ansicht gelangen nicht alle Rassen in die vierte Dynamik. Hubbard teil so die Menschen in zwei Klassem ein und behandelt sie nicht gleich. Dies ist wiederum rassistisch und diskriminierend erscheint, auch wenn dies nicht explizit so äußert. Auch wird deutlich gemacht, dass der gesamte Weg gescheitert ist, wenn nur eine Dynamik nicht überwunden wird. Der Gläubige muss demnach sein Verhalten so ändern, dass er alle Stufen bewältigen kann. Erst dann kann er ein geistiges Wesen¹⁰ werden.

Hubbard selbst spricht zwar von vier Dynamiken, aber im Laufe der Zeit kamen vier weitere dazu, sodass nun insgesamt acht Dynamiken existieren.¹¹ Heutige Forscher-/innen nehmen an¹², dass die Dynamiken noch nicht vollständig sind, da die Verantwortlichen immer nur eine begrenzte Anzahl der Dynamiken aus Hubbards Büchern preisgeben, weswegen aktuell „die Brücke der Freiheit“ in der Mitte endet und somit der erwünschten „Clear-Zustand“¹³ nicht erreicht werden kann. Darüber hinaus darf kein Scientologe alle Schriften lesen oder kennen, weswegen auch schwer einzuschätzen ist, wie viele Dynamiken es in Wahrheit gibt. Selbst hochrangige Scientologen dürften nicht alle Texte kennen. Daher ist es wahrscheinlich, dass in den nächsten Jahren noch weitere Dynamiken dazukommen. Außerdem verspricht Scientology eine leichte Antwort auf die Frage was nach dem Tod geschehen würde. Hubbard vermischt den Wunsch nach Vollkommenheit wie im Buddhismus und den Wunsch nach klarer Vorstellung wie in der Wissenschaft. So kam Hubbard zu seinem „Welterklärungs-Mythos“.¹⁴ Anders als in den Weltreligionen sind Scientologen der Ansicht, dass nicht Gott die Welt erschaffen hat, sondern „das Theta “.¹⁵

Aber die Lehren, die Hubbard beschreibt, sind nicht durch eine Offenbarung oder den Kontakt mit einem göttlichen Wesen entstanden, sondern rein aus seiner persönlichen Erkenntnis. Diese hat den Anspruch, den Menschen die ‚wahre Erkenntnis‘ zu bringen. Dieses Ziel haben im Grunde auch die Weltreligionen, aber nach seiner Auffassung beantworten die etablierten Religionen es nur unzureichend.

Ein weiterer Aspekt ist das Auditing-Verfahren, das Hubbard beziehungsweise die Scientology-Bewegung entwickelt hat. Dieses soll nach dem Verständnis von Hubbard und der Erklärung der Homepage von Scientology Deutschland dazu dienen, das „spirituelle Unvermögen“ aufzulösen, um dadurch die persönlichen Fähigkeiten zu steigern, um dann das angebliche volle geistige Potenzial zu erreichen.¹⁶ Auf der Homepage kann der Test kostenlos durchgeführt werden. Dazu müssen zweihundert Fragen beantwortet werden. Diese Anzahl an Fragen soll ein exaktes Ergebnis liefern. Die Antwortmöglichkeiten beschränken sich auf ‚Ja‘, ‚Vielleicht‘ oder ‚Nein‘.

[...]

¹ Dr. Fincke, Andreas (Hg.), Scientology- Gründer Hubbard und der Kultur der Macht, URL: https://www.evangelisch.de/inhalte/104040/13-03-2011/scientology-gruender-hubbard-und-der-kult-der-macht (25. September. 2021).

² „Diese Engramme sind vollständige, bis ins kleinste Detail gehende Aufzeichnungen von allen Wahrnehmungen, die in einem Augenblick teilweiser oder vollständiger „Bewusstlosigkeit“ vorhanden waren.“ (Homepage)

³ Dr. Fincke, Andreas (Hg.), Scientology- Gründer Hubbard und der Kultur der Macht

⁴ Man wird von einem Hund gebissen, dieser Biss löst einen Schmerz aus, in der Nähe läuten die Kirchenglocken und aus der Küche kommt der Duft von gebraten Zwiebeln. Nun würde der unbewusste Abschnitt des Verstands die Situation falsch abspeichern: Das Bild von Hund verknüpft mit dem Zwiebelduft und dem Läuten der Kirchenglocken und das führt zu einem Schmerzreflex (irrationale Gleichstellung führt zu den Engrammen). Vgl.: Williams, Gerald, Die wunderbare Welt der Sekten, S. 234.

⁵ Diringer, Arnd, Die Brücke zur völligen Freiheit? Organisationsstruktur, Dogmatik und Handlungspraxis der Scientology- Organisation, in EZW 188 (2007), S. 7-115.

⁶ Diringer, Arnd, Die Brücke zur völligen Freiheit? Organisationsstruktur, Dogmatik und Handlungspraxis der Scientology- Organisation

⁷ Vgl. Ebd.

⁸ Vgl. Ebd.

⁹ Diringer, Arnd, Die Brücke zur völligen Freiheit? Organisationsstruktur, Dogmatik und Handlungspraxis der Scientology- Organisation

¹⁰ Scientology (Hg.), Ist der Mensch ein geistiges Wesen?, URL: https://www.scientology-duesseldorf.org/faq/scientology-beliefs/is-man-a-spirit.html (24. September. 2021).

¹¹ Die fünfte Dynamik wird beschrieben als die Dynamik der Lebewesen, die darauffolgende Dynamik bezeichnet „den Drang des Daseins“. Die siebte und vorletzte Dynamik ist die geistige Dynamik worauf auch die achte Dynamik „Überleben durch die Unendlichkeit aufbaut. (Diringer, Arnd, Die Brücke zur völligen Freiheit? Organisationsstruktur, Dogmatik und Handlungspraxis der Scientology- Organisation)

¹² Diringer, Arnd, Die Brücke zur völligen Freiheit? Organisationsstruktur, Dogmatik und Handlungspraxis der Scientology- Organisation

¹³ Voltz, Tom, Scientology und (k) ein Ende, Düsseldorf 1995, S. 41-90

¹⁴. Haak, Friedrich-Wilhelm, Scientology. Magie des 20. Jahrhunderts, München1 1982, S. 261-279.

¹⁵ Haak, Friedrich-Wilhelm, Scientology. Magie des 20. Jahrhunderts.

¹⁶ Scientology (Hg.), Was ist Scientology?, URL: Was ist Scientology? | Scientology Kirche Düsseldorf e.V. (scientology-duesseldorf.org), (26. September. 2021).