Exegese einer neutestamentlichen Textstelle. Mk 4, 35-41 "Stillung des Sturms"


Akademische Arbeit, 2021

25 Seiten

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Textkritik

3. Übersetzung

4. Analyse der Textstruktur
Abgrenzung der Einheit
Einordnung in den Kontext
Syntaktische Analyse
Semantische Analyse
Narrative Analyse
Pragmatische Analyse

5. Semantische Analyse von Begriffen und Motiven

6. Formgeschichte

7. Literarkritik

8. Redaktionskritik

9. Theologisches Profil des Textes

Literaturverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit behandelt die Perikope Mk 4,35-411, welche von der Stillung eines Sturms durch Jesus während einer Bootsfahrt mit den Jüngern handelt, historisch-kritisch. Ziel der Arbeit ist es durch exegetische Methoden den Textabschnitt zu analysieren und zu interpretieren.

Für diese historisch-kritische Analyse der Perikope wird zunächst die sprachliche Analyse durchgeführt, indem der Text in den Kontext des Evangeliums eingeordnet wird und so der Zusammenhang zur vorherigen und späteren Handlung hergestellt wird.

In der darauffolgenden sprachlich-syntaktischen Analyse werden vor allem die Wortarten und die Grammatik der Perikope analysiert. Dies dient dazu sprachliche Besonderheiten zu erkennen und zu analysieren. Im nächsten Schritt kommt es zu einer semantischen Analyse, bei der Bedeutungen und Zusammenhänge analysiert werden.

Die narrative Analyse gibt daraufhin Aufschluss darüber, welche Handlungsstränge zu erkennen sind und in welcher Reihenfolge sich die Erzählung abspielt. So werden Abfolgen in der Geschichte deutlich.

Die pragmatische Analyse bezieht sich auf die Rolle des Lesers und soll herausfinden, mit welcher Intention der Text verfasst wurde beziehungsweise welche Kommunikationsabsicht der Text hat.

Nachdem die Analyse der Textstruktur mit diesen verschiedenen Analysen abgeschlossen ist, kommt es zu der semantischen Analyse von Begriffen und Motiven, in der ein prägnantes Motiv im Kontext der Perikope und des gesamten Evangeliums analysiert wird.

Im letzten Schritt kommt es zu Analysen der Formgeschichte, der Literarkritik, der Redaktionskritik und des theologischen Profils, welche die diachrone Analyse des Textes darstellen.

2. Textkritik

Die Textkritik in der in einer exegetischen Arbeit des neuen Testament hat den Zweck, zu untersuchen, wie sich Wortlaute verschiedener Übersetzungen unterscheiden und so auch herauszufinden, welche als ursprüngliche Übersetzung identifiziert werden kann. Da die Untersuchung von jedem Wortlaut der Perikope Mk 4,35-41 nicht in den Rahmen dieser Exegese passen würde, wird hier nur Mk 4,40 thematisiert. Die Textkritik wird dabei nach den Ausarbeitungen von Nestle und Aland durchgeführt, indem zuerst die verschiedenen Lesarten, die sich durch Textzeugen belegen lassen, dargestellt werden und dieses dann anhand textexterner und textinterner Kriterien bewertet werden.

Die erste Lesart ti ösikoi sots ouTwg; nog ouk sxsts nionv, welche von den Textzeugen Majuskel A (Codex Alexandrinus, 5.Jh.), Majuskel C (Codex Ephraemi Syri rescriptus, 5.Jh.) und Minuskel 33 (9.Jh.) häufig zitiert wurde, bedeutet in der Übersetzung: Was seid ihr so verzagt? Warum habt ihr keinen Glauben?. Sie wird außerdem geringfügig abgeändert in der altlateinischen Überstezung f (6.Jh.), der syrischen Übersetzung sy (7.Jh.) und dem Mehrheitstext unter dem Siegel M zitiert2.

