Dienstleistungen kommt in der weltweiten Produktion eine herausragende Stellung zu. Der Anteil der durch den tertiären Sektor erwirtschafteten Leistungen betrug in den letzten Jahren beständig über 60%, wobei dieser Wert in Volkswirtschaften mit hohem Einkommen noch übertroffen wird. War in Deutschland im Jahr 1960 das Verhältnis zwischen dem primären und dem sekundären Sektor auf der einen sowie dem tertiären Sektor auf der anderen Seite beinahe ausgeglichen, entfielen im Jahr 2006 rund 70% der Bruttowertschöpfung auf diesen Bereich. Der sektorale Wandel schlägt sich auch in der Beschäftigungsstruktur nieder: Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts gerade einmal 25% aller deutschen Erwerbstätigen dem tertiären Sektor zuzurechnen waren, stieg deren Anteil nach Angaben des Statistisches Bundesamtes im Jahr 2005 auf über 72% an.
Trotz einiger Restriktionen bzgl. der Internationalisierung konnte der Dienstleistungshandel in den vergangenen Jahren erhebliche Zuwachsraten verzeichnen. So stieg allein in den 1990er Jahren das Exportvolumen um 85% an, was einer Steigerung von 6,5% p.a. entspricht. Zieht man dazu die Probleme bei der statistischen Erfassung in Betracht, die zu einer systematischen Unterschätzung des Dienstleistungshandels führen, zeigt sich die Relevanz, diesen Sektor auch international zu betrachten. Inwiefern dabei die Kennzeichnung des Herkunftslandes einen Einfluss auf die Wahrnehmung bzw. die Bewertung einer Dienstleistung hat, ist Thema der verfassten Diplomarbeit.
Neben dieser praktischen Relevanz zeigt sich die theoretische Notwendigkeit der Arbeit darin, dass trotz der über 400 veröffentlichten Artikel in Fachzeitschriften und der über 1000 durchgeführten Studien zum Thema Country of Origin bisher wenig Augenmerk auf den Bereich der Dienstleistungen gelegt wurde. So fanden bisherige Metaanalysen entweder nur wenige CoO-Studien vor, die sich explizit mit Dienstleistungen als Untersuchungsgegenstand beschäftigen oder die untersuchten Studien betrachteten ausschließlich unterstützende Dienstleistungen einzelner Konsum- bzw. Industriegüter. Die Diplomarbeit soll mit Hilfe einer qualitativen Metaanalyse dazu beitragen diese Forschungslücke zu füllen.
Neben dieser qualitativen Metaanalyse der relevanten Literatur weist die Diplomarbeit auf methodische Mängel der einzelnen Untersuchungen hin, erläutert zukünftigen Forschungsbedarf und leitet Implikationen für das operative Marketing von Dienstleistungsanbietern ab.
Inhaltsverzeichnis
- Die Bedeutung des tertiären Sektors für die Weltwirtschaft
- Das Herkunftsland von Gütern im Spiegel wissenschaftlicher Untersuchungen
- Theoretische Modellansätze zur Nutzung extrinsischer Merkmale
- Die Cue-Utilization-Theorie
- Das Country of Origin-Elaboration Likelihood Model
- Das Herkunftsland von Gütern als Einflussgröße bei der Kaufentscheidung
- Begriffsabgrenzung im wissenschaftlichen Kontext
- Das Country of Origin und der daraus abgeleitete Effekt
- Das Landesimage
- Die Wirkungsweisen der Herkunftslandinformation
- Kognitive Wirkungen
- Affektive Wirkungen
- Normative Wirkungen
- Soziodemographische Faktoren als Moderatorvariablen des Country of Origin-Effektes
- Begriffsabgrenzung im wissenschaftlichen Kontext
- Kritische Würdigung der bisherigen Untersuchungen zum Country of Origin-Effekt
- Das Relevanzproblem der Country of Origin-Forschung
- Theoretische Modellansätze zur Nutzung extrinsischer Merkmale
- Die Dienstleistung als Betrachtungsgegenstand
- Terminologische Grundlagen
- Der Dienstleistungsbegriff in der amtlichen Statistik
- Der Dienstleistungsbegriff aus betriebswirtschaftlicher Sicht
- Die potentialorientierte Betrachtung
- Die prozessorientierte Betrachtung
- Die ergebnisorientierte Betrachtung
- Die Internationalisierung von Dienstleistungen
- Formen, Motive und Ziele der Internationalisierung
- Ansätze zur Systematisierung der Internationalisierung von Dienstleistungen
- Der Ansatz nach Bhagwati
- Der Ansatz nach Samson und Snape
- Der Ansatz nach Vandermerve und Chadwick
- Terminologische Grundlagen
- Metaanalyse der relevanten Literatur
- Auswahl geeigneter Studien und Gang der Untersuchung
- Qualitative Auswertung der gewählten Studien
- Zusammenfassung der Ergebnisse und Anregungen zum weiteren Forschungsbedarf
- Implikationen für das Marketing
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung von Country-of-Origin-Effekten im Kontext von Dienstleistungen. Ziel ist es, die bisherigen Forschungsergebnisse zu diesem Thema zu analysieren und die Relevanz des Herkunftslandes für die Kaufentscheidung bei Dienstleistungen zu bewerten. Die Arbeit berücksichtigt dabei sowohl theoretische Modellansätze als auch empirische Befunde.
