Retail Clinics. Leistungsaspekte, Kunden- und Finanzmanagement sowie Übertragbarkeit in das deutsche Gesundheitswesen


Hausarbeit, 2021

27 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 KONZEPTIONELLE BEZUGSRAHMEN
1.1 Ansatz zur Analyse von Organisationen des Gesundheitswesens
1.2 Analyse nach Sachfunktionen

2 GRUNDLEGENDE ASPEKTE VON „RETAIL CLINICS“
2.1 Definition „retail clinics“
2.2 Entwicklung und Marktsituation

3 LEISTUNGSMANAGEMENT VON „RETAIL CLINICS“
3.1 Strukturqualität
3.2 Umfang der Leistungserbringung

4 KUNDENMANAGEMENT VON „RETAIL CLINICS“
4.1 Beschreibung der Zielgruppe
4.2 Formulierung Hinweisschild
4.3 Wettbewerbsvorteilsstrategien

5 FINANZMANAGEMENT VON „RETAIL CLINICS“
5.1 Erlössystematik
5.2 Kostenstruktur von „retail clinics“

6 ÜBERTRAGUNG DES KONZEPTS „RETAIL CLINICS“ IN DAS DEUTSCHE GESUNDHEITSWESEN
6.1 Chancen und Schwierigkeiten der Konzeptübertragung
6.2 Akteure bei der Umsetzung
6.3 Vergleichbare Konzepte in Deutschland

7 LITERATURVERZEICHNIS

8 ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS
8.1 Abbildungsverzeichnis
8.2 Tabellenverzeichnis

1 Konzeptionelle Bezugsrahmen

1.1 Ansatz zur Analyse von Organisationen des Gesundheitswesens

Es existieren unterschiedliche Ansätze zur Analyse von Organisationen des Gesundheits­wesens. Aus unternehmerischer Perspektive existiert neben der „Analyse der Sachfunk­tion“ noch der sogenannten „Geschäftsmodellansatz“. Der Geschäftsmodellansatz be­steht aus fünf Teilmodellen. In Tabelle 1 wird der Geschäftsmodellansatz anhand dieser fünf Teilmodelle kurz vorgestellt.

Tabelle 1: Teilmodelle des Geschäftsmodellansatzes (eigene Darstellung, Inhalt in Anlehnung an Dietrich & Moller, 2013)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.2 Analyse nach Sachfunktionen

Im Rahmen der Analyse der Sachfunktionen werden in dieser Aufgabe speziell die Teil­bereiche Leistungsmanagement, Kundenmanagement und Finanzmanagement bezüglich deren Freiheitsgrade für niedergelassene Ärzte in Deutschland verglichen. In allen drei Fachbereichen wird ein gesetzlich struktureller Rahmen vorgegeben, wodurch sich in Deutschland niedergelassene Ärzte an bestimmte Vorschriften und Regeln halten müssen. Im Rahmen der Struktur der ambulanten ärztlichen Versorgung etwa besitzen Vertrags­ärzte in Zusammenschluss mit den 17 kassenärztlichen Vereinigungen eine Monopolstel­lung auf die ambulante Versorgung in Deutschland (Gerlinger & Burkhardt, 2014). Die kassenärztlichen Vereinigungen unterstehen der Aufsicht des für das jeweilige Bundes­land zuständige Landesgesundheitsministerium (Antwerpes, 2016). In diesem Zusam­menhang regelt etwa der §76 SGB V die für Patienten freie Wahl sich unter allen nieder­gelassenen Vertragsärzten für eine Behandlung entscheiden zu können. Die Zulassungs­verordnung für Vertragsärzte sowie die Paragrafen 95 bis 98 SGB V geben den struktu­rellen Rahmen für die Zulassung von Vertragsärzten vor (Gerlinger & Burkhardt, 2014). An diesen Beispielen soll verdeutlicht werden, inwieweit Vorschriften und Regeln für in Deutschland niedergelassene Ärzte greifen. Inwieweit es gewisse Freiheiten im Rahmen aller Vorgaben gibt, soll hier anhand oben genannter Teilbereiche erläutert werden.