Die zweite Lesart Ti ösikoi sots ouTwg sxsts nioTiv, welche von den Textzeugen Majuskel W (Codex Freerianus, 5.Jh.) und leicht abgeändert von den altlateinischen Übersetzungen e (5.Jh.) und q (6.Jh.) zitiert wurde, bedeutet in der Übersetzung: Was seid ihr verzagt, auf diese Weise habt ihr Glauben?3.

Die dritte Lesart ti ouicig ösikoi sots; ounwg sxsts nionv wird von Textzeugen Papyrus P (3.Jh.), welche allerdings nicht mehr eindeutig zu lesen ist, Minuskel f (13.Jh.) und der Minuskel 2542 (13. Jh.) belegt und bedeutet in der Übersetzung: Was seid ihr so verzagt? Habt ihr noch keinen Glauben?4.

Die letzet Lesart ti ösikoi sots; ounwg sxsts nioTiv bedeutet in der Übersetzung: Was seid ihr so verzagt, habt ihr noch keinen Glauben?. Sie wird in Majuskel A (Codex Sinaiticus, 4.Jh.), Majuskel B (Codex Vaticanus, 4.Jh.), Majuskel L 019 (Codex Regius, 8.Jh.), Majuskel D (Codex Sangallensis, 9.Jh.), Majuskel Q (Codex Coridethianus, 9.Jh), Minuskel 565 (9.Jh.), Minuskel 579 (8.Jh.), welche etwas von der ursprünglichen Lesart abweicht, Minuskel 700 (11.Jh.) und Minuskel 892 (9.Jh.) zitiert5.

Zur Bewertung der Lesarten werden zunächst textexterne Kriterien, die sich auf Alter und Qualität der Handschriften beziehen, untersucht. Die dritte Lesart stellt mit dem Textzeugen Papyrus P aus dem 3. Jahrhundert die älteste Lesart dar. Allerdings ist sie beschädigt und nicht mehr eindeutig zu lesen. Somit werden die Majuskel A und die Majuskel B aufgrund ihres Alters und ihrer guten Qualität als hochwertigste Textzeugen bewertet.

Im zweiten Schritt der Bewertung werden textinterne Kriterien bewertet, die sich mit dem Inhalt von Mk 4,40 beschäftigen. Hier wird davon ausgegangen, dass die kürzere und kompliziertere Lesart meist die Ursprüngliche darstellt. Zwar stellt die zweite Lesart die kürzeste dar, jedoch enthält sie einen Grammatikfehler, wodurch darauf geschlossen werden kann, dass die erste Lesart als Vorlage für sie galt.

3. Übersetzung

Für die Exegese von Mk 4,35-41 wird die Übersetzung der Elbefelder verwendet.

35 Und an jenem Tag sagt er zu ihnen, als es Abend geworden war: Lasst uns zum jenseitigen Ufer übersetzen!

36 Und sie entließen die Volksmenge und nehmen ihn im Boot mit, wie er war. Und andere Boote waren bei ihm.

37 Und es erhebt sich ein heftiger Sturmwind, und die Wellen schlugen in das Boot, sodass das Boot sich schon füllte.

38 Und er war hinten im Boot und schlief auf dem Kopfkissen; und sie

wecken ihn auf und sprechen zu ihm: Lehrer, kümmert es dich nicht, dass wir umkommen?

39 Und er wachte auf, bedrohte den Wind und sprach zu dem See:

Schweig, verstumme! Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille.

40 Und er sprach zu ihnen: Warum seid ihr furchtsam? Habt ihr noch

keine Glauben?

41 Und sie fürchteten sich mit großer Furcht und sprachen zueinander:

Wer ist denn dieser, dass auch der Wind und der See ihm gehorchen?

4. Analyse der Textstruktur

Die Analyse der Textstruktur gliedert sich wie bereits beschrieben in die Abgrenzung der Einheit vom Kontext, der Einordnung in den Kontext, der Syntaktischen Analyse, der Semantischen Analyse, der Narrativen Analyse und der Pragmatischen Analyse.