- Country-of-Origin-Effekte bei Dienstleistungen
- Theoretische Modellierung des Herkunftslandeffekts
- Einflussfaktoren auf die Kaufentscheidung
- Internationalisierung von Dienstleistungen
- Marketingimplikationen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Bedeutung des tertiären Sektors für die Weltwirtschaft: Dieses Kapitel legt die Grundlage der Arbeit, indem es die Bedeutung des Dienstleistungssektors für die globale Wirtschaft darlegt. Es wird die zunehmende Bedeutung von Dienstleistungen im internationalen Handel und ihre Besonderheiten im Vergleich zu Gütern beleuchtet, was für die weitere Untersuchung der Country-of-Origin-Effekte essentiell ist. Die Ausführungen bilden den Kontext für die anschließende Analyse der Herkunftslandeffekte im Dienstleistungsbereich.
Das Herkunftsland von Gütern im Spiegel wissenschaftlicher Untersuchungen: Das Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die bestehende Forschung zu Country-of-Origin-Effekten für Güter. Es werden verschiedene theoretische Modelle vorgestellt, wie die Cue-Utilization-Theorie und das Country-of-Origin-Elaboration Likelihood Model, die erklären, wie Informationen über das Herkunftsland die Kaufentscheidung beeinflussen. Die verschiedenen Wirkungsweisen (kognitiv, affektiv, normativ) des Herkunftslandes werden detailliert erläutert und mit empirischen Befunden untermauert. Der Einfluss soziodemografischer Faktoren als Moderatorvariablen wird ebenfalls berücksichtigt. Kritische Punkte der bisherigen Forschung werden aufgezeigt und das Relevanzproblem dieser Forschungsrichtung wird diskutiert.
Die Dienstleistung als Betrachtungsgegenstand: Dieses Kapitel befasst sich mit der spezifischen Charakteristik von Dienstleistungen und ihren Implikationen für die Untersuchung von Country-of-Origin-Effekten. Es werden verschiedene Definitionen des Dienstleistungsbegriffs aus unterschiedlichen Perspektiven (amtliche Statistik, Betriebswirtschaftslehre) vorgestellt und diskutiert. Besonderes Augenmerk wird auf die Internationalisierung von Dienstleistungen gelegt, wobei verschiedene Ansätze zur Systematisierung der Internationalisierungsprozesse nach Bhagwati, Samson & Snape und Vandermerve & Chadwick vorgestellt und verglichen werden. Die Unterschiede zu Gütern bezüglich der Immaterialität, Unvergänglichkeit und Unzertrennlichkeit werden detailliert beleuchtet und deren Einfluss auf den Country-of-Origin-Effekt erörtert.
Metaanalyse der relevanten Literatur: In diesem Kapitel werden die Ergebnisse einer Metaanalyse relevanter Studien zum Country-of-Origin-Effekt präsentiert. Die Auswahl der Studien, die Methodik der Analyse und die qualitativen Ergebnisse werden detailliert beschrieben. Die Zusammenfassung der Ergebnisse liefert wichtige Erkenntnisse über die Stärke und Konsistenz des Effekts sowie über Moderatorvariablen. Das Kapitel endet mit Anregungen zu weiterem Forschungsbedarf, der durch die Analyse offengelegt wurde.
Implikationen für das Marketing: Dieses Kapitel befasst sich mit den praktischen Implikationen der Forschungsergebnisse für Marketingstrategien. Es wird analysiert, wie Unternehmen die Erkenntnisse über Country-of-Origin-Effekte nutzen können, um ihre Marketingaktivitäten effektiver zu gestalten. Es werden konkrete Beispiele und Handlungsempfehlungen für Unternehmen gegeben, die Dienstleistungen international anbieten.