Der Teilbereich „Kundenmanagement“ bietet im Vergleich zu den beiden anderen Teil­bereichen die für in Deutschland niedergelassenen Ärzte die meisten Freiheitsgrade. Auch wenn der Ärztekodex primär das Wohlergehen der Patienten im Sinn hat, so muss eine Arztpraxis wie ein Wirtschaftsunternehmen geleitet werden, um sich auf dem Ge­sundheitsmarkt zu etablieren (Schwenk & Wolter, 2011). Im Rahmen dessen spielt das Kundenmanagement insoweit eine Rolle, als das rechtliche Rahmenbedingungen Patien­ten unter anderem vor berufswidriger Werbung schützen sollen. Hierunter zählen bei­spielsweise Behauptungen, wie etwa das Patienten in einer bestimmten Arztpraxis am besten medizinisch Versorgt werden, da diese Praxis doch angeblich unangefochten an der Spitze der Arztpraxen steht (Kock, 2013). Jedoch ist es den Ärzten freigestellt, sich umfangreiches Fachwissen im Bereich Marketing anzueignen, um etwa Strukturen zur Qualitätsverbesserung und Kundenbindung zu entwickeln. So können beispielsweise durch gezielte Marketingmaßnahmen bestimmte Zielgruppen aus dem Patientenpool de­finiert werden, welche hauptsächlich in der Praxis behandelt werden sollen und wodurch womöglich am meisten Umsatz generiert werden kann. Die Ausgestaltung der Marke- tingkonzeption und Marketingkompetenz stellt für niedergelassene Ärzte also einen enor­men Freiheitsgrad dar, solange sich bei der Umsetzung an geltende rechtliche Rahmen­bedingungen gehalten wird.

Im Bereich des Leistungsmanagements haben Ärzte zwar eine Wahl im Rahmen der Nie­derlassungsart, etwa ob sie sich in einer Gemeinschaftspraxis oder einer eigenen Praxis niederlassen. Dies wird jedoch durch strikte staatliche Voraussetzungen, etwa einer be­nötigten Approbation, reguliert. Ebenso gelten hier die oben bereits erwähnten Voraus­setzungen für Vertragsärzte der kassenärztlichen Vereinigungen. Dies schränkt die in Deutschland tätigen Ärzte beispielsweise bei der Niederlassungswahl also zum Teil ein, da mehrere Formalkriterien eingehalten werden müssen. Im Finanzmanagement haben die Freiheitsgrade der Ärzte am wenigsten Spielraum, da die Vergütung und Honorarver­teilung beispielsweise durch die Gebührenordnung für Ärzte strikt geregelt ist, wonach die finanziellen Mittel aus dem „Geldtopf“ der gesetzlichen Versicherungen nach strin­genten Berechnungen auf alle Ärzte verteilt werden (Peters und Feldmann, 2013). Zwar können Ärzte über individuelle Gesundheitsleistungen (kurz: IGeL), wie beispielsweise die Messung des Augeninnendrucks im Zusammenhang einer Glaukom-Früherkennung, zusätzliche Einnahmen generieren (Pick, 2021), jedoch basieren die Haupteinnahmen vieler Praxen auf oben genannte Vergütungs-, und Honorarverteilungsvorgaben.

Somit sollten sich Ärzte im Rahmen der Freiheitsgrade eher an den Teilbereich des „Kun­denmanagements“ orientieren, um eine finanziell erfolgreiche Praxis zu führen.

2 Grundlegende Aspekte von „retail clinics“

2.1 Definition „retail clinics“

Farlex und Partner definierten im Jahre 2009 den Begriff „retail clinics“ auf der Home­page Medical Dictionary wie folgt: „ An outpatient clinic located in a grocery, drug store, retail store, or supermarket. It provides a focused range of protocol-driven health care services, such as the treatment of minor illnesses or injuries, and the administration of vaccinations. “ (Farlex and Partners, 2009).

Demnach sind „retail clinics“ kleine ambulante Einrichtungen mit einer Fläche von ca. 18-45 Quadratmetern Fläche (Scott, 2007), welche sich meist angegliedert in Supermärk­ten, Apotheken oder Kaufhäusern befinden und in welcher sich innerhalb weniger Minu- ten um leichte Beschwerden wie Husten, leichten Sonnenbrand oder Durchfall der Pati­enten gekümmert wird (Gerste, 2007). Meist wird ein verhältnismäßig günstiger Preis (ca. 40$-70$) für die Behandlung gezahlt, jedoch übernimmt die Behandlung in der Regel eine ausgebildete Krankenschwester („Nurse Practitioner“ genannt) oder Arzthelfer/In- nen, jedoch keine studierten Ärzte (Gerste, 2007). In einigen Bundesstaaten der USA for­dert die Gesetzgebung zumindest eine Kooperation mit einem Arzt (Gerste, 2007). Die Kooperation, also die „ärztliche Überwachung“ kann dabei auch telefonisch erfolgen (Scott, 2006). Das Personal in „retail clinics“ nutzt eine spezielle Software, welche als eine Art Checkliste für die zu behandelnden Beschwerden dient (Scott, 2006). Der „retail“ Aspekt bezeichnet also die Eingliederung solcher Institutionen in Geschäfte des täglichen Bedarfs wie etwa Kaufhäuser und Apotheken, an welchem die Kundschaft neben den Besorgungen des täglichen Bedarfs auch schnelle Abhilfe bei leichten gesundheitlichen Einschränkungen bekommt. Für die Behandlung in „retail clinics“ bedarf es in der Regel auch keinen Termin und die Wartezeiten sind gering.