Abgrenzung der Einheit

Die Perikope Mk 4,35-41 ist zwar eng mit der vorausgegangenen Handlung verbunden, lässt sich aber dennoch relativ klar durch einen Personenwechsel und einen Ortswechsel eindeutig von diesem und dem darauffolgenden Text abgrenzen.

Während Jesus in Mk 4,1-34 immer in Kombination mit der Volksmenge und seinen Jüngern handelt, verlassen sie in Mk 4,35-41 diese Volksmenge und Jesus ist nur mit den Jüngern auf dem Boot. Dies wird vor allem in V. 36 deutlich. Nach dieser Perikope begibt sich Jesus zwar nicht direkt in eine Menschenmenge, trifft aber wieder auf einen unbekannten Menschen und ist nicht nur in Begleitung seiner Jünger, wodurch auch wieder eine Abgrenzung zum nächsten Text stattfindet.

Außerdem ist mit diesem Personenwechsel auch gleichzeitig ein Ortswechsel verbunden, da sich Jesus nur in diesem Abschnitt auf einem Boot befindet. Im vorherigen Textabschnitt befindet sich Jesus mit seinen Apostel in Kafarnaum und im darauffolgenden Textabschnitte auf der gegenüberliegenden Seite des Meeres von Kafarnaum. Die ausgewählte stellt also die Reise auf dem Meer dar und ist somit klar abgegrenzt.

Es findet allerdings kein Zeitwechsel statt, da Jesus mit den Aposteln am gleichen Tag, an dem die vorangegangene Geschichte erzählt wird, auf das Boot geht und die darauffolgende Geschichte auch an dem Tag passiert, an dem die Perikope Mk 4,35-41 endet und er das Boot verlässt.

Einordnung in den Kontext

Das Markusevangelium lässt sich durch die verschiedenen Ortswechsel grob in fünf Teile gliedern6. Im ersten Teil Mk 1,1-13, der sich in der Wüste abspielt, lässt sich Jesus von Johannes taufen. Im zweiten Teil Mk 1,16-8,27 befindet sich Jesus den Ufern des Meeres von Galiläa. Es wird von unterschiedlichen Bootsfahrten und Landreisen erzählt, bei denen Jesus Menschen zur Heilung ihrer Krankheiten verhilft. Im dritten Teil Mk 8,27-10,45 ist Jesus nicht an einem festen Ort, sondern bestreitet eine Reise vom Norden Israels nach Jerusalem. Dort zwischen Berg und Tempel Jerusalems spielt auch der vierte Teil Mk 11,1-15,39, in dem Jesus zum Tode verurteilt wird. Im letzten Teil Mk 15,42-16,8, der im Grabmal spielt, wird Jesus unter Zeugen aufgrund seines Todesurteil beigesetzt. Allerdings wird im Nachhinein kein Leichnam gefunden, sondern es erscheint ein Auferstandener.

Der vorhergehende Abschnitt zur Perikope Mk 4,35-41 erzählt von dem Gleichnis vom Senfkorn Mk 30-34, in dem Jesus das Reich Gottes mit einem Senfkorn vergleicht, um zu verdeutlichen, dass dieses zwar bei der Saat klein ist, mit der Zeit aber zu einem Baum heranwachse, der jede andere Pflanze überdeckt.

[...]


1 Elberfelder Bibel, Taschenausgabe 2020, 1228 (im Folgenden werden Verse zitiert, die nicht mehr als Fußnote angegeben werden)

2 vgl. Nestle/Aland: Novum testamentum Graece, 118

3 vgl. ebd.

4 vgl. ebd.

5 vgl. ebd.

6 vgl. Ebner/Schreiber: Einleitung in das NT, 158f.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Exegese einer neutestamentlichen Textstelle. Mk 4, 35-41 "Stillung des Sturms"
Hochschule
Universität zu Köln
Jahr
2021
Seiten
25
Katalognummer
V1164619
ISBN (eBook)
9783346569998
ISBN (Buch)
9783346570000
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Exegese, Neues Testament
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Exegese einer neutestamentlichen Textstelle. Mk 4, 35-41 "Stillung des Sturms", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1164619

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