Schlüsselwörter
Country-of-Origin-Effekt, Dienstleistungen, Herkunftsland, Kaufentscheidung, Landesimage, Internationalisierung, Marketing, Metaanalyse, Cue-Utilization-Theorie, Elaboration Likelihood Model, Dienstleistungsmarketing.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Country-of-Origin-Effekte bei Dienstleistungen
Was ist das zentrale Thema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Bedeutung von Country-of-Origin-Effekten (Herkunftslandeffekten) im Kontext von Dienstleistungen. Sie analysiert bestehende Forschungsergebnisse und bewertet die Relevanz des Herkunftslandes für Kaufentscheidungen bei Dienstleistungen.
Welche Aspekte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit deckt ein breites Spektrum an Themen ab, darunter theoretische Modelle des Herkunftslandeffekts (z.B. Cue-Utilization-Theorie und Elaboration Likelihood Model), die Wirkungsweisen des Herkunftslandes (kognitiv, affektiv, normativ), den Einfluss soziodemografischer Faktoren, die Internationalisierung von Dienstleistungen und die daraus resultierenden Marketingimplikationen. Es wird auch die spezifische Charakteristik von Dienstleistungen im Vergleich zu Gütern berücksichtigt und eine Metaanalyse relevanter Studien durchgeführt.
Welche theoretischen Modelle werden betrachtet?
Die Arbeit untersucht verschiedene theoretische Modelle, die den Herkunftslandeffekt erklären, darunter die Cue-Utilization-Theorie und das Country-of-Origin-Elaboration Likelihood Model. Diese Modelle helfen zu verstehen, wie Informationen über das Herkunftsland die Wahrnehmung und die Kaufentscheidung beeinflussen.
Wie wird der Einfluss des Herkunftslandes auf die Kaufentscheidung beschrieben?
Der Einfluss des Herkunftslandes wird anhand seiner kognitiven, affektiven und normativen Wirkungen erläutert. Es wird untersucht, wie das Herkunftsland die Denkprozesse, Gefühle und sozialen Normen der Konsumenten beeinflusst und somit deren Kaufentscheidung prägt.
Welche Rolle spielen soziodemografische Faktoren?
Soziodemografische Faktoren werden als Moderatorvariablen des Country-of-Origin-Effekts betrachtet. Das bedeutet, dass der Einfluss des Herkunftslandes je nach demografischen Merkmalen der Konsumenten unterschiedlich stark ausfallen kann.
Wie wird die Internationalisierung von Dienstleistungen behandelt?
Die Arbeit analysiert die Internationalisierung von Dienstleistungen, einschließlich der Formen, Motive und Ziele. Verschiedene Ansätze zur Systematisierung der Internationalisierungsprozesse (Bhagwati, Samson & Snape, Vandermerve & Chadwick) werden vorgestellt und verglichen.
Was ist die Methodik der Arbeit?
Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ist eine Metaanalyse relevanter Studien zum Country-of-Origin-Effekt. Die Auswahl der Studien, die Methodik der Analyse und die qualitativen Ergebnisse werden detailliert beschrieben.
Welche Ergebnisse liefert die Metaanalyse?
Die Metaanalyse liefert Erkenntnisse über die Stärke und Konsistenz des Country-of-Origin-Effekts sowie über relevante Moderatorvariablen. Die Ergebnisse werden zusammengefasst und liefern wichtige Hinweise für zukünftige Forschung.
Welche Implikationen ergeben sich für das Marketing?
Die Arbeit liefert praktische Implikationen für Marketingstrategien. Es wird analysiert, wie Unternehmen die Erkenntnisse über Country-of-Origin-Effekte nutzen können, um ihre Marketingaktivitäten zu optimieren und konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen gegeben, die Dienstleistungen international anbieten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Die Arbeit wird durch folgende Schlüsselwörter charakterisiert: Country-of-Origin-Effekt, Dienstleistungen, Herkunftsland, Kaufentscheidung, Landesimage, Internationalisierung, Marketing, Metaanalyse, Cue-Utilization-Theorie, Elaboration Likelihood Model, Dienstleistungsmarketing.
- Arbeit zitieren
- Jörg Jüttner (Autor:in), 2008, Wirkung und Bedeutung von Country of Origin-Effekten für Dienstleistungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116377