2.2 Entwicklung und Marktsituation

Die im Jahr 2000 gegründete Firma „MinuteClinic“ leistete in den USA Pionierarbeit und etablierte sich in den 2000er Jahren zum Marktführer von „Retail Clinics“ in den USA. Für das Jahr 2007 plante das Unternehmen mit 400 Standorten von „Retail Clinics“ und erwartete eine langfristige Entwicklung von über 2500 Filialen dieser Art in den USA (Gerste, 2007). Im November 2019 wurde eine Übersicht zur Anzahl der Retail Clinics in den USA für das Jahr 2019 veröffentlicht, wonach es in den USA im Jahr 2019 insge­samt 1945 Retail Clinics gab, wobei das Unternehmen CVS Retail Pharmacy mit 1021 „retail clinics“ Marktführer war (Drug Channels Institute, 2019, zitiert nach Statista 2020). Abbildung 1 veranschaulicht die Verteilung von „retail clinics“ anhand Anbieter für das Jahr 2019.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Anzahl an „retail clinics“ nach Unternehmenszugehörigkeit im Jahr 2019 (Quelle: Fein, 2019)

In einer Studie wurde bei „retail clinics“ in den USA zwischen Januar 2007 und Dezem­ber 2009 ein Besucherzuwachs von 0,6 Besuchern pro 1000 Versicherten auf 6,5 Besu­chern pro 1000 Versicherten festgestellt, wobei das Durchschnittsalter zwischen 18 bis 44 Jahre lag und die Mehrheit weiblichen Geschlechts war (Preusker, 2012). Die neuere Marktsituation zeigt auf, dass Einzelhandelsunternehmen wie CVS mit ca. 70% den größ­ten Markanteil an „retail clincis“ innehaben (Rudavsky, Pollack & Mehrotra, 2009). Über 88% der „retail clinics“ befanden sich im Jahr 2008 innerhalb von größeren Städten im Osten der USA (Rudavsky, Pollack & Mehrotra, 2009). Ebenso wurde im Jahr 2008 fest­gestellt, dass sich „Retail Clinics“ eher in wohlhabenderen Stadtteilen angesiedelt haben, was den Zugang für die eigentliche Zielgruppe in gewissem Maße erschwert hat (Pollack & Armstrong, 2009). Unter Abbildung 2 sieht man die Anzahl an retail clinics pro US­Bundesstaat im Jahre 2016. Die Abbildung verbildlicht nochmal die Verteilung der „retail clinics“ zugunsten dem Osten der USA.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Anzahl von „retail clinics“ pro Bundesstaat (Quelle: Martsolf et.al, 2016)

Die eingangs erwähnte Erwartung von über 2500 „retail clinics“ im Rahmen einer lang­fristigen Entwicklung ist demnach also durchaus realistisch.

3 Leistungsmanagement von „retail clinics“

3.1 Strukturqualität

In nachstehender Tabelle werden drei Aspekte der Strukturqualität einer „retail clinic“ anhand der notwendigen Ressourcen beschrieben und mit einer in Deutschland ansässi­gen Arztpraxis verglichen. Im Speziellen geht es um die Ressourcen Personal, Infrastruk­tur und Finanzen.

Tabelle 2: Drei Aspekte der Strukturqualität (eigene Darstellung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

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Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Retail Clinics. Leistungsaspekte, Kunden- und Finanzmanagement sowie Übertragbarkeit in das deutsche Gesundheitswesen
Hochschule
Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement GmbH
Note
1,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
27
Katalognummer
V1163433
ISBN (eBook)
9783346575142
ISBN (Buch)
9783346575159
Sprache
Deutsch
Schlagworte
retail, clinics, leistungsaspekte, kunden-, finanzmanagement, übertragbarkeit, gesundheitswesen
Arbeit zitieren
Bernard Cui (Autor:in), 2021, Retail Clinics. Leistungsaspekte, Kunden- und Finanzmanagement sowie Übertragbarkeit in das deutsche Gesundheitswesen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1163433